Panthera tigris tigris
Weiße Tiger
Weiße Tiger sind keine reine Zuchtform, sondern kamen früher auch in freier Wildbahn vor. Historische Aufzeichnungen sprechen zum ersten Mal im 16. Jahrhundert von weißen Tigern auf dem indischen Subkontinent. Der letzte bekannte, in freier Wildbahn lebende, weiße Tiger wurde 1958 erschossen. Heute kennt man die Bengaltiger in der seltenen Farbvariante vor allem aus Zoos und Shows, wahrscheinlich insbesondere durch das Magierduo Siegfried & Roy. Wissenschaftler nehmen an, dass in freier Wildbahn auf 10.000 Tiere ein weißes Tier kam.
Bei den weißen Tigern handelt es sich nicht um „richtige“ Albinos, sondern um Teilalbinos mit blauen Augen, rosa Nase und rosa Fußballen (Leuzismus). Die charakteristischen Streifen sind nach wie vor vorhanden. Nahezu völlig weiße Tiger werden ebenfalls beschrieben. Die erste mir bekannte Aufzeichnung reicht ins Jahr 1820 zurück, als ein solches Exemplar in der Menagerie im Exeter Change in London ausgestellt worden sein soll.
Gezielte Zucht weißer Tiger
Die gezielte Zucht der weißen Tiger begann 1951, als der Maharadscha Shir Martand Sing auf der Tigerjagd in Rewa ein weißes Tigerjunges fing und es an seinen Hof bringen ließ. Nach einer missglückten Flucht erhielt es den Namen Mohan und sollte es dem Maharadscha ermöglichen, als erster Mensch weiße Tiger zu züchten. Jedoch waren die ersten Verpaarungen von Mohan mit der normalfarbigen Tigerdame Begum nicht von Erfolg gekrönt, sondern brachten nur normalfarbige Jungtiere zuwege.
Der Durchbruch gelang erst durch die Verpaarung von Mohan mit seiner ebenfalls normalfarbigen Tochter Rahda (1958), aus der weiße Welpen hervorgingen. Angesichts der Tatsache, dass die meisten – manche Quellen vermuten sogar alle – heute lebenden weißen Tiger auf Mohan zurückgehen und die Vererbung der weißen Fellfarbe rezessiv erfolgt, also beide Tiere die Veränderung besitzen müssen, sind wir schon beim Hauptproblem, Inzucht. Diese zieht sich durch die gesamte Zuchtgeschichte, was leider auch gesundheitliche Probleme bei den schönen Tieren zur Folge hat.
Folgen der Inzucht
Bei vielen weißen Tigern werden als Folge der langjährigen Inzucht gesundheitliche Probleme beschrieben. Dazu gehören zum Beispiel ein schwaches Immunsystem, Totgeburten, häufige Frühgeburten, weniger Nachwuchs, eine Anfälligkeit für Lungenentzündung, Stoffwechselstörungen und andere Krankheiten. Missbildungen traten an Zähnen und Knochen auf, an inneren Organen, wie Nieren und Lungen, oder an den Augen (z. B. Schielen). Dadurch sterben viele weiße Tiger frühzeitig.
Mutation sorgt für weiße Farbe
Bisher war nicht eindeutig geklärt, ob die gesundheitlichen Probleme „nur“ eine Folge der Inzucht sind oder auch auf die Farbmutation zurückzuführen sind. Die Mutation basiert auf dem Austausch eines einzigen DNA-Bausteins, einer Veränderung im Gen SLC45A2, was die Produktion gewisser Farbpigmente beeinträchtigt.
Wissenschaftler um Xiao Xu vom College of Life Science in Peking folgerten nun aus den durchgeführten Untersuchungen, dass die Mutation ausschließlich die Farbe betrifft und die Tiere ansonsten grundsätzlich gesund und überlebensfähig seien. Dafür spreche laut Meinung der Forscher auch, dass früher gesunde, ausgewachsene Tiger gefangen wurden. Die Ursachen für die gesundheitlichen Probleme sind also wohl eher in der Inzucht zu suchen.