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Ostern, das ist Ostereiersuchen, das ist Frühling, das ist oftmals auch der Wunsch, das eigene Heim mit den ersten Blumen zu schmücken, die nach dem Winter das Auge als bunte Farbtupfer erfreuen. Da schlendert man über den Wochenmarkt und nimmt ein hübsches Ostergesteck mit oder man bekommt von lieben Menschen beim Osterbesuch einen schönen Blumenstrauß mit Osterblumen geschenkt, den man dann gerne auf dem Esstisch platziert. Allerdings sind leider die meisten Osterblumen für Katzen giftig. Teilweise sogar so giftig, dass schon kleinste Mengen lebensgefährlich sein können.

Die wichtigsten haben wir hier für euch zusammengestellt.

Äußerst gefährlich

Die Lilie / Taglilie (Gattungen Lilium u. Hemerocallis)

 

Lilien sind für Katzen stark giftig. Bereits der Körperkontakt mit Blütenstaub und das abschließende Ablecken der Pollen oder der Verzehr von zwei Blättern oder Teilen einer Blüte reicht aus, um für tödliche Vergiftungen zu sorgen. Verantwortlich dafür ist ein bisher unbekannter Giftstoff, der die Zellen der Nieren schädigt. Das gilt insbesondere für die echten Lilien (Lilium spp.), wie z. B. die beliebte Oster-Lilie (L. longiflorum), die Taglilien (Hemerocallis), aber auch bei allen anderen Liliengewächsen ist Vorsicht geboten. Dazu gehören zum Beispiel auch die Maiglöckchen (Convallaria majalis).

Toxin: unbekannt

Symptome

nach 1-3 Stunden: In der ersten Phase nach Aufnahme treten Symptome wie Erbrechen, Speicheln, Appetitlosigkeit, Teilnahmslosigkeit und Nahrungsverweigerung auf. Diese gastrointestinalen Symptome verschwinden nach 2-6 Stunden, wodurch eine Verbesserung vorgetäuscht wird.

nach 12-30 Stunden: die Katze entwickelt eine Polyurie (krankhaft erhöhte Urinausscheidung), die nach etwa 18 bis 30 Stunden zur Austrocknung führt. Ohne Therapie geht die Katze nach 24 bis 48 Stunden in die anurische Phase über, in der die Urinausscheidung deutlich zurückgeht, was wiederum zur Anhäufung giftiger Metaboliten (Anstieg von Harnstoff, Kreatinin, Kalium und Phosphor im Blutserum) führt. Dies führt wieder zum Erbrechen (nach 30 bis 72 Stunden). Durch das vermehrte Auftreten der harnpflichtigen Substanzen im Blut können Krampfanfälle auftreten und sich eine Pankreatitis entwickeln. Einige Katzen pressen ihren Kopf gegen die Wand und/oder sind desorientiert, zeigen Koordinationsstörungen, Ödeme im Gesicht und an den Pfoten und/oder entwickeln Atemnot.

Prognose: schlecht – sehr schlecht. Die Tiere sterben nach 3 bis 7 Tagen durch akutes Nierenversagen. Überlebt die Katze dank intensiver und schneller Behandlung durch den Tierarzt, ist mit einer chronischen Niereninsuffizienz zu rechnen.

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Die Osterglocke (Narcissus pseudonarcissus)/Weiße Narzisse (Narcissus poeticus)

 

Die Osterglocke ist auch unter den Namen Trompetennarzisse, Gelbe Narzisse und Falsche Narzisse bekannt. Die ganze Pflanze ist stark giftig, auch das Blumenwasser in der Vase! Selbiges gilt für die Weiße Narzisse, die sich von der Osterglocke durch ihre weißen Blüten unterscheidet.

Toxine: Amaryllidaceaen-Alkaloide (Haemanthamin, Galanthamin), Dicarbonsäuren (Oxalsäure, Oxalat)

Symptome: Etwa 30 bis 40 Minuten nach Gifteinnahme können Brennen im Maul, Speicheln, Übelkeit, Erbrechen, kolikartige Bauchschmerzen, Durchfall und lokale Reizungen und Entzündungen der Haut auftreten. Organisch sind vor allem die Nieren, das Zentrale Nervensystem und das Herz-Kreislauf-System betroffen. Es kann u. a. zu Angst und Unruhe, allgemeiner Erschöpfung, zu Koordinationsstörungen, Krämpfen, Zittern, ZNS-Depression (bis hin zum Koma), Herzrasen, Herzrhythmusstörungen und Nierenversagen kommen.

Prognose: zweifelhaft. Todesfälle sind möglich.

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Der Christusdorn (Euphorbia milli)

 

Der Christusdorn gehört wie auch zum Beispiel der Weihnachtsstern zu den Wolfsmilchgewächsen. Er ist auch unter den Bezeichnungen Euphorbia bojeri und Euphorbia splendens bekannt. Die gesamte Pflanze ist giftig, insbesondere der Milchsaft. Zudem besteht durch die Dornen Verletzungsgefahr. Die Toxine wirken auf die Haut, die Schleimhaut des Magendarmtrakts und der Bindehaut, das ZNS, die Leber, die Nieren und die Milchdrüsen.

Toxine: Diterpene (Ingenolester, Phorbolester, Milliamine A-G)

Symptome: Hautreaktionen (Milchsaft wirkt stark reizend), bei Aufnahme kleiner Mengen Brennen im Maul, Speicheln, Erbrechen, blutiger Durchfall, kolikartige Bauchschmerzen, bei großen Mengen Zittern, Koordinationsstörungen, erweiterte Pupille(n), Krampfanfälle, ZNS-Depression, Herzrhythmusstörungen, Hypotonie, Blut im Urin (Hämaturie), bei Augenkontakt starke Keratokonjunktivitis, vorübergehende Blindheit.

Prognose: zweifelhaft bis gut. Tod durch Kreislaufkollaps möglich.

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Gefährlich

Die Ranunkel (Ranunculus spp.)

 

Die Ranunkel gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse. Die ganze Pflanze ist giftig.

Toxin: Protoanemonin

Symptome: Übelkeit, Erbrechen, blutiger Durchfall, Entzündung der Maulschleimhaut, Koordinationsstörungen, Krämpfe, Symptome einer Nierenentzündung mit Blut im Urin, Zittern, Hautausschläge, Hautirritationen, Ödeme im Gesichtsbereich.

Prognose: gut – zweifelhaft. Todesfälle durch Kreislaufversagen und Atemlähmung möglich.

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Die Tulpe (Tulipa gesneriana)

 

Tulipagesneriana, die Garten-Tulpe, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceae). Die ganze Pflanze ist giftig, v. a. die Zwiebel.

Toxine: Tulipane A und B, Tuliposide A und B (Butyrolactone)

Mögliche Symptome: Gastroenteritis, Speicheln, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Hautirritationen, verlangsamter Herzschlag (Bradykardie), Benommenheit (Somnolenz). Bei chronischer Aufnahme auch reduzierte Nährstoffverdauung und dadurch reduzierte Gewichtsentwicklung. Beim Rind sind Todesfälle bekannt.

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Die Gartenhyazinthe (Hyacinthus orientalis)

 

Die Gartenhyazinthe ist eine Pflanze aus der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Alle Pflanzenteile sind giftig, v. a. die Zwiebel, aber auch das Pflanzenwasser im Blumenuntersetzer oder in der Vase. Optisch kann sie mit der Traubenhyazinthe (Muscari) verwechselt werden. Auch diese ist giftig.

Toxine: Dicarbonsäuren (Oxalatraphide, Oxalsäure, Oxalat)

Symptome: sofort nach Bisskontakt kann es zu Speicheln, Schleimhautirritation und –schwellung kommen. Atemnot (Pharynxödem), Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Schluckstörungen können folgen. Bei Aufnahme größerer Mengen ggf. allgemeine Erschöpfung, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Hypotonie, Nierenversagen.

Prognose: gut – zweifelhaft. Todesfälle sind bekannt.

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Mit Vorsicht zu genießen

Der Frühlingskrokus (Crocus vernus)

 

Der Frühlings-Krokus wird auch als Alpenkrokus oder Frühlingssafran bezeichnet und gehört zur Familie der Schwertliliengewächse (Iridaceae). Die ganze Pflanze ist giftig. Verwechslungsgefahr besteht mit der stark giftigen Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale)

Toxine: Lektine (Crocin, Crocetin)

Symptome: nach 30 bis 90 Minuten können Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall auftreten.

Prognose: gut

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Die Primel (Primulus spp.)

 

Die Familie der Primeln ist recht umfangreich und beinhaltet etwa 500 Arten. Problematisch ist vor allem die beliebte Becherprimel (Primula obconica). Die Haare an den Blättern der Pflanze enthalten Primin. Wird die Pflanze berührt, können allergische Reaktionen der Haut („Primeldermatitis“) auftreten. Zwar enthalten auch alle anderen Primeln Primin, aber meist in so geringen Mengen, dass es nicht zu Problemen kommt. Alternative zur gewöhnlichen Becherprimel stellt die priminfreie Serie („Touch Me“) dar, die im Fachhandel erworben werden kann.

Toxin: Primin

Symptome: allergische Hautreaktionen, Anschwellen der Bindehäute und der Schleimhaut der Atemwege (auch erst nach Stunden bis Tagen möglich). Bei Verzehr auch Rötungen der Mundschleimhaut und Anschwellen des Rachenraums möglich. Es kann zu Erbrechen, Durchfall und Magen-Darm-Reizungen kommen.

Prognose: gut

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Die Passionsblume (Passiflora)

 

Die Passionsblume wird in der Phytotherapie zum Beispiel bei nervöser Unruhe oder nervös bedingten Beschwerden im Magen-Darm-Trakt eingesetzt. Die Pflanze ist jedoch mild toxisch.

Toxin: Alkaloide (Flavonoide, Saponine)

Symptome: Der übermäßige Verzehr kann zu Magen-Darm-Beschwerden und Benommenheit führen.

Prognose: Gut. Gabe nur in Absprache mit dem Fachmann/Fachfrau.

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Palmkätzchen (Salix caprea)

 

Salix caprea, die Sal-Weide, gehört zur Gattung der Weiden und ist eine der Pflanzen, die im Frühjahr als erstes blüht, was sie zu einer wichtigen ersten Futterpflanze für Insekten, wie die Honigbiene macht. Im tierischen Bereich kennt man die Weidenrinde, die als natürliches Schmerzmittel gilt.

Verantwortlich dafür ist die Salicylsäure, die wir auch in der Acetylsalicylsäure („Aspirin“) finden, mit dem man Katzen (wenn es nicht VOM TIERARZT in sehr sehr niedriger Dosierung therapeutisch angewandt wird) durchaus umbringen kann. Salicylsäure wird vom Organismus in erster Linie über die Leber durch Ankopplung an Glucuronsäure entgiftet und ausgeschieden. Katzen haben jedoch eine Glucuronidierungsschwäche, d. h. diese Möglichkeit der Entgiftung funktioniert nur sehr eingeschränkt, wodurch der Stoff (in dem Fall die Salicylsäure) sehr lange im Körper der Katze verbleibt. Nicht gut.

Bezieht sich jetzt in erster Linie auf die Rinde, aber exzessives Knabbern an jungen Ästen samt Knospen muss jetzt auch nicht unbedingt sein.

[dark_box]Davon abgesehen: Palmkätzchen sind wie schon erwähnt unter anderem für die Honigbiene eine sehr, sehr wichtige erste Futterpflanze, daher bitte in der Natur lassen und dort bewundern. [/dark_box]

„Aber Katzen wissen doch, was gut für sie ist!“

Wenn man vor für Katzen giftigen Pflanzen warnt, hört man häufig Sätze wie:

„Welche Katze ist denn so blöd und frisst etwas, das giftig für sie ist?“

„Da müssten doch alle Freigänger schon längst tot sein!“ oder

„Also meine Katze interessieren Blumen ja überhaupt nicht, die würde da nie drangehen!“

Nun, an sich sind Vergiftungen bei Katzen im Vergleich zum Hund relativ selten. Bei den zwischen 1997 und 2006 beim Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrum Zürich ausgewerteten Fällen standen falsch angewandte Tierarzneimittel auf Platz eins, Schädlingsbekämpfungsmittel (Rattengift etc.) auf Platz zwei. Danach folgten allerdings bereits die Giftpflanzen. Problematisch bei der Katze ist vor allem die Glukuronidierungsschwäche, die die Katze gegenüber zahlreichen Stoffen hoch empfindlich macht. Zudem ist der Gehalt an giftigen Inhaltsstoffen von Pflanze zu Pflanze (auch innerhalb einer Art) variabel und jede Katze individuell (im schlechteren Fall kann auch eine nur leicht giftige Pflanze einer empflindlichen Katze große Probleme bereiten).

Neugier ist der Katze Tod

Zumeist sind von Vergiftungen mit giftigen Pflanzen Wohnungskatzen betroffen. Zum einen sind gerade für Stubentiger ein neuer Blumenstrauß oder eine neue Zimmerpflanze im Revier etwas Neues/Spannendes, das es zu entdecken gilt, und zum anderen versagt das Vermeideverhalten gegenüber Giftpflanzen bei Wohnungskatzen im Vergleich zu Freigängern relativ häufig. So kann es vorkommen, dass die Katzen – insbesondere dann wenn keine Alternativen (wie z. B. geeignetes Katzengras) – zur Verfügung stehen, stattdessen Zimmerpflanzen oder Schnittblumen anfressen. Das kann je nach Pflanze glimpflich ausgehen, kann aber wie z. B. bei der Lilie, bei der wie schon erwähnt Pollen im Fell genügen, die beim Putzen aufgenommen werden, auch tödlich oder zumindest mit dauerhaften Schäden enden. (Das eine intensive Notfallbehandlung auch nicht unbedingt günstig ist, brauchen wir nicht zu erwähnen, oder?). Und auch wenn die Katze, das bisher vielleicht noch nie gemacht hat, ist einmal im Fall des Falles mitunter bereits einmal zu viel.

Daher:

Giftpflanzen haben im Katzenhaushalt nichts zu suchen!

Auch nicht an vermeintlich „unzugänglichen“ Orten in der Wohnung.

Giftpflanze gefressen, was tun?

Eine Vergiftung ist ein Notfall!

Habt ihr eure Katze dabei beobachtet, dass sie etwas von einer Giftpflanze aufgenommen hat oder habt ihr einen entsprechenden Verdacht, dann ist euer Tierarzt euer Ansprechpartner der Wahl!

Bei den äußerst gefährlichen bis gefährlichen Pflanzen sowieso und auch bei den anderen und/oder wenn ihr euch nicht sicher seid, schadet ein Anruf beim Tierarzt nicht. Lieber einmal zuviel, als einmal zu wenig.

Damit euer Tierarzt eurer Katze im Fall des Falles bestmöglich helfen kann, ist es dabei gut, wenn ihr möglichst präzise Angaben machen könnt:

– was eure Katze aufgenommen hat (Pflanze mitbringen),
– welche Menge eure Katze davon aufgenommen hat (Pflanze mitbringen),
– wann eure Katze das Gift aufgenommen hat.

Auch Erbrochenes oder andere „Überreste“ können helfen, insbesondere dann, wenn nichts direkt beobachtet wurde.