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Tierversicherung: 6 häufige Irrtümer

Erkrankt oder verunfallt die Katze, können schnell hohe Tierarztkosten anfallen. Erst recht seit der berechtigten Erhöhung der GOT im November 2022. Umso wichtiger ist es, für den Fall des Falles eine finanzielle Absicherung zu haben, damit die Katze tierärztlich umfassend versorgt werden kann. Hierfür besteht die Möglichkeit, eine Krankenversicherung für die Katze abzuschließen, was wir auch empfehlen würden. Jedoch ist es wichtig, sich vor der Entscheidung für oder gegen eine Tierversicherung umfassend zu informieren.

Einige häufige Irrtümer im Hinblick auf Tierkrankenversicherungen und finanzielle Absicherung im Allgemeinen habe ich hier für euch zusammengestellt.

Tierversicherung

(c) birgl / pixabay.com

1) „Wenn ich den Betrag, den die Tierversicherung kostet, jeden Monat zurücklege, bin ich genauso gut abgesichert und das Geld ist nicht weg, sollte etwas sein.“

Jein. Die monatlichen Kosten für eine Katzenversicherung belaufen sich auf etwa 30-40 Euro (je nach Alter des Tieres, gebuchtem Paket usw.). Legt man den Betrag jeden Monat weg, hat man nach dem ersten Jahr 480 Euro angespart. Das ist nicht viel, sollte die Katze (schwerer) erkranken.

Dazu kommt, dass der Pool zum einen mit jeder Erkrankung wieder schrumpft und aufgefüllt werden muss und zum anderen, dass es ja auch gut sein kann, dass die Katze schon erkrankt oder verunfallt, bevor (wieder) ausreichend Geld auf dem Konto ist. Eine Versicherung springt direkt nach Ende der Wartezeit ein.

Besser ist es, wenn man keine Krankenversicherung für die Katze abschließen möchte, einen höheren Betrag (min. 3000 Euro) auf dem Katzenkonto zu haben und dann weiter anzusparen.

2) „Alte Tiere und Tiere mit Vorerkrankungen sind nicht versicherbar.“

Das stimmt nicht. Es gibt Tierversicherungen mit Altersbegrenzungen und solche die Vorerkrankungen ausschließen. Es gibt aber auch welche, die solche Tiere aufnehmen. Sogar meine Älteste mit fast 15 und diversen Vorerkrankungen (u. a. HCM) ist versichert und ich habe den Jahresbeitrag trotz Ausschlüssen schon fast wieder drin.

3) „Bei meiner Katze steht eine OP an, jetzt versichere ich die noch schnell, damit die bezahlt wird.“

Das wird nicht funktionieren. Zweckversicherungen (also wenn eine Versicherung für einen Schaden abgeschlossen wird, der bereits eingetreten ist) sind nicht möglich. Vorerkrankungen und Krankheiten, die während der Wartezeit entstehen, sind i. d. R. ausgeschlossen.

4) „Eine OP-Versicherung reicht aus.“

Jein. Eine OP-Versicherung kann ausreichen, wenn ansonsten ein ausreichendes finanzielles Polster vorhanden ist. Jedoch können auch diverse andere Erkrankungen (ggf. inklusive Klinikaufenthalt etc.) schnell in den vierstelligen Bereich gehen. Diese sind über eine reine OP-Versicherung nicht abgedeckt.

Es ist bei einer reinen OP-Versicherung außerdem wichtig, genau zu lesen, was von der Tierversicherung alles übernommen wird. So umfasst eine OP-Versicherung in der Regel nur Verfahren, die mit einer mehr als punktförmigen Durchtrennung der Haut (sprich einem Schnitt) einhergehen.

Ein endoskopischer Eingriff etwa durch die Maulhöhle wird entsprechend dann nicht übernommen. Auch Eingriffe, die nicht unter Vollnarkose erfolgen, sondern nur unter Lokalanästhesie werden nicht von allen Anbietern übernommern. Hier ist es wichtig, die Bedingungen genau zu lesen. Sicherer fährt man in jedem Fall mit einer Vollversicherung.

5) „Wenn ich meine Katze versichere, habe ich keine Tierarztkosten mehr.“

Falsch. Einige Versicherungsanbieter suggerieren in ihren Werbeanzeigen, dass sie nach Abschluss der Versicherung alle Tierarztkosten übernehmen würden. Das stimmt nicht. Es gibt immer Leistungen, die nicht im Versicherungsumfang enthalten sind, oft sind zum Beispiel die Kosten für Vorsorgemaßnahmen gedeckelt, es gibt einen Selbstbehalt, die jährliche Versicherungssumme ist auf einen bestimmten Betrag begrenzt und/oder es werden nicht 100 % übernommen. Teilweise sinkt der Anteil der erstattet wird, auch mit zunehmendem Alter.

6) “Ist meine Katze versichert, muss ich kein finanzielles Polster haben.“

Jein. Vielleicht muss es nicht so dick sein, aber du musst beim Tierarzt oder in der Tierklinik in der Regel in Vorleistung gehen. Es kann immer sein, dass die Versicherung gekündigt bzw. der Vertrag von der Tierversicherung nicht verlängert wird, nachdem hohe Kosten angefallen sind. Oder das Unternehmen verschwindet von der Bildfläche. Von dem her: Better safe than sorry.

Emma erklärt: Dunning-Kruger-Effekt – die Krux mit der Selbstüberschätzung

“Melde dich unbedingt in der Gruppe an, die kennen sich dort richtig gut aus!” – Ein Satz, den man in den sozialen Medien häufiger liest, wenn es um Krankheiten bei Katzen geht. Hin und wieder ist es so, dass dem wirklich der Fall ist und in Gruppen kompetente Menschen unterwegs sind, die ihre Grenzen kennen und im Rahmen dieser gezielt helfen können. Weitaus häufiger vertreten ist jedoch leider der personifizierte Dunning-Kruger-Effekt. Darüber möchte ich euch heute ein wenig erzählen, nachdem wir im letzten „Emma erklärt“ schon ein ähnliches Thema hatten.

Genauer gesagt, möchte ich euch eine Geschichte erzählen. Die Namen der Protagonisten sind willkürlich gewählt und haben nichts mit realen Personen zu tun.

weisse katze dunning kruger

© cocozi / pixabay.com

Wenn du nicht weißt, was der Dunning-Kruger-Effekt ist, dann sieh dir vielleicht erst einmal dieses kurze Video  an, in dem der Effekt kurz und knackig erklärt wird.

***

Bacardi

Eine Frau, nennen wir sie Sonja, lebt mit einem schon etwas älteren Kater namens Bacardi zusammen und liebt das Fellknäul natürlich sehr. Da Bacardi in letzter Zeit etwas abgenommen hat, viel trinkt und pinkelt und auch sonst nicht so fit wirkt, stellt sie ihn ihrer Tierärztin vor, die den Kater schon seit vielen Jahren betreut, und leider stellt diese eine Diagnose, die Sonja in große Sorge versetzt. Sie hat Angst, ist verunsichert und möchte ihrem Kater Bacardi natürlich gerne bestmöglich helfen. Soweit so verständlich.

Da sie sich mit ihren Sorgen nach dem Tierarztbesuch recht allein gelassen fühlt, erzählt sie in einer Facebook-Gruppe davon und bekommt dort die Empfehlung, in eine bestimmte “Fachgruppe” einzutreten. Die Gruppe sei DIE Gruppe zu dem Thema, so wird ihr gesagt, in der sich die richtigen (Anm. d. Red. selbsternannten) Experten tummeln würden. Außerdem wird sie schon einmal darauf hingewiesen, dass Tierärzten nicht zu trauen sei und dass diese pauschal von dieser (Anm. d. Red.: leider recht häufigen) Krankheit meist keine Ahnung hätten. Zumindest nicht annähernd so viel wie die Experten in der Gruppe.

Sonja in ihrer Sorge um Bacardi tritt also in diese Gruppe ein. In dieser Facebook-Gruppe tummelt sich unter anderem auch die Christel. Die Christel hat – wie in ihrem Profil zu lesen ist – die Schule des Lebens besucht (weitere Qualifikationen nicht ersichtlich) und ist quasi der Mensch gewordene Dunning-Kruger-Effekt. Soll heißen, Christel kann eigentlich gar nichts, leidet aber unter gewaltiger Selbstüberschätzung und ist der festen Überzeugung, sie sei die absolute Expertin zu dem Thema. Da sie sehr von sich überzeugt ist und sich auch entsprechend verkauft, wird Dunning-Kruger-Christel von den anderen Gruppenmitgliedern verehrt und fühlt sich durchwegs in ihrer Ansicht bestätigt.

Sonja stellt jetzt also ihren Fall in der Gruppe dar, woraufhin natürlich sofort Christel markiert wird. Dunning-Kruger-Christel ist jetzt voll in ihrem Element. Sie schlüpft zu Hause vorm PC in ihren weißen Kittel, legt sich ihr – eigens zu diesem Zweck angeschafftes – Stethoskop um den Hals, überlegt ob sie vielleicht auch noch den Kasack und das Otoskop… entscheidet sich aber dann aus Zeitgründen dagegen und lässt sich erst einmal alle Befunde samt Laborergebnissen schicken (Blutbilder sind nämlich absolut ihr Ding, da kann sie so richtig zeigen, was sie kann).

Auf Basis dieser Daten erstellt Sie dann (Anm. d. Red.: Wir vermuten schwer, dass sie dafür eine Glaskugel oder alternativ ein Pendel zur Hilfe nimmt, genau wissen wir es nicht – anders als Christel können wir nämlich leider nicht hellsehen.) aus der Ferne ohne den Kater je gesehen zu haben, eine Diagnose, die selbstverständlich vollkommen von der der Tierärztin abweicht. Entsprechend ist die von der Tierärztin angedachte Therapie nach Einschätzung von Dunning-Kruger-Christel natürlich vollkommen falsch und diese eine inkompetente Vollidiotin.

Christel, nach wie vor felsenfest von sich überzeugt, erstellt nun erst einmal einen neuen Therapieplan für Bacardi, der zunächst einmal ganz viele Produkte enthält, die irgendetwas mit Schwingungen zu tun haben, aber keine nachgewiesene Wirkung aufweisen und erklärt Sonja ganz genau, dass sie diese Mittel nur mit Wasser oder in Schleckpaste geben darf, damit diese über die Maulschleimhaut aufgenommen werden können, aber keinesfalls in Futter, da die aggressive Magensäure der Katze die Mittel ansonsten zerstören würde.

Hier jetzt erstmal…

eine gewaltige La-Ola-Welle und ein großes OOOOOOOOOOOHH WOW!!! bitte für unsere Magensäure, die so aggressiv ist, dass sie sogar nicht nachweisbare Schwingungen abtöten kann. So Kleinigkeiten wie die, dass es ziemlich irrelevant ist, ob entsprechende Mittelchen mit Schleckpaste, Futter oder Wasser im Magen landen, lassen wir hier jetzt mal außen vor. Ist ja auch nicht wichtig, ne.

Emma

Aber ich schweife ab. Weiter mit unserer Geschichte.

Christel betont noch einmal die Wirksamkeit der von ihr verordneten Mittel, die von Pankreatitis und Krebs heilen bis hin zu Harnstoff senken und die Schwanzspitze pink färben so ziemlich alles können und beschwört Sonja, sich von der Tierärztin bloß nichts aufschwatzen zu lassen und das vorgeschlagene Diätfutter und die verordneten Medikamente auf keinen Fall zu geben.

Alternativ solle sie sich aber bei Dunning-Kruger-Christel nach einer Woche noch einmal melden, wie die Therapie angeschlagen habe. Christel würde dann entscheiden, ob die Therapie so fortgeführt würde oder ob noch eine Anpassung notwendig sei.

Um dem Ganzen noch einen intellektuellen Touch zu geben, führt Christel nun zum Abschluss auch noch einige englischsprachige Quellen an. Dass in der Schule des Lebens kein Englisch gelehrt wurde und Christel – nun sagen wir mal – einige Lücken hat, was die englische Sprache noch dazu im fachlichen Kontext angeht, lassen wir jetzt einfach einmal unter den Tisch fallen. Wen interessieren solche Kleinigkeiten schon.

Soweit so gut. Halten wir einmal kurz fest. Wir haben jetzt einmal die Einschätzung der Tierärztin, die die Katze samt Personal schon jahrelang kennt und betreut, sie live gesehen und untersucht hat, paar Jährchen Studium und noch ein paar Jährchen mehr Berufserfahrung hinter sich hat und wir haben die Einschätzung einer Person, die Sonja völlig fremd ist, von der Schule des Lebens abgesehen, nicht einmal annähernd mit einer Qualifikation glänzen kann, sich aber – in grenzenloser Selbstüberschätzung – aufführt als wäre sie allwissend und einfach mal so aus der Ferne – ohne die Katze je gesehen zu haben – die Diagnose der Tierärztin auseinandernimmt und einen eigenen Therapieplan erstellt.

Wem wird Sonja nun vertrauen? Ihr ahnt was kommt…

Sonja findet das, was Christel da von sich gibt, alles sehr einleuchtend. Schließlich hat die Christel das sehr überzeugend erklärt und sie hat ja jetzt auch schon häufiger gelesen, dass die alle keine Ahnung hätten und einem nur das Geld aus der Tasche ziehen wollten und überhaupt. Also macht sie alles ganz genau so, wie von Dunning-Kruger-Christel vorgeschlagen. Sie setzt die von der Tierärztin mitgegebenen Medikamente ab, sie gibt kein anderes Futter und sie sucht auch nicht mehr – wie besprochen – die Tierärztin zum vereinbarten Kontrollbesuch auf, die ihr in den letzten Jahren zur Seite gestanden hat.

Innerhalb von drei Wochen hat Bacardi so sehr abgebaut, dass als einzige Option bleibt, ihn einschläfern zu lassen, um ihn vor weiterem Leid zu bewahren. Diesen Dienst darf dann (natürlich) wieder die Tierärztin übernehmen (kann und darf die Christel ja schließlich nicht und selbst wenn sie es könnte, wäre ihr das psychisch natürlich keineswegs zumutbar, könnte ja schließlich passieren, dass ihr Ego dann einen Knacks bekäme #ironieoff), während Christel in der Zwischenzeit schon wieder 12 andere Katzen “ferntherapiert” hat. Hätte man Bacardi direkt richtig behandelt, hätte er ohne Weiteres noch einige schöne Wochen, Monate oder sogar Jahre haben können.

Eine Geschichte ohne Happy End.

***

Gerne würden wir es jetzt mit Jonathan Frakes halten und “Sie glauben diese Geschichte ist wahr. Falsch, sie ist frei erfunden.” schreiben, aber leider ist dem nicht so. Vielleicht ist manches ein wenig überzeichnet dargestellt (wir wissen beispielsweise natürlich nicht, ob Christel wirklich mit dem Stethoskop vor dem PC sitzt), aber im Kern ist sie wahr und es handelt sich dabei beileibe nicht um einen Einzelfall.

***

Wer ist nun schuld an der ganzen Misere? Dass Dunning-Kruger-Christel unter gewaltiger Selbstüberschätzung leidet, ist das eine und leider kann man solchen Menschen nicht wirklich Einhalt gebieten, aber die Verantwortung für eure Tiere liegt bei EUCH.

Und wir sagen es auch gerne noch 50-mal: Ihr dürft kritisch sein, ihr dürft euch selbst informieren und Dinge hinterfragen und selbstverständlich auch gerne eine Zweit-, Dritt- oder Viertmeinung von anderen Tiermedizinern einholen, wenn ihr Zweifel habt oder das Gefühl, ihr kommt nicht weiter, aber bitte, BITTE seid doch (Pardon, my French!) nicht so BLÖD, das Leben eurer Tiere irgendeinem dahergelaufenen Mensch gewordenen Dunning-Kruger-Effekt im Internet anzuvertrauen!

Ihr kennt diese Menschen nicht, sie haben euer Tier weder je gesehen noch untersucht, ihr wisst nicht, was die wirklich können, egal wie überzeugend, das was sie von sich geben, auch klingen mag, und sobald sie euch auch nur annähernd an Dunning-Kruger-Christel erinnern, dann nehmt die Beine in die Hand und lauft. Denn dann handelt es sich mit 200%iger Sicherheit nicht um einen Menschen, dem ihr unser Leben anvertrauen solltet!

Wir haben nur dieses eine Leben und wir möchten uns bitte, BITTE darauf verlassen können, dass ihr alles dafür tut, dass wir unser Leben so lange wie möglich lebenswert führen können.

Wir sind keine Versuchskaninchen für Menschen, die in gnadenloser Selbstüberschätzung und ohne jedwede (oder zumindest ausreichende) Fachkompetenz Glaskugeldiagnosen und Therapievorschläge aus dem Ärmel schütteln.

Herzlichen Dank!

PS: Wer an Homöopathie glaubt und diese NEBEN DER TIERÄRZTLICHEN BEHANDLUNG (nicht stattdessen!!!) und in Absprache mit dem Tierarzt/der Tierärztin gerne einsetzen möchte (wie z. B. die SUC-Therapie bei Nierenerkrankungen), kann das natürlich gerne tun. Darum geht es hier nicht.

Interview: Katzen und Feuer – richtiges Verhalten im Brandfall

Im Gespräch mit anderen Katzenhaltern, ganz gleich, ob online oder offline taucht die Frage immer wieder auf. „Plant ihr für den Notfall?“, „Habt ihr euch schon einmal darüber Gedanken gemacht, was mit euren Tieren passiert, wenn bei euch zu Hause ein Feuer ausbricht?“ usw.. Ich habe und habe gottseidank auch jemanden gefunden, der mir meine neugierigen Fragen beantwortet. ;-)

Haustiger: Hallo Ingo, erzähl doch mal ein wenig von dir, damit unsere Leser auch wissen, mit wem sie es zu tun haben.

Ingo: Mein Name ist Ingo Behring, 43 Jahre alt. Ich bin seit über fünfundzwanzig Jahren bei der Feuerwehr aktiv, zum einen bei der Freiwilligen Feuerwehr in Bad Driburg und seit 1997 bei der Berufsfeuerwehr. Daneben bin ich Autor des Buches „112- der tägliche Wahnsinn“. Weiterlesen

Hilfe bei Schmerzen: Solensia für Katzen bei Osteoarthrose

Schmerzen hat niemand gerne, auch unsere Haustiere nicht. Jedoch sind leider auch viele unserer Katzen im Laufe ihres Lebens von schmerzhaften Problemen des Bewegungsapparats wie Osteoarthrose betroffen. Therapiert wird hier in der Regel mit Schmerzmitteln. Eine relativ neue Möglichkeit ist hier das Produkt „Solensia“, bei dem die schmerzlindernde Wirkung auf monoklonalen Antikörpern beruht.

Darüber und über unsere Erfahrungen mit Solensia möchte ich euch in diesem Artikel berichten.

Hexe wird mit Solensia behandelt

Die Osteoarthrose bei der Katze

Eine Osteoarthrose ist zunächst einmal eine chronische Erkrankung der Gelenke, bei der die Gelenkknorpel und die angrenzenden Gewebe geschädigt werden. Man unterscheidet hier zwischen primären und sekundären Osteoarthrosen, wobei bei Katzen oft die primäre Form (altersbedingte Abnutzung der Gelenke) vorkommt.

Man geht davon aus, dass die große Mehrzahl der Katzen ab 12 Jahren an einer Osteoarthrose leidet, jedoch sind die Zeichen bei der Katze oft recht subtil. Deutliche Lahmheiten sieht man bei der Katze eher selten. Man tut daher gut daran, speziell ältere Tiere gut zu beobachten. Wird die Katze ruhiger und/oder zögert sie zum Beispiel vor Sprüngen oder sucht den einfacheren Weg vom Fensterbrett oder vom Kratzbaum statt wie sonst zu springen, ist es ratsam, immer auch an Gelenkbeschwerden zu denken und den Verdacht tierärztlich abklären zu lassen.

Osteoarthrose kann verschiedene Gelenke wie die Knie- oder Ellenbogengelenke betreffen. Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule zeigen sich u. a. in Form von Spondylosen.

Eine Behandlung der Osteoarthrose erfolgt in der Regel in Form einer medikamentösen Schmerztherapie, die man noch um andere Maßnahmen wie z. B. Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Tieren, Physiotherapie, Anpassung der Umgebung oder Futterergänzungen wie z. B. die gezielte Gabe von Omega-3-Fettsäuren ergänzen kann.

Als Schmerzmittel kommt in den meisten Fällen ein nichtsteroidaler Entzündungshemmer (NSAID / NSAR), allen voran Meloxicam, zum Einsatz. Inwiefern ein NSAID als Schmerzmedikation für die individuelle Katze zur Langzeittherapie geeignet ist oder ob man die Katze besser auf ein anderes Präparat einstellt, kommt auf den generellen Gesundheitszustand einschließlich des Ansprechens des Tieres auf die Therapie, der individuellen Verträglichkeit (Nebenwirkungen ja/nein und welche), eventueller weiterer Erkrankungen und zugehöriger Medikamente an.

Hier ist der behandelnde Tierarzt der Ansprechpartner der Wahl (Anm. d. Red.: nicht die Facebook-Community, bei der oftmals schon (hirnloses) Entsetzen ausbricht, wenn das Wort „Metacam“ auch nur erwähnt wird).

Solensia als Alternative für Katzen mit Osteoarthrose-bedingten Schmerzen?

Schmerzmittel ist nicht gleich Schmerzmittel. Die Medikamente setzen an verschiedenen Stellen an, um eine Schmerzausschaltung zu erreichen und je nachdem, wo der Schmerz sitzt und wie stark er ist, kann das eine Schmerzmittel besser geeignet sein, als das andere. Dazu kommen natürlich auch noch die vorgenannten Faktoren, den Gesundheitszustand betreffend, die der Tierarzt bei der Wahl des passenden Schmerzmittels für die jeweilige Katze mit einbeziehen muss. Solensia setzt dabei an anderer Stelle an, als beispielsweise ein NSAID oder ein Opiat.

Worauf basiert die Wirkung von Solensia?

Solensia enthält den Wirkstoff Frunevetmab. Sieht man sich die Beschreibung des Präparats an, findet man dazu folgendes:

„Frunevetmab ist ein felinisierter monoklonaler Antikörper gegen den Nervenwachstumsfaktor (NGF), der rekombinant in Eierstockzellen des Chinesischen Hamsters (CHO) exprimiert wird.“

Klingt interessant, oder? Aber was heißt das jetzt genau? Sehen wir uns das im Detail nacheinander an.

Was sind felinisierte monoklonale Antikörper?

Unter monoklonalen Antikörpern versteht man Antikörper, die von einer Zelllinie produziert werden, die auf einem einzigen B-Lymphozyten basiert.

Man macht sich dabei die normale Funktion der B-Lymphozyten in der spezifischen Immunantwort zunutze, die beinhaltet, dass die Antikörper ganz spezifisch bestimmte Moleküle (darunter auch Rezeptoren) binden und somit blockieren können. Man vervielfältigt im Labor mithilfe der CHO-Zellen also ganz gezielt Antikörper, die nur an der gewünschten Stelle ihre Arbeit verrichten.

Diese Antikörper können ganz vielfältig eingesetzt werden und gelten als sehr vielversprechend, z. B. in der Krebstherapie, als mögliche Alternative zu Antibiotika, bei Dermatitis oder eben auch in der Schmerztherapie.

Verwendet werden dafür nur noch CHO-Zellen, die schon 1958 isoliert wurden und in-vitro (also im Reagenzglas) vermehrt werden, es müssen also keine Hamster für die Produktion der monoklonalen Antikörper sterben.

Der Begriff „felinisiert“ bezieht sich im Endeffekt nur darauf, dass die Antikörper „an Katzen angepasst“ sind, beim Mensch spricht man hier entsprechend von „humanisierten monoklonalen Antikörpern“. (Anm. Ist jetzt so nicht ganz korrekt, in Wahrheit ist das ein wenig komplizierter, aber für unsere Zwecke reicht das so). Heißt im Endeffekt, dass Solensia speziell auf Katze abgestimmt ist. Für jedes andere Tier braucht man ein tierartspezifisches Präparat, wie z. B. das Medikament „Librela“ für Hunde.

Tipp: Wenn du mit Begriffen wie B-Lymphozyten, spezifische Immunantwort usw. gerade nicht wirklich etwas anfangen kannst, dann sieh dir doch einmal dieses Video von Simple Club zum Thema an. Eventuell hilft es dir, wenn du dir Teil 1 zusätzlich noch ansiehst.
Was ist der Nervenwachstumsfaktor (NGF)?

Während der Embryonalentwicklung, also in der Zeit, in der sich unser Kätzchen im Mutterleib entwickelt, muss sich bei diesem unter anderem ein funktionsfähiges Nervensystem bilden. Der Nervenwachstumsfaktor (englisch: „nerve growth factor“, kurz NGF), der zur Gruppe der Neutrophine gehört, regt hier die Aussprossung von Neuronen (Nervenzellen) an, um dies möglich zu machen.

Beim erwachsenen Tier hat der Nervenwachstumsfaktor (NGF)  nicht nur eine stabilisierende Wirkung, sondern fungiert auch als Signalprotein, das in geschädigtem Gewebe produziert wird und durch seine Wechselwirkung mit TrkA (Tropomyosin-Rezeptorkinase A) eine wesentliche Rolle bei der Schmerzwahrnehmung einnimmt. Bei Gewebeschädigung bewirkt NGF ein Aussprossen verletzter Neuronen.

Liegen entzündliche Gelenkerkrankungen vor, wird zunehmend NGF gebildet, das dann an den TrkA-Rezeptor im Gelenk andockt. Der Rezeptor wiederum meldet über sensible Nervenfasern entlang der Verbindung mit dem Rückenmark Schmerzsignale ans Gehirn. Der Schmerz im Gelenk wird mit der Schmerzwahrnehmung im ZNS verknüpft und die Schmerzen werden vom Tier wahrgenommen.

Was machen nun die monoklonalen Antikörper in Solensia?

Der Wirkstoff in Solensia, Frunevetmab, ist ein monoklonaler Antikörper, der in der Lage ist, den Nervenwachstumsfaktor (NGF) zu erkennen und sich an diesen zu binden. So wird verhindert, dass sich der „Nerve Growth Factor“ an seine TrkA-Rezeptoren an Nervenzellen binden kann und die Übertragung von Schmerzsignalen wird verhindert. Dadurch trägt das Präparat zur Linderung von Osteoarthrose-bedingten Schmerzen bei.

Zusammenfassend und anschaulich ist das in diesem Video noch einmal erklärt: 

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Hinweis: Die Beschreibung ist jetzt kurz und knackig auf das Wesentliche beschränkt und teilweise auch vereinfacht dargestellt. Wer tiefer einsteigen will und kann (weil sehr gute Englischkenntnisse und entsprechender fachlicher Hintergrund), dem seien die unter Referenzen aufgeführten Werke empfohlen.

Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Eignung für das jeweilige Tier

Jedes Medikament, das „wirkt“, kann auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Es gibt keine (sinnvollen) Schmerzmittel, die nicht neben der gewünschten auch unerwünschte Wirkungen haben können. Ist einfach so. Bei Solensia traten hier in Studien häufig Hautreaktionen wie z. B. Juckreiz und Dermatitis auf.

Daneben gibt es diverse Berichte anekdotischer Art (also einzelne Berichte von Tierbesitzern, die Symptome bei ihren eigenen Tieren beobachtet und in Verbindung mit der Gabe von Solensia gebracht haben), die u. a. Probleme mit dem Pankreas (Bauchspeicheldrüse) nach der Gabe von Solensia einschließen. Dass diese gesundheitlichen Probleme nach der Gabe aufgetreten sind, kann in Verbindung mit Solensia stehen, muss aber nicht. (Schadet aber auch nichts, wenn man es im Hinterkopf behält.) Die Wirkung und der Abbau erfolgen ohne nennenswerte Beteiligung von Leber und Nieren, was Solensia gerade für ältere Tiere und Tiere mit Vorerkrankungen in diesen Bereichen zu einer interessanten Option macht.

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind derzeit keine bekannt. Beim Menschen gibt es Berichte über ein schnelleres Fortschreiten der Osteoarthrose bei gleichzeitiger langfristiger Gabe eines NSAID, bei Katzen gibt es bisher keine derartigen Berichte.

Nicht gegeben werden soll Solensia an trächtige Katzen und solche, die gerade Kitten säugen sowie allgemein Zuchttiere. Außerdem nicht an Katzen mit einem Gewicht unter 2,5 Kilogramm und einem Alter von unter 12 Monaten.

Wichtig: Die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Schmerzmittel erfolgt immer nach einer gründlichen Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Tierarzt.

Ob Solensia für eure Katze geeignet ist oder ob ihr im individuellen Fall besser auf ein anderes Schmerzmittel zurückgreift, besprecht ihr daher bitte immer auf jeden Fall mit dem Tierarzt eures Vertrauens!

Unsere Erfahrungen mit Solensia

Wir setzen Solensia bei Hexe seit Januar aufgrund von „Rückenproblemen“ (Spondylosen) ein, nachdem andere Schmerzmittel aufgrund anderer Erkrankungen und zugehöriger Medikamente nicht mehr möglich und/oder nicht ausreichend waren und können bislang ein deutliches Mehr an Lebensqualität beobachten. Nebenwirkungen sind bisher keine aufgetreten.

 

Referenzen

  • Beck W. Wie wirken eigentlich… monoklonale Antikörper? Team konkret 2021; 17; 12-14.
  • Denk F, Bennett DL, McMahon SB. Nerve Growth Factor and Pain Mechanisms. Annu Rev Neurosci. 2017 Jul 25;40:307-325. doi: 10.1146/annurev-neuro-072116-031121. Epub 2017 Apr 24. PMID: 28441116.
  • Enomoto M, Mantyh PW, Murrell J, Innes JF, Lascelles BDX. Anti-nerve growth factor monoclonal antibodies for the control of pain in dogs and cats. Vet Rec. 2019 Jan 5;184(1):23. doi: 10.1136/vr.104590. Epub 2018 Oct 27. PMID: 30368458; PMCID: PMC6326241.
  • Epstein ME. Anti-nerve growth factor monoclonal antibody: a prospective new therapy for canine and feline osteoarthritis. Vet Rec. 2019 Jan 5;184(1):20-22. doi: 10.1136/vr.k5292. PMID: 30606856.
  • Gruen ME, Myers JAE and Lascelles BDX (2021) Efficacy and Safety of an Anti-nerve Growth Factor Antibody (Frunevetmab) for the Treatment of Degenerative Joint Disease-Associated Chronic Pain in Cats: A Multisite Pilot Field Study. Front. Vet. Sci. 8:610028. doi: 10.3389/fvets.2021.610028
  • Gruen ME, Myers JAE, Tena JS, Becskei C, Cleaver DM, Lascelles BDX. Frunevetmab, a felinized anti-nerve growth factor monoclonal antibody, for the treatment of pain from osteoarthritis in cats. J Vet Intern Med. 2021 Nov;35(6):2752-2762. doi: 10.1111/jvim.16291. Epub 2021 Nov 1. PMID: 34724255; PMCID: PMC8692178.
  • Levi-Montalcini R. The nerve growth factor 35 years later. Science. 1987 Sep 4;237(4819):1154-62. doi: 10.1126/science.3306916. PMID: 3306916.
  • Walters RR, Boucher JF and De Toni F (2021) Pharmacokinetics and Immunogenicity of Frunevetmab in Osteoarthritic Cats Following Intravenous and Subcutaneous Administration. Front. Vet. Sci. 8:687448. doi: 10.3389/fvets.2021.687448
  • Produktinformation Solensia (abgerufen am 21.06.2022)
  • Produktinformation Solensia USA (abgerufen am 16.11.2022)

(zuletzt aktualisiert: 19.07.2022)

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Krieg in der Ukraine: So könnt ihr Tieren (und Menschen) helfen

Wir sitzen da – nach wie vor fassungslos, sprachlos, mit Tränen in den Augen und einer gewaltigen Wut im Bauch – und blicken auf das Unfassbare, das gerade in der Ukraine vor sich geht. Und ja, auch wir haben Angst und Sorge, aber das ist in keinster Weise mit dem vergleichbar, was die Menschen und auch die Tiere dort derzeit erleben müssen.

Auch in der Ukraine gibt es Menschen, die sich mit viel Herzblut um Tiere kümmern, um die sich sonst keiner kümmert. Und die sich nun in einer Situation befinden, die man sich im Endeffekt nicht vorstellen kann. Menschen, die nach wie vor versuchen, so vielen Tieren wie möglich zu helfen, obwohl sie nicht wissen, ob sie die Nacht überleben oder wie sie im Fall des Falles mit 20+ Tieren fliehen sollen.

Wie es den Tieren ergeht, die zurückbleiben, weil sie nicht mitgenommen werden können, nicht mitgenommen werden sollen oder schlicht niemandem gehören…

Den Hunden, die an der Kette zurückgelassen werden, ohne Chance sich selbst zu versorgen…

Den Groß-, Zoo- und Wildtieren, die nicht so einfach evakuiert werden können und teilweise elendiglich krepieren…

Für die allein ein simples Feuerwerk schon eine große Belastung darstellt und die sich nun mitten in einem Kriegsgebiet befinden…

Kann und mag man sich ebenfalls nicht vorstellen. Und nein, wir machen den Menschen dort in dieser absoluten Ausnahmesituation keinen Vorwurf, wohl aber dem Individuum, das für diesen Irrsinn verantwortlich zeichnet.

Jeder Tag Krieg ist einer zuviel.
Jede Heimat, die zerstört wird, ist eine zu viel.
Jedes Leben, das zerstört wird, ist eines zu viel,
egal ob Mensch oder Tier, Soldat oder Zivilist,
egal auf welcher Seite für… ja für was eigentlich???

Im Krieg gibt es keine Gewinner, nur Verlierer.

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Stellvertretend für viele andere möchten wir hier – neben den vielen bekannten wie Caritas, DRK usw. – auf einige Organisationen hinweisen, die vielleicht nicht alle so große mediale Aufmerksamkeit erreichen, aber dennoch Großartiges in der Ukraine leisten und Unterstützung benötigen:

1) Hand in Hand for Cats e. V. (Infos dazu bei unseren Kollegen von The3cats.de)
2) White Paw Organisation e.V.
3) Vet Crew
4) Equiwent

Zusätzlich werden auch Pflege- und Endstellen gebraucht, die Tiere aus der Ukraine auf Zeit oder dauerhaft aufnehmen können. Gerne auch zusammen mit ihren Menschen, wenn vorhanden und möglich. Meldet euch, wenn ihr hier helfen könnt, bitte bei den zuständigen Stellen in eurer Umgebung (was Tiere angeht auch gerne bei den Tierheimen, Tierschutzvereinen usw.). Alternativ wird auch auf Facebook derzeit versucht, entsprechende Angebote zu sammeln. Eine Gruppe, in der man sich hier melden kann, ist die Gruppe Notpflegestellen und Unterkünfte für Tiere aus der Ukraine.

Weitere Möglichkeiten, um eine Unterkunft mit Tier oder für Tiere anzubieten:

Tasso Help
Warmes Bett

Wer möchte, kann auch eine Patenschaft übernehmen und durch die Übernahme der Tierarztkosten für die notwendige Tollwutimpfung, den EU-Heimtierausweis etc. helfen. Das ist zum Beispiel bei der Tierarztpraxis Kolonnadenviertel in Leipzig möglich, die derzeit Tiere ukrainischer Flüchtlinge kostenlos behandeln. Damit dieses Angebot auch weiterhin aufrechterhalten werden kann, sind Patenschaften zur Finanzierung der entstehenden Kosten notwendig. Eine Auflistung von Tierarztpraxen und -kliniken, die kostenfreie Beratungen, Behandlungen oder Medikamente für Geflüchtete und deren Haustiere anbieten, findet ihr unter pet-info-ukraine.de.

WICHTIG: Informiert euch vorher, welche Verantwortung mit der Tätigkeit als Pflegestelle einhergeht und insbesondere wenn ihr privat Tiere aufnehmt und nicht als Pflegestelle eines Vereins, welche Kosten hier entstehen können! Auch die Tiere haben Schreckliches erlebt und sind häufig traumatisiert, können beißen, kratzen oder die Wohnung verunreinigen.

Gerade bei eigenen Tieren ist es zudem immer zu empfehlen, Pflegetiere zunächst getrennt zu halten (Quarantänemöglichkeit). Es ist niemandem geholfen, wenn ihr – in dem nachvollziehbaren Wunsch zu helfen – vorschnell Tiere aufnehmt, die dann aufgrund von Überforderung wieder anderweitig untergebracht werden müssen.

Notfälle bei Katzen: So verhaltet ihr euch richtig Vorbeugen - Vorbereiten - Erkennen - Reagieren

Dass es der eigenen Katze außerhalb der regulären Sprechzeiten akut schlecht geht, ist wohl eine Angst, die jedes Katzenpersonal begleitet und oft ist es in der emotionalen Ausnahmesituation, die ein Notfall nun einmal ist, schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren und zielgerichtet zu agieren. Daher habe ich hier für euch einige Informationen zusammengestellt, die euch im Fall des Falles hoffentlich helfen werden. 

Wir beschäftigen uns in diesem Artikel damit, wie man den Besuch im Notdienst nach Möglichkeit von Vornherein vermeidet, wie ihr euch auf einen möglichen Notfall bestmöglich vorbereiten könnt, was ein Notfall eigentlich ist und wie ihr euch – sollte wirklich ein Besuch im Notdienst unausweichlich sein – korrekt verhaltet. 

© mirkosajkov / pixabay.com

Vorsorge ist besser als Nachsorge 

Es kann immer vorkommen, dass akut ein Notfall eintritt, aber grundsätzlich ist es immer besser, wenn man Krankheiten oder andere gesundheitliche Probleme erkennt, BEVOR es akut zu schwerwiegenden Problemen kommt, die einen Besuch im Notdienst erforderlich machen. 

Hier heißt es aufmerksam zu bleiben und die eigenen Tiere gut zu beobachten, denn leider merkt man Katzen Schmerzen oder Krankheiten oft erst spät an. 

Was kann ich konkret tun?

Ihr könnt bereits im Vorfeld einiges tun, um gesundheitliche Probleme rechtzeitig zu erkennen bzw. behandeln zu lassen. 

Regelmäßiger Check-up zu Hause

Ihr kennt eure Katzen am besten. Leider ist es aber so, dass einem – dadurch, dass man die Tiere ständig um sich hat – schleichende Veränderungen mitunter entgehen. Es macht daher Sinn, sich die eigenen Katzen regelmäßig genau anzusehen. 

Was kann ein solcher Check-up beinhalten?

  • Gewicht kontrollieren: Wiegt eure Katzen 1x im Monat an einem festen Tag (und am besten auch zu einer festen Zeit, z. B. vor dem Frühstück) und notiert euch das Gewicht. Dafür könnt ihr euch eine Tier- oder Babywaage zulegen. Um festzustellen, ob die Katze zu- oder abnimmt bzw. ihr Gewicht hält, reicht aber im Endeffekt auch eine normale Personenwaage aus.
  • Abtasten: Gewöhnt eure Katzen am besten frühzeitig daran, dass sie sich überall von euch berühren lassen, auch am Bauch und an den Pfoten. Zudem ist es eine gute Idee, mit der Katze zu trainieren, sich in die Ohren und ins Mäulchen schauen zu lassen.Umsetzen lässt sich so etwas hervorragend mit “Medical Training”. Wir üben das hier ganz entspannt von Klein auf nebenbei beim Schmusen, völlig stressfrei für die Katze. Wenn ihr das regelmäßig macht, fallen euch Veränderungen mit höherer Sicherheit auf und ihr könnt die Katze bei Bedarf eurem Tierarzt vorstellen.
  • Atemzüge zählen: Was man auch hervorragend nebenbei machen kann, ist es, zu prüfen, ob die Katze schneller oder langsamer als sonst atmet. Das ist z. B. bei Herzpatienten wichtig. Hierzu zählt ihr, wenn die Katze ruhig schläft, einfach 30 Sekunden lang die Atemzüge (1x Einatmen und 1x Ausatmen = 1 Atemzug) und nehmt das Ergebnis dann mal 2. Normalerweise sollte die Atemfrequenz zwischen 20 und 40 Atemzügen pro Minute liegen. Aber auch, wenn sie zwar im Bereich liegt, aber dennoch mehrmals höher ist als normal bzw. sich immer auch in Ruhe im oberen Bereich bewegt, macht eine Abklärung durch den Tierarzt Sinn.
  • Harn- und Kotabsatz im Auge behalten: Achtet darauf, ob eure Katze regelmäßig Harn und Kot absetzt. Hier sind auch die Konsistenz/Menge und eventuelle Beimengungen (z. B. Schleim oder Blut) oder ein ungewöhnlicher Geruch/ungewöhnliche Farbe von Interesse. Auch wenn eure Katze auffallend häufig Harn absetzt und/oder auffallend viel trinkt, macht eine Abklärung definitiv Sinn.
  • Tagebuch schreiben: In unserer hektischen Zeit und gerade, wenn man mehr als eine Katze hat, ist es schwierig, sich alles zu merken. Es ist daher eine gute Idee, ein Tagebuch anzulegen, in dem man besondere Vorkommnisse (z. B. Durchfall oder Erbrechen) notiert. So behält man den Überblick, wie häufig manches wirklich aufgetreten ist. Umso detaillierter man aufschreibt, umso leichter lässt sich ggf. ein Muster erkennen. Im Tagebuch könnt ihr auch das Gewicht und die Atemfrequenz vermerken. Ich nutze hierfür eine Google-Tabelle auf die ich bei Bedarf auch vom Smartphone aus zugreifen kann. 

Buchtipp: Notfälle bei Katzen: Erkennen – Helfen – Leben retten

Autor: Dr. med. vet. Michael Streicher

  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3944431006
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3944431000

Link zum Buch*


Regelmäßiger Check-up beim Tierarzt

Unabhängig davon, ob euch zu Hause etwas auffällt, sollte die Katze unbedingt mindestens einmal im Jahr (speziell bei älteren oder chronisch kranken Tieren gerne auch häufiger) dem Tierarzt vorgestellt werden und dort gründlich untersucht werden. Ein Blutbild kann dazu beitragen, Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen. 

Zudem sollten alle Katzen (wenn gesundheitlich möglich) grundimmunisiert sein. Gegen was man alles impfen lässt und wie oft man die Impfungen dann auffrischt, ist eine mehr oder weniger individuelle Entscheidung. Besprecht das am besten mit eurem Tierarzt. 

Gefahrenquellen erkennen und beseitigen

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Notfälle durch Kippfenster, Stürze aus dem Fenster, Giftpflanzen etc. lassen sich von Vornherein vermeiden, indem man diese Gefahrenquellen entsprechend erkennt und ordentlich sichert oder aus dem eigenen Heim entfernt. 

Grundsätzlich gilt: 

  • Wartet nicht ab, wenn etwas anliegt, sondern lasst es lieber gleich abklären, um zu vermeiden, dass es im Notdienst akut wird. Wenn man lange genug wartet, kann ALLES zum Notfall werden. Das muss nicht sein! 
  • Vertraut auf euer Bauchgefühl. Wenn ihr das Gefühl habt, mit eurer Katze stimmt etwas nicht, dann ist das meist auch so, auch wenn ihr vielleicht konkret gar nicht sagen könnt, was euch stört. Auch dann macht eine Abklärung durch den Tierarzt in der Regel Sinn. 

Vorbereitung ist alles

Trotz aller Vorsorge und Mühe kann es vorkommen, dass ein Notfall eintritt. Dann ist es von Vorteil, gut vorbereitet zu sein, um der Katze bis sie dem Tierarzt vorgestellt werden kann, möglichst gut helfen zu können. Im Zweifelsfall rettet ihr ihr durch gute Vorbereitung das Leben. 

Ein Notfall bleibt immer eine Ausnahmesituation, aber ihr könnt viel gezielter und ruhiger agieren, wenn ihr euch gut vorbereitet habt. 

Es gibt hier einige Dinge, die man konkret tun kann. 

Erste-Hilfe-Kurs besuchen

Wie beim Menschen gilt auch beim Tier, dass Erste Hilfe nach Unfällen aber auch generell Leben retten kann und einem ein Erste-Hilfe-Kurs umsichtiges Arbeiten in der emotional belastenden Situation erleichtert. Solche Kurse werden zum Beispiel von manchen Tierarztpraxen angeboten und vermitteln in Theorie und Praxis wie man etwa die Atmung kontrolliert, Eigensicherung betreibt, bei Vergiftungen, Verbrennungen, Hitzschlag, Unterkühlung oder Insektenstichen richtig reagiert und wie man korrekte Verbände anlegt. Auch Wiederbelebungsmaßnahmen werden meist besprochen. 

Leider gibt es derzeit mehr Erste-Hilfe-Kurse für Hunde als für Katzen. Aber im Zweifelsfall hilft auch ein solcher mehr, als gar keinen gemacht zu haben. 

Achtung: Im Internet oder auch vor Ort wird auch viel Odel angeboten! 

Bitte fallt nicht auf (teure) Kurse herein, in denen euch z. B. suggeriert wird, ihr wärt mit homöopathischen Notfallarzneien gut vorbereitet und bräuchtet nichts weiter, wenn bei eurem Tier am Sonn- oder Feiertag oder mitten in der Nacht ein Notfall eintritt. 

Das ist ein Trugschluss. Macht einen sinnvollen Erste-Hilfe-Kurs, in dem ihr theoretisch und praktisch lernt, wie ihr im Notfall agieren könnt und fahrt dann schnellstmöglich zum Tierarzt ohne euch mit Globuli, Hausmitteln oder Googeln im Internet aufzuhalten. 

Und ganz wichtig: Unter gar keinen Umständen gehören Medikamente aus der menschlichen Hausapotheke (insbesondere Schmerzmittel wie z. B. Ibuprofen oder Paracetamol) in die Katze!

Bei Petinare findet ihr einen sinnvollen Onlinekurs zum Thema Feline Notfälle und Erste Hilfe im Notfall.

Hausapotheke und Erste-Hilfe-Set

Damit man im Notfall auch gezielt helfen kann, braucht es natürlich auch das richtige Zubehör. Was in so einem Erste-Hilfe-Koffer enthalten sein kann, habe ich hier schon einmal für euch zusammengefasst. Manche Tierärzte stellen auch Erste-Hilfe-Sets für ihre Kunden zusammen, die man käuflich erwerben kann. 

Speziell bei kranken Katzen wie zum Beispiel Epileptikern ist es auch wichtig, darauf zu achten, dass man a) Notfallmedikamente zu Hause hat und b) im Notfall weiß, wie man diese anwendet. 

Wie beim Verbandskasten und der Hausapotheke für den Menschen gilt hier auch, dass alles regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf ausgetauscht werden sollte. 

Alles Notwendige für den Fall des Falles parat haben

Tritt ein Notfall ein, dann kann es auf jede Minute ankommen. Achtet daher am besten darauf, dass ihr für den Fall des Falles alles Notwendige bei der Hand habt. 

Das umfasst u. a.: 

  • Kontaktdaten: Sucht euch die Nummern eures Haustierarztes und der nächsten Tierklinik(en) heraus, platziert sie gut sichtbar und/oder speichert sie auf eurem Smartphone ein. Wenn euer Tierarzt keinen (durchgehenden) Notdienst anbietet und/oder sich mit anderen Kollegen abwechselt, ist es kein Schaden, jeweils die Nummer der notdiensthabenden Praxis herauszusuchen und zu wissen, wohin man im Fall des Falles fahren muss.
  • Transport und Weg: Tritt ein Notfall ein, ist man aufgeregt und hat meist keinen Nerv (und keine Zeit) noch lange nach dem Weg zu suchen oder erst einen Fahrer oder eine Betreuung für die Kinder organisieren zu müssen. Klärt das daher am besten im Vorfeld ab.Ideal ist es, wenn möglich, den Weg zur Tierklinik einmal in Ruhe zu fahren und einfach einmal zu schauen, wie man dort am besten hinkommt, wo man parken kann und wo sich der Eingang befindet, um in der Ausnahmesituation, die ein Notfall nun einmal ist, nicht noch lange suchen zu müssen.Es ist auch kein Schaden, immer noch einen Plan B in petto zu haben, sollten gerade keine (weiteren) Patienten aufgenommen werden können. Gerade bei chronisch kranken Katzen macht es je nach Situation ggf. auch Sinn, vorab mit dem Haustierarzt abzuklären, wann es besser ist, direkt in die Klinik zu fahren, um keine Zeit zu verlieren.
  • Befunde und Co.: Gerade bei Katzen mit Vorerkrankungen ist es zu empfehlen, wichtige Befunde, eine aktuelle Medikamentenliste, eine Auflistung etwaiger Medikamentenunverträglichkeiten usw. in einer Mappe parat zu haben, wenn man im Notdienst eine andere Tierarztpraxis /Tierklinik aufsuchen muss, in der die eigene Katze noch nicht bekannt ist. So ist sichergestellt, dass man in der Aufregung nichts vergisst, was wichtig ist. 

Für finanzielle Absicherung sorgen 

Im Notdienst fällt zum einen immer die Notdienstgebühr (59,90 €) an und zum anderen muss für die tierärztliche Leistung (Untersuchung, Behandlung usw.) mindestens der 2-fache Satz der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) abgerechnet werden. Es kann aber auch der bis zu 4-fache Satz angesetzt werden. Das heißt, eine Behandlung im Notdienst ist immer teurer als zu den regulären Sprechzeiten.

Der Betrag muss in der Regel sofort bezahlt werden, speziell wenn man euch noch nicht kennt, und auch Ratenzahlung ist nicht immer möglich. Viele Tierärzte bieten – gerade für Fremde – keine mehr an, nachdem sie in der Vergangenheit leider viel zu oft auf den Kosten sitzengeblieben sind. 

Je nachdem, worum es sich handelt, kann ein solcher Notdiensteinsatz preislich durchaus auch im vierstelligen Bereich liegen. Das heißt, im Fall des Falles muss ein entsprechendes finanzielles Polster vorhanden sein, damit eurem Tier adäquat geholfen werden kann. Dass dieses vorhanden ist, liegt NICHT in der Verantwortung des Tierarztes (und nein, der ist auch nicht schuld oder muss euer Tier aus Tierliebe kostenlos behandeln), sondern in EURER Verantwortung. 

Sorgt daher bitte unbedingt dafür, dass ein ausreichendes finanzielles Polster vorhanden ist und/oder schließt für eure Tiere mindestens eine OP- besser noch eine Vollversicherung ab. Ist für euer Tier nicht schön, ist für euch nicht schön und ist für den Tierarzt nicht schön, wenn man eurer Katze eigentlich helfen könnte, es dann aber an den finanziellen Mitteln scheitert. 

Achtung: Auch bei versicherten Tieren muss man – abhängig von der Versicherung und den Erfahrungen des jeweiligen Tierarztes mit derselben – häufig erst einmal in Vorleistung gehen, bevor man den Leistungsfall bei der Versicherung einreichen kann. 

Handelt es sich wirklich um einen Notfall?

Die Kapazitäten im Notdienst sind für Notfälle da.

Der NOTDIENST ist für NOTFÄLLE da, die nicht bis zu den regulären Sprechzeiten warten können, da andernfalls erhebliche gesundheitliche Schäden, erhebliches Leid oder der Tod zu befürchten sind. 

Dazu zählen z. B.: 

  • Lähmungen / plötzliche Lahmheit mit deutlichen anhaltenden Schmerzen 
  • Hitzschlag
  • Augenverletzungen
  • anhaltendes Miauen oder andere Zeichen, dass die Katze akut (starke) Schmerzen hat
  • Atemnot oder erhöhte Atemfrequenz (besonders bei Herzpatienten)
  • deutlich veränderte Schleimhäute 
  • auffallende Schwäche/Lethargie
  • Kreislaufkollaps
  • Krampfanfälle
  • starke, unstillbare Blutungen
  • (schwere) Verletzungen, offene Frakturen etc.  (z. B. durch Autounfall, Fenstersturz, Kippfenster etc.)
  • kein Harnabsatz
  • Nahrungsverweigerung (länger als 24 Stunden)
  • (große) Bissverletzungen / blutende Verletzungen (> 3 cm und bluten nach 10 min immer noch)
  • Verschlucken von Fremdkörpern oder (gefährlichen) Substanzen / Vergiftungen
  • starker (blutiger) Durchfall / schwallartiges, mehrmaliges Erbrechen mit zunehmender Schwäche (v. a. Jungtiere)
  • hohes Fieber (> 40°C)
  • Geburtsstörungen 
  • Myiasis (Fliegenmadenbefall)

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 

Was sind keine Notfälle und gehört nicht in den Notdienst?

Dazu zählen zum Beispiel: 

  • gesundheitliche Probleme, die bereits seit Tagen bestehen und mit denen es dem Tier nicht auffallend schlecht geht, z. B. Erbrechen, Durchfall, Niesen,… 
  • Krallenverletzungen/abgerissene Krallen 
  • kleine Verletzungen, bei denen die Blutung nach 10 Minuten steht (z. B. kleine aufgekratzte Wunden)
  • leichte Lahmheiten z. B. Humpeln, wenn sich das Tier versprungen hat, das nach einigen Stunden (etwa 2-3) besser wird.
  • Befall mit Flöhen, Zecken, Würmern… (Ausnahme: Fliegenmadenbefall IST ein Notfall!)
  • Rolligkeit
  • die Jahresimpfung, Vorsorgeuntersuchungen etc. 

Und nein, die Jahresimpfung ist auch dann kein Notfall, bei dem man Samstagabend um 22 Uhr im Notdienst vorstellig werden muss, wenn man am nächsten Tag in den Urlaub fahren möchte oder da eben gerade Zeit hat. (Und falls du jetzt gerade ungläubig den Kopf schüttelst: Ja, solche „Spezialisten” gibt es und das gar nicht mal so selten.) 

Nochmal: Die Kapazitäten im Notdienst sind für NOTFÄLLE da. Bitte zeigt so viel Respekt dem diensthabenden Personal und auch den Patientenbesitzern mit wirklichen Notfällen gegenüber, dass ihr das Angebot nur dann in Anspruch nehmt, wenn ihr es auch wirklich akut braucht. 

“Aber ich bin mir nicht sicher, ob es ein Notfall ist oder bis zur Sprechstunde warten kann.”

Solche Fälle gibt es. Ruft in solchen Fällen im Zweifelsfall an und fragt nach, ob ihr vorbeikommen sollt. Alles aus der vorgenannten Liste ist aber definitiv (z. B. Jahresimpfung, Floh- und Wurmbefall, Rolligkeit …) oder zumindest mit großer Wahrscheinlichkeit kein Notfall. 

Es ist ein Notfall! Und nun?

In Notfällen gilt es nach Möglichkeit so wenig Zeit wie möglich zu verlieren. Im Idealfall habt ihr euch gut vorbereitet und könnt Erste-Hilfe-Maßnahmen und die notwendigen Schritte zügig einleiten. 

Meist ist es so, dass Notfälle telefonisch angekündigt werden sollen. Ist dem der Fall, erfahrt ihr dann das weitere Vorgehen. Teilweise ist es auch so, dass telefonisch niemand erreichbar ist. Dann gibt es im Normalfall eine Bandansage, die über das weitere Vorgehen aufklärt. Häufig lässt sich im Vorfeld auch über die Internetauftritte der einzelnen Praxen/Kliniken etwas zum Ablauf im Notdienst herausfinden. Richtet euch bitte nach diesen Vorgaben. Das erleichtert den reibungslosen Ablauf und im Endeffekt auch die schnellstmögliche Behandlung eures Tieres.

Wichtig: Bei Vergiftungen kann es hilfreich sein, Teile der aufgenommenen Substanz/Pflanze und/oder ggf. Erbrochenes mitzubringen, um gezielt(er) agieren zu können. 

Last but not least: Bitte benehmt euch anständig!

Ein Notfall ist immer eine emotionale Ausnahmesituation, in der verständlicherweise die Nerven blank liegen. 

ABER: Es kann nicht sein, dass das diensthabende Personal im Notdienst beschimpft und bedroht oder sogar tätlich angegangen wird! (außerhalb des Notdienstes auch nicht versteht sich) 

Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass Notdienst angeboten wird. Das Angebot wird eher kleiner als größer und die Wege und Wartezeiten dadurch zwangsläufig immer länger. Auch in den Kliniken sind die Kapazitäten irgendwo begrenzt und mehr und mehr Kliniken geben ihren Klinikstatus auf, weil sie keine durchgängige Erreichbarkeit über 24 Stunden mehr ermöglichen können oder wollen. 

Also benehmt euch! Ihr habt es mit Menschen zu tun, die sich am Wochenende, nachts oder an Feiertagen (also in Zeiten, in denen ihr vermutlich Freizeit habt) für euch hinstellen und sich bemühen, eurem Tier in einer akuten Notlage zu helfen. 

Seid dankbar und zeigt Verständnis dafür, dass die Stabilisierung von Patienten eben dauern kann und dass ggf. nach Dringlichkeit gearbeitet werden muss. Liegt bei eurem Tier ein lebensbedrohlicher Notfall vor, möchtet ihr ja auch, dass diesem schnellst- und bestmöglich geholfen wird. 

Der Notdienst ist NICHT der richtige Ort, um über Geld zu streiten, die Coronabestimmungen auszudiskutieren oder über Wartezeiten zu meckern (kann man sich auch sonst beim Tierarzt alles sparen übrigens). 

Ihr geht dorthin, weil ihr möchtet, dass eurem Tier geholfen wird. Also schätzt es bitte auch wert, dass sich im Fall des Falles jemand für euch hinstellt und das für euch tut. 

Helft, wenn ihr dazu aufgefordert werdet, aber lasst die Leute ansonsten in Ruhe ihre Arbeit machen. 

Danke! 

Zum Weiterlesen: Ist der Tierärztliche Notdienst zunehmend vor dem Aus? – Der Beginn der Triage in der Tiermedizin! – Tierarztpraxis Dr. Sommer

(zuletzt aktualisiert: 7.7.2022)