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Es gibt relativ viele B.A.R.F.-Varianten und davon wiederum Unter- und Unteruntervarianten. Einige davon möchte ich euch hier im Laufe der Zeit vorstellen.
Wir beginnen heute mit dem aus dem englischsprachigen Raum stammenden, aber mittlerweile auch bei uns recht bekannten Frankenprey, auch bekannt als Prey Model Raw (PMR) oder Raw Meaty Bones (RMB). 

Frankenprey

© PDPhotos / pixabay.com

Die Bezeichnung Frankenprey oder auch Franken-Prey leitet sich von Frankensteins Monster ab und steht dafür, dass im Endeffekt aus den Einzelteilen verschiedener Tiere ein ausgewogenes Beutetier zusammengebaut werden soll. Wir haben also zum Beispiel Muskelfleisch vom Rind, mit Putenhälsen, Lammherz und Hühnerleber anstelle einer ganzen Maus etc., wie beim „richtigen“ Prey-Model (Whole Prey).

Das Verhältnis der einzelnen Bestandteile wird soweit möglich der Natur nachempfunden, wofür sich die 80/10/5/5-Regel eingebürgert hat. Diese beinhaltet, dass das Futter grundsätzlich aus 80 % Muskelfleisch (auch Herz, Magen, Fett, Haut, Sehnen und Bindegewebe), 10 % Knochen, 5 % Leber und 5 % anderem Organ (z. B. Niere, Milz) bestehen soll.

Futterzusammenstellung beim Frankenprey

Neben diesen Prozentsätzen wird beim Frankenprey eher weniger gerechnet. Stattdessen wird mit Futterplänen gearbeitet, die sicherstellen sollen, dass in einem bestimmten Zeitraum alle notwendigen Bestandteile im Futter landen. Meist handelt es sich dabei um Wochenpläne. In dieser Zeit müssen nicht immer alle Bestandteile jeden Tag im perfekten Verhältnis im Futter sein, sondern es können sich auch reine Fleischportionen mit Mahlzeiten abwechseln, die auch Knochen und Organe enthalten.

Bei den Knochen gilt, wie bei allen anderen B.A.R.F.-Varianten auch, am besten keine reinen Knochen füttern, sondern a) immer fleischige und b) immer in Kombination mit Muskelfleisch. Ideal sind mindestens zwei Drittel reines Fleisch auf ein Drittel fleischige Knochen.

Grundrezept nach Frankenprey

100 g Fleisch (Muskelfleisch, Herz, Magen, Fett, Haut, Sehnen, Bindegewebe)
12,5 g fleischige Knochen
6 g Leber
6 g anderes Organ (z. B. Niere)

ca. 125 g Futter (Tagesportion 4kg-Katze)

(errechnet mit dem Frankenprey-Rechner von catcentric.org)

Wie so Frankenprey-Mahlzeiten im Original aussehen, könnt ihr euch z. B. bei MyMeowz ansehen. Einen beispielhaften Futterplan findet ihr bei Catcentric.org. Ganz interessant ist, dass auch Heimchen gefüttert werden. Schweinefleisch würde ich jetzt persönlich roh nicht füttern. Eine Unze (oz) entspricht 28,35 Gramm, umrechnen könnt ihr den Plan bei Bedarf einfach hier.

Ausgewogenheit, Ausgewogenheit, Ausgewogenheit

Auch beim Frankenprey ist Ausgewogenheit zwischen unterschiedlichen tierischen Proteinquellen besonders wichtig. Als grober Anhaltspunkt gilt ein Verhältnis von 50/50 zwischen rotem und weißem Fleisch und dabei wiederum eine gute Mischung aus den verschiedenen Fleischquellen und Tierbestandteilen. Bei Geflügel wären das zum Beispiel Huhn, Pute, Gans, Ente usw. und davon dann wieder Schenkel, Brust, Flügel, Fleisch vom Rücken, fettes und weniger fettes Fleisch usw.

Besonderheiten

Kaum Supplemente

Beim Frankenprey vertraut man auf Ausgewogenheit und die im Fleisch, den Innereien und Knochen enthaltenen Vitamine, Mineralstoffe usw.. Man verwendet größtenteils keine Pülverchen und andere Zusätze. Eine Ausnahme bildet Taurin, wobei darauf auch teilweise verzichtet wird. Wer beim PMR kein synthetisches Taurin geben möchte, sollte darauf achten, dass genügend frisches taurinreiches Fleisch enthalten ist, das können z. B. dunkles Putenfleisch oder Herzen sein. Mäuse und Co. dürfen natürlich auch beim Frankenprey zusätzlich gefüttert werden. Wer auf der sicheren Seite bleiben will, ergänzt hochwertiges Taurinpulver.

Daneben wird in der Regel die Zugabe von Omega-3-Fettsäuren empfohlen, da die meisten Tiere (vor allem Rind und Geflügel), von denen unser Fleisch stammt, nicht mehr normal mit Gras etc. auf der Weide ernährt werden, sondern eher eine getreide- und/oder sojalastige Ernährung genießen. Damit kommt es zu einem Ungleichgewicht im Verhältnis zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren. Omega-3-Fettsäuren bringt ihr zum Beispiel über Lachsöl ins Futter.

Vorteile

Geistige und körperliche Auslastung

Beim Prey Model Raw wird das Fleisch in Beutetiergröße gereicht. Das bedeutet, wir haben richtig große Brocken, mit denen Katze auch gut zu tun hat. Damit wird das Füttern gleichzeitig zur Beschäftigung und sorgt für geistige und körperliche Auslastung.

Effektive Zahnreinigung

Daneben ist das Zerlegen von Fleisch und Knochen gut für die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch und reinigt die Beißerchen weit mehr als das gewolftes Fleisch oder gar Dosenfutter tun könnte.

Förderlich für die Verdauung

Dazu kommt, dass das Zerlegen von Fleisch förderlich für die Verdauung ist, da das Fleisch langsamer verzehrt wird. Gerade bei Katzen, die gerne schlingen, kann man so das Futtern ein wenig verlangsamen.

Geringere Vorbereitungszeit/weniger Zubehör

Bei dieser B.A.R.F.-Variante sind weniger Vorbereitungszeit und weniger Zubehör nötig, als beispielsweise bei gewolftem Fleisch. Supplemente (darunter auch künstliche) fallen größtenteils weg. Dafür muss ein genauer Futterplan erstellt werden.

Mögliche Nachteile

Mangelerscheinungen?

Sieht man sich das Grundrezept oder den Futterplan oben so an, kommen sicherlich bei manchem Zweifel auf, ob auch wirklich alles Notwendige im Futter enthalten ist. Schließlich enthält ein Beutetier doch noch ein bisschen mehr, Blut zum Beispiel, man muss ja davon ausgehen, dass das Fleisch zum einen ausgeblutet ist und zum anderen vielleicht schon länger lagert. Dass es grundsätzlich so funktionieren kann, zeigen die zahlreichen Beispiele im englischsprachigen Raum.

Eine Zugabe von Blut und vielleicht hin und wieder mal Fisch sind aber auf jeden Fall sicherlich eine Überlegung wert. Manche Katzen benötigen einen gewissen Ballaststoffanteil im Futter, damit die Verdauung funktioniert.

Einarbeitungszeit

Die Einarbeitungszeit bleibt im Endeffekt gleich. Nur wer weiß, wie die Ernährung der Katze und die einzelnen verfütterten Bestandteile grundsätzlich zusammengesetzt sind, kann die Mahlzeiten sinnvoll zusammenstellen und über kurz oder lang seinen eigenen Futterplan entwickeln.

„Sauerei“

„Umso größer die Brocken, umso weniger kann man die im Napf futtern, Miezprinzip!“ (Emma)

Entsprechend wird das Futter durch die Wohnung getragen und zum Beispiel auf dem Teppich verzehrt. Reines Fleisch, das zufällig unter dem Sofa o. ä. vergessen wird, trocknet meist einfach ein, anders sieht es bei ganzen Beutetieren aus, die man vielleicht zur Ergänzung gibt.

Für Spezialfälle nur bedingt geeignet

Bei Katzen mit Erkrankungen, z. B. Nierenpatienten, müssen die Mahlzeiten entsprechend angepasst werden, zum Beispiel was den Knochenanteil angeht.

Fazit: Grundsätzlich unterscheidet sich Frankenprey gar nicht so sehr vom Katzen barfen mit Kalkulator oder nach anderen Modellen. Der größte Unterschied sind die Aufstellung eines Wochenplans und der Verzicht auf Supplemente. Ist wohl eher etwas für die „Pi-mal-Daumen-B.A.R.F.-Fraktion“. ;-) Theoretisch kann PMR auch mit anderen B.A.R.F.-Varianten kombiniert werden oder ihr wechselt zwischen einzelnen Varianten ab.

Zum Weiterlesen:

Hinweis: Das ist keine Empfehlung nach dieser (oder irgendeiner anderen B.A.R.F.-Variante, die hier noch vorgestellt wird), zu füttern, sondern lediglich eine Vorstellung der verschiedenen Möglichkeiten. Wenn ihr diese Variante interessant findet, informiert euch weiter darüber, blickt über den Tellerrand und seht einfach mal, ob das etwas für euch und eure Miezen sein könnte. Nur, was man kennt, kann man auch befürworten oder ablehnen. Der Artikel behandelt, das „Original-Frankenprey“, wie es im englischsprachigen Raum vorrangig praktiziert wird. Im deutschsprachigen Raum setzt man mittlerweile vermehrt auf „gepimptes“ Frankenprey. Informationen dazu sowie einen kostenlosen Rechner findet ihr auf der Frankenprey-Seite von Kristina.

Wir persönlich würden bei der Katze aufgrund ihres besonderes Stoffwechsels nicht nach einem Wochenplan arbeiten, sondern darauf achten, dass die Tagesportionen in sich möglichst ausgewogen sind. Das schließt die Zusammenstellung nach dem Frankenprey-Prinzip nicht aus.