Großkatzen, Wildkatzen

Leopardenweibchen ernähren sich vielfältiger

Dass der Speiseplan von Männern weitaus weniger ausgewogen und abwechslungsreich ist, als der von Frauen, wird gerne als Klischee betrachtet. Aber wie das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin herausfand, ist dem beim Leoparden wirklich so. Denn die Damen unter den gefleckten Raubkatzen haben ein weitaus größeres Beutetierspektrum als die Männchen.

Leopard in Afrika

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An sich steht den Großkatzen in der afrikanischen Savanne eine umfangreiche Auswahl an Beutetieren zur Verfügung. So finden sich auf dem Speiseplan von Leoparden meist kleine bis mittelgroße Säugetiere, wie Spießböcke, Kudus, Schwarzfersenantilopen, Warzenschweine oder Hasen. Es war jedoch bisher nicht klar, inwiefern sich einzelne Individuen auf bestimmte Tierarten spezialisieren, was zum Beispiel für Konflikte zwischen Farmern und Katzen interessant ist.

Forscher vom Leibniz-IZW untersuchten daher, den individuellen Speiseplan einzelner Leoparden auf kommerziellem Farmland in Zentral-Namibia, wo sich die Tiere derzeit vermehrt ausbreiten. Ziel der Untersuchung ist, neben den Erkenntnissen an sich, schon im Vorfeld potenzielle Lösungen für Konflikte zwischen Farmern und Katzen zu erkennen und zu verhindern.

Ein Schnurrhaar allein verrät den individuellen Speiseplan

Da Leoparden nur schwer zu beobachten sind, haben sich die Forscher bei der Untersuchung einer indirekten Methode bedient. Dazu entnahmen sie 18 ausgewachsenen Leopardenweibchen und -männchen jeweils ein Schnurrhaar, als die Tiere zur Besenderung kurz in Narkose gelegt wurden.

Die Schnurrhaare wurden dann in 5 mm lange Stücke geteilt und einer Isotopenanalyse unterzogen, wie man sie z. B. auch aus der Kriminalistik kennt. Mithilfe dieser Isotopenanalyse konnten die Forscher zwar nicht die einzelnen Beutetierarten, jedoch die Beutetiergruppen bestimmen. Leopardenschnurrhaare wachsen ca. 0,65 mm am Tag. Rein rechnerisch entspricht daher ein 5-mm-Abschnitt einem Zeitraum von acht und das gesamte etwa acht bis zehn Zentimeter lange Schnurrhaar einem Zeitraum von 150 Tagen.

In diesem Zeitraum von etwa einem halben Jahr zeigte sich, dass bei den Weibchen die Nahrungsnische deutlich größer war, als bei den Männchen. Verantwortlich für diesen Unterschied ist wohl zum einen der deutliche Größenunterschied zwischen den Geschlechtern (Weibchen sind im Schnitt um 24 kg leichter als die Männchen). Zum anderen aber auch die Tatsache, dass die Weibchen im Gegensatz zu den Männchen durch die Jungenaufzucht lokal gebunden sind und weniger die Möglichkeit haben, sich innerhalb großer Streifgebiete auf bestimmte Tierarten zu spezialisieren. Sie müssen im Endeffekt nehmen, was gerade da ist und das sind oftmals auch viele verschiedene kleine Beutetierarten.

Referenz: Voigt CC, Kofel M, Menges V, Wachter B, Melzheimer J (2018): Sex-specific dietary specialization in a terrestrial apex predator, the leopard, revealed by stable isotope analysis. J ZOOL 2018. https://zslpublications.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/jzo.12566