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Medizin
Narkose bei der Katze - welche Möglichkeiten gibt es?
Unterschieden werden grundsätzlich vier Narkosearten:
Katze – Narkose mittels Inhalationsnarkose oder Gasnarkose
Die Inhalationsnarkose ist aus der Humanmedizin bekannt und gilt als die sicherste und schonendste Narkoseform, wird aber nicht von allen Tierärzten angeboten, so dass es häufig nötig ist, die fällige Behandlung in der nächsten Tierklinik durchführen zu lassen.
Bei dieser Narkoseart wird über einen venösen Zugang (Venenkatheter) ein Kurznarkotikum gespritzt (häufig Propofol), damit die Katze intubiert werden kann. Dann wird die Narkose mit Narkosegas (meist Isofluran1 ), vermischt mit Sauerstoff) fortgeführt. Über den Tubus gelangt das Narkosegas in die Lunge und er bietet zusätzlich Schutz vor Verschlucken. Die Menge kann an den Patienten angepasst werden, so dass eine gezielte Steuerung der Narkose während der Operation möglich ist. Im Notfall kann die Narkose sofort abgebrochen und mit Sauerstoff künstlich beatmet werden. Da das Narkosemittel über die Atmung direkt wieder aus dem Körper transportiert wird, wachen die Katzen nach der OP sehr schnell wieder auf, die Verabreichung eines Gegenmittels ist nicht notwendig. Jedoch muss je nach Operation das Narkosegas um ein Schmerzmittel ergänzt werden.
Katze – Narkose mittels TIVA (Totalintravenöse Anästhesie bei der Katze)
Die totalintravenöse Narkose (kurz TIVA) ist ebenfalls sehr gut steuerbar. Hierbei wird mit kurz wirksamen Narkosemitteln gearbeitet, die in der Regel über einen Venenkatheder stetig nachgespritzt werden. So kann die Narkose im Notfall schnell abgebrochen werden und die Katzen wachen nach Ende der Operation auch schnell wieder auf. Eine Möglichkeit eine TIVA durchzuführen ist mit Propofol2, das nur intravenös verabreicht werden sollte. Empfohlen werden Infusionspumpen und Perfusoren zur intravenösen Gabe des Narkosemittels.3
Lässt sich die Katze einen Venenkatheter nicht legen, kann eine Einleitung per Injektionsnarkose notwendig sein. Die Narkose wird dann mit TIVA (oder auch Gasnarkose siehe oben) fortgeführt.
Katze – Narkose mittels Injektionsnarkose
Die Injektionsnarkose ist die billigste Narkoseart und wird immer noch sehr häufig in Tierarztpraxen eingesetzt. Hier wird das Narkosemittel direkt in die Muskulator oder Vene gespritzt, woraufhin die Katze nach fünf bis fünfzehn Minuten einschläft. Im Anschluss daran hält die Narkose etwa 30 bis 60 Minuten an, jedoch kann es Stunden dauern, bis die Katze wirklich wieder wach und fit ist. Die Katzen wirken desorientiert und sind schlecht zu Fuß, häufig kommt es zu Erbrechen.
In der Regel wird mit Ketamin4 in Kombination mit einem weiteren Wirkstoff gearbeitet, wie etwa Xylazin5, Dormitor6 oder Midazolam7. Letzteres kann auch in Kombination mit einem Opiat zur Narkoseeinleitung genutzt werden, wenn Ketamin vermieden werden soll.
Injektionsnarkosen sind nur schlecht steuerbar und müssen von Leber und Niere verstoffwechselt werden. Zur Aufhebung der Narkose kann ein Gegenmittel gespritzt werden, jedoch ist Ketamin nicht antagonisierbar, d. h. die Wirkung von Ketamin kann nicht durch ein Gegenmittel aufgehoben werden. Dazu kommt, dass es vornehmlich über die Nieren ausgeschieden wird, was insbesondere bei Katzen mit Niereninsuffizienz eine Gefahr darstellt. Alles in allem ist die Injektionsnarkose damit weniger schonend und auch risikobehafteter als die vorgenannten Narkosearten, jedoch natürlich günstiger. Bei sehr kurzen Eingriffen (z. B. Katerkastration) kann eine Injektionsnarkose ausreichend sein, da auch eine TIVA oder Inhalationsnarkose eingeleitet werden müsste.
Katze – Narkose mittels Kurznarkose / Sedierung
Bei Katzen, die sich gegen das Legen eines venösen Zugangs, bei der Erstellung von Röntgenaufnahmen, Blutabnahme und anderen Behandlungen sträuben, kann es notwendig sein, die Tiere vorübergehend zu sedieren.
Eine solche Kurznarkose wirkt sehr schnell und kann, je nach Mittel und Gegebenheit, durch ein Gegenmittel schnell wieder beendet werden. Die Wirkung tritt innerhalb von Sekunden oder Minuten ein, die Wirkung des Gegenmittels setzt ebenfalls rasch ein. Als Mittel zur Kurznarkose ist zum Beispiel Tiletamin/Zolazepam8 möglich.
Katze – Grundsätzliches zur Narkose
Das Legen eines Tubus und eines Venenkatheters sind, außer bei wirklich kleinen Eingriffen, in der Regel empfehlenswert. Der Tierarzt bzw. die Tierärztin sollte nie allein operieren, wie es leider noch häufig der Fall ist, da sonst lebensnotwendige Maßnahmen im Notfall kaum bis nicht durchführbar sind. Natürlich sollte steril gearbeitet werden. Die Katze sollte warm gehalten werden. Infusionen können sinnvoll sein. Im Idealfall ist die Katze bereits wieder fit, wenn sie vom Tierarzt abgeholt wird. Je nach Fall kann es jedoch auch sinnvoll sein, dass die Katze in ihrer vertrauten Umgebung aufwacht. Hier gilt es Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen.
Weiterführende Informationen
Anästhesie und Analgesie bei beim Klein- und Heimtier sowie bei Vögeln
Electroencephalographic studies in dogs and cats
Narkose bei Haustieren
(Bild: (c) swaehnie / pixelio.de )
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- https://www.vetpharm.uzh.ch/wir/00002667/5467__F.htm [↩]
- https://www.vetpharm.uzh.ch/wir/00000207/8548__F.htm [↩]
- https://books.google.de/books?id=-jkjeAh2wHYC&pg=PA623&lpg=PA623&dq=Tiva+an%C3%A4sthesie+katze&source=bl&ots=s06v4AmpiH&sig=I9mv8IanqwBuESHWwpEyIYSC9OU&hl=de&sa=X&ei=YeZ6T-X-Bceo4gTC3-GHBA&ved=0CCcQ6AEwAA#v=onepage&q=Tiva%20an%C3%A4sthesie%20katze&f=false [↩]
- https://www.vetpharm.uzh.ch/wir/00007949/9517__F.htm [↩]
- https://www.vetpharm.uzh.ch/wir/00000736/1617__F.htm [↩]
- https://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?tak/05000000/00050590.01?inhalt_c.htm [↩]
- https://www.vetpharm.uzh.ch/wir/00005946/7708__F.htm [↩]
- https://www.mueller-heinsberg.de/html/tiletamin_-_zolazepam.htm [↩]