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Die Stiftung Warentest ist wahrscheinlich den meisten von euch bekannt und sicher auch einigen der bereits vor einigen Jahren durchgeführte Test verschiedener Katzenfutter, bei dem das Feuchtfutter von Iams mit einer glatten 1,0 auf Platz 1 landete. Dieses Mal ist die Eigenmarke von Kaufland Spitzenreiter, wohingegen bei gut informierten Katzenhaltern bekannte Futtermittel wie Catz Finefood, Terra Faelis oder defu auf den hinteren Plätzen landeten. Das beste Futter wäre damit eines, bei dem die 400-Gramm-Dose für 0,35 € verkauft wird. Ein Preis, bei dem man nicht mehr viel rechnen muss, um zu vermuten, dass die Zusammensetzung nach Abzug der angenommenen Herstellungskosten nicht mehr allzu hochwertig sein kann. Fleisch ist zwar (je nach Quelle) mittlerweile (viel zu) günstig geworden, verschenkt wird es aber noch nicht…

Auch die undurchsichtige Deklaration, die Menge der Hinterlassenschaften, die nach Verzehr dieses Futtermittels anfallen sowie deren „Odeur“ legen den Schluss nahe, dass es sich bei diesem Futter eher um ein typisches „Supermarktfutter“ mit allen bekannten Schwächen, denn um ein hochwertiges Produkt handelt. Es stellt sich also die Frage, nach welchen Kriterien das Testurteil der Stiftung Warentest zustandekam.

Was wurde getestet?

Laut Angaben der Stiftung Warentest basiert das Testurteil darauf, ob ein Futter eine Katze ausgewogen ernährt, d. h. es wurde geprüft, ob bestimmte Mengen und Kombinationen von Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitaminen, Aminosäuren, Eiweiß, Fett, Ballaststoffen und Kohlenhydraten vorhanden waren.

Der Test unterteilt sich dann in die ernährungsphysiologische Qualität des Futtermittels, die Fütterungsempfehlung, etwaige Schadstoffe im Futter und die Deklaration. Als Bedarfswerte wurden die Empfehlungen des NRC und der FEDIAF hergenommen. Wie und wodurch die genannten Bestandteile ins Futter kamen, wurde nicht berücksichtigt. Die Frage ist, wie man auf dieser Basis ein Urteil über die Qualität eines Futtermittels abgeben kann.

Aufgeschlüsselt sind die einzelnen Testurteile dann in „nachgewiesene Tierarten“, Inhalt (g), durchschnittlichen Preis und Preis pro Tagesration.

Wie sind die Testergebnisse zu werten?

Sehen wir uns die einzelnen Testbereiche zunächst einmal genauer an. Getestet wurden Produkte von (in absteigender Reihenfolge):

– Kaufland / K-Classic Adult
– Kitekat
– Lidl / Coshida
– Sheba
– Hill’s Science Plan Adult 1-6
– Edeka / Gut & Günstig
– Purina One Adult
– dm / Dein Bestes
– Aldi Süd / Cachet
– IAMS Adult 1+
– Miamor
– Gourmet Gold
– Aldi (Nord) / Schnucki Classic
– Feline Bozita
– Netto Marken- Discount / Attica
– Norma /
Mieze Katz
– Rewe / ja!
– Catz Finefood
– Christopherus
– Penny / Funny Cat
– Rossmann / Winston
– Schmusy
– Whiskas
– Fressnapf / MultiFit Adult
– Yarrah Adult Cat Food
– Perfect Fit In-Home
– Activa
– Animonda Carny Adult
– Felix
– Royal Canin
– Terra Faelis
– Defu

sowie „außer Konkurrenz“ das vegane Katzen-/Hundefutter Benevo Duo Complete Food for Cats & Dogs.

Nachgewiesene Tierarten

Dieser Punkt ist keine große Überraschung. Wer sich ein wenig mit Katzenfutter beschäftigt, erkennt ja schnell, dass in den meisten im Handel erhältlichen Futtersorten zwar z. B. Truthahn draufsteht, aber nicht nur Truthahn enthalten ist. So ist es auch beim Spitzenreiter. In diesem Katzenfutter konnten tierische Bestandteile von Huhn, Rind, Schwein, Ente und – oh Wunder – Truthahn (Pute) nachgewiesen werden. Rind, Huhn, Schwein und Pute finden sich denn auch in ziemlich allen anderen getesteten Dosen. Eigentlich klar, spiegelt es doch die in Deutschland meist geschlachteten Tierarten wider.

Dennoch muss ich sagen, dass ich die Auflistung gerade für Katzenhalter, die sich vielleicht noch nicht so eingehend mit Katzenfutter beschäftigt haben, ganz aufschlussreich finde. Auch für diejenigen, die Futtersorten verteufeln, nur weil sie Schweinefleisch deklarieren. Andere deklarieren es eben nicht, enthalten ist es trotzdem. Wirklich nur drin, was draufstand, war laut Test in Christopherus, Catz Finefood, Animonda Carny und Terra Faelis. Einen Ausreißer in die andere Richtung gab es auch, im Multifit-Adult-Ragout mit Kaninchen war nämlich laut Laborergebnis kein Kaninchen nachweisbar. Dafür fand sich im veganen Futter Huhn.

Preis und Inhalt

Diese Punkte erklären sich eigentlich von selbst. Aufgeführt wurden die erhältlichen Dosengrößen und der mittlere Preis.

Tagesration ca. in Gramm, Preis pro Tagesration ca. in Euro

Die Tagesration wurde von der Stiftung Warentest laut eigenen Angaben auf Basis einer leicht übergewichtigen 4-Kilo-Modellkatze mit einer Energieaufnahme von 210 kcal (Kilokalorien) errechnet. Heraus kamen im Schnitt meist um die 250 Gramm. Spitzenreiter nach oben war mit 308 Gramm pro Tag Perfect-Fit In Home, am wenigsten brauchte Katze von Defu mit 136 Gramm pro Tag. Der Preis pro Tagesration wurde einfach vom Dosenpreis auf die jeweilige Menge heruntergerechnet, ist selbsterklärend denke ich.

Die Note setzt sich dann aus der ernährungsphysiologischen Qualität (60 %), der Fütterungsempfehlung (20 %), etwaigen Schadstoffen im Futter (10 %) und der Deklaration (10 %) zusammen.

Die ernährungsphysiologische Qualität

Hier wurde die Nährstoffaufnahme von Protein, Aminosäuren, Kalzium, Phosphor, Magnesium, Natrium, Kalium, Spurenelementen, Vitaminen und ungesättigten Fettsäuren ermittelt und mit dem Bedarf verglichen. Die Bedarfszahlen stammen vom bekannten National Research Council (NRC 2006) und von der FEDIAF (2013). Zudem wurden die In-vitro-Verdaulichkeit des Proteins und die KAB-Bilanz bewertet.

Klingt soweit gut und sinnvoll, gibt allerdings leider keinen Rückschluss auf die wirkliche Qualität der verwendeten Rohstoffe und damit auch des Futters. Weder die tatsächlich zugrundegelegten Bedarfswerte sind im Testergebnis aufgeführt noch die tatsächlichen Messergebnisse. Es bleibt also im Endeffekt der Fantasie des Lesers überlassen, was unter viel zu viel oder viel zu wenig Kalzium, Vitamin A usw. zu verstehen ist. Dass ein Futter laut Futtermittelverordnung „alles enthält, was die Katze braucht“ heißt mit dem Hintergrund erst einmal nicht viel, das lässt sich mit den entsprechenden Zusätzen sogar mit vegetarischem/veganem Katzenfutter oder ganz ungenießbaren Gegenständen erreichen. Für die Futtermittelverordnung interessieren zunächst einmal die Analysewerte (Rohprotein, Rohasche usw.) und dass keine unerwünschten Stoffe enthalten sind. Unerwünscht ist in diesem Zusammenhang ein sehr dehnbarer Begriff.

Fütterungsempfehlung

Bei der Fütterungsempfehlung wurde überprüft, ob die angegebene Futtermenge den Energiebedarf der Modellkatze und auch einer schlanken Katze in etwa decken kann. Außerdem floss in die Bewertung ein, ob die Fütterungsempfehlung für individuelle Katzenpersönlichkeiten eine andere war. Sprich, ob es einen Hinweis auf unterschiedliche Rassen, unterschiedliches Alter oder unterschiedliche Aktivität gab. Da letzteres bei hochwertigem Futter für alle Katzen und alle Altersklassen in der Regel nicht der Fall ist, dürften diese hier schon einmal das Nachsehen gehabt haben. Aufschluss über die Qualität des Futtermittels an sich, gibt die individuelle Angabe nicht.

Zwei Beispiele:

– Die im Test errechnete empfohlene Tagesportion defu liegt bei 136 Gramm, die Fütterungsempfehlung für eine Katze mit 3-5 kg liegt bei 150 – 250 Gramm und das Futter bekam damit im Bereich Fütterungsempfehlung ein „mangelhaft“.

– Für Terra Faelis wurde eine Tagesportion von 233 Gramm für die Modellkatze errechnet. Die Fütterungsempfehlung für die erwachsene 4- bis 5-Kilokatze liegt bei 200 Gramm pro Tag. Auch hierfür wurde ein „mangelhaft“ gegeben.

Nur um einmal zu zeigen, um welche Dimensionen es bei der Bewertung ging. Grundsätzlich sind Fütterungsempfehlungen eben genau das, Empfehlungen, die individuell an die jeweilige Katze angepasst werden müssen. Die unterschiedlichen Fütterungsempfehlungen erklären sich durch die Qualität des Futtermittels. Umso besser die Bioverfügbarkeit und Zusammensetzung (viel Fleisch), umso weniger wird benötigt. Der Test berücksichtigt hier leider nur die Energiemenge, die jedoch in der Katzenernährung eigentlich eine eher untergeordnete Rolle spielt. Eine roh gefütterte Katze mit 4 Kilogramm würde beispielsweise im Schnitt 120 Gramm Futter erhalten.

Schadstoffe

Schadstoffe haben im Katzenfutter schlicht nichts zu suchen. Getestet wurde auf Blei, Kadmium, Quecksilber und Arsen. Quecksilber konnte in keiner Probe nachgewiesen werden, die anderen Schadstoffe wohl schon. Mit der Note 1,0 schnitt hier immerhin etwa die Hälfte der getesteten Katzenfuttermittel ab, als schlechteste Note findet man mehrmals die 1,6. Mengenangaben oder gar eine Auflistung, welche Schadstoffe in welchen Futtermitteln gefunden wurden, Fehlanzeige. Andere Schadstoffe, die vielleicht noch interessant wären oder auch Angaben über etwaige Rückstände von Medikamenten (Antibiotika etc.) findet man in der Beurteilung nicht. So wäre gerade bei Futtermitteln, die viel Mais und Soja (teilweise genverändert) enthalten, beispielsweise interessant zu wissen, welche Rückstände an Pestiziden, Fungiziden und ähnlichen Stoffen im Futter noch zu finden sind.

Deklaration

Bei der Deklaration wurde überprüft, ob den lebensmittel- und futtermittelrechtlichen Kennzeichnungsvorschriften Genüge getan wurde, die Lesbarkeit der Deklaration sowie die Beurteilung von Werbeaussagen. Da die wenig transparente geschlossene Deklaration mit Zusammenfassung verschiedener Gruppen in Hinblick darauf vollkommen in Ordnung ist, aber im Endeffekt doch nicht aussagt, was im Futter enthalten ist, konnten hier auch „übliche Supermarktfutter“ punkten. Die schlechten Noten bei einzelnen Produkten ergaben sich hier vor allem daraus, dass Futter als „Alleinfuttermittel“ deklariert waren, es aber nach Definition der Tester nicht sind.

Fazit: Wer sich blind auf die Empfehlungen anderer verlässt ohne zu hinterfragen, wie diese zustandekamen, hat definitiv Grund zur Freude. Schließlich ist ein richtig günstiges Produkt auf Platz 1 gelandet, das man nach dem Test jetzt schließlich unbesorgt kaufen kann. Wer sich ein wenig Gedanken macht, findet den Test wahrscheinlich eher irritierend.

Je nachdem, welche Fragen gestellt werden und wie man die Antworten interpretiert, ist es nicht unbedingt schwer, Ergebnisse wie die im Test entstandenen zu erzielen. Bezieht man aber andere wesentliche Faktoren (z. B. die Qualität der verwendeten Rohstoffe) in die Bewertung mit ein, würde das Ergebnis schnell ganz anders aussehen. Dazu kommt, dass allein die Beobachtung der eigenen Katzen (Fellqualität, Menge und Geruch der Hinterlassenschaften etc.) in der Regel schon zeigt, wie qualitativ hochwertig das Material wirklich ist, das gefüttert wird.

Nicht jedes als hochwertig verkaufte Produkt ist auch automatisch gut und nicht alles, was günstig ist, zwangsläufig schlecht. Mit einem Blick auf die natürliche Ernährung der Katze trennt sich jedoch schnell die Spreu vom Weizen bzw. das Futter, das wirklich für die Katze geeignet ist, von Produkten mit ungeeigneter Zusammensetzung. Die meisten der im Test genannten Futtersorten sind meiner Einschätzung nach eher unter letzterem einzuordnen, aber immerhin zwei Futtersorten, die auch bei uns in den Napf wandern würden (Catz Finefood, Terra Faelis) und zwei „Mittelklassefutter“ (Carny, Bozita) waren enthalten. Ausschließlich auf eine Fertigfuttermarke beschränken würde ich mich aus Gründen der Ausgewogenheit und um Mäkeln bei einer etwaigen Rezepturänderung oder ähnlichem zu vermeiden, grundsätzlich nie.

Wünschenswert wäre natürlich, wenn der Test dazu beitragen würde, dass so manch Katzenhalter, der momentan schlecht bewertete Futtermittel mit zweifelhafter Zusammensetzung (und teilweise hohem Preis) füttert, künftig auf diese verzichtet und lieber in hochwertiges Futter investiert.

In der Zwischenzeit haben einige der Hersteller übrigens auch Stellungnahmen zum Testergebnis abgegeben:

– Whiskas:
Royal Canin
Catz Finefood

Wer sich den Test selbst zu Gemüte führen möchte, kann sich diesen für 2,50 Euro als PDF downloaden.

Zwischenzeitlich gab es einen neuen Nassfuttertest. Hier findet ihr unsere Analyse zum Nassfuttertest der Stiftung Warentest 2017.