Impfen kritisch sehen. Ja! Aber bitte mit Hirn.

Vorsorge

Impfen kritisch sehen. Ja! Aber bitte mit Hirn.

Vor einigen Jahren gab es einen großen Hype um ein Buch einer österreichischen Tierärztin, das den Nerv der Zeit getroffen zu haben scheint. Schon damals konnte ich diesen nicht so ganz teilen, zu vieles erschien mir widersprüchlich (z. B. dass Trockenfutter im Buch verteufelt, im eigenen Online-Shop aber vertrieben wurde), zu vieles war so offensichtlich fehlerhaft… Nichtsdestotrotz fand ich das Buch auch irgendwo gut, weil es aufrüttelte, Menschen zum Nachdenken brachte und dazu, so manch gängige Praxis zu hinterfragen.

Nun verbreitet sich von eben jener Tierärztin eine Stellungnahme in den sozialen Medien, in der sie mitteilt, dass sie selbst keine Tiere mehr impfen wird und wieso und weshalb. Wasser auf die Mühlen der Impfgegner, die in Krankheiten wie Katzenseuche und Co. nur eine Erfindung von Big Pharma sehen und der festen Überzeugung sind, dass die Pharmaindustrie ebenso wie DIE Tierärzte (ich liebe ja Pauschalisierungen) mit Impfungen nur Geld scheffeln wollen.

Impfen ist kein einfaches Thema. Es ist ein Thema, das zu vielen Grundsatzdebatten führt, weil vieles immer noch so gemacht wird, wie es schon immer gemacht wurde, weil viel Angst und Unsicherheit im Spiel ist, auch viele falsche Informationen und weil es einfach keinen pauschalen Impfplan gibt, der für jede Katze greift. 100 Leute, 200 Meinungen. Front gegen Front. Und noch viel mehr Unsicherheit, wenn auch noch ausgerechnet eine Tierärztin sagt, dass Impfen für die Tonne ist und Katzen krankmacht. Jedoch sollte man gerade von einer Tierärztin erwarten können, dass sie Entscheidungen auf Basis seriöser Quellen trifft und auch mit ebensolchen argumentiert.

Das ist leider nicht der Fall. Da wird zum Beispiel eine Studie angeführt, die bewiesen haben will, dass ungeimpfte Kinder gesünder als geimpfte seien. Klickt man auf den zugehörigen Link, trifft man nicht etwa auf die Studie selbst, sondern auf eine Auswertung eben jener Studie einer Elterninitiative für Impfaufklärung, die behauptet, dass jetzt amtlich bewiesen sei, dass Impfen der Gesundheit schade. Erkenntnisse, die dann u. a. vom Kopp-Verlag aufgegriffen wurden. Ihr wisst nicht, wer das ist? Wikipedia hilft.

Sieht man sich die Studie selbst an, sieht man, dass es keine wesentlichen Unterschiede in der Anzahl durchgemachter Infekte (wie Erkältungen, Bronchitis, Magen-Darm-Erkrankungen) gab, ebenso wenig hinsichtlich Allergien, aber der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die schon einmal an Keuchhusten, Masern, Mumps und/oder Röteln litten, bei den ungeimpften Personen deutlich höher war.1 Klar, hat das Immunsystem mit einer Impfung erst einmal zu tun. Klar, kann man sich dadurch nach einer Impfung einen Infekt einfangen, weshalb man bei roh gefütterten Katzen in der Zeit kurz nach der Impfung zum Beispiel auf riskantere Fleischsorten verzichten kann. Aber ganz ehrlich, lieber vorübergehender Infekt als bleibende Schäden oder Tod.

Weiter geht es mit der Aussage, dass nur durch neurotoxische Adjuvantien, wie Aluminium und Quecksilber in den Impfstoffen, Antikörper gebildet würden. Es sei ohne Adjuvantien nicht möglich, eine Antikörperbildung zu provozieren und man überlege, wogegen die Antikörper denn nun wirklich gerichtet seien.

Nun. Es gibt verschiedene Arten von Impfstoffen. Wir haben da drei große Gruppen,

– die Lebendimpfstoffe, die lebende aber abgeschwächte Erreger enthalten,
– die Totimpfstoffe, die abgetötete oder inaktivierte Erreger enthalten
– und rekombinante Impfstoffe, die Proteine oder Bruchstücke von Nukleinstoffen enthalten.

Adjuvantien, wie eben Aluminiumhydroxid oder die Quecksilberverbindung Thiomersal, findet man in den Totimpfstoffen, wo sie zur Verstärkung der Immunantwort eingesetzt werden und nicht dazu, dass überhaupt Antikörper gebildet werden. Und zwar nur in denen. Jetzt gibt es aber ja wie eben erwähnt auch noch Lebendimpfstoffe und rekombinante Impfstoffe, durch die man bei den gängigen Impfungen (Katzenschnupfen, Katzenseuche, Tollwut, FeLV) wunderbar auf Totimpfstoffe verzichten kann. Und natürlich werden auch bei Lebend- und rekombinanten Impfstoffen Antikörper gebildet, ganz ohne Adjuvantien.

Was gibt es noch? Ach ja, Buch- und Website-Empfehlungen. Da ist dann wirklich alles dabei, was das Impfgegnerherz begehrt. Bücher, die behaupten AIDS, BSE, Kinderlähmung oder auch gerne Viren generell seien nur eine Erfindung der Medizinindustrie, Bücher, die zum Aufbruch aus dem bakteriozentrischen Weltbild aufrufen, die Enthüllung der EHEC-, Tetanus- und Masernlüge und so weiter und so fort. Eben jene Leute tummeln sich dann auch auf dem Stuttgarter Impfsymposium, dessen Besuch empfohlen wird, um sich eine eigene Meinung zu bilden.



Wir würden jetzt gerne noch über das PPLS-Syndrom philosophieren und überlegen, ob die B…schule bei Lehrer A. im Lebensweg genannter Personen eine Rolle spielte, aber die Sekretärin sagt, das dürfen wir nicht, wir sind ein anständiges Magazin.

Emma (Schlaumiez)

Den Abschluss bildet die Beschreibung von positiven Erfahrungen. So hätten ungeimpfte Tiere nach eigener Beobachtung weniger chronische Erkrankungen, Allergien und hartnäckige Infekte und die Tiere wären an sich lebhafter, gesünder und widerstandsfähiger. Unklar bleibt, um wie viele Tiere es sich dabei handelt, über welchen Zeitraum gesprochen wird (im ersten Buch 2011 werden Impfungen mit Sinn und Verstand noch empfohlen) und ob nicht vielleicht doch eher andere Umstände für die Verbesserung gesorgt haben, zum Beispiel die Umstellung auf eine artgerechtere Ernährung, die ja oft erfolgt, wenn man sich kritisch mit dem Thema Katzengesundheit zu beschäftigen beginnt…

Unser Appell an euch

Impfen ist ein Thema, bei dem man kritisch sein darf, ja sogar kritisch sein muss, was die Auswahl der Impfungen, der Impfstoffe und der Intervalle und der Impfstelle angeht. Wahllos alles impfen zu lassen, was geht und am besten auch noch jährlich ist ebenso falsch, wie Impfungen generell zu verteufeln.

Bitte benutzt euren gesunden Menschenverstand. Wer im Tierschutz schon einmal Katzenseuche erleben musste, wer weiß, wie Katzenschnupfenaugen aussehen, wenn Hornhautgeschwüre durchbrechen und sich ungefähr vorstellen kann, welche höllischen Schmerzen das sein müssen, wer gesehen hat, wie Schnupfenkitten aussehen, denen man gerne geholfen hätte, bei denen es aber schon zu spät war … dem geht bei solchen Aussagen, wie den oben getätigten, buchstäblich das Messer in der Tasche auf, glaubt mir. Vieles ist heute nicht mehr so richtig greifbar, weil man gottseidank als Katzenhalter nur selten damit zu tun hat (Katzenseuche z. B.). Aber dennoch ist es da.

Es ist richtig, dass keine Impfung zu 100 % schützt, dass es Impfdurchbrüche geben kann (selten), Nebenwirkungen (auch selten) und die Impfung auch zum Beispiel beim Katzenschnupfen nicht gegen alle Stämme wirksam ist und „nur“ die Symptome lindert. Es ist auch richtig, dass es z. B. bei FeLV höchstwahrscheinlich eine Altersresistenz gibt und es daher vor allem wichtig ist, junge Freigänger zu schützen. Man muss auch nicht jährlich gegen alles impfen, aber wie besagte Tierärztin in ihrem ersten Buch auch noch sehr richtig schreibt:

Der beste Schutz für Hunde und Katzen vor schlimmen Krankheiten ist erst einmal eine stabile Immunität. Diese wird vor allem durch sinnvolle Grundimmunisierungen, durch verbesserte Haltungsbedingungen und artgerechte Fütterung erreicht.

Eine ordentliche Grundimmunisierung beginnt mit den Impfungen im Kittenalter und endet mit der Impfung mit 15 Lebensmonaten! Nicht früher. Über die Impfintervalle bei den Wiederholungsimpfungen bzw. ob man welche machen lässt und ob man neben den Core-Impfungen noch andere Impfungen geben lässt, kann man diskutieren, aber die Grundimmunisierung muss im Interesse eurer eigenen und auch der Katzen anderer ordentlich gemacht werden!

Prüft genau, wem ihr Glauben schenkt. Wollt ihr wirklich dubiosen Quellen, wie den oben genannten unreflektiert vertrauen?

Informiert euch, seid kritisch und denkt auch an die Katzen, die

– noch nicht geimpft werden können,
– generell nicht geimpft werden können,
– nicht mehr geimpft werden können.

Auch diese schützt ihr, darunter auch speziell Katzenkinder, die den genannten Krankheiten nur wenig entgegenzusetzen haben (Herdenschutz). Andersherum schützen die Katzenhalter, die ihre Katzen impfen lassen, auch wieder eure Katzen mit. Manch böse Zunge in Tigerfell würde das jetzt Schmarotzer nennen. Wir sind zu nett für so böse Worte, aber bisschen unfair darf man das schon finden, oder?

Bleibt kritisch, recherchiert selbst und um es mit dem Leitspruch der Aufklärung von Immanuel Kant zu sagen: Habt Mut, euch eures eigenen Verstandes zu bedienen! Nicht mehr, aber auch nicht weniger wünschen wir uns von euch.

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  1. https://www.aerzteblatt.de/archiv/80866/Impfstatus-und-Gesundheit-von-Kindern-und-Jugendlichen []

Katzen im alten Ägypten: Vom Mäusejäger zum Sofatiger

Geschichte

Katzen im alten Ägypten: Vom Mäusejäger zum Sofatiger

Um etwa 1950 v. Chr. tauchte erstmals eine ungewöhnliche Kreatur in der Kunst des alten Ägyptens auf. Ein Tier mit langen Vorderbeinen, einem hoch aufgerichteten Schwanz und einem dreieckigen Kopf, dessen Blick auf eine sich nähernde Ratte gerichtet war. Unverwechselbar eine Katze. Und es sollte nicht die letzte bleiben…

Ägypten

© KoalaParkLaundromat / pixabay.com

Im Laufe der folgenden Jahrhunderte war die Katze aus ägyptischen Gemälden und Skulpturen nicht mehr wegzudenken. Nicht wenige der Tiere wurden auf ihrem Weg vom Schädlingsbekämpfer zur Göttin sogar als Mumien unsterblich gemacht. Lange Zeit nahm man daher an, dass es die alten Ägypter waren, die erstmalig ihr Leben mit Katzen teilten. Bis schließlich 2004 ein 9500 Jahre altes Grab auf Zypern gefunden wurde, in dem eine Katze mit einem Menschen begraben worden war. Lange Zeit, bevor die Ägypter auf der Bildfläche erschienen.

Eine neue Studie gibt nun jedoch Grund zur Annahme, dass es die Ägypter waren, die – wenn auch vielleicht nicht für die Domestikation der Katze verantwortlich – unsere Katzen schließlich in die liebenswerten Pelzkugeln verwandelten, die wir heute kennen.

In einer antiken Grabstätte am Westufer des Nils im Süden Ägyptens legte der Archäozoologe Wim Van Neer des Royal Belgian Institute of Natural Sciences im Jahr 2008 die Überreste von sechs Katzen (1 Kater, 1 Kätzin, 4 Kitten) frei, die anscheinend vor fast 6000 Jahren von Menschen umsorgt worden waren. Ein Fund, der Raum für andere Fragen gab, wie etwa, ob die Ägypter die Katze möglicherweise ein zweites Mal domestizierten. Etwas, das an sich nicht ungewöhnlich ist, und zum Beispiel auch bei Schwein und Hund angenommen wird.

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, sammelte er hunderte Überreste von Katzen aus ganz Afrika, Europa und dem Nahen Osten aus der Zeit von etwa 7.000 v. Chr. bis hinein ins 19. Jahrhundert unserer Zeit. Die Proben wurden auf Überreste mitochondrialer DNA untersucht, ein Genmaterial, das nur von der Mutter vererbt wird. In der mitochondrialen DNA der Vorfahrin unserer heutigen Katzen, der Falbkatze (Felis sylvestris lybica) sind fünf einzigartige genetische Signaturen zu finden.

Im Rahmen der Genanalyse zeigte sich, dass die ersten Katzen der Welt demselben Subtyp der Falbkatze, Typ A, anzugehören schienen. Diese genetische Signatur taucht mindestens vor mindestens 9.000 Jahren im Gebiet der heutigen Türkei auf, nur wenige Dutzend Kilometer von Zypern entfernt. Möglicherweise schlichen sich die Katzen in frühe landwirtschaftliche Siedlungen ein, um Nager zu jagen und domestizierten sich schließlich selbst. Vor etwa 6.500 Jahren begannen diese Katzen des Typ A dann auch im Südosten Europas aufzutauchen und breiteten sich von dort ins restliche Europa, nach Afrika und Asien aus.

Das ist jedoch nur die Hälfte der Geschichte. Denn die meisten der ägyptischen Katzemumien gehören einem anderen Subtyp der Falbkatze, Typ C, an, der in den Proben erstmals etwa 800 v. Chr. nachweisbar ist (es ist nicht ausgeschlossen, dass es die Typ-C-Katzen schon weitaus früher gab, aber brauchbare DNA zum Nachweis fehlt). Es scheint, als seien Katzen mit dieser genetischen Signatur unglaublich populär gewesen. Sie verbreiteten sich schnell in Europa und dem Mittelmeerraum und waren in manchen Gegenden während des 1. Jhd. n. Chr. den Typ-A-Katzen zwei zu eins überlegen.

Eine Popularität, die sie möglicherweise den Ägyptern zu verdanken haben, die bei gezielter Zucht wohl vornehmlich die Katzen auswählten, die am leichtesten zu händeln und weniger territorial als ihre Vorgänger waren. Eine Entscheidung, die den Zähmungsprozess mitunter immens beschleunige und eine dramatische Verwandlung in Gang setzte, die sich auch in der ägyptischen Kunst widerspiegelt. Zeigen die ersten Darstellungen die Katze noch als Nutztier, so erscheinen im Laufe der Jahrhunderte Katzen in immer häuslicheren Zusammenhängen. So etwa mit Halsband, beim Speisen unter dem Stuhl oder zusammen mit ihren Besitzern bei der Vogeljagd.

Ungeklärt ist nach wie vor, woher die Katzen des Typ C ursprünglich stammten. Es könnten ägyptische Wildkatzen gewesen sein, mit denen sich Typ-A-Katzen aus der Türkei verpaarten oder die Ägypter domestizierten aus lokalen Typ-C-Wildkatzen unabhängig von der Türkei die Katze ein zweites Mal. Mit der Zeit vermischten sich die beiden Subtypen. Unsere heutigen Katzen besitzen wahrscheinlich sowohl türkische als auch ägyptische Wurzeln.

Referenz:
Ottoni, C. et al. The palaeogenetics of cat dispersal in the ancient world. Nat. Ecol. Evol. 1, 0139 (2017). DOI: 10.1038/s41559-017-0139

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Experiment: Wie Katzen eigene und fremde Kitten unterscheiden können, es aber nicht immer tun.

Aus der Wissenschaft

Experiment: Wie Katzen eigene und fremde Kitten unterscheiden können, es aber nicht immer tun.

Einen Wurf Kitten großzuziehen, ist für eine Kätzin mit großem Aufwand verbunden und kostet ordentlich Energie. So kann der Kalorienbedarf während der Säugeperiode verdreifacht sein. Dennoch nehmen Katzenmütter oft auch fremde Kitten an. Durch ein Experiment im Rahmen einer kürzlich durchgeführten Studie wurde nun untersucht, inwiefern Katzenmütter eigene und fremde Kitten unterschiedlich behandeln und ob sie diese in den ersten Tagen voneinander unterscheiden können.

Kitten Experiment

© TanjaVdB / pixabay.com

Hierzu wurden drei Experimente durchgeführt, an denen insgesamt 19 weibliche Katzen (darunter 12 Mixe, 4 Perser, 2 Bengalen und 1 BKH) im Alter von einem bis vier Jahren teilnehmen. Die Katzen lebten in Privathaltung in Mexico City und hatten alle vor kurzem mindestens drei Junge geboren. Alle Kätzinnen hatten Zugang zu separaten Räumen in ihrem Zuhause, in denen sie ihren Wurf aufzogen. Zehn waren Freigänger, 9 Wohnungskatzen. Bei 17 der 19 Katzen lebten auch noch andere Samtpfoten im Haushalt. Alle wurden zweimal täglich mit handelsüblichem Nassfutter gefüttert und regelmäßig gegen Parasiten behandelt. Wasser, Milch, Trockenfutter und Katzentoilette standen zur freien Verfügung. Zusätzlich hatte jede Katze ein Katzenbett in einem großen Karton und mit kleinem Eingang als Wurfkiste zur Verfügung. Alle Experimente wurden in diesem separaten Raum in der Nähe der Wurfkiste durch eine Person durchgeführt, die den Katzen vertraut war.

Das erste Experiment

Im ersten Experiment wurde untersucht, wie Katzenmütter mit eigenen und fremden Kitten verfahren, die in der Nähe der Wurfkiste platziert werden. An diesem nahmen 12 weibliche Katzen teil, von denen 5 bereits mehrmals geworfen hatten, bei 5 war es der erste Wurf und bei 2 war die Vorgeschichte nicht bekannt. Die Kitten waren zu diesem Zeitpunkt maximal 7 Tage alt.

Als die Mutter aus eigenem Antrieb den Raum mit der Wurfkiste verlassen hatte, wurden zwei eigene und zwei fremde Kitten in Plastikbehältern mit einem Tuch aus dem jeweiligen Nest einen Meter von der Wurfkiste entfernt platziert. Dabei wurde soweit wie möglich versucht, Kitten zu wählen, die hinsichtlich Geschlecht und Farbe mit den eigenen identisch waren.

Nach nur wenigen Sekunden fingen die Kitten an zu weinen, wodurch die Mütter in den Raum zurückkehrten. Die Mütter begannen sofort nach ihrer Rückkehr an den Kitten zu schnüffeln und inspizierten die fremden Katzenkinder früher und länger, was zeigt, dass die Mutter erkannte, dass sich unter den Kitten nicht nur ihre eigenen befanden. Nichtsdestotrotz brachten 7 von 12 Katzen alle 4 Kitten zurück ins eigene Nest, 2 brachten nur 2 Kitten zurück (jeweils ein eigenes und ein fremdes) und 3 Katzen keines der Jungtiere.

Der Test dauerte so lange, bis entweder alle Kitten ins Nest zurückgebracht worden waren, fünf Minuten, nachdem das letzte Kitten zurückgebracht worden war oder nach 5 Minuten, wenn die Mutter keines der Kitten zurück ins Nest brachte. Es zeigten sich keine auffallenden Unterschiede in der Behandlung eigener und fremder Katzenkinder.

Das zweite Experiment

Im zweiten Experiment wurde untersucht, ob Katzenmütter allein am Geruch zwischen eigenen und fremden Katzenjungen unterscheiden können. An diesem Test nahmen 13 Katzenmütter teil, von denen 8 auch schon beim ersten Experiment mit von der Partie waren. Bei diesem Experiment wurden der Mutter drei unterschiedliche Kitten aus dem eigenen Wurf und ein fremdes Kitten präsentiert, wobei die Jungtiere in ein Tuch gewickelt wurden und die Katzenmutter nur die Analregion beschnüffeln durfte. Auch hier wurde versucht, Geschlecht und Farbe möglichst identisch zu halten. Die Kitten waren zu diesem Zeitpunkt maximal 8 Tage alt und blieben für das menschliche Ohr während des Tests stumm. Auch hier wurde die Analregion des fremden Kittens deutlich länger beschnüffelt, als bei den eigenen Jungtieren.

Das dritte Experiment

Um sicherzustellen, dass die Katzenmütter ihre Jungen wirklich nur anhand des Geruchs von fremden unterscheiden konnten, wurde am Folgetag noch ein drittes Experiment durchgeführt, an dem 11 Kätzinnen teilnahmen. Hierbei wurden Wattestäbchen an Rücken, Bauch, der Analregion, den Backen und unter den Achseln der Kitten gerieben und der Mutter zum Schnüffeln überlassen. Auch hier schnüffelte sie wieder deutlich länger am Wattestäbchen mit dem Geruch des fremden Kittens, was bestätigt, dass Katzenmütter ihre eigenen Jungen nur anhand des Geruchs von fremden unterscheiden können. Nicht klar ist, ob die Kitten einen eigenen Geruch besitzen, der von der Katze erkannt wird oder sie vielmehr ihren eigenen Geruch erkennt, der an den Katzenkindern haftet.

Fazit

Katzenmütter können anhand des Geruchs eigene von fremden Kitten unterscheiden, behandelten sie in der Praxis jedoch gleich. Das ist unter anderem interessant, da es für eine Kätzin einen Mehraufwand bedeutet, neben den eigenen auch noch fremde Kitten großzuziehen und dies prinzipiell auch dazu führen könnte, dass die eigenen Kinder nicht mehr adäquat versorgt werden können, weil mehr „Mäuler zu stopfen sind“.

Ein Verhalten, das sich möglicherweise dadurch erklären lässt, dass das Weinen eines Kittens in der Nähe des Nests für die Kätzin ein so starker Antrieb ist, dass er andere Sinne überlagert und sie so dazu bringt, das Kitten ins Nest zu bringen, obwohl sie erkennt, dass es nicht zu ihrem Wurf gehört. In freier Natur ist es auch eher selten, dass sich fremde Katzenkinder in der Nähe des eigenen Wurfes aufhalten. Zudem zeigte eine Studie vom August 2016, dass weibliche Katzen generell anders auf Kittenlaute reagieren als Kater.

Darüber hinaus stellt ein weinendes Kitten außerhalb des Nestes möglicherweise auch eine Bedrohung für den eigenen Wurf dar, da es Räuber oder Artgenossen anlocken kann. Verhält sich das Kitten im Nest der Katze ruhig, schützt das auch den eigenen Nachwuchs.

Referenz: Bánszegi, O., Jacinto, E., Urrutia, A. et al. Can but don’t: olfactory discrimination between own and alien offspring in the domestic cat. Anim Cogn (2017). doi:10.1007/s10071-017-1100-z

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Der kleine Unterschied: Alleinfutter, Ergänzungsfutter, Einzelfutter, Diätfutter

Ernährung

Der kleine Unterschied: Alleinfutter, Ergänzungsfutter, Einzelfutter, Diätfutter

Schlendert man durch den Zoofachhandel oder stöbert durch diverse Onlineshops, dann findet man unzählige verschiedene Futtermittel, die einen hochwertiger, die anderen eher weniger. Jedoch gibt es nicht nur Unterschiede in der Qualität, sondern auch in der Zusammensetzung. In diesem Artikel möchten wir euch kurz erklären, welche Varianten es gibt und was ihr bei der Auswahl beachten müsst.

Alleinfutter

Nicht überall, wo Alleinfutter draufsteht, ist auch Alleinfutter drin (© meineresterampe /pixabay.com)

Alleinfuttermittel

Nach Definition der Futtermittelverordnung (§ 1 Abs. 1) ist ein Alleinfuttermittel ein Mischfuttermittel, das bei ausschließlicher Verwendung den Nahrungsbedarf der Katze decken kann. Das bedeutet, wir haben ein Katzenfutter, dem alle für die Katze notwendigen Vitamine, Mineralstoffe etc. in einer Menge zugesetzt sein sollten, die notwendig ist, dass es bei dieser weder zu einer Über- noch zu einer Unterversorgung kommt. Jedoch ist nicht alles, was als Alleinfutter deklariert ist, auch wirklich geeignet, die Katze mit allem zu versorgen was sie braucht. Es ist daher wichtig, auch hier genau hinzusehen, was in welcher Menge enthalten ist.

Einzelfuttermittel

Einzelfuttermittel sind wie der Name schon sagt, einzelne Komponenten, die allein nicht zur Bedarfsdeckung dienen. Also z. B. nur Fleisch. Eine Zusammenstellung aus verschiedenen Einzelfuttermitteln kann (unter Umständen in Kombination mit einem Ergänzungsfuttermittel) wieder zu einem Alleinfuttermittel werden. Wenn ihr also beim Barfen nach Frankenprey aus verschiedenen Komponenten (Fleisch, Innereien, Knochen usw.) eine Ration zusammenstellt, arbeitet ihr mit Einzelfuttermitteln. Die fertige B.A.R.F.-Ration ist dann auch wieder ein Mischfuttermittel, also eine Kombination aus verschiedenen Einzelfuttermitteln.

Ergänzungsfuttermittel

Landläufig werden die „Reinfleischdöschen“ als Ergänzungsfuttermittel bezeichnet, da sie eine Ergänzung zum Speiseplan der Katze darstellen können, aber keine Alleinfuttermittel sind, d. h. nicht dazu geeignet sind, die Katze über einen längeren Zeitraum adäquat mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Die Döschen eignen sich z. B. als Leckerli, zur Herstellung von Katzeneis etc., sollten aber maximal 20 % der Futtermenge pro Woche ausmachen.

Die Futtermittelverordnung definiert ein Ergänzungsfuttermittel als ein Futtermittel, das einen höheren Gehalt an bestimmten Stoffen (z. B. Mineralstoffen oder Spurenelementen) aufweist und andere Futtermittel ergänzen kann. Das sind im Endeffekt unsere „Pülverchen“ beim Barfen, also z. B. Mineralstoffmischungen etc.

Diätfuttermittel

Diätfuttermittel sind spezialisierte Futtermittel, deren Zusammensetzung speziell auf den Bedarf der Katze bei bestimmten Erkrankungen (z. B. Nierenprobleme, Schilddrüsenprobleme etc.) abgestimmt ist.

(zuletzt aktualisiert: 04.06.2017)

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Hitze für Katzen erträglicher machen

Haltung

Hitze für Katzen erträglicher machen

Es ist Sommer mit teilweise schon richtig tropischen Temperaturen. Und während wir uns mit leichter Kleidung, einem Ausflug ins kühle Nass oder einem Eis behelfen können, sieht es bei unseren Stubentigern schon anders aus. Schließlich kann Katze nicht einfach so ihren Pelz abstreifen, wenn es ihr zu warm wird. Deshalb tun wir gut daran, unseren Haustigern die Hitze ein wenig erträglicher zu machen. (mehr …)

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