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Wie heißt es so schön: Der Hund denkt: „Sie lieben mich, sie füttern mich, sie kümmern sich um mich.
Sie müssen Götter sein!“
Die Katze denkt: „Sie lieben mich, sie füttern mich, sie kümmern sich um mich.
Ich muss eine Göttin sein!“

Nun, dieser Gedanke ist bzw. war gar nicht einmal so abwegig, allerdings ist das schon ziemlich lange her. Wir sprechen von der Zeit, als im alten Ägypten die Katzengöttin Bastet für lange Zeit eine der populärsten Volksgöttinnen war, die über 15 Jahrhunderte lang verehrt wurde. Eine ihrer Aufgaben lag darin, des Nachts die Sonne zu bewachen und die Todfeindin dieser, die Schlange der Finsternis zu bekämpfen. In der Sage verschmilzt die Bastet auch mit der Uräusschlange und besiegt den Feind des Re, Apophis.

Bastet wird in frühen Texten noch als Löwin dargestellt und soll aus ihrem finsteren Pendant, der Löwin Sachmet entstanden sein. In einigen Schriften findet man die Beiden auch in einer einzigen Gottheit vereint, wobei die Sachmet die zornigen Eigenschaften und die Bastet die ruhige und sanfte Seite der Göttin darstellt. Sie wird oft als sitzende Katze oder Frau mit Katzen- oder Löwenkopf abgebildet und gilt als Mutter des ägyptischen Löwengottes Mahes. In anderen Überlieferungen wird sie auch als Mutter des Anubis und als Tochter von Nefertem oder Atum genannt. Später wird die ägyptische Göttin in den Isiskult aufgenommen und als Seele dieser beschrieben.

Verehrt wird die Bastet als Katzengöttin seit ca. 3050 v. Chr. und gilt seither als die Göttin der Fruchtbarkeit, der Liebe, der Stärke und des Guten, als Beschützerin der Schwangeren, aber auch als Göttin der Freude, der Musik, des Tanzes und der Feste. So ist es nicht verwunderlich, dass zu ihrem jährlichen Fest im Frühjahr teilweise über eine halbe Million Menschen zusammenkamen, um über Tage mit Musik, Tanz und allerhand rauschenden Getränken, vornehmlich Wein, zu Ehren der Göttin zu feiern. Besonders die Frauen sollen sehr ausgelassen gefeiert haben. Das Bastet-Fest, das bis zu seinem Verbot im Jahr 390 n. Chr. gefeiert wurde, war auch unter dem Namen „Das schöne Fest der Trunkenheit“ bekannt. ;-)

Die Popularität der Katzengöttin verbreitete sich damals von Bubatis und Memphis im alten Reich bis über ganz Ägypten, wobei der Bastetkult während der griechisch-römischen Zeit seinen Höhepunkt erreichte. In ihrer „Hauptstadt“ Bubastis wurde der Tochter des Sonnengottes Re sogar um das Jahr 2500 v. Chr. ein eigener Tempel errichtet. Dieser bestand aus roten Granitblöcken, die im Quadrat angeordnet waren. Kanäle liefen um das Bauwerk herum, die Wasser des Nils führten. In Bubastis befand sich auch ein riesiger Katzenfriedhof, genauso wie in Bubasteion. Auch wurden dort zahlreiche Katzenfiguren aus Bronze gefunden.

Für die Katze, die im Mittleren Ägypten zum heiligen Tier der Bastet erklärt wurde, war die Verehrung der Göttin nur bedingt von Vorteil. Denn die Tiere dienten als Opfergaben. So wurden sie von den Priestern der Bastet aufgezogen und gegen Bezahlung konnten eine oder auch mehrere Katzen ausgewählt werden, die von Priestern getötet und anschließend mumifiziert wurden.

Je nach Höhe der Bezahlung wurde dem Käufer dann eine größere oder kleinere Mumie überreicht. Diese konnte anschließend in eine speziell für die Katzenopferung gedachte Grabkammer gelegt werden. Allerdings ergaben wissenschaftliche Untersuchungen, dass etwa ein Viertel der im Tal der Könige gefundenen Katzenmumien entweder komplett leer waren oder nur einige Katzenknochen enthielten. Ob die Priester die Käufer betrogen oder ihnen schlichtweg die Katzen ausgingen, ist nicht bekannt.