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natural cat foodNatural Cat Food – Rohfütterung für Katzen ist der Nachfolger des Buches „Natural Dog Food- Rohfütterung für Hunde“ und soll alle notwendigen Informationen bieten, die nötig sind, um Katzen artgerecht und gesund zu ernähren. Ein weiteres Buch zum Katzen barfen also.

Allgemeines zum Buch

Erscheinungsjahr: 2008
Seiten: 162 (mit farbigen Abbildungen)
Verlag: Books on Demand (BoD)
Autorin: Susanne Reinerth
ISBN-10: 3837062317
ISBN-13: 9783837062311

Meine Meinung

Natural Cat Food ist 2008 erschienen, also zu einer Zeit, zu der deutschsprachige Bücher zur Rohfütterung noch sehr selten waren. Mittlerweile gibt es ja einige. Der erste Blick ins Inhaltsverzeichnis ist recht vielversprechend, scheinen doch alle wichtigen Themen enthalten zu sein. Der Grundlagenteil beginnt mit der Erklärung, warum Katzen gebarft werden sollen, wo die Unterschiede zwischen Hund und Katze liegen (die Katze also eben kein kleiner Hund ist) und welche Vor- und Nachteile die Rohfütterung hat.

Besonders angesprochen hat mich hier, dass Kräuter für Katzen eben nicht einfach so empfohlen werden. Das wird ja in so manch anderem B.A.R.F.-Buch anders gehalten. Allerdings wird auch angegeben, dass Mäuse die Tiere mit dem höchsten Tauringehalt wären, was so nicht ganz stimmt. Unter den an Land lebenden Tieren ja, generell nein. Auch dass Taurin durch Erhitzen generell zerstört wird, ist so nicht ganz richtig, wird aber weiter hinten im Buch dann nochmal richtig erklärt. Auch wird angegeben, dass viele Katzen die Organe und Innereien ihrer Beutetiere liegen lassen. Das mag für einzelne Teile stimmen, aber für alle…hm.

Bei den Vor- und Nachteilen wird Grundwissen über die Katzenernährung unter Nachteilen geführt. Klar, ist einfach nur eine Dose zu öffnen und nicht weiter darüber nachzudenken, leichter, aber Grundwissen über die Ernährung ist zum einen in meinen Augen definitiv ein Vorteil (für Katze und Halter) und zum anderen auch bei der Fütterung von Fertigfutter notwendig, wenn man es richtig machen will.

Es folgen die Anatomie & Physiologie der Katze und die Grundlagen der Ernährung (Bedarfswerte usw.), dann geht es ans Eingemachte, das Fleisch. Hier fand ich schön, dass beispielsweise beim Rind einzelne Fleischteile genau erklärt wurden. Nicht jeder weiß, was der Unterschied zwischen Blume und Hüfte ist und wie sich die Struktur einzelner Fleischteile unterscheidet. Bei Lachs wird in diesem Kapitel angegeben, er wäre für die Vitamin-A-Versorgung zuständig, wird aber dann im gesamten Buch als Vitamin-D-Supplement geführt (Druckfehler?). Fortain stammt nicht wie im Buch geschrieben vom Rind, sondern vom Schwein. Außerdem wäre es bei Katzen generell nicht beliebt (immer und bei allen?).

Warum keine Kaninchenknochen an die Katze (ggf.gewolft) verfüttert werden sollen, erschließt sich mir nicht so ganz. In Zusammenhang mit der Empfehlung von Meeresfrüchten fehlt mir der Hinweis auf Konservierungsstoffe. Bei den Futtertieren wird auf die schlechte Haltung von Futtermäusen hingewiesen, finde ich gut. Auch sonst nimmt der Tierschutz (gute Haltung der Schlachttiere) im Buch einen hohen Stellenwert ein und es wird auch darauf hingewiesen, gerade bei den Ballaststoffen, Saisonware nach Möglichkeit den Vorzug zu geben. Dass Katzen Vitamin D durch Sonnenlicht selbst (ausreichend) synthetisieren können, sollte mittlerweile widerlegt sein.

Die Fleischverarbeitung wird sehr schön erklärt, hier zeigt sich gut, dass es sich wirklich um einen praktischen Leitfaden handelt. Einfrieren gegen diverse Parasiten wird immer wieder einmal im Buch empfohlen, aber ohne Hinweis auf die notwendige Temperatur. Auch sonst finden sich im Fleischteil einige Thesen, die ich so pauschal nicht unterschreiben würde. So würden Katzen Gewolftes Stücken meist vorziehen und Geflügel immer vorziehen. Mag ja in manchen Fällen so sein, aber immer…hm… Dass ganze Hähnchenschenkel und -flügel nicht durch den Fleischwolf passen, halte ich für ein Gerücht. Gut bei Schenkel mit Rückenstück ist es leichter, sie einmal zu teilen, aber gehen tut das. ☺

Es folgen die Ballaststoffe. Hier müsste ich jetzt Getreideflocken und Tomaten persönlich nicht unbedingt im Futter haben. Obst wenn überhaupt nur selten und dann auch nicht unbedingt Zitronen oder Mandarinen. Auch beim Gemüse wird die Verarbeitung schön erklärt. Von Milchprodukten wird grundsätzlich abgeraten, u. a. weil die Laktase nach Entwöhnung der Katzen fehlen würde. Stimmt auch nicht so ganz, die Aktivität ist stark vermindert, aber weg ist sie nicht. Kleine Mengen Milch vertragen daher viele Katzen ohne Probleme. Bei Taurin wird nur Pulver genannt, aber gut, das Buch ist sechs Jahre alt, lassen wir mal so stehen.

Es folgen Hinweise zur Lagerung der Supplemente und einige Rechenbeispiele. Auch dies wieder schön praxisnah und der Hinweis auf Kalkulatoren und notwendiges Zubehör. Im Natural Cat Food für kranke Katzen sind dann wieder ein paar Punkte vorhanden, die mir etwas seltsam erscheinen. So wird z. B. angegeben, dass es bei Katzen nur Struvit- und Oxalatsteine gäbe. Sind die häufigsten Steine klar, aber nicht die einzigen. Bei der Fütterung von Kitten wird darauf hingewiesen, dass diese von Beginn an abwechslungsreich ernährt werden sollen. Das ebenso wie die richtige Erklärung zur Neophobie finde ich gut. Auch die Empfehlung ein Rohfütterungstagebuch zur Umstellung zu nutzen, finde ich nett, da man dadurch mögliche Verursacher von Problemen gut erkennen kann. Sollte eine Katze, die im Kapitel Entgiftung aufgeführten Symptome aufweisen, würde ich einen Tierarzt zu Rate ziehen und (zumindest in den meisten Fällen bzw. generell bei deutlichen Symptomen) nicht einfach nur zuwarten.

Fazit: Alles in allem ist Natural Cat Food ein Buch, das alle wesentlichen Aspekte der Rohfütterung abdeckt und wirklich praxisnah gehalten ist. Inhaltlich ist es im Großen und Ganzen in Ordnung, wenn auch mit einigen fachlichen Fehlern behaftet (hier in der Rezi habe ich mir nur einige herausgepickt), optisch finde ich es jetzt nicht so ansprechend, ist für mich aber zweitrangig, wenn der Inhalt gut ist. Rechtschreib- bzw. Druckfehler gibt es leider auch einige, obwohl das Buch wohl ein Lektorat genossen hat. Der Schreibstil ist ausbaufähig, vieles wiederholt sich, aber auch da gibt es schlechtere.

Quellen finden sich leider wenige bis kaum, wer sich jedoch in B.A.R.F.-Foren usw. umsieht, könnte eventuell den Eindruck bekommen, dass Natural Cat Food nicht DIE neue und revolutionäre Fütterungsmethode ist, als die sie im Buch erscheint, sondern auch (einmal mehr) nur Katzen barfen und vieles (einfach) übernommen wurde. Preislich ist das Buch mit knapp 25 Euro eher teuer. Alles in allem als erster Überblick nett, wenn man gerne ein Buch haben möchte, aber kein Must-Have. Als einzige Informationsquelle genügt es, wie im Buch suggeriert, meines Erachtens nicht. Generell sollte auch dieses Buch mit Hirn gelesen werden und manches (z. B. die Rechenbeispiele und Zahlenangaben) hinterfragt werden, auch – aber nicht nur – vor dem Hintergrund, dass das Buch einfach schon ein paar Jahre alt ist.