Tierschutz
Straßenkatzen in Rumänien brauchen dringend Hilfe!
Der 1. Vorsitzende der Tierhilfe Hoffnung e. V. war so nett, uns mehr über die Arbeit der Tierhilfe Hoffnung in Rumänien und das geplante neue Katzenhaus zu erzählen.
Anika: Hallo Herr Schmidt, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns einige Fragen zu beantworten. Bitte stellen Sie sich und die Tierhilfe Hoffnung doch kurz vor.
Matthias Schmidt: Mein Name ist Matthias Schmidt, ich bin 34 Jahre alt und war im Jahr 2000 das erste Mal in Rumänien. Zu dieser Zeit wurde Ute Langenkamp, die Begründerin der Tierhilfe Hoffnung e.V., auf den brutalen und barbarischen Umgang mit rumänischen Straßenhunden aufmerksam gemacht. Wir fuhren nach Rumänien, genauer gesagt nach Pitesti auf das Gelände der ehemaligen Fuchsfarm Smeura und sahen, wie von seitens der Stadtverwaltung Massengräber ausgehoben und die Straßenhunde bei lebendigem Leibe hineingeworfen wurden. Waren die Gräber zur Hälfte gefüllt, wurden sie zugeschüttet und wenige Meter daneben neue Massengräber ausgehoben.
Um diesen Grausamkeiten ein sofortiges Ende zu setzen, pachteten wir das Grundstück der stillgelegten ehemaligen Fuchsfarm und schlossen einen Vertrag mit der Stadtverwaltung. In diesem Vertrag wurde festgelegt, dass wir uns um alle Straßenhunde kümmern, indem wir sie einfangen, kastrieren und mittels numerisch fortlaufendem Ohrclip gekennzeichnet an ihrem angestammten Platz wieder freilassen. Die schwächeren und älteren Tiere sowie die Welpen, die zum Zeitpunkt ihres Auffindens noch zu jung für eine Kastration waren, nahmen wir bei uns auf.
Anika: Ihr Tierheim SMEURA befindet sich in Rumänien und gilt als das derzeit größte Tierheim der Welt. Über 5000 Hunde in nur einem Tierheim, das sind Zahlen, die man sich als Außenstehender kaum vorstellen kann. Können Sie uns die Situation in Rumänien und den Alltag in der SMEURA beschreiben?
Matthias Schmidt: Dass wir das größte Tierheim der Welt sind, ist kein Titel, der uns stolz macht – im Gegenteil, es ist traurig, dass es das in dieser Größenordnung überhaupt geben muss!
Im Laufe der Jahre verwandelten wir die ehemalige Fuchsfarm in ein heute recht gut funktionierendes Tierheim, das Tag heute 5.400 Hunde beherbergt.
Die Versorgung – schon allein die tägliche Fütterung unserer 5400 Hunde – ist eine Herkulesaufgabe und bedarf eines sehr strukturierten Alltags. Unsere 56 Tierpfleger, die um 7:30 Uhr mit ihrer Arbeit beginnen, füttern die Hunde in ihren jeweiligen Auslaufreihen synchron mit dem Tierpfleger der benachbarten Auslaufreihe, um Beißereien durch Futterneid zu vermeiden.
5400 Hunde benötigen 2,7 Tonnen Futter – eine finanzielle und logistische Herausforderung!
Um 8:00 Uhr beginnen die Tierärzte in unserer Tierarztpraxis ihren Dienst. Hunde und Katzen, die in unserer Smeura leben, werden medizinisch versorgt und Neuzugänge kastriert.
Außerhalb unserer Smeura leisten wir Aufklärungsarbeit innerhalb der Bevölkerung und versuchen, die Hunde- und Katzenbesitzer von einer Kastration ihres Tieres zu überzeugen, um damit ungewollten Nachwuchs zu verhindern, der dann ausgesetzt auf der Straße landet und wiederum für Nachwuchs sorgt.
Auch sind wir mit einem zum Kastrationsmobil umgebauten Rettungswagen auf dem Land unterwegs, um auch diejenigen zu erreichen, die keine Möglichkeit haben, mit ihren Tieren zu uns in die Smeura zu kommen.
Einmal wöchentlich besuchen wir Schulen, um bei der jüngsten Generation anzusetzen und halten Tierschutzunterricht, mittlerweile haben wir 23 Partnerschulen!
Anika: Mit welchen Problemen sehen Sie sich in Rumänien im Besonderen konfrontiert?
Matthias Schmidt: Das größte Problem sehe ich darin, dass auf politischer Ebene nicht verstanden werden will, dass einzig und allein das Kastrieren der freilaufenden Hunde – ob mit oder ohne Besitzer – das Problem der Überpopulation der Straßenhunde löst. Behördlich angeordnete Hetzjagden, das Verwahren in städtischen Tierheimen = Tötungsstationen, dienen dazu, die Staatskassen korrupter Politiker oder deren eigene Taschen zu füllen.
Auch ist die Mentalität der rumänischen Bevölkerung oftmals ein Hemmschuh, unsere Tierschutzarbeit und allem voran die sehr wichtige Kastrationsarbeit voranzutreiben, deshalb setzen wir bereits bei der jüngeren Generation mit unseren Schulprojekten an.
Anika: Jetzt ist Ihr Projekt ja eigentlich ein Projekt für rumänische Straßenhunde. Sie beherbergen dort aber auch gerettete Straßenkatzen. Wie viele Katzen sind denn derzeit bei Ihnen in etwa untergebracht?
Matthias Schmidt: In diesem Moment leben über 250 Katzen, die meisten von ihnen Babies, in unserer Smeura. Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren lehrten uns auf schmerzhafte Weise, dass unzählig viele Katzenbabies auf den Straßen krank, schutzlos und hungrig sterben müssen! Speziell im Frühling und Herbst werden wir mit einer Katzenflut von oftmals über 200 Babies konfrontiert und wissen kaum mehr wohin und was tun! Derzeit sind unsere Katzen in einem provisorischen Katzenhaus untergebracht, das extrem baufällig und mit nur zwei Zimmern mit jeweils einem Freilauf längst zu klein ist. Mehr als 30 Katzen können wir nicht adäquat beherbergen!
Anika: Ihre Hunde werden ja über Partner-Tierheime vermittelt und nicht direkt aus dem Ausland. Ist das bei den Katzen auch so?
Matthias Schmidt: Ja, wir vermitteln unsere Hunde und unsere Katzen ausschließlich über unsere Partner-Tierheime. Die vergangenen Jahre haben deutlich gemacht, dass es für unsere Tiere (Tiere aus dem Ausland im Allgemeinen) besser ist, wenn der Weg der Vermittlung primär über ein deutsches Tierheim läuft.
Salopp ausgedrückt wollen wir den Werdegang „von der Straße auf die Couch“ über die Brücke eines deutschen Tierheimes gehen lassen.
Unsere Hunde kommen – in Rücksprache und Vereinbarung mit den deutschen Partner-Tierheimen an und können sich am Bestimmungsort, dem deutschen Tierheim, akklimatisieren. Sofern notwendig, werden sie nochmals entwurmt und werden dann zu den Bedingungen und unter Nutzung der professionellen Vermittlungsinstrumente des jeweiligen Tierheims, wie Vorkontrolle, Selbstauskunft, Kennenlern- Spaziergänge, Schutzvertrag, Schutzgebühr und Nachkontrolle vermittelt.
Anika: Wie können unsere Leser die Tierhilfe Hoffnung und ihr Projekt in Rumänien unterstützen?
Matthias Schmidt: Wir haben – trotz finanzieller Engpässe – aus der Not heraus, begonnen, das alte Wohnhaus im Eingangsbereich unseres Geländes, umzubauen. Im Juli 2018 begann eine Handwerkertruppe mit den Bauarbeiten. Das ehemalige Wohnhaus im Eingangsbereich ist deutlich zu klein für unser Bauvorhaben und wir mussten erweitern. Die Vorder-und Rückseite des Hauses wurden komplett abgerissen und jeweils um zwei Zimmer pro Hausseite erweitert. Fundamente wurden gegossen, um die Terrassen in der unteren Etage zu setzen und in den oberen Etagen wurden entsprechende Vorbereitungsarbeiten für Balkone getroffen. Eine Mammutaufgabe mit unglaublich hohem Arbeitsaufwand – und einer enorm hohen finanziellen Belastung!
Es sollen für unsere Katzen 12 Zimmer auf 2 Etagen mit Terrasse im Erdgeschoss und Balkone in der 1.Etage werden. Ein Innen- und Außenbereich, Fußbodenheizung und hoher hygienischer Standard sind speziell im Bereich der Katzen ungeheuer wichtig, denn die kleinen Kätzchen sind wahnsinnig anfällig und kommen meistens ohnehin schon sehr geschwächt und oftmals krank bei uns an! Umso wichtiger ist es, dass sie ihren Bedürfnissen angepasst beherbergt und liebevoll gepflegt und aufgepäppelt werden können! Dafür brauchen wir dringend Hilfe!
Anika: Herzlichen Dank für die umfassende Vorstellung der Tierhilfe Hoffnung und Ihrer fantastischen Arbeit für die Straßenhunde und -katzen in Rumänien.
So kannst du helfen
Du kannst die Arbeit der Tierhilfe Hoffnung und insbesondere den Bau des Katzenhauses in Rumänien durch eine Geldspende unterstützen.
Bankdaten
Stichwort: „KATZENHAUS“
PAYPAL / MAIL: kontakt@tierhilfe-hoffnung.de
Spendenkonto: Kreissparkasse Tübingen
IBAN:DE47 6415 0020 0002 4804 60
BIC: SOLADES1TUB
Weitere Informationen zur Arbeit des Vereins, zur SMEURA und zu anderen Möglichkeiten, den Tieren in Pitesti zu helfen, findest du außerdem auf der Website des Tierhilfe Hoffnung e. V..
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