Rohasche ist ein Deklarationsbestandteil von Katzenfuttermitteln, der häufig für Verwirrung sorgt. So höre oder lese ich immer wieder einmal Sätze wie diesen:

„Bäh, dieses Futter füttere ich nicht, da ist ja Asche drin!“

Könnte man meinen, dem ist aber nicht so. Die Bezeichnung Rohasche gehört wie die Begriffe Rohprotein, Rohfett und Rohfaser zu den analytischen Bestandteilen und bezeichnet im Endeffekt die anorganischen Bestandteile im Katzenfutter. Diese beinhalten wichtige Bestandteile wie Mineralstoffe, könnten aber theoretisch auch Sand und ähnliche Verunreinigungen beinhalten.

Warum Rohasche?

Um den Rohaschegehalt in einem Futter zu ermitteln, wird eine Futterprobe in einem Analyseofen auf 550 °C erhitzt. Bei dieser Temperatur bleibt von den im Futter enthaltenen organischen Substanzen soweit nichts mehr übrig. Die anorganischen, nicht verbrennbaren Anteile des Futters jedoch durchaus (Asche). Rohasche bezeichnet also grundsätzlich erst einmal die Mineralstoffe (Mengen- und Spurenelemente) und mögliche andere anorganische Stoffe im Katzenfutter. Mineralstoffe sind essenziell, es ist also durchaus sinnvoll, dass sie enthalten sind.

Die Gesamtmasse des Futters abzüglich der Rohasche ergibt die organische Masse (OM), die sich wiederum aus Rohprotein, Rohfaser, Rohfett und N-freien Extraktionsstoffen zusammensetzt. Anstelle des Begriffs Rohasche dürfen nach EU-Futtermittelrecht auch die Bezeichnungen „Ascherückstand“ oder „anorganischer Stoff“ verwendet werden.1

Die Rohaschegehalte werden nach EU-Futtermittelrecht als Höchstgehalte deklariert. Da hohe Rohaschegehalte in der Regel nicht erwünscht sind, könnt ihr davon ausgehen, dass kein Hersteller höhere Rohascheanteile ausweist, als vorhanden sind. Die Standardanalyse stellt einen Mittelwert aus mehreren Proben dar und muss mit den Zielgrößen für jeden Nährstoff übereinstimmen.

Anorganische Bestandteile im Beutetier

Nach DIERENFELD 1993 sind die Mineralstoffgehalte in Beutetieren sehr unterschiedlich und hängen unter anderem von der Ernährung und dem Alter der Tiere ab. Neugeborene Tiere sind häufig, aber nicht immer, rohascheärmer als adulte Tiere. Kalzium und Phosphor sind im Normalfall ausreichend und in zufriedenstellendem Verhältnis zueinander vorhanden. Bei Fisch sind die Rohasche-, Kalzium- und Phosphorgehalte im Allgemeinen etwas niedriger als bei Landwirbeltieren (ALLEN et. al. 1997).

Die Beute fleischfressender Tiere, zu denen ja auch unsere Katze gehört, zeichnet sich durch einen hohen Rohproteingehalt bei variierendem Rohfettgehalt aus. Der Rohascheanteil ist in (Land-)Wirbeltieren am höchsten, gefolgt von den Wasserbewohnern Fisch und Tintenfisch bis hin zu den Wirbellosen. Eine Ausnahme bilden einige Weichtiere (Mollusken), die durch Aufnahme kalziumreicher Erde, den eigenen Kalzium- und damit auch den eigenen Rohaschegehalt steigern.

Bei (Land-)Wirbeltieren und Fisch sind Kalzium und Phosphor in ausreichender Menge und in angemessenem Verhältnis vorhanden, Wirbellose besitzen einen eher niedrigen Kalziumgehalt, der aber bei den auf dem Land lebenden Insektenspezies durch die Aufnahme von Erde ausgeglichen wird. Bei fliegenden Insekten geschieht dies nicht (ALLEN 1989, ALLEN et. al. 1997).2

Wie hoch sollte der Rohaschegehalt im Fertigfutter sein?

Wie bei den anderen Inhaltsstoffen auch, gibt der deklarierte Rohaschegehalt nicht zwangsläufig auch Aufschluss über dessen Qualität. Ohne die restliche Deklaration lässt sich rein anhand der analytischen Bestandteile, zu denen auch die Rohasche gehört, nur wenig über die Qualität eines Futtermittels sagen. Oft sieht man hier kaum Unterschiede zwischen wirklich hochwertigen Futtermitteln und solchen, die für Katzen eher weniger geeignet sind.

Auch wird rein aus dem Prozentsatz nicht klar, wie sich die Rohasche genau zusammensetzt. Ein zu hoher Mineralstoffgehalt kann ebenso schädlich sein, wie ein zu niedriger. Und ein hoher Rohaschegehalt kann auf minderwertige Bestandteile hinweisen (muss aber nicht), wohingegen ein niedriger Rohaschegehalt nicht automatisch bedeutet, dass wir es mit einem hochwertigen Futter zu tun haben. Ein hoher Rohaschegehalt kann grundsätzlich auch auf Verunreinigungen durch Erde o. ä. hinweisen.

Hin und wieder einmal wird der Rohaschegehalt als Hinweis auf einen hohen Magnesiumgehalt genannt. Allerdings liefert er auch hier keinen genauen Hinweis, auch wenn Futter mit hohem Rohaschegehalt häufig auch einen hohen Anteil Magnesium aufweist. Wenig Rohasche bedeutet nicht zwangsläufig wenig Magnesium, sondern könnte zum Beispiel auch wenig eines anderen anorganischen Bestandteils bedeuten. Allerdings werden die Studienergebnisse, die einen Zusammenhang zwischen einem hohen Magnesiumgehalt im Futter und einer Struvitneigung ergaben, u. a. von BUFFINGTON et. al. (1990) und MARKWELL (1993) kritisiert3.

Ein hoher Rohaschegehalt verursacht daher nach aktuellem Kenntnisstand nicht zwangsläufig FLUTD, könnte aber grundsätzlich auf eine minderwertige Zusammensetzung hinweisen, die wiederum gesundheitliche Probleme zur Folge haben kann. Der Rohascheanteil kann außerdem Einfluss auf die Verdaulichkeit eines Futtermittels nehmen.

Eine kleine Übersicht (jeweils bezogen auf die Trockenmasse)

Reines Fleisch

100 g Rindfleisch = 2,65 % Rohasche
100 g Hähnchenbrust (m. H.) = 3,31 % Rohasche
100 g Lammfleisch = 2,15 % Rohasche

(Quelle: National Nutrient Database for Standard Reference, umgerechnet mit freundlicher Unterstützung vom Frauchen von Linus, Jasper und Lucy.)

Ganze Beutetiere

100 g erwachsene Maus = 11,8 % Rohasche
100 g erwachsene Ratte = 9,8 % Rohasche
100 g erwachsenes Huhn = 9,4 % Rohasche

(Quelle: NUTRIENT COMPOSITION OF WHOLE VERTEBRATE PREY (excluding fish) fed in zoos)

Verschiedene Fertigfuttermittel

100 g hochwertiges Katzenfutter Rind = 5,91 % Rohasche
100 g hochwertiges Katzenfutter Huhn = 4,71 % Rohasche
100 g hochwertiges Katzenfutter Kalb/Kaninchen = 10 % Rohasche
100 g Mittelklassefutter Rind, Wild, Kaninchen, Nudeln = 6,16 % Rohasche
100 g Mittelklassefutter Fisch = 10,81 % Rohasche
100 g Supermarktfutter Rind = 11,11 % Rohasche
100 g Supermarktfutter bunt gemischt = 10 % Rohasche
100 g Premiumfutter Huhn, Schwein, Fisch = 9,44 % Rohasche
100 g Premiumfutter Leber und Huhn = 5,78 % Rohasche
100 g Ergänzungsfutter Bio Pute = 7,53 % Rohasche
100 g Ergänzungsfutter Hühnerschenkel = 8,7 % Rohasche
100 g hochwertiges Trockenfutter = 7,67 % Rohasche
100 g Supermarkttrockenfutter = 8,70 % Rohasche

(Quelle: Deklarationen der einzelnen Futtermittel, umgerechnet auf die Trockenmasse)

Ihr seht, dass man rein aus dem Anteil Rohasche im Futter kaum bestimmen kann, ob es sich um ein hochwertiges oder um ein eher minderwertiges Futter handelt. Eine zusätzliche Bemessungsgrundlage kann sie bei vergleichbaren Futtermitteln jedoch sein. Grundsätzlich ist die Analyse der Rohasche auch bei der Bestimmung des nützlichen Mineralstoffgehalts eines Futtermittels nur von geringem Wert. Das liegt zum einen daran, dass die Anforderungen des Körpers für bestimmte inorganische Elemente (z. B. Calcium, Zink etc.) spezifisch sind. Außerdem ist nicht sicher, dass der Aschegehalt auch das insgesamt vorhandene inorganische Material abbildet, da einige inorganische Elemente während der Verbrennung verlorengehen können. Zudem können manche organische Bestandteile an Karbonat gebunden sein.

Der wichtigste Grund für die Bestimmung des Ascheghalts ist die Berechnung der N-freien Extraktionsstoffe, die für die annährende Analyse von Futtermitteln erforderlich sind. Bestimmte Mineralstoffe von Interesse können dann aus dem Aschegehalt analysiert werden, wenn sie sich nicht verflüchtigt haben4.

  1. 5. in Anhang II: https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:32009R0767: DE:NOT []
  2. https://edoc.ub.uni-muenchen.de/9416/1/Kleffner_Helen.pdf []
  3. https://edoc.ub.uni-muenchen.de/5970/1/Frenk_Marina.pdf []
  4. Seite 81: „Klinische Diätetik der Kleintiere“ []
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