Instagram? Ach, das sind doch nur schöne Bildchen. Ja, das dachte ich auch mal. Doch ich musste meine Meinung mittlerweile überdenken. Denn auch und gerade auf Instagram gibt es sehr viele Katzenfreunde, tolle Communities, tiefgehende Gespräche und Menschen, die etwas zu sagen haben und mit ihren Profilen einen wertvollen Beitrag zum Katzenschutz leisten. 

Einer dieser Menschen ist Annie. Sie war so nett, mir und euch mehr über ihr Projekt 2chaoscats und die Botschaft dahinter zu erzählen.

Cleo von 2chaoscats

Cleo (© Annie Bückner |  2chaoscats)

Anika: Hallo Annie, schön, dass du dir ein wenig Zeit genommen hast, um uns etwas über dein Projekt 2chaoscats zu erzählen, in dem du über die Abenteuer deiner beiden Katzen Momo und Cleo berichtest. Instagram-Profile mit Katzen gibt es ja viele. Was macht 2chaoscats so besonders?

Annie: Hallo Anika, schön hier sein zu dürfen! Es gibt viele wundervolle Profile von denen ich sehr viel halte. Was uns aber von vielen abgrenzt ist unsere Botschaft. Ich setze mich regelmäßig dafür ein zu zeigen, dass Katzen aus Tierheimen genauso toll sind wie Zuchtkatzen. Das fängt beim banalen Fakt an, dass Momo und Cleo selbst aus dem Tierheim sind, und hört bei der Vorstellung von Katzen auf, die ein Zuhause suchen.

Wir haben im Sommer zum Beispiel auch ein Pflegekätzchen aus Kroatien aufgenommen und innerhalb von 2,5 Wochen erfolgreich vermittelt. Mir ist es wichtig, derartige Ereignisse auch nach außen zu tragen. Die Idee ein Pflegekätzchen aufzunehmen haben wir übrigens selbst von einem Instagram-Account bekommen. Die Herausforderungen und Vorteile wurden regelmäßig thematisiert, informative Videos wurden hochgeladen und Diskussionen angefacht. Irgendwann dachten mein Partner und ich uns: „Wir retten jetzt auch ein Kätzchen!“.

Man kann viel Gutes über soziale Medien bewirken, auch wenn diese Welt oft oberflächlich zu sein erscheint.

Wir versuchen darüber hinaus auch einen natürlichen Umgang mit den Katzen zu fördern – wir verkleiden unsere Katzen zum Beispiel nicht. Leider ist das ein großer Trend im Internet geworden – viele Leute finden es süß, man erregt Aufmerksamkeit und das Engagement schießt in die Höhe. Ich habe gar nichts dagegen lustige Bilder zu inszenieren – die Hauptsache ist dabei jedoch sicherzustellen, dass die Situation für die Katze keinerlei Stress verursacht.

Cleo lustig

Cleo (© Annie Bückner |  2chaoscats)

Wir tragen alle eine Verantwortung, besonders wenn man eine gewisse Reichweite hat. Ich kooperiere auch nur mit Unternehmen, dessen Produkte mich überzeugen. Wir haben in Catz Finefood einen tollen Partner an unserer Seite der nicht nur hochwertiges Katzenfutter herstellt, sondern auch im Tierschutz aktiv ist. Unsere Katzenspielzeuge und Möbel sind von P.L.A.Y., ein amerikanischer Hersteller dessen Produkte wirklich ein Leben lang halten. Ich würde niemals etwas bewerben, dass ich meinen Katzen nicht selbst auch geben würde. Das machen viele leider anders.

Anika: Was hat dich dazu veranlasst, mit 2chaoscats anzufangen? Gab es einen bestimmten Grund aus dem du gesagt hast „So jetzt kommen meine Katzen auch auf Instagram!“?

Annie: Ich habe Instagram nie wirklich privat genutzt. Letztes Jahr habe ich aus Langeweile mein Smartphone in die Hand genommen und nach Katzen-Accounts geschaut. Ich war sehr überrascht wie viele hochgezüchtete Katzen dort zu finden waren. Ich rede hier nicht von den mittlerweile allgegenwärtigen Rassen wie Britisch-Kurzhaar oder Russisch Blau, sondern von Nacktkatzen ohne Schnurrhaare, Munchkins und Exotic Shorthair die ihre Zunge gar nicht mehr einfahren konnten. Das hat mich etwas überrumpelt.

Der Account stand kurze Zeit später. Ich habe mir gar keine großen Gedanken gemacht, sondern einfach ausprobiert. Mit der Zeit wurde man immer mehr Teil einer Gemeinschaft. Ich habe eine große Gruppe an Katzen-Bloggern, mit der ich mich über alles austauschen kann. Das ist nicht nur schön, sondern auch ziemlich hilfreich. Mit Tieren kommt man immer mit neuen Situationen in Berührung, die einen überfordern. Die geballte Expertise der Instagram-Welt steht einem nun zur Verfügung. Der Account bringt mir also sehr viel Spaß, auch wenn der neue Instagram-Algorithmus einem viele Steine in den Weg legt.

Anika: Magst du uns ein wenig über Momo und Cleo erzählen? Sind sie deine ersten Katzen?

Annie: Unser erster Kater war ein 3 Wochen altes Findelkind. Wir hatten beide noch keine Erfahrung mit Katzen und wurden wirklich ins kalte Wasser geworfen. Mr. Mau war viel zu jung als er Teil unserer Familie wurde.

Mr. Mau von 2chaoscats als Baby

Mr. Mau (© Annie Bückner | 2 chaoscats)

Es gibt eine kritische Phase in der Entwicklung eines Kätzchens (zwischen 4 und 14 Wochen) wenn dessen Persönlichkeit durch das Spielen mit Mutter und Wurfgeschwister geprägt wird. In dieser Zeit lernen die Kätzchen wichtige Lektionen wie Biss- und Kratzhemmung oder motorische und soziale Fähigkeiten. Mr. Mau musste all das von uns lernen. So kam es, dass er sehr ‚menschlich‘ war.

Er lag auf dem Rücken, begleitete uns in Cafés, ging mit uns spazieren (ohne Leine) und saß mit uns am Frühstückstisch. Nicht auf dem Frühstückstisch, nein. Er saß mit den Hinterpfoten auf dem Stuhl und legte seine Vorderpfoten ganz brav auf den Tisch! Das Leben mit ihm war eine tägliche Wundertüte.

Mr. Mau von 2chaoscats

Mr. Mau (© Annie Bückner | 2chaoscats)

Leider wurde er mit 1,5 Jahren überfahren. Wir wollten gar keine zweite Katze adoptieren, aber es war einfach unerträglich nach Hause zu kommen und alleine zu sein. Also haben wir Momo aus dem Tierheim geholt.

Momo von 2chaoscats

Momo (© Annie Bückner | 2chaoscats)

Momo ist eine flauschige, selbstbewusste Diva. Sie weiß genau was sie will und holt es sich. Es hat etwas gedauert bis sie aufgetaut ist – jetzt ist es umso schöner, wenn sie uns Liebe zeigt. Raus lassen konnten wir sie aber nicht. Sie isst jegliche Art von Plastik und hat panische Angst vor Regen. Auch bei Nieselregen rennt sie in die Dusche und sitzt zitternd und hyperventilierend wie ein Häufchen Elend da, bis es aufhört. Schnell war klar, dass sie eine Schwester braucht.

Wir machten uns nochmals auf den Weg ins Tierheim und kamen mit Toni zurück. Sie war 10 Wochen alt, sehr zierlich, viel zu ruhig und schwach. Bevor wir unseren Termin beim Tierarzt wahrnehmen konnten, hatte sie einen Schlaganfall und musste eingeschläfert werden. Zwei Katzen innerhalb von 4 Monaten zu verlieren war kein einfacher Schicksalsschlag. Wir waren am Ende unserer Kräfte und konnten gar nicht dran denken, uns eine weitere Katze anzuschauen.

Toni von 2chaoscats

Toni (© Annie Bückner | 2chaoscats)

Aber wir konnten Momo nicht alleine als Wohnungskatze halten. Also holten wir Cleo aus dem Tierheim. Cleo wurde mit zertrümmerten Hinterbeinen auf einem Parkplatz gefunden als sie nur 10 Wochen alt war. Zwei Monate lang musste sie einen externen Fixateur tragen bis ihre Knochen wieder zusammengewachsen waren. Die Tierärzte haben ein Meisterwerk vollbracht – bei so einem kleinen Kätzchen ist der Heilungsprozess nicht einfach. Ihre Hüfte ist etwas unterentwickelt und sie kann nicht richtig sitzen – abgesehen davon ist sie fit und springt munter herum.

Cleo von 2chaoscats

Cleo (© Annie Bückner | 2chaoscats)

Sie ist wirklich die liebste Katze die ich jemals kennenlernen durfte. Sie will immer schmusen, immer spielen und verpasst keine Gelegenheit ihren Kopf an einen zu drücken. Wenn wir am Esstisch sitzen springt sie auf den Schoß um am Geschehen teilzunehmen und nachts schläft sie über meinem Kopf auf dem restlichen Stück Kopfkissen.

Die beiden sind nicht die allerbesten Freundinnen, profitieren aber sichtlich voneinander. Sie spielen täglich, powern sich aus, und wenn man Glück hat sieht man sie gelegentlich zusammen auf dem Bett liegen. Wenn wir Momo zum Tierarzt bringen und Cleo alleine zu Hause ist, miaut sie ganz unerträglich. Man merkt auf jeden Fall, dass sie sich lieb haben.

Anika: Findet man euch nur auf Instagram oder auch in anderen sozialen Medien?

Annie: Wir haben auch einen Facebook-, Pinterest- und Twitter-Account, nutzen aber eigentlich nur Instagram. Auf unserer Website www.2chaoscats.de findet man allerdings weitere Informationen und Blog-Einträge. Die Seite habe ich gemeinsam mit meinem Bruder gemacht – meine große Inspiration in Sachen Grafik, Design und Technik.

Anika: Viele Katzenhalter haben ja schon Instagram-Profile für ihre Katzen oder ihre tierische Tätigkeit. Wir haben ja unter @haustigerx4 auch eins, das mehr so vor sich hin dümpelt. Gibt es etwas, das du uns und anderen, die gerne auf Instagram aktiv werden möchten, zum Abschluss dieses Interviews noch mit auf den Weg geben kannst, um von mehr Leuten gesehen und gelesen zu werden?

Annie: Das größte Learning was ich aus dem letzten Jahr ziehen konnte, ist, dass Instagram tatsächlich ein soziales Medium ist. Es geht nicht nur darum seine Bilder zu veröffentlichen, sondern sich eine kleine Community aufzubauen. Ich beantworte zum Beispiel immer noch jede einzelne Nachricht und nehme mir viel Zeit Kontakte zu pflegen. Nur dadurch schafft man langfristige Beziehungen.

Wenn man eine Katze hat die wirklich sehr speziell aussieht, klappt es sicherlich auch ohne. Meine Katzen sind aber nun mal zwei ganz normale, schwarz-weiße Katzen, die tendenziell eher in der Masse untergehen würden.

Momo von 2chaoscats

Momo (© Annie Bückner | 2chaoscats)

Dazu kommt auch, dass ich (im Gegensatz zu vielen anderen) weder besondere Fotografie-Kenntnisse, noch eine gute Kamera habe. Wir wohnen derzeit auf 36m(zwei Menschen und zwei Katzen), demnach ist die Wohnung auch sehr vollgestellt – schöne, vielfältige und gut belichtete Bilder sind da eh schwierig.

Nächsten Monat ziehen wir aber um und ich freue mich, dass Momo und Cleo endlich genug Platz haben sich richtig auszutoben. Dann entstehen sicherlich auch etwas bessere Bilder, die den Account etwas aufwerten.

Zeit für meine Follower werde ich mir dann trotzdem nehmen, denn das bringt mir am meisten Spaß. Und das ist die Hauptsache.

Anika: Das finde ich auch. Wir wünschen dir und deinen Lieben viel Gesundheit und was man sonst noch so zum Glücklichsein braucht und hoffen, dass du mit deinem Projekt noch viele Katzenhalter und solche, die es werden wollen, erreichen kannst. Die Botschaft, dass Tierschutzkatzen MINDESTENS so toll sind wie Zuchtkatzen, können wir auf jeden Fall vollumfänglich unterschreiben. 

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