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Blasensteine gehören immer noch mit zu den häufigsten Erkrankungen bei Katzen, wobei neben bakteriellen Entzündungen, Virusinfektionen und genetischer Veranlagung in den meisten Fällen falsche Ernährung eine Rolle spielt. Blasensteine können für blutige, wiederkehrende Blasenentzündungen sorgen und auch, wenn es zu einem Blasenverschluss kommt, zum Tod der Katze führen. Kater sind von Blasensteinen häufiger betroffen als weibliche Tiere.

Am häufigsten kommen hier Struvitsteine vor (63 %), gefolgt von Calciumoxalatsteinen. Cystin- und Uratsteine kommen eher selten vor. Daher werden wir uns hier auf Struvit- und Oxalatsteine beschränken.


Was versteht man unter Struvit?


Struvitsteine zeigen sich als steinartige oder kristallartige Gebilde und erscheinen oft als drei- bis achteckiges Prisma mit glatter, runder oder facettierter Oberfläche. Struvit besteht aus Ammonium-Magnesiumphosphat und kann bei einem Harn-Ph-Wert ab 7,0 auftreten. Liegt der ph-Wert unter 6,6 lösen sich die Steine auf, weshalb die Behandlung von Struvit in der Regel darin liegt, den Urin anzusäuern, um den ph-Wert zu senken.


Was versteht man unter Calciumoxalatsteinen?


Calciumhaltige Steine, wie Oxalatsteine, entstehen gehäuft dann, wenn der ph-Wert im Urin der Katze unter 6,29 liegt. Noch vor einigen Jahrzehnten waren Oxalatsteine sehr selten, allerdings stieg die Zahl der erkrankten Katzen spunghaft an, seit Futtermittelhersteller begonnen haben, den Magnesiumgehalt in Fertigfuttermitteln zu reduzieren, um Struvit vorzubeugen. Magnesium ist jedoch wiederum ein Hemmstoff (Inhibitor) von Calciumoxalat und senkt die relative Übersättigung des Harns an diesem Material, d. h. ein niedriger Magnesiumspiegel erhöht das Risiko einer Erkrankung mit Oxalatsteinen.

Oxalatsteine sitzen oft in der Niere und haben eine briefumschlagähnliche, oktaedrische Form. Die Oberfläche ist rauh und quarzähnlich. Oxalatsteine sind weit weniger erforscht als Struvit, wodurch auch zu erklären ist, dass es kaum spezielles Diätfutter für Katzen gibt, die an Oxalatsteinen leiden. Calciumoxalatsteine müssen oft operativ entfernt werden.


Anzeichen für Harnsteine


Häufige Anzeichen für Harnsteine sind:

– Plötzliche Unsauberkeit
– Schmerzen beim Wasserlassen
– Inkontinenz
– Blut im Urin
– Mehrmalige Klogänge mit „pressen“ ohne Ergebnis
– veränderte Farbe des Urins
– häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen
– Antriebslosigkeit Ruhelosigkeit, Futterverweigerung und andere allgemeine Krankheitsanzeichen


Risikofaktoren



Trockenfutter und zu geringe Durchspülung der Harnwege


Blasensteine und andere Harnwegserkrankungen kommen bei mit Trockenfutter ernährten Katzen vier bis fünfmal häufiger vor, als bei Katzen, die gebarft oder mit Nassfutter gefüttert werden. Dies liegt zum einen daran, dass Katzen nicht in der Lage sind, das durch die Trockenfütterung entstehende Defizit durch Trinken auszugleichen.

Zum anderen wirkt sich der hohe Anteil an pflanzlichen Bestandteilen, Kohlenhydraten (auch Zucker) nachteilig auf den ph-Wert aus. Eine Feldstudie von BUFFINGTON et al. (1997a) ergab, dass 59 % der in der Kontrollgruppe erkrankten Katzen ausschließlich mit Trockenfutter gefüttert wurden, bei den gesunden Katzen machten diese nur 19 % aus.

Auch die Rückschlagshäufigkeit ist bei mit Nassfutter ernährten Katzen deutlich niedriger als bei solchen, die mit Trockenfutter ernährt werden (11 % bei Nassfutter / 39 % bei Trockenfutter).

Darüber hinaus ergab eine Studie von MARKWELL & HURLEY (2001) das die Gabe von Trockenfutter das Risiko an Calciumoxalatsteinen zu erkranken generell erhöht. So ergab sich nach Trockenfuttergabe eine Calciumoxalat-Übersättigung von 4,84 (zum Vergleich: bei Nassfutter lag dieser Wert zwischen 0,17 und 0,36). Wird das Magnesium darüber hinaus noch reduziert und DL-Methionin zum Ansäuern des Harns hinzugefügt, steigt das Risiko für die Fellnase noch weiter.

Darüber hinaus sorgt die ständige Verfügbarkeit von Futter, wie bei Trockenfutter häufig der Fall, dafür, dass sich der ph-Wert im Urin nicht regulieren kann.


Trägheit und Übergewicht


Katzen, die sich nur wenig bewegen und/oder übergewichtig sind, haben ein größeres Risiko an Struvit- und Oxalatsteinen zu erkranken.


Häufigkeit von Blasensteinen bei verschiedenen Katzenrassen


In genetischer Hinsicht leiden manche Katzenrassen häufiger an bestimmten Steinarten als andere. So besitzen Kartäuser, EKH, Exotisch Kurzhaar, Colourpoint, Orientalisch Kurzhaar und Ragdoll eine Neigung, an Struvit zu erkranken.

Calciumoxalatsteine kommen dagegen bei BKH, Exotisch Kurzhaar, Havanna Braun, Colourpoint, Perser, Ragdoll, Siamesen und Scotisch Fold gehäuft vor, während kurz- und langhaarige Hauskatzen, Siamese und Korat eine erhöhte Neigung zur Cystinsteinbildung besitzen. Uratsteine kommen gehäuft bei Siamesen vor.


Die Sache mit dem Magnesium


Wie schon erwähnt reduzieren viele Futtermittelhersteller bereits von Haus aus den Gehalt an Magnesium im Futter. Dies liegt in Studien aus den 70er und 80er Jahren begründet, die ergaben, dass die Erhöhung der Magnesiumkonzentration im Urin das Risiko von Magnesiumphoshatsteinen (also Struvit) ansteigen lässt. Die daraufhin entwickelten „Antistruvit-Diäten“ beinhalteten dann nur noch einen Magnesiumgehalt von unter 20 mg/100 kcal, wodurch es zum einen zu Mangelerscheinungen kommen kann und zum anderen, wie schon erwähnt, das Risiko für Calciumoxalatsteine steigt.

Darüber hinaus ist die Annahme, dass Magnesium ein potenzieller Risikofaktor sei, bereits heute weitgehend wiederlegt. Auch BUFFINGTON et al. (1990) und MARKWELL (1993) kritisierten die Inhalte der damals durchgeführten Studie, da dabei u. a. der verwendete Magnesiumgehalt weitaus höher war, als der, der im handelsüblichen Futter enthalten ist. Auch die Art des verwendeten Magnesiumsalzes kann die Ergebnisse durch seinen Einfluss auf den Harn-ph-Wert verfälscht haben. Alles in allem ist der Einfluss von Magnesiumausscheidungen bei Struvit als eher gering einzustufen.


Empfehlenswerte Fütterung bei Blasensteinen


Zunächst einmal bei Blasenerkrankungen gilt vor allem eins, es muss gespült werden, d. h. Trockenfutter jeder Art, auch das „gute“ Diättrockenfutter vom Tierarzt, kann nicht gerade als empfehlenswert angesehen werden. Auch die im Handel oder bei Tierarzt angebotenen Urinary-Nassfutter sind so eine Sache, da die Zusammensetzung zum einen für einen Fleischfresser oft recht zweifelhaft ist und zum anderen dem Futter häufig Salz beigemischt wird, das wiederum eine Belastung für die Nieren darstellt.

Für die meisten Diätfuttermittel gibt es auch Empfehlungen über welchen Zeitraum diese gegeben werden dürfen, meist max. 12 Wochen. Dennoch raten viele Tierärzte dazu, diese ständig zu füttern oder weisen den Katzenhalter nicht auf die Gefahren hin, die damit verbunden sind, wenn die Diätfuttermittel über einen längeren Zeitraum gegeben werden. Daher am besten immer selbst informieren, gerade was gesunde Ernährung angeht.


Struvit


Nichtsdestotrotz muss der Harn-ph-Wert in gemäßigten Bahnen gehalten werden (ca. 6,3 bei Nassfutter und 6,1 bei Trockenfutter). Dies erreicht man zum einen durch Untersättigung des Harns mit Calciumoxalat oder auch durch die Gaben von Methionin, das den ph-Wert ebenfalls senkt und dafür sorgt, dass in Leber und Niere weniger Harnstoff gebildet wird.

Die Aminosäure Methionin ist vor allem in Fleisch enthalten (die künstliche Entsprechung wäre DL-Methionin), weshalb auch und gerade Struvitkatzen mit hochwertigem Futter ernährt werden sollten, zu dem beispielsweise Guardacid-Tabletten* oder Uropet-Paste* zur Ansäuerung gegeben werden können.

B.A.R.F. ist noch besser geeignet, da rohes Fleisch zum einen die beste natürliche Vorbeuge gegen Blasensteine darstellt und ihr zum anderen das Futter ganz genau auf das Krankheitsbild eurer Katze zuschneiden könnt. Bei den Supplementen muss man bei Katzen mit Struvit- und Oxalatsteinen einiges beachten. Genaueres dazu findet ihr hier.


Oxalatsteine


Bei calciumhaltigen Steinen sollte Protein, Calcium, Natrium und Vitamin D bedarfsdeckend gegeben werden. Kohlenhydrate (insbesondere auch Zucker) und generell pflanzliche Produkte sollten sich nicht oder nur in sehr geringer Menge im Futter befinden. Darüber hinaus sind der Protein-, Phosphor-, Kalium- und Magnesiumgehalt im Futter von Bedeutung.

Kurzgesagt empfiehlt es sich bei Oxalatsteinen, genauso wie bei Struvit, so hochwertig wie möglich zu füttern. Diätfuttermittel für Katzen mit Oxalatsteinen gibt es kaum, die meisten sind für Struvitkatzen ausgelegt und für Katzen mit Oxalatsteinen nicht geeignet. Bei Oxalatsteinen muss auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B6 geachtet werden.


Vorbeugung und unterstützende Behandlungsmöglichkeiten


Sowohl bei Struvit- als auch Oxalatsteinen gibt es einige Dinge, durch die ihr dazu beitragen könnt, Blasensteinen vorzubeugen oder bereits vorhandene Beschwerden zu mindern.

Dazu gehört zum einen, dass ihr eure Katzen zum Trinken bringt und am besten auch dem Futter Wasser beimischt. Auf Trockenfutter sollte verzichtet werden (maximal als Leckerli).

Daneben sollten genügend saubere Katzenklos vorhanden sein, um die Tiere zum Harnausscheiden zu animieren und ihr solltet dafür sorgen, dass eure Katzen in Form bleiben oder wieder in Form kommen. ;-) Stressfaktoren sollten vermieden werden. Treten einmal Blasensteine auf, sollte Miez regelmäßig zur Kontrolle.

Alle hier enthaltenen Informationen sind allgemeiner Natur und vielleicht nicht auf euer Tier übertragbar. Daher immer zum kompetenten Tierarzt!

Weitere Informationen zum Thema findet ihr hier:


Epidemiologische und laborexperimentelle Untersuchungen zur Urolithiasis bei Katzen (Doktorarbeit)

Harnverlegung
Stoffsammlung Struvit- und Oxalatsteine
Bilder von Harnsteinen

(Bild: (c) Albina / pixelio.de

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