Richtig füttern
Stell dir einmal vor, du hast einen Teller voll leckerem Essen. Es duftet lecker und du hast so richtig Kohldampf. Und dann… stellt dir das jemand direkt neben das Klo.
Außerdem wurde der Teller das letzte Mal vor drei Jahren gespült und um dich herum sitzen auch noch der Hund und dein oller Katerkumpel, die versuchen, auch noch etwas von deinem Essen abzubekommen… Eklig und nervig, nicht wahr?
Aber schließlich hast du Hunger, also stopfst du das viele Futter in Windeseile in dich hinein und hast danach auch noch Bauchschmerzen oder dir wird schlecht und du erbrichst alles wieder. Auch nicht schön, oder?
So geht es vielen Haustigern. Häufig nicht ganz so extrem, wie im Text dargestellt, aber oft ist das Fütterungsmanagement zumindest in Teilen noch nicht optimal. Und das meist nicht einmal aus Absicht, sondern einfach, weil es noch an Wissen oder passenden Anregungen fehlt. Dabei steckt gerade im Futtermanagement – ähnlich wie bei der Toilettensituation – großes Potenzial, das Wohlbefinden der eigenen Katzen durch wenige kleine Anpassungen immens zu verbessern. Im Folgenden findest du einige praktische Tipps, die dir dabei helfen können.

Im Überblick

Der passende Napf: so soll er sein
Der perfekte Katzennapf ist so gestaltet, dass deine Katze bequem daraus fressen kann – ohne mit den empfindlichen Schnurrhaaren am Rand anzustoßen (Stichwort: „Whisker Stress“). Besonders gut geeignet sind daher flache Näpfe oder Teller, die ausreichend Platz bieten.
Beim Material sollte auf hygienische, leicht zu reinigende und geschmacksneutrale Varianten gesetzt werden: Keramik, Edelstahl oder Glas sind hier die beste Wahl. Wichtig ist dabei, dass das Material unbedingt lebensmittelecht ist – so lässt sich sicherstellen, dass beispielsweise in der Glasur keine gesundheitsschädlichen Stoffe enthalten sind (glasierte Blumenuntersetzer sind z. B. ggf. ungeeignet). Plastiknäpfe gelten hingegen als problematisch, da sie mit der Zeit porös werden und Bakterien eine ideale Angriffsfläche bieten. Außerdem stehen Näpfe aus Kunststoff im Verdacht, die Entstehung von Katzenakne zu begünstigen. Der Napf sollte stabil und rutschfest stehen, damit die Katze in Ruhe fressen kann.
Für Katzen mit besonderen Bedürfnissen – zum Beispiel bei Gelenkproblemen, Ataxie oder Übelkeit – sind erhöhte Futternäpfe eine sinnvolle Option. Auch kurznasige Rassen wie Perserkatzen kommen ggf. mit speziellen Napfformen besser zurecht.
Der ideale Futternapf für Katzen ist flach, breit und standfest. Er besteht aus Keramik, Edelstahl oder Glas und ist an die individuellen Bedürfnisse der Katze angepasst.
Der richtige Standort: bitte ruhig und ungestört
Der ideale Standort für den Futternapf ist ruhig, sauber und gut erreichbar – fernab von Toilette, Trinkstelle und Durchgangsverkehr.


Viele kleine Mahlzeiten bitte
Katzen fressen in freier Wildbahn etwa acht- bis sechzehnmal täglich kleinere Beutetiere, was ihrer natürlichen Ernährungsweise entspricht. 1 Delgado M, Dantas LMS. Feeding Cats for Optimal Mental and Behavioral Well-Being. Vet Clin North Am Small Anim Pract. 2020 Sep;50(5):939-953. doi: 10.1016/j.cvsm.2020.05.003. Epub 2020 Jul 8. PMID: 32653265; PMCID: PMC7415653. Auch bei Hauskatzen ist es aus verhaltensbiologischer und ernährungsphysiologischer Sicht empfehlenswert, dieses Muster nachzuahmen. Häufige, kleinere Portionen entlasten den Magen-Darm-Trakt und fördern artgerechtes Verhalten, insbesondere wenn die Futteraufnahme mit Beschäftigung – etwa durch Futterbälle, Intelligenzspielzeug oder versteckte Futterstellen – kombiniert wird. Für berufstätige Halter bieten sich zudem programmierbare Futterautomaten an, um eine gleichmäßige Futterverteilung sicherzustellen, ohne die Gesamtenergiemenge zu überschreiten. Diese sind im Handel auch mit Kühlfunktion erhältlich.
Mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag fördern die Gesundheit und unterstützen ein artgerechtes, ausgeglichenes Fressverhalten.
Activity Feeding: „Lass mich jagen!“
Katzen sind Jäger und verbringen in freier Wildbahn viele Stunden damit, ihrer Beute aufzulauern und sie im Idealfall auch zu fangen und zu erlegen. Ein natürliches Verhalten, das insbesondere unsere Wohnungskatzen nicht ausleben können, wenn ihnen immer nur der gefüllte Futternapf kredenzt wird, ohne dass sie etwas dafür tun müssen.
Hier setzt Activity Feeding an. Durch die Integration von Futterpuzzles, Fummelbrettern und ähnlichen Spielzeugen erhalten die Katzen geistige Stimulation und müssen körperlich aktiv werden. Denn die Katzen müssen sich der Herausforderung stellen und selbst Strategien entwickeln, um an ihr Futter zu kommen. Die Folge: Im Idealfallmehr Zufriedenheit, körperliche Aktivität und weniger Langeweile.2Dantas LM, Delgado MM, Johnson I, Buffington CT. Food puzzles for cats: Feeding for physical and emotional wellbeing. J Feline Med Surg. 2016 Sep;18(9):723-32. doi: 10.1177/1098612X16643753. Epub 2016 Apr 21. PMID: 27102691; PMCID: PMC11148901.
Es gibt verschiedene Arten von Futterpuzzles, von einfachen DIY-Optionen wie einem Eierkarton mit Trockenfutter bis hin zu komplexeren Produkten aus dem (Online-)Fachhandel. Wichtig ist, mit einfachen Varianten zu beginnen und den Schwierigkeitsgrad schrittweise zu erhöhen, um die Katze nicht zu überfordern. Es lohnt sich, hier auch ein wenig im Hundebedarf zu stöbern, dort findet sich oft mehr Auswahl.
Daneben muss der Teil der Ration der in Beschäftigungsspielzeugen gereicht wird, unbedingt in die Gesamtfuttermenge mit eingerechnet werden, um eine Überfütterung und in Folge die Entwicklung von Übergewicht zu vermeiden.
Die meisten Beschäftigungsspielzeuge funktionieren nur mit trockenen Futtermitteln. Hier ist es eine gute Idee, auf hochwertiges Trockenfutter anstelle von Leckerlis zurückzugreifen, um eine ausreichende Versorgung mit allen für die Katze wesentlichen Nährstoffen sicherzustellen. Nassfutter (oder nach professioneller Rationsberechnung ggf. auch B.A.R.F.) sollte nichtsdestotrotz den größeren Teil der Tagesration ausmachen. Einige Anregungen in englischer Sprache sind hier zu finden: Puzzle feeders for your cat | icatcare.org
Activity Feeding ist eine hervorragende Möglichkeit, um Katzen geistig und körperlich zu beschäftigen.


Hygiene: Sauberes Tellerchen bitte.
Ein sauberer Fressplatz ist für Katzen nicht nur eine Frage des Wohlbefindens, sondern auch wichtig für ihre Gesundheit. Futterreste, Speichel und Feuchtigkeit begünstigen die Vermehrung von Bakterien und Schimmel – gerade bei warmem Wetter. Zudem reagieren Katzen sehr empfindlich auf Gerüche und Verunreinigungen, die für uns oft unbemerkt bleiben.
Futternäpfe gehören deshalb täglich gereinigt – idealerweise mit heißem Wasser und ggf. einem milden, unparfümierten Spülmittel. Modelle aus Edelstahl, Keramik oder Glas sind besonders hygienisch und lassen sich in der Regel auch problemlos in der Spülmaschine reinigen. Wichtig dabei: Falls Trockenfutter im Napf gereicht wird – was weniger empfehlenswert ist, da Futterarbeit (Activity Feeding) eine artgerechtere Alternative darstellt – sollte der Napf nicht einfach nachgefüllt, sondern vollständig entleert und frisch befüllt werden. So lassen sich ranzige Rückstände und Feuchtigkeit vermeiden.
Auch der Wassernapf oder Katzenbrunnen sollte nicht vernachlässigt werden. Tägliches Spülen und frisches Wasser sind Pflicht, um eine hygienische Wasserquelle sicherzustellen.
Wer Futterautomaten nutzt, reinigt diese am besten regelmäßig – besonders in Futterkammern, Spendermechanismen oder Deckeln sammeln sich schnell Futterreste und Staub. Das gilt ebenso für Futterspielzeuge wie Puzzle-Feeder oder Fummelbretter: Auch sie werden im Idealfall nach Benutzung gründlich gereinigt, unabhängig davon, ob Nass- oder Trockenfutter verwendet wurde.
Nicht zuletzt lohnt sich ein Blick auf die Umgebung: Eine glatte, gut abwischbare Unterlage erleichtert die Reinigung und sorgt dafür, dass der gesamte Fressplatz hygienisch bleibt.
Ein sauber gehaltener Futterbereich trägt maßgeblich dazu bei, dass die Katzen gesund bleiben und sich beim Fressen wohlfühlen.
Mehrkatzenhaushalt: Jedem sein Plätzchen
In einem Haushalt mit mehreren Katzen wird das Thema Fütterung schnell komplexer – vor allem, wenn einzelne Tiere unterschiedliche Bedürfnisse haben oder sich nicht gut verstehen.
Grundsätzlich gilt: Jede Katze braucht ihren eigenen Fressplatz und ihren eigenen Napf. Immer. Katzen sind zwar je nach Individuum mehr oder weniger sozial, aber nichtsdestotrotz Einzeljäger, die ihre Beute allein verzehren.
Die Näpfe sollten daher auch nicht nebeneinander aufgereiht stehen, sondern räumlich klar getrennt platziert werden – am besten so, dass Sichtkontakt vermieden wird. 3
1. Sadek T, Hamper B, Horwitz D, Rodan I, Rowe E, Sundahl E. Feline feeding programs: Addressing behavioural needs to improve feline health and wellbeing. Journal of Feline Medicine and Surgery. 2018;20(11):1049-1055. doi:10.1177/1098612X18791877
Ein Sichtschutz (z. B. durch Möbel, Trennwände oder strategische Platzierung) sorgt für mehr Ruhe beim Fressen. Bei besonders sensiblen Tieren oder ungleichen Fressgewohnheiten – etwa wenn eine Katze langsam frisst und die andere schnell – kann ein separates Zimmer mit Katzenklappe oder eine DIY-Lösung (z. B. eine große Kunststoffbox aus dem schwedischen Möbelhaus oder eine andere selbstgebaute Lösung mit chipgesteuerter Katzenklappe) eine gute Lösung sein.
Gerade, wenn einzelne Katzen Spezialfutter erhalten und/oder zu- oder abnehmen sollen, bieten sich chipgesteuerte Futterautomaten an, die sich nur für die jeweilige Katze öffnen. Diese verhindern im Idealfall, dass andere Katzen das nicht für sie bestimmte Futter fressen. Im weniger idealen Fall sind die anderen Katzen im Haushalt recht rabiat und drücken sich trotzdem mit in den Napf. Dann braucht es eine andere Lösung.
Wichtig ist in jedem Fall, regelmäßig zu beobachten, ob jede Katze in Ruhe fressen kann, da Stress bei der Futteraufnahme auch zu diversen gesundheitlichen Problemen wie etwa Erbrechen durch zu hastiges Fressen führen kann. Andere mögliche Probleme sind Über- oder Untergewicht durch übermäßiges oder zu weniges Fressen. 4Amat M, Camps T, Manteca X. Stress in owned cats: behavioural changes and welfare implications. J Feline Med Surg. 2016 Aug;18(8):577-86. doi: 10.1177/1098612X15590867. Epub 2015 Jun 22. PMID: 26101238; PMCID: PMC10816390.
Im Mehrkatzenhaushalt benötigt jede Katze ihren eigenen Futternapf und Fressplatz, im Idealfall getrennt von den anderen Katzen.

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