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Übergewicht und Adipositas bei Hauskatzen sind in vielen Ländern ein wesentliches Problem und stellen ein Risiko für verschiedene Erkrankungen dar. Am bekanntesten ist hier Diabetes mellitus (Typ 2), aber auch Erkrankungen des Harntrakts, der Atemwege und degenerative Gelenkerkrankungen können neben anderen gesundheitlichen Problemen mit Übergewicht oder Adipositas in Verbindung stehen.

Im Rahmen einer groß angelegten Studie wurden im Vereinigten Königreich wurden nun Risikofaktoren für felines Übergewicht oder Adipositas bei Katzen im Alter von etwa einem Jahr ermittelt. Man schätzt, dass in Großbritannien aktuell 39 bis 52 % aller Katzen übergewichtig oder adipös sind. Als übergewichtig gelten hierbei Katzen, deren Gewicht 10 bis 19 % über ihrem individuellen Idealgewicht liegt und als adipös all jene Tiere, die ein Gewicht von 20 % oder mehr über dem Idealgewicht auf die Waage bringen.

© Alexas_Fotos / pixabay.com

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Diverse Risikofaktoren für Übergewicht/Adipositas bei Katzen

Verschiedene Faktoren aus vorangegangenen Studien brachten verschiedene Faktoren zu Tage, die mit dem Risiko übergewichtig oder adipös zu werden, in Verbindung stehen können.

Genannt wurden hier z. B.:

• Männliches Geschlecht
• Kastration
• Mix/Keine Rassekatze
• Wohnungshaltung
• Inaktivität
• Mittleres Alter
• Ad-libitum-Fütterung
• Einzelhaltung
• Zweikatzenhaushalt
• Leben in ländlicher/halbländlicher Umgebung
• Unterschätzung des Halters hinsichtlich des körperlichen Zustands der Katze
• Enges Verhältnis zwischen Katze und Halter

Eine vorangegangene kleinere Studie zeigte zudem, dass eine höherprozentige Veränderung des Körpergewichts im Alter von 3 bis 12 Monaten (jenseits des normalen im Rahmen des Wachstums) sowie männliches Geschlecht das Risiko einer Katze, als erwachsenes Individuum übergewichtig zu werden wesentlich erhöht.

Das wurde in der aktuellen Studie untersucht

Im Rahmen der „Bristol Cats“-Studie1, die wir uns hier ein wenig genauer ansehen, wurden Katzenbesitzer (min. 18 Jahre alt) mit Kitten im Alter von 2 bis 4 Monaten befragt. Insgesamt wurden dabei die Daten von 2189 Katzen im Zeitraum von 2010 bis 2013 gesammelt. Es gab drei Fragebögen. Fragebogen 1 war zu Anfang zu beantworten, Fragebogen 2, als die Katzen 6,5 bis 7 Monate alt waren und Fragebogen 3 schließlich im Alter von 12,5 bis 13 Monaten. Der letzte Fragebogen beinhaltete ein 5-punktiges BCS-System mit Bildern und Beschreibungen zu jedem Body Condition Score auf der Skala. (Anm. d. Red.: Es gibt auch einen BCS mit 9 Punkten, hier wurde mit dem mit 5 Punkten gearbeitet). Die Besitzer mussten hier den entsprechenden BCS für ihre Katze auswählen, wobei ein BCS von 4-5 auf übergewichtige/adipöse Tiere hinwies und ein BCS von 1-3 auf nicht-übergewichtige Tiere. Die so gewonnenen Daten wurden analysiert, wobei im Endeffekt für die multivariable Analyse nur 768 Katzendaten in Frage kamen, da in den anderen notwendige Angaben fehlten. Von diesen Katzen waren nur 52 (6,8 %) übergewichtig/adipös. Die geringe Zahl lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass die Besitzer den BCS selbst bestimmten und dass Besitzer, die an einer solchen Studie teilnehmen, möglicherweise mehr auf den BCS achten, als andere Katzenhalter.

Die Ernährungsdaten sprechen eine deutliche Sprache

Im letzten Fragebogen ergab die univariable Analyse, dass es bei der Wahrscheinlichkeit, ob eine junge erwachsene Katze übergewichtig oder adipös wird, einen deutlichen Unterschied gab, was die Art der Fütterung anging. So lag die Wahrscheinlichkeit bei Katzen, die rein mit Trockenfutter gefüttert wurden, deutlich höher, als bei denen, die eine Kombination aus Nass- und Trockennahrung erhielten, nur Nassfutter erhielten oder „frisch“ (also Fleisch und/oder Fisch roh oder gekocht) gefüttert wurden.

In der multivariablen Analyse wurden

• Rasse,
• Fortpflanzungsstatus (kastriert/unkastriert),
• Freigang/Wohnungshaltung,
• Häufigkeit, wie oft Nassfuttermahlzeiten gefüttert wurden,
• Häufigkeit, wie oft Trockenfutter gereicht wurde,
• Häufigkeit, wie oft Leckerlies gegeben wurden,

und das genaue Alter beim Ausfüllen des Fragebogens berücksichtigt.

Es stellte sich heraus, dass kein oder nur eingeschränkter Freigang und Trockenfutter unabhängig voneinander mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht/Adipositas im Alter von 12,5 bis 13 Monaten in Verbindung stehen. [pullquote]Die Studie ergab, reine Trockenfutterfütterung und Wohnungshaltung standen unabhängig voneinander in Verbindung mit der Entwicklung von Übergewicht/Adipositas. [/pullquote]Im Rahmen eines zweiten Modells wurden die Angaben im Fragebogen 2 analysiert. Hier fielen die Ergebnisse nicht so deutlich aus, jedoch ist auch hier eine Tendenz hinsichtlich dieser beiden Faktoren sichtbar. Alle anderen Variablen wurden als nicht wesentlich erachtet. Alles in allem zeigte sich, dass die frühe Lebensumgebung und Ernährung hinsichtlich des Risikos in jungem Alter Übergewicht/Adipositas zu entwickeln von Bedeutung sind.

Empfehlungen auf Basis der Ergebnisse

Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie empfehlen die Forscher speziell bei Wohnungskatzen ein besonderes Augenmerk auf die Ernährung und auf geeignetes Environmental Enrichment oder sofern möglich gesicherten Freigang zu legen, um die Tiere zu Bewegung anzuregen, Langeweile zu vermeiden und „Futtern aus Langeweile“ zu reduzieren. Ungesicherten Freigang empfehlen die Forscher aufgrund der erhöhten Gefahren für Leib und Leben im Vergleich zur Wohnungshaltung nicht zwangsläufig.

Trockenfutter enthält etwa viermal so viele Kalorien wie Nassfutter, so dass schon eine kleine „Übermenge“ die Kalorienaufnahme deutlich erhöhen kann. Auch die Angaben auf den Trockenfutterverpackungen suggerieren häufig eine höhere Futtermenge, als eigentlich für das Alter, den Fortpflanzungsstatus und den Aktivitätsgrad der Katze geeignet ist. Auch geben viele Katzenhalter zu viel Trockenfutter als angegeben, weil die Mengen optisch als zu gering erscheinen. Andere Studien weisen daraufhin, dass Katzen, die bei Trockenfutterfütterung übergewichtig/adipös werden, häufiger so genannte Prescription Diets und weniger häufig „normales“ Trockenfutter aus dem Supermarkt zu fressen bekommen. Diese weisen häufig eine höhere Energiedichte auf und sind schmackhafter, was sich dann wiederum in einer höheren Kalorienaufnahme widerspiegelt. Es wird empfohlen das Futter abzuwiegen, um sicherzustellen, dass die Katze nicht überfüttert wird und in jedem Fall den BCS ihres Tieres im Auge zu behalten.

Es wurde in der aktuellen Studie nicht ermittelt, ob das Futter durchgehend zur Verfügung stand oder in festen Mahlzeiten gereicht wurde. Die univariable Analyse zeigte jedoch, dass Katzen, die zwei bis drei Nassfuttermahlzeiten am Tag erhielten, weniger wahrscheinlich Übergewicht/Adipositas entwickelten. Nach Meinung der Forscher kann eine reine Nassfütterung aufgrund des hohen Wassergehalts und der im Vergleich geringeren Energiedichte vor der Entwicklung von Übergewicht/Adipositas bei jungen, erwachsenen Katzen schützen.

Die Haustiger-Redaktion empfiehlt aus diversen Gründen den Verzicht auf Trockenfutter, die Gabe einer hochwertigen Nassnahrung oder nach entsprechender Einarbeitung die Umstellung auf Rohfutter (B.A.R.F.). Dazu grundsätzlich mindestens einen Katzenkumpel und artgerechte Beschäftigung, speziell für Katzen in Wohnungshaltung. Auch die Nahrungsaufnahme lässt sich mithilfe von ein wenig Erlebnisgastronomie im Katzenhaushalt spannender gestalten.

  1. Rowe E, Browne W. Risk factors identified for owner-reported feline obesity at around one year of age: Dry diet and indoor lifestyle. Prev Vet Med 2015;121:273-81. []