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Mary Gaitskill ist vor allem durch den Erzählband „Schlechter Umgang“ bekannt, der auch die Erzählung „Secretary“ entstammt, die unter dem Titel „Secretary – Manchmal muss Liebe wehtun“ von Steven Shainberg verfilmt wurde. Als ich gefragt wurde, ob wir das 2014 erschienene Buch „Der verschwundene Kater“ lesen und rezensieren möchten, fiel mir das Ja-Sagen nicht schwer und natürlich erzähle ich euch gerne, wie mir das Buch gefallen hat.

Gaitskill

Allgemeines zum Buch

Originaltitel: Lost Cat
Autorin: Mary Gaitskill (Deutsch von Manfred Allié)
Verlag: Dörlemann; Auflage: 1; (13. Februar 2014)
ISBN-13: 978-3038200048
Ausgabe: gebunden, 120 Seiten

Inhaltsangabe des Buches

„Der Kater hatte Mumm. Mehr als ich. Mehr als die meisten Menschen“

Mary Gaitskill ist in der Toskana bei Beatrice von Rezzori zu Besuch, die dort zum Andenken an ihren Mann Gregor einen Rückzugsort für Schriftsteller geschaffen hat. Als Mary in der Umgebung auf ein kleines, krankes Kätzchen trifft, versorgt sie es aus Mitleid. Nach und nach erobert der kleine Kater ihr Herz. Sie tauft ihn Gattino und nimmt ihn aus Italien mit nach Hause in die USA.

Wenige Monate nach ihrer Rückkehr ist Gattino eines Tages wie vom Erdboden verschluckt. Die Suche nach dem verschwundenen Kater wird für Mary zu einer Suche nach sich selbst und ihren Erwartungen an das Leben.

Meine Meinung zum Buch

„Der verschwundene Kater“ ist kein Katzenbuch, auch wenn sich Gattino und die Suche nach ihm, wie ein roter Faden, durch das gesamte Buch zieht.

Es ist ein Buch über Mary Gaitskill, über ihre Gefühle, über ihre Mitmenschen, wie z. B. die Kinder und Jugendlichen (allen voran Caesar und seine Schwester Natalia), die durch den „Fresh Air Fund“, eine US-amerikanische Organisation, die arme Stadtkinder (vorwiegend Farbige und Latinos) zu reichen Familien (vorwiegend Weiße) aufs Land bringt, wo sie einige Wochen leben sollen. Der FAF ist eine Non-Profit-Organisation, die 1877 gegründet wurde, um Stadtkindern die Möglichkeit zu geben, ihre Sommerferien bei freiwilligen Gastfamilien kostenlos auf dem Land verbringen zu können und nicht in den heißen, lauten Straßen der Stadt.

Eine eher philosophische Erzählung, die tief blicken lässt, in das Innenleben der Autorin, in ihre Gefühle für ihren geliebten Gattino, die ihr anvertrauten Kinder und ihre Überlegungen, wie diese Gefühle zustandekommen.

Alles in allem ein nettes Buch, schön zu lesen, wobei man solche persönlichen Einblicke und auch den Schreibstil mögen muss. Meines ist das jetzt nicht so, weshalb ich das Buch (eigentlich untypisch für mich) nicht in einem Rutsch gelesen und vermutlich wohl auch nicht noch einmal lesen würde. Das sagt jedoch nichts über die Qualität des Buches aus (schreiben kann die Autorin definitiv), sondern ist schlicht und ergreifend Geschmackssache.