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Ganzheitlich arbeitende Tierärzte, Tierheilpraktiker und Katzenhalter berichten beim Einsatz von Colostrum bei Katzen immer wieder von positiven Ergebnissen.  Die Verwendung wird bei einer Vielzahl von Beschwerden und Erkrankungen empfohlen. Doch was ist Kolostrum eigentlich? Bei welchen gesundheitlichen Problemen kann es eingesetzt werden und kann die Gabe vielleicht sogar schädlich sein?

Mit diesen und anderen Fragen beschäftigen wir uns in diesem Artikel.

Colostrum in Kapseln

© Kristina / stock.adobe.com

Was ist Colostrum eigentlich?

Unter Colostrum versteht man die Flüssigkeit, die von Säugetieren in den ersten ein, zwei Tagen nach der Geburt produziert wird. Diese Flüssigkeit enthält neben Proteinen, Kohlenhydraten, Fetten, Vitaminen und Mineralstoffen auch eine Vielzahl an Antikörpern gegen diverse Krankheitserreger sowie Wachstumsfaktoren, die junge Tiere und Menschen in den ersten Tagen nach der Geburt über den Darm aufnehmen können. Diese Fähigkeit geht nach dieser Zeit verloren. Nichtsdestotrotz scheint Kolostrum bei Katzen durch seine wertvollen Bestandteile auch zu einem späteren Zeitpunkt noch eine positive Wirkung zu haben.

Besonders erwähnenswert sind unter den Inhaltsstoffen die Immunglobuline, antimikrobielle Peptide wie Lactoferrin und die Lactoperoxidase sowie andere bioaktive Moleküle, wie die Wachstumsfaktoren IGF-1 und IGF-2, der epidermale Wachstumsfaktor (EGF), die transformierenden Wachstumsfaktoren A und B (TGF A und B), das Wachstumshormon (GH), der Fibroblasten-Wachstumsfaktor (FGF) und der Blutplättchen-Wachstumsfaktor (PDGH).

Was ist Lactoferrin?

Lactoferrin ist ein Protein, das in Säugetieren vorkommt und sowohl antivirale als auch antimikrobielle Eigenschaften besitzt. Zudem fördert es das Wachstum von Lymphozyten, beeinflusst die Zellteilung und stimuliert das Zellwachstum.

Lactoferrin ist in vielen Körperflüssigkeiten wie Speichel, Tränen, Nasen- und Bronchialsekret enthalten und kommt auch in den weißen Blutkörperchen vor. Und es ist in hohem Maße in Colostrum zu finden. Insbesondere zu Lactoferrin gibt es beim Menschen viele erfolgsversprechende Studien und es wird zum Beispiel in Babynahrung oder auch in Produkten für Sportler eingesetzt.

Welche positiven Wirkungen werden Colostrum bei Katzen nachgesagt?

Colostrum wird aufgrund positiver Berichte als mögliche alternative Therapie bei verschiedenen Erkrankungen der Katze empfohlen. Zudem soll es Stimmung und Wohlbefinden verbessern und den Alterungsprozess verlangsamen können.

Colostrum für Katzen mit Messlöffel

Colostrum wird einfach ins Futter der Katze gegeben.

Hinsichtlich der Verwendung bei Erkrankungen werden in der Literatur u. a. folgende mögliche Einsatzgebiete genannt.

Haut und Fell

Colostrum soll äußerlich angewendet die Heilung von Insektenstichen, Wunden, Abszessen, Zysten, Warzen und Operationswunden beschleunigen und außerdem das Fellkleid verbessern.

Magen-Darm-Trakt

Colostrum zeigte bei Katzen positive Auswirkungen auf den Verdauungstrakt und wird als alternative Therapieoption bei Katzen mit IBD erwogen, wenn andere Behandlungsmöglichkeiten nicht anschlagen. Hier konnten positive Effekte bei Symptomen wie Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung beobachtet werden. Man vermutet, dass die Wachstumsfaktoren im Colostrum positive Auswirkungen auf die Darmschleimhaut besitzen und dass durch die im Colostrum enthaltenen Immunglobuline, Lactoferrin und andere Stoffe ein Schutz gegen Giftstoffe und krankmachende Keime bereitgestellt wird.

Kolostrum soll bei Katzen außerdem in Fällen von Colitis und Futterunverträglichkeiten hilfreich sein. Zudem verbessert es möglicherweise die Aufnahme von Nährstoffen und besitzt präbiotische Wirkung. Durch die enthaltenen Nukleotide ist außerdem nicht nur ein positiver Effekt auf den Verdauungstrakt an sich, sondern auch auf die Leber möglich.

Immunsystem / Bekämpfung von Krankheitserregern

Bei Katzen und anderen Tieren soll Kolostrum zudem die Widerstandsfähigkeit erhöhen und gegen Bakterien, Viren und Pilze wirksam sein. In Kulturen wurde zum Beispiel eine antivirale Aktivität von Lactoferrin bei Katzenschnupfen (sowohl Herpes- als auch Caliciviren) nachgewiesen.123

Ob Colostrum das Immunsystem wirklich stärken kann oder nur direkt Krankheitserreger bekämpft, ist unklar. Katzenkinder, die mit der Flasche aufgezogen werden müssen und kein mütterliches Colostrum erhalten haben, können von der Gabe von Colostrum ebenfalls profitieren.

Maulhöhle

Bei Katzen wurde nach der Gabe von Colostrum eine positive Wirkung bei Zahnfleischentzündung (Gingivitis) festgestellt. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Lactoferrin bei Katzen mit Entzündung der Mundschleimhaut (Stomatitis) als Begleiterscheinung einer FIV-Infektion zu einer Besserung beitragen kann. Man nimmt an, dass dies daran liegt, dass Lactoferrin zum einen das Bakterienwachstum mindert und zum anderen das Immunsystem über die Gaumenmandeln stimuliert.

Bewegungsapparat

Kolostrum kann bei Katzen unterstützend bei altersbedingten Problemen des Bewegungsapparats eingesetzt werden und besitzt möglicherweise positive Effekte bei infektiöser Osteoarthritis, rheumathoider Arthritis und anderen Autoimmunkrankheiten.

Nervensystem

Die Wachstumsfaktoren in Colostrum sollen das Zell- und Gewebewachstum fördern, indem sie die DNA- und RNA-Bildung stimulieren und auch bei der Reparatur und dem Ersatz von Zellstrukturen helfen. So wäre der Einsatz von Kolostrum auch bei Katzen mit Schäden am Nervensystem denkbar.

Wirkt Colostrum denn bei Katzen auch?

Wer bis hierhin aufmerksam gelesen hat, hat sicherlich festgestellt, dass ich in der Auflistung sehr häufig Wörter wie „soll“ und „möglicherweise“ verwendet habe. Das Problem bei Colostrum ist, dass es zwar seit vielen, vielen Jahren bei verschiedenen Erkrankungen bei Katzen eingesetzt wird und Besitzer auch häufig von Erfolgen berichten, es aber nur wenige kontrollierte Studien gibt. Zudem sind die Studienergebnisse widersprüchlich, was die jeweilige Wirkung angeht.

Teilweise wird zudem bezweifelt, dass Colostrum von anderen Tierarten (meist Rind in kommerziellen Produkten) bei Katzen wirklich von Nutzen sein kann, da sich Erregerarten und/oder Serotypen, also Unterarten von Viren und Bakterien, zwischen Tierarten unterscheiden. Allerdings besitzen die meisten Inhaltsstoffe im Colostrum die Fähigkeit zur Kreuzreaktion bei anderen Arten, also im Endeffekt auch bei Katzen.

Dazu kommt, dass die Tiere meist nur begleitend mit Colostrum behandelt werden/wurden. Das macht es schwierig, zu beurteilen, ob die erzielte Wirkung wirklich dem Kolostrum zuzuschreiben ist.

Was es gibt, sind recht umfangreiche Laboruntersuchungen zu den möglichen Vorteilen von Colostrum und Lactoferrin zur Behandlung und Vorbeugung von Infektionen und entzündlichen Darmerkrankungen beim Menschen.

In Kürze: Es gibt Hinweise auf eine positive Wirkung, aber die Wirkung konnte bei der Katze bisher nicht eindeutig bewiesen werden.

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Unser Praxistest

cdVet Felitatz ImmunkraftZur Behandlung von Katzenschnupfen setzten wir begleitend zur allgemeinen tierärztlichen Behandlung auch schon Colostrum ergänzend als Nahrungsergänzung ein, da dies (bzw. das enthaltene Lactoferrin) auch bei Herpes- und Caliciviren hilfreich sein kann.

Als Produkt hatte ich mich hier für das cdVet FeliTATZ® ImmunKraft entschieden. Ein Pulver, das zu 100% aus gefriergetrocknetem Rindercolostrum besteht. Bestellt hatte ich das Produkt in der Shop-Apotheke*, die Kaufabwicklung verlief absolut problemlos.

Das cdVet FeliTATZ® ImmunKraft* kann mit dem beiliegenden Messlöffel einfach unter das Futter gemischt werden und wurde hervorragend akzeptiert und vertragen. Für die Menschennase ist der Geruch ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Zur erhofften Wirkung: Der Gesundheitszustand der Katzen besserte sich. Allerdings ist es schwierig zu beurteilen, ob und in welchem Ausmaß das Colostrum seinen Anteil daran hatte, da die Katzen natürlich parallel auch tierärztlich behandelt wurden.

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Kann die Gabe von Kolostrum meiner Katze schaden?

Die verfügbaren Daten und die Berichte von Haltern, die Colostrum bei Katzen eingesetzt haben, weisen darauf hin, dass sowohl Colostrum als auch Lactoferrin für Katzen im Allgemeinen sicher und gut verträglich sind und keine nennenswerten Nebenwirkungen zu erwarten sind. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Gabe von Kolostrum schädlich ist. Allerdings kann es theoretisch zu Unverträglichkeitsreaktionen gegenüber Milcheiweiß und Milchzucker kommen.

Es spricht daher erst einmal nichts dagegen, Colostrum bei den eigenen Tieren zu verwenden. Jedoch ist es – auch wenn das Produkt nicht verschreibungspflichtig ist – immer gerade bei kranken Katzen zu empfehlen, die Gabe im Vorfeld mit dem behandelnden Tierarzt und/oder Tierheilpraktiker abzusprechen.

Was sollte man beim Kauf von Colostrum für Katzen beachten?

Bei im Handel erhältlichem Colostrum handelt es sich meist um Rinderkolostrum, da bei Kühen relativ hohe Überschussmengen erzielt werden. So steht auch für das Kalb noch ausreichend Erstmilch oder Biestmilch zur Verfügung. Man kann aber auch Ziegencolostrum für die Katze problemlos online erwerben.

Colostrum wird für Katzen einfach unter das Futter gemischt

Bei der Wahl des Produkts solltest du auf gute Qualität achten.

Grundsätzlich gibt es bei Colostrum deutliche Qualitätsunterschiede. Diese sind unter anderem abhängig davon wie die Tiere gemolken werden, wie sie ernährt werden, wie sie leben und welche Medikamente zum Einsatz kommen.

Im Idealfall stammt das Colostrum für die Katzen von Kühen aus Weidefütterung. Zudem sollte es eine Quelle sein, die auf den Einsatz von Hormonen, Pestiziden und soweit möglich Medikamenten (Antibiotika) verzichtet. Denn diese reichern sich möglicherweise im Kolostrum an.

Auch das Trocknungsverfahren spielt bei der Qualität des Produkts eine Rolle. Die Trocknung sollte im Kaltherstellungsverfahren (Gefriertrocknung) erfolgt sein, damit die Inhaltsstoffe im höchstmöglichen Maß erhalten bleiben.

* bezahlte Links

  1. McCann, KB, et al. “The effect of bovine lactoferrin on the ability of feline calicivirus to infect cell culture”. Journal of Applied Microbiology, 2003; 95(5): 1026 -1033. []
  2. Tanaka T, et al. “Antiviral activity of lactoferrin against canine herpesvirus”. Antiviral Research, 2003; 60(3): 193-199. []
  3. Satyara E, et al. “Supplementation of diets with bovine colostrum influences immune function in dogs”. British Journal of Nutrition, 2003; 110:2216-2221. []