Seite wählen

Eines der Themen, das mir in Gruppen, Foren oder auch im direkten Umgang mit Katzenpersonal immer wieder begegnet, ist die Frage nach der richtigen Futtermenge. Und das besonders häufig in Zusammenhang mit der Umstellung auf BARF oder bei Kitten. Die schlechte Nachricht ist, es gibt hier keine allgemeingültige, pauschale Menge a la xxx Gramm Futter für Katze mit dem Gewicht x, da unsere Stubentiger wie auch wir Menschen jede für sich Individuen sind. Die gute Nachricht ist, es gibt Möglichkeiten, um die individuell richtige Futtermenge für eure Katze(n) zu bestimmen und die sehen wir uns heute einmal an.

Den Energiebedarf der eigenen Katze(n) bestimmen

Jedes Lebewesen hat einen bestimmten Energiebedarf, der gedeckt sein muss, damit der Organismus einwandfrei funktionieren kann. Die Maßeinheit der Energie war früher die Kalorie, heute ist es das Joule. Die Kalorien sind den meisten aber im allgemeinen Sprachgebrauch nach wie vor vertrauter. Nimmt man mehr Energie auf, als man verbraucht, geht das Körpergewicht nach oben, verbraucht man mehr, als man aufnimmt, geht das Körpergewicht nach unten (zweiter Hauptsatz der Thermodynamik). Einfaches Prinzip und jetzt auch erstmal nicht von der Wahl und Hochwertigkeit des Futtermittels abhängig. Man kann Katzen durchaus auch mit BARF fett füttern.

Diesen Energiebedarf hat man früher stur nach Körpergewicht und Aktivität ausgerechnet. Nachdem dabei jedoch der Energiebedarf speziell großer Katzen aber in hohem Maße überschätzt wurde, arbeitet man mittlerweile mit dem so genannten metabolischen Körpergewicht und verschiedenen Formeln für schlanke und übergewichtige Katzen.

Detailliert habe ich das in diesem Artikel schon einmal beschrieben:

In allen Lebenslagen gut gefüttert…

Das metabolische Gewicht kann man „von Hand“ ausrechnen oder ihr könnt es euch einfacher machen und einen Futterrechner benutzen. Ich mag den Rechner von Futtermedicus ganz gerne, über den ihr euch auch gleich ausrechnen könnt, wie viele Kalorien euer Futter enthält und wie viel eure Katze davon rein rechnerisch futtern müsste, um ihren Energiebedarf zu decken. Einige Online-Shops (Zooplus zum Beispiel) geben auch schon die Kalorien auf 100 g an, mit denen ihr dann direkt rechnen könnt.

Das kann dann so aussehen:

[dark_box]

Beispiel: Katze Molly ist mit 4 Kilogramm normalgewichtig und hat einen täglichen Energiebedarf von 254 kcal. 100 Gramm ihres Lieblingsfutters entsprechen 101,04 kcal.

Wir rechnen: 254 kcal x 100 g / 101,04 kcal = 251,39 g.

Molly muss demnach rein rechnerisch rund 250 g Ihres Lieblingsfutters am Tag futtern, um auf ihren Energiebedarf zu kommen.

[/dark_box]

Da jedes Futter ein wenig unterschiedlich in der Zusammensetzung ist (z. B. was den Fettgehalt oder den Gehalt an Kohlenhydraten (Getreide) angeht), gibt es demnach nicht EINE fixe Futtermenge für ein bestimmtes Gewicht, sondern ihr müsst immer beides im Blick haben. Umso hochwertiger das Futtermittel, umso mehr kann die Katze davon verwerten, umso geringer ist die Futtermenge und das, was am Ende hinten wieder rauskommt.

Also darf eine 4-kg-Katze immer nur 250 Gramm von diesem Futter fressen?

Nein. Es handelt sich hierbei um einen Wert, der nach einer Formel errechnet wurde, die eine führende Institution (in dem Fall das NRC) veröffentlicht hat. Aber um es mit Goethe zu sagen: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens gold`ner Baum“, soll heißen wir haben es hier mit einem Richtwert zu tun, der Energiebedarf wird aber in der Praxis durch eine Vielzahl von Komponenten beeinflusst. Da spielt zum Beispiel mit rein, ob die Katze eher Couch-Potato oder wilder Abenteurer ist, da spielt mit rein, ob sie kastriert ist oder unkastriert, da spielt der individuelle Stoffwechsel mit rein, oftmals auch die Jahreszeit (Katzen fressen wenn es auf den Winter zugeht z. B. oft mehr[1]) und und und…

Man kann den Wert aber wunderbar als ersten Anhaltspunkt nutzen, wenn man versteht, dass er ebenso wie die Fütterungsempfehlungen auf der Dose nicht in Stein gemeißelt ist, sondern für das Individuum in mitunter großem Maße schwanken kann. Da sind dann einfach zusätzlich zur Theorie nicht mehr und nicht weniger als der gesunde Menschenverstand und eine gute Beobachtungsgabe gefragt (ggf. auch eine gute Waage), um die Futtermenge herauszufinden, von der euer Haustiger satt wird und weder auffällig zu noch abnimmt. Das ist alles. So lange da alles passt, gibt es keinen Grund, sich verrückt zu machen. Anders sieht es aus, wenn eine Katze gezielt zu- oder abnehmen soll, aber damit werden wir uns in einem gesonderten Artikel beschäftigen. Ob euer Stubentiger normalgewichtig oder über-/untergewichtig ist, könnt ihr mithilfe des Body Condition Scores herausfinden.

Von Fertigfutter zu B.A.R.F. – die Futterumstellung und die neue Futtermenge

Oftmals beschäftigen sich Katzenhalter zum ersten Mal mit dem Thema Futtermenge, wenn sie damit beginnen, ihre Samtpfoten von Fertigfutter auf Rohes umzustellen. Hier gibt es verschiedene pauschale Richtwerte, die man in fast jedem Buch oder anderen Publikation findet. So liest man z. B. oft Angaben wie die Futtermenge (oder alternativ der Fleischanteil in der Ration) solle „30 bis 50 g je kg Katze“ oder „3 bis 4 % des Körpergewichts der Katze“ betragen, mit der Folge, dass die schlanke Katze mit 3 Kilogramm, die bisher eine 200 g Dose hochwertiges Nassfutter am Tag serviert bekam, plötzlich mit 90 g BARF am Tag auskommen muss und Kohldampf schiebt.

Besser ist es, zunächst die gleiche Futtermenge wie zuvor zu reichen und sich dann langsam vorzutasten, welche Futtermenge die richtige ist. So kann sich auch die Katze langsam an die veränderte Menge gewöhnen. Zudem ist es (gerade wenn die Katze vor lauter Begeisterung am liebsten den ganzen Tag futtern würde) manchmal hilfreich, die Futterration auf mehr Mahlzeiten aufzuteilen als zuvor, um möglichem Frust gar keinen Raum zu geben.

Daneben haben wir es auch bei diesen Angaben mit Richtwerten zu tun, die niemals als pauschal und allgemeingültig zu betrachten sind, da neben den oben genannten Gründen die Zusammensetzung der BARF-Ration eine wesentliche Rolle spielt.

Um den Körper mit Energie zu versorgen, haben wir die so genannten Makronährstoffe. Das sind die Proteine, die Fette und die Kohlenhydrate. 1 Gramm Protein oder Kohlenhydrat kommt auf 4,1 kcal, 1 Gramm Fett mit 9,3 kcal in etwa auf das Doppelte. Das heißt im Umkehrschluss, umso mehr Fett wir in unserer Ration haben, umso geringer wird die Futtermenge insgesamt, da die Fette doppelt so viele Kalorien in die Ration bringen als die Proteine (die Kohlenhydrate können wir hier ignorieren). Andersherum muss die Katze aber mitunter mehr futtern, als den errechneten Wert, wenn die Ration recht mager gehalten ist.

Noch ein Beispiel:

Unsere Molly aus Beispiel 1 soll künftig gebarft werden. Ihre Dosis haben ihr beim Metzger mageres Rinderhack mit einem Fettgehalt von 3 % gekauft, das auf 113 kcal (100 g) kommt. Als normalgewichtige Katze mit 4 kg würde sie nach genannten Richtwerten zwischen 120 g und 200 g am Tag erhalten. Rechnerisch (254 kcal x 100 / 113 kcal) sind wir bei 225 g.

Das heißt, dass Molly – würde sie stur nach pauschalen Angaben gefüttert – womöglich deutlich zu wenig Futter erhalten würde. Hier müssten wir dann in der Praxis Fett zugeben, um den Energiegehalt in der Ration zu erhöhen, damit es mit den Richtwerten wieder passt.

[dark_box] In Kürze: Man kann mit solchen Richtwerten wunderbar arbeiten, vorausgesetzt man sieht sie als das, was sie sind. Empfehlungen und keine in Stein gemeißelten Regeln, die stur einzuhalten sind. [/dark_box]

Und wie ist das bei Kitten mit der Futtermenge?

Immer wieder taucht die Frage auf, ob diese Empfehlungen auch für Kitten gelten. Dem ist nicht so. Kitten dürfen prinzipiell so viel futtern, wie sie mögen und vertragen, damit sie große und gesunde Katzen werden. Das können Mengen von mehreren 100 g am Tag sein, die am besten auf mehrere kleinere Mahlzeiten am Tag verteilt werden (großer Hunger, kleiner Magen).

[1] Serisier S, Feugier A, Delmotte S, Biourge V, German AJ (2014) Seasonal Variation in the Voluntary Food Intake of Domesticated Cats (Felis Catus). PLoS ONE 9(4): e96071. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0096071