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Nachdem wir uns beim letzten Mal mit dem Energiestoffwechsel der Katze beschäftigt haben, wenden wir uns heute dem Proteinstoffwechsel unserer Stubentiger zu.

Dieser ist insbesondere von großer Bedeutung, da der Proteinbedarf der Katze insbesondere im Wachstum, aber auch im Erwachsenenalter sehr hoch ist.

So liegt dieser bei Katzenwelpen im Wachstum bei 29 %, bei erwachsenen bei 19 %.

Sieht man sich dagegen beispielsweise den Proteinbedarf des Hundes an, kommen Kitten auf einen um 50 % höheren Proteinbedarf, bei erwachsenen Katzen ist der Proteinbedarf doppelt so hoch wie beim Hund.

Woran liegt das?

Bei Katzen sind bestimmte Leberenzyme, genauer gesagt Transaminasen und Desaminasen, sehr aktiv. Diese spalten die Aminogruppe der Aminosäure ab, woraus wiederum Ketosäure entsteht, die die Katze als Energielieferant oder zur Glukosebildung nutzt. Die Aktivität dieser Enzyme wird auch bei der Gabe von proteinarmer Nahrung nicht zurückgefahren, wie es bei Alles- und Pflanzenfressern in der Regel der Fall ist.

Dies liegt wahrscheinlich daran, dass bei der Katze, die sich schon seit Urzeiten rein von tierischen Bestandteilen ernährt, im Zuge der Evolution nie die Notwendigkeit bestand, sich an eine proteinarme Ernährung anzupassen.

Somit sind diese Enzymsysteme ständig aktiv und verstoffwechseln durchgehend eine bestimmte Menge des Nahrungsproteins zur Energiegewinnung. Im Gegensatz zu Alles- und Pflanzenfressern scheinen auch bei der Katze die Enzyme der Glukogenese in der Leber ständig aktiv zu sein und die Katze besitzt darüber hinaus auch einen alternativen Stoffwechselweg zur Bildung von Glukose, der für Fleischfresser typisch ist. Dieser Stoffwechselvorgang basiert auf Serin, einer nicht-essenziellen Aminosäure, die in hoher Konzentration in Muskelgewebe, Milch und Eiern vorkommt.

Darüber hinaus sind im Hinblick auf den Proteinstoffwechsel der Katze die vier essenziellen Aminosäuren Arginin, Taurin, Methionin und Cystin zu nennen. Eine Ernährung, bei der ein Mangel an diesen Aminosäuren besteht, kann für die Katze schwerwiegende Folgen haben.

Arginin

Im Gegensatz zu anderen Lebewesen, wie zum Beispiel Hunden, ist die Katze nicht in der Lage ihren Proteinstoffwechsel an eine mangelnde Zufuhr von Arginin anzupassen. Das liegt darin begründet, dass sich Katzen im Laufe ihrer Entwicklung, rein auf die Aufnahme von proteinreichem und damit argininhaltigem, tierischen Gewebe spezialisiert haben und somit keine Notwendigkeit bestand, den Proteinstoffwechsel in dieser Weise anzupassen.

Bei Gabe von argininfreiem Futters kann es innerhalb einer Stunde zu einem krankhaft erhöhten Ammoniakgehalt im Blut kommen, gefolgt von den schweren Symptomen einer Ammoniakvergiftung , die innerhalb von zwei bis fünf Stunden zum Tod führen kann. Bei Aufnahme von Mahlzeiten mit ungenügendem Arginingehalt wird durch die hochaktiven katabolen Enzyme in der Leber Ammoniak produziert, das ohne Arginin nicht in Harnstoff umgewandelt werden kann. Dadurch kommt es zu genannter Ammoniakvergiftung.

Zur Beruhigung, ein Argininmangel mit diesen Auswirkungen ist bei normaler Fütterung sehr selten. Die genannten Erkenntnisse stammen aus experimentellen Fütterversuchen (Tierversuchen), bei denen gezielt ein Argininmangel erzeugt wurde. (Was von diesen zu halten ist, ist wieder eine ganz andere Baustelle).

Im Katzenhaushalt ergibt sich die Gefahr eines Argininmangels bei normaler Fütterung unter Umständen durch Futterverweigerung (Appetitlosigkeit). Da Katzen Arginin nicht durch Ornithin und Zitrullin synthetisieren können, muss dieses, wenn es nicht über die Nahrung zugeführt wird, durch starken Muskelabbau gewonnen werden, was wiederum eine vermehrte Anflutung von Ammoniak zur Folge hat. Durch den entstehenden Teufelskreis wird die Futterverweigerung noch erhöht. Ein Argininmangel ist auch mit für die Entstehung des Fettlebersyndroms (Leberlipidose) verantwortlich, das sich häufig bei übergewichtigen Katzen einstellt, wenn diese für einige Tage fasten bzw. auf eine Nulldiät gesetzt werden.

Taurin

Taurin ist für Katzen essenziell, da diese Gallensäure zur Salzbildung nur über Taurin und nicht wie andere Tiere über Glyzin erzeugen können. Da so ständig Taurin verlorengeht, muss es über die Nahrung wieder zugeführt werden. Viele weitere Informationen dazu findet ihr in unserer Artikelserie Rund ums Taurin.

Methionin und Cystin

Bei den Aminosäuren Methionin und Cystin handelt es sich um schwefelhaltige Aminosäuren, deren Zufuhr die Katze in größerem Umfang benötigt, als andere Tierarten. Hier ist ganz interessant zu wissen, dass der Methioninbedarf, wenn nötig, bis zur Hälfte durch Cystin ersetzt werden kann.

Beide Aminosäuren finden sich in tierischem Gewebe in großer Menge, bei Futter auf pflanzlicher Basis (ohne künstliche Zusätze) kommt es zwangsläufig zu einer Mangelernährung, die sich in Wachstumsstörungen oder auch einer Schorfbildung am Übergang von Mund zu Nase äußern kann.

Bei Katzenwelpen ist ein hoher Anteil an tierischem Protein daher noch ein bisschen wichtiger, als bei erwachsenen Katzen und sollte bei mindestens 19 % liegen, um den Bedarf zu decken. Andernfalls müsste dem Futter Methionin in Form von künstlichem DL-Methionin zugesetzt werden.

Merke:
Findet ihr auf der Zusammensetzung eines Fertigfutters (häufig bei Trockenfutter) den Zusatz DL-Methionin könnt ihr davon ausgehen, dass der Anteil an tierischem Gewebe in diesem Futter sehr gering ist.

Warum der Methionin- und Cystinbedar der Katze so hoch ist, ist nach meinem aktuellen Kenntnisstand noch nicht endgültig geklärt, auch wenn es einige Theorien dazu gibt.

(Bild: (c) Gabriela Prokop / pixelio.de)