Interview: Verhaltensauffälligkeiten bei alten Katzen…

Interview

Verhaltensauffälligkeiten bei alten Katzen

„Die ist halt alt!“ Eine Aussage, die man häufiger hört, wenn es darum geht, dass sich ältere Katzen plötzlich anders verhalten als vorher und zum Beispiel mehr schlafen als früher, nicht mehr springen oder ihr Geschäft außerhalb der Katzentoilette verrichten. Jedoch sind häufig Krankheiten die Ursache für das veränderte Verhalten. Ein Thema, mit dem sich Tierärztin Joana Eisinger im Rahmen ihrer Doktorarbeit beschäftigt.

Dankenswerterweise hat sie sich bereiterklärt, uns einige neugierige Fragen zu beantworten.

Hallo Frau Eisinger, herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns einige Fragen zu beantworten. Bitte stellen Sie sich unseren Lesern doch kurz vor.

Guten Tag Frau Abel, ich arbeite seit einigen Jahren als Tierärztin für Kleintiere im Rhein-Main-Gebiet. Seit Anfang dieses Jahres habe ich zusätzlich meine Doktorarbeit an der AG für angewandte Verhaltenskunde und Tierverhaltenstherapie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen unter der Leitung von Frau Dr. Kuhne begonnen.

Sie arbeiten ja gerade an Ihrer Doktorarbeit. Worum geht es denn da genau?

Es geht um Verhaltensauffälligkeiten bei alten Katzen und ob Krankheiten einen Einfluss auf das Verhalten haben. Auch die Beeinflussung durch eine Therapie einer solchen Erkrankung wird näher betrachtet. Ein Beispiel hierfür ist, die unsaubere Katze, die neben die Katzentoilette uriniert, aber eigentlich an Diabetes leidet und daher viel trinkt und uriniert.

Wie können Sie unsere Leser bei Ihrer Arbeit unterstützen?

Da Katzen solche Verhaltensauffälligkeiten nur zeigen, wenn sie sich wohl fühlen, können Sie als Katzenbesitzer*in das Verhalten Ihrer Katze am besten einschätzen. Sie sind herzlich dazu eingeladen, an meiner Onlineumfrage teilzunehmen. Vorausgesetzt, Sie haben eine Katze, die 10 Jahre oder älter ist.

Viele unserer Leser können sich sicherlich nicht so genau vorstellen, wie die Arbeit an einer Doktorarbeit so abläuft. Wie muss man sich das vorstellen und wie geht es nach dem Erfassen der Daten über die Online-Umfrage weiter?

Danach wird es statistisch. Mögliche Zusammenhänge zwischen Verhalten und Faktoren wie Krankheit oder auch Therapie der Krankheit werden statistisch ausgewertet. Im Weiteren werden diese Daten benutzt, um wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen, die dann in Fachzeitschriften veröffentlicht werde sollen.

Übergreifend geht es darum, vor allem Tierärzt*innen in ihrer praktischen Tätigkeit zu sensibilisieren, sich ihren alten Katzenpatient genau anzuschauen und die Besitzer im Vorgespräch gezielt zu befragen, um eventuelle Erkrankungen oder deren Vorstadien frühzeitig zu erkennen.

Haben Sie vielleicht noch Tipps für unsere Leser, auf welche Symptome / Auffälligkeiten sie bei ihren älteren Katzen im Besonderen achten sollten? Gibt es Vorsorgemaßnahmen, die auf keinen Fall fehlen sollten?

Es gibt zahlreiche Symptome, die hinweisend auf zugrundeliegende Erkrankungen sein können. Dazu zählt beispielsweise Unsauberkeit, also das Urinieren oder auch Kot absetzen außerhalb der Katzentoilette. Generell sollten solche Probleme tierärztlich abgeklärt werden, um herauszufinden, ob dahinter eventuell orthopädische oder organische Probleme stecken könnten. Ein tierärztlicher Seniorencheck 1x im Jahr ist ab dem 7. Lebensjahr ratsam. Ab dem 15. Lebensjahr sogar 2x jährlich.

Möchten Sie unseren Lesern sonst noch etwas mit auf den Weg geben?

Nicht jede Verhaltensänderung einer alten Katze ist „typisch alt“. Häufig verbergen sie Erkrankungen dahinter, die man im besten Falle therapieren kann.

Herzlichen Dank für die ausführliche Beantwortung unserer neugierigen Fragen.

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Buchrezension: Funktionelle Neuroanatomie für die Tiermedizin

Buchrezension

Funktionelle Neuroanatomie für die Tiermedizin

Wie funktionieren eigentlich das Gehirn und das Rückenmark? Was machen die Nerven? Und wie ist dieses komplexe Konstrukt in der Lage, seiner Arbeit nachzugehen? Die Neuroanatomie ist ein recht schwieriges Thema mit sehr komplexen Zusammenhängen, das auf den ersten Blick nur schwer zu durchschauen ist. Wer aber bereit ist, sich ein wenig zu quälen und in diese eindrucksvolle Welt einzutauchen, wird seinen Horizont immens erweitern.

Das vorliegende Buch ist ein kompakter, aber nichtsdestotrotz verständlicher Helfer, für all diejenigen, die sich eingehend mit dem Nervensystem unserer Tiere beschäftigen möchten.

Allgemeines zum Buch

Autor: Michael Hubert Stoffel
Seitenzahl: 246 Seiten
Verlag: Enke Verlag (2011)
Preis: 51,99 Euro
ISBN-10: 3830411316
ISBN-13: 978-3830411314

Das sagt der Klappentext

Faszination Nervensystem

1.000.000.0000 Nervenzellen bilden das ZNS. Über unzählige Vernetzungen steuern sie sowohl die Körperfunktionen als auch die Reaktionen auf die Außenwelt. Behalten Sie hier den Überblick!

Die „Funktionelle Neuroanatomie für die Tiermedizin“ betrachtet die Funktionsweise des Nervensystems als Ganzes. Hervorragende Zeichnungen verdeutlichen die komplexen Zusammenhänge; eine anschauliche Sprache erleichtert das Verständnis zusätzlich. So bietet das Werk effektive Hilfe für Anatomietestate und die Prüfung.

Im klinischen Alltag erleichtert die übersichtliche Darstellung der Reflexbögen die neurologische Untersuchung. Nicht zuletzt erfordern moderne Verfahren wie CT und MRT die genaue Kenntnis der Neuroanatomie. Nur so können sichtbare Läsionen von Gehirn und Rückenmark mit klinischen Funktionsausfällen in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht werden. Auch hierfür ist das vorliegende Buch ein unverzichtbares Nachschlagewerk.

Das meint die Haustiger-Redaktion

Ich liebe ja Herausforderungen und umso komplexer das Thema, umso mehr Spaß macht es mir, mich damit zu beschäftigen. Vor der eingehenden Beschäftigung mit dem Nervensystem habe ich mich aber immer so ein wenig gedrückt. Bis eine Epilepsiekatze in mein Leben trat und die Beschäftigung für mich wieder wichtig(er) wurde. In der Hoffnung die Funktionsweise des Nervensystems besser zu verstehen, durfte das vorliegende Buch hier einziehen. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

„Funktionelle Neuroanatomie für die Tiermedizin“ ist in vier Teile gegliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit den Grundlagen der Neuroanatomie. Der interessierte Leser erfährt hier mehr über die Aufgaben und die grundlegende Funktionsweise des Nervensystems. Es wird behandelt, aus welchen Gruppen das Nervensystem besteht und wie diese aufgebaut sind. Zudem werden die Einteilungen des Nervensystems besprochen und der Leser lernt, wie das Nervensystem in der Lage ist, Reize aufzunehmen und zu verarbeiten. Arbeitet man diesen ersten Teil gründlich durch, ist man in Sachen Verständnis schon ein großes Stück weiter.

Teil II befasst sich mit der strukturellen Anatomie des Zentralen Nervensystems. Hier wird sehr eingehend beschrieben, wie die einzelnen Teile von Gehirn und Rückenmark im Zuge der Embryonalentwicklung entstehen und letztendlich aufgebaut sind. Das umfasst unter anderem auch die Hirnnerven und deren Kerngebiete. Auch Schädel und Wirbelsäule, die Meningen (Hirn- und Rückenmarkshäute), das Ventrikelsystem und die Liquorzirkulation sowie die Blutzirkulation im Zentralen Nervensystem werden behandelt.

Der dritte Teil hat schließlich die Leitungslehre zum Thema, also vereinfacht gesagt, die Lehre darüber, wie die einzelnen Teile des Nervensystems miteinander verbunden sind. Das Wissen um diese Verarbeitungsebenen und Verbindungen ist für die neurologische Untersuchung unerlässlich. Auch diese wird einschließlich der Reflexe und der sekretorischen Aktivität der Drüsen im Kopfbereich in diesem Kapitel behandelt.

Den vierten und letzten Teil bildet der Anhang mit einem Abkürzungsverzeichnis, einem umfangreichen Glossar, einer Auflistung der verwendeten Literatur und einem Sachverzeichnis.

Abgerundet wird das Werk durch eine CD, auf der zur Veranschaulichung und Vertiefung noch ein interaktives 3D-Modell des ZNS des Hundes und ein interaktives 3D-Modell des Innen- und Mittelohres des Hundes zu finden sind.

Für wen ist das Buch geeignet?

„Funktionelle Neuroanatomie für die Tiermedizin“ richtet sich ganz klar an Fachpublikum. Es kann aber auch dem interessierten Katzenhalter viel bieten, vorausgesetzt man ist bereit, wirklich mit dem Buch zu arbeiten, Begriffe nachzuschlagen und sich vielleicht auch mit den ein oder anderen Grundlagen zusätzlich zum Buch zu beschäftigen. Lässt man sich auf dieses Abenteuer ein, hat man ein wirklich umfangreiches Werk für einen relativ geringen Preis an der Hand, das den eigenen Horizont immens erweitern kann. Ich persönlich finde das Buch unglaublich spannend und möchte es in meinem Bücherregal nicht missen.

Angaben zur Transparenz: Das Buch wurde mir vom Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt. Das beeinflusst jedoch nicht meine Meinung. Denn die ist und bleibt unverkäuflich.

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Wärmeregulierung: Ob Katzen schwitzen können und andere heiße Fragen

Physiologie

Wärmeregulierung: Ob Katzen schwitzen können und andere heiße Fragen

Es ist heiß, verdammt heiß und gerade im dicken Katzenpelz tut man gut daran, sich ein kühles Plätzchen zu suchen und sich so wenig wie möglich zu bewegen. Auch im Internet gibt es viele Tipps, wie man den Katzen die heißen Tage ein wenig erträglicher gestalten kann und immer wieder die große Frage, ob Katzen nun schwitzen können oder nicht und ob sie überhaupt Schweißdrüsen besitzen. Diese Fragen und mehr zur Wärmeregulierung beantworte ich euch im heutigen Artikel.

Katze Wärmeregulierung

© Bild: Kapa65 / pixabay.com

Damit Katzen (und nicht nur sie) ihre Körpertemperatur in den engen Grenzen halten können, die notwendig sind, damit ihr Organismus einwandfrei funktionieren kann, müssen sie ein Gleichgewicht zwischen der Produktion und der Abgabe von Wärme erreichen.

Dazu haben sie im vorderen Hypothalamus (eine wichtige Schaltzentrale im Zwischenhirn) zum einen wärmeregulierende Zentren und zum anderen „Temperaturfühler“ überall auf der Hautoberfläche, die den Istwert in ihrem Körper messen und weitergeben. Konzentriert kommen die Sensoren im Gesicht um Nase und Maul herum und an den Extremitäten vor. Besonders sensibel und dicht sind die Fühler im Bereich des Rückenmarks.

Der durch die Sensoren ermittelte Istwert wird im Gehirn dann mit einem Referenzwert (Sollwert) verglichen. Werden dabei Abweichungen festgestellt, werden diese über Steuersignale an die entsprechenden Stellglieder gemeldet und die Mechanismen zur Wärmeabgabe oder Wärmebildung aktiviert.

Wärmeregulierung über die Haut

Eine wichtige Rolle bei der Wärmeregulierung spielen Haut und Pelz der Katze. In kalter Umgebung wird die Hauttemperatur gesenkt und so der Wärmeverlust der Haut verringert. Umgekehrt wird bei innerer Wärmebelastung (also nachdem die Miezen herumgetobt sind zum Beispiel) die Hauttemperatur erhöht, damit u. a. durch Strahlung trocken Wärme abgegeben werden kann. Auch bei Wärmebelastung von außen, wie jetzt bei den derzeitigen Temperaturen, erhöht sich die Temperatur der Hautoberfläche, weil so weniger Wärme über Strahlung aufgenommen wird.

Schafft es der Körper nicht mehr so viel Wärme abzugeben, wie notwendig ist, um die Körpertemperatur in geeigneten Grenzen zu halten (z. B. beim Aufenthalt im heißen Auto), bekommt die Katze einen Hitzschlag.

Der Katzenpelz und die Wärmeregulierung

Beim Pelz ist es so, dass die Haare zusammen mit dem Unterfettgewebe die Wärmeabgabe erschweren und den Körper isolieren. Dabei spielen auch und vor allem Struktur und Farbe des Fells eine Rolle. Denn glänzendes, helles Fell kann mehr Strahlung reflektieren, während dunkles, mattes Fell mehr Strahlung absorbiert, d. h. heller Pelz ist bei Hitze grundsätzlich praktischer.

Während sie bei der Fellfarbe und -struktur/-länge nehmen müssen, was kommt, können Katzen über den Fellwechsel Wärmeregulierung betreiben. Der Fellwechsel wird über die Tageslänge und damit die Melatoninproduktion in der Epiphyse (Zirbeldrüse) aktiviert. Während das Sommerfell dünner, kürzer und oft auch heller ist, ist das Winterfell dichter und meist auch flauschiger. Durch Aufplustern lässt sich die Isolation noch verbessern. Ein dichtes Fell kann aber auch vor Wärmeeinstrahlung schützen, weil so nur ein kleiner Teil der Strahlung den Körperkern erreichen kann.

Können Katzen zur Wärmeregulierung schwitzen?

Bei den derzeitigen Temperaturen reichen diese Maßnahmen jedoch allein nicht aus. Wir Menschen schwitzen dann, was nur wenig Energie verbraucht und gerade bei trockener Luft zur Wärmeabgabe sehr wirksam ist. Bei Katzen funktioniert das leider nicht, obwohl sie sogar zwei Arten von Schweißdrüsen besitzen. Da sind zum einen die apokrinen und zum anderen die ekkrinen Schweißdrüsen.

[pullquote]Kurz gesagt: Katzen haben Schweißdrüsen, können aber damit keine Wärmeregulierung betreiben. [/pullquote]

Die apokrinen Schweißdrüsen sitzen tief in der Lederhaut und kommen am gesamten Körper mit Ausnahme des Nasenspiegels vor. Sie produzieren ständig ein sehr eiweißhaltiges Sekret, das sich mit Talg vermischt und so die chemische und physikalische Hautbarriere bildet. Eine Wirkung bei der Wärmeregulierung haben diese Schweißdrüsen nicht.

Ebenfalls keine wärmeregulierende Funktion haben die ekkrinen Schweißdrüsen, die sich fast ausschließlich an der unbehaarten Haut der Pfotenballen und zwischen den Zehen der Katze befinden.

Sie liegen tief in der Lederhaut an der Verbindungsstelle zur Unterhaut und ihre Aufführungsgänge durchqueren die Lederhaut bis hin zur Ballenoberfläche. Manchmal könnt ihr daher auf glatten Oberflächen feuchte Pfotenabdrücke sehen. Oft zum Beispiel auf den Metalltischen beim Tierarzt, wenn die Katze aufgeregt ist.

Diese Absonderungen sind für unsere Haustiger darüber hinaus auch wichtig, um mit anderen Katzen kommunizieren zu können. Jede von ihnen hinterlässt beim Setzen von Kratzmarkierungen eine individuelle „Fußaromamischung“, so dass die anderen genau wissen, wer dort gekratzt hat.

Wie können sich die Katzen aber nun selbst Abkühlung verschaffen?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist etwas, was die Fachliteratur als Kühlung durch Einspeicheln bezeichnet. Was ein wenig eklig klingt, ist eigentlich etwas ganz Normales. Die Katzen putzen sich und durch die Verdunstungskälte können sie sich ein wenig Abkühlung verschaffen.

Als nächstes können sie sich wärmeregulierend verhalten, sprich sie bewegen sich wenig, legen sich eigenständig in den Schatten oder suchen sich ein anderes kühles Plätzchen oder verändern ihre Körperhaltung. Die Haustiger hier liegen zum Beispiel momentan bevorzugt lang ausgestreckt auf dem Rücken und recken das Bäuchlein in die Luft.

Hecheln ist bei Katzen kein so großes Thema wie bei Hunden. Es kommt vereinzelt vor, gerade wenn es richtig, richtig heiß ist oder sie bei Hitze getobt haben. Wenn eure Katze auffällig viel/stark hechelt und/oder sonst komisch und/oder auffällig matt wirkt, sollte dies sicherheitshalber vom Tierarzt eures Vertrauens abgeklärt werden. Nicht immer liegt das Hecheln an der Hitze, sondern kann zum Beispiel auch auf Herzprobleme hindeuten.

Tipps wie ihr die Hitze für eure Katzen erträglicher gestalten könnt, findet ihr in diesem Artikel.

Quellen u. a.

  • von Engelhardt W, Breves G, Diener M, Gäbel G (2015). Physiologie der Haustiere (5. Auflage). S. 500 – 502.
  • Lutz H, Kohn B, Forterre F (2015). Krankheiten der Katze (5. Auflage). S. 180-181.
  • Rijnberk A, van Sluijs FJ (2011). Die richtige Diagnose in der Kleintierpraxis: Untersuchung und Befunderhebung (1. Auflage). S. 133
  • Pfleiderer M, Rödder B (2012). Was Katzen wirklich wollen (2. Auflage). S. 76

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Experten empfehlen: Katzenkinder frühestens mit 14 Wochen von Mutter und Geschwistern trennen

Aus der Wissenschaft

Experten empfehlen: Katzenkinder frühestens mit 14 Wochen von Mutter und Geschwistern trennen

Verhaltensprobleme sind bei Katzen häufig und nicht selten dadurch verursacht, dass Katzenkinder viel zu früh von Mutter und Geschwistern getrennt wurden. Noch immer werden viele Katzenkinder bereits mit 6 bis 8 Wochen oder teilweise sogar noch früher vermittelt und man liest nicht selten in entsprechenden Gruppen, dass nur Katzenbabys im Alter von bis maximal 8 Wochen gesucht werden. Empfohlen wird heute meist die Abgabe mit einem Alter von 12 bis 13 Wochen. Neue Studienergebnisse einer finnischen Forschergruppe weisen jedoch darauf hin, dass ein Abgabealter von mindestens 14 Wochen das Risiko für das Auftreten von Verhaltensproblemen noch weiter vermindern kann. Die Experten empfehlen daher, den Katzenkindern mindestens zwei Wochen mehr Zeit mit Mutter und Geschwistern zu gönnen und so das Wohlbefinden der Tiere einfach und kostengünstig zu verbessern.

Kitten im Gras

© Auch so neugierige Katzenkinder brauchen ihre Mama, bis sie groß genug sind, die Welt allein zu entdecken. (Bild: Widerstroem / pixabay.com)

Im Rahmen der Studie wurden mithilfe von Fragebögen die Ergebnisse von insgesamt 5.726 Katzen (40 unterschiedliche Rassen) ausgewertet, um herauszufinden, welche Auswirkungen die frühe Trennung von Mutter und Geschwistern auf das Verhalten von Katzen hat. Dabei zeigte sich deutlich, dass die zu frühe Trennung mitunter schwerwiegende Folgen haben kann.

Als „früh getrennt“ wurden dabei Katzen in einem Alter bis zu 12 Wochen betrachtet, bei den „spät getrennten“ gab es eine Gruppe im empfohlenen Alter von 12 bis 13 Wochen und eine Gruppe mit Katzen, die mindestens 14 Wochen alt waren.

Auswirkungen bei Katzenkindern hinsichtlich aggressivem Verhalten

Bei Katzen, die in einem Alter von weniger als 8 Wochen von Mutter und Geschwistern getrennt wurden, war es bedeutend wahrscheinlicher, dass sie aggressives Verhalten gegen Fremde und andere Katzen zeigten, als bei solchen, die bei Trennung schon 12 bis 13 Wochen alt waren. Bei Katzen, die in einem Alter von 14 bis 15 Wochen oder älter (oder nicht) getrennt wurden, sank die Wahrscheinlichkeit noch weiter, dass aggressives Verhalten gegen andere Katzen, Familienmitglieder und Fremde auftrat. Es handelt sich meist um die durch Angst verursachte/defensive Form der Aggression. Die Entstehung von Aggression ist im Gehirn eng mit der Entstehung von (akutem und chronischem) Stress verbunden. Es gilt daher als wahrscheinlich, dass Katzen, die aggressiv reagieren, auch unter Stress leiden, der das Wohlbefinden der Samtpfoten weiter beeinträchtigen und sich u. a. auch in Unsauberkeit äußern kann.

Auswirkungen bei Katzenkindern auf den Umgang mit Veränderungen

Katzen, die spät oder nicht von Mutter und Geschwistern getrennt wurden, zeigten deutlich weniger Zurückhaltung gegenüber unbekannten Objekten. Speziell früh isolierte Kitten (jünger als 12 Wochen, die allein gehalten werden) zeigten Probleme Verhalten, das sie sich angeeignet haben,  umzulernen, beharrten stärker auf ihren Angewohnheiten und zeigten weniger Flexibilität, sich auf Veränderungen einzulassen. In Laborversuchen zeigte sich, das besonders das soziale Lernen abzustumpfen scheint.

Auswirkungen bei Katzenkindern auf die Entwicklung von stereotypem Verhalten

Im Rahmen der Untersuchung stellte sich heraus, dass das Alter bei Trennung auch die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten stereotyper Verhaltensweisen beeinflusst, wie etwa in Form von „Overgrooming“ (übermäßiges Putzen) oder dem Nuckeln an oder Fressen von nicht-essbaren Dingen (Pica-Syndrom). So zeigten Katzen, die mit 14 bis 15 Wochen von Mutter und Geschwistern getrennt wurden, weniger wahrscheinlich übermäßiges Putzverhalten als Katzen, die mit 12 bis 13 Wochen abgesetzt wurden. Ebenfalls war es bei Katzen, die spät getrennt wurden, weniger wahrscheinlich, dass sie an Gegenständen oder auch am Besitzer oder tierischen Mitbewohnern nuckeln, um ihr Saugbedürfnis zu befriedigen.

Fazit

Bei der vorliegenden Studie handelte es sich nicht um eine experimentelle Untersuchung, jedoch decken sich die Ergebnisse mit denen früherer experimenteller Forschung an Katzen und anderen Tieren. Wie und in welchem Ausmaß sich Verhaltensprobleme durch die zu frühe Trennung von Mutter und Geschwistern zeigen, wird durch eine Vielzahl an Umweltfaktoren und z. B. auch das Geschlecht und in hohem Maße Isolation (d. h. Leben als Einzelkatze) beeinflusst. Lässt sich eine zu frühe Trennung nicht vermeiden (z. B. bei Handaufzuchten) sollte das Katzenkind auf jeden Fall einen gut sozialisierten Artgenossen zur Seite gestellt bekommen, um Defizite soweit möglich auszugleichen.

Hat man die Möglichkeit, den Katzenkindern die 14 Wochen aufwärts zu gönnen, ist dies ein einfacher und kostengünstiger Weg, das Wohlbefinden dieser zu verbessern und ihnen einen besseren Start ins Leben zu ermöglichen. Damit vermeidet man auch, dass der Umzug kurz nach der zweiten Impfung (meist mit 12-13 Wochen) stattfindet und die Katzen möglicherweise gleich krank werden, weil das Immunsystem eigentlich noch mit der Impfung zu tun hat.

Referenz: Milla K. Ahola et al. Early weaning increases aggression and stereotypic behaviour in cats, Scientific Reports (2017). DOI: 10.1038/s41598-017-11173-5

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Katzen im alten Ägypten: Vom Mäusejäger zum Sofatiger

Geschichte

Katzen im alten Ägypten: Vom Mäusejäger zum Sofatiger

Um etwa 1950 v. Chr. tauchte erstmals eine ungewöhnliche Kreatur in der Kunst des alten Ägyptens auf. Ein Tier mit langen Vorderbeinen, einem hoch aufgerichteten Schwanz und einem dreieckigen Kopf, dessen Blick auf eine sich nähernde Ratte gerichtet war. Unverwechselbar eine Katze. Und es sollte nicht die letzte bleiben…

Ägypten

© KoalaParkLaundromat / pixabay.com

Im Laufe der folgenden Jahrhunderte war die Katze aus ägyptischen Gemälden und Skulpturen nicht mehr wegzudenken. Nicht wenige der Tiere wurden auf ihrem Weg vom Schädlingsbekämpfer zur Göttin sogar als Mumien unsterblich gemacht. Lange Zeit nahm man daher an, dass es die alten Ägypter waren, die erstmalig ihr Leben mit Katzen teilten. Bis schließlich 2004 ein 9500 Jahre altes Grab auf Zypern gefunden wurde, in dem eine Katze mit einem Menschen begraben worden war. Lange Zeit, bevor die Ägypter auf der Bildfläche erschienen.

Eine neue Studie gibt nun jedoch Grund zur Annahme, dass es die Ägypter waren, die – wenn auch vielleicht nicht für die Domestikation der Katze verantwortlich – unsere Katzen schließlich in die liebenswerten Pelzkugeln verwandelten, die wir heute kennen.

In einer antiken Grabstätte am Westufer des Nils im Süden Ägyptens legte der Archäozoologe Wim Van Neer des Royal Belgian Institute of Natural Sciences im Jahr 2008 die Überreste von sechs Katzen (1 Kater, 1 Kätzin, 4 Kitten) frei, die anscheinend vor fast 6000 Jahren von Menschen umsorgt worden waren. Ein Fund, der Raum für andere Fragen gab, wie etwa, ob die Ägypter die Katze möglicherweise ein zweites Mal domestizierten. Etwas, das an sich nicht ungewöhnlich ist, und zum Beispiel auch bei Schwein und Hund angenommen wird.

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, sammelte er hunderte Überreste von Katzen aus ganz Afrika, Europa und dem Nahen Osten aus der Zeit von etwa 7.000 v. Chr. bis hinein ins 19. Jahrhundert unserer Zeit. Die Proben wurden auf Überreste mitochondrialer DNA untersucht, ein Genmaterial, das nur von der Mutter vererbt wird. In der mitochondrialen DNA der Vorfahrin unserer heutigen Katzen, der Falbkatze (Felis sylvestris lybica) sind fünf einzigartige genetische Signaturen zu finden.

Im Rahmen der Genanalyse zeigte sich, dass die ersten Katzen der Welt demselben Subtyp der Falbkatze, Typ A, anzugehören schienen. Diese genetische Signatur taucht mindestens vor mindestens 9.000 Jahren im Gebiet der heutigen Türkei auf, nur wenige Dutzend Kilometer von Zypern entfernt. Möglicherweise schlichen sich die Katzen in frühe landwirtschaftliche Siedlungen ein, um Nager zu jagen und domestizierten sich schließlich selbst. Vor etwa 6.500 Jahren begannen diese Katzen des Typ A dann auch im Südosten Europas aufzutauchen und breiteten sich von dort ins restliche Europa, nach Afrika und Asien aus.

Das ist jedoch nur die Hälfte der Geschichte. Denn die meisten der ägyptischen Katzemumien gehören einem anderen Subtyp der Falbkatze, Typ C, an, der in den Proben erstmals etwa 800 v. Chr. nachweisbar ist (es ist nicht ausgeschlossen, dass es die Typ-C-Katzen schon weitaus früher gab, aber brauchbare DNA zum Nachweis fehlt). Es scheint, als seien Katzen mit dieser genetischen Signatur unglaublich populär gewesen. Sie verbreiteten sich schnell in Europa und dem Mittelmeerraum und waren in manchen Gegenden während des 1. Jhd. n. Chr. den Typ-A-Katzen zwei zu eins überlegen.

Eine Popularität, die sie möglicherweise den Ägyptern zu verdanken haben, die bei gezielter Zucht wohl vornehmlich die Katzen auswählten, die am leichtesten zu händeln und weniger territorial als ihre Vorgänger waren. Eine Entscheidung, die den Zähmungsprozess mitunter immens beschleunige und eine dramatische Verwandlung in Gang setzte, die sich auch in der ägyptischen Kunst widerspiegelt. Zeigen die ersten Darstellungen die Katze noch als Nutztier, so erscheinen im Laufe der Jahrhunderte Katzen in immer häuslicheren Zusammenhängen. So etwa mit Halsband, beim Speisen unter dem Stuhl oder zusammen mit ihren Besitzern bei der Vogeljagd.

Ungeklärt ist nach wie vor, woher die Katzen des Typ C ursprünglich stammten. Es könnten ägyptische Wildkatzen gewesen sein, mit denen sich Typ-A-Katzen aus der Türkei verpaarten oder die Ägypter domestizierten aus lokalen Typ-C-Wildkatzen unabhängig von der Türkei die Katze ein zweites Mal. Mit der Zeit vermischten sich die beiden Subtypen. Unsere heutigen Katzen besitzen wahrscheinlich sowohl türkische als auch ägyptische Wurzeln.

Referenz:
Ottoni, C. et al. The palaeogenetics of cat dispersal in the ancient world. Nat. Ecol. Evol. 1, 0139 (2017). DOI: 10.1038/s41559-017-0139

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Experiment: Wie Katzen eigene und fremde Kitten unterscheiden können, es aber nicht immer tun.

Aus der Wissenschaft

Experiment: Wie Katzen eigene und fremde Kitten unterscheiden können, es aber nicht immer tun.

Einen Wurf Kitten großzuziehen, ist für eine Kätzin mit großem Aufwand verbunden und kostet ordentlich Energie. So kann der Kalorienbedarf während der Säugeperiode verdreifacht sein. Dennoch nehmen Katzenmütter oft auch fremde Kitten an. Durch ein Experiment im Rahmen einer kürzlich durchgeführten Studie wurde nun untersucht, inwiefern Katzenmütter eigene und fremde Kitten unterschiedlich behandeln und ob sie diese in den ersten Tagen voneinander unterscheiden können.

Kitten Experiment

© TanjaVdB / pixabay.com

Hierzu wurden drei Experimente durchgeführt, an denen insgesamt 19 weibliche Katzen (darunter 12 Mixe, 4 Perser, 2 Bengalen und 1 BKH) im Alter von einem bis vier Jahren teilnehmen. Die Katzen lebten in Privathaltung in Mexico City und hatten alle vor kurzem mindestens drei Junge geboren. Alle Kätzinnen hatten Zugang zu separaten Räumen in ihrem Zuhause, in denen sie ihren Wurf aufzogen. Zehn waren Freigänger, 9 Wohnungskatzen. Bei 17 der 19 Katzen lebten auch noch andere Samtpfoten im Haushalt. Alle wurden zweimal täglich mit handelsüblichem Nassfutter gefüttert und regelmäßig gegen Parasiten behandelt. Wasser, Milch, Trockenfutter und Katzentoilette standen zur freien Verfügung. Zusätzlich hatte jede Katze ein Katzenbett in einem großen Karton und mit kleinem Eingang als Wurfkiste zur Verfügung. Alle Experimente wurden in diesem separaten Raum in der Nähe der Wurfkiste durch eine Person durchgeführt, die den Katzen vertraut war.

Das erste Experiment

Im ersten Experiment wurde untersucht, wie Katzenmütter mit eigenen und fremden Kitten verfahren, die in der Nähe der Wurfkiste platziert werden. An diesem nahmen 12 weibliche Katzen teil, von denen 5 bereits mehrmals geworfen hatten, bei 5 war es der erste Wurf und bei 2 war die Vorgeschichte nicht bekannt. Die Kitten waren zu diesem Zeitpunkt maximal 7 Tage alt.

Als die Mutter aus eigenem Antrieb den Raum mit der Wurfkiste verlassen hatte, wurden zwei eigene und zwei fremde Kitten in Plastikbehältern mit einem Tuch aus dem jeweiligen Nest einen Meter von der Wurfkiste entfernt platziert. Dabei wurde soweit wie möglich versucht, Kitten zu wählen, die hinsichtlich Geschlecht und Farbe mit den eigenen identisch waren.

Nach nur wenigen Sekunden fingen die Kitten an zu weinen, wodurch die Mütter in den Raum zurückkehrten. Die Mütter begannen sofort nach ihrer Rückkehr an den Kitten zu schnüffeln und inspizierten die fremden Katzenkinder früher und länger, was zeigt, dass die Mutter erkannte, dass sich unter den Kitten nicht nur ihre eigenen befanden. Nichtsdestotrotz brachten 7 von 12 Katzen alle 4 Kitten zurück ins eigene Nest, 2 brachten nur 2 Kitten zurück (jeweils ein eigenes und ein fremdes) und 3 Katzen keines der Jungtiere.

Der Test dauerte so lange, bis entweder alle Kitten ins Nest zurückgebracht worden waren, fünf Minuten, nachdem das letzte Kitten zurückgebracht worden war oder nach 5 Minuten, wenn die Mutter keines der Kitten zurück ins Nest brachte. Es zeigten sich keine auffallenden Unterschiede in der Behandlung eigener und fremder Katzenkinder.

Das zweite Experiment

Im zweiten Experiment wurde untersucht, ob Katzenmütter allein am Geruch zwischen eigenen und fremden Katzenjungen unterscheiden können. An diesem Test nahmen 13 Katzenmütter teil, von denen 8 auch schon beim ersten Experiment mit von der Partie waren. Bei diesem Experiment wurden der Mutter drei unterschiedliche Kitten aus dem eigenen Wurf und ein fremdes Kitten präsentiert, wobei die Jungtiere in ein Tuch gewickelt wurden und die Katzenmutter nur die Analregion beschnüffeln durfte. Auch hier wurde versucht, Geschlecht und Farbe möglichst identisch zu halten. Die Kitten waren zu diesem Zeitpunkt maximal 8 Tage alt und blieben für das menschliche Ohr während des Tests stumm. Auch hier wurde die Analregion des fremden Kittens deutlich länger beschnüffelt, als bei den eigenen Jungtieren.

Das dritte Experiment

Um sicherzustellen, dass die Katzenmütter ihre Jungen wirklich nur anhand des Geruchs von fremden unterscheiden konnten, wurde am Folgetag noch ein drittes Experiment durchgeführt, an dem 11 Kätzinnen teilnahmen. Hierbei wurden Wattestäbchen an Rücken, Bauch, der Analregion, den Backen und unter den Achseln der Kitten gerieben und der Mutter zum Schnüffeln überlassen. Auch hier schnüffelte sie wieder deutlich länger am Wattestäbchen mit dem Geruch des fremden Kittens, was bestätigt, dass Katzenmütter ihre eigenen Jungen nur anhand des Geruchs von fremden unterscheiden können. Nicht klar ist, ob die Kitten einen eigenen Geruch besitzen, der von der Katze erkannt wird oder sie vielmehr ihren eigenen Geruch erkennt, der an den Katzenkindern haftet.

Fazit

Katzenmütter können anhand des Geruchs eigene von fremden Kitten unterscheiden, behandelten sie in der Praxis jedoch gleich. Das ist unter anderem interessant, da es für eine Kätzin einen Mehraufwand bedeutet, neben den eigenen auch noch fremde Kitten großzuziehen und dies prinzipiell auch dazu führen könnte, dass die eigenen Kinder nicht mehr adäquat versorgt werden können, weil mehr „Mäuler zu stopfen sind“.

Ein Verhalten, das sich möglicherweise dadurch erklären lässt, dass das Weinen eines Kittens in der Nähe des Nests für die Kätzin ein so starker Antrieb ist, dass er andere Sinne überlagert und sie so dazu bringt, das Kitten ins Nest zu bringen, obwohl sie erkennt, dass es nicht zu ihrem Wurf gehört. In freier Natur ist es auch eher selten, dass sich fremde Katzenkinder in der Nähe des eigenen Wurfes aufhalten. Zudem zeigte eine Studie vom August 2016, dass weibliche Katzen generell anders auf Kittenlaute reagieren als Kater.

Darüber hinaus stellt ein weinendes Kitten außerhalb des Nestes möglicherweise auch eine Bedrohung für den eigenen Wurf dar, da es Räuber oder Artgenossen anlocken kann. Verhält sich das Kitten im Nest der Katze ruhig, schützt das auch den eigenen Nachwuchs.

Referenz: Bánszegi, O., Jacinto, E., Urrutia, A. et al. Can but don’t: olfactory discrimination between own and alien offspring in the domestic cat. Anim Cogn (2017). doi:10.1007/s10071-017-1100-z

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