Großkatzen, Wildkatzen

Toxoplasma gondii lässt Schimpansen ihre Aversion gegen Leopardenurin verlieren

Toxoplasma gondii bzw. die Toxoplasmose ist vielen in Verbindung mit dem Thema Schwangerschaft und Katzen ein Begriff. Es handelt sich dabei um einen Parasiten, genauer gesagt ein Protozoon, dessen Endwirt die Katze ist. Der Weg in die Katze erfolgt über Zwischenwirte. Das kann zum Beispiel die Maus sein, die – wenn sie von der Katze gefressen wird – dem Parasiten den Weg in seinen Endwirt ebnet.

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Um es sich hier ein wenig leichter zu machen, hat Toxoplasma gondii eine Methode entwickelt, das Verhalten seines Wirtes zu manipulieren. So zeigten Studien an Mäusen beispielsweise, dass sich bei befallenen Tieren die olfaktorische Wahrnehmung verändert. Während gesunde Mäuse den Geruch von Katzenurin meiden, scheint dieser befallene Individuen magisch anzuziehen. Durch diese Anziehungskraft erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Maus von der Katze gefressen wird, und sich der Parasit in der Katze vermehren kann.

Auch beim Menschen, der ebenso wie viele Tierarten als Zwischenwirt dient, wurden Änderungen im Verhalten (wie eine veränderte olfaktorische Wahrnehmung), längere Reaktionszeiten und die verminderte Fähigkeit sich längere Zeit zu konzentrieren, beobachtet. Während bei der Maus nachvollziehbar ist, welchen Nutzen der Parasit aus diesem veränderten Verhalten zieht, war beim Menschen bislang nicht klar, ob es sich bei den Symptomen um einen Nebeneffekt der Toxoplasmose handelt oder ob die Ursache darin in der Evolution des Menschen zu suchen ist.

Forscher des Centre d’Écologie Fonctionnelle et Évolutive (CNRS/Université de Montpellier/Université Paul Valéry Montpellier 3/EPHE) haben nun an Schimpansen, den nächsten Verwandten des Menschen, untersucht, wie diese auf olfaktorische Hinweise reagieren und ob es einen Unterschied zwischen gesunden Tieren und solchen mit Toxoplasmose gibt.

Dabei stellte sich heraus, dass nicht infizierte Tiere den Geruch von Leopardenurin mieden, während befallene Individuen ihre Aversion dagegen verloren hatten. Überraschend ist, dass dies nur für den Geruch von Leopardenurin galt, nicht aber für den von anderen Großkatzen, wie Löwen und Tigern. Dies gibt Grund zu der Annahme, dass die Manipulation durch Toxoplasma gondii sehr spezifisch ist, handelt es sich beim Leoparden doch um die Großkatze, durch die Schimpansen in freier Wildbahn gejagt werden, woraus die Forscher wiederum schließen, dass die beobachteten Veränderungen wohl aus einer Zeit stammen, in der die Vorfahren des modernen Menschen noch von Großkatzen gejagt wurden.

Die Ergebnisse der Studie wurden am 8. Februar 2016 in der Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlicht.

Zum Weiterlesen: Toxoplasmosis : morbid attraction to leopards in parasitized chimpanzees