Interview
Interview: Katze aus dem Ausland
Haustiger: Ihr habt euch dafür entschieden, einer Katze aus dem Ausland ein neues Zuhause zu geben. Gab es dafür einen bestimmten Grund?
Nadine: Ich habe bereits zwei Katzen aus dem inländischen Tierschutz, deswegen sollte es nun eine aus dem Ausland werden.
Sandra: Wir haben nicht gezielt nach einer Katze gesucht, sondern wurden auf Shayani, sowie die in Polen herrschenden Zustände aufmerksam gemacht und nach langer, reiflicher Überlegung (nicht weil sie aus dem Ausland kam, sondern weil wir eigentlich schon eine recht große Katzengruppe haben) haben wir uns für sie und somit für eine Katze aus dem Auslandstierschutz entschieden.
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Haustiger: Warum ist es genau diese Katze geworden?
Nadine: Sie ist im selben Alter wie die jüngere meiner beiden Katzen, sehr gut sozialisiert und verträgt sich auch gut mit Hunden. Charakterlich passt sie also hervorragend in meine Gruppe. Ich war schon lange auf der Suche nach einer dritten Katze und bei ihr war es nicht nur Liebe auf den ersten Blick, sondern auch eine sehr vernünftige Entscheidung.
Sandra: Shayani war ein Notfall, seit vier Jahren im TH, sie suchte sehr dringend weil sie sich aufgab und dazu passte ihre Beschreibung des Charakters perfekt zu unserer Katzengruppe. Das Wichtigste war, das sie als sozial beschrieben wurde und auch in größeren Gruppen gut zurecht kommt. Für mich war aber auch wichtig nicht die Katze zu nehmen, die jeder gern haben möchte, sondern eine von den „Vergessenen“ die schon lange auf eine Chance warten.
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Haustiger: Wie seid ihr auf die Tierschutzorganisation gekommen (gerne auch angeben, welche)?
Nadine: Galgos.at – Bekannte von mir haben auch eine Katze von diesem Verein und haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht.
Sandra: Eine Bekannte hat vor etwa einem Jahr zwei Kater von For Animals adoptiert und ist sehr glücklich mit den Beiden, sie brachte mich auf diese Orga und auf Shayani, die auch bei ihr in der engeren Wahl war.
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Haustiger: Aus welchem Land stammt eure Katze?
Nadine: Spanien
Sandra: Aus Polen, Starogard
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Haustiger: Kennt ihr die Vorgeschichte eurer Katze?
Nadine: Nein, leider nicht.
Sandra: Shayani wurde im Tierheim Starogard in Polen geboren und lebte seither dort im Katzenzimmer. So jedenfalls sind die Angaben aus Polen. Die Zustände dort sind mit den hiesigen Tierheimen allerdings nicht zu vergleichen.
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Haustiger: Was sollten Interessierte bei der Wahl der Tierschutzorganisation eurer Meinung nach unbedingt beachten?
Nadine: Dass die Vergabekriterien transparent sind und die Katze alle erforderlichen Impfungen/Tests hat, eine angemessene Schutzgebühr verlangt wird und der Verein Interesse dafür zeigt, wo das Tier überhaupt hinkommt.
Sandra: Ich denke es ist sehr wichtig das die Orga einen seriösen Eindruck macht und ihre Tiere gut kennt, Charaktere möglichst genau beschreiben kann ect. Vorgespräche, eine Vorkontrolle, Vertrag und Schutzgebühr gehören selbstverständlich dazu. Man sollte einen Ansprechpartner haben der offen mit Themen wie z.B. dem Gesundheitszustand des Tieres und bestimmten Risiken umgeht. Wir wussten z.B. von Vornherein das unsere Shayani wohl nicht ganz gesund ankommen würde und konnten uns drauf einstellen. In Zeiten des Internets kann man sich natürlich auch einfach mal ein paar Erfahrungsberichte raus suchen.
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Haustiger: Könnt ihr kurz den Ablauf vom ersten Kontakt bis zum Einzug bei euch beschreiben? Worauf müssen sich Interessenten einstellen?
Nadine: Nach einer kurzen Email mit vorgefertigtem Fragebogen zu meiner Lebenssituation bekam ich gleich am nächsten Tag eine sehr liebe Antwort. Bei einem Telefonat wurden mir die Vergaberichtlinien genau erklärt und sehr detailliert über die Katze berichtet. Ich wurde um Fotos meiner Katzen gebeten, mir wurden im Gegenzug auch extra aktuelle der neuen Katze und ihrer derzeitigen Pflegestelle zugesandt. In vielen sehr lieben Emails, in denen ich auch gleich einen persönlichen Draht zu meiner Kontaktperson bekam, wurde mir immer der aktuelle Stand der Transportmöglichkeiten etc. mitgeteilt. Sehr positiv fand ich, dass der Verein sich danach erkundigt hat, von welchen Vereinen meine anderen Katzen stammen und auch dort Rücksprache bezüglich der Vorkontrolle gehalten hat. Es wird also wirklich genau darauf geachtet, wo die Tiere hinkommen.
Sandra: Der erste Kontakt war per Mail, es folgten einige Fragen, ein Formular mit noch mehr Fragen, nachdem dort alles ok war, wurde eine Vorkontrolle vereinbart, die auch sehr positiv verlief. Shayani – damals noch Kasja- wurde reisefertig gemacht, also FIV/FeLV getestet und geimpft. Dann wurde uns der Vertrag zugeschickt und etwas später bekamen wir das Datum, an dem Shayani ankommen sollte genannt. Das alles war eine sehr aufregende Zeit, weil wir rund zwei Monate auf unsere süße Maus gewartet haben. Grundsätzlich ist der Ablauf nicht so viel anders gewesen als im Inlandstierschutz, nur die Wartezeit auf den Transport war lang und der persönliche Kontakt beschränkte sich auf ein Minimum.
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Haustiger: Würdet ihr euch wieder für eine Katze aus dem Ausland entscheiden? Wenn ja, wieder von dieser Tierschutzorganisation?
Nadine: Ja auf jeden Fall!
Sandra: Grundsätzlich ja. Vom Ablauf her würde ich mich auch wieder für For Animals entscheiden, allerdings würde den letzten Ausschlag geben, wo ich das Tier finde, das gut in unsere Gruppe passt und oft kommt es ja doch anders, als man denkt ;) Meine Erfahrung mit dem Auslandstierschutz ist jedenfalls sehr positiv.
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Haustiger: Viele Katzenhalter scheuen die Tatsache, dass sie die Katze vorher meist nicht live sehen können oder haben Sorge, dass sie diese weit entfernt an einem Flughafen abholen müssen. Wie war das bei euch? Habt ihr solche Überlegungen angestellt?
Nadine: Ich bekam viele Fotos und ein Video der Katze, dazu eine sehr genaue Charakterbeschreibung – das war für mich genug um meine Entscheidung zu treffen. Da der örtliche Flughafen mit öffentlichen Verkehrsmitteln bequem und innerhalb von ca. 30 Minuten erreichbar ist, gab es diesbezüglich auch keine Bedenken meinerseits.
Sandra: Nein! Meine größte Sorge war, das eine Katze aus der Gruppe nicht mit Shayani auskommen würde, diese Sorge hatte ich vorher mit der Vermittlerin besprochen und wenn alle Stricke gerissen wären, wäre Shayani von uns aus weiter vermittelt worden. Diesen Punkt kann man auch wenn man die Katze vorher gesehen hat nicht völlig klären und muß es probieren. Bei Shayani hatte sich die Sorge sehr schnell zerschlagen, sie hat einen absolut traumhaften Charakter und kam auf Anhieb mit der ganzen Gruppe (immerhin 8 Tiere) sehr gut aus. Ich selber hatte keine Sorge das ich mit der Katze nicht auskommen würde, denn jede Katze ist auf ihre Weise liebenswert. Wir haben Shayani in Dortmund abgeholt, was absolut kein Problem für uns war, wir wären auch eine weitere Strecke als Kassel/Dortmund gefahren. So was sollte man für ein neues Familienmitglied bereit sein in Kauf zunehmen
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Haustiger: Kritiker bemängeln, dass es in Deutschland (Österreich, Schweiz) zahlreiche Katzen gibt, die ein neues Zuhause suchen. Seid ihr mit solcher Kritik bereits konfrontiert worden. Wenn ja, wie geht ihr damit um?
Nadine: Das ist richtig – allerdings sind die Katzen in D/Ö/CH nicht direkt der Gefahr ausgesetzt in einer Tötungsstation zu landen. Das Leben im Tierheim mag nicht perfekt sein aber zumindest erhalten diese Tiere die Chance auf ein Zuhause. Weswegen sollte eine Katze, nur weil sie in Spanien geboren wurde, nicht auch so eine Chance erhalten? Ich bin strikt gegen Rassismus bei Tieren, deswegen finde ich, dass man zuallererst dort helfen sollte, wo deren Leben direkt bedroht ist.
Sandra: Bislang wurde ich mit dieser Kritik nicht konfrontiert, vielleicht weil alle unsere anderen Katzen aus Deutschland kommen. Ich habe aber selbst viel über dieses Thema nachgedacht und das Problem der übervollen Tierheime hierzulande ist nicht wegzudiskutieren. Trotzdem geht es vielen Tieren in anderen Ländern extrem schlecht und auch vor deren Schicksal sollte man die Augen nicht verschließen. Die Tiere können nichts dafür, wo sie geboren wurden. Ich denke, es muß auch da Maß gehalten werden, wir können in Deutschland (Österreich, Schweiz) natürlich nicht alles auffangen was in anderen Ländern schief läuft (und auch hier liegt genug im Argen). Das Problem muß an der Wurzel gepackt werden, durch Aufklärung und durch Kastration (Kastrationspflicht!!!) und das schließt Privatleute die ihre Katzen unkastriert in den Freigang lassen genauso wie Hinterhofzüchter und die, die unbedingt mal einen Wurf haben wollten ein (von Schlimmerem, wie ausgesetzten Tieren wollen wir gar nicht reden). Die Menschen müssen lernen mehr Verantwortung für ihre Tiere zu übernehmen.
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Haustiger: Möchtet ihr unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?
Nadine: Eine Katze aus dem Ausland zu adoptieren mag im ersten Moment viele Sorgen und Ängste wecken, aber wenn man mit einem seriösen Verein in Kontakt tritt, der sich wirklich um das Wohlergehen der Tiere kümmert, wird man schnell bemerken, dass es keinen Unterschied macht, ob das Tier nun aus 20 oder 2000km Entfernung stammt. Schließlich kann auch ein Tier aus dem örtlichen Tierschutz krank sein oder sich anders entwickeln als man es zunächst erwartet hat.
Sandra: Ja, wenn sich jemand überlegt sein Leben mit einer Katze (oder Hund…) zu teilen, bitte guckt zuerst im Tierschutz (Inland oder Ausland ist da in meinen Augen zweitrangig), mittlerweile gibt es so ziemliche jeden Charakter, jede Farbe und jede Rasse im TS und diese Tiere sind so toll, so dankbar… einfach wundervolle Charaktertiere und sie sind keineswegs alle verkorkst, wie es leider noch oft propagiert wird. Wenn doch mal ein Tier einen „Knacks“ bekommen hat, muß es etwas schreckliches erlebt haben, was nur allzu oft durch uns Menschen verursacht wurde. Dieses Tier kann nichts dafür und sollte genauso (oder noch viel eher) eine Chance auf ein schönes Leben bekommen wie jedes andere Tier auch. Es wird es Ihnen sein ganzes Leben so sehr danken! Für mich gibt es nichts schöneres als solch eine geschundene Seele aufblühen zu sehen.
Vielen lieben Dank Nadine und Sandra, dass ihr meine neugierigen Fragen so bereitwillig beantwortet habt.
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