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Heute möchte ich euch etwas über ein Phänomen erzählen, das im Englischen als „Whisker Stress“ bekannt ist und häufig dazu führt, dass wir Pelzträger zu Unrecht als Mäkler verschrien sind. So eine richtig deutsche Entsprechung gibt es dafür nicht. „Schnurrhaarstress“ klingt auch irgendwie doof und so mehr nach Bad Hair Day.

Whisker Stress

Unsere Schnurrhaare – ich habe sehr schöne übrigens – sind für uns Katzen eigentlich unentbehrlich und helfen uns dabei, unsere Umgebung aufs Genaueste wahrzunehmen. Denn unsere Vibrissen oder auch Sinnes- oder Tasthaare enden tief verwurzelt in gut durchblutetem Gewebe, das über zahlreiche Muskeln und Nerven verfügt. Das macht sie wahnsinnig empfindlich. Schon allerkleinste Ablenkungen unserer Schnurrhaare von der Normalstellung (1/2000 die Breite eines menschlichen Haares!) sorgen dafür, dass Erregungsdaten über so genannte Propriozeptoren am Ende der Schnurrhaare ans Gehirn weitergeleitet und die Reize dann dort ausgewertet werden. Somit können wir über unsere Sinnes- und Tasthaare sogar kleinste Luftbewegungen erfassen.

In freier Wildbahn nutzen wir unsere Schnurrhaare zum Beispiel auch, um den Haar- oder Federstrich unserer Beutetiere festzustellen. Wenn man die gegen den Strich frisst, stopft sich das nämlich immer so. Und wir können sie hernehmen, um mit euch und mit unseren Artgenossen zu kommunizieren und euch verraten, wie wir gerade so drauf sind.

Was ist aber jetzt „Whisker Stress“? Stellt euch vor, ihr habt solche hochempfindlichen Antennen im Gesicht, die auf wirklich kleinste Berührungen reagieren und habt einen engen tiefen Napf, an dessen Seiten ihr beim Fressen jedes Mal anstoßt. Das ist richtig unangenehm. Ihr könnt euch das ungefähr so vorstellen, als wenn euch jemand ständig leicht mit dem Fingernagel über den Mundwinkel fährt (unser Personal hasst das wie die Pest übrigens). Kennt ihr? Doof ne?

Finden wir auch und wenn ihr genau hinseht und uns beobachtet, zeigen euch viele von uns das auch. Manche von uns holen sich die Futterbrocken mit dem Maul erst einmal aus dem Napf oder angeln sie mit der Pfote raus und futtern sie dann vor oder neben dem Schüsselchen. Andere futtern nur die oberste Futterschicht weg und kommen dann wieder zu euch und betteln, dass ihr Futter nachfüllt oder verschmähen das Futter ganz, weil es ihnen so unangenehm ist, den Kopf in den Napf zu stecken.

Und dann heißt es wieder „Typisch Katze“. Tzz… Dabei möchten wir doch nur ungestört futtern können. Also bitte sucht nicht die Schuld bei uns, sondern kommt uns entgegen und gebt uns unser Futter in flachen Schalen und gebt uns auch die Möglichkeit zu trinken, ohne dass wir mit unseren Schnurrhaaren irgendwo anstoßen. Das ist für uns viel, viel angenehmer. Schnurrigsten Dank!

Sonst noch in der Reihe „Emma erklärt erschienen: