Unsere Hauskatze hat ihre Wurzeln in Ägypten und im Nahen Osten, wo sich laut einer Studie aus dem Jahr 2004 etwa zwischen 9000 und 7000 vor Christus erste Beziehungen zwischen der Falbkatze (Felis silvestris lybica) und dem Menschen entwickelten. Es handelt sich um eine Zeit, die in der Fachsprache als neolithische Revolution bezeichnet wird, eine Zeit, in der die Menschen begannen sesshaft zu werden und Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Angelockt von den Nagern, die die Kornspeicher der damaligen Menschen als wertvolle Nahrungsquelle betrachteten, begannen die Katzen sich in der Nähe der Menschen heimisch zu fühlen. Und so wurde die Falbkatze zur Urahnin aller unserer heutigen Hauskatzen.

Katze

© rihaij / www.pixabay.de

Nun wurden aber im Jahr 2001 von Forschern der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking im Norden des Landes (in der Provinz Shaanxi) Katzenknochen in einer jungsteinzeitlichen, landwirtschaftlichen Ansiedlung entdeckt, die etwa aus der Zeit um 3500 vor Christus stammten. Unklar war bisher, ob diese Überreste von chinesischen Kleinkatzen stammten, die sich dort unabhängig von den Vorgängen in Afrika dem Menschen anschlossen oder ob es sich um die ersten Hauskatzen handelte, die aus dem Nahen Osten nach China kamen. In China sind vier Kleinkatzenarten verbreitet, es gibt jedoch keinen Beleg dafür, dass die Falbkatze dort jemals heimisch gewesen wäre.

Um die Frage zu klären, ob es sich um Überreste von Falbkatzen handelte oder um die einer in China heimischen Kleinkatzenart, führte ein Forscherteam nun eine geometrisch-morphometrische Analyse durch. Dieses Analyseverfahren ist (wenn keine DNA mehr zur Verfügung steht) die einzige Möglichkeit, die Knochen von Kleinkatzen zu unterscheiden, die eine sehr ähnliche Morphologie aufweisen. Mithilfe konventioneller Techniken sind diese feinen Unterschiede oft nicht wahrnehmbar.

Untersucht wurden dabei die Unterkieferknochen von fünf Katzen aus Shaanxi und Henan, die aus der Zeit zwischen 3500 und 2900 v. Chr. stammten. Mit einem eindeutigen Ergebnis. Die Knochen konnten alle der Bengalkatze (Prionailurus bengalensis) zugeordnet werden, die auch heute noch in Ostasien weit verbreitet ist. Wie ihre „Schwester“ in Afrika wurde auch sie wohl von den Nagern angezogen, die sich in den Getreidespeichern der sesshaft gewordenen Menschen tummelten.

Nichtsdestotrotz ist die Bengalkatze nicht die Urahnin der heutigen chinesischen Hauskatzen. Auch diese stammen von der Falbkatze ab, die die Bengalkatze in den chinesischen Siedlungen nach Ende der Jungsteinzeit ablöste. Ob sie China mit Eröffnung der Seidenstraße erreichte oder auf anderem Weg? Das ist eine weitere Frage, die es zu lösen gilt.

Quelle: Cats domesticated in China earlier than 3000 BC

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