Wissenschaft

Genetikerin will das Erbgut von 99 Katzen analysieren

Gesundheitliche Probleme, denen Gendefekte zugrundeliegen, gelten häufig als „idiopathisch“, das heißt, es kann keine fassbare Ursache festgemacht werden. Die Forscherin Leslie Lyons möchte nun im Rahmen ihres Projekts „99 Lives“ an der University of Missouri – College of Veterinary Medicine erreichen, dass dies künftig der Vergangenheit angehört.

DNA

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Im Rahmen ihres Projekts wollen Lyons und ihr Team das Erbgut von mindestens 99 Katzen sequenzieren und analysieren, um die genetischen Mutationen zu identifizieren, die zu gesundheitlichen Problemen führen. Dazu suchen sie gezielt nach Katzen mit ungewöhnlichen Merkmalen. Das können gekrümmte Ohren sein oder auch eine ungewöhnliche Fellfarbe oder -beschaffenheit. Man interessiert sich nicht nur für Katzen mit idiopathischen Symptomen, sondern auch für die „sonderbaren“ Exemplare. Aber auch gesunde Hauskatzen sind ebenso wie Wildkatzen geeignete Kandidaten für die Studie, da sich an ihnen ersehen lässt, wo im Erbgut nicht nach Mutationen gesucht werden muss.

Rekrutiert wurden die Teilnehmer durch einen öffentlichen Aufruf und über Tierärzte. Auf diese Weise sind seit dem Start des Projekts im Herbst 2013 bereits DNA-Proben von 74 Hauskatzen und 9 Wildkatzen, einschließlich Löwen und Tigern, zusammengekommen.

Auch gibt es bereits einige frühe Ergebnisse. So gelang es die Ursache für zwei Arten vererbter Blindheit bei Perserkatzen und Bengalen herauszufinden. Zudem wurde das Erbgut einer Devon Rex mit einer Spastik sequenziert, die als kongenitales, myasthenes Syndrom beim Menschen bekannt ist und es wurde eine lymphoproliferative, krebsähnliche Krankheit bei der Britisch Kurzhaar entdeckt. Lymphoproliferativ bedeutet, es werden Lymphozyten im Übermaß produziert.

Die Erbgutanalyse verfolgt im Endeffekt mehrere Ziele. Sie soll zum einen eine mögliche Option für Tierärzte bieten, die Diagnosefindung bei Patienten zu ermöglichen, die unter idiopathischen Krankheiten leiden. Zudem können die Informationen aus der Sequenzierung vielleicht benutzt werden, um die Katze gezielt zu behandeln. Des Weiteren wäre es denkbar, die genetischen Informationen dazu zu nutzen, so erkannte, rassespezifische Probleme aus den jeweiligen Rassen zu eliminieren.

Die Kosten für die Sequenzierung des Erbguts einer Katze liegen bei 2.000 US-Dollar. Dazu kommen weitere 1.000 US-Dollar für die Analyse. Der Betrag muss nicht von den Katzenbesitzern getragen werden. Jedoch sind einige bereit, die Untersuchung zur Gänze oder zumindest zum Teil zu bezahlen. Der Differenzbetrag wird mithilfe von Spenden über die Website des Projekts „99 Lives“ generiert.

Schluss sein soll indes bei 99 untersuchten Katzen nicht. „Wir haben uns nur ein Ziel gesetzt.“, so die Forscherin.

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