Die Rohfütterung von Katzen ist „in“ und es gibt unzählige Möglichkeiten, um Katzen mit rohem Fleisch zu ernähren. Von der exakt auf die dritte Nachkommastelle ausgerechnete Menge an Zusätzen bis hin zur Crème de la Crème der natürlichen Fütterung, der Fütterung nach Prey Model, heißt der Gabe von ganzen Beutetieren. Soweit so gut, also eine große Auswahl. Nur leider steht nirgends, wie es denn nun richtig geht.

Viele Einsteiger in die Materie landen in einem Forum oder auf einer Internetseite zum Thema und sehen sich die dortige B.A.R.F.-Variante an. Man nimmt an, das wäre es eben, dieses „Barfen“ von dem jetzt alle reden und das so gesund und günstig sein soll. Also lesen sie sich schlau und füttern ihre Katzen schließlich nach dieser Methode. Nun im Laufe der Zeit möchten sie sich dann vielleicht mit Gleichgesinnten über Futterquellen, Zubereitungsmethoden, Zubehör oder ähnliches austauschen und melden sich in einem anderen Forum, einer Mailingliste oder in einer Facebook-Gruppe an – und plötzlich ist alles anders.

Mit ziemlicher Sicherheit werden einige oder auch die meisten Mitglieder dieser Gemeinschaft ganz oder teilweise anders „barfen“ und einem auch ganz genau erklären, warum der Weg die eigenen Katzen roh zu füttern falsch ist und dass man seinen Katzen damit auf jeden Fall schadet.

Vielleicht lässt man sich überzeugen, schließlich hat die Gegenseite ja überzeugende Argumente. Man ändert die eigene Fütterungsmethode, wird von den anderen Gemeinschaftsmitgliedern gelobt und ist so richtig stolz auf sich, dass man nun endlich die einzig wahre Art der Rohfütterung gefunden hat. Bis… ja, bis man wieder auf eine andere Variante stößt und die Überzeugung wieder ins Wanken gerät… da es ziemlich viele unterschiedliche Varianten der Rohfütterung gibt, die wiederum ihre Untervarianten haben, kann sich dieses Spiel doch einige Zeit hinziehen….

So manch einer wechselt dann wieder zur einfacheren Fütterung mit Fertigfutter, da er oder sie den Eindruck hat, dass man ja doch alles falsch macht und dieses komplizierte Barfen nie lernen wird. Man hat vielleicht den Eindruck, dass man einfach zu doof für diese Fütterungsmethode ist und schließlich sagen einem Tierärzte und Co. ja auch, man solle die Futterzubereitung lieber den Experten, also der Futtermittelindustrie, überlassen… Andere scheuen vielleicht den Kontakt zu Barfern der anderen Kategorien oder ziehen sich gänzlich aus Foren und Co. zurück.

Das ist schade. Denn der größte Fehler, den ihr machen könnt ist nicht auf euren gesunden Menschenverstand und damit auf euch selbst zu vertrauen. Barfen ist keine Religion, braucht keine Gurus und die einzig wahre Art roh zu füttern gibt es schlicht und ergreifend nicht! Richtig ist die Art der Rohfütterung, die zum einen die natürlichen Bedürfnisse eurer Katzen erfüllt (das trifft durchaus nicht nur auf eine Variante zu) und zum anderen zu euch und euren Stubentigern passt. Das kann auch eine Kombination aus verschiedenen Varianten sein. Barfen ist schlicht und ergreifend eine tolle Möglichkeit, Katzen zu füttern, nicht mehr – aber auch nicht weniger. Nichts, wovor man Angst haben muss und nichts, das man unnötig kompliziert machen muss.

Wichtig ist, offen, aufgeschlossen, aber auch kritisch zu bleiben, über den eigenen Tellerrand zu blicken und nicht andere Varianten sofort als unseriös abzustempeln, weil sie anders sind. Aber auch, die Argumente der lieben Mitmenschen nicht ungeprüft als unumstößliche Wahrheiten anzunehmen. Fakten schafft man sich am besten selbst, indem man sich gründlich mit Hilfe fundierter Quellen informiert und immer bereit ist, dazuzulernen.

So manch unumstößliche Wahrheit, die in Foren oder anderen Gemeinschaften geäußert wird, war drei Wochen zuvor noch eine pure Vermutung und wurde dann so oft von anderen „Spezialisten“ übernommen, bis sie als Wahrheit angesehen wird (liest man ja schließlich so häufig). Dass es sich bei diesen „Spezialisten“ relativ oft um Menschen handelt, die die Rohfütterung erst vor kurzem für sich entdeckt haben, kommt noch erschwerend hinzu. ;-)

Man weiß in der Regel nicht, wer einem da Tipps und Ratschläge gibt und wie viel Erfahrung und Fachwissen beim Gegenüber, der einen da verunsichern will, wirklich vorhanden ist.

Einen wunderbaren Text (wenn auch eigentlich zum Barfen von Hunden) dazu hat Swanie Simon geschrieben: Das Brimborium um B.A.R.F..

(Bild: © Anika Abel / haustiger.info)

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