Geschichte

Mittelalterliche Katzenverfolgung betraf nicht nur schwarze Katzen

Es ist Halloween. Zeit für Erzählungen, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Häufig ist es jedoch so, dass nicht die erfundenen Geschichten die wirklich schauderlichen sind, sondern wahre Begebenheiten. Die mittelalterliche Katzenverfolgung ist eine davon.

Das Christentum war der Katze im Mittelalter nicht gerade wohlgesonnen. So ereiferte sich der Franziskanermönch Bruder Berthold von Regensburg bereits Mitte des 13. Jahrhunderts in seinen Predigten über den schlechten Einfluss der Katze. Ihr Atem würde die Pest verbreiten hieß es und Katzen wurden desöfteren der Ketzerei beschuldigt und für diese auch verurteilt.

Ihren Höhepunkt erreichte die mittelalterliche Katzenverfolgung jedoch mit dem Erlass „Summis desiderantes affectibus“ durch Papst Innozenz VIII im Jahr 1484. Dieser läutete ein 300 Jahre andauerndes Martyrium der Katze ein, einhergehend durch die Hexenverfolgung und die Bekämpfung der Teufelsanbetung. Interessant zu wissen ist, dass diese Einstellung zu Beginn des Mittelalters von der Kirche noch abgelehnt wurde.

Mit Gottesfrevlern und Hexen wurde auch die Katze in die Hölle verdammt und zum Spielball der Inquisition, auf deren Befehl hin unzählige Katzen durch Feuer, Schwert oder auf andere Weise getötet wurden. Wer eine Katze besaß, stand automatisch im Verdacht mit dem Bösen im Bunde zu sein und auch wer nur für die Katze oder die Frau, die beschuldigt wurde, eine Hexe zu sein, Partei ergriff, hatte mit dem Tod zu rechnen. Besonders im 16. und 17. Jahrhundert nahm die Hexen- und damit auch die Katzenverfolgung noch nie da gewesene Ausmaße an.

Nach dem 30jährigen Krieg herrschte im Volk beispielsweise die einhellige Meinung, eine zwanzigjährige Katze würde sich in eine Hexe verwandeln und eine 100jährige Hexe würde wieder zur Katze werden. Man braucht wohl nicht zu erwähnen, dass zu dieser Zeit wohl kaum eine Katze dieses fast schon biblische Alter erreichte. Dieser Aberglaube, verbunden mit der Ansicht, Hexen würden sich in Katzen verwandeln, um in dieser Gestalt Unheil anzurichten, hielt sich bis ins Ende des 18. Jahrhunderts hinein.

Zu dieser Zeit war es übrigens üblich, auch Tieren den Prozess zu machen und das dadurch entstandene Gerichtsurteil, die Hinrichtung, öffentlich zu vollstrecken. Dies betraf zum größten Teil die Katze, aber auch so genannte „Hexentiere“, wie Eulen oder Fledermäuse, konnten verurteilt werden, genauso wie Kühe, Hunde und andere Haustiere, wenn die Vermutung bestand, dass diese von einem Dämon besessen seien.

In Folge dessen wurden Katzen zusammen mit Kindesmörderinnen, Ketzern, Räubern und Hexen gehangen, in Säcke eingeschnürt und ertränkt, mit Pech übergossen, man schnitt ihnen Ohren und Schwänze ab, übergoss sie mit kochendem Wasser und quälte sie auf noch nahezu jede andere erdenkliche Weise.

Daneben galt die Tötung oder Quälerei von Katzen in vielen Gegenden der damals bekannten Welt auch schlichtweg als Volksbelustigung. So war es beispielsweise in Paris und an anderen Orten üblich zusammen mit dem Johannifeuer, auch einen Korb voll lebender Katzen zu verbrennen, während es in Flandern üblich war im „Katzenmonat“ Februar, Katzen vom Kirchturm zu werfen. In Zusammenhang mit der Krönung der englischen Königin Elisabeth I ist die Opferung eines Korbes voller Katzen überliefert und auch der französische König Karl IX soll an Katzenverbrennungen eine ganz besondere Freude gehabt haben.

Viele Menschen meinen, die Katzenverfolgung hätte nur schwarze Tiere betroffen. Diese waren durch ihre „dämonische Färbung“ sicherlich doppelt gefährdet, jedoch machte man auch vor Fellnasen anderer Färbung nicht halt. Der Aberglaube, dass eine schwarze Katze von links doppeltes Unheil brächte, ist übrigens mit der Beschreibung des jüngsten Gerichts zu erklären, bei dem die Guten auf der rechten und die Schlechten auf der linken Seite stehen sollen.

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