Interview
Was macht eigentlich eine Tierernährungsberaterin?
Mandy ist gleichzeitig auch Tierheilpraktikerin, bei der Ernährungsberatung liegt ihr Schwerpunkt auf der Rohfütterung (BARF).
Hexe: Hallo Mandy, herzlichen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, uns einige Fragen zu deinem Beruf zu beantworten. Stellst du uns kurz deinen Beruf Tierernährungsberaterin vor?
Mandy: Hallo, natürlich nehme ich mir gerne Zeit für euch. Als Ernährungsberaterin für Hund und Katze helfe ich Haltern die Ernährung ihrer Tiere zu optimieren. Oft sind es erkrankte Tiere, beispielsweise Katzen mit Niereninsuffizienz, Allergien oder Verdauungsstörungen, die eine angepasste und optimierte Ernährung benötigen. Aber auch für gesunde Tiere und Tiere im Wachstum erstelle ich Ernährungspläne und begleite Züchter durch Trächtigkeit, Säugezeit und Ersternährung ihrer Kitten.
Mein Schwerpunkt liegt hier definitiv bei der Rohfütterung, dem BARFen, aber von Zeit zu Zeit habe ich durchaus auch Halter, die nicht roh füttern können oder wollen. Hier versuche ich die passende Lösung im Fertigfutterbereich zu finden, wobei ich hier ganz klar dazu sage, dass ich ein absoluter Gegner von Trockenfutter bin, gerade bei Katzen.
Viele Halter sind aufgrund der Hülle und Fülle (verschiedenster) Informationen zu dem Thema verunsichert, was denn nun wirklich richtig ist. Sie haben Angst, das Ganze in Angriff zu nehmen, etwas falsch zu machen und ihren Tieren dadurch zu schaden. Das kann ich absolut nachvollziehen, denn mir ging es zu Beginn nicht anders. Hier ist es mir vor allem sehr wichtig, die Unsicherheiten zu nehmen und mir für alle Fragen, die sie haben, Zeit zu nehmen und diese zu klären.
Ich erstelle für das Tier und die Erkrankung angepasste Ernährungspläne. Ich arbeite hier ganzheitlich und setze da wo es sinnvoll und oder nötig ist zusätzlich nützliche Nahrungsergänzungen, Kräuter oder Heilpilze zur ernährungsphysiologischen Unterstützung ein. Ich empfinde meine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin als sehr hilfreich, denn es hat mir neben meinem Hauptberuf als Gesundheits- und Krankenpflegerin im intensivmedizinischen Bereich nochmal viel Wissen und Hintergrund in den Bereichen Anatomie, Physiologie und Pathologie gebracht.
Hexe: Wie müssen wir uns denn „einen Tag im Leben einer Tierernährungsberaterin“ vorstellen?
Mandy: Mein Tag ist immer angepasst an meinem Hauptberuf, da ich hier im Schichtdienst arbeite. Feste “Praxiszeiten” habe ich also nicht.
Ich arbeite viel von zu Hause aus, wenn ich Ernährungs- und Behandlungspläne schreibe. Manchmal bringt es durchaus noch einige Recherche- und Nachschlagearbeit mit sich, da ich bei meinen Plänen sehr gründlich bin.
Je nach Fall prüfe ich intensiv die Nährstoffbedarfswerte und passe die Zufuhr an Krankheit und Bedarf an. Wo man bei manchen Erkrankungen einen erhöhten Bedarf an bestimmten Nährstoffen hat, muss man bei anderen Erkrankungen durchaus einen reduzierten Bedarf berücksichtigen, das beste und bekannteste Beispiel ist hier wohl noch die Phosphatreduktion in der Diät bei Niereninsuffizienz.
Wenn ich einen Hausbesuch habe, bereite ich mich vorab vor, kontrolliere meine Tasche, welche ich immer mitnehme und gehe nochmal alle Informationen durch, die ich vorab schon erhalten habe.
In der Regel erhalte ich am Tag einige Mails oder Anrufe von Kunden, die zum erhaltenen Plan oder zum Verlauf ihres Tieres noch Fragen haben oder unsicher sind. Mehrmals die Woche habe ich auch „Lernsequenzen“ für mich, egal ob ich gerade einen laufenden Kurs habe oder etwas für mich wiederhole und vertiefe.
Und leider kommt mein unbeliebtester Teil, der Büro- und Verwaltungskram, ja auch immer noch dazu.
Hexe: Wie wird man denn Tierernährungsberaterin? Kann sich jeder einfach als Tierernährungsberaterin ausgeben? Gibt es da eine anerkannte Ausbildung? Drückt man die Schulbank? Oder lernt man vielleicht wie in einem „normalen“ Ausbildungsberuf auch bei anderen Tierernährungsberatern? Macht man Praktika?
Mandy: Die Berufsbezeichnung ist leider nicht geschützt, es gibt keine anerkannte Ausbildung. Somit kann sich jeder, egal wie viel Wissen vorhanden ist, Tierernährungsberater nennen. Lediglich als Tierarzt kann man eine Zusatzausbildung in diesem Bereich belegen, die anerkannt ist. Ich selbst habe eine mehrmonatige Onlineausbildung in Form von Webinaren zur Ernährungsberatung besucht mit einer Abschlussprüfung und eine Hausarbeit abgegeben. Das Ganze fand bei Swanie Simon statt, einer Tierheilpraktikerin mit Schwerpunkt Ernährung (unter anderem). Gleichzeitig lief die Tierheilpraktikerausbildung, auch mit Praktika.
Hinzu kommen diverse Fortbildungen, Seminare und Webinare, wiederholend oder ergänzend zu meinem Kernpunkt der Ernährungsberatung (Kräuterheilkunde und Heilpilztherapie). Der Bereich ist eigentlich zum lebenslangen Lernen geeignet.
Neben meinen tierspezifischen Ausbildungen kann ich auch auf 10 Jahre Erfahrung in der Humanmedizin zurückgreifen, was mir durchaus sehr hilft, denn Hunde und Katzen sind zwar etwas anders als Menschen, in vielerlei Hinsicht läuft aber doch einiges gleich oder sehr ähnlich ab.
Hexe: Arbeiten Tierernährungsberater auch mit Tierärzten oder Angehörigen anderer tierischer Berufsgruppen, z. B. Tierheilpraktikern, zusammen? Wie ist das denn bei dir z. B.?
Mandy: Ja, wenn sich die Gelegenheit gibt und es gewünscht ist, arbeite ich durchaus mit anderen Berufsgruppen zusammen. Beispielsweise schicke ich Kunden zum Tierarzt für benötigte Diagnostik und Kontrollen, seien es Blutabnahmen oder bildgebende Diagnostik, oder überweise Kunden zu Tierphysiotherapeuten. Ich selbst bin auch Tierheilpraktikerin, aber so wie ich an Kollegen verweise, wenn es beispielsweise um Homöopathie geht, erstelle ich Ernährungspläne, wenn von anderen Tierheilpraktikern an mich verwiesen wurde.
Ich würde mich freuen, wenn ein noch viel gemeinschaftlicheres Arbeiten mit anderen Berufsgruppen möglich wäre. Leider stößt man da aber noch oft auf taube Ohren. Gerade mit Tierärzten hier ist es leider oft noch sehr schwierig, ich habe bei keiner Praxis, bei der ich mich zu Beginn vorgestellt habe, gute Erfahrungen gemacht.
Hexe: Wir futtern ja schon BARF, aber angenommen wir wären voll die Trockenfutterjunkies und unser Personal würde uns auf eine gesunde Ernährung umstellen wollen. Oder eine von uns wäre krank und müsste eine besondere Diät bekommen. Worauf sollten wir denn bei der Auswahl des Ernährungsberaters deiner Meinung nach achten?
Mandy: Wichtig sind immer der eigene Eindruck und das Bauchgefühl, das finde ich immer ganz entscheidend. Ihr solltet darauf achten, dass man einsehen kann wo derjenige seine Ausbildung gemacht hat, welchen Stundenumfang diese betragen hat und inwieweit er sich nach der Ausbildung noch Fort- und Weiterbildung widmen wird und ob sich auch mit der Tierart ausgekannt wird (manche Tierernährungsberater betreuen zum Beispiel keine Katzen und nur Hunde).
Dann ist, egal ob vor Ort oder eine Online-Beratung, eine ausführliche Anamnese unabdingbar. Ein Ernährungsberater kann keinen Plan erstellen, wenn er das Tier und die Befunde nicht kennt.
Und zu guter Letzt: Fragen ob jemand im Bekannten-/Verwandten-/Freundeskreis schon Erfahrungen mit Ernährungsberatern gemacht hat und hier auf Empfehlungen setzen.
Hexe: Angenommen wir haben jetzt einen Tierernährungsberater gefunden, der uns geeignet erscheint, wie müssen wir uns dann den weiteren Ablauf vorstellen? Jetzt bei dir z. B. wir schreiben dir eine Mail oder rufen dich an und wie geht es dann weiter?
Mandy: Es kommt bei mir darauf an, ob ihr in meiner Nähe wohnt oder nicht und ob es sich zum Beispiel um ein schwerkrankes Tier handelt. Bei gesunden Tieren reicht es in der Regel durchaus ohne direkte Sicht, bei kranken oder gar schwerkranken Tieren, wo es über die reine Ernährungsberatung hinausgeht, ist ein Hausbesuch oft sinnvoll, allerdings aufgrund fehlender lokaler Ernährungsberater nicht immer möglich.
Hierbei ist die Anamnese natürlich immer etwas schwieriger und gut ist hierbei, wenn andere Tiertherapeuten, zum Beispiel Tierärzte oder Tierheilpraktiker mit im Boot sind und somit unklare Punkte mit abklopfen können.
Bei einem Hausbesuch komme ich euch besuchen und mache die Anamnese und Untersuchung vor Ort und bespreche erste Dinge persönlich. Ich spreche hierbei immer erst eine ganze Weile mit den Haltern, damit sich die Tiere an mich gewöhnen können. Erst nachdem die Anamnese gemacht ist, untersuche ich das Tier. Da sich das aber keiner alles merken kann, was man in dieser Zeit bespricht, gibt es zum Ernährungsplan eine Auflistung aller im Gespräch erwähnten Punkte dazu. Den Plan gibt es in etwa 1 Woche später per E-Mail, wobei ich komplexe Fälle, die dringliche Hilfe benötigen, durchaus vorziehe und weniger dringliche Fälle nach hinten schiebe. Ich informiere dann immer die Halter, die etwas länger warten müssen und habe hier bisher immer das Glück gehabt, dass alle sehr verständlich reagiert haben und einfach nur froh waren, dass es nicht ihr Tier betrifft, das einen dringlichen Plan benötigt.
Je nach Fall gibt es eine Betreuungszeit im Anschluss, in der ich bei Fragen, Unsicherheiten oder Problemen erreichbar bin und auch danach bin ich natürlich nie aus der Welt.
Hexe: Und die Kosten? Macht da jeder Tierernährungsberater seine eigenen Preise oder gibt es da auch eine Gebührenordnung wie bei den Tierärzten?
Mandy: Es gibt keine Gebührenordnung, jeder Berater kann seine Preise selbst festlegen. Der durchschnittliche Preis ist sicherlich im ähnlichen Bereich, es gibt aber auch Ausreißer nach unten und nach oben. Hierbei sei zu sagen, dass teurere Berater weder viel besser noch schlechter sind als günstige. Da kommt es wieder auf das Gesamtpaket an.
Hexe: Das war’s dann auch schon mit unseren neugierigen Fragen. Wir wünschen dir und deinen Lieben auch weiterhin alles Gute und hoffen, dass du noch vielen Miezen dabei helfen kannst, mit artgerechter Ernährung gesund zu bleiben, zu werden oder zumindest ein bestmögliches Leben führen zu können.
Über Mandy Kneeland
Mandy Kneeland arbeitet seit 2017 als Tierheilpraktikerin und Ernährungsberaterin mit Schwerpunkt BARF für Hunde und Katzen. Lokal mit mobiler Praxis im Raum Darmstadt und dem Rhein-Main-Gebiet und online mit Kunden auch aus Österreich und Italien. Neben der Ernährungsberatung liegen ihre Schwerpunkte auf Heilpilzen (Mykotherapie), Kräuterheilkunde (Phytotherapie), Darmsanierung und Bachblüten.Immer unterstützt bei ihrer Arbeit wird sie daheim von ihren 3 Katzen. Ihr findet Mandy im Internet unter THP4Paws oder auch auf Facebook.
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