Der Veterinary Poisons Information Service (VPIS) gibt jedes Jahr eine Statistik zu den häufigsten Vergiftungsfällen/-anfragen im Vorjahr heraus.

Diese zeigte sich für das Jahr 2016 wie folgt:

Einzelne Stoffe im Detail


Lilium-Spezies:
Lilien sind für Katzen hochgiftig. Nicht nur Pflanzenteile selbst, sondern bereits der Körperkontakt mit Blütenstaub und die anschließende Aufnahme durch Putzen reichen aus, um schwere Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. Ebenso gefährlich ist die Aufnahme von Blumenwasser und -erde. Auch die Hemerocallis-Arten (Taglilien) sind für Katzen hochgiftig. Meist sind Wohnungskatzen betroffen.

Permethrin:
Permethrin ist in vielen Parasitenmitteln enthalten. Die Katze ist insbesondere durch Spot-on-Präparate für Hunde gefährdet, wenn diese bei ihr angewandt werden. Katzen tun sich aufgrund ihrer Glucuronidierungsschwäche mit dem Verstoffwechseln vieler Substanzen schwer. Dazu gehört auch Permethrin. Im schlimmsten Fall führt die fälschliche Gabe eines Spot-on-Präparats mit Permethrin zum Tod der Katze.

Benzalkoniumchlorid: Benzalkoniumchlorid ist in vielen Haushaltsprodukten, wie Desinfektions- und Reinigungsmitteln enthalten. Das Ablecken behandelter Oberflächen kann zu vermehrtem Speichelfluss, Fieber und Geschwüren an Zunge und Maul führen. Typischerweise treten die Symptome Stunden nach dem Kontakt auf.

Paracetamol: Das bekannte Schmerzmittel Paracetamol ist frei verkäuflich und wurde in einer amerikanischen Studie (Sundlof, 1990) als vierthäufigste Ursache für Vergiftungen bei der Katze beschrieben. Wie auch beim Permethrin ist es auch bei Paracetamol die Glucuronidierungsschwäche der Katze, die für ihre besondere Empfindlichkeit gegenüber Paracetamol verantwortlich ist. Hauptsymptom einer Paracetamolvergiftung ist eine Methämoglobinämie. Vorsicht: Auch in diversen Grippe- und Erkältungsmitteln ist Paracetamol enthalten!

Imidacloprid: Die Substanz Imdiacloprid ist in verschiedenen Parasitenmitteln enthalten und bei korrekter Anwendung in der Regel verträglich. Jedoch kann es zu allergischen Reaktionen und bei unbeabsichtigter oraler Aufnahme auch zu anderen unerwünschten Nebenwirkungen, wie Speicheln, Erbrechen, Ataxie, Zittern oder Anfällen kommen.

Moxidectin: Moxidectin ist in Parasitenmitteln z. B. in Kombination mit Imidacloprid enthalten. Auch hier kann es zu allergischen Reaktionen sowie insbesondere wenn die Substanz abgeleckt wird, zu anderen unerwünschten Nebenwirkungen kommen.

Ethylenglykol: Ethylenglykol kennt man vor allem aus Frostschutzmitteln für den Autokühler, wird aber auch als Lösungsmittel, beim Entwickeln von Fotos oder in Hydraulik- und Bremsflüssigkeit verwendet. Durch seinen Geschmack wirkt es anziehend auf Katzen. Meist sind Jungtiere von Vergiftungen betroffen.

Praziquantel: Praziquantel kennt man aus Wurmmitteln und ist für viele Katzen bei korrekter Anwendung gut verträglich. Wenn führt es vor allem dann zu Problemen, wenn es parenteral (also am Darm vorbei) aufgenommen wird. Während bei der oralen Aufnahme („Wurmtablette“) Speichelfluss und Durchfall als Nebenwirkungen beschrieben werden, führte die parenterale Aufnahme etwas häufiger zu Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall, Speichelfluss, Appetitlosigkeit und/oder vorübergehender Schwäche und Schläfrigkeit. Auch Ataxie und ein taumelnder Gang können vorkommen. Die Gabe von 200 mg/kg parenteral führte bei der Katze in entsprechenden Untersuchungen zum Tod.

Wie gingen die Vergiftungsfälle aus?

Die meisten Fälle gingen gut aus. Jedoch endete die Vergiftung für 33 Katzen tödlich, von denen 9 eines natürlichen Todes starben und 24 eingeschläfert werden mussten. Für die meisten Todesfälle war mit 33 % Ethylenglykol verantwortlich, gefolgt von unbekannten Stoffen mit 21 %. Permethrin war an 18 % der Todesfälle beteiligt.

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Achtung: Neemöl ist für Katzen giftig!

In der Statistik oben nicht erwähnt, leider jedoch bei den Todesfällen ist Neemöl, von dem leider immer noch behauptet wird, es könne bei Katzen unbedenklich eingesetzt werden. Dem ist nicht so! Das klinische Bild einer Neemölvergiftung ähnelt dem einer Permethrinvergiftung und nicht selten endet die gut gemeinte Gabe leider tödlich. In einer Untersuchung von Sutton et al. (2009)1 erlitten z. B. ganze 18,9 % der betroffenen Tiere dieses Schicksal. [/dark_box]

Was ist der Veterinary Poisons Information Service?

Der Veterinary Poisons Information Service mit Sitz in London ist eine Art Giftnotruf und bietet rund um die Uhr einen Telefonnotdienst für Tierärzte. Ziel des Dienstes ist es sicherzustellen, dass jedes Tier mit bestätigter oder vermuteter Vergiftung die bestmögliche Behandlung erhält. Zusätzlich können Tierärzte auch Vergiftungsfälle beim Service melden.

Im Jahr 2016 erhielt der VPIS pro Monat zwischen 837 und 983 Anfragen, was auf das Jahr verteilt insgesamt 10.977 Anfragen ergibt. Die meisten Anfragen betrafen Hunde (84 %), gefolgt von den Katzen (15 %), an dritter Stelle folgten die Kaninchen. Bei den Anfragen ging es um insgesamt 15.210 unterschiedliche Stoffe. Angeführt wurde die Liste der Vergiftungsfälle von Medikamenten (v. a. NSAIDs), gefolgt von Pflanzen und Haushaltsprodukten. Vergiftungen durch E-Zigaretten und Cholecalciferol befanden sich im Vergleich zum Jahr 2015 auf dem Vormarsch. Cholecalciferol (Vitamin D3) kann von der Katze z. B. durch Rattenköder, aber auch durch Fütterungsfehler oder Humanarzneimittel (z. B. Mittel gegen Schuppenflechte) im Übermaß aufgenommen werden.

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Einige allgemeine Tipps, um Vergiftungen bei der Katze zu vermeiden

  • Gestaltet euer Zuhause „kindersicher“! Alles was speziell für ein Baby/Kleinkind nicht zugänglich sein sollte, sollte es in den meisten Fällen auch nicht für die Katze. Das heißt, alles was potenziell gefährlich sein könnte, sollte für die Katze unzugänglich sein. Vertraut nicht auf „Das hat die doch noch nie gemacht“, einmal kann einmal zu viel sein.
  • Verwendet unbedenkliche Reinigungsmittel!
  • Verbannt Giftpflanzen (insbesondere Lilien) egal ob als Schnittblumen oder im Topf aus dem Haus!
  • Vorsicht bei ätherischen Ölen! Prüft jede Gabe, egal wie kompetent euch die Person, die euch eine Empfehlung gibt, erscheinen mag, kurz an seriöser Stelle nach. Gut geeignet ist z. B. die Datenbank des Instituts für Veterinärpharmakologie und -toxikologie der Universität Zürich.
  • Gebt eurer Katze NIEMALS Medikamente für den menschlichen Gebrauch, wenn nicht zuvor mit dem Tierarzt abgeklärt! Eine einzelne gut gemeinte Paracetamol oder Ibuprofen kann eure Katze töten.
  • Kontaktiert bei Verdacht auf eine Vergiftung umgehend euren Tierarzt, auch wenn eure Katze (noch) keine Symptome zeigt! Treten Symptome auf, ist es manchmal bereits zu spät.
  • Gebt Parasitenmittel nur bei Bedarf und NUR Präparate, die für die Katze geeignet sind! Fragt auch beim Tierarzt gezielt nach. Auch Tierärzte sind nur Menschen und können Fehler machen.

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  1. Sutton, NM., Bates, N., Campbell, A. (2009) Apparent adverse reactions to neem (margosa) oil in cats Veterinary Record 164, 592-593. []
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