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Eine aktuelle Studie gibt Hinweise darauf, dass sich Katzen, um Futter zu finden, mehr auf ihre Augen als auf ihre Nase verlassen. Tiere sehen sich stets unterschiedlichen Sinneseindrücken gegenüber, die manchmal auch widersprüchliche Informationen enthalten und müssen dann entscheiden, welcher Information sie den Vorzug geben. Bei der Katze sind sowohl der Seh- als auch der Geruchssinn hervorragend ausgeprägt und werden auch beide in diversen Situationen ausgiebig genutzt. Jedoch war bisher nie untersucht worden, welchen Sinn Katzen unter Testbedingungen bevorzugen, wenn ihnen zwei Kanäle Informationen mit gleichem potenziellen Wert liefern. Es war auch bisher nicht bekannt, ob unterschiedliche Individuen in der gleichen Situation dieselben Hinweise nutzen. Diesen Fragen nahmen sich nun erstmals Forscher an der University of Lincoln, UK, an und veröffentlichten ihre Erkenntnisse im internationalen Journal „Applied Animal Behaviour Science“.

Fanny Augen

Dazu wurden zunächst acht Katzen in einem T-Labyrinth trainiert. Ihnen wurden jeweils Wahlmöglichkeiten mit zwei Alternativen angeboten, einmal verbunden mit einem positiven Reiz, einmal mit einem negativen. Sowohl der positive als auch der negative Reiz boten visuelle als auch olfaktorische Informationen. Die Katzen hatten also jeweils einen Hinweis, den sie sehen konnten, und einen den sie riechen konnten, um eine Entscheidung hinsichtlich des richtigen Weges zu treffen und sich ggf. über eine Belohnung in Form von Futter zu freuen.

Von diesen acht Katzen wurden dann sechs Katzen, die alle notwendigen Kriterien erfüllt hatten, einem Test unterzogen, in dem auf Papierquadraten der positive visuelle Reiz mit dem negativen olfaktorischen Reiz kombiniert wurde und umgekehrt. Es gab also nicht mehr zwei positive Hinweise in die eine Richtung und zwei negative in die andere, sondern jeweils sowohl einen positiven als auch einen negativen Hinweis. So wurde untersucht, ob die sichtbaren Hinweise oder die riechbaren für die Katzen einen höheren Stellenwert hatten.

Vier der sechs Katzen zeigten eine deutliche Vorliebe für den visuellen Hinweis, während ein Individuum durchwegs die Geruchshinweise bevorzugte. Die sechste Katze zeigte keine deutliche Vorliebe in die ein oder andere Richtung. Im Anschluss daran wurde noch ein weiterer Test durchgeführt, um herauszufinden, ob die vier Katzen, die sich an den visuellen Hinweisen orientiert hatten, auch in der Lage waren, die olfaktorischen zu nutzen, wenn sie nur diese zur Verfügung hatten. Drei der vier Katzen meisterten auch diese Hürde erfolgreich und zeigten so, dass sie sich unter Abwesenheit visueller Hinweise durchaus auch am Geruch orientieren können.

Evy Mayes, die die Studie durchführte und aktuell im Battersea Dogs & Cats Home tätig ist, zeigte sich überrascht, dass die Mehrzahl der Katzen die visuellen Hinweise bevorzugte und auch von der Geschwindigkeit, in der die Katzen lernten, wie die Aufgabe zu lösen war.

Bisher war man eher davon ausgegangen, dass der Geruchssinn über den Sehsinn dominieren würde. Eine sehr wichtige Erkenntnis aus dieser Arbeit ist auch, wie unterschiedlich die einzelnen Individuen beim Lösen der Aufgabe vorgingen und wie wichtig es ist, solche Vorlieben als individuelles Merkmal des einzelnen Tieres zu sehen und dies im Alltag zu berücksichtigen. So können bei einer Katze, die sich stark am Geruch orientiert, nur kleine geruchliche Veränderungen im Haushalt (neues Parfum, neuer Reiniger etc.) eine große Auswirkung auf das Wohlbefinden haben, während sich eher visuell orientierte Samtpfoten davon unter Umständen völlig unbeeindruckt zeigen.

Aktuell scheint es so, dass sich mehr Katzen an visuellen Reizen orientieren, jedoch sind aufgrund der geringen Katzenmenge weitere Untersuchungen nötig, um herauszufinden, wohin die Tendenz in der Katzenpopulation an sich gehen könnte.

Quelle: The eyes have it! Cats put sight over smell in finding food