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Auf vegetarische oder gar vegane Katzenernährung stößt man immer wieder. Sie wird in nasser und trockener Form angeboten, man bekommt pflanzliche oder zumindest tierfreie Supplemente, die der pflanzlichen Kost beigemengt werden sollen, damit die Tiere keine Mangelerscheinungen erleiden. Einige Internetseiten und sogar Bücher zum Thema vegane und vegetarische Katzenernährung gibt es auch. Nun, was ist dran an der pflanzlichen Ernährung der Katze?

Viel Kluges dazu hat Jasper bereits in seinem Beitrag Pfui Deibel! Oder Leben am Minimum geschrieben, dem eigentlich gar nicht mehr viel hinzuzufügen ist. Ich möchte heute einfach einmal einige Thesen herausgreifen, die immer wieder einmal als Grund für vegane Ernährung genannt werden.

1) Kommerzielles Katzenfutter ist schädlich.

Kommerzielles Katzenfutter kann die Gesundheit unserer Katzen beeinträchtigen. Das ist soweit richtig, wer sich „normales“ Katzenfutter schon einmal genauer angesehen hat, weiß, dass in diesem vieles enthalten ist, das eigentlich nichts in der Katze zu suchen hat. Man weiß oft nicht so genau, aus welchen Quellen das Fleisch stammt und von welchem Tier (Stichwort Pferd). Auch Hormone, Antibiotika und andere Medikamente in Fleisch aus Massentierhaltung spielen natürlich auch bei den Schlachtabfällen fürs Tierfutter eine Rolle. Wenn einem die Gesundheit des eigenen Tieres am Herzen liegt, ist es daher durchaus sinnvoll, darauf zu achten, was man so verfüttert. Neben veganem oder auch vegetarischem Katzenfutter gibt es da durchaus einige Möglichkeiten, die den großen Vorteil haben, dass sie für den Beutetierfresser Katze auch wirklich geeignet sind.

2) Mit dem Kauf von kommerziellem Katzenfutter unterstützt man die Fleischindustrie.

Dass man mit dem Kauf von „Supermarktfutter“ die Fleischindustrie unterstützt, kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen. Zum einen fallen die tierischen Bestandteile ja nicht an, weil Rind, Schwein oder Huhn für Katze oder Hund geschlachtet werden, sondern es sind schlicht und ergreifend Abfälle aus der Produktion für den Menschen. Die Existenz von fleischhaltigem Katzen- oder Hundefutter ist ganz sicher nicht der Grund für die Schlachtung anderer Tiere, sondern eher der hohe Fleischkonsum des Menschen und der Wunsch nach billigen Produkten (gegen den jeder Einzelne problemlos persönlich etwas tun könnte, ganz ohne Fleischfresser vegan zu ernähren, nur mal so nebenbei. Kein Fleisch aus Massentierhaltung kaufen, zum Beispiel). Davon abgesehen kommen die Hauptproduzenten von normalem Katzenfutter nicht aus der Fleischindustrie an sich. Auch wissen wir spätestens seit „Katzen würden Mäuse kaufen“ von Hans-Ulrich Grimm, dass die Schlachthöfe für die Entsorgung der Schlachtabfälle bezahlen dürfen.

Was jetzt zugegebenermaßen die Fleischindustrie unterstützen kann, ist die Verfütterung von hochwertigem Katzenfutter oder B.A.R.F., wenn das Fleisch aus der Produktion für den Menschen stammt. Ob man das Schnitzel nun für sich oder für die Katze kauft, ist dem Verkäufer ziemlich egal. Der Anteil dürfte aber ziemlich gering sein, schon allein aufgrund der Tatsache, dass (leider) nach wie vor weitaus mehr „Supermarktfutter“ verfüttert wird, als wirklich hochwertiges Nassfutter oder B.A.R.F. Aber auch hier hat der Verbraucher die Wahl, welches Fleisch er kauft. Fleisch aus der industriellen Produktion (Massentierhaltung) oder vielleicht doch lieber Fleisch vom Biobauern oder vom Bauern nebenan, der zwar nicht „bio“ ist, aber seine Tiere doch anständig hält. Auch bei hochwertigem Katzenfutter gibt es ausreichend Möglichkeiten, auf Fleisch aus Massentierhaltung zu verzichten.

3) Fleisch erhöht bei Katzen das Risiko für Allergien, Krebs, Nieren-, Herz- und Knochenleiden.

Immer wieder einmal werden Studien herangezogen, die darauf hinweisen, dass übermäßiger Fleischkonsum zu diversen Krankheiten führen kann. Allerdings beziehen sich diese Forschungen nicht auf die Katze, sondern auf den Menschen, wo sie sicherlich ihre Berechtigung haben. In Bezug auf die Katze wäre es (mit Verlaub) eine ziemlich unglückliche Laune der Natur, wenn gerade die natürliche Nahrung, die seit Jahrtausenden verzehrt wird, für typische Zivilisationskrankheiten sorgen würde. Diese treten nämlich interessanterweise gehäuft auf, seit sich die Katze eben nicht mehr natürlich, sondern mit dem oben genannten kommerziellen Katzenfutter ernährt. Das dem veganen Futter in Bezug auf die pflanzlichen Bestandteile im Übrigen doch ähnelt.

4) Die Nährwertbedürfnisse der Katze können durch vegane Ernährung problemlos befriedigt werden

Stimmt. Wenn ich Pflanzliches mit künstlichen Vitaminen, synthetischem Taurin etc. anreichere, kann ich dafür sorgen, dass die Katze soweit mit allem Nötigen versorgt wird, dass sie damit einige Zeit überlebt (schafft so manch Hersteller von kommerziellem Katzenfutter ja auch). Aber leider reicht die Befriedigung der „Nährwertbedürfnisse“ allein nicht aus. Bei der Katze handelt es sich seit Anbeginn ihrer Entwicklung (die ein paar Mio. Jahre zurückliegt) um einen sehr spezialisierten Fleischfresser. Stoffwechsel, Gebiss, Beschaffenheit der Magensäure, der kurze Darm und, und, und verändern sich nicht einfach, nur weil die Katze fütterungstechnisch zum Kaninchen umerzogen wird (wobei die Futterzusammenstellung für Kaninchen jetzt auch nicht gerade ideal wäre). Dazu kommt, dass synthetische Vitamine aus unterschiedlichen Gründen in der Kritik stehen und den natürlichen jetzt nicht unbedingt überlegen sind. Dass empfohlen wird, dem veganen Futter Verdauungsenzyme hinzuzugeben, um die Verdaulichkeit zu verbessern, spricht für sich.

Weitere Besonderheiten der Katze in Bezug auf die Ernährung habe ich in dieser Serie bereits zusammengefasst.

5) Tiere ernähren sich auch in freier Wildbahn von Grünzeug

Das ist richtig. Allerdings gehört die Katze nicht dazu, nimmt aber natürlich kleine Mengen Grünzeug auf, das sich im Inneren ihrer Beutetiere befindet. Dazu kommt hin und wieder mal ein bisschen Gras/Katzengras. Zum Alles- oder gar Pflanzenfresser machen sie diese geringen Mengen an pflanzlichem Material nicht.

6) Katzen können in der Heimtierhaltung gar nicht natürlich ernährt werden.

Immer wieder einmal wird geschlussfolgert, dass man einer Katze ja eigentlich ganze Mäuse und Vögel servieren müsste. Alternativ müsste sie ihre Beute vollständig selbst jagen. Da dies in der Heimtierhaltung aber oft nicht möglich ist, könne man die Katze auch gleich vegan ernähren, da alles andere ja auch unnatürlich wäre. Macht natürlich irgendwo Sinn, aber noch weitaus logischer wäre es doch, die natürliche Nahrung der Katze soweit möglich nachzuempfinden, wenn man sie schon nicht 1:1 bieten kann. Damit wären wir bei der Rohfütterung, am besten noch beim „Prey Model“, vielleicht auch noch bei hochwertigem Nassfutter mit hohem Fleischanteil, aber doch nicht bei rein pflanzlicher Ernährung für einen reinen Fleischfresser.

7) Vegan zu füttern, entspricht der Tierrechtsphilosophie

Diesen Punkt finde ich schwierig. Klar ist es irgendwo so, dass für die artgerechte Ernährung von Fleischfressern andere fühlende Tiere sterben müssen. Auch wenn diese Tiere nicht primär für den Tierbedarf getötet wurden. Allerdings hat doch auch die Katze ein Recht auf eine tiergerechte Ernährung und auf ein langes, gesundes Leben. Und die artgerechte Ernährung der Katze ist eben Fleisch. Wer gäbe mir das Recht dazu, aus meiner eigenen Überzeugung heraus, einem anderen Lebewesen eine Ernährungsform aufzuzwingen, die zum einen unnatürlich ist und von der zum anderen erwiesen ist, dass sie ihm schaden kann. Und auch wenn die Haustierhaltung an sich nicht artgerecht ist, so ist es doch noch weitaus weniger artgerecht, einen Fleischfresser mit Pflanzlichem zu ernähren. Auch das deutsche Tierschutzgesetz spricht sich übrigens für eine artgerechte Ernährung aus:

Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,
1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
2. darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,
3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.

Die artgerechte Ernährung einer Katze besteht aus Tierischem.

8) Das Taurin im kommerziellen Katzenfutter wird aus Mollusken gewonnen.

Diese These finde ich interessant. Mollusken sind Weichtiere, zu denen unter anderem auch Muscheln gehören. Diese enthalten teilweise viel natürliches Taurin. Folglich hätten wir also eine tolle natürliche Taurinquelle im Katzenfutter. Allerdings wird das meiste Taurin, das irgendwie im Katzenfutter (und auch in Energy Drinks) und Co. verarbeitet wird, eben nicht aus Weichtieren (und auch nicht aus Stierhoden, Ochsengalle etc.) gezogen, sondern schlicht und ergreifend synthetisch hergestellt, was nicht allzu schwierig ist. Einer der großen Lieferanten auf dem Markt (der u. a. Red Bull und Mars beliefert (Stand 2001))1 gibt als Rohstoffe Ethen, Ammoniak und Natriumsulfit an. Daneben sind auch noch andere Herstellungsformen von Taurin bekannt.

Ein tolles Interview zum Thema Vegan Leben und Katzen barfen hat mir übrigens Romy vor fast einem Jahr gegeben.

Wie steht ihr zu veganem Katzenfutter?

(Bild: © Katze Feld Tier / pixabay.de.

  1. https://www.diekretzer.de/Oli/taurin.pdf []