Achtung: Diese beliebten Frühlingspflanzen sind für Katzen giftig!

Ostern, das ist Ostereiersuchen, das ist Frühling, das ist oftmals auch der Wunsch, das eigene Heim mit den ersten Blumen zu schmücken, die nach dem Winter das Auge als bunte Farbtupfer erfreuen. Da schlendert man über den Wochenmarkt und nimmt ein hübsches Ostergesteck mit oder man bekommt von lieben Menschen beim Osterbesuch einen schönen Blumenstrauß mit Osterblumen geschenkt, den man dann gerne auf dem Esstisch platziert. Allerdings sind leider die meisten Osterblumen für Katzen giftig. Teilweise sogar so giftig, dass schon kleinste Mengen lebensgefährlich sein können.

Die wichtigsten haben wir hier für euch zusammengestellt.

Äußerst gefährlich

Die Lilie / Taglilie (Gattungen Lilium u. Hemerocallis)

 

Lilien sind für Katzen stark giftig. Bereits der Körperkontakt mit Blütenstaub und das abschließende Ablecken der Pollen oder der Verzehr von zwei Blättern oder Teilen einer Blüte reicht aus, um für tödliche Vergiftungen zu sorgen. Verantwortlich dafür ist ein bisher unbekannter Giftstoff, der die Zellen der Nieren schädigt. Das gilt insbesondere für die echten Lilien (Lilium spp.), wie z. B. die beliebte Oster-Lilie (L. longiflorum), die Taglilien (Hemerocallis), aber auch bei allen anderen Liliengewächsen ist Vorsicht geboten. Dazu gehören zum Beispiel auch die Maiglöckchen (Convallaria majalis).

Toxin: unbekannt

Symptome

nach 1-3 Stunden: In der ersten Phase nach Aufnahme treten Symptome wie Erbrechen, Speicheln, Appetitlosigkeit, Teilnahmslosigkeit und Nahrungsverweigerung auf. Diese gastrointestinalen Symptome verschwinden nach 2-6 Stunden, wodurch eine Verbesserung vorgetäuscht wird.

nach 12-30 Stunden: die Katze entwickelt eine Polyurie (krankhaft erhöhte Urinausscheidung), die nach etwa 18 bis 30 Stunden zur Austrocknung führt. Ohne Therapie geht die Katze nach 24 bis 48 Stunden in die anurische Phase über, in der die Urinausscheidung deutlich zurückgeht, was wiederum zur Anhäufung giftiger Metaboliten (Anstieg von Harnstoff, Kreatinin, Kalium und Phosphor im Blutserum) führt. Dies führt wieder zum Erbrechen (nach 30 bis 72 Stunden). Durch das vermehrte Auftreten der harnpflichtigen Substanzen im Blut können Krampfanfälle auftreten und sich eine Pankreatitis entwickeln. Einige Katzen pressen ihren Kopf gegen die Wand und/oder sind desorientiert, zeigen Koordinationsstörungen, Ödeme im Gesicht und an den Pfoten und/oder entwickeln Atemnot.

Prognose: schlecht – sehr schlecht. Die Tiere sterben nach 3 bis 7 Tagen durch akutes Nierenversagen. Überlebt die Katze dank intensiver und schneller Behandlung durch den Tierarzt, ist mit einer chronischen Niereninsuffizienz zu rechnen.

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Die Osterglocke (Narcissus pseudonarcissus)/Weiße Narzisse (Narcissus poeticus)

 

Die Osterglocke ist auch unter den Namen Trompetennarzisse, Gelbe Narzisse und Falsche Narzisse bekannt. Die ganze Pflanze ist stark giftig, auch das Blumenwasser in der Vase! Selbiges gilt für die Weiße Narzisse, die sich von der Osterglocke durch ihre weißen Blüten unterscheidet.

Toxine: Amaryllidaceaen-Alkaloide (Haemanthamin, Galanthamin), Dicarbonsäuren (Oxalsäure, Oxalat)

Symptome: Etwa 30 bis 40 Minuten nach Gifteinnahme können Brennen im Maul, Speicheln, Übelkeit, Erbrechen, kolikartige Bauchschmerzen, Durchfall und lokale Reizungen und Entzündungen der Haut auftreten. Organisch sind vor allem die Nieren, das Zentrale Nervensystem und das Herz-Kreislauf-System betroffen. Es kann u. a. zu Angst und Unruhe, allgemeiner Erschöpfung, zu Koordinationsstörungen, Krämpfen, Zittern, ZNS-Depression (bis hin zum Koma), Herzrasen, Herzrhythmusstörungen und Nierenversagen kommen.

Prognose: zweifelhaft. Todesfälle sind möglich.

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Der Christusdorn (Euphorbia milli)

 

Der Christusdorn gehört wie auch zum Beispiel der Weihnachtsstern zu den Wolfsmilchgewächsen. Er ist auch unter den Bezeichnungen Euphorbia bojeri und Euphorbia splendens bekannt. Die gesamte Pflanze ist giftig, insbesondere der Milchsaft. Zudem besteht durch die Dornen Verletzungsgefahr. Die Toxine wirken auf die Haut, die Schleimhaut des Magendarmtrakts und der Bindehaut, das ZNS, die Leber, die Nieren und die Milchdrüsen.

Toxine: Diterpene (Ingenolester, Phorbolester, Milliamine A-G)

Symptome: Hautreaktionen (Milchsaft wirkt stark reizend), bei Aufnahme kleiner Mengen Brennen im Maul, Speicheln, Erbrechen, blutiger Durchfall, kolikartige Bauchschmerzen, bei großen Mengen Zittern, Koordinationsstörungen, erweiterte Pupille(n), Krampfanfälle, ZNS-Depression, Herzrhythmusstörungen, Hypotonie, Blut im Urin (Hämaturie), bei Augenkontakt starke Keratokonjunktivitis, vorübergehende Blindheit.

Prognose: zweifelhaft bis gut. Tod durch Kreislaufkollaps möglich.

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Gefährlich

Die Ranunkel (Ranunculus spp.)

 

Die Ranunkel gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse. Die ganze Pflanze ist giftig.

Toxin: Protoanemonin

Symptome: Übelkeit, Erbrechen, blutiger Durchfall, Entzündung der Maulschleimhaut, Koordinationsstörungen, Krämpfe, Symptome einer Nierenentzündung mit Blut im Urin, Zittern, Hautausschläge, Hautirritationen, Ödeme im Gesichtsbereich.

Prognose: gut – zweifelhaft. Todesfälle durch Kreislaufversagen und Atemlähmung möglich.

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Die Tulpe (Tulipa gesneriana)

 

Tulipagesneriana, die Garten-Tulpe, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceae). Die ganze Pflanze ist giftig, v. a. die Zwiebel.

Toxine: Tulipane A und B, Tuliposide A und B (Butyrolactone)

Mögliche Symptome: Gastroenteritis, Speicheln, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Hautirritationen, verlangsamter Herzschlag (Bradykardie), Benommenheit (Somnolenz). Bei chronischer Aufnahme auch reduzierte Nährstoffverdauung und dadurch reduzierte Gewichtsentwicklung. Beim Rind sind Todesfälle bekannt.

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Die Gartenhyazinthe (Hyacinthus orientalis)

 

Die Gartenhyazinthe ist eine Pflanze aus der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Alle Pflanzenteile sind giftig, v. a. die Zwiebel, aber auch das Pflanzenwasser im Blumenuntersetzer oder in der Vase. Optisch kann sie mit der Traubenhyazinthe (Muscari) verwechselt werden. Auch diese ist giftig.

Toxine: Dicarbonsäuren (Oxalatraphide, Oxalsäure, Oxalat)

Symptome: sofort nach Bisskontakt kann es zu Speicheln, Schleimhautirritation und –schwellung kommen. Atemnot (Pharynxödem), Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Schluckstörungen können folgen. Bei Aufnahme größerer Mengen ggf. allgemeine Erschöpfung, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Hypotonie, Nierenversagen.

Prognose: gut – zweifelhaft. Todesfälle sind bekannt.

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Mit Vorsicht zu genießen

Der Frühlingskrokus (Crocus vernus)

 

Der Frühlings-Krokus wird auch als Alpenkrokus oder Frühlingssafran bezeichnet und gehört zur Familie der Schwertliliengewächse (Iridaceae). Die ganze Pflanze ist giftig. Verwechslungsgefahr besteht mit der stark giftigen Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale)

Toxine: Lektine (Crocin, Crocetin)

Symptome: nach 30 bis 90 Minuten können Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall auftreten.

Prognose: gut

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Die Primel (Primulus spp.)

 

Die Familie der Primeln ist recht umfangreich und beinhaltet etwa 500 Arten. Problematisch ist vor allem die beliebte Becherprimel (Primula obconica). Die Haare an den Blättern der Pflanze enthalten Primin. Wird die Pflanze berührt, können allergische Reaktionen der Haut („Primeldermatitis“) auftreten. Zwar enthalten auch alle anderen Primeln Primin, aber meist in so geringen Mengen, dass es nicht zu Problemen kommt. Alternative zur gewöhnlichen Becherprimel stellt die priminfreie Serie („Touch Me“) dar, die im Fachhandel erworben werden kann.

Toxin: Primin

Symptome: allergische Hautreaktionen, Anschwellen der Bindehäute und der Schleimhaut der Atemwege (auch erst nach Stunden bis Tagen möglich). Bei Verzehr auch Rötungen der Mundschleimhaut und Anschwellen des Rachenraums möglich. Es kann zu Erbrechen, Durchfall und Magen-Darm-Reizungen kommen.

Prognose: gut

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Die Passionsblume (Passiflora)

 

Die Passionsblume wird in der Phytotherapie zum Beispiel bei nervöser Unruhe oder nervös bedingten Beschwerden im Magen-Darm-Trakt eingesetzt. Die Pflanze ist jedoch mild toxisch.

Toxin: Alkaloide (Flavonoide, Saponine)

Symptome: Der übermäßige Verzehr kann zu Magen-Darm-Beschwerden und Benommenheit führen.

Prognose: Gut. Gabe nur in Absprache mit dem Fachmann/Fachfrau.

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Palmkätzchen (Salix caprea)

 

Salix caprea, die Sal-Weide, gehört zur Gattung der Weiden und ist eine der Pflanzen, die im Frühjahr als erstes blüht, was sie zu einer wichtigen ersten Futterpflanze für Insekten, wie die Honigbiene macht. Im tierischen Bereich kennt man die Weidenrinde, die als natürliches Schmerzmittel gilt.

Verantwortlich dafür ist die Salicylsäure, die wir auch in der Acetylsalicylsäure („Aspirin“) finden, mit dem man Katzen (wenn es nicht VOM TIERARZT in sehr sehr niedriger Dosierung therapeutisch angewandt wird) durchaus umbringen kann. Salicylsäure wird vom Organismus in erster Linie über die Leber durch Ankopplung an Glucuronsäure entgiftet und ausgeschieden. Katzen haben jedoch eine Glucuronidierungsschwäche, d. h. diese Möglichkeit der Entgiftung funktioniert nur sehr eingeschränkt, wodurch der Stoff (in dem Fall die Salicylsäure) sehr lange im Körper der Katze verbleibt. Nicht gut.

Bezieht sich jetzt in erster Linie auf die Rinde, aber exzessives Knabbern an jungen Ästen samt Knospen muss jetzt auch nicht unbedingt sein.

[dark_box]Davon abgesehen: Palmkätzchen sind wie schon erwähnt unter anderem für die Honigbiene eine sehr, sehr wichtige erste Futterpflanze, daher bitte in der Natur lassen und dort bewundern. [/dark_box]

„Aber Katzen wissen doch, was gut für sie ist!“

Wenn man vor für Katzen giftigen Pflanzen warnt, hört man häufig Sätze wie:

„Welche Katze ist denn so blöd und frisst etwas, das giftig für sie ist?“

„Da müssten doch alle Freigänger schon längst tot sein!“ oder

„Also meine Katze interessieren Blumen ja überhaupt nicht, die würde da nie drangehen!“

Nun, an sich sind Vergiftungen bei Katzen im Vergleich zum Hund relativ selten. Bei den zwischen 1997 und 2006 beim Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrum Zürich ausgewerteten Fällen standen falsch angewandte Tierarzneimittel auf Platz eins, Schädlingsbekämpfungsmittel (Rattengift etc.) auf Platz zwei. Danach folgten allerdings bereits die Giftpflanzen. Problematisch bei der Katze ist vor allem die Glukuronidierungsschwäche, die die Katze gegenüber zahlreichen Stoffen hoch empfindlich macht. Zudem ist der Gehalt an giftigen Inhaltsstoffen von Pflanze zu Pflanze (auch innerhalb einer Art) variabel und jede Katze individuell (im schlechteren Fall kann auch eine nur leicht giftige Pflanze einer empflindlichen Katze große Probleme bereiten).

Neugier ist der Katze Tod

Zumeist sind von Vergiftungen mit giftigen Pflanzen Wohnungskatzen betroffen. Zum einen sind gerade für Stubentiger ein neuer Blumenstrauß oder eine neue Zimmerpflanze im Revier etwas Neues/Spannendes, das es zu entdecken gilt, und zum anderen versagt das Vermeideverhalten gegenüber Giftpflanzen bei Wohnungskatzen im Vergleich zu Freigängern relativ häufig. So kann es vorkommen, dass die Katzen – insbesondere dann wenn keine Alternativen (wie z. B. geeignetes Katzengras) – zur Verfügung stehen, stattdessen Zimmerpflanzen oder Schnittblumen anfressen. Das kann je nach Pflanze glimpflich ausgehen, kann aber wie z. B. bei der Lilie, bei der wie schon erwähnt Pollen im Fell genügen, die beim Putzen aufgenommen werden, auch tödlich oder zumindest mit dauerhaften Schäden enden. (Das eine intensive Notfallbehandlung auch nicht unbedingt günstig ist, brauchen wir nicht zu erwähnen, oder?). Und auch wenn die Katze, das bisher vielleicht noch nie gemacht hat, ist einmal im Fall des Falles mitunter bereits einmal zu viel.

Daher:

Giftpflanzen haben im Katzenhaushalt nichts zu suchen!

Auch nicht an vermeintlich „unzugänglichen“ Orten in der Wohnung.

Giftpflanze gefressen, was tun?

Eine Vergiftung ist ein Notfall!

Habt ihr eure Katze dabei beobachtet, dass sie etwas von einer Giftpflanze aufgenommen hat oder habt ihr einen entsprechenden Verdacht, dann ist euer Tierarzt euer Ansprechpartner der Wahl!

Bei den äußerst gefährlichen bis gefährlichen Pflanzen sowieso und auch bei den anderen und/oder wenn ihr euch nicht sicher seid, schadet ein Anruf beim Tierarzt nicht. Lieber einmal zuviel, als einmal zu wenig.

Damit euer Tierarzt eurer Katze im Fall des Falles bestmöglich helfen kann, ist es dabei gut, wenn ihr möglichst präzise Angaben machen könnt:

– was eure Katze aufgenommen hat (Pflanze mitbringen),
– welche Menge eure Katze davon aufgenommen hat (Pflanze mitbringen),
– wann eure Katze das Gift aufgenommen hat.

Auch Erbrochenes oder andere „Überreste“ können helfen, insbesondere dann, wenn nichts direkt beobachtet wurde.

Schmerzlinderung: Strahlentherapie kann bei Arthrose eine Möglichkeit sein

Chronische Schmerzen werden bei der Katze häufig durch verschleißbedingte Gelenkerkrankungen ausgelöst. Diese sind nicht heilbar, die Therapie richtet sich bei der Katze danach, die verbundenen Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität des tierischen Patienten zu verbessern. Die Strahlentherapie, eine wichtige Therapiemöglichkeit in der Krebsbehandlung, kann – niedrig dosiert – auch zur Behandlung chronisch-entzündlicher degenerativer und proliferativer (also wuchernder) Gelenkerkrankungen eingesetzt werden.

Katze auf Couch Strahlentherapie Arthrose

Wie wirkt eine Strahlentherapie bei Arthrose?

Die Schmerzen bei einer chronisch degenerativen Gelenkerkrankung werden durch lokale Stoffwechselstörungen mit anhaltender Übersäuerung des Gewebes sowie einer Reizung der Gelenkinnenhaut, der Gelenkkapsel und der Gelenknerven verursacht. Eine Strahlentherapie kann diese Schmerzen lindern, jedoch ist noch nicht abschließend geklärt, wie es zu dieser Wirkung kommt.

Man nimmt an, dass die Strahlentherapie über mehrere biochemische Reaktionsabläufe auf zellulärer Ebene wirkt und so die Entzündungsreaktionen im Gewebe reduziert. Diese entzündungshemmende Wirkung beruht wohl auf verschiedenen Komponenten.

Wirkung auf die Immunzellen

Bei einer Entzündung reagiert das Immunsystem auf eine Schädigung durch infektiöse, chemische oder physikalische Noxen, also Stoffe oder Umstände, die eine schädigende, krankheitserzeugende Wirkung auf einen Organismus oder ein Körperorgan ausüben. Diese Reaktion ist komplex, da eine Vielzahl von Immunzellen miteinander interagieren muss.

Ein erster Schritt dieser so genannten Entzündungskaskade ist das Anheften von bestimmten Leukozyten, also weißen Blutkörperchen, den Monozyten und den Granulozyten, aus dem Blut, das sich in den Blutgefäßen befindet, an aktivierte Endothelzellen (Zellen, die die Blut- und Lymphgefäße auskleiden). Die weißen Blutkörperchen wandern dann angeheftet an diese Gefäßzellen in das entzündete Gewebe, wo sich die Monozyten zu dendritischen Zellen und inflammatorischen („entzündlichen“) Makrophagen („Fresszellen“) entwickeln.

Diese Makrophagen unterstützen wiederum den lokalen Entzündungsprozess durch verschiedene Vorgänge und produzieren dabei u. a. auch Stickoxide, die wiederum die Durchlässigkeit von Gefäßen regulieren, die Bildung von Wasseransammlungen (Ödemen) fördern und an der Entstehung von Entzündungsschmerz beteiligt sind.

Eine niedrig dosierte Strahlentherapie kann nun dafür sorgen, dass sich weniger weiße Blutkörperchen an diese Endothelzellen anheften und zum Ort des Geschehens transportiert werden. Zudem wurde beobachtet, dass vermehrt das Zytokin TGF-beta 1 ausgeschüttet und aktiviert wurde. Zytokine sind Eiweiße, die u. a. eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen, und dieses TGF-beta 1 wirkt antiadhäsiv, was bedeutet, dass es ebenso das Anheften der weißen Blutkörperchen an die Endothelzellen behindert.

Des Weiteren zeigte sich, dass es durch die Bestrahlung zu einem programmierten Zelltod von Monozyten und Granulozyten kam, was wiederum zu einer verminderten Rekrutierung dieser Entzündungszellen führte, weil eben ihre Zahl grundsätzlich einmal vermindert wird. Ebenso konnte eine Senkung der Stickoxid-Produktion in aktivierten Makrophagen und eine verminderte Ausschüttung des entzündungsfördernden Zytokins Interleukin-1 in stimulierten Makrophagen beobachtet werden. So ergibt sich auf zellulärer Ebene ein entzündungshemmender Effekt. [1][2][3]

Wirkung auf die Synovialzellen und die Gelenkschmiere

Eine Entzündung der Innenschicht der Gelenkkapsel tritt häufig bei einer chronischen Polyarthritis auf. Hierbei verändern sich die Synovialzellen, also die Zellen der Gelenkinnenhaut und ändern auch ihre Funktionsweise. Sie werden aggressiv und wachsen über den Knorpel, was zu einer Zerstörung des Knorpels vom Rand ausgehend führt. Eine Entzündung tritt auch bei einer aktivierten Arthrose auf, wenn die durch die Reibung der Knorpel und ihrer Gegenspieler entstehenden Abriebprodukte eine solche bewirken. In Tiermodellen zeigte sich, dass die Strahlentherapie bei Arthritis die Proliferation, also das Wachstum und die Vermehrung, dieser Synovialzellen verringern, die Bildung von Flüssigkeit im Gelenk hemmen und so der Zerstörung von Knochen- und Knorpelgewebe entgegenwirken kann. [4][5][6][7]

Zudem scheint der pH-Wert der Gelenkschmiere ins Alkalische verschoben zu werden, d. h. die Übersäuerung (Azidose), die ebenfalls zur Schmerzentstehung beiträgt, wird gehemmt und die Schmerzempfindung somit reduziert. [8]

Außerdem scheinen nach aktuellem Kenntnisstand direkte Einflüsse auf das neurovegetative und neuroendokrine System eine Rolle zu spielen. Ein Einfluss auf die Krankheit selbst, ist nach Expertenmeinung nicht zu erwarten.

Mögliche Einsatzgebiete im Bereich Knochen und Knorpel

Osteoarthrose

Die Osteoarthrose ist eine chronisch degenerative Gelenkerkrankung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass es zu einer fortschreitenden Veränderung des Gelenkknorpels und der weiteren Gelenkstrukturen kommt (oft bekannt als „Verschleiß“). Die Folge sind Schmerzen und/oder Funktionseinschränkungen, sprich z. B. Steifigkeit insbesondere am Morgen. Kommt eine Entzündung hinzu, spricht man von einer aktivierten Arthrose.

Einer Osteoarthrose kann auf verschiedenen Wegen begegnet werden. Das kann die Gabe von Schmerzmitteln sein, Physiotherapie, die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln oder z. B. auch im Fall des Falles eine schonende Gewichtsreduktion. Ziel ist in jedem Fall, die verbundenen Schmerzen zu lindern und so die Lebensqualität der betroffenen Katze zu verbessern. Die Strahlentherapie kann die genannten Maßnahmen begleiten und im besten Fall langfristig zur Minderung der Beschwerden führen.

Liegen Krepitationen vor (also „Knirschen“ durch Aneinanderreiben von Gelenkpartnern), Gelenkdeformationen oder ausgeprägte sichtbare Veränderungen im Röntgenbild sind die Aussichten eher ungünstig.

Die Strahlentherapie kann auch bei Scottish Fold Katzen, die unter Osteochondrodysplasie leiden, zur Schmerzreduktion und Verbesserung der Lebensqualität eingesetzt werden. [9]

Tumore

Dringt ein Tumor in einen Knochen oder ein anderes Gewebe ein oder drückt er schmerzsensible Strukturen zusammen, kann Tumorschmerz entstehen und die Lebensqualität des kätzischen Patienten deutlich einschränken. Insbesondere Knochenschädigungen sind sehr schmerzhaft. Diese können durch Knochentumore selbst (z. B. Osteosarkom) oder auch durch sekundäre Tumore (z. B. Metastasen von Mammakarzinomen) entstehen. Auch Lymphome oder periphere Nervenscheidentumore können mit deutlichen Schmerzen einhergehen.

Liegt ein solcher Tumorschmerz vor und weiß man wo der Schmerz lokalisiert ist, ist eine palliative Strahlentherapie möglich, um die Schmerzsymptome bei nur geringen Nebenwirkungen zu reduzieren. Ziel ist es dabei vor allem, die Lebensqualität des Tieres zu verbessern. Wie die Strahlentherapie die Schmerzen genau lindert, ist nicht vollständig bekannt, die Schmerzlinderung setzt auch nicht die komplette Rückbildung des Tumors voraus. Der schmerzlindernde Effekt tritt nach zwei bis vier Wochen ein und hält im Durchschnitt zwei bis sechs Monate an.

Wie läuft eine Strahlentherapie in diesem Fall ab?

Je nachdem, ob eine bösartige Tumorerkrankung vorliegt oder eine chronisch degenerative Gelenkerkrankung sind Ziel und Ablauf der Strahlentherapie unterschiedlich. In der Krebsbehandlung wird die Strahlentherapie häufig täglich oder mehrmals wöchentlich in hohen Dosen eingesetzt, um im Idealfall das Tumorgewebe zu zerstören.

Bei der Bestrahlung im Fall von chronisch degenerativen Gelenkerkrankungen werden deutlich niedrigere Dosen in weniger Sitzungen verwendet. Ziel ist es hier, die Schmerzen zu reduzieren und Funktionseinschränkungen zu mindern.

Die Strahlentherapie wird normalerweise ambulant durchgeführt. Das Tier muss dafür in eine Kurznarkose (z. B. mit Propofol) versetzt werden, da der Patient exakt positioniert und das Strahlenfeld richtig ausgerichtet werden muss. Zudem dürfen sich während der Behandlung keine Personen im Behandlungsraum befinden. Es handelt sich um eine ganz oberflächliche Narkose, da die Bestrahlung keine Schmerzen verursacht und die Tiere nur wenige Minuten ruhig liegen müssen. Die eigentliche Bestrahlungsdauer liegt bei unter einer Minute. Es können gleichzeitig mehrere Gelenke bestrahlt werden.

Voraussetzung für die Strahlentherapie ist die Narkosefähigkeit der Katze und es muss eine möglichst genaue Darstellung des Strahlenvolumens mittels Bildgebung (z. B. Computertomografie) möglich sein.

Wie erfolgsversprechend ist eine Strahlentherapie bei chronisch degenerativen Gelenkerkrankungen?

Derzeit gibt es noch keine Langzeitstudien für die Behandlung degenerativer Gelenkerkrankungen mittels Strahlentherapie. Die aktuellen Beobachtungen sind jedoch sehr vielversprechend. 70 bis 80 Prozent der Hunde sprachen auf die Strahlentherapie an und die schmerzlindernde Wirkung trat in der Regel vier bis sechs Wochen nach der Behandlung ein und führte in Folge zu einer verbesserten Belastung der Gliedmaßen und einer Verbesserung der Lebensqualität.[10] [11] [12] [13] Es ist auch möglich, dass je nach Fall Schmerzmittel reduziert werden können. In der Regel hielt die Schmerzlinderung sechs bis neun Monate an. Nach Abklingen der Wirkung kann die Bestrahlung grundsätzlich wiederholt werden.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Wie bei jeder Therapie so müssen auch bei der Strahlentherapie Nutzen und Risiko gegeneinander abgewogen werden. Da die Strahlendosis bei der Behandlung chronisch-degenerativer Gelenkerkrankungen deutlich niedriger als bei der Tumorbehandlung ist, sind therapiebedingte Nebenwirkungen sehr selten. Grundsätzlich ist es möglich, dass es durch die Transformation und Mutation der bestrahlten Zellen zu bösartigen Veränderungen und Erbkrankheiten kommt. Jedoch ist das Risiko beim Menschen schon gering und bei der Katze durch die geringere Lebenserwartung noch weitaus geringer. Bei der palliativen Strahlentherapie von Osteosarkomen liegt das Risiko für Nebenwirkungen durch die höhere Dosis etwas höher, hier kann es zu akuten Nebenwirkungen während oder kurz nach der Strahlentherapie kommen (z. B. Hautschäden), diese sind jedoch laut Fachliteratur meist gut behandelbar.

Fazit

Die Strahlentherapie kann bei chronisch degenerativen Gelenkerkrankungen eine ergänzende Möglichkeit zur Schmerzbehandlung darstellen. Jedoch fehlen derzeit noch Langzeitstudien und sie ist mit einem relativ hohen Zeit- und Kostenaufwand verbunden. Zudem wird die Behandlung nur in spezialisierten Einrichtungen mit entsprechender Ausstattung und Fachkompetenz angeboten. Teilweise sind Kooperationen zwischen fachlich ausgebildeten Tierarztpraxen und Strahlentherapieeinrichtungen für Menschen möglich.

Die Informationen in diesem Artikel basieren in weiten Teilen auf einem im „Praktischen Tierarzt“ erschienenen Übersichtsartikel [14], zusammengefasst und ergänzt um Erklärungen und Informationen aus anderen Quellen.

Referenzen


[1] Roedel F, Kley N, Beuscher HU, Hildebrandt G, Keilholz L, Kern P, Voll R, Herrmann M, Sauer R (2002): Anti-inflammatory effect of low-dose X-irradiation and the involvement of a TGF-a1-induced down-regulation of leukocyte/endothelial cell adhesion. Int J Radiat Biol 78:711-719
[2] Roedel F, Frey B, Manda K, Hildebrandt G, Hehlgans S, Keilholt L, Seegenschmiedt MH, Gaipl US, Roedel C (2012): Immunmodulatory properties and molecular effects in inflammatory diseases of low-dose x-irradiation. Front Oncol 2:120
[3] Trott KR, Kamprad F (1999): Radiobiological mechanisms of anti-inflammatory radiotherapy. Radiother Oncol 51:197-203
[4] Budras KD, Hartung K, Münzer BM (1986): Licht- und elektronenmikroskopische Untersuchungen über den Einfluss von Röntgenstrahlen auf das Stratum Synoviale des entzündeten Kniegelenks. Berl Münch Tierärztl Wochenschr 99: 148-152
[5] Fischer U, Kamprad F, Koch F, Ludewig E, Melzer R, Hildebrandt G (1998): The effects of low-dose Co-60 irradiation on the course of aseptic arthritis in a rabit knee joint, Strahlenther Onkol 174:633-639
[6] Hildebrandt G, Radlingmayr A, Rosenthal S, Rothe R, Jahns J, Hindemith M, Roedel F, Kamprad F (2003): Low-dose radiotherapy (LD-RT) and the modulation of INOS expression in adjuvant induced arthritis in rats. Int J Radiat Biol 79: 993-1001.
[7] Trott KR, Parker R, Seed MP (1995): Die Wirkung von Röntgenstrahlen auf die experimentelle Arthritis der Ratte. Strahlenther Onkol 171:534-538
[8] Pannewitz G v (1970): Radiotherapy of arthrosia deformans. Method and results. Radiologe 10: 51-54
[9] Fujiwara-Igarashi A, Igarashi H, Hasegawa D, Fujita M (2015): Efficacy and complications of palliative irradiation in three Scottish Fold Cats with osteochoendrodysplasia. J Vet Intern Med 29: 1643-1647
[10] McEntee MC, Page RL, Novotney CA, Thrall DE (1993): Palliative radiotherapy for canine appendicular osteosarcoma. Vet Radiol Ultrasound 34: 367-370
[11] Mueller F, Poirier V, Melzer K, Nitzl D, Roos M, Kaser-Hotz B (2005): Palliative radiotherapy with electrons of appendicular osteosarcoma in 54 dogs. In Vivo 19: 713-716
[12] Pagano C, Boudreaux B, Shiomitsu K (2016): Safety and toxicity of an accelerated coarsely fractionated radiation protocol for treatment of appendicular osteosarcoma in 14 dogs: 10 Gyx2 fractions. Vet Radiol Ultrasound 57:551-556
[13] Ramirez O III, Dodge RK, Page RL, Price GS, Hauck ML, LaDue TA, Nutter F, Thrall DE (1999): Palliative radiotherapy of appendicular osteosarcoma in 95 dogs. Vet Radiol Ultrasound 40:517-522
[14] Eberle N. (2017): Einsatz der Strahlentherapie zur Schmerzbehandlung bei Hund und Katze. Der Praktische Tierarzt 99, Heft 01/2018, 24-32

Vergiftungsfälle bei Katzen 2016 – VPIS

Der Veterinary Poisons Information Service (VPIS) gibt jedes Jahr eine Statistik zu den häufigsten Vergiftungsfällen/-anfragen im Vorjahr heraus.

Diese zeigte sich für das Jahr 2016 wie folgt:

Einzelne Stoffe im Detail


Lilium-Spezies:
Lilien sind für Katzen hochgiftig. Nicht nur Pflanzenteile selbst, sondern bereits der Körperkontakt mit Blütenstaub und die anschließende Aufnahme durch Putzen reichen aus, um schwere Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. Ebenso gefährlich ist die Aufnahme von Blumenwasser und -erde. Auch die Hemerocallis-Arten (Taglilien) sind für Katzen hochgiftig. Meist sind Wohnungskatzen betroffen.

Permethrin:
Permethrin ist in vielen Parasitenmitteln enthalten. Die Katze ist insbesondere durch Spot-on-Präparate für Hunde gefährdet, wenn diese bei ihr angewandt werden. Katzen tun sich aufgrund ihrer Glucuronidierungsschwäche mit dem Verstoffwechseln vieler Substanzen schwer. Dazu gehört auch Permethrin. Im schlimmsten Fall führt die fälschliche Gabe eines Spot-on-Präparats mit Permethrin zum Tod der Katze.

Benzalkoniumchlorid: Benzalkoniumchlorid ist in vielen Haushaltsprodukten, wie Desinfektions- und Reinigungsmitteln enthalten. Das Ablecken behandelter Oberflächen kann zu vermehrtem Speichelfluss, Fieber und Geschwüren an Zunge und Maul führen. Typischerweise treten die Symptome Stunden nach dem Kontakt auf.

Paracetamol: Das bekannte Schmerzmittel Paracetamol ist frei verkäuflich und wurde in einer amerikanischen Studie (Sundlof, 1990) als vierthäufigste Ursache für Vergiftungen bei der Katze beschrieben. Wie auch beim Permethrin ist es auch bei Paracetamol die Glucuronidierungsschwäche der Katze, die für ihre besondere Empfindlichkeit gegenüber Paracetamol verantwortlich ist. Hauptsymptom einer Paracetamolvergiftung ist eine Methämoglobinämie. Vorsicht: Auch in diversen Grippe- und Erkältungsmitteln ist Paracetamol enthalten!

Imidacloprid: Die Substanz Imdiacloprid ist in verschiedenen Parasitenmitteln enthalten und bei korrekter Anwendung in der Regel verträglich. Jedoch kann es zu allergischen Reaktionen und bei unbeabsichtigter oraler Aufnahme auch zu anderen unerwünschten Nebenwirkungen, wie Speicheln, Erbrechen, Ataxie, Zittern oder Anfällen kommen.

Moxidectin: Moxidectin ist in Parasitenmitteln z. B. in Kombination mit Imidacloprid enthalten. Auch hier kann es zu allergischen Reaktionen sowie insbesondere wenn die Substanz abgeleckt wird, zu anderen unerwünschten Nebenwirkungen kommen.

Ethylenglykol: Ethylenglykol kennt man vor allem aus Frostschutzmitteln für den Autokühler, wird aber auch als Lösungsmittel, beim Entwickeln von Fotos oder in Hydraulik- und Bremsflüssigkeit verwendet. Durch seinen Geschmack wirkt es anziehend auf Katzen. Meist sind Jungtiere von Vergiftungen betroffen.

Praziquantel: Praziquantel kennt man aus Wurmmitteln und ist für viele Katzen bei korrekter Anwendung gut verträglich. Wenn führt es vor allem dann zu Problemen, wenn es parenteral (also am Darm vorbei) aufgenommen wird. Während bei der oralen Aufnahme („Wurmtablette“) Speichelfluss und Durchfall als Nebenwirkungen beschrieben werden, führte die parenterale Aufnahme etwas häufiger zu Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall, Speichelfluss, Appetitlosigkeit und/oder vorübergehender Schwäche und Schläfrigkeit. Auch Ataxie und ein taumelnder Gang können vorkommen. Die Gabe von 200 mg/kg parenteral führte bei der Katze in entsprechenden Untersuchungen zum Tod.

Wie gingen die Vergiftungsfälle aus?

Die meisten Fälle gingen gut aus. Jedoch endete die Vergiftung für 33 Katzen tödlich, von denen 9 eines natürlichen Todes starben und 24 eingeschläfert werden mussten. Für die meisten Todesfälle war mit 33 % Ethylenglykol verantwortlich, gefolgt von unbekannten Stoffen mit 21 %. Permethrin war an 18 % der Todesfälle beteiligt.

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Achtung: Neemöl ist für Katzen giftig!

In der Statistik oben nicht erwähnt, leider jedoch bei den Todesfällen ist Neemöl, von dem leider immer noch behauptet wird, es könne bei Katzen unbedenklich eingesetzt werden. Dem ist nicht so! Das klinische Bild einer Neemölvergiftung ähnelt dem einer Permethrinvergiftung und nicht selten endet die gut gemeinte Gabe leider tödlich. In einer Untersuchung von Sutton et al. (2009)1 erlitten z. B. ganze 18,9 % der betroffenen Tiere dieses Schicksal. [/dark_box]

Was ist der Veterinary Poisons Information Service?

Der Veterinary Poisons Information Service mit Sitz in London ist eine Art Giftnotruf und bietet rund um die Uhr einen Telefonnotdienst für Tierärzte. Ziel des Dienstes ist es sicherzustellen, dass jedes Tier mit bestätigter oder vermuteter Vergiftung die bestmögliche Behandlung erhält. Zusätzlich können Tierärzte auch Vergiftungsfälle beim Service melden.

Im Jahr 2016 erhielt der VPIS pro Monat zwischen 837 und 983 Anfragen, was auf das Jahr verteilt insgesamt 10.977 Anfragen ergibt. Die meisten Anfragen betrafen Hunde (84 %), gefolgt von den Katzen (15 %), an dritter Stelle folgten die Kaninchen. Bei den Anfragen ging es um insgesamt 15.210 unterschiedliche Stoffe. Angeführt wurde die Liste der Vergiftungsfälle von Medikamenten (v. a. NSAIDs), gefolgt von Pflanzen und Haushaltsprodukten. Vergiftungen durch E-Zigaretten und Cholecalciferol befanden sich im Vergleich zum Jahr 2015 auf dem Vormarsch. Cholecalciferol (Vitamin D3) kann von der Katze z. B. durch Rattenköder, aber auch durch Fütterungsfehler oder Humanarzneimittel (z. B. Mittel gegen Schuppenflechte) im Übermaß aufgenommen werden.

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Einige allgemeine Tipps, um Vergiftungen bei der Katze zu vermeiden

  • Gestaltet euer Zuhause „kindersicher“! Alles was speziell für ein Baby/Kleinkind nicht zugänglich sein sollte, sollte es in den meisten Fällen auch nicht für die Katze. Das heißt, alles was potenziell gefährlich sein könnte, sollte für die Katze unzugänglich sein. Vertraut nicht auf „Das hat die doch noch nie gemacht“, einmal kann einmal zu viel sein.
  • Verwendet unbedenkliche Reinigungsmittel!
  • Verbannt Giftpflanzen (insbesondere Lilien) egal ob als Schnittblumen oder im Topf aus dem Haus!
  • Vorsicht bei ätherischen Ölen! Prüft jede Gabe, egal wie kompetent euch die Person, die euch eine Empfehlung gibt, erscheinen mag, kurz an seriöser Stelle nach. Gut geeignet ist z. B. die Datenbank des Instituts für Veterinärpharmakologie und -toxikologie der Universität Zürich.
  • Gebt eurer Katze NIEMALS Medikamente für den menschlichen Gebrauch, wenn nicht zuvor mit dem Tierarzt abgeklärt! Eine einzelne gut gemeinte Paracetamol oder Ibuprofen kann eure Katze töten.
  • Kontaktiert bei Verdacht auf eine Vergiftung umgehend euren Tierarzt, auch wenn eure Katze (noch) keine Symptome zeigt! Treten Symptome auf, ist es manchmal bereits zu spät.
  • Gebt Parasitenmittel nur bei Bedarf und NUR Präparate, die für die Katze geeignet sind! Fragt auch beim Tierarzt gezielt nach. Auch Tierärzte sind nur Menschen und können Fehler machen.

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  1. Sutton, NM., Bates, N., Campbell, A. (2009) Apparent adverse reactions to neem (margosa) oil in cats Veterinary Record 164, 592-593. []

Impfen kritisch sehen. Ja! Aber bitte mit Hirn.

Vor einigen Jahren gab es einen großen Hype um ein Buch einer österreichischen Tierärztin, das den Nerv der Zeit getroffen zu haben scheint. Schon damals konnte ich diesen nicht so ganz teilen, zu vieles erschien mir widersprüchlich (z. B. dass Trockenfutter im Buch verteufelt, im eigenen Online-Shop aber vertrieben wurde), zu vieles war so offensichtlich fehlerhaft… Nichtsdestotrotz fand ich das Buch auch irgendwo gut, weil es aufrüttelte, Menschen zum Nachdenken brachte und dazu, so manch gängige Praxis zu hinterfragen.

Nun verbreitet sich von eben jener Tierärztin eine Stellungnahme in den sozialen Medien, in der sie mitteilt, dass sie selbst keine Tiere mehr impfen wird und wieso und weshalb. Wasser auf die Mühlen der Impfgegner, die in Krankheiten wie Katzenseuche und Co. nur eine Erfindung von Big Pharma sehen und der festen Überzeugung sind, dass die Pharmaindustrie ebenso wie DIE Tierärzte (ich liebe ja Pauschalisierungen) mit Impfungen nur Geld scheffeln wollen.

Impfen ist kein einfaches Thema. Es ist ein Thema, das zu vielen Grundsatzdebatten führt, weil vieles immer noch so gemacht wird, wie es schon immer gemacht wurde, weil viel Angst und Unsicherheit im Spiel ist, auch viele falsche Informationen und weil es einfach keinen pauschalen Impfplan gibt, der für jede Katze greift. 100 Leute, 200 Meinungen. Front gegen Front. Und noch viel mehr Unsicherheit, wenn auch noch ausgerechnet eine Tierärztin sagt, dass Impfen für die Tonne ist und Katzen krankmacht. Jedoch sollte man gerade von einer Tierärztin erwarten können, dass sie Entscheidungen auf Basis seriöser Quellen trifft und auch mit ebensolchen argumentiert.

Das ist leider nicht der Fall. Da wird zum Beispiel eine Studie angeführt, die bewiesen haben will, dass ungeimpfte Kinder gesünder als geimpfte seien. Klickt man auf den zugehörigen Link, trifft man nicht etwa auf die Studie selbst, sondern auf eine Auswertung eben jener Studie einer Elterninitiative für Impfaufklärung, die behauptet, dass jetzt amtlich bewiesen sei, dass Impfen der Gesundheit schade. Erkenntnisse, die dann u. a. vom Kopp-Verlag aufgegriffen wurden. Ihr wisst nicht, wer das ist? Wikipedia hilft.

Sieht man sich die Studie selbst an, sieht man, dass es keine wesentlichen Unterschiede in der Anzahl durchgemachter Infekte (wie Erkältungen, Bronchitis, Magen-Darm-Erkrankungen) gab, ebenso wenig hinsichtlich Allergien, aber der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die schon einmal an Keuchhusten, Masern, Mumps und/oder Röteln litten, bei den ungeimpften Personen deutlich höher war.1 Klar, hat das Immunsystem mit einer Impfung erst einmal zu tun. Klar, kann man sich dadurch nach einer Impfung einen Infekt einfangen, weshalb man bei roh gefütterten Katzen in der Zeit kurz nach der Impfung zum Beispiel auf riskantere Fleischsorten verzichten kann. Aber ganz ehrlich, lieber vorübergehender Infekt als bleibende Schäden oder Tod.

Weiter geht es mit der Aussage, dass nur durch neurotoxische Adjuvantien, wie Aluminium und Quecksilber in den Impfstoffen, Antikörper gebildet würden. Es sei ohne Adjuvantien nicht möglich, eine Antikörperbildung zu provozieren und man überlege, wogegen die Antikörper denn nun wirklich gerichtet seien.

Nun. Es gibt verschiedene Arten von Impfstoffen. Wir haben da drei große Gruppen,

– die Lebendimpfstoffe, die lebende aber abgeschwächte Erreger enthalten,
– die Totimpfstoffe, die abgetötete oder inaktivierte Erreger enthalten
– und rekombinante Impfstoffe, die Proteine oder Bruchstücke von Nukleinstoffen enthalten.

Adjuvantien, wie eben Aluminiumhydroxid oder die Quecksilberverbindung Thiomersal, findet man in den Totimpfstoffen, wo sie zur Verstärkung der Immunantwort eingesetzt werden und nicht dazu, dass überhaupt Antikörper gebildet werden. Und zwar nur in denen. Jetzt gibt es aber ja wie eben erwähnt auch noch Lebendimpfstoffe und rekombinante Impfstoffe, durch die man bei den gängigen Impfungen (Katzenschnupfen, Katzenseuche, Tollwut, FeLV) wunderbar auf Totimpfstoffe verzichten kann. Und natürlich werden auch bei Lebend- und rekombinanten Impfstoffen Antikörper gebildet, ganz ohne Adjuvantien.

Was gibt es noch? Ach ja, Buch- und Website-Empfehlungen. Da ist dann wirklich alles dabei, was das Impfgegnerherz begehrt. Bücher, die behaupten AIDS, BSE, Kinderlähmung oder auch gerne Viren generell seien nur eine Erfindung der Medizinindustrie, Bücher, die zum Aufbruch aus dem bakteriozentrischen Weltbild aufrufen, die Enthüllung der EHEC-, Tetanus- und Masernlüge und so weiter und so fort. Eben jene Leute tummeln sich dann auch auf dem Stuttgarter Impfsymposium, dessen Besuch empfohlen wird, um sich eine eigene Meinung zu bilden.



Wir würden jetzt gerne noch über das PPLS-Syndrom philosophieren und überlegen, ob die B…schule bei Lehrer A. im Lebensweg genannter Personen eine Rolle spielte, aber die Sekretärin sagt, das dürfen wir nicht, wir sind ein anständiges Magazin.

Emma (Schlaumiez)

Den Abschluss bildet die Beschreibung von positiven Erfahrungen. So hätten ungeimpfte Tiere nach eigener Beobachtung weniger chronische Erkrankungen, Allergien und hartnäckige Infekte und die Tiere wären an sich lebhafter, gesünder und widerstandsfähiger. Unklar bleibt, um wie viele Tiere es sich dabei handelt, über welchen Zeitraum gesprochen wird (im ersten Buch 2011 werden Impfungen mit Sinn und Verstand noch empfohlen) und ob nicht vielleicht doch eher andere Umstände für die Verbesserung gesorgt haben, zum Beispiel die Umstellung auf eine artgerechtere Ernährung, die ja oft erfolgt, wenn man sich kritisch mit dem Thema Katzengesundheit zu beschäftigen beginnt…

Unser Appell an euch

Impfen ist ein Thema, bei dem man kritisch sein darf, ja sogar kritisch sein muss, was die Auswahl der Impfungen, der Impfstoffe und der Intervalle und der Impfstelle angeht. Wahllos alles impfen zu lassen, was geht und am besten auch noch jährlich ist ebenso falsch, wie Impfungen generell zu verteufeln.

Bitte benutzt euren gesunden Menschenverstand. Wer im Tierschutz schon einmal Katzenseuche erleben musste, wer weiß, wie Katzenschnupfenaugen aussehen, wenn Hornhautgeschwüre durchbrechen und sich ungefähr vorstellen kann, welche höllischen Schmerzen das sein müssen, wer gesehen hat, wie Schnupfenkitten aussehen, denen man gerne geholfen hätte, bei denen es aber schon zu spät war … dem geht bei solchen Aussagen, wie den oben getätigten, buchstäblich das Messer in der Tasche auf, glaubt mir. Vieles ist heute nicht mehr so richtig greifbar, weil man gottseidank als Katzenhalter nur selten damit zu tun hat (Katzenseuche z. B.). Aber dennoch ist es da.

Es ist richtig, dass keine Impfung zu 100 % schützt, dass es Impfdurchbrüche geben kann (selten), Nebenwirkungen (auch selten) und die Impfung auch zum Beispiel beim Katzenschnupfen nicht gegen alle Stämme wirksam ist und „nur“ die Symptome lindert. Es ist auch richtig, dass es z. B. bei FeLV höchstwahrscheinlich eine Altersresistenz gibt und es daher vor allem wichtig ist, junge Freigänger zu schützen. Man muss auch nicht jährlich gegen alles impfen, aber wie besagte Tierärztin in ihrem ersten Buch auch noch sehr richtig schreibt:

Der beste Schutz für Hunde und Katzen vor schlimmen Krankheiten ist erst einmal eine stabile Immunität. Diese wird vor allem durch sinnvolle Grundimmunisierungen, durch verbesserte Haltungsbedingungen und artgerechte Fütterung erreicht.

Eine ordentliche Grundimmunisierung beginnt mit den Impfungen im Kittenalter und endet mit der Impfung mit 15 Lebensmonaten! Nicht früher. Über die Impfintervalle bei den Wiederholungsimpfungen bzw. ob man welche machen lässt und ob man neben den Core-Impfungen noch andere Impfungen geben lässt, kann man diskutieren, aber die Grundimmunisierung muss im Interesse eurer eigenen und auch der Katzen anderer ordentlich gemacht werden!

Prüft genau, wem ihr Glauben schenkt. Wollt ihr wirklich dubiosen Quellen, wie den oben genannten unreflektiert vertrauen?

Informiert euch, seid kritisch und denkt auch an die Katzen, die

– noch nicht geimpft werden können,
– generell nicht geimpft werden können,
– nicht mehr geimpft werden können.

Auch diese schützt ihr, darunter auch speziell Katzenkinder, die den genannten Krankheiten nur wenig entgegenzusetzen haben (Herdenschutz). Andersherum schützen die Katzenhalter, die ihre Katzen impfen lassen, auch wieder eure Katzen mit. Manch böse Zunge in Tigerfell würde das jetzt Schmarotzer nennen. Wir sind zu nett für so böse Worte, aber bisschen unfair darf man das schon finden, oder?

Bleibt kritisch, recherchiert selbst und um es mit dem Leitspruch der Aufklärung von Immanuel Kant zu sagen: Habt Mut, euch eures eigenen Verstandes zu bedienen! Nicht mehr, aber auch nicht weniger wünschen wir uns von euch.

  1. https://www.aerzteblatt.de/archiv/80866/Impfstatus-und-Gesundheit-von-Kindern-und-Jugendlichen []

Buchrezension: Praxisbuch für Tierheilpraktiker

Bewährte Therapeutika für über 400 Indikationen

Nachdem wir bereits vor einiger Zeit das Mykotherapie-Buch aus dem Sonntag-Verlag besprochen haben, sehen wir uns heute das Praxisbuch für Tierheilpraktiker ein wenig genauer an.

Praxisbuch für Tierheilpraktiker

Allgemeines zum Buch

Autorin: Kristina Vormwald
Verlag: Sonntag; Auflage: 1 (11.05.2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3132192317
ISBN-13: 978-313219317

Das sagt der Klappentext

Heilpraktische Therapieansätze vereint – für gesunde Hunde, Katzen und Pferde

In der Naturheilkunde stehen viele Verfahren zur Verfügung, um den Patienten wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Sie verlieren im Dschungel der Konzepte manchmal den Überblick? Dann finden Sie hier langjährig erprobte, bewährte Therapien.

Dieses nützliche Handbuch erleichtert Ihnen den Praxisalltag. Über 400 Erkrankungen und Symptome werden von A-Z vorgestellt. Wählen Sie zu jeder Indikation aus einer Vielzahl erprobter Behandlungsstrategien gezielt das für Ihren Patienten passende Verfahren aus.

Erweitern Sie Ihr Therapiespektrum! Die übersichtliche Darstellung ermöglicht Ihnen, auch auf bisher ungenutzte Naturheilverfahren aufmerksam zu werden. Wenden Sie diese dank konkreter Dosierangaben sofort sicher an.

Das sagt die Haustiger-Redaktion

Das Praxisbuch für Tierheilpraktiker ist schon ein kleiner Wälzer und erhebt den Anspruch ein praktisches Nachschlagewerk für den praktizierenden Tierheilpraktiker zu sein und einen Überblick über diverse alternative Behandlungsmöglichkeiten zu bieten. Wir finden hier die klassische Homöopathie, die Komplexhomöopathie, die Behandlung mit Schüßler-Salzen und Bach-Blüten, die Phytotherapie, Mykotherapie aber auch alte, überlieferte Hausmittel.

Das Buch ist im Wesentlichen in einen Grundlagen- und einen Praxisteil untergliedert. Bei den Grundlagen finden wir zum Beispiel die Unterschiede zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde. Es wird kurz erklärt, welche Dokumente und Patientenunterlagen (z. B. Impfpass, Blutbild, Röntgenbilder) dem Tierheilpraktiker begegnen können und was sich daraus lesen lässt. Es folgen Hinweise zu den Fragen, die man dem Patientenbesitzer stellen sollte, zur körperlichen Anamnese und es werden die einzelnen Therapieverfahren erklärt. Alles in allem handelt es sich hierbei wirklich nur um einen Überblick. Man lernt nicht, wie man ein Blutbild liest oder Röntgenbilder interpretiert, was aber auch nicht Sinn des Buches ist.

In Kapitel 2 geht es in die Praxis. Hier finden wir alphabetisch geordnet zahlreiche Indikationen von A wie Abmagerung bis Z wie Zystitis. Diese machen den größten Teil des Buches (554 Seiten von 654) aus.

Bei jeder Indikation wird kurz erklärt, um welche Problematik es sich handelt, gefolgt von Therapieempfehlungen, die stichpunktartig innerhalb der einzelnen Bereiche aufgeführt sind (Klassische Homöopathie, Komplexhomöopathie, Schüßler Salze, Bach-Blüten, Phytotherapie, Mykotherapie, alte überlieferte Hausmittel, Nahrungsergänzungsmittel). Es handelt sich hier wirklich um eine reine Aufstellung. Es gibt weder nähere Erklärungen zu den einzelnen Mitteln oder eine Sortierung (außer nach Bereichen) noch wird erklärt, inwiefern die einzelnen Mittel generell für jede Tierart und unter welchen Umständen geeignet sind.

Weitere Kapitel beschäftigen sich mit seelischen Krankheitsbildern und der Geriatrie, also dem alternden Tier, der Onkologie und der Ersten Hilfe. So gibt es im Buch z. B. auch einen Überblick, was in die Erste-Hilfe-Tasche gehört. Den Abschluss bildet ein Anhang mit verschiedenen Rezepten für Salben, Cremes, Öle und Kräutermischungen, Tabellen mit giftigen Pflanzen, Haus- und Lebensmitteln, Informationen zu weiterführender Literatur und interessanten Websites.

Für wen eignet sich das Praxisbuch für Tierheilpraktiker?

In kundigen Händen (also wirklich beim ausgebildeten, praktizierenden Tierheilpraktiker z. B.) finden wir das Buch als Ideensammlung und Grundlage für eigene weitere Recherchen prima. Der gute THP weiß, wie mit den Empfehlungen umzugehen ist und wird individuell je nach Tierart und speziellem Fall entscheiden und nicht blind pauschalen Empfehlungen folgen.

Das Buch eignet sich nicht als Ersatz für den Tierarzt oder Tierheilpraktiker, es eignet sich nicht, um als Tierbesitzer auf eigene Faust zu behandeln und ersetzt auch keine fundierte Ausbildung!

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