Einen Wurf Kitten großzuziehen, ist für eine Kätzin mit großem Aufwand verbunden und kostet ordentlich Energie. So kann der Kalorienbedarf während der Säugeperiode verdreifacht sein. Dennoch nehmen Katzenmütter oft auch fremde Kitten an. Durch ein Experiment im Rahmen einer kürzlich durchgeführten Studie wurde nun untersucht, inwiefern Katzenmütter eigene und fremde Kitten unterschiedlich behandeln und ob sie diese in den ersten Tagen voneinander unterscheiden können.

Kitten Experiment

© TanjaVdB / pixabay.com

Hierzu wurden drei Experimente durchgeführt, an denen insgesamt 19 weibliche Katzen (darunter 12 Mixe, 4 Perser, 2 Bengalen und 1 BKH) im Alter von einem bis vier Jahren teilnehmen. Die Katzen lebten in Privathaltung in Mexico City und hatten alle vor kurzem mindestens drei Junge geboren. Alle Kätzinnen hatten Zugang zu separaten Räumen in ihrem Zuhause, in denen sie ihren Wurf aufzogen. Zehn waren Freigänger, 9 Wohnungskatzen. Bei 17 der 19 Katzen lebten auch noch andere Samtpfoten im Haushalt. Alle wurden zweimal täglich mit handelsüblichem Nassfutter gefüttert und regelmäßig gegen Parasiten behandelt. Wasser, Milch, Trockenfutter und Katzentoilette standen zur freien Verfügung. Zusätzlich hatte jede Katze ein Katzenbett in einem großen Karton und mit kleinem Eingang als Wurfkiste zur Verfügung. Alle Experimente wurden in diesem separaten Raum in der Nähe der Wurfkiste durch eine Person durchgeführt, die den Katzen vertraut war.

Das erste Experiment

Im ersten Experiment wurde untersucht, wie Katzenmütter mit eigenen und fremden Kitten verfahren, die in der Nähe der Wurfkiste platziert werden. An diesem nahmen 12 weibliche Katzen teil, von denen 5 bereits mehrmals geworfen hatten, bei 5 war es der erste Wurf und bei 2 war die Vorgeschichte nicht bekannt. Die Kitten waren zu diesem Zeitpunkt maximal 7 Tage alt.

Als die Mutter aus eigenem Antrieb den Raum mit der Wurfkiste verlassen hatte, wurden zwei eigene und zwei fremde Kitten in Plastikbehältern mit einem Tuch aus dem jeweiligen Nest einen Meter von der Wurfkiste entfernt platziert. Dabei wurde soweit wie möglich versucht, Kitten zu wählen, die hinsichtlich Geschlecht und Farbe mit den eigenen identisch waren.

Nach nur wenigen Sekunden fingen die Kitten an zu weinen, wodurch die Mütter in den Raum zurückkehrten. Die Mütter begannen sofort nach ihrer Rückkehr an den Kitten zu schnüffeln und inspizierten die fremden Katzenkinder früher und länger, was zeigt, dass die Mutter erkannte, dass sich unter den Kitten nicht nur ihre eigenen befanden. Nichtsdestotrotz brachten 7 von 12 Katzen alle 4 Kitten zurück ins eigene Nest, 2 brachten nur 2 Kitten zurück (jeweils ein eigenes und ein fremdes) und 3 Katzen keines der Jungtiere.

Der Test dauerte so lange, bis entweder alle Kitten ins Nest zurückgebracht worden waren, fünf Minuten, nachdem das letzte Kitten zurückgebracht worden war oder nach 5 Minuten, wenn die Mutter keines der Kitten zurück ins Nest brachte. Es zeigten sich keine auffallenden Unterschiede in der Behandlung eigener und fremder Katzenkinder.

Das zweite Experiment

Im zweiten Experiment wurde untersucht, ob Katzenmütter allein am Geruch zwischen eigenen und fremden Katzenjungen unterscheiden können. An diesem Test nahmen 13 Katzenmütter teil, von denen 8 auch schon beim ersten Experiment mit von der Partie waren. Bei diesem Experiment wurden der Mutter drei unterschiedliche Kitten aus dem eigenen Wurf und ein fremdes Kitten präsentiert, wobei die Jungtiere in ein Tuch gewickelt wurden und die Katzenmutter nur die Analregion beschnüffeln durfte. Auch hier wurde versucht, Geschlecht und Farbe möglichst identisch zu halten. Die Kitten waren zu diesem Zeitpunkt maximal 8 Tage alt und blieben für das menschliche Ohr während des Tests stumm. Auch hier wurde die Analregion des fremden Kittens deutlich länger beschnüffelt, als bei den eigenen Jungtieren.

Das dritte Experiment

Um sicherzustellen, dass die Katzenmütter ihre Jungen wirklich nur anhand des Geruchs von fremden unterscheiden konnten, wurde am Folgetag noch ein drittes Experiment durchgeführt, an dem 11 Kätzinnen teilnahmen. Hierbei wurden Wattestäbchen an Rücken, Bauch, der Analregion, den Backen und unter den Achseln der Kitten gerieben und der Mutter zum Schnüffeln überlassen. Auch hier schnüffelte sie wieder deutlich länger am Wattestäbchen mit dem Geruch des fremden Kittens, was bestätigt, dass Katzenmütter ihre eigenen Jungen nur anhand des Geruchs von fremden unterscheiden können. Nicht klar ist, ob die Kitten einen eigenen Geruch besitzen, der von der Katze erkannt wird oder sie vielmehr ihren eigenen Geruch erkennt, der an den Katzenkindern haftet.

Fazit

Katzenmütter können anhand des Geruchs eigene von fremden Kitten unterscheiden, behandelten sie in der Praxis jedoch gleich. Das ist unter anderem interessant, da es für eine Kätzin einen Mehraufwand bedeutet, neben den eigenen auch noch fremde Kitten großzuziehen und dies prinzipiell auch dazu führen könnte, dass die eigenen Kinder nicht mehr adäquat versorgt werden können, weil mehr „Mäuler zu stopfen sind“.

Ein Verhalten, das sich möglicherweise dadurch erklären lässt, dass das Weinen eines Kittens in der Nähe des Nests für die Kätzin ein so starker Antrieb ist, dass er andere Sinne überlagert und sie so dazu bringt, das Kitten ins Nest zu bringen, obwohl sie erkennt, dass es nicht zu ihrem Wurf gehört. In freier Natur ist es auch eher selten, dass sich fremde Katzenkinder in der Nähe des eigenen Wurfes aufhalten. Zudem zeigte eine Studie vom August 2016, dass weibliche Katzen generell anders auf Kittenlaute reagieren als Kater.

Darüber hinaus stellt ein weinendes Kitten außerhalb des Nestes möglicherweise auch eine Bedrohung für den eigenen Wurf dar, da es Räuber oder Artgenossen anlocken kann. Verhält sich das Kitten im Nest der Katze ruhig, schützt das auch den eigenen Nachwuchs.

Referenz: Bánszegi, O., Jacinto, E., Urrutia, A. et al. Can but don’t: olfactory discrimination between own and alien offspring in the domestic cat. Anim Cogn (2017). doi:10.1007/s10071-017-1100-z

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