Lynx pardinus
Iberischer Luchs / Pardelluchs
Der Iberische Luchs oder auch Pardelluchs (Lynx pardinus) ist ein enger Verwandter des europäischen Luchses und zählt zu den am stärksten bedrohten Tierarten der Welt. Lange Zeit wurden die schönen Katzen als Unterart des Eurasischen Luchses angesehen, werden jedoch heute als eigene Art betrachtet. Der Pardelluchs ist nur in Spanien und Portugal heimisch.
Iberischer Luchs – Verbreitung und Lebensraum
Der Pardelluchs war ursprünglich wohl über das gesamte Gebiets Spaniens und Portugals verbreitet. Manche ältere Quellen gehen auch von Vorkommen auf Sardinien, in Griechenland, in Westasien und in den Karpaten aus, diese Angaben sind jedoch fraglich. Die beiden größten Vorkommen (insgesamt etwa 200 bis 250 Katzen) befinden sich heute in Andalusien im Nationalpark Coto de Doñana und in der Sierra de Andújar in der Provinz Jaén. Im Oktober 2007 wurde außerdem ein kleines Vorkommen mit 15 Tieren in Kastilien-La Mancha bestätigt.
In Portugal schätzte man die Bestände 1995 noch auf 40 bis 50 Luchse, 2005 ging man bereits davon aus, dass die Tiere in freier Wildbahn fast ausgestorben waren. Seit 1999 gibt es eine Aufzuchtstation im Schutzgebiet Serra de Malcata in Portugal. Dort hofft man ab 2019 Iberische Luchse auswildern zu können.
Der Pardelluchs ist anders als sein nordeuropäischer Vetter kein typischer Waldbewohner, sondern zieht als Lebensraum eine abwechslungsreiche Landschaft mit offenem Gelände und lichten Waldflächen vor. Dazu gehören zum Beispiel Pinienhaine mit dichtem Unterwuchs. Dennoch leben viele Pardelluchse – begründet durch die starke Verfolgung – heute in Höhenlagen. Die Reviere sind kleiner als beim Eurasischen Luchs (durchschnittlich 300 Hektar), wobei die Reviergröße abhängig von der Beutetierdichte und der Anzahl der Fortpflanzungsmöglichkeiten ist.
Iberischer Luchs / Pardelluchs – Aussehen
Optisch sieht der Pardelluchs dem Eurasischen Luchs sehr ähnlich. Er besitzt ebenfalls den typischen Stummelschwanz, die hohen Beine und den runden, katzentypischen Schädel. Der Backenbart ist sehr ausgeprägt und erreicht eine Länge von fünf bis acht Zentimetern. Die Ohren sind klein, dreieckig und mit den typischen etwa drei Zentimeter langen Pinselhaaren ausgestattet.
Allerdings ist der Iberische Luchs wesentlich kleiner als sein eurasischer Verwandter und erreicht bei einer Länge von 85 bis 110 Zentimetern nur ein Körpergewicht von neun bis fünfzehn Kilogramm. Die Schulterhöhe liegt zwischen 40 und 51 cm. Kater sind etwa 10 Prozent größer als Katzen. Das Fell ist weniger dicht als beim Eurasischen Luchs und meist deutlicher und stärker gefleckt. Es kommen unterschiedliche Farbvarianten vor. Zum einen gibt es den Großfleckentypus, der etwa 12 Flecken mit einem Durchmesser von rund zwei Zentimetern aufweist und zum anderen den Kleinfleckentypus, bei dem die Flecken nur einen Durchmesser von etwa einem Zentimeter besitzen. Die Grundfarbe ist rötlich-gelb. Das Fell des Pardelluchses mit kleinen Flecken wirkt durch die feine Tüpfelung dunkler.
Pardelluchs – Ernährung
Die Hauptbeute des Pardelluchses sind Wildkaninchen. Diese machen im spanischen Bergland 56 Prozent des Speiseplans aus, im Nationalpark Coto de Doñana sogar 79 Prozent. Durch diese Spezialisierung sind die Iberischen Luchse sehr abhängig von den Kaninchenbeständen in ihrem Revier. Daneben schlagen die Katzen auch Kleinsäuger, wie Mäuse und Feldhasen, Enten, Jungtiere von Reh, Rot- und Damhirsch sowie Frischlinge. Der durchschnittliche Nahrungsbedarf pro Tag liegt bei etwa einem Kilogramm.
Iberischer Luchs – Verhalten
Der Iberische Luchs ist ein scheuer, vorwiegend nachtaktiver Einzelgänger.
Iberischer Luchs / Pardelluchs – Fortpflanzung und Nachwuchs
Die Hauptpaarungszeit des Pardelluchses liegt zwischen März und April. Nach einer Tragzeit von zwei Monaten werden zwei bis drei Jungtiere geboren, die von der Mutter allein aufgezogen werden.
Iberischer Luchs / Pardelluchs – Gefährdung und Schutzmaßnahmen
Der Pardelluchs ist stark vom Aussterben bedroht. Waren es zu Beginn des 20. Jahrhunders noch um die 100.000 Tiere, die über die Iberische Halbinsel streiften, so lag der Bestand um 1960 nur noch bei 3000 Tieren. Im Jahr 1988 kam man noch auf etwa 1200 Luchse und schließlich 2001 nur noch auf rund 300 Tiere. Heute geht man davon aus, dass die Bestände 250 Tiere nicht überschreiten. Unter den Tieren befinden sich nach Angaben des WWF nur wenige fortpflanzungsfähige Weibchen, was die Bedrohung noch verstärkt. Weniger optimistische Quellen gehen von Zahlen unter 150 oder alternativ unter 200 Tieren aus.
Für die Gefährdung des Pardelluchses sind verschiedene Faktoren verantwortlich. Eine davon ist der verstärkte Straßenbau und mit ihm die zunehmenden Todesfälle durch Kollisionen mit Kraftfahrzeugen. Durch die Straßen werden die Lebensräume zerstückelt und/oder beispielsweise durch intensive Landwirtschaft außerdem zerstört. Auch Wilderei und die sinkende genetische Vielfalt der Bestände sind ein Thema. Zudem kam es im Verbreitungsgebiet der Katzen zu wiederholten Ausbrüchen von Myxomatose und RHD in den Kaninchenbeständen, was die Beute knapp werden ließ.
Als wichtigste Maßnahme für das Fortbestehen des Pardelluchses gilt der Erhalt des Lebensraumes. Nach Meinung von Spezialisten von der Universität Kopenhagen wird dies allein jedoch nicht ausreichen, da bei den bisherigen Management-Plänen die Auswirkungen des Klimawandels nicht mit berücksichtigt wurden. Eine Studie des „Centre for Macroecology, Evolution and Climate“ an der Universität Kopenhagen ergab, dass der voraussichtliche Klimawandel trotz der aktuellen Erhaltungsbemühungen zu einem schnellen und dramatischen Rückgang des Iberischen Luchses führen wird. Die Experten gehen davon aus, dass der Iberische Luchs innerhalb von 50 Jahren ausgestorben sein wird, wenn diese Faktoren nicht mit in die Pläne einbezogen werden.
Aktuell gibt es ein recht erfolgreiches Nachzuchtprogramm in El Acebuche im Doñana-Nationalpark, in dem im Frühjahr 2005 die ersten Luchskitten in Gefangenschaft zur Welt kamen. Das Erhaltungszuchtprogramm in Spanien besteht seit 2001, in Portugal bereits seit 1999. Außerdem werden die frei lebenden Luchse mithilfe von speziellen Zaunkäfigen, in denen sich Kaninchen, Hasen und Hühner befinden, zugefüttert. Man versucht außerdem die Kaninchenbestände wieder zu erhöhen, Bedrohungen für die Katzen zu reduzieren und den natürlichen Lebensraum zu verbessern. Laut den Modellen der Experten ist dies ohne Berücksichtigung des Klimawandels jedoch nur bedingt wirksam. Wird dieser mit in Betracht gezogen könnten – so die Forscher – die Bestände bis 2090 wieder auf nahezu 900 Individuen ansteigen. Geschieht dies nicht, würden die Zahlen im besten Fall stagnieren.