Bei vielen Katzenliebhaber, die mit dem Gedanken spielen, eine oder mehrere Katzen in ihr Leben zu lassen, steht die Fragen nach dem „Woher“ mit an erster Stelle. Artikel über die Vor- und Nachteile, die die einzelnen „Bezugsquellen“ so haben, gibt es schon massenweise im Netz. Daher möchte ich hier im Rahmen einer kleinen Interviewreihe Menschen zu Wort kommen lassen, die den einen oder anderen Weg gegangen sind. Den Beginn machen heute drei Katzenhalter/innen, die sich dafür entschieden haben, Katzen vom Züchter ein neues Zuhause zu geben und sich netterweise bereiterklärt haben, mir ein paar neugierige Fragen zu beantworten.

Haustiger: Ihr habt euch dafür entschieden, Katzen vom Züchter in euer Leben zu lassen. Gab es dafür einen bestimmten Grund?

Heike: Ich wollte nie eine Rassekatze haben. Bis auf die Siamesen und Perser kannte ich auch keine, bis sich meine Schwägerin für Thai-Katzen interessierte und Katzenausstellungen und Züchter besuchte.

Und da erwischte auch mich die Faszination „Rassekatze“. Aber noch wohnte bei mir meine alte Katze „Minka“, der ich keine jungen Katzen „antun“ wollte. 
Nach ihren Tod wusste ich nicht so recht was ich machen sollte – zwei Katzen aus dem Tierheim nehmen oder sollte ich doch zum Züchter gehen und mir einen Traum erfüllen?

Die Entscheidung fiel als ich auf der Homepage der Züchterin sie erblickte – eine wunderschöne kleine Dame in blue-tabby. Ich war sofort hin und weg.

Lena: Ja. Ich liebe Katzen sehr, konnte aber wegen der Allergie meines Mannes keine halten. Als ich eines Tages über eine Fernsehsendung erfuhr, dass es eine Katzenrasse gibt, auf die viele Allergiker nicht reagieren, forschte ich natürlich sofort nach.

August: Ja, mein Lebensgefährte hatte schon eine Katze von einem Züchter und hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

Haustiger: Für welche Rasse habt ihr euch entschieden?

Heike: Maine Coon (Anm. d. Red.: Viele Bilder von Artos, Heikes anderen 4 Coonies und jede Menge tolle Tierbilder findet ihr unter pashieno.de)

Bild: Maine Coon Artos von Heike / pashieno.de

Lena: Allergiebedingt – aber nicht nur – für die Sibirische Katze.

August: Siamesen.

Haustiger: Warum gerade diese Katzen? Was fasziniert euch an dieser Rasse?

Heike: Natürlich auf dem ersten Blick ihr Aussehen. Das schöne Fell, die Halskrause, das kantige Gesicht und auch ihre Größe Viel wichtiger ist mir jedoch der Charakter dieser Katzen – ihre Unkompliziertheit und das sanfte Wesen.

Lena: Sie sind mit ihrem halblangen, weichen Fell wunderschön und edel, gleichzeitig extrem pflegeleicht; und ihr Charakter ist einfach zum Verlieben! Sie sind einerseits anhänglich und verschmust und sehr treu, andererseits aber leben sie auch die katzentypische unabhängige Seite aus. Sie sind herrlich verspielt und eine Naturrasse, die nicht verzüchtet und auch mit keinen anderen Rassen gekreuzt wird und deshalb als gesund und robust gilt.

August: Durch positive Erfahrungen durch meinen Lebensgefährten. Für mich war es der Erstkontakt mit Rassekatzen. Sie gefallen mir sehr gut (Körperform etc.), sind ideale Wohnungskatzen und als ich sie das erste Mal „live“ sah, habe ich sie ins Herz geschlossen.

Haustiger: Wie seid ihr zu eurem Züchter/eurer Züchterin gekommen? Welche Punkte waren euch bei der Auswahl wichtig?

Heike: Der erste Kontakt entstand durch meine Schwägerin, die meine Züchterin bereits besucht hatte. Ich wusste damals nicht wirklich auf was man achten sollte, für mich war nur wichtig, dass die Katzen auf HCM getestet sind und dass es keine „XXL-Coonies“ werden sollten.

Lena: Zuerst dachte ich, diese Katze wird in Österreich gar nicht gezüchtet, fand dann aber übers Internet heraus, dass es Züchter hier in Wien gibt und trat mit ihnen in Kontakt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich damals noch nicht so viel Ahnung bezüglich Züchtern hatte wie jetzt und es ein riesiges Glück nennen kann, gerade bei diesen Züchtern gelandet zu sein. Sie sind mittlerweile gute Freunde von uns, kümmern sich aufopferungsvoll um ihre Katzen und züchten sehr verantwortungsbewusst. Die neuen „Eltern“ für ihre Kitten wählen sie sehr sorgfältig aus.

Da natürlich viele Allergiker mit ihnen in Kontakt treten, bieten sie einen dreistufigen Allergietest an (Besuch in ihrer Wohnung; Katzenhaare mitnehmen und aufs Kopfpolster legen oder unter der Kleidung tragen; und eine Weile mit einer Katze auf engstem Raum – im Auto – verbringen). Nur wenn man absolut nicht reagiert, bekommt man eine Katze von ihnen. Mein Mann hat glücklicherweise alle Tests mit Bravour gemeistert und lebt bis heute beschwerdenfrei mit mittlerweile vier Sibirischen Katzen zusammen. (Anm. d. Red.: Lenas Katzen stammen aus der Zucht von Sonja und Erich Grünsteidl, Sibikoschka-A (Wien). Ihr findet sie im Internet unter www.sibiland.at. Reinschauen lohnt sich!)

Bild: Lena mit der 7 Monate alten Sibirischen Katze Miya.

August: Durch Recherchen im Internet. Wichtig war für uns ein kleiner Züchter mit einer Mitgliedschaft eines österreichischen Katzenzüchterverein.

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Haustiger: Habt ihr mehrere Züchter besucht oder seid ihr gleich beim ersten geblieben?

Heike: Ich hatte bereits zuvor eine Züchterin besucht, aber ich hatte kein gutes Gefühl bei ihr.

Lena: Da wir so ein gutes Gefühl hatten und uns auch die Züchter Sympathie entgegenbrachten, haben wir überhaupt nicht daran gedacht, noch andere zu besuchen. Was auch die perfekte Wahl war!

August: Ja wir haben genauer gesagt 2 besucht und sind beim zweiten dann hängen geblieben.

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Haustiger: Was sollten unsere Leser eurer Meinung nach bei der Auswahl des Züchters unbedingt beachten?

Lena: Die Haltungsbedingungen der Katzen: leben sie integriert im Haushalt oder werden sie irgendwo eingesperrt; sind sie zutraulich? Werden einem die Katzen beim ersten Besuch gezeigt und vorgestellt?
Wie oft bekommen die Zuchtkatzen Junge und wie viele Würfe sind es in einem Katzenleben – wenn das zu viele sind, beutet man die Zuchtkatze aus und bringt ihre Gesundheit in Gefahr. Und: Wie geht der Züchter mit den kastrierten Zuchtkatzen um?

Ganz wichtig war mir, ob die Zucht bei einem offiziellen Zuchtverband eingetragen ist – denn das war mir von Anfang an klar, dass ich keine „Vermehrer“ unterstützen will, die nur Kapital aus den Katzen schlagen wollen!
Auch sollte man darauf achten, dass die Zuchtkatzen HCM und PKD negativ geschallt sind, damit diese Erbkrankheiten nicht auftreten können.

Ich persönlich finde auch eine Homepage im Internet wichtig, die immer wieder aktualisiert und mit vielen Informationen ausgestattet wird, das sagt schon sehr viel aus.

August: Wichtig ist natürlich ein persönlicher Besuch beim Züchter. Vor Ort kann man am besten das Umfeld inspizieren. Hygiene, Umgang mit den Katzen, Pflege, Sympathie des Züchters etc. Tja und dann sucht sich eh die Katze den zukünftigen Dosenöffner aus.
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Haustiger: Könnt ihr kurz beschreiben, wie sich der Ablauf vom ersten Besichtigungstermin bis zum Umzug gestaltet hat? Worauf müssen sich Katzeninteressenten einstellen?


Heike: Nach dem Unterschreiben des Kaufvertrags musste als nächstes eine Anzahlung getätigt werden, erst dann wurden die Katzen fest reserviert. Dann ging es zum Shoppen, meine alte Katze hatte nur einen sehr kleinen Kratzbaum, für die jungen Coonies sollte etwas Größeres her. Und natürlich brauchten wir ein größeres Katzenklo. Ein kleiner Vorrat an gutem Futter legte ich natürlich auch an – die Kleinen sollten nicht hungern.

Lena: Beim ersten Besichtigungstermin wurden uns die Katzen und v.a. Mutter und Vater der Kitten vorgestellt, für die wir uns interessierten. Wir durften ersten Kontakt mit den Kitten aufnehmen und ganz viele Fragen stellen. Natürlich stellten auch sie uns viele Fragen, da sie einiges über uns wissen wollten, bevor sie uns zwei ihrer „Babys“ anvertrauten! Nach der Allergietestphase durften wir die Babys in kurzen Abständen immer wieder besuchen, damit sie sich an uns gewöhnen konnten und wir ihnen nicht mehr fremd waren. Außerdem bekamen wir natürlich immer wieder Fotos zugeschickt und Infos über Wachstums- und Entwicklungsfortschritte oder Impfungen/Chippen. In der Zwischenzeit richteten wir unsere Wohnung katzensicher und –gerecht ein, was sehr viel Spaß machte!

Der Umzug zu uns verlief so unkompliziert, wie es die Züchterin, Sonja Grünsteidl, vorausgesagt hatte: Die Kleinen kletterten aus der Transporttasche, nahmen ihr neues Revier in Beschlag und schauten keinen Augenblick zurück.

August: Bei unserem ersten Besichtigungstermin haben wir (der Züchter und wir) uns beschnuppert. Zu diesem Zeitpunkt waren keine Katzen frei, jedoch waren wir schon sehr fasziniert von zweien, welche wir dann später erhalten haben. Diese zwei Katzen waren ursprünglich für Ausstellungen vorgesehen. 2 Wochen danach bekamen wir einen Anruf und es wurde uns mitgeteilt, dass sie die beiden Fellnasen für
Ausstellungen nicht eignen (zu nervös) und sie einen guten Platz suchen. Wir sind natürlich gleich wieder hingefahren und haben die beiden Schätze gleich ins Herz geschlossen. Nach ca. 6 Wochen bekamen wir dann unsere beiden Schätze im Alter von 8 Monaten. Die Zeit dazwischen verbrachten wir mit Besorgung der Utensilien
(Katzenklo, Futter etc.) und der großen Vorfreude. Am Tag der Abholung spielten sich kleinere Dramen ab, da die Frau des Züchters unseren Kater sehr ins Herz geschlossen hat. Die ersten Nächte in unserem Heim vergingen schlaflos, da die beiden sehr scheu und nächtens sehr aktiv waren. Es dauerte ca. 1 Woche bis sie Nähe zugelassen haben. Jetzt sind sie der Mittelpunkt unsere Beziehung.

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Haustiger: Habt ihr mit dem Züchter/der Züchterin auch heute noch regelmäßig Kontakt?

Heike: Ab und zu treffe ich eine der Züchter auf Katzenausstellung oder ich schicke ein paar Bilder.

Lena: Ja, wir sind gut befreundet und sitzen oft zum Grillen zusammen. Erich und Sonja Grünsteidl haben überhaupt zu all den neuen „Katzeneltern“ guten Kontakt, und auch wir kennen schon einige dieser Leute! Eine katzenverrückte „community“ also.

August: Fallweise – da wir ab und an Bilder schicken. Bei kleineren Problemen standen sie uns hilfreich zur Seite.

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Haustiger: Angenommen, es soll eine neue Katze in euer Leben treten, würdet ihr wieder beim Züchter kaufen?


Heike: Ich würde mir jederzeit wieder vom Züchter eine Katze kaufen. Aber ich kann mir durchaus auch vorstellen wieder eine Katze vom Tierschutz zu nehmen.

Lena: Das haben wir schon hinter uns! Uns war klar, dass wir wieder bei denselben Züchtern kaufen würden, sollten noch Katzen zu unserer Familie dazu stoßen, und so leben seit Ende Juni 2012 zwei weitere Sibirische Katzen bei uns. Wir schätzen an dieser Zucht, dass die Kitten extrem gut sozialisiert, aufgeschlossen, neugierig und selbstbewusst sind – und pumperlgesund! Wichtig ist, dass die Katze von klein auf einen Katzenkumpel hat – denn Katzen sind keine Einzelgänger, wie traditionell immer behauptet wird!

August: Ja – definitiv.

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Haustiger: Halter von Rassekatzen und auch die Züchter selbst werden ja häufiger mit Kritik konfrontiert. Zum Beispiel von Katzenschützern, die die Zucht weiterer Katzen angesichts zahlreicher herrenloser Katzen (auch Rassekatzen) oder auch so manche Zuchtziele und damit verbundene gesundheitliche Beeinträchtigungen kritisch sehen. Andere verstehen schlichtweg nicht, wie man für eine Katze mehrere hundert Euro ausgeben kann. Seid ihr schon einmal in dieser Richtung kritisiert worden? Wenn ja, wie geht ihr mit solcher Kritik um?

Heike: Als die ersten Rassekatzen einzogen, meinte eine Freundin, es sei Schade, dass ich keine Katze von Tierschutz genommen habe. Das war aber bisher die einzige Kritik in dieser Richtung. Interessanterweise war es genau diese Freundin, die nicht verstand, warum ich mir eine 12 jährige Katze aus dem Tierheim holte.

Lena: Da es bei uns wegen der Allergie meines Mannes keine andere Möglichkeit gab als die Sibirische Katze, haben wir noch nie mit Kritik zu kämpfen gehabt. Ich selbst habe früher Streunerkatzen gezähmt, kastrieren lassen und auch vermittelt; daher hätten wir uns, wäre die Situation eine andere gewesen, bestimmt Katzen aus dem Tierheim oder von einer Streunerkatzen-Organisation geholt. 
An den Zuchtzielen oder bezüglich gesundheitlicher Beeinträchtigungen gibt es bei der Naturrasse der Sibirer nichts zu kritisieren, sie sind wie erwähnt robust und nicht „verzüchtet“, die ursprüngliche Erscheinung der „wilden“ Sibirischen Katze ist das Ziel.

Allerdings stoßen wir auf viele Menschen, die nicht verstehen, wie man soviel Geld für eine Katze ausgeben kann. Tja, ich verstehe oft auch nicht, wofür andere Leute Mengen an Geld ausgeben; für mich ist es in einer Katze – einem langjährigen Familienmitglied – bestens investiert. (Gute) Züchter verdienen kaum bis gar nicht an ihren Katzen, wenn man sich ansieht, wie viel Geld in die Kitten (und auch in die Elterntiere!) fließt, bis sie zu den neuen Besitzern umziehen. Daher ist mir das jeden Euro wert!

August: Nein – entweder trauen sich die Leute nichts sagen oder es ist kein Thema. Diesen
Punkt würde ich auch nicht diskutieren, da es die persönliche Entscheidung eines jeden ist.

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Haustiger: Möchtet ihr unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Lena: Das Leben mit einer Katze ist so viel schöner, das wissen viele Leute. Mein Mann sagt immer, die Katzen „vergemütlichen“ unsere Wohnung. Daher möchte ich mich hier an diejenigen wenden, die eine Katzenhaarallergie haben (oder der Partner) und sich sehnlichst wünschen, mit Katzen zusammenzuleben: Testet in einer Zucht eures Vertrauens, ob ihr auf die wunderschöne, Sibirische Katze reagiert – vielleicht habt ihr, wie so viele Allergiker, das Glück, bald mit Katzen zusammenleben zu können!

August: Die Anschaffung einer Katze oder mehreren Katzen soll gut überlegt sein. Man schafft sich hier kein Produkt sondern ein Lebewesen an. Wenn das Herz für das Tier geöffnet ist, ergibt sich das meiste von selbst.

Vielen herzlichen Dank Heike, Lena und August, dass ihr meine Fragen so bereitwillig beantwortet habt!

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