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Munchkins, die Katzen mit den Dackelbeinen, sind hier in Deutschland bisher noch sehr selten anzutreffen. Viele Katzenhalter sehen die Munchkin als Qualzucht und würden ein Verbot der Zucht gutheißen. Halter der Katzen und auch manche Tierärzte sind jedoch der Meinung, die Munchkin hätte durch die kürzeren Beine keine besonderen gesundheitlichen Probleme zu erwarten, wie es zum Beispiel bei Dackeln (also Hunden mit ähnlichem Körperbau) häufig der Fall ist.

Der Name der Dackelkatzen stammt übrigens von den kleinen Leuten im „Zauberer von Oz“.

Entstehung der Munchkin

Munchkins entstanden ursprünglich nicht durch menschlichen Eingriff, sondern als Laune der Natur. So wurden bereits vor dem zweiten Weltkrieg in Deutschland, Großbritannien und Stalingrad Katzen mit kurzen Beinen gesehen, die, ähnlich Kaninchen, auf den Hinterpfoten sitzend, Ausschau hielten. 1944 berichtete der britische Tierarzt Dr. H. E. Williams Jones über Munchkins in freier Wildbahn, deren Bewegungen mit Frettchen vergleichbar waren.

Ursache für den disproportionierten Zwergenwuchs (Chondrodysplasie) ist eine Erbkrankheit, die (wahrscheinlich) auf einem autosomal-dominanten Erbgang beruht, d. h. vereinfacht gesagt, dass bereits ein Träger ausreicht, um Jungtiere mit kurzen Beinen zu erhalten. Im DocCheck Flexikon ist das noch besser erklärt.

Die Chondrodysplasie, die übrigens auch bei kurzbeinigen Hunden wie Dackel oder Welsh Corgi greift, sorgt für ein vermindertes Längenwachstum der langen Röhrenknochen, wodurch es zu einer deutlichen Verkürzung der Gliedmaßen kommt.

Beginn der Munchkin-Zucht

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs hörte man lange Zeit nichts mehr von der Munchkin, bis diese schließlich in den 80er Jahren von Sandra Hochenedel in Louisiana wiederentdeckt wurde, die Blackberry und Blueberry fand, zwei trächtige Katzen mit kurzen Beinen, die dieses Merkmal auch teilweise an ihre Jungen weitervererbten. Blackberry ist die Stammmutter der heutigen Munchkins, hierzulande auch unter dem Namen Dackelkatzen bekannt.

Frau Hochenedel gab eines der kurzbeinigen Kitten, Toulouse, an Kay LaFrance in Monroe, Louisiana, wo sich durch dieses Kitten langsam aber sicher eine Munchkin-Population bildete.

Züchter wurden auf die kurzbeinigen Katzen erstmals 1991 während einer TICA-Ausstellung in den Madison Square Gardens aufmerksam. Bis zur Anerkennung durch die TICA dauerte es jedoch noch bis 1995. Als Folge trat Mitglied Katherine Crawford, die 10 Jahre als Richterin für die TICA tätig war, von ihrem Amt zurück. Neben der TICA erkennen nur noch das South Africa Cat Council in Südafrika, die Waratah National Cat Alliance in Australien, The American Association of Cat Enthusiasts, die United Feline Organization (UK) und Catz Incorporated in Neuseeland die Munchkin als Rasse an.

In den USA gab es 1998, laut Laurie Bobskill, Züchterin und Präsidentin der International Munchkin Cat Society, 19 einzelne Munchkin-Linien, die nicht von Blackberry abstammen. Den TICA-Championstatus erreichte die Munchkin im Jahr 2003.

Nach Europa kamen die Munchkins über einen englischen Katzenliebhaber.

Aussehen und Besonderheiten der Munchkin

Munchkins sind mittelgroße Katzen mit keilförmigem Kopf, die Ohren sind groß und stehen aufrecht. Die Katze besitzt große, ausdrucksvolle, walnussförmige Augen, die leicht schräg gestellt sind. Beim Fell und bei den Augen sind alle Farben erlaubt. Der Schwanz ist mittellang und an der Spitze leicht abgerundet.

Hauptmerkmal der Munchkin Cat sind jedoch natürlich die kurzen Beine, die muskulös sein sollen. Unter- und Oberbeine müssen an den Vorderbeinen gleich lang sein, wobei die Hinterbeine häufig länger als die Vorderbeine sind.

Dackelkatzen erreichen ein Gewicht von 3 bis 4 Kilogramm (Kater) und 2,5 bis 3,5 Kilogramm (Katze).

Verhalten der Munchkin Cat

Munchkins gelten als gesellige, lebhafte, verspielte Katzen, die sehr liebesbedürftig und teilweise auch sehr gesprächig sind. Es heißt, Munchkins können sich schneller im Kreis drehen als alle anderen Katzen und sind in der Lage rückwärts zu laufen.

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Munchkin in der Kritik

Die Chondrodysplasie, die für die Kurzbeinigkeit der Munchkins verantwortlich ist, ist eine Erbkrankheit, die zu einer Störung der Knorpelbildung führt; die Epiphysenfuge wird verfrüht verknöchert, wodurch wiederum das Längenwachstum der Extremitäten eingeschränkt wird.
Vermutlich kommt es zu einer hormonellen Fehlsteuerung des Calcium-Phosphor-Stoffwechsels.

Neben der Tatsache, dass man eine Erbkrankheit, die gesundheitliche Einschränkungen nach sich ziehen kann, als Rassemerkmal ansieht, führen Kritiker auch häufig an, dass es den Katzen mit den kurzen Beinen an Beweglichkeit, Anmut und Eleganz fehlt und sie sich nicht so bewegen können, wie eine Katze mit normalen Beinen. Dazu kommt, dass sich die Katzen (insbesondere manche Kreuzungen) oft nicht ausreichend selbst pflegen können.

Fürsprecher der Munchkin

Neben den Kritikern gibt es natürlich auch einige Fürsprecher der Katzen, die Vorteile der Munchkin anpreisen. So findet man auf diversen (meist amerikanischen) Züchterseiten Vorteile, wie etwa, die Katze könne nicht auf die Küchenanrichte oder Tische springen und nicht die Gardinen ruinieren. Außerdem sollen Munchkins perfekt für kleine Wohnungen geeignet sein.

Vorteile für die Munchkin selbst? Nun es heißt, sie kann besser unter dem Bett Dingen nachjagen…

Mögliche gesundheitliche Probleme

Die Munchkin ist noch eine sehr junge Rasse, so dass es kaum gesicherte Erkenntnisse gibt, was die Auswirkung der kurzen Beine auf die Gesundheit der Tiere angeht.

Es ist aber grundsätzlich so, dass Katzen, die an einer Chondrodysplasie leiden, ein höheres Risiko haben, eine frühzeitige Fehlbildung der Zwischenwirbelscheiben zu erleiden, was wiederum zu einem Bandscheibenvorfall führen kann. Auch ein erhöhtes Arthroserisiko durch die Belastung eines normalen Katzenkörpers auf verkürzten Beinen ist möglich. Eine erhöhte Neigung zu Lordose (Krümmung der Wirbelsäule) und Pectus excavatum (angeborene Trichterbrust) ist festzustellen, wenn auch noch nicht abschließend bewiesen.

Die Studie von Dr. Solveig Pflueger (Genetikerin am Baystate Medical Center) und David Biller (Veterinärradiologe an der Ohio State University School of Veterinary Medicine) ergab zwar, dass es sich bei den Munchkins um „gesunde, glückliche Katzen“ handelt, jedoch muss man immer sehen, dass es sich hier um eine sehr junge Katzenrasse handelt und viele Probleme einfach noch nicht abgesehen werden können.

Auch der Trend zu Tieren mit immer kürzeren Beinen, den so genannten „Rug Huggers“ zum Beispiel, wird wohl seinen Teil dazu beitragen.

Bei Munchkins kommen auch Merkmale wie nach innen gedrehte Sprunggelenke, ein übermäßig gedrungener oder in die Länge gezogener Körper, nach innen oder außen stehende Pfoten und gekrümmte Beine vor (X-Beine/O-Beine).

Kreuzungen aus Munchkin und anderen Katzenrassen

Da Munchkins nicht reinerbig verpaart werden können (genaueres dazu im nächsten Punkt) werden die Tiere mit verschiedenen Katzenrassen gekreuzt. Neben der EKH scheinen das (mein Eindruck) vor allem Rassen zu sein, die ebenfalls in der Kritik stehen. So gibt es zum Beispiel eine Kreuzung mit Persern, die Napoleon, eine Kreuzung mit der Sphynx, die Minskin, und eine Kreuzung mit der lockigen La Perm, die Skookum. Auch Kreuzungen mit Katzen der Rasse Scottish Fold sieht man häufig. Die Kreuzung mit Bengalen nennt sich übrigens Genetta.

Probleme bei der Zucht

Munchkins können nicht homozygot (reinerbig) verpaart werden, da Tiere, die zwei Kopien des Munchkin-Gens tragen, nicht lebensfähig sind und bereits im Mutterleib sterben. Nur heterozygote (mischerbige) Munchkins sind lebensfähig und können die Kurzbeinigkeit weitergeben.

Verpaart man zwei mischerbige Munchkins miteinander, sind, statistisch gesehen, 25 % der Kitten langbeinig (non-standard), 50 % kurzbeinig (standard) und 25 % nicht lebensfähig, da homozygot. Bei der Verpaarung einer kurzbeinigen Munchkin mit einer langbeinigen oder einer normalen Katze fallen statistisch gesehen 50 % Munchkins und 50 % normale Katzen. Das Kurzbein-Gen ist dominant, so dass bei einer Verpaarung mit einer mischerbigen Munchkin immer auch kurzbeinige Nachkommen zustandekommen.

Fazit

Ich habe noch keine Munchkin live gesehen und kann mir deshalb auch noch keine abschließende Meinung bilden, was die möglichen Beeinträchtigungen der Tiere angeht. Allerdings finde ich die Tatsache, dass hier ein Rassemerkmal auf einer Erbkrankheit aufgebaut wird und Tiere mit immer kürzeren Beinen gezüchtet werden, schon sehr fragwürdig.

Munchkins sind sicherlich sehr liebenswerte Tiere, sind ja schließlich Katzen, und ich würde auch gewiss keiner Katze mein Herz verschließen, nur weil sie kurze Beine hat. Aber muss man eine solche Laune der Natur denn wirklich vermehren, ohne ausschließen zu können, dass das Ganze nicht doch gesundheitliche Schäden nach sich zieht und in dem Wissen, dass reinerbige Tiere gar nicht lebensfähig wären, nur weil Mensch es kann?

Es sollte auch zu denken geben, dass kurzbeinige Katzen im Laufe der Zeit zwar immer wieder auch in freier Wildbahn auftauchten, aber auch mit der Zeit wieder verschwanden. Von dieser Züchtung und so einigen anderen profitiert in meinen Augen einmal wieder nur der Mensch, der etwas Besonderes im Haus hat, der eventuell seine Wohnung schützen kann und kurzbeinige Katzen so drollig findet. Sollte nicht eigentlich das Wohl der Katzen im Vordergrund stehen?