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Eines der Dinge, die auch viele Katzenfreunde wissen, die sich noch nie mit Genetik beschäftigt haben, ist, dass Glückskatzen immer weiblich sind. Doch ist das wirklich so?

Nein, denn es gibt durchaus auch Kater mit der Fellfarbe Schwarz/Rot (tortie) oder mit der Fellfarbe Schwarz/Rot/Weiß (tricolor). Allerdings sind diese recht selten.

Wie entstehen Kater in Schwarz und Rot?

Grundsätzlich gibt es bei der Hauskatze nur die Grundfarben Rot und Schwarz. Die Farbe wird immer auf dem X-Chromosom vererbt. Da weibliche Katzen (wie beim Menschen auch) zwei X-Chromosomen tragen, können sie auch zwei Grundfarben aufweisen, also Rot/Schwarz (tortie) gemustert sein.

Männliche Tiere tragen sowohl ein X als auch ein Y-Chromosom. Hier kann über das einzige X-Chromosom nur eine einzige Grundfarbe vererbt werden, d. h. die Tiere wären entweder Schwarz oder Rot. So der Normalfall.

Ein Kater kann also nur dann beide Grundfarben aufweisen, wenn er auch zwei X-Chromosomen trägt. Das kommt vor, wenn bei der Zellteilung ein Fehler passiert und entweder die Samenzelle beide Chromosomen behalten hat und somit XY trägt oder die Eizelle mit einem doppelten X-Chromosom ausgestattet ist. Tortie-Kater tragen also immer ein Chromosom zuviel (XXY statt XY). Dieses Phänomen ist beim Menschen als „Kinefelter Syndrom“ bekannt. Eine weitere Ursache für das Vorkommen von beiden Grundfarben bei Katern können „XX-Männchen“ sein, also Katzen, die trotz zwei X-Chromosomen männlich sind. Eine Instabilität des Farballels bei Katern mit normalen XY-Chromosomen ist ebenso möglich. Auch genetische Mosaike aus XX und XY-Chromosomen können vorkommen.

Kater, die beide Grundfarben aufweisen leiden also immer an einer Chromosomenanomalie.

Die weiße Farbe (z. B. bei Katzen in tricolor) wird übrigens nicht vom X-Chromosom kontrolliert, sondern folgt anderen Gesetzen. Verantwortlich für die Weißfärbung bei dreifarbigen Katzen (und auch bei „Kuhkatzen“) ist die so genannte Piebald-Scheckung.

Sind Kater mit beiden Grundfarben immer unfruchtbar?

Viele Quellen besagen, dass Kater mit zwei Grundfarben bzw. in tricolor immer unfruchtbar wären. Andere gehen von 80 Prozent aus. Fakt ist, es gibt definitiv Kater mit beiden Grundfarben (auch mit Weiß), die bereits erfolgreich Nachkommen gezeugt haben und auch Bekanntheit als Deckkater erlangt haben. Ein sehr populäres Beispiel ist der Kater Varsha von der niederländischen Cattery Dar es Salaam. Auf der Seite birma.ch berichtet eine Züchterin ebenfalls über Tortie-Kater, die bereits erfolgreich Nachkommen gezeugt haben.

Haben die Kater aufgrund ihrer Chromosomenanomalie gesundheitliche Einschränkungen?

Es kommt vor, dass Kater mit dieser Anomalie überproportionale Gliedmaßen, also sehr lange Beine haben. Einige sind unfruchtbar. Ein Ansatz ist, dass die Testosteronproduktion der Tiere eingeschränkt ist und diese daher oft kleinere Hoden und eine sehr viel niedrigere Anzahl aktiver Spermien besitzen, als „normale“ Kater. Oft ähnelt das Gemüt der Kater kastrierten Tieren, die kein so großes Interesse am anderen Geschlecht zeigen. Nachwuchs zeugen können sie jedoch auch mit wenigen aktiven Spermien. Auch sonst sind die Kater nette Hausgenossen, ohne Behinderung und mit ganz normaler Lebenserwartung.

(Bild: (c) Mohawk369 / pixelio.de )