Die chronische Nierenerkrankung ist gerade bei älteren Katzen häufig und leider nicht heilbar. Man setzt daher in der Regel auf eine medikamentöse Unterstützung und eine Ernährungsanpassung, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der betroffenen Katzen zu verbessern. Dabei kommen häufig auch Säurehemmer zum Einsatz. Eine neue Studie gibt jedoch Grund zur Annahme, dass die Gabe dieser Medikamente möglicherweise nicht gerechtfertigt ist und womöglich sogar Schaden anrichten kann.

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Bei einer fortgeschrittenen CNE kommt es als weitere Komplikation häufig zu Fressunlust bis hin zu Nahrungsverweigerung; es können Übelkeit, Erbrechen oder eine Kombination aus den genannten auftreten. Faktoren, die oftmals ein hohes Maß an Kreativität von Seiten des Besitzers erfordern, um die betroffene Katze dazu zu bringen, überhaupt etwas und dazu noch am besten ausreichend und nierenschonend zu fressen.
Häufig werden die Symptome einer entstehenden Urämie (also dem durch die fehlende oder nicht ausreichende Nierenfunktion vermehrten Auftreten harnpflichtiger Substanzen) und einer Übersäuerung des Magens zugeschrieben. Diese Probleme sind bei Menschen mit einer Nierenerkrankung im Endstadium bekannt, bei denen es durch die zirkulierenden urämischen Toxine und eine Übersäuerung des Magens zu einer direkten Verletzung der Magenschleimhaut und zur Entstehung von Magengeschwüren kommt. Daher werden beim Menschen in diesem Fall häufig Säurehemmer empfohlen.
Bei der CNE-Katze findet man weniger die beim Menschen bekannten Probleme, sondern stattdessen meist eine Mineralisierung der Magenwand, eine Atrophie („Verkleinerung“) der Magendrüse oder eine Hypergastrinämie, also einen erhöhten Gastrinspiegel im Blutserum. Zudem wurde der pH-Wert im Magen von CNE-Katzen bisher nie untersucht, so dass bisher nicht klar war, ob der pH-Wert im Magen von CNE-Katzen wirklich niedriger ist. Nichtsdestotrotz werden bei Katzen häufig Säureblocker wie Omeprazol (PPI) oder Famotidin (H2RA) eingesetzt.
Zudem ist die dauerhafte Gabe mit Risiken behaftet. So ist beim Menschen das Risiko der Entwicklung einer Osteoporose, von pathologischen Frakturen und Störungen des Calcium- und Parathormonstoffwechsels bekannt und auch in einer Pilotstudie mit sechs gesunden Katzen zeigte sich eine verminderte Knochenmineralisierung und eine Serum-Hypergastrinämie.
Ob die Gabe von Säurehemmern für CNE-Katzen dennoch einen Vorteil bietet, wurde in der vorliegenden Studie nicht untersucht. Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob der pH-Wert im Magen von CNE-Katzen wirklich niedriger (die Magensäure also saurer) ist als bei gesunden Katzen und ob es Unterschiede zur Gastrinkonzentration im Blutserum im Vergleich zu gesunden Katzen gibt.
Welche Katzen wurden im Rahmen der Studie untersucht?
Insgesamt wurden 13 Katzen mit chronischer Nierenerkrankung und 10 gesunde Katzen untersucht, von denen 10 CNE-Katzen und 9 gesunde Katzen die Aufnahmekriterien erfüllten.
Damit Katzen mit CNE aufgenommen werden konnten, mussten sie über ein Körpergewicht von mindestens 3 Kilogramm verfügen und an einer CNE innerhalb der IRIS-Stadien II bis IV leiden. Es musste eine stabile Kreatinin-Konzentration von >1,6 mg/dL im Serum oder Plasma vorliegen sowie ein SG von <1,035 in zwei Urinproben während einer klinisch stabilen Phase mit ausreichender Hydratation.
Bei den gesunden Katzen durfte keine Azotämie (erhöhte Harnstoffwerte) vorliegen, das SG im Urin musste über 1,035 liegen und der SDMA-Wert im Normalbereich sein. Zudem mussten sich die Katzen in guten körperlichem Zustand befinden und in den letzten zwei Monaten keine Medikamente außer routinemäßige Parasitenbekämpfungsmittel erhalten haben.
Ausgeschlossen wurden in beiden Gruppen alle Katzen, bei denen ein Beleg für eine andere systemische Erkrankung, wie z. B. eine nicht eingestellte SDÜ oder primäre Magen-Darm- oder Lebererkrankung vorlag, die Säurehemmer, Phosphatbinder oder innerhalb der letzten sieben Tage vor und während der pH-Messung andere Medikamente (z. B. NSAIDs, Steroide, Antibiotika) erhielten, die Einfluss auf den pH-Wert im Magen hätten haben können.
Da die meisten CNE-Katzen zu diesem Zeitpunkt eine kommerzielle Nierendiät erhielten, wurde diese auch den gesunden Katzen über den Zeitraum der pH-Messung gereicht, um auch hier übereinstimmende Voraussetzungen zu schaffen.
Unter den CNE-Katzen waren fünf im IRIS-Stadium II, vier im IRIS-Stadium III und eine Katze im IRIS-Stadium IV. Entsprechend gab es in der Gruppe auch deutliche Unterschiede in der Plasma-Kreatinin-Konzentration.
Das Alter war bei beiden Gruppen ähnlich. Bei den CNE-Katzen lag es durchschnittlich bei 14,1 Jahren, bei den gesunden Tieren bei 12,3 Jahren. Alle Katzen waren kastriert.
Die Katzen mit chronischer Nierenerkrankung erhielten verschiedene Medikamente, darunter z. B. Blutdrucksenker wie Amlodipin oder Benazepril, Mirtazapin, subkutane Infusionen, Maropitant („Cerenia“), Darbepoetin („Aranesp“) und Polyethylenglykol („PEG“). Zwei CNE-Katzen erhielten vor der Studie bereits Famotidin, der Säureblocker wurde acht Tage vor und während der pH-Messung abgesetzt.
Wie wurden der Gastrinwert und der pH-Wert im Magen der Katzen untersucht?
Zusätzlich zur Gastrinbestimmung im Blutserum der Katzen wurde zur Bestimmung des pH-Werts mit pH-Kapseln gearbeitet. Es wurde der durchschnittliche pH-Wert im Magen und die Zeit, in der der pH-Wert im Magen stark sauer (pH <1 und <2) war, in einem Zeitraum von zwölf Stunden miteinander verglichen.
Zu welchem Ergebnis kam man im Rahmen der Studie?
Im Rahmen der Untersuchung konnten:
- keine bedeutenden Unterschiede in der Serum-Gastrin-Konzentration der CNE-Katzen und der gesunden Kontrollkatzen festgestellt werden,
- keine bedeutenden Unterschiede beim pH-Wert im Magen festgestellt werden, auch der durchschnittliche pH-Wert war ähnlich,
- keine bedeutenden Unterschiede bei Katzen mit früher CNE (IRIS II) und Katzen in den Stadien III und IV festgestellt werden,
- keine Verbindungen zwischen der Kreatininkonzentration im Plasma und dem durchschnittlichen pH-Wert im Magen hergestellt werden.
Fazit
Diese Ergebnisse geben Grund zur Annahme, dass die Gabe von Säurehemmer bei CNE-Katzen nicht unbedingt notwendig sein muss. Nichtsdestotrotz muss man sehen, dass es zum einen um eine relativ kleine Katzengruppe ging, die da untersucht wurde und dass nur eine Katze mit chronischer Nierenerkrankung im Stadium IV bewertet werden konnte. Auch wurden hier lediglich Werte bestimmt. Es sind weitere Untersuchungen notwendig, inwiefern Säureblocker für CNE-Katzen immer oder im Einzelfall von Nutzen sein können. Nichtsdestotrotz ist es kein Schaden, die generelle Gabe bei chronischer Nierenerkrankung zusammen mit dem Tierarzt zu hinterfragen und individuell zu entscheiden, ob ein solches Medikament Sinn macht.
Referenz: Tolbert MK, Olin S, MacLane S, Gould E, Steiner JM, Vaden S, Price J (2017): Evaluation of Gastric pH and Serum Gastrin Concentrations in Cats with Chronic Kidney Disease. J Vet Intern Med 31: 1414–1419.