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Ernährung
Taurin in der Katzenernährung
Bei Taurin handelt es sich um eine ß-Aminosulfonsäure, die 1827 zum ersten Mal aus der Galle von männlichen Rindern isoliert wurde. Dieser Tatsache verdankt es auch seinen Namen, der sich vom lateinischen Wort für Stier (bos tauros) ableitet. Taurin gehört zu den häufigsten frei verfügbaren Aminosäuren im tierischen Körper und ist auch nur in tierischem oder menschlichem Gewebe zu finden. Pflanzen enthalten praktisch kein Taurin mit Ausnahme der Kaktusfeige und einiger Wasserpflanzen.
In der Muttermilch ist die Aminosulfonsäure ebenfalls in großer Menge enthalten, stellt sie doch bei Katze und Hund die häufigste und bei Mensch und Ratte immerhin die zweithäufigste freie Aminosäure dar, auch wenn es sich bei Taurin genau genommen nur um eine aminosäureähnliche Substanz handelt.
(Off Topic: Taurin an sich stellt KEINE Gefahr für ungeborene Kinder und Säuglinge dar. Dass in der Schwangerschaft nicht unbedingt in hohem Maße Energy Drinks konsumiert werden sollten und natürlich auch Babys keinen „Saft des roten Stieres“ ins Fläschchen bekommen, hat andere Gründe. Mit dem Taurin hat das nichts zu tun. Sobald ein Baby gestillt wird, nimmt es Taurin zu sich, in den meisten PRE-Nahrungen ist es ebenfalls enthalten).
Grundsätzlich handelt es sich bei Taurin um eine weiße kristalline Substanz, die bei etwa 328 Grad Celsius schmilzt und sich ab 300 Grad Celsius zersetzt. Bis zu ca. 100 Gramm sind auf einen Liter Wasser löslich. Das molekulare Gewicht beträgt 125. In Ethanol oder Äther ist es nahezu unlöslich.
Taurin für Katzen – darum geht es nicht ohne
In der freien Natur ernähren sich Katzen zu etwa 70 Prozent von Kleinnagern, wie Mäusen. Die Maus gilt als das taurinhaltigste Landlebewesen und da immer wieder ausreichend Taurin nachkommt, hat es die Natur so eingerichtet, dass die Leber unserer Stubentiger nur mangelhaft Taurin synthetisieren kann. Die geschwindigkeitsbegrenzenden Enzyme, die für die Umwandlung von Methionin und Cystein in Taurin nötig sind, sind bei ihr nur minimal aktiv. Genau gesagt, handelt es sich dabei um die Cysteindeoxigenase und die Cysteinsäuredecarboxylase. Grundsätzlich sind jüngere Katzen von der Taurinversorgung über die Nahrung in höherem Maße abhängig als ältere Tiere.
Darüber hinaus verliert die Katze ständig über den Darm-Leber-Kreislauf der Gallensäuren Taurin, da sie diese ausschließlich aus der Aminosulfonsäure konjugieren muss und dazu nicht – wie etwa Mensch und Ratte – auf Glycin zurückgreifen kann. Dabei werden Gallensalze in den Darm abgegeben, die nach der Resorption wieder der Leber zugeführt werden. Taurin wird dabei jedoch aus seiner Verbindung mit den Gallensäuren gelöst und nur zum Teil wieder aufgenommen. Ein Teil wird über den Kot ausgeschieden, ein wesentlich größerer Anteil wird für den Abbau von Mikroorganismen verwendet, was den Verlust von freiem Taurin im Katzenkörper in großem Umfang fördert. Insgesamt gehen so etwa 50 Prozent des Taurins, das die Katze aufgenommen hat, wieder verloren – weit mehr, als die Katze selbst bilden kann. Wird dieser Verlust nicht über die Nahrung wieder ausgeglichen, kommt es zu Mangelerscheinungen.
Taurin für Katzen – diese Funktionen übernimmt es im Katzenkörper
Im Stoffwechsel der Katze übernimmt Taurin zahlreiche Funktionen. Durch Verbindung mit den Gallensalzen trägt es zur Bildung wasserlöslicher Gallensalze und damit zur Aufnahme von Nahrungsfetten bei. Es hat eine Funktion als Neurotransmitter und -modulator im zentralen Nervensystem, trägt zur Regulation der Körpertemperatur und der Gehirnentwicklung bei und ist zum Erhalt der normalen Netzhautstruktur und einer gesunden Herzfunktion unerlässlich. Des Weiteren bindet es unter anderem Giftstoffe im Körper und fungiert als Antioxidans.
Weitere Einsatzgebiete sind die Stabilisation der Zellmembranen und die Regulierung von Zellvolumen und -osmolarität. Außerdem scheint Taurin für die normale Kontraktion der Skelettmuskeln nötig zu sein. Zusätzlich sind eine schmerzlindernde und krampflösende Wirkung zu nennen. Taurin spielt eine Rolle bei der Thermoregulation und kann die Regeneration nach Schäden an Gehirn und Rückenmark fördern. Daneben wird ein möglicher Einfluss auf das Verhalten beschrieben, wie z. B. bei Aggressivität.
Da Taurin auch einen Einfluss auf den Geruchssinn hat, könnte es Auswirkungen auf die Geschmacks- und Geruchswahrnehmung sowie das Verhalten haben. Möglich sind außerdem eine vorbeugende Wirkung hinsichtlich Darm- und Leberkrebs sowie ein positiver Effekt bei akuter Hepatitis. Welche Faktoren die Konzentration von Taurin im Gewebe kontrollieren, ist noch nicht klar. Den variabelsten Tauringehalt hat grundsätzlich die Leber.
Hat jede Katze den gleichen Taurinbedarf?
Der Taurinbedarf kann von Katze zu Katze und in verschiedenen Lebensstadien variieren. So benötigen Senioren, tragende und säugende Katzen beispielsweise grundsätzlich mehr Taurin. Auch wird gemunkelt, dass manche Katzenrassen (z. B. Siamesen) einen höheren Taurinbedarf hätten, als andere Rassen, bewiesen ist das allerdings nicht und wahrscheinlich eher in den Bereich „Urban Legend“ einzuordnen. Für Katzenwelpen ist zudem das in der Nahrung enthaltene Taurin besser verfügbar, als für erwachsene Katzen. Eine normale Taurinkonzentration im Plasma ließ sich bei Kätzchen im Alter von 12 und 18 Wochen durch die tägliche Verabreichung von 150 – 197 mg Taurin pro kg Körpergewicht aufrechterhalten.
Taurin für Katzen – soviel muss im Futter enthalten sein
Angaben zum Taurinbedarf von Katzen gibt es viele. Und das in einer riesigen Bandbreite. Der NRC gibt als Mindestbedarf 200 mg am Tag bzw. 50 mg/kg Katze an, „Nutrient Requirements of Cats“ aus dem Jahr 1986 nennt 400 mg/kg Futter für Kitten und erwachsene Katzen und 500 mg/kg Futter für trächtige Katzendamen. In der Klinischen Diätetik für Kleintiere findet man die Angabe, dass pro Tag 50 mg verfügbares Taurin nötig wären. Ihr seht, die Bandbreite ist relativ groß. [pullquote]Nimmt man den Tauringehalt der Maus her, dürfte man mit 200 bis 500 mg am Tag gut dabei sein.[/pullquote]
Grundsätzlich ist der Taurinbedarf der Katze von der Zusammensetzung des Futters abhängig. Hier sind vor allem die Art, Menge und Verdaulichkeit des Proteins (als Quelle für die Taurin-Vorläufer Methionin/Cystein) und der Fasergehalt im Futter zu nennen.
Taurin im Fertigfutter- darum muss dort mehr enthalten sein
1986 wurde vom NRC ein Tauringehalt von 500 bis 700 mg im Trockenfutter empfohlen, jedoch zeigte sich schnell, dass dieser zu niedrig angesetzt war. Dies mag verwundern, ist dies doch in Anbetracht des oben genannten Tagesbedarfs vollkommen im Rahmen. Das Problem ist, dass Katzen bei einer Ernährung mit Fertigfutter einen zwei- bis vierfach höheren Taurinbedarf haben, als roh ernährte Katzen, da die Erhitzung, der Fett- und Fasergehalt im Futter oder auch die Kombination mit pflanzlichen Stoffen, wie Sojaprotein oder Reis(kleie) die Aufnahme behindern können.
Zudem wird vermutet, dass die Maillard-Reaktion eine Darmflora fördert, die Taurin abbaut und somit nicht mehr verfügbar macht. Die Darmbakterien bauen es in diesem Fall weitestgehend zu Sulfat ab, wodurch es für die Katze nicht mehr verfügbar ist. Eventuell spielt auch die übermäßige Ausscheidung des Peptidhormons Cholecystokinin (CKK) eine Rolle. CKK reguliert die Kontraktion der Gallenblase zur Abgabe der Galle in den Zwölffingerdarm.
Zusammenfassend kann man sagen, dass durch Erhitzung die Bioverfügbarkeit von Taurin sinkt. Entsprechend wurden die Empfehlungen für die Taurinsupplementierung im Fertigfutter angepasst. Morris und Rogers (1994) empfehlen 1000 mg pro kg für Trockenfutter und bis zu 2500 mg pro kg Trockenmasse bei Nassfutter. Prinzipiell ist der Taurinverlust beim Erhitzen in Flüssigkeit, wie z. B. beim Kochen, höher als bei Zubereitungsmethoden mit geringerem Wasserverlust, wie Backen oder Braten.
Tauringehalt im Rohfutter/in Beutetieren – diese Faktoren haben einen Einfluss darauf
Wie schon erwähnt, kann Erhitzen die Verfügbarkeit von Taurin für die Katze behindern. Einfrieren und Auftauen haben grundsätzlich dagegen keinen Einfluss auf die Verfügbarkeit der Aminosulfonsäure. Jedoch die Lagerungszeit. Durch eine längere Lagerungszeit reduziert sich der Vitamin-E-Gehalt und die Oxidation wird eingeleitet. Ein geringer Vitamin-E-Gehalt kann u. a. laut Lambert et. al. 2001 wiederum zu einem Taurinverlust führen. Die Oxidation ist beim Wolfen eher ein Thema, als bei stückigem Fleisch, da hier eine „größere Angriffsfläche“ besteht. Da Taurin wasserlöslich ist, können bei der Rohfütterung gegebenenfalls zudem Verluste entstehen, wenn das Auftauwasser weggekippt wird. Auch hier ist durch die größere Oberfläche bei gewolftem Fleisch die Gefahr größer als bei Stücken.
Ein Beispiel für dieses Phänomen bietet eine Studie über den Einfluss der Rohfütterung auf IBD bei Katzen. Im Rahmen dieser Studie wurde an Katzen über Monate ganzes Kaninchen gewolft verfüttert. Nach 10 Monaten erkrankte eine der Katzen plötzlich und eine DCM wurde diagnostiziert. Nach einer Untersuchung der anderen Katzen stellte man auch dort bei 70 % der Tiere Herzprobleme fest. Nachdem in den letzten drei Monaten der Studie Taurin supplementiert wurde, war alles wieder in Ordnung. Das Kaninchen an sich enthielt ursprünglich ausreichend Taurin, das zusammengestellte Katzenfutter jedoch nur noch einen geringen Gehalt an Vitamin E. Daneben unterliegt der Tauringehalt in Fleisch natürlichen Schwankungen und ist außerdem von äußeren Faktoren, wie der Rasse und dem Alter der geschlachteten Tiere, deren Aufzucht, Haltung und Ernährung sowie der Lagerung, Verarbeitung und Zusammensetzung des Futters abhängig. [pullquote]Den höchsten Gehalt findet man grundsätzlich in schlachtfrischem, rohem Fleisch.[/pullquote]
Ganz interessant ist, dass sich die Taurinkonzentration in potenziellen Beutetieren der Katze kaum veränderte, wenn diesen zusätzlich Taurin gefüttert wurde. So fand Sved et. al (2007) bei Ratten kaum Unterschiede, als Taurin zu 30 mg/kg bzw. 300 mg/kg gefüttert wurde. Auch aufgrund der Behandlungsdauer ließen sich kaum Unterschiede feststellen.
Natürliche Taurinquellen
Taurin ist in tierischem Gewebe enthalten und hier vor allem in den Skelettmuskeln, im Gehirn, der Netzhaut, der Leber, der Bauchspeicheldrüse, den weißen Blutkörperchen, den Eingeweiden und im Herz. Grundsätzlich gilt, umso stärker ein Muskel beansprucht wird, umso höher ist der Tauringehalt. Entsprechend finden wir in Herz relativ viel Taurin. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang Galle und Netzhaut, rein auf die Masse bezogen bilden jedoch die Muskeln das größte Taurinreservoir im Tierkörper. Bei der Ratte machen diese beispielsweise 75 Prozent aus.
Im Gehirn gehört Taurin zu den wesentlichen freien Aminosäuren. Hier enthalten zum Beispiel die Epiphyse (Zirbeldrüse) und die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) relativ viel Taurin. Als taurinreichstes Landlebewesen gilt mit ca. 140 bis 270 mg/100 g die Maus. Daneben enthalten verschiedene Fischarten sowie einige Meeresfrüchte, wie zum Beispiel Mies-, Jakobs- und Grünlippmuschel relativ viel Taurin. Laut Kocsis et al. besteht außerdem eine Verbindung zwischen dem Tauringehalt und den Herzschlägen pro Minute. Umso schneller das Herz schlägt, umso höher der Tauringehalt. Grundsätzlich kann der Taurinbedarf der Katze rein über natürliche Quellen gedeckt werden.
Kritik an der Supplementierung mit natürlichen Taurinquellen
Kritiker bemängeln an der Supplementierung mit rein natürlichen Taurinquellen unter anderem, dass eine ausreichende Taurinversorgung durch die natürlichen Schwankungen innerhalb der einzelnen Quellen nicht gesichert werden kann. Weitere Kritikpunkte sind etwaige Schadstoffe und Medikamentenrückstände in Fisch und Meeresfrüchten sowie die Thiaminaseproblematik bei Verfütterung der Wassertiere in rohem Zustand.
Ein Überblick über den Tauringehalt in verschiedenen Fleischsorten/Beutetieren
Maus: ca. 140 bis 270 mg/100 g (je nach Quelle)
Rinderherz: 25,4 bis 85,1mg/100 g
Pferdefleisch: 31,4 mg/100 g
Lammhaxn: 44,6 – 51,0 mg/100 g
Hühnerbrust: 10,2 – 21,6 mg/100 g
Hühnerherz + -leber: 88,8 – 156,1 mg/100 g
Kaninchen gewolft: 34,7 – 39,9 mg/100 g
Miesmuschel: 655 +/- 72 mg/100 g
Jakobsmuschel: 822 +/- 15 mg/100 g
Grünlippmuschelpulver: 2410 mg / 100 g
Künstliches Taurin – was ist das?
Taurinpulver findet man nicht nur im Katzenfutter, sondern auch in Energy Drinks, Shampoos, Duschbädern und Kosmetika. In Waschmitteln ist es als N-Methyltaurin vorhanden, wo es zu einer guten Schaum- und Reinigungswirkung beiträgt. Taurin wird aus Ethylenoxid und Natriumbisulfit synthetisiert. Danach werden flüssiges Ammoniak und Schwefelsäure ergänzt. Das Produkt wird dann entfärbt, gereinigt, kristallisiert, zentrifugiert, getrocknet, gesiebt und mit dem Carrier vermischt, um den Zusatz zu erhalten. Gutes Taurinpulver für die Katzenernährung sollte zu mindestens 99 Prozent rein sein und keine Füll- und Rieselstoffe enthalten.
Eine Untersuchung eines Taurinzusatzes (mehrere Chargen) auf Verunreinigungen ergab laut efsa einen Gehalt von <0,06 % Sulfatasche, <0,01 % Chlorid , <0,01 % Sulfat, <0,02 % Ammoniumsalz, <0,2 % verwandten Stoffen, <10 mg/kg Schwermetallen und <1,0 mg/kg Arsen.1
Diese Vorteile und Nachteile hat künstliches Taurin
Taurinpulver verfügt in der Regel über eine gute Akzeptanz und ist in der Lage, die natürlichen Schwankungen im Fleisch auszugleichen und so zusätzliche Sicherheit zu bieten. Fertigfuttermitteln wird in der Regel (bis auf wenige Ausnahmen) Taurinpulver zugesetzt.
Jedoch ist künstliches Taurin mit vielen Vorurteilen behaftet. Krebserregend soll es sein, ein Abfallprodukt aus der Waschmittelindustrie, für einen Proteinüberschuss sorgen oder gar von der Katze überhaupt nicht verwertet werden können.
Beweisen lassen sich diese Thesen nach aktuellem Kenntnisstand nicht. Taurinpulver gilt aus toxikologischer Sicht als unbedenklich, bereits 1999 kam der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der EU (SCF) zu dem Schluss, dass toxikologische Studien keinen Hinweis auf erbgutveränderndes oder krebserregendes Potenzial von Taurin ergaben. Auch eine Schädigung von Föten im Mutterleib ist nicht zu erwarten. Ein Proteinüberschuss sollte bei einer gesunden Katze kein Thema sein.
Und wäre Taurin von der Katze nicht verwertbar, wären die Fälle von DCM und zentraler Retinadegeneration nach Versetzen des Futters mit Taurinpulver nicht zurückgegangen. Des Weiteren berichten zahlreiche Katzenhalter von positiven Effekten einer zusätzlichen Tauringabe auf die Haut- und Fellqualität sowie auf das Verhalten ihrer Samtpfoten. Auch die efsa betrachtet synthetisches Taurin bei Katzen, Hunden und fleischfressenden Fischen als wirksam. Bei der Gabe eines Taurinzusatzes an Legehennen hatte es interessanterweise einen nachteiligen Effekt und führte zu einem geringeren Gewicht der gelegten Eier.
Der richtige Umgang mit Taurinpulver
Taurinpulver wird am besten dunkel und trocken gelagert. Da es Augen, Atmungsorgane und Haut reizen kann, sollte es stets in Wasser aufgelöst und dann erst zum Futter gegeben werden. Gelegentlich kann die Gabe von Taurin zu Magenverstimmungen führen.
Haltbarkeit von Taurin
Die Haltbarkeit von (synthetischem) Taurin wurde ebenfalls getestet. Bei der Lagerung von Taurin in verschlossenen Polyethylen-Beuteln lag die Haltbarkeit laut efsa bei einer Temperatur von 25 °C bei 36 Monaten. Bei einer Temperatur von 40 Grad Celsius war sechs Monate lang kein Verlust festzustellen. In einem Mineralfutter für Hühner, das bis zu vier Monate in Plastikbehältern bei 25° C aufbewahrt wurde, war vier Monate lang kein Verlust festzustellen. Bei Integration ein Alleinfuttermittel für Hühner, das bei 25 °C in Kunststoffbehältern aufbewahrt wurde, war kein Taurinverlust zu erkennen. In einer 1-2%igen Lösung (Leitungswasser) blieb Taurin bei Raumtemperatur an einem dunklen Ort eine Woche lang stabil.
Fertigfutter zusätzlich mit Taurin supplementieren – ja oder nein?
Alleinfuttermittel sind in der Regel mit so viel Taurin versehen, dass es zu keinen Mangelerscheinungen kommt. Allerdings orientiert man sich hier meist am Mindestbedarf, d. h. es ist gerade so viel enthalten, wie unbedingt nötig ist. Es kann daher dem Futter durchaus regelmäßig eine Messerspitze Taurin beigefügt werden.
Wie äußert sich ein Taurinmangel?
Ein Taurinmangel kommt heute relativ selten vor. Mögliche Ursachen sind die Verfütterung von Hundefutter, die vegetarische/vegane Ernährung von Katzen, die reine Gabe von Ergänzungsfuttermitteln oder falsch zusammengestellte Rohmahlzeiten. Ein Mangel kann sich unter anderem durch Störungen des Immunsystems, nervöse Reizbarkeit, ein Zusammenklumpen der Blutplättchen, eine zentrale Degeneration der Netzhaut, eine dilatative Kardiomyopathie oder auch Fortpflanzungsstörungen oder Entwicklungsstörungen von ungeborenen und geborenen Katzenkindern äußern.
Zentrale Retinadegeneration
Eine zentrale Verkümmerung der Netzhaut fällt dem Halter häufig erst auf, wenn die Sehkraft seiner Katze schon stark beeinträchtigt ist und das Tier beispielsweise gegen Möbelstücke läuft. Grundsätzlich ereignet sich ein Taurinmangel in der Netzhaut viel langsamer als in anderen Geweben. Wenn es zu offensichtlichen Symptomen kommt, liegt bereits ein Taurinmangel über mindestens drei Monate vor. Die Verkümmerung der Netzhaut lässt sich nicht rückgängig machen und führt über kurz oder lang zur Erblindung der Katze.
Taurinabhängige dilatative Kardiomyopathie (DCM)
Eine Verbindung zwischen DCM bei Katzen und einem Taurinmangel stellte zuerst Pion et. al 1987 her. Katzen mit DCM zeigen häufig keinerlei klinische Symptome oder auch Symptome einer Herzinsuffizienz. Häufig sind Teilnahmslosigkeit, Appetitlosigkeit und Atemnot. Katzen mit einer schweren Herzinsuffizienz sind oft zu schwach zum Stehen, haben einen schwachen Puls, blasse Schleimhäute und eine erniedrigte Körpertemperatur. Etwa ein Drittel der Katzen, die an einer taurinabhängigen DCM leiden, leiden auch an der zentralen Retinadegeneration. Eine taurinabhängige DCM kann durch die Gabe von Taurin behandelt werden.
Fortpflanzungsstörungen / Entwicklungsstörungen bei Kitten
Bei einem Taurinmangel ist die Fortpflanzungsfähigkeit der Katzen beeinträchtigt. Die Kitten sind häufig geistig und/oder körperlich behindert, wenn sie denn lebend geboren werden. Die Erfolgsrate einer erfolgreichen Trächtigkeit und Aufzucht von Kitten bei Taurinmangel liegt bei unter 20 %. Im Normalfall enthält die Muttermilch der Katze etwa 300 mg Taurin pro Liter. Bei Katzen, die mit taurinarmem Futter ernährt werden, enthält diese weniger Taurin, was die Entwicklung der Kitten beeinträchtigen kann. Der Tauringehalt in der Milch wird grundsätzlich durch die Aufnahme von Taurin über die Nahrung beeinflusst. Entsprechend hat die Milch von Fleischfressern einen höheren Tauringehalt, als beispielsweise Kuhmilch.
Pottenger’s Cats und Taurinmangel
Die Studien rund um Pottenger’s Cats sind wahrscheinlich einigen bekannt. Ganz interessant ist, dass die Defizite, die Pottenger bei seinen Katzen feststellte, theoretisch alle durch einen Taurinmangel zu erklären sind. Pottenger fütterte bei seinem Versuch eine Katzengruppe mit einer Diät aus zwei Drittel rohem Fleisch, einem Drittel roher Milch und Lebertran. Die zweite Gruppe erhielt das Fleisch gekocht. Bei dieser Gruppe entwickelten sich gesundheitliche Probleme wie Kurz- und Weitsichtigkeit, Herzprobleme, ein erhöhtes Vorkommen von Totgeburten bzw. eine nur geringe Überlebensraten der Kitten. Die Kätzchen entwickelten sich oft schlecht und hatten ein geringes Geburtsgewicht. Alles Erscheinungen, die mit einem Taurinmangel in Verbindung stehen können. Als Pottengers Studie durchgeführt wurde, war Taurin noch nicht als essenziell für Katzen bekannt. Dies war erst 1975 der Fall. Taurin ist wie schon erwähnt empfindlich gegen Hitze und die Erhitzung behinderte die Aufnahme.
Taurinsupplementierung im Krankheitsfall
Taurin und Herzerkrankungen
Laut Fox & Sturman 1992 führt eine Taurinsupplementierung über die Ernährung zu einer Erhöhung der Taurinkonzentration im Herzen und das bei gesunden Katzen ebenso, wie bei solchen mit Herzinsuffizienz. Wegen des schützenden und positiven Einfluss von Taurin auf die Herzfunktion empfiehlt Freeman 2002 allgemein eine Taurinsupplementierung bei herzkranken Katzen, ganz gleich welche Herzerkrankung ursächlich zugrundeliegt. Als Dosierungsempfehlung werden 625 mg/1000 kcal genannt.
Taurin und Epilepsie
Die kombinierte Gabe von Taurin als Injektion gefolgt von der oralen Gabe scheint bei Epilepsie positive Auswirkungen zu haben und dabei zu helfen, die Anfälle zu reduzieren oder ganz verschwinden zu lassen.
Taurin und Nierenerkrankungen
Durch die wechselseitige Beziehung von Taurin und Kalium kann eine zusätzliche Gabe von Taurin bei Katzen mit Kaliummangel – wie er bei eingeschränkter Nierenfunktion vorkommt – laut Dow et. al 1992 sinnvoll sein. Des Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass mithilfe von Taurin (zumindest bei Ratten) der Blutdruck gesenkt und die Plasma-Renin-Konzentration und Renin-Aktivität erhöht werden können.
Wechselwirkungen zwischen Taurin und anderen Stoffen
Es bestehen u. a. Wechselwirkungen zwischen Taurin und Insulin, Zink, Vitamin B6, den Vitaminen A und E sowie Kalzium.
Zwischen Taurin und Futtermitteln allgemein, Trägern, anderen zugelassenen Futterzusätzen und Arzneimitteln sind laut efsa keine physikalisch-chemischen Unverträglichkeiten oder Wechselwirkungen zu erwarten, wenn das Taurin Vormischungen oder Futtermitteln beigefügt wurde.
Kann man Taurin überdosieren?
Überschüssiges Taurin wird über die Nieren ausgeschieden und über die proximalen Nierentubuli auch kaum wieder aufgenommen. Wie schon erwähnt, gehen um die 50 Prozent des Taurins, das die Katze aufnimmt, wieder verloren, weshalb eine stetige Zufuhr über die Nahrung notwendig ist. Eine Überdosierung lässt sich im Alltag kaum erreichen. Bei Ratten liegt die mittlere tödliche Dosis (LD50-Wert) bei über 5000 mg je Kilo Körpergewicht. Hier ist jedoch zu bedenken, dass Ratten ca. 80 % ihres Taurinbedarfs selbst bilden können.
Sturman und Messing fütterten 1992 abgesetzte Kitten über bis zu 3 Jahre mit 10 g/kg Futter und stellten keine negativen Auswirkungen fest. Entsprechend wurde die sichere Höchstmenge auf >8,9g/kg festgelegt.
Wir bedanken uns herzlichst bei Professor Jasper für die Hilfe bei der Recherche, fürs Mitdenken und fürs Zahlen sortieren.
Quellen u. a.
– Klinische Diätetik für Kleintiere (Hand, Thatcher, Remillard, Roudebush)
– Enzyklopädie der klinischen Diätetik der Katze (Pibot, Biourge)
– Die Anwendung von Taurin und D-Glucurono-γ-lacton als Bestandteile so genannter „Energy“-Drinks (efsa)
– Pharmacology of Taurine (Oja, Saransaari)
– Taurine in metabolism (Hayes, Sturman)
– A Reexamination of Pottenger’s Cats (Emlet)
– Physiological roles of taurine in heart and muscle (Schaffer, Jong, KC, Azuma)
– Taurine concentrations in animal feed ingredients; cooking influences taurine content (Spitze, Wong, Rogers)
– Plasma amino acid and whole blood taurine concentrations in cats eating commercially prepared diets (Heinze, Larsen, Kass, Fascetti)
– The Sulfur-Containing Amino Acids: An Overview (Brosnan, Brosnan) – Dietary Rice Bran Decreases Plasma and Whole-Blood Taurine in Cats (Meri Stratton-Phelps, Robert C. Backus, Quinton R. Rogers, and Andrea J. Fascetti)
– High dietary protein and taurine increase cysteine desulfhydration in kittens.(Park T, Rogers QR, Morris JG.)
– Taurine status in cats is not maintained by dietary cysteinesulfinic acid
– Dietary antibiotics decrease taurine loss in cats fed a canned heat-processed diet
– Maillard reaction products in purified diets induce taurine depletion in cats which is reversed by antibiotics
– Dietary soybean protein decreases plasma taurine in cats
– The Taurine Requirement of the Kitten Fed Canned Foods
– Microbial degradation of taurine in fecal cultures from cats given commercial and purified diets
– Taurine Utilization by Cats
– Dietary protein source (soybean vs. casein) and taurine status affect kinetics of the enterohepatic circulation of taurocholic acid in cats
– Use of a raw meat-based diet or a dry kibble diet for sand cats (Felis margarita)
– Quantitativ- und qualitativ-morphologische Untersuchungen an Nieren und Nebennieren von Katzen im Altersgang und unter Berücksichtigung des Plasma-Taurin-Gehaltes
– Taurine Balance is Different in Cats Fed Purified and Commercial Diets
– Taurin – Chemie, Biochemie, Anwendung
Zuletzt aktualisiert: 01.11.2018
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- Scientific Opinion on the safety and efficacy of taurine as a feed additive for all animal species – EFSA Panel on Additives and Products or Substances used in Animal Feed [↩]