Katzen im alten Ägypten: Vom Mäusejäger zum Sofatiger

Geschichte

Katzen im alten Ägypten: Vom Mäusejäger zum Sofatiger

Um etwa 1950 v. Chr. tauchte erstmals eine ungewöhnliche Kreatur in der Kunst des alten Ägyptens auf. Ein Tier mit langen Vorderbeinen, einem hoch aufgerichteten Schwanz und einem dreieckigen Kopf, dessen Blick auf eine sich nähernde Ratte gerichtet war. Unverwechselbar eine Katze. Und es sollte nicht die letzte bleiben…

Ägypten

© KoalaParkLaundromat / pixabay.com

Im Laufe der folgenden Jahrhunderte war die Katze aus ägyptischen Gemälden und Skulpturen nicht mehr wegzudenken. Nicht wenige der Tiere wurden auf ihrem Weg vom Schädlingsbekämpfer zur Göttin sogar als Mumien unsterblich gemacht. Lange Zeit nahm man daher an, dass es die alten Ägypter waren, die erstmalig ihr Leben mit Katzen teilten. Bis schließlich 2004 ein 9500 Jahre altes Grab auf Zypern gefunden wurde, in dem eine Katze mit einem Menschen begraben worden war. Lange Zeit, bevor die Ägypter auf der Bildfläche erschienen.

Eine neue Studie gibt nun jedoch Grund zur Annahme, dass es die Ägypter waren, die – wenn auch vielleicht nicht für die Domestikation der Katze verantwortlich – unsere Katzen schließlich in die liebenswerten Pelzkugeln verwandelten, die wir heute kennen.

In einer antiken Grabstätte am Westufer des Nils im Süden Ägyptens legte der Archäozoologe Wim Van Neer des Royal Belgian Institute of Natural Sciences im Jahr 2008 die Überreste von sechs Katzen (1 Kater, 1 Kätzin, 4 Kitten) frei, die anscheinend vor fast 6000 Jahren von Menschen umsorgt worden waren. Ein Fund, der Raum für andere Fragen gab, wie etwa, ob die Ägypter die Katze möglicherweise ein zweites Mal domestizierten. Etwas, das an sich nicht ungewöhnlich ist, und zum Beispiel auch bei Schwein und Hund angenommen wird.

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, sammelte er hunderte Überreste von Katzen aus ganz Afrika, Europa und dem Nahen Osten aus der Zeit von etwa 7.000 v. Chr. bis hinein ins 19. Jahrhundert unserer Zeit. Die Proben wurden auf Überreste mitochondrialer DNA untersucht, ein Genmaterial, das nur von der Mutter vererbt wird. In der mitochondrialen DNA der Vorfahrin unserer heutigen Katzen, der Falbkatze (Felis sylvestris lybica) sind fünf einzigartige genetische Signaturen zu finden.

Im Rahmen der Genanalyse zeigte sich, dass die ersten Katzen der Welt demselben Subtyp der Falbkatze, Typ A, anzugehören schienen. Diese genetische Signatur taucht mindestens vor mindestens 9.000 Jahren im Gebiet der heutigen Türkei auf, nur wenige Dutzend Kilometer von Zypern entfernt. Möglicherweise schlichen sich die Katzen in frühe landwirtschaftliche Siedlungen ein, um Nager zu jagen und domestizierten sich schließlich selbst. Vor etwa 6.500 Jahren begannen diese Katzen des Typ A dann auch im Südosten Europas aufzutauchen und breiteten sich von dort ins restliche Europa, nach Afrika und Asien aus.

Das ist jedoch nur die Hälfte der Geschichte. Denn die meisten der ägyptischen Katzemumien gehören einem anderen Subtyp der Falbkatze, Typ C, an, der in den Proben erstmals etwa 800 v. Chr. nachweisbar ist (es ist nicht ausgeschlossen, dass es die Typ-C-Katzen schon weitaus früher gab, aber brauchbare DNA zum Nachweis fehlt). Es scheint, als seien Katzen mit dieser genetischen Signatur unglaublich populär gewesen. Sie verbreiteten sich schnell in Europa und dem Mittelmeerraum und waren in manchen Gegenden während des 1. Jhd. n. Chr. den Typ-A-Katzen zwei zu eins überlegen.

Eine Popularität, die sie möglicherweise den Ägyptern zu verdanken haben, die bei gezielter Zucht wohl vornehmlich die Katzen auswählten, die am leichtesten zu händeln und weniger territorial als ihre Vorgänger waren. Eine Entscheidung, die den Zähmungsprozess mitunter immens beschleunige und eine dramatische Verwandlung in Gang setzte, die sich auch in der ägyptischen Kunst widerspiegelt. Zeigen die ersten Darstellungen die Katze noch als Nutztier, so erscheinen im Laufe der Jahrhunderte Katzen in immer häuslicheren Zusammenhängen. So etwa mit Halsband, beim Speisen unter dem Stuhl oder zusammen mit ihren Besitzern bei der Vogeljagd.

Ungeklärt ist nach wie vor, woher die Katzen des Typ C ursprünglich stammten. Es könnten ägyptische Wildkatzen gewesen sein, mit denen sich Typ-A-Katzen aus der Türkei verpaarten oder die Ägypter domestizierten aus lokalen Typ-C-Wildkatzen unabhängig von der Türkei die Katze ein zweites Mal. Mit der Zeit vermischten sich die beiden Subtypen. Unsere heutigen Katzen besitzen wahrscheinlich sowohl türkische als auch ägyptische Wurzeln.

Referenz:
Ottoni, C. et al. The palaeogenetics of cat dispersal in the ancient world. Nat. Ecol. Evol. 1, 0139 (2017). DOI: 10.1038/s41559-017-0139

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Experiment: Wie Katzen eigene und fremde Kitten unterscheiden können, es aber nicht immer tun.

Aus der Wissenschaft

Experiment: Wie Katzen eigene und fremde Kitten unterscheiden können, es aber nicht immer tun.

Einen Wurf Kitten großzuziehen, ist für eine Kätzin mit großem Aufwand verbunden und kostet ordentlich Energie. So kann der Kalorienbedarf während der Säugeperiode verdreifacht sein. Dennoch nehmen Katzenmütter oft auch fremde Kitten an. Durch ein Experiment im Rahmen einer kürzlich durchgeführten Studie wurde nun untersucht, inwiefern Katzenmütter eigene und fremde Kitten unterschiedlich behandeln und ob sie diese in den ersten Tagen voneinander unterscheiden können.

Kitten Experiment

© TanjaVdB / pixabay.com

Hierzu wurden drei Experimente durchgeführt, an denen insgesamt 19 weibliche Katzen (darunter 12 Mixe, 4 Perser, 2 Bengalen und 1 BKH) im Alter von einem bis vier Jahren teilnehmen. Die Katzen lebten in Privathaltung in Mexico City und hatten alle vor kurzem mindestens drei Junge geboren. Alle Kätzinnen hatten Zugang zu separaten Räumen in ihrem Zuhause, in denen sie ihren Wurf aufzogen. Zehn waren Freigänger, 9 Wohnungskatzen. Bei 17 der 19 Katzen lebten auch noch andere Samtpfoten im Haushalt. Alle wurden zweimal täglich mit handelsüblichem Nassfutter gefüttert und regelmäßig gegen Parasiten behandelt. Wasser, Milch, Trockenfutter und Katzentoilette standen zur freien Verfügung. Zusätzlich hatte jede Katze ein Katzenbett in einem großen Karton und mit kleinem Eingang als Wurfkiste zur Verfügung. Alle Experimente wurden in diesem separaten Raum in der Nähe der Wurfkiste durch eine Person durchgeführt, die den Katzen vertraut war.

Das erste Experiment

Im ersten Experiment wurde untersucht, wie Katzenmütter mit eigenen und fremden Kitten verfahren, die in der Nähe der Wurfkiste platziert werden. An diesem nahmen 12 weibliche Katzen teil, von denen 5 bereits mehrmals geworfen hatten, bei 5 war es der erste Wurf und bei 2 war die Vorgeschichte nicht bekannt. Die Kitten waren zu diesem Zeitpunkt maximal 7 Tage alt.

Als die Mutter aus eigenem Antrieb den Raum mit der Wurfkiste verlassen hatte, wurden zwei eigene und zwei fremde Kitten in Plastikbehältern mit einem Tuch aus dem jeweiligen Nest einen Meter von der Wurfkiste entfernt platziert. Dabei wurde soweit wie möglich versucht, Kitten zu wählen, die hinsichtlich Geschlecht und Farbe mit den eigenen identisch waren.

Nach nur wenigen Sekunden fingen die Kitten an zu weinen, wodurch die Mütter in den Raum zurückkehrten. Die Mütter begannen sofort nach ihrer Rückkehr an den Kitten zu schnüffeln und inspizierten die fremden Katzenkinder früher und länger, was zeigt, dass die Mutter erkannte, dass sich unter den Kitten nicht nur ihre eigenen befanden. Nichtsdestotrotz brachten 7 von 12 Katzen alle 4 Kitten zurück ins eigene Nest, 2 brachten nur 2 Kitten zurück (jeweils ein eigenes und ein fremdes) und 3 Katzen keines der Jungtiere.

Der Test dauerte so lange, bis entweder alle Kitten ins Nest zurückgebracht worden waren, fünf Minuten, nachdem das letzte Kitten zurückgebracht worden war oder nach 5 Minuten, wenn die Mutter keines der Kitten zurück ins Nest brachte. Es zeigten sich keine auffallenden Unterschiede in der Behandlung eigener und fremder Katzenkinder.

Das zweite Experiment

Im zweiten Experiment wurde untersucht, ob Katzenmütter allein am Geruch zwischen eigenen und fremden Katzenjungen unterscheiden können. An diesem Test nahmen 13 Katzenmütter teil, von denen 8 auch schon beim ersten Experiment mit von der Partie waren. Bei diesem Experiment wurden der Mutter drei unterschiedliche Kitten aus dem eigenen Wurf und ein fremdes Kitten präsentiert, wobei die Jungtiere in ein Tuch gewickelt wurden und die Katzenmutter nur die Analregion beschnüffeln durfte. Auch hier wurde versucht, Geschlecht und Farbe möglichst identisch zu halten. Die Kitten waren zu diesem Zeitpunkt maximal 8 Tage alt und blieben für das menschliche Ohr während des Tests stumm. Auch hier wurde die Analregion des fremden Kittens deutlich länger beschnüffelt, als bei den eigenen Jungtieren.

Das dritte Experiment

Um sicherzustellen, dass die Katzenmütter ihre Jungen wirklich nur anhand des Geruchs von fremden unterscheiden konnten, wurde am Folgetag noch ein drittes Experiment durchgeführt, an dem 11 Kätzinnen teilnahmen. Hierbei wurden Wattestäbchen an Rücken, Bauch, der Analregion, den Backen und unter den Achseln der Kitten gerieben und der Mutter zum Schnüffeln überlassen. Auch hier schnüffelte sie wieder deutlich länger am Wattestäbchen mit dem Geruch des fremden Kittens, was bestätigt, dass Katzenmütter ihre eigenen Jungen nur anhand des Geruchs von fremden unterscheiden können. Nicht klar ist, ob die Kitten einen eigenen Geruch besitzen, der von der Katze erkannt wird oder sie vielmehr ihren eigenen Geruch erkennt, der an den Katzenkindern haftet.

Fazit

Katzenmütter können anhand des Geruchs eigene von fremden Kitten unterscheiden, behandelten sie in der Praxis jedoch gleich. Das ist unter anderem interessant, da es für eine Kätzin einen Mehraufwand bedeutet, neben den eigenen auch noch fremde Kitten großzuziehen und dies prinzipiell auch dazu führen könnte, dass die eigenen Kinder nicht mehr adäquat versorgt werden können, weil mehr „Mäuler zu stopfen sind“.

Ein Verhalten, das sich möglicherweise dadurch erklären lässt, dass das Weinen eines Kittens in der Nähe des Nests für die Kätzin ein so starker Antrieb ist, dass er andere Sinne überlagert und sie so dazu bringt, das Kitten ins Nest zu bringen, obwohl sie erkennt, dass es nicht zu ihrem Wurf gehört. In freier Natur ist es auch eher selten, dass sich fremde Katzenkinder in der Nähe des eigenen Wurfes aufhalten. Zudem zeigte eine Studie vom August 2016, dass weibliche Katzen generell anders auf Kittenlaute reagieren als Kater.

Darüber hinaus stellt ein weinendes Kitten außerhalb des Nestes möglicherweise auch eine Bedrohung für den eigenen Wurf dar, da es Räuber oder Artgenossen anlocken kann. Verhält sich das Kitten im Nest der Katze ruhig, schützt das auch den eigenen Nachwuchs.

Referenz: Bánszegi, O., Jacinto, E., Urrutia, A. et al. Can but don’t: olfactory discrimination between own and alien offspring in the domestic cat. Anim Cogn (2017). doi:10.1007/s10071-017-1100-z

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Katzen machen nicht geisteskrank…

Aus der Wissenschaft

Katzen machen nicht geisteskrank...

… so die Quintessenz einer neuen ULC-Studie. Irgendwo beruhigend, aber auch irgendwie seltsam diese Aussage. Hintergrund der Erkenntnis ist die Annahme, dass eine Infektion mit Toxoplasma gondii zum einen die Entwicklung psychischer Störungen fördern könne. Zum anderen könnten Menschen, die mit Katzen aufwachsen, ein höheres Risiko haben, psychische Probleme zu entwickeln, da Katzen ja Hauptwirt des genannten Parasiten sind. Ein Gedankengang, der nun entkräftet werden konnte.

Frau mit Kind und weißer Katze

© 1789268 /pixabay.com

Die neue Studie, die im Magazin Psychological Medicine veröffentlicht wurde, kommt zum Schluss, dass die Katzenhaltung während der Schwangerschaft sowie das Zusammenleben mit Katzen in der Kindheit bei der Entwicklung psychischer Probleme im Erwachsenenalter keine direkte Rolle spielen. Zwar konnte im Rahmen der Studie nicht festgestellt werden, ob eine Exposition zu T. gondii an sich mit psychischen Problemen in Verbindung steht, jedoch weisen die Ergebnisse darauf hin, dass wenn dem so ist, das Zusammenleben mit Katzen das Risiko  nicht erhöht.

Untersucht wurden hierzu fast 5.000 Menschen, die zwischen 1991 und 1992 geboren wurden und deren Entwicklung bis zu ihrem 18. Lebensjahr verfolgt wurde. Dabei wurde festgehalten, ob im Haushalt Katzen lebten, als die Mutter schwanger war und während die Kinder aufwuchsen. Durch ihren Umfang und den langen Beobachtungszeitraum gilt diese aktuelle Studie als deutlich zuverlässiger als frühere Forschung auf diesem Gebiet. In vergangenen Studien wurden Menschen mit und ohne psychische Probleme beispielsweise gebeten, sich an Details aus ihrer Kindheit zu erinnern. Eine eher fehleranfällige Methode. Zudem sah man sich mit bedeutenden Datenlücken konfrontiert.

Nichtsdestotrotz stellt Toxoplasmose nach wie vor während der Schwangerschaft ein Risiko dar und kann beim Kind mit schweren Defekten und anderen gesundheitlichen Problemen einhergehen. Die Gefahr lässt sich jedoch auch bei Katzen im Haushalt mit einfachen Vorkehrungsmaßnahmen minimieren. Es ist nicht notwendig, Katzen in der Schwangerschaft abzugeben oder den Kontakt zu ihnen zu meiden.

Die Haustiger-Redaktion vertritt die feste Überzeugung, dass das Aufwachsen mit Tieren, Katzen eingeschlossen, für die psychische Entwicklung in jedem Fall eher förderlich denn nachteilig ist.

Referenz:
F. Solmi, J. F. Hayes, G. Lewis, J. B. Kirkbride. Curiosity killed the cat: no evidence of an association between cat ownership and psychotic symptoms at ages 13 and 18 years in a UK general population cohort. Psychological Medicine, 2017; 1 DOI: 10.1017/S0033291717000125

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Studie: Katzen können Erinnerungen bewusst abrufen

Aus der Wissenschaft

Studie: Katzen können Erinnerungen bewusst abrufen

Eine der Fragen, die immer wieder einmal für heiße Debatten sorgt, ist die, wer denn nun klüger ist, Katzen oder Hunde. Wenn ihr unsere vier Redaktionskatzen fragt, ist die Antwort klar. Japanische Forscher haben nun etwas herausgefunden, was wir schon lange geahnt hatten, aber bisher noch nicht bewiesen war. Nämlich, dass Katzen ein episodisches Gedächtnis besitzen und möglicherweise sogar Gefallen daran finden, sich aktiv an vergangene Erlebnisse zurückzuerinnern. Das zugehörige Paper wurde im Journal Behavioral Processes veröffentlicht.

episodisches Gedächtnis

© ThePixelman / pixabay.com

Wir Menschen verfügen über ein episodisches Gedächtnis, was jetzt vereinfacht gesagt, bedeutet, dass wir uns nicht nur an vergangene Ereignisse zurückerinnern, sondern diese auch mit angenehmen oder weniger angenehmen Details verbinden können. Wir können uns also zum Beispiel nicht nur daran erinnern, dass letzten Sommer die Geburtstagsparty von Großonkel Gustav stattgefunden hat, sondern z. B. auch daran, dass wir es lustig fanden, als die unsympathische Tante Trude kopfüber ins Kinderplanschbecken gefallen ist. Der Mensch rekonstruiert solche vergangenen Ereignisse bewusst, etwa um in Erinnerungen (an den letzten Urlaub, ans erste Date o. ä.) zu schwelgen. Diese Art episodischer Erinnerung ist immer mit einer bestimmten Einstellung zu einem Ereignis verbunden, also für jede Person ganz individuell. Tante Trude wird sich ganz anders an diese Geburtstagsfeier erinnern als Großonkel Gustav, dem es – mit Verlaub gesagt – eine diebische Freude bereitet hat, Trude so patschnass vor sich zu sehen. ;-)

Aber kommen wir zur Wissenschaft. Man weiß von Hunden, dass sie ein solches episodisches Gedächtnis besitzen. Die Forscher wollten nun herausfinden, ob dies bei Katzen ebenso ist und ob diese Erinnerungen an Erfahrungen speichern, verarbeiten, bewusst abrufen und nutzen können. Dies würde bedeuten, dass Katzen eine Art Bewusstsein besitzen, etwas das Tieren ja gerne einmal abgesprochen wird.

Hierzu wurden 49 Katzen über einen längeren Zeitraum mit verschiedenen Futtersorten in unterschiedlichen Futterschalen gefüttert. Als sich herauskristallisiert hatte, welches das Lieblingsfutter der jeweiligen Katze war, wurde dieses immer in einer bestimmten Schale gereicht. Dann wurden die Schüsseln getauscht und es zeigte sich, dass die Katzen zielsicher die Schüssel ansteuerten, in der sie das Lieblingsfutter vermuteten. Andere Experimente zeigten ebenfalls, dass sich Katzen nicht nur daran erinnern konnten, wo sich die jeweiligen Futterschüsseln befanden und was darin enthalten war, sondern auch wussten, welche Schüssel sie bereits durchsucht hatten. Die Katzen waren – so die Forscher – demnach in der Lage, bewusst Einzelheiten vergangener Ereignisse abzurufen, was dafür spricht, dass sie ein episodisches Gedächtnis besitzen. Auch bei anderen psychologischen Tests, wie etwa der Reaktion auf menschliche Gesten, Gesichtsausdrücke und Emotionen standen die Katzen Hunden in nichts nach.

Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, wie lange sich Katzen an bestimmte Ereignisse zurückerinnern können.

Referenz:

Saho Takagi et al, Use of incidentally encoded memory from a single experience in cats, Behavioural Processes (2017). DOI: 10.1016/j.beproc.2016.12.014

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Studie: Fummelbrett und Co. verbessern kätzisches Wohlbefinden

Aus der Wissenschaft

Studie: Fummelbrett und Co. verbessern kätzisches Wohlbefinden

Hauskatzen brauchen für ein glückliches Leben sowohl geistige als auch körperliche Auslastung. Hier ist der Mensch gefragt, entsprechende Möglichkeiten bereitzustellen und für eine Bereicherung des Lebensumfeldes, auch bekannt als „Environmental Enrichment“ zu sorgen. Wie Forscher in der aktuellen Ausgabe des „Journal of Feline Medicine und Surgery“ berichten, können hier insbesondere Fummelbrett und Co. einen wertvollen Beitrag leisten.

Emma Fummelbrett

Das Katzenleben in menschlicher Obhut kann mit gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht und daraus folgendem Diabetes mellitus einhergehen, insbesondere dann wenn es an Reizen fehlt, die die Katze zu Aktivität animieren. Zudem kann eine reizarme Umgebung Problemverhalten wie Aggression, Unsauberkeit oder aufmerksamkeitsheischendes Verhalten fördern. Solch unerwünschtes Verhalten beeinträchtigt die Beziehung zwischen Katze und Mensch mitunter so sehr, dass die Katze abgegeben oder im schlimmsten Fall eingeschläfert wird.

Unter natürlichen Bedingungen sind Katzen einen Großteil des Tages mit der Nahrungsbeschaffung beschäftigt. Und auch das Wohlbefinden unserer Hauskatzen kann gesteigert werden, wenn diese die Möglichkeit bekommen, sich ihr Futter mithilfe beweglicher und unbeweglicher Intelligenzspielzeuge selbstständig zu erarbeiten. So werden die natürlichen Instinkte der Tiere stimuliert, sie können auf verschiedene Arten mit den einzelnen Spielzeugen interagieren und sich im Endeffekt in Form von Futter selbst für ihre Mühen belohnen.

Hexe Fummelbrett

Welche Auswirkungen die Beschäftigung mit Fummelbrett, Snackball und Co. mit sich bringt, hat eine Gruppe von Tierärzten und Katzenverhaltensberatern in den USA untersucht. Hierzu haben die Forscher nicht nur bestehende Literatur zum Thema in Augenschein genommen, sondern auch 30 Fälle aus ihrer eigenen Praxis zusammengetragen, in denen der positive Einfluss der Spielzeuge auf Katzen deutlich wird.

Unter den Fallbeispielen finden wir etwa einen achtjährigen Kater mit Übergewicht, der 12 Monate nach Einführung des Futterspielzeugs 20 % seines Körpergewichts verloren hatte; oder auch einen 3jährigen Kater, dessen aggressives Verhalten durch die Auslastung mittels Intelligenzspielzeug völlig verschwand; aber auch eine 2jährige Katze mit Angst vor Menschen, die durch die Arbeit mit mobilen und festen Futterspiellösungen schließlich Vertrauen fasste, um nur einige Beispiele zu nennen.

Welches Spielzeug für die eigene Katze am besten geeignet ist, das sei – so die Forscher – jedoch von der jeweiligen Katzenpersönlichkeit abhängig. Dennoch könne nahezu jede Katze über kurz oder lang für Intelligenzspielzeug begeistert werden. Es empfehle sich jedoch, den Schwierigkeitsgrad nach und nach zu steigern. Im Idealfall empfehlen die Forscher, sollten verschiedene Futterspielzeuge Einzug in den Haushalt finden, so dass sich die Katze alle ihre Mahlzeiten selbst erarbeiten könne.

Zum Weiterlesen: L. M. Dantas, M. M. Delgado, I. Johnson, C. T. Buffington. Food puzzles for cats: Feeding for physical and emotional wellbeing. Journal of Feline Medicine and Surgery, 2016; 18 (9): 723 DOI: 10.1177/1098612X16643753 (kostenlos)

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Studie: Kater und Katzen reagieren auf Kittenlaute unterschiedlich

Aus der Wissenschaft

Studie: Kater und Katzen reagieren auf Kittenlaute unterschiedlich

Rufen Kitten, dann reagieren Kater und Kätzinnen unterschiedlich. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Medizinischen Hochschule (MHH) und der Tierärztlichen Hochschule (TiHo) Hannover, die am 12.08.2016 im Open-Access-Journal „BMC Evolutionary Biology“ veröffentlicht wurde.

Kitten

© Jan-Mallander / www.pixabay.com

Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob Katzen die emotionale Erregung von Katzenjungen anhand ihres Miauen erkennen können und ob die übliche Aufzucht durch die Mutter zu unterschiedlichem Verhalten bei Katern und Katzen führt. Man verglich männliche und weibliche Tiere und Kätzinnen mit und ohne Erfahrung in der Jungenaufzucht.

Nachdem das Forscherteam in einer vorangegangenen Untersuchung bereits herausgefunden hatte, dass sich Dauer und Tonhöhe der Kittenrufe mit der Dringlichkeit der Hilfsbedürftigkeit verändern, zeichneten sie die Rufe von 14 Kätzchen im Alter von 9 bis 11 Tagen in zwei unterschiedlichen Situationen auf. Einmal wurden die Katzenkinder lediglich für 3 Minuten räumlich von Mutter und Geschwistern getrennt (geringe Dringlichkeit), ein anderes Mal wurden sie für 3 Minuten auf den Boden gesetzt und auf den Rücken gedreht (hohe Dringlichkeit). Die Kitten standen in keiner Beziehung zu den Testkatzen.

Die Rufe der Kitten in diesen Situationen wurden in Folge 17 erwachsenen Katzen – 9 Kater, 8 Kätzinnen – im Alter von 1 bis 8 Jahren vorgespielt. Die Hälfte der weiblichen Tiere hatte vorher noch nie Nachwuchs aufgezogen.

Es zeigte sich, dass Weibchen – unabhängig etwaiger vorangegangener Erfahrungen – etwa 10 Prozent schneller auf Kittenlaute reagierten, die auf eine hohe Dringlichkeit hinwiesen. Kater zeigten in ihrer Reaktion keinen Unterschied, ganz gleich ob die Rufe dringlich erschienen oder nicht.

Diese Beobachtungen zeigen, dass Kätzinnen anders als Kater in der Lage sind, den emotionalen Gehalt von Kittenrufen zu beurteilen und entsprechend zu reagieren. Sie erkennen durch Wechsel der Stimmlage und Rufdauer, wie dringend ein Eingriff ihrerseits erforderlich ist. Es scheint sich hier um einen tief verwurzelten Geschlechtsunterschied zwischen Katern und Katzen zu handeln, der durch Erfahrung nicht beeinflusst wird.

Man nimmt an, dass Kittenrufe für Kater nicht dieselbe Relevanz besitzen, wie für Kätzinnen, was wiederum dazu führen könnte, dass Männlein und Weiblein das was sie hören unterschiedlich verarbeiten. So könnte sich das Hörsystem der Kätzin im Laufe der Zeit an die spezifischen Merkmale von Kittenlauten angepasst haben.

Jedoch müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um herauszufinden, inwiefern sich das Hörsystem von Kater und Katze unterscheidet. Auch gilt es noch herauszufinden, ob Katzen empfindlicher auf die Stimmen ihres eigenen Nachwuchses reagieren, als auf die Stimmen fremder Kitten.

Quelle: Wiebke S. Konerding, Elke Zimmermann, Eva Bleich, Hans-Jürgen Hedrich, Marina Scheumann. Female cats, but not males, adjust responsiveness to arousal in the voice of kittens. BMC Evolutionary Biology, 2016; DOI: 10.1186/s12862-016-0718-9

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