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Verhaltensprobleme sind bei Katzen häufig und nicht selten dadurch verursacht, dass Katzenkinder viel zu früh von Mutter und Geschwistern getrennt wurden. Noch immer werden viele Katzenkinder bereits mit 6 bis 8 Wochen oder teilweise sogar noch früher vermittelt und man liest nicht selten in entsprechenden Gruppen, dass nur Katzenbabys im Alter von bis maximal 8 Wochen gesucht werden. Empfohlen wird heute meist die Abgabe mit einem Alter von 12 bis 13 Wochen. Neue Studienergebnisse einer finnischen Forschergruppe weisen jedoch darauf hin, dass ein Abgabealter von mindestens 14 Wochen das Risiko für das Auftreten von Verhaltensproblemen noch weiter vermindern kann. Die Experten empfehlen daher, den Katzenkindern mindestens zwei Wochen mehr Zeit mit Mutter und Geschwistern zu gönnen und so das Wohlbefinden der Tiere einfach und kostengünstig zu verbessern.

Kitten im Gras

© Auch so neugierige Katzenkinder brauchen ihre Mama, bis sie groß genug sind, die Welt allein zu entdecken. (Bild: Widerstroem / pixabay.com)

Im Rahmen der Studie wurden mithilfe von Fragebögen die Ergebnisse von insgesamt 5.726 Katzen (40 unterschiedliche Rassen) ausgewertet, um herauszufinden, welche Auswirkungen die frühe Trennung von Mutter und Geschwistern auf das Verhalten von Katzen hat. Dabei zeigte sich deutlich, dass die zu frühe Trennung mitunter schwerwiegende Folgen haben kann.



Als „früh getrennt“ wurden dabei Katzen in einem Alter bis zu 12 Wochen betrachtet, bei den „spät getrennten“ gab es eine Gruppe im empfohlenen Alter von 12 bis 13 Wochen und eine Gruppe mit Katzen, die mindestens 14 Wochen alt waren.

Auswirkungen bei Katzenkindern hinsichtlich aggressivem Verhalten

Bei Katzen, die in einem Alter von weniger als 8 Wochen von Mutter und Geschwistern getrennt wurden, war es bedeutend wahrscheinlicher, dass sie aggressives Verhalten gegen Fremde und andere Katzen zeigten, als bei solchen, die bei Trennung schon 12 bis 13 Wochen alt waren. Bei Katzen, die in einem Alter von 14 bis 15 Wochen oder älter (oder nicht) getrennt wurden, sank die Wahrscheinlichkeit noch weiter, dass aggressives Verhalten gegen andere Katzen, Familienmitglieder und Fremde auftrat. Es handelt sich meist um die durch Angst verursachte/defensive Form der Aggression. Die Entstehung von Aggression ist im Gehirn eng mit der Entstehung von (akutem und chronischem) Stress verbunden. Es gilt daher als wahrscheinlich, dass Katzen, die aggressiv reagieren, auch unter Stress leiden, der das Wohlbefinden der Samtpfoten weiter beeinträchtigen und sich u. a. auch in Unsauberkeit äußern kann.

Auswirkungen bei Katzenkindern auf den Umgang mit Veränderungen

Katzen, die spät oder nicht von Mutter und Geschwistern getrennt wurden, zeigten deutlich weniger Zurückhaltung gegenüber unbekannten Objekten. Speziell früh isolierte Kitten (jünger als 12 Wochen, die allein gehalten werden) zeigten Probleme Verhalten, das sie sich angeeignet haben,  umzulernen, beharrten stärker auf ihren Angewohnheiten und zeigten weniger Flexibilität, sich auf Veränderungen einzulassen. In Laborversuchen zeigte sich, das besonders das soziale Lernen abzustumpfen scheint.

Auswirkungen bei Katzenkindern auf die Entwicklung von stereotypem Verhalten

Im Rahmen der Untersuchung stellte sich heraus, dass das Alter bei Trennung auch die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten stereotyper Verhaltensweisen beeinflusst, wie etwa in Form von „Overgrooming“ (übermäßiges Putzen) oder dem Nuckeln an oder Fressen von nicht-essbaren Dingen (Pica-Syndrom). So zeigten Katzen, die mit 14 bis 15 Wochen von Mutter und Geschwistern getrennt wurden, weniger wahrscheinlich übermäßiges Putzverhalten als Katzen, die mit 12 bis 13 Wochen abgesetzt wurden. Ebenfalls war es bei Katzen, die spät getrennt wurden, weniger wahrscheinlich, dass sie an Gegenständen oder auch am Besitzer oder tierischen Mitbewohnern nuckeln, um ihr Saugbedürfnis zu befriedigen.

Fazit

Bei der vorliegenden Studie handelte es sich nicht um eine experimentelle Untersuchung, jedoch decken sich die Ergebnisse mit denen früherer experimenteller Forschung an Katzen und anderen Tieren. Wie und in welchem Ausmaß sich Verhaltensprobleme durch die zu frühe Trennung von Mutter und Geschwistern zeigen, wird durch eine Vielzahl an Umweltfaktoren und z. B. auch das Geschlecht und in hohem Maße Isolation (d. h. Leben als Einzelkatze) beeinflusst. Lässt sich eine zu frühe Trennung nicht vermeiden (z. B. bei Handaufzuchten) sollte das Katzenkind auf jeden Fall einen gut sozialisierten Artgenossen zur Seite gestellt bekommen, um Defizite soweit möglich auszugleichen.

Hat man die Möglichkeit, den Katzenkindern die 14 Wochen aufwärts zu gönnen, ist dies ein einfacher und kostengünstiger Weg, das Wohlbefinden dieser zu verbessern und ihnen einen besseren Start ins Leben zu ermöglichen. Damit vermeidet man auch, dass der Umzug kurz nach der zweiten Impfung (meist mit 12-13 Wochen) stattfindet und die Katzen möglicherweise gleich krank werden, weil das Immunsystem eigentlich noch mit der Impfung zu tun hat.

Referenz: Milla K. Ahola et al. Early weaning increases aggression and stereotypic behaviour in cats, Scientific Reports (2017). DOI: 10.1038/s41598-017-11173-5