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Lena Landwerth, die Chefredakteurin des Bookazins „Pfotenhieb“ und Autorin mehrerer Katzenfachbücher hat sich netterweise bereit erklärt, uns einige neugierige Fragen zu beantworten.

Haustiger: Wie ist Pfotenhieb entstanden?

Lena Landwerth: Die Gründung von Pfotenhieb war mehr oder weniger eine Schnapsidee, entstanden aus einer Diskussion in einem Katzenforum. Eine gute Katzenzeitschrift? Gibt es so etwas? Wenn ja, wo? Schnell war klar, dass es Zeit wird, eine unabhängige Katzenzeitschrift zu gründen, die sich auch ungewöhnlichen Themen widmet. Über diesen Forumsthread hat sich die Kern-Redaktionscrew, die bis heute zusammenarbeitet, gefunden. Raphaela Frese, die für das Layout der Online-Magazine verantwortlich war, musste uns leider relativ früh aus Zeitgründen verlassen, Lisa Gomez Ringe, Jessica Rohrbach und Susann Burghardt sind immer noch dabei.

Doch eine Zeitschrift herauszugeben, ist ein hoher finanzieller Aufwand. Ein erfahrener Verleger riet mit zu diesem Zeitpunkt, dass wir etwa zwei Jahre rechnen sollten, um aus den roten Zahlen zu kommen. Der Zeitschriftenmarkt sei sehr schwierig. Leider fehlten uns jegliche finanzielle Rücklagen für einen Druck… Wir entschieden uns darum für die Erscheinungsweise als elektronisches PDF-Magazin, damit zumindest die Druckkosten entfallen. Damit, dass Pfotenhieb so auf doppelte Weise eine Marktlücke schließt, haben wir nicht gerechnet… Am 15. August 2007 war es dann endlich soweit, das erste Pfotenhieb-Heft erschien – und wir konnten uns trotz fehlender Werbung allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda schon in den ersten Wochen mehrere tausend Downloads freuen. In diesem Moment war klar: Wir machen weiter!

Ganze zwei Jahre lang haben wir Pfotenhieb unentgeltlich als PDF-Magazin herausgegeben. Doch auch ein Online-Magazin hat Produktionskosten, von der Servermiete bis zu Honoraren für Text, Bild und Grafik… Der Versuch, das elektronische Magazin gegen einen kleinen Unkostenbeitrag herauszugeben schlug fehl, so dass wir über die Einstellung des Magazins nachdenken mussten.

Glücklicherweise hatte der Cadmos Verlag weiterhin Interesse an einer Übernahme unseres Magazins. 2011 wurde darum endlich unser großer Traum wahr: Wir können unserer Leserschaft, die uns so lange treu geblieben ist, Pfotenhieb nun als gedrucktes, hochwertiges „Bookazin“ präsentieren!

Haustiger: Woher stammt der Name Pfotenhieb?

Lena Landwerth: Wir haben lange nach einem geeigneten Namen für ein unabhängiges und kritisches Katzenmagazin gesucht. Susann Burghardt hatte schließlich den rettenden Einfall: „Pfotenhieb“ sollte das Magazin heißen!

Haustiger: Was unterscheidet Pfotenhieb von anderen Katzenzeitschriften?

Lena Landwerth: Unser Ziel ist es, Katzenhalter fachlich korrekte und verständliche Informationen zu liefern, die sie sonst nur durch langwierige Recherche, oft zweifelhafte Internetquellen oder den zufälligen Kontakt mit Fachleuten erhalten würden. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf Themen, die in anderen Katzenzeitschriften nicht oder nur oberflächlich behandelt werden, da sie polarisieren, kritisch betrachtet werden sollten oder einfach als zu kompliziert angesehen werden. Das kann eine kritische Betrachtung der gängigen Kastrationspraxis sein, ein neutraler Artikel zum Thema Wildkatzenhybride, die Aufklärung, was bei einem Futterrückruf geschieht oder die Frage, in wieweit Lifestage Futter für die Katze sinnvoll ist, ob sich Rohfütterung zur Vermeidung von Futtermittelallergien eignet und in wieweit Extremzuchten „Qualzuchten“ sind. Der Schwerpunkt des kommenden Heftes, das im März erscheinen wird, ist Katzenverhalten: Wie zeigen sich Stresssymptome bei der Katze, in wieweit haben die Inhaltsstoffe des Katzenfutters einen Einfluss auf das Verhalten unserer Stubentiger?

Die Erscheinungsweise als Bookazin mit einem festen Doppelumschlag gibt den qualitativen Anspruch unseres Magazins auch nach außen hin wieder.

Haustiger: Warum gerade Katzen? Was fasziniert Sie an den Tieren?

Lena Landwerth: Kurz und gut: Katzen sind einfach toll!

Katzen sind wahnsinnig faszinierende Tiere, trotz langem Zusammenleben mit dem Menschen haben sie sich ihren Wildtier-Charakter bewahrt – sie sind „Sofatiger“ im wahrsten Sinne des Wortes!

Neben Katzen habe ich immer sehr viele Haustiere gehabt, vom Pferd bis zum Wellensittich. Dabei fand ich es immer sehr schwierig, mich meinen „Fluchttier“ Pferd durch und durch als dominantes, Sicherheit bietendes Alpha-Tier zu präsentieren – auch, wenn ich lange Zeit Natural Horsemanship praktiziert habe, musste ich mich immer aktiv in die Psyche meines Pferdes reinversetzen, um es zu verstehen. Von der Haltung von Kleintieren habe ich Abstand genommen nachdem es mir klar war, dass es ohne ein entsprechendes Raum- und Zeitangebot fast unmöglich ist, diese ganz und gar artgerecht zu halten. Mit Katzen war und ist das anders. Vielleicht ist es einfach nur reine Gewohnheit nach fast 28 Jahren Katzenhalterung, aber ich mag ihre Ungebundenheit und das Gefühl, dass sie uns ihr Vertrauen aus völlig freien Stücken schenken. Katzen sind die direktesten Tiere, die ich je erlebt habe: Kommen meine Katzen zu einer Schmusestunde tun die das, weil sie es möchten und nicht, weil sie aus irgendeinem Grund zu denken scheinen, das sie es müssen. Haben sie die Nase nach fünf Minuten voll oder ist der zwitschernde Vogel am Fenster interessanter, gehen sie – und das ist auch gut so! Mit ein wenig Herz und Köpfchen kann man einer Katze auch im Haus ein artgerechtes Leben bieten, soweit man um ihre Bedürfnisse weiß und bereit ist, diese umzusetzen.

Haustiger: Haben Ihre Katzen ganz besondere Eigenheiten („Macken“)?

Lena Landwerth: Fleckli und Sakura sind Fundkatzen und beide relativ sensibel, dabei aber völlig unterschiedlich. Während Fleckli von Natur aus eher skeptisch ist und es als unter ihrer Würde anzusehen scheint, sich von irgendwem anders als meinem Mann und mir kraulen zu lassen, und unbekannte Besucher lieber aus vorsichtiger Distanz niederstarrt, ist Sakura eher schreckhafter Natur und der Typ Katze, der sich unterm Bett versteckt, sobald es an der Tür klingelt. Sitzt das bevorzugte „Kuschelziel“ aber gemütlich im Sessel, geht es an die Kuschelattacke, dann wird getretelt und geschmust, was das Zeug hält – auch dann, wenn die kraulende Hand nicht zum gewohnten Menschen, sondern einem unbekannten Besucher gehört. Gerade sitzt sie schnurrend auf meinem Schoß und erinnert mich mit der allgegenwärtigen mittleren Kralle in meinem Bein daran, dass ich mich lieber ihr widmen sollte, als auf diesem komischen Lauten Plastikbrett rumzuhacken…

Als ehemalige Streunerkatze hat Sakura leider die Angewohnheit, alles Essbare zu klauen – egal, ob es sich dabei um eine Scheibe Schinken, eine Käserinde, eine Weintraube oder ein Plätzchen handelt. Probiert wird alles, ganz gegessen nur weniges – und garantiert wird die „Beute“ versteckt oder ganz unschuldig auf der Küchenablage liegen gelassen, sobald Herrchen oder Frauchen den Raum betreten. Auch, wenn wir das Betteln am Tisch von Anfang an untersagt haben und sich beide Katzen wirklich gut daran halten und ganz genau zu wissen scheinen, dass Menschen-Futter kein Katzenfutter ist, haben wir Sakura diese kleine Macke nie abgewöhnen können.

Haustiger: Haben Sie beim Schreiben ein Lieblingsthema (rund um die Katze natürlich)? ;-)

Lena Landwerth: Ich interessiere mich besonders für gesundheitliche Themen rund um die Katze. Nach meinem Biologiestudium habe ich einige Zeit im Wissenschaftsjournalismus gearbeitet, doch ohne große Freude an der Laborarbeit ist dieser Bereich im wahrsten Sinne des Wortes theoretisch… Dennoch mag ich es immer noch, in veterinärmedizinischen Fachbüchern zu stöbern und sehe es als Herausforderung an, die Inhalte aus ihrem trockenen Wissenschaftsjargon in einen verständlichen, informativen und anschaulichen Text zu verpacken.

Es ist ein wahres Geschenk, wenn sich Hobby und Beruf überschneiden. In meinem Falle sind das Biologie, Katzen, Bücher und Schreiben – besser geht es nicht!

Haustiger: Ende März erscheint ja ihr neues Buch „Wegweiser Katzenfutter – Artgerechte Nahrung für den Stubentiger“. Worum geht es im Buch?

Lena Landwerth: Seit sich Katzenhalter genauer mit Futtermittelettiketten, Inhaltsstoffen und Futtermittelallergien auseinandersetzen, ist leider nicht nur die oft ungefilterte Informationsflut gewachsen, sondern auch die Verwirrung unter Katzenfreunden. Spricht man mit Katzenhaltern oder schaut man sich in gängigen Internet-Katzenforen um hat man den Eindruck, dass Diskussionen um verschiedene Fütterungsmethoden oft in einen Glaubenskrieg auszuarten scheinen… Leider gibt es bisher kaum ein Fachbuch auf dem Markt, das die Grundlagen der artgerechten Katzenernährung sachlich vermittelt, ohne den Fokus auf eine spezielle Fütterungsmethode zu setzen oder das Thema Katzenernährung denkbar oberflächlich zu behandeln.

„Wegweiser Katzenfutter“ ist ein Grundlagenwerk zur Katzenernährung, das die Grundlagen der Ernährungsphysiologie und der gängigsten Fütterungsmethoden vermittelt und zudem auf Deklaration, Inhaltsstoffe und speziellere Themen wie Übergewicht, Futterrückrufaktionen und Futtermittelallergien eingeht. Besonders wichtig war es mir, alle Vor- und Nachteile der gängigsten Fütterungsmethoden neutral darzustellen, ohne eine eindeutige Empfehlung auszusprechen. Katzen sind grundverschieden, die Lebensgewohnheiten ihrer Halter ebenso – darum gibt es kein ultimatives, perfektes Katzenfutter. Ziel des Buches ist es statt dessen, dem Katzenhalter bei seiner Entscheidung für oder eine bestimmte Fütterungsmethode mit Rat, Tat und einigen ungewöhnlichen Blickwinkeln zur Seite zu stehen.

Haustiger: Möchten Sie unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Lena Landwerth: Sehr gerne – falls der Großteil der Katzenfreunde bis hierhin durchgehalten hat… ;-) Katzen sind wundervolle Tiere und für alles, was sie uns geben, verdienen sie ein möglichst artgerechtes Leben. Wohl kaum ein Tierfreund kann seiner Katze einen völlig gefahrenfreien Freigang bieten, fünfmal am Tag frische Mäuse präsentieren (zumal das Verfüttern lebender Mäuse nicht tierschutzkonform wäre) und die gesamte Wohnung in ein Katzenparadies umbauen. Doch auch, wenn die Umstände nicht perfekt sind, können kleine Änderungen Wunder wirken und unseren Katzen auch in ausschließlicher Wohnungshaltung ein artgerechtes Leben ermöglichen! Darum ist es wichtig, das Wundern nicht zu verlernen, ungewöhnliche Fragen zu stellen, die gängige Praxis rund um die Katzenhaltung unter die Lupe zu nehmen, die Katzenpsyche zu verstehen und sich so nach und nach um ein immer artgerechteres Leben für seine Katze zu bemühen. Vielleicht können wir mit Pfotenhieb einen kleinen Beitrag hierzu leisten… Vielen Dank fürs Durchhalten!

Wir danken Ihnen ganz herzlich, dass Sie sich Zeit genommen haben, unsere Fragen so ausführlich zu beantworten. Lena Landwerths neues Buch „Wegweiser Katzenfutter – Artgerechte Nahrung für den Stubentiger“ erscheint Ende März. Die neue Pfotenhieb-Ausgabe gibt es ebenfalls im März. Wir sind schon sehr gespannt! Gesunde Katzenernährung ist schließlich sehr wichtig. Wird die Katze dennoch krank, kann eine Tierkrankenversicherung sinnvoll sein, eine Katzenversicherung von Agila zum Beispiel.

(Bild: (c) Sassi Korte / pixelio.de )