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Katzen und Schwangerschaft ist so ein Thema, bei dem viel Unsicherheit herrscht und viele Informationen verbreitet werden (leider teilweise auch von Frauenärzten), bei denen es einem doch oft ein wenig die Nackenhaare aufstellt und die leider immer noch oft dazu führen, dass die Tiere abgegeben oder gar ausgesetzt werden. Roh ernährte Katzen sind in dem Zusammenhang noch einmal eine Stufe höher auf der Panikskala. Schließlich ist auch rohes Fleisch in der Schwangerschaft zu meiden. Nun, was ist dran an den ganzen Aussagen? Nur Panikmache oder doch große Gefahr?

Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Wir beschäftigen uns hier nun einmal speziell mit dem Katzen barfen in der Schwangerschaft, welche Gefahren bestehen und wie ihr das Risiko so gering wie möglich halten könnt.

Katzenfutter in der Schwangerschaft selber machen – welche Gefahren bestehen?

Im Zusammenhang mit rohem Fleisch und Schwangerschaft stößt man in der Regel auf drei Begriffe. In Bezug auf Katzen sind das natürlich Toxoplasmose, aber auch Listeriose und Salmonellen.

Toxoplasmose

Toxoplasmose ist eine Zoonose, die durch den Parasiten Toxoplasma gondii verursacht wird. Katzen stellen den Hauptwirt für diesen Erreger dar. Die Infektionskrankheit ist im Normalfall für den Menschen ungefährlich, kann jedoch für das Ungeborene zur Gefahr werden, wenn sie in der Schwangerschaft zum ersten Mal auftritt. Hat die werdende Mutter bereits vor der Schwangerschaft eine Toxoplasmose-Infektion durchgemacht (oft symptomlos) sind Antikörper vorhanden, die vor einer Neuansteckung während der Schwangerschaft schützen.

Es wird angenommen, dass ca. die Hälfte der Bevölkerung bereits immun gegenüber Toxoplasmen ist und dass in Deutschland etwa 0,2 Prozent der Frauen während der Schwangerschaft an Toxoplasmose erkranken. Aufschluss über eine bestehende Immunität gibt ein Test beim Frauenarzt. Kommt es zu einer Infektion in der Schwangerschaft im ersten Schwangerschaftsdrittel kommt es in 70 % der Fälle zu einer Fehlgeburt, im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel kann es bei einer Toxoplasmoseinfektion zu erheblichen Beeinträchtigungen beim Kind kommen (z. B. kognitive Einschränkungen, Epilepsie, geistige Behinderungen).

Listeriose

Bei der Listeriose handelt es sich ebenfalls um eine Infektionskrankheit, die durch kleine, stäbchenförmige Bakterien der Gattung Listeria verursacht wird. Der wichtigste Erreger ist Listeria monocytogenes. In der Tierwelt sind vor allem Wiederkäuer (Rind, Schaf, Ziege) betroffen, auch Katzen können grundsätzlich an Listeriose erkranken, das ist allerdings sehr selten. Die Ansteckung erfolgt oral oder als Schmierinfektion, bei Wiederkäuern vor allem durch unzureichend vergorene oder erdreichverschmutzte Silage und verdorbenes Heu. Eine Übertragung von Tier zu Tier oder von Tier zu Mensch findet praktisch nicht statt.

In Lebensmittel gelangen die Listerien meist sekundär, z. B. bei der Verarbeitung (Melken, Schlachten) oder bei unhygienischem Verhalten im Haushalt. Beim Menschen kommt es grundsätzlich sehr selten zu einer Infektion und wenn verläuft diese meist symptomlos. Allerdings ist bei Schwangeren durch die geringere Immunabwehr das Risiko höher und die Infektion kann über die Plazenta auf das ungeborene Kind übergehen. Die Folge ist meist eine Fehlgeburt/Totgeburt. Infizierte Neugeborene sterben häufig bald nach der Geburt oder tragen schwere Schäden davon.

Salmonellen

Salmonellen stellen direkt für das Ungeborene keine Gefahr dar, jedoch ist auch hier bei Schwangeren die Gefahr höher, dass es zu einer Infektion kommt. Die folgenden Maßnahmen schützen im Endeffekt auch vor Salmonellen.

Katzenfutter in der Schwangerschaft selber machen – Vorsichtsmaßnahmen

Toxoplasmose und Listeriose sind Gefahren, die ihr durchaus ernstnehmen solltet, auch wenn das Risiko einer Infektion in der Schwangerschaft recht gering ist. Über die üblichen Ernährungs- und Verzichtsempfehlungen sollte euer Frauenarzt eingehend mit euch gesprochen haben.

Beim Umgang mit rohem Fleisch, der sich beim Katzen barfen ja kaum vermeiden lässt, könnt ihr durch einige Vorsichtsmaßnahmen das Risiko einer Infektion beträchtlich senken. Diese Hygienemaßnahmen sind grundsätzlich zu empfehlen, wenn man mit rohem Fleisch arbeitet, also auch bei der Zubereitung für euch. Vieles sind ohnehin Selbstverständlichkeiten, die zu den üblichen Hygienemaßnahmen gehören.

– Rohes Fleisch bzw. fertige Tagesportionen immer getrennt von anderen Lebensmitteln lagern (am besten in geschlossenen Behältern)
– Einmal-Plastikhandschuhe bei der Zubereitung verwenden oder dem Mann (bzw. einem anderen freundlichen Helfer) den direkten Umgang mit dem B.A.R.F. überlassen. Wer vermeiden will, dass er sich mit den Handschuhen während der B.A.R.F.-Zubereitung versehentlich an den Mund fasst, kann noch zusätzlich einen Mundschutz tragen
– Eigene Brettchen, Messer und Schüsseln für die Rohfutterzubereitung verwenden oder diese nach dem Gebrauch mit heißem Wasser und Spülmittel oder in der Spülmaschine gründlich reinigen, bevor Nahrung für den Eigengebrauch darin/darauf zubereitet wird. Gleiches gilt für Oberflächen und den Fleischwolf (sofern vorhanden)
– Hände vor und nach der Zubereitung gründlich mit Wasser und Seife reinigen und sorgfältig abtrocken. Auch Handschuhe sollten möglichst steril sein
– Blut und andere Lebensmittelrückstände mit Einmal-Küchenpapier (Zewa und Co.) aufwischen und nicht mit dem Spüllappen. Werden Lappen und Handtücher/Geschirrtücher verwendet, wandern diese nach der Arbeit in die Waschmaschine (bei min. 60 ° C).
– Spülbürsten regelmäßig reinigen und ggf. eigene Bürsten für die Reinigung der B.A.R.F.-Utensilien verwenden
– Für die Reinigung der Fußböden werden andere Lappen verwendet, als für die Arbeitsflächen (bzw. erst die Fläche reinigen, dann den Boden und dann ab damit in die Wäsche)
– Abfallbehälter werden regelmäßig geleert, die Hände nach dem Berühren von Abfall gründlich mit Wasser und Seife gereinigt. Abfallbehälter am besten einmal pro Woche mit heißem Wasser ausspülen
– Toxoplasmen werden vorwiegend über Schweine- und Schaffleisch (teilweise auch Ziege) übertragen. Ersteres meiden wir beim Katzen barfen ohnehin und auch Schaf und Ziege kann man während der paar Monate sicherheitshalber vom Speiseplan streichen. Beides sind Wiederkäuer, wären also auch in Bezug auf Listeriose ein Thema.
– Bei Katzen, die mit rohem Fleisch ernährt werden (Freigänger und gebarfte Wohnungskatzen), ist das Risiko einer Toxoplasmoseinfektion grundsätzlich höher als bei mit Fertigfutter ernährten Wohnungskatzen. Umso wichtiger, dass ihr bei negativem Toxoplasmose-Test die Reinigung der Katzentoilette dem Mann überlasst (macht man ja meist ganz gerne ;-) ) oder mit Gummihandschuhen arbeitet. Auch das Katzen füttern und die Reinigung der Näpfe kann man anderen Mitgliedern des Haushalts überlassen oder auch hier mit Handschuhen arbeiten.

Es gibt diverse Möglichkeiten, sich mit Toxoplasmose bzw. Listeriose zu infizieren und die betreffen ganz sicher nicht nur barfende Katzenhalter. Daher schließen die genannten Maßnahmen natürlich auch das Ansteckungsrisiko nicht aus, können jedoch das Risiko während der Schwangerschaft reduzieren. Grundsätzlich ist auch die zeitweise Umstellung auf hochwertiges Fertigfutter denkbar, auch wenn es hier im Einzelfall abzuwägen gilt, inwiefern das sinnvoll und durchführbar ist, z. B. bei Katzen mit Futtermittelallergien, chronisch kranken Katzen oder solchen, die man über Monate ganz langsam endlich auf Rohes umgestellt hat. Einen Anlass dazu, dass Katzen barfen in der Schwangerschaft generell zu verteufeln, gibt es in meinen Augen nicht.

Wie viel Sicherheit man braucht, ist jedoch sicherlich individuell und kommt je nach Fall bestimmt auch auf die Vorgeschichte an. Die eine befolgt sämtliche Ernährungsempfehlungen etc. ganz penibel, die andere sieht das Ganze ein wenig lockerer und verdreht bei so manchen Ratschlägen die Augen. Beides ist in Ordnung. Grundsätzlich endet die Verantwortung für die Lebewesen, mit denen man sein Leben teilt, allerdings nicht einfach, wenn ein neues Leben entsteht, für das es Verantwortung zu übernehmen gilt. Etwas, das man sich beim Thema „Katze und Baby“ vielleicht generell vor Augen halten sollte, im besten Fall bevor die Tiere einziehen. Im Zweifelsfall lohnt es sich immer, eine zweite Meinung einzuholen, z. B. beim Tierarzt eures Vertrauens, wenn ihr euch unsicher seid.