Zimmerpflanzen wie Grünlilien verschönern das Zuhause, sind pflegeleicht und gelten als äußerst robust. Doch gerade im Katzenhaushalt stellt sich die Frage, ob diese beliebten Pflanzen auch wirklich sicher sind. Denn viele Zimmerpflanzen enthalten Stoffe, die für Katzen giftig sein können – in manchen Fällen sogar lebensbedrohlich. Wer Katzen hat, tut daher gut daran, genau hinzuschauen und nur ungiftige Pflanzen in der Wohnung zu platzieren, die keine Gefahr darstellen.
Eine Möglichkeit stellen hier die Grünlilien (Chlorophytum comosum) dar, die als anspruchslose und nichtsdestotrotz attraktive Zimmerpflanzen gelten. Im Folgenden gehen wir genauer auf Herkunft, Aussehen und mögliche Gefahren durch das Beamtengras, wie die Grünlilien auch genannt werden, ein.
Herkunft der Grünlilie
Grünlilien stammen ursprünglich aus Afrika und sind dort im Osten, von Äthiopien bis Südafrika und im Westen des Kontinents zu finden. Die Pflanzen wachsen in Südafrika im Unterholz bewaldeter Flusstäler, im Gebüsch und in den Bergen. Auf dem Kilimandscharo findet man Grünlilien in Höhen von nahezu 2500 Metern.
Die Pflanze gehört zur Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Ihre große Anpassungsfähigkeit und ihr schnelles Wachstum machten sie nicht nur in botanischen Sammlungen populär, sondern auch in privaten Haushalten. Heute zählt die Grünlilie zu den „Klassikern“ unter den Zimmerpflanzen, die nahezu jeder kennt – oft auch als pflegeleichte „Einsteigerpflanze“.
Aussehen der Grünlilie
Das charakteristische Merkmal der Grünlilie sind ihre langen, schmalen Blätter, die in dichten Rosetten wachsen. Typisch ist die grün-weiß gestreifte Musterung vieler Sorten, es gibt aber auch rein grüne Varianten. Die Blätter können bis zu 45 Zentimeter lang werden.
Ein charakteristisches Merkmal der Pflanzen sind die Kindel: Kleine Ableger, die an langen, herabhängenden Trieben entstehen. Diese erinnern an Spinnen, weshalb die Pflanze im Englischen auch „Spider Plant“ genannt wird. Aus den unscheinbaren weißen Blüten, die in den Sommermonaten erscheinen können, entwickeln sich die Pflänzchen, die sich leicht abtrennen und einwurzeln lassen.
Grünlilien werden gerne in klassischen Blumentöpfen oder auch in Blumenampeln gepflegt. Gerade in Haushalten mit Katzen sind die herabhängenden Blätter allerdings eine Einladung zum Spielen und Knabbern.
Sind Grünlilien für Katzen giftig?
Die Grünlilie gilt für Katzen als ungiftig. Allerdings wurden in den unterirdischen Teilen der Pflanzen Toxine (Saponine) nachgewiesen. Allerdings sind dazu bisher in der Literatur keine Vergiftungsfälle beim Tier beschrieben worden 1Chlorophytum comosum – https://www.vetpharm.uzh.ch/. Abgerufen am: 03.09.2025
Jedoch kann die Aufnahme größerer Mengen der Pflanze zu Magen-Darm-Beschwerden führen, daher sollte das „Beamtengras“ von Katzen dennoch nicht im Übermaß verzehrt werden. Zudem besteht bei der Grünlilie wie auch bei anderen Pflanzen, durch die Blätter grundsätzlich das Risiko von Verletzungen im Mund-Rachenraum. Des Weiteren nehmen die Pflanzen Schadstoffe aus der Raumluft auf, was ebenfalls eine Gefahr darstellen kann.
Es ist daher auch bei der Grünlilie sinnvoll, die Katzen zu beobachten und die Pflanze gegebenenfalls aus der Reichweite der Stubentiger zu entfernen, sollten sie zu großes Interesse am Beamtengras zeigen.
Warum knabbern Katzen so gerne an Grünlilien?
Viele Katzenbesitzer kennen das Problem: Kaum steht die Pflanze irgendwo erreichbar, schon macht sich die Katze daran zu schaffen. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Instinktives Verhalten: Katzen fressen Gras oder andere Pflanzen, um Haarballen loszuwerden und die Verdauung anzuregen.
Spieltrieb: Die langen, hängenden Blätter sind eine spannende „Beute“.
Neugier: Gerade junge Katzen probieren alles aus.
Dass Katzen Grünpflanzen anziehend finden, ist also im Endeffekt ganz normal, kann aber unter Umständen für die Haustiger problematisch sein.
In a Nutshell / Zusammenfassung
Ist die Grünlilie für Katzen giftig?
Nein, die Grünlilie (Chlorophytum comosum) gilt laut ASPCA und Vetpharm-Datenbank als ungiftig für Katzen. Weder Blätter noch Stängel enthalten toxische Substanzen, die bei normalem Kontakt gefährlich wären.
Darf meine Katze an der Grünlilie knabbern?
In kleinen Mengen ist das Knabbern in der Regel unbedenklich. Frisst die Katze jedoch große Mengen, kann es zu leichten Magen-Darm-Beschwerden wie Erbrechen oder Durchfall kommen. Daher sollte der Verzehr möglichst eingeschränkt werden.
Welche Pflanzenteile der Grünlilie können problematisch sein?
Einige Quellen berichten, dass unterirdische Pflanzenteile (z. B. Wurzeln) geringe Mengen Saponine enthalten. Diese gelten als reizend, aber nicht akut giftig. Auch Samenstände sollten sicherheitshalber entfernt werden.
Ist die Grünlilie katzenfreundlich?
Ja, sie zählt wie die Bromelie zu den katzenfreundlichen Zimmerpflanzen – vorausgesetzt, die Katze frisst nicht regelmäßig große Mengen.
Kann meine Katze durch Grünlilien vergiftet werden?
Nein, eine Vergiftung durch Grünlilien ist sehr unwahrscheinlich. Es kann aber zu Unverträglichkeitsreaktionen wie Durchfall kommen, wenn zu viel gefressen wird. In Raucherhaushalten kann die Pflanze zusätzlich Schadstoffe aus der Luft aufnehmen
Was passiert, wenn eine Katze zu viel Grünlilie frisst?
Typische Reaktionen sind: Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. Diese Beschwerden verschwinden meist von selbst. Im Zweifelsfall sollte aber die Tierarztpraxis des Vertrauens konsultiert werden.
Was ist, wenn meine Katze ständig an Pflanzen knabbert?
Dann ist es eine gute Idee, Alternativen anzubieten und die Pflanzen unzugänglich für die Katze zu platzieren (z. B. in einer Hängeampel). Zudem ist es – wie bei jedem auffälligen Verhalten – sinnvoll, die Katze gut zu beobachten und vorsorglich in der Tierarztpraxis vorzustellen, um gesundheitliche Probleme (z. B. Magen-Darm-Beschwerden) oder Schmerzen nicht zu übersehen.
Katzen gehören zu den beliebtesten Heimtieren weltweit und leben eng mit uns Menschen zusammen. Anders als ihre wilden Vorfahren – wie die afrikanische Wildkatze (Felis lybica) – zeigen Hauskatzen ein erstaunlich breites Repertoire an sozialen Verhaltensweisen. Sie kommunizieren mit Artgenossen und Menschen über Gerüche, Körpersprache, Berührungen und verschiedene Lautäußerungen. Besonders auffällig: das Schnurren.
Schnurren, im Englischen auch „Purring“ genannt, ist eine einzigartige Form der Lautkommunikation bei Katzen. Es wirkt beruhigend, signalisiert häufig Zufriedenheit und dient zugleich als Mittel zur Kontaktaufnahme – etwa zur Futterforderung. Zugleich schnurren Katzen auch in Stresssituationen oder bei Schmerzen und Krankheit. Forschende vermuten, dass es dann der Selbstberuhigung dient oder sogar heilende Effekte haben könnte. Die genaue Funktion des Schnurrens ist allerdings bis heute nicht abschließend geklärt. Jedoch tritt es in vielfältigen sozialen Kontexten auf: als Ausdruck von Wohlbefinden, zur Konfliktvermeidung oder in Form des sogenannten „Solicitation Purr“ – einer Variante mit hoher Frequenz, die besonders fordernd klingt und oft gezielt gegenüber Menschen eingesetzt wird.
Neben Umweltfaktoren und Lernerfahrungen könnten auch genetische Unterschiede eine Rolle spielen. In der Verhaltensforschung gilt das Zusammenspiel von „Anlage und Umwelt“ als entscheidend. Während bei Hunden der Einfluss der Genetik auf Verhalten gut dokumentiert ist, steckt die entsprechende Forschung bei Katzen noch in den Anfängen. Die aktuelle Studie aus Japan leistet hier wichtige Pionierarbeit – und stellt das Androgenrezeptor-Gen ins Zentrum der Analyse.
Ziel der Studie
Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, ob bestimmte Varianten des Androgenrezeptor-Gens (AR-Gen) das Verhalten von Hauskatzen beeinflussen. Solche Zusammenhänge sind bei Menschen und anderen Tierarten bereits bekannt – bei Katzen wurde dieser Zusammenhang nun erstmals systematisch untersucht.
Methodik
An der Studie nahmen 280 kastrierte Hauskatzen teil (145 männliche, 135 weibliche Tiere). Die Halterinnen und Halter füllten einen umfassenden Fragebogen aus, den sogenannten Fe-BARQ (ein wissenschaftlich entwickelter Fragebogen zur Einschätzung des Katzenverhaltens, kurz für Feline Behavioral Assessment and Research Questionnaire). Mit diesem wissenschaftlich erprobten Instrument wurden 23 verschiedene Verhaltensmerkmale erfasst.
Parallel dazu analysierten die Forschenden eine genetische Sequenz im ersten Exon des AR-Gens der Tiere. In diesem Abschnitt variiert die Anzahl sogenannter CAG-Wiederholungen, also kleiner genetischer Bausteine, die je nach Häufigkeit unterschiedliche Genvarianten (sogenannte Allele) erzeugen. Je nach Länge dieser Wiederholungen wurden die Katzen in zwei Gruppen eingeteilt:
Kurz-Typ: bis zu 18 Wiederholungen
Lang-Typ: 19 oder mehr Wiederholungen
Die Ergebnisse der Verhaltensauswertung wurden dann mit den genetischen Daten in Beziehung gesetzt.
Ergebnisse der Studie
Die Studie zeigte mehrere interessante Zusammenhänge zwischen Genotyp und Verhalten:
Schnurren: Katzen mit dem Kurz-Typ schnurrten laut Angaben ihrer Halterinnen und Halter deutlich häufiger.
Lautäußerungen bei männlichen Katzen: Kater mit der Kurz-Variante des Gens zeigten signifikant mehr gezielte Lautäußerungen (z. B. Miauen zur Kommunikation).
Aggression bei weiblichen Katzen: Weibliche Kurz-Typ-Katzen zeigten mehr Aggression gegenüber fremden Personen.
Domestikationsspur: Lange Allele (20–22 Wiederholungen) traten ausschließlich bei Hauskatzen auf, nicht bei Wildkatzen. Dies deutet darauf hin, dass diese Genvariante möglicherweise im Zuge der Haustierwerdung positiv selektiert wurde.
Fazit
Die Studie liefert erste klare Hinweise darauf, dass genetische Faktoren – konkret die Länge eines CAG-Repeat-Abschnitts im AR-Gens – das Verhalten von Hauskatzen mitbestimmen können. Schnurren, Kommunikationsverhalten und soziale Reaktionen auf Menschen sind demnach nicht nur erlernt oder umweltbedingt, sondern könnten auch genetisch vorgeprägt sein.
Das macht die Ergebnisse besonders interessant für Katzenhalter:innen, Verhaltenstherapeut:innen, Tierärzt:innen und die Forschung. Langfristig könnte genetisches Screening eine neue Rolle in der Verhaltenseinschätzung und -beratung spielen. Bis dahin liefert die Studie aber vor allem eines: neue Denkanstöße über das Zusammenspiel von Erbanlagen und Verhalten.
Referenz: Yume Okamoto, Madoka Hattori, Miho Inoue-Murayama. Association between androgen receptor gene and behavioral traits in cats (Felis catus). PLOS One, 2025; 20 (5): e0324055 DOI: 10.1371/journal.pone.0324055
In a Nutshell / Zusammenfassung
Was wurde untersucht?
Der Zusammenhang zwischen Varianten im Androgenrezeptor-Gen (AR-Gen) und dem Verhalten von Hauskatzen.
Wie wurde geforscht?
Kombination aus Verhaltensfragebogen (Fe-BARQ) und genetischer Analyse (CAG-Wiederholungen).
Was kam heraus?
Katzen mit der Kurz-Variante des Gens schnurrten mehr, männliche Tiere äußerten sich häufiger stimmlich, weibliche Tiere zeigten mehr Aggression gegen Fremde.
Warum ist das relevant?
Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse über die genetische Basis von Katzenverhalten – mit Bedeutung für Haltung, Forschung und tiermedizinische Beratung.
Können Katzen Menschen am Geruch erkennen? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine aktuelle Studie.
Hauskatzen (Felis catus) und Hunde (Canis familiaris) sind sozial lebende Haustiere, deren Interaktion mit Menschen zunehmend Gegenstand verhaltensbiologischer Forschung ist. Während Hunde nachweislich in der Lage sind, menschliche Emotionen aus Mimik und Stimme zu erkennen1Müller, C. A., & Schmitt, K. (2015). Can dogs read human facial expressions? Learning & Behavior, 43(2), 89–97. , zeigen auch Katzen komplexe soziale kognitive Fähigkeiten 2Vitale Shreve, K. R., & Udell, M. A. R. (2015). What’s inside your cat’s mind? Behavioural Processes, 117, 67–72. , etwa im Erkennen der Stimme ihres Halters 3Saito, A., & Shinozuka, K. (2013). Vocal recognition of owners by domestic cats. Animal Cognition, 16(4), 685–690. oder beim Interpretieren von Blickrichtungen4Miklósi A, Pongrácz P, Lakatos G, Topál J, Csányi V. A comparative study of the use of visual communicative signals in interactions between dogs (Canis familiaris) and humans and cats (Felis catus) and humans. J Comp Psychol. 2005 May;119(2):179-86. doi: 10.1037/0735-7036.119.2.179. PMID: 15982161. .
Anders als bei Hunden ist die Forschung zur sozialen Kognition von Katzen jedoch vergleichsweise wenig entwickelt 5Galvan, M., & Vonk, J. (2016). Man’s other best friend: Domestic cats and their discrimination of human emotional faces. Animal Cognition, 19(1), 193–205.. Sozialkognition wird definiert als die Fähigkeit eines Individuums, Absichten, Emotionen und Wahrnehmungen anderer zu erkennen und daraus Handlungen abzuleiten 6Premack, D., & Woodruff, G. (1978). Does the chimpanzee have a theory of mind? Behavioral and Brain Sciences, 1(4), 515–526.. Viele grundlegende Aspekte der sozialen Wahrnehmung bei Katzen – etwa die Frage, ob und wie sie menschliche Individuen anhand sensorischer Reize unterscheiden – sind bislang kaum untersucht.
Dabei ist bekannt, dass der Geruchssinn (Olfaktion) für die soziale Kommunikation von Katzen eine zentrale Rolle spielt 7Miyairi, Y., Kimura, Y., Masuda, K., & Uchiyama, H. (2025). Behavioral responses of domestic cats to human odor. PLOS ONE, 20(5), e0324016. Über Pheromone, Urinmarkierungen und Analdrüsensekrete 8Pageat, P. (1997). Cat pheromones: An update. Advances in Veterinary Science., 9MacDonald, D. W., et al. (1985). Urine marking in wild cats. Behaviour, 95(3–4), 234–256., 10Pageat, P. (2001). Functions and uses of the facial pheromones in the treatment of behaviour problems. Veterinary Research Communications, 25(Suppl 1), 157–160. erhalten sie Informationen zu Geschlecht, Reproduktionsstatus und individueller Identität. Katzen reiben sich im Rahmen von Allorubbing gegenseitig ab, um Gerüche auszutauschen 11Crowell-Davis, S. L. (2007). Social organization of the cat. JAVMA, 231(9), 1371–1375., erkennen den Nestgeruch ihrer Mutter 12Crowell-Davis, S. L. (2007). Social organization of the cat. JAVMA, 231(9), 1371–1375. und speichern deren Körpergeruch langfristig 13 Hudson, R., et al. (2002). Long-term memory of the mother’s odor by young rabbits. Physiology & Behavior, 76(1), 77–81.. Auch zur Individualerkennung über Geruch gibt es Hinweise 14Miyazaki, M., et al. (2006). A major urinary protein of the domestic cat regulates the production of felinine. FEBS Letters, 580(25), 6147–6152.
Ob Katzen diese ausgeprägte olfaktorische Kompetenz auch zur Unterscheidung von Menschen nutzen, war bislang ungeklärt. Bekannte Studien zeigen, dass Katzen zwischen menschlichen Stimmen differenzieren können 15Saito, A., & Shinozuka, K. (2013). Vocal recognition of owners by domestic cats. Animal Cognition, 16(4), 685–690., auf Blicke reagieren 16Miklósi, Á., et al. (2005). Visual communicative signals in dogs and humans. Animal Cognition, 8(1), 60–66. und emotionale Gerüche verarbeiten 17Takagi, S., et al. (2020). Human olfactory cues affect cats’ preference for human contact. Behavioural Processes, 181, 104243. Die Frage, ob sie individuelle Menschen anhand ihres Körpergeruchs unterscheiden, blieb bisher offen.
Hinzu kommt: In anderen Arten wurde eine funktionale Lateralität der Sinnesverarbeitung festgestellt, z. B. bei Hunden oder Pferden – diese zeigen eine Präferenz für das rechte Nasenloch beim Schnuppern unbekannter Reize 18Siniscalchi, M., et al. (2011). Tail wagging laterality in dogs. Current Biology, 21(2), R54–R55.. Auch bei Katzen gibt es Hinweise auf eine solche Asymmetrie, etwa bei der Verarbeitung auditiver Reize 19McComb, K., et al. (2006). Perception of emotion in cat vocalizations. Current Biology, 16(17), 1748–1752.. Ob eine analoge olfaktorische Lateralität besteht, war unklar.
Ziel der Studie
Die Studie von Miyairi et al. (2025) verfolgte das Ziel, zu untersuchen, ob Katzen bekannte und unbekannte menschliche Gerüche unterscheiden können und ob sie dabei einseitige (lateralisierte) Schnupperreaktionen zeigen. Zudem wurde der Einfluss individueller Merkmale wie Geschlecht, Alter, Persönlichkeit (Feline Five 20Gartner, M. C., & Weiss, A. (2013). Personality in felids. Applied Animal Behaviour Science, 144(1–2), 1–13.) und Beziehungsqualität zur Bezugsperson (CORS 21Zasloff, R. L. (1996). Measuring attachment to companion animals. Applied Animal Behaviour Science, 47(1–2), 43–58.) analysiert.
Methodik
Es wurden 30 Hauskatzen in ihrer gewohnten Wohnumgebung getestet. Jede Katze wurde mit drei Geruchsproben konfrontiert:
Geruch der Bezugsperson
Geruch einer unbekannten Person gleichen Geschlechts
Geruchsneutrale Watteprobe als Kontrolle
Die Geruchsproben wurden beim Menschen gewonnen, und zwar über standardisierte Hautabstriche an drei körpernahen Stellen: hinter dem Ohr (präaurikulär), unter der Achsel (axillär) und zwischen den Zehen (interdigital). Diese Bereiche wurden gewählt, weil dort besonders viele apokrine Schweißdrüsen sitzen, die individuelle Geruchsstoffe produzieren. Die Katzen konnten frei zwischen den Proben wählen. Die Dauer des Schnupperns sowie die bevorzugte Nasenlochseite wurden videobasiert erfasst und quantifiziert.
Ergebnisse der Studie
Die Auswertung ergab, dass die Katzen signifikant länger an der Geruchsprobe der fremden Person schnupperten als an der des Halters oder der Kontrollprobe (p < 0,01). Das weist auf eine klare olfaktorische Unterscheidung zwischen bekannten und unbekannten menschlichen Gerüchen hin 22Miyairi, Y., Kimura, Y., Masuda, K., & Uchiyama, H. (2025). Behavioral responses of domestic cats to human odor. PLOS ONE, 20(5), e0324016..
Zudem zeigte sich eine Präferenz für das rechte Nasenloch bei der Erstbegegnung mit dem unbekannten Geruch, ein Hinweis auf die Beteiligung der linken Gehirnhälfte an der Verarbeitung neuartiger olfaktorischer Reize – analog zu Ergebnissen bei Hunden 23Siniscalchi, M., et al. (2011). Tail wagging laterality in dogs. Current Biology, 21(2), R54–R55..
Bei der Verhaltensanalyse ergab sich ein Zusammenhang mit der Persönlichkeitsstruktur: Männliche Katzen mit hoher Neurotizismus-Ausprägung – also Tiere, die laut Haltereinschätzung zu Nervosität, Unsicherheit oder Schreckhaftigkeit neigen – schnupperten länger und wiederholter. Bei weiblichen Tieren zeigte sich kein signifikanter Effekt.
Das Reiben des Gesichts an der Probe (Bunting) trat vor allem nach dem Kontakt mit der Halterprobe auf und wird als soziales Markierverhalten interpretiert.
Fazit
Die Studie liefert erstmals Belege dafür, dass Katzen zwischen menschlichen Individuen anhand des Körpergeruchs unterscheiden können. Die olfaktorische Verarbeitung ist dabei lateralisiert und in Teilen persönlichkeitsabhängig. Diese Ergebnisse erweitern das Verständnis der Mensch-Katze-Beziehung um eine sensorische Dimension, die für die Verhaltenstherapie, Katzenhaltung und tiermedizinische Praxis von Bedeutung sein kann.
In a Nutshell / Zusammenfassung
Können Katzen Menschen am Geruch erkennen?
Ja. Laut Studie erkennen Katzen bekannte Menschen anhand ihres Körpergeruchs und unterscheiden diesen von fremden Personen.
Nutzen Katzen eine bestimmte Nasenseite beim Schnuppern?
Viele Katzen zeigten eine Präferenz für das rechte Nasenloch, insbesondere bei unbekannten Gerüchen.
Spielt die Persönlichkeit der Katze dabei eine Rolle?
Ja. Männliche Katzen mit ängstlich-unsicherem Verhalten schnupperten intensiver. Die Reaktion scheint also auch von individuellen Merkmalen abzuhängen.
Interview: „Die Katze und das Herz“ mit Dr. Kim Hege
Herzerkrankungen bei Katzen sind ein ernstes, aber nichtsdestotrotz oft unterschätztes Problem. Ein Thema, bei dem sich viele Fragen stellen und ein Thema, das Angst macht, gerade wenn man sich plötzlich damit konfrontiert sieht, dass der eigene Haustiger eine entsprechende Diagnose erhalten hat.
Daher freue ich mich sehr, Dr. Kim Hege bei uns im Interview begrüßen zu dürfen, die ich ein wenig zum Thema „Katze und Herz“ löchern durfte und die uns in diesem Rahmen auch ihre neue Online-Akademie vorstellen wird.
Interview
Haustiger: Hallo Kim, schön, dass du dir ein wenig Zeit für uns genommen hast! Stell dich doch kurz vor, damit unsere Leser wissen, mit wem sie es zu tun haben.
Dr. Kim Hege: Hallo liebe Anika, ich freu mich auch sehr über die Einladung! Ich bin Kim Hege, selbst übermotivierte Tierbesitzerin und Kleintierärztin aus Leidenschaft mit den Schwerpunkten Kardiologie, Augenheilkunde und Innere Medizin.
Ich lebe mit meinem Mann, unserer Husky-Hündin, drei zahmen Waschbären und zwei Ponys in Hessen und habe gerade Zwangspause vom Praxisalltag, da ich schwanger bin und dadurch leider nicht mehr am Tier arbeiten darf.
Daher hab ich mich nun einem weiteren Herzensprojekt gewidmet: der Gründung einer Online-Akademie für Tierhalter:innen. So hab ich am 01.01.2025 die Akademie für Tiermedizin-Wissen ins Leben gerufen.
Haustiger: Herzerkrankungen sind bei Katzen ja leider ein doch recht häufiges Thema. Welche Herzerkrankungen kommen denn bei Katzen am häufigsten vor und sind manche Katzen häufiger davon betroffen als andere? Also bestimmte Rassen z. B.?
Dr. Kim Hege: Da hast du absolut Recht. Herzerkrankungen sind ein riesiges Problem unserer Hauskatzen, aber glücklicherweise werden wir ja immer schlauer, was dieses Thema betrifft und können immer besser helfen! Die mit Abstand häufigste Herzerkrankung der Katze ist die Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM), eine Herzmuskelerkrankung, bei der vor allem die Muskulatur der linken Herzkammer immer dicker wird.
Es sind zwar viele Rasseprädispositionen beschrieben (z. B. für die Norwegische Waldkatze, BKH und Maine-Coon-Katzen), allerdings fallen in der Praxis auch super viele Europäisch Kurzhaar Katzen damit auf, sodass man sagen muss: die HCM betrifft sie leider alle! Ab einem Alter von > 9 Jahren sind tatsächlich 1/3 aller Katzen mehr oder weniger stark betroffen.
Haustiger: Man liest und hört ja häufiger, dass Katzen mit fortgeschrittener HCM erst relativ spät in der Tierarztpraxis oder Tierklinik vorgestellt wurden, weil es ihnen plötzlich sehr schlecht ging und vorher nichts aufgefallen war. Auf welche Anzeichen sollte man denn hier achten und diese tierärztlich abklären lassen, um die Herzerkrankung im Idealfall früher zu erkennen und entsprechend reagieren zu können?
Dr. Kim Hege: Das ist richtig. Leider werden viele Katzen erst als „herzkrank“ diagnostiziert, wenn die Erkrankung schon dekompensiert ist, das heißt wenn z. B. bereits ein Lungenödem (Wasser in der Lunge) entstanden ist und die Katze akut eine schwere Atemnot bekommt. Das liegt daran, dass gerade Herzmuskelerkrankungen häufig eine lange Zeit über absolut gar keine Symptome hervorrufen und selbst bei der jährlichen Impf-Untersuchung nicht auffallen, da in der Hälfte der Fälle nicht einmal ein Herzgeräusch zu hören ist beim Abhören mit dem Stethoskop.
Eigentlich sollte jede Katze ab einem mittleren Alter (ca. 8 Jahren, Rassekatzen gerne sogar noch früher) jährlich einem Kardiologen / einer Kardiologin zum Herzultraschall vorgestellt werden, da das die einzige Möglichkeit ist, Erkrankungen im Frühstadium bereits zu erkennen.
Spätestens wenn die eigene Katze sich ungewöhnlich verhält, eine Leistungsschwäche oder gar beschleunigte Atmung zeigt, oder eben doch ein Herzgeräusch auffällt, sollte dies kardiologisch abgeklärt werden!
Haustiger: Angenommen, ich vermute bei meiner Katze ein Herzproblem. Wie geht es dann weiter? Kann ich das bei meinem Haustierarzt abklären lassen oder sollte ich zum Spezialisten? Welche Untersuchungen sollten nicht fehlen?
Dr. Kim Hege: Der erste Weg zum Haustierarzt ist immer schon eine super Idee! Es kann dort zum Beispiel ein Screening mithilfe eines kardialen Biomarkers im Blut durchgeführt werden, der – sollte er niedrig sein – eine schwere Herzerkrankung schonmal ausschließen kann.
Außerdem sollte die Katze natürlich gut abgehört werden, da man beim Abhören oft bereits erste Hinweise auf eine Herzerkrankung finden kann (Herzgeräusch, Galopprhythmus, Rhythmusstörungen).
Optimal ist jedoch natürlich immer die Abklärung durch einen Spezialisten / eine Spezialistin, denn nur ein Herzultraschall kann eine klare Diagnose liefern.
Oder eben beruhigende Gewissheit darüber geben, dass alles in bester Ordnung ist.
Haustiger: Die gewählten Medikamentenkombinationen bei HCM z. B. sind ja immer individuell auf den jeweiligen Katzenpatienten abgestimmt. Kannst du vielleicht trotzdem kurz allgemein erklären, welche Medikamente hier in der Regel eingesetzt werden und was man damit jeweils erreichen möchte?
Dr. Kim Hege:Tatsächlich sind die wichtigsten Säulen der Therapie einer herzkranken Katze ab einem gewissen Stadium Medikamente, die eine Thrombose verhindern sollen (Gerinnungshemmer) und Entwässerungsmittel (Diuretika).
Da wir leider noch keine Medikamente zur Verfügung haben, die die Ursache bekämpfen (im Falle einer HCM z. B. die Herzmuskelverdickung), müssen wir uns auf Symptomtherapie beschränken und versuchen, Symptome und Komplikationen zu vermeiden.
In einigen Fällen können auch Medikamente zum Einsatz kommen, die die Herzfrequenz senken (z. B. Betablocker), oder eine vorliegende Rhythmusstörung bekämpfen sollen (andere Antiarrhythmika).
Zudem werden gelegentlich Medikamente eingesetzt, die die Blutgefäße weitstellen und den Blutdruck etwas senken, um die Kraft, die das Herz bei jedem Schlag aufwenden muss, zu reduzieren (z. B. ACE-Hemmer). Man muss nur ehrlicherweise ganz klar sagen, dass es studientechnisch zum aktuellen Zeitpunkt keine Beweise dafür gibt, dass Betablocker oder ACE-Hemmer die Erkrankung aufhalten, oder gar im Frühstadium schon irgendwie helfen!
Auch Pumpkraftstärker können im Endstadium sinnvoll sein, oder natürlich bei Intensivpatienten auch eine Therapie mit Sauerstoff.
Haustiger: Wie ist das denn, wenn die herzkranke Katze in Narkose muss (z. B. für eine Zahnsanierung)? Geht das überhaupt? Wenn ja, auf was sollte man hier als Tierbesitzer achten? Welche „Sicherheitsmaßnahmen“ sollten auf jeden Fall gegeben sein?
Dr. Kim Hege: Eine Narkose ist auch bei einer herzkranken Katze gut machbar, solange gewisse Sicherheitsstandards erfüllt sind.
Erstens muss beim Herzpatienten auf bestimmte Medikamente verzichtet werden (das ist dann der Job der gut ausgebildeten Anästhesist:innen) und die Infusionstherapie sollte der Herzerkrankung angepasst (meist etwas reduziert) werden. Die Atemwege müssen mit einem Tubus gesichert sein und die Katze braucht in jedem Fall einen venösen Zugang! Eine rein intramuskuläre Narkose (die klassische Spritze in den Po) ist nicht geeignet. Die Narkose muss zudem von entsprechend geschultem Personal kontinuierlich überwacht werden. Wichtige Parameter hierbei sind unter anderem der Blutdruck, die Herzfrequenz, das EKG, die Pulsoxymetrie (O2-Überwachung), die Kapnographie (CO2-Überwachung) und die Überwachung der Temperatur.
Am besten fragt man in der Tierarztpraxis des Vertrauens einfach mal nach, wie die Narkose dort standardmäßig abläuft. „Green flags“ sind hierbei immer, wenn ein Kollege / eine Kollegin nur für die Anästhesie zuständig ist, immer ein Venenzugang geschoben und intubiert wird und eine ausführliche Narkoseüberwachung erfolgt.
Haustiger: Kann man den Katzen bei bestehender Herzproblematik neben den verordneten Medikamenten und Kontrolluntersuchungen zusätzlich noch etwas Gutes tun? Zum Beispiel durch Nahrungsergänzungsmittel?
Dr. Kim Hege: Es gibt neben den klassischen Medikamenten verschiedenste „Kardio-Futter“ im Handel und Nahrungsergänzungsmittel, die zum Beispiel aus Taurin, Carnitin und Omega-3- & -6-Fettsäuren bestehen, die alle eine einen kardioprotektiven, also das Herz schützenden Effekt haben sollen.
Bei der Fütterung der herzkranken Katze sollte zudem immer auf Schmackhaftigkeit und die Deckung des individuellen Kalorien-Bedarfs geachtet werden, da gerade Katzen im Endstadium der Erkrankung sehr dazu neigen, Gewicht zu verlieren. Außerdem sollte immer unbedingt Kalium substituiert werden, wenn ein Mangel besteht. Diesen Mangel kann man im Blut feststellen.
Ganz wichtig: Einer herzkranken Katze soll es gut gehen 😊. Sie darf ihren Hobbys nachgehen, ganz viel betüddelt werden und auch gerne ein ausgeklügeltes Enrichment erfahren, um ihr das bestmögliche Leben zu bescheren. Zudem hilft frühzeitiges Medical Training enorm dabei, einer Katze Medikamente zu verabreichen, sodass dieses immer eine wichtige Säule der Therapie einer jeglichen Erkrankung bei der Katze darstellt!
Haustiger: Im Idealfall erkennt man gesundheitliche Probleme ja, bevor die Katze Symptome zeigt. Welche Vorsorgeuntersuchungen machen in Bezug auf das Herz bei der Katze Sinn und in welchem Alter und in welchen Abständen? Wie aussagekräftig sind die kardialen Biomarker, die man bei der jährlichen Blutuntersuchung mit bestimmen lassen kann?
Dr. Kim Hege: Die klassische Vorsorgeuntersuchung im Sinne von klinischer Allgemeinuntersuchung (angucken, abtasten und abhören lassen durch die Tierärztin) kann schon erste Hinweise liefern.
Im Blut darf gerne auch auf Schilddrüsen- und Nierenwerte geachtet werden, da Erkrankungen dieser beiden Organsysteme Auswirkungen auf die Herzgesundheit haben.
Zudem sollte bei Katzen > 8 Jahren unbedingt eine halbjährliche Blutdruckmessung erfolgen, um einen Bluthochdruck frühzeitig zu erkennen und therapieren zu können. Nicht umsonst nennt man den Bluthochdruck auch den „Silent Killer“ der Katze, denn meist bemerkt man diesen erst, wenn sogenannte Endorgan-Schäden auftreten, also z. B. eine schwere Schädigung des Herzens oder der Netzhaut der Katze durch einen chronischen Bluthochdruck.
Ersteres kann gerade in Kombination mit einer bestehenden Herzmuskelerkrankung bis zum Herzversagen führen, zweiteres zur akuten Erblindung.
Als kardialen Biomarker lässt sich NT-proBNP zum Screening durchaus empfehlen. Katzen mit sehr niedrigen Spiegeln haben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine klinisch relevante Herzerkrankung.
Bei erhöhten Werten muss dann aber immer der Herzultraschall erfolgen, um die Erkrankung zu bestätigen oder näher zu charakterisieren.
Haustiger: Gerade, wenn man das erste Mal mit HCM bei der Katze zu tun hat oder auch mit einer anderen Herzerkrankung, hat man ja in der Regel viele Fragen. Viel mehr, als wir hier in diesem Interview abarbeiten können. Aber wie wir mitbekommen haben, bietest du ja speziell zur HCM bei der Katze einen Online-Kurs an. Magst du den Kurs vielleicht an dieser Stelle kurz vorstellen?
Dr. Kim Hege:Nichts lieber als das 😉. Der Kurs besteht aus intensiven Selbstlern-Online-Lektionen, an die sich ein 90-minütiges Webinar anschließt, das man flexibel zu jeder Tages- & Nachtzeit anschauen kann.
Das Modul „Herzmuskelerkrankungen bei der Katze“ widmet sich, wie der Name schon sagt, nicht nur der HCM, sondern auch anderen, etwas selteneren Herzmuskelerkrankungen und beschäftigt sich breitgefächert und anhand von Praxis-Beispielen mit Ursachen, Entstehungsmechanismen, Diagnostik, Therapie und Prognose, sodass am Ende eigentlich keine Fragen mehr offen sein sollten.
Und wenn doch, dann darf man sich jederzeit per Mail melden!
Haustiger: Deine Akademie für Tiermedizin-Wissen ist ja noch ganz neu. Was gibt es da neben deinem HCM-Kurs denn sonst noch so und auf was kann man sich gegebenenfalls noch freuen?
Dr. Kim Hege: Aktuell online (und für Katzenbesitzer:innen relevant) sind bereits Module zu Herzerkrankungen, Tumorerkrankungen, Blasenentzündung und Harnsteinen und der Pankreatitis bei Katzen. Nächste Woche wird noch ein Modul zur akuten und chronischen Nierenerkrankung folgen und für die nächsten Monate ist auch noch ganz viel geplant!
Ziel der Akademie ist es, sämtliche relevanten Kleintier-Erkrankungen langfristig abzudecken und für eine größtmögliche Besitzer:innen-Information zu sorgen. Vor allem hab ich auch einige richtig coole Gastdozent:innen rekrutiert, auf die ich mich selbst total freue.
Ich freu mich sehr auf alle Teilnehmenden und hoffe, wir können alle viel voneinander lernen!
Haustiger: Na, bestimmt. Liebe Kim, herzlichen Dank für die ausführliche Beantwortung der vielen neugierigen Fragen!
Und wenn ihr jetzt neugierig geworden seid, werft doch mal einen Blick in die Akademie und bucht den ein oder anderen Kurs. Auslernen tut man ja schließlich nie. Und/oder ihr folgt Kim auf Instagram und erfreut euch an viel Wissenswertem aus der Welt der Tiermedizin (und an Waschbär-Content natürlich. 😉.)
Käfigruhe bei Katzen ist ein entscheidender Faktor für die Genesung der Katze nach Verletzungen, Operationen oder schweren Krankheiten. Auch unsere Cara musste nach einer Patellaluxation und zugehöriger Operation für mehrere Wochen Käfigruhe halten. Nicht einfach für eine junge, lebhafte Katze. Doch es gibt verschiedene Möglichkeiten, um den Aufenthalt im Käfig für die Haustiger so angenehm wie möglich zu gestalten.
Einige davon sowie Tipps für das notwendige Zubehör (Käfig etc.) habe ich hier für euch zusammengestellt.
Gründe, warum Käfigruhe für Katzen notwendig werden kann
Käfigruhe wird immer dann notwendig, wenn sich die Katze für eine bestmögliche Genesung so wenig wie möglich bewegen soll. Häufig ist das nach Operationen (z. B. am Bewegungsapparat) und Verletzungen wie z. B. Frakturen (Knochenbrüchen) der Fall. Diese Käfigruhe muss unbedingt eingehalten werden, um das Risiko für Komplikationen zu minimieren und den Heilungsprozess zu unterstützen. Leider kann man Katzen nicht erklären, dass sie sich schonen sollen, so dass an der Unterbringung im Käfig manchmal kein Weg vorbeiführt.
Ein anderer Grund ist Quarantäne. Die isolierte Unterbringung ermöglicht eine genaue Überwachung und Behandlung der Tiere und kann insbesondere im Tierschutz andere Tiere schützen und das Risiko für die Ausbreitung von Infektionen verringern. Häufig bleibt hier im Tierschutz nur der Käfig, da bei der Vielzahl an Tieren, die untergebracht werden müssen, nicht immer für jede Katze ein eigener Raum oder eine separate Pflegestelle zur Verfügung gestellt werden kann.
Auch beim vorübergehenden stationären Aufenthalt in der Tierklinik oder Tierarztpraxis müssen die Haustiger vorübergehend auf begrenztem Raum verweilen, bis sie sich soweit erholt haben, dass sie wieder ins eigene Zuhause entlassen werden können. Wie sowas auf Station in der Tierklinik / Tierarztpraxis „in katzenfreundlich“ aussehen kann, könnt ihr euch z. B. bei Schlievet ansehen.
Wir konzentrieren uns hier eher auf die Käfigruhe im eigenen Zuhause, aber die vorgestellte Ausstattung gibt bereits einige Anregungen für eine katzenfreundliche Gestaltung.
In allen Fällen gilt, dass die Katzen so kurz wie möglich, aber so lange wie nötig im Käfig verbleiben müssen und dass der Aufenthalt natürlich so angenehm und stressfrei gestaltet werden sollte, wie es irgendwie realisierbar ist.
Den richtigen Käfig finden
Damit der eigene Haustiger für die Zeit der Käfigruhe gut untergebracht ist, braucht es natürlich erst einmal einen passenden „Katzenknast“. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, von denen jede verschiedene Vor- und Nachteile bietet.
Hundekäfig
Hundekäfige gibt es in verschiedenen Größen und sind eigentlich für die vorübergehende Unterbringung der Vierbeiner gedacht (Achtung für Hundehalter: TierSchHuV beachten!). Diese Zimmerkäfige können für die Käfigruhe gut zweckentfremdet werden.
Vorteile:
• stabil
• passende Größe und hoch genug, um sich mit in den Käfig setzen zu können
• gute Durchlüftung und Belichtung
• leicht zu reinigen und zu desinfizieren
• kann platzsparend aufbewahrt werden
• Näpfe können am Gitter befestigt werden
Nachteile:
• vergleichsweise teuer
• schwer
• relativ laut, wenn die Katze am Gitter Terror macht
Playpens für Welpen / Stoffkäfige / große Hundeboxen
Neben Gitterkäfigen hält der Fachhandel auch verschiedene Varianten aus Stoff zur zeitweisen Unterbringung von Hunden bereit. Auch diese können theoretisch verwendet werden.
Vorteile:
• leicht
• günstiger als Gitterkäfige
• ausreichende Größe
• wirken gemütlicher / mehr Sichtschutz für die Katze
• können platzsparend aufbewahrt werden
• Hundeboxen lassen sich gut an andere Orte bewegen, wenn nötig
Nachteile:
• schlecht zu reinigen und zu desinfizieren
• geringe Stabilität (Playpens fallen in sich zusammen, wenn Mitkatzen auf die Abdeckung springen)
• schlechte Belichtung / relativ dunkel → auch problematisch, wenn man die Katze in der Box behandeln muss (z. B. Medikamente verabreichen, Verbandswechsel)
• schlechtere Durchlüftung
• können zerstört werden, wenn sie von der Katze mit den Krallen bearbeitet werden (Ausbruchsgefahr)
• Reißverschlüsse können geöffnet werden (Ausbruchsgefahr)
Kleintiergehege, Kaninchenkäfige etc.
Auch Kleintiergehege können für die Käfigruhe verwendet werden. Hier kommt es sehr auf die Ausführung an, was etwa Größe und Stabilität angeht. Wirklich stabile Lösungen sind teuer. Eine Bodenplatte ist zudem oft nicht vorhanden, da die Gehege für den Außenbereich konzipiert sind, was die Reinigung erschweren kann.
Handelsübliche Kaninchenkäfige sind eher als Notlösung anzusehen (z.B. bis ein passender Käfig bestellt und geliefert ist). Die langgestreckte Form und die begrenzte Größe ermöglichen keine katzenfreundliche Einrichtung, die bei einem ausschließlichen Aufenthalt im Käfig über mehrere Wochen definitiv gegeben sein sollte. (Für Kaninchen sind die Käfige auch nicht geeignet.)
Damit sich die Katze im Käfig auch gut erholen kann und der Aufenthalt so angenehm wie möglich gestaltet wird, ist natürlich auch der Standort des Käfigs von großer Bedeutung. Bei der Wahl des Standorts sollten mehrere Faktoren berücksichtigt werden.
⇒Was immer gegeben sein sollte: Der Käfig sollte an einem ruhigen und geschützten Platz mit natürlichen Lichtverhältnissen stehen, an dem zwar eine gute Luftzirkulation gewährleistet wird, aber die Katze während der Käfigruhe keiner Zugluft ausgesetzt ist. Die Temperatur muss stabil und angenehm sein. Ein Standort mit direkter Sonneneinstrahlung oder direkt am Heizkörper ist ungeeignet.
Wichtig: Denkt bei der Wahl des Standorts immer daran, dass die Katze den Ort nicht verlassen kann! Standorte mit „Geruchsbelästigung“ oder hoher Lärmbelastung sind daher ebenfalls nicht geeignet.
Natürlich muss der Standort außerdem sicher sein und der Bereich um den Käfig herum, sollte gut zu reinigen sein. Wo es passt, kann auch ein erhöhter Standort sinnvoll sein.
⇒ Was man individuell bedenken muss: Katzen sind Individuen. Während die eine Katze nur zur Ruhe kommt, wenn sie allein ist, braucht die andere trotz Käfig den durchgehenden Kontakt zu ihren Artgenossen und genießt das Beobachten des Alltags.
Hier muss man ein wenig schauen, ob man als Standort eher ein Zimmer wählt, indem der Haustiger seine Ruhe hat oder ob man den Käfig etwa direkt im Wohnzimmer platziert. 1Stella J, Croney C. Coping Styles in the Domestic Cat (Felis silvestris catus) and Implications for Cat Welfare. Animals (Basel). 2019 Jun 18;9(6):370. doi: 10.3390/ani9060370. PMID: 31216726; PMCID: PMC6616962.
Bei Katzen, die gerade in Quarantäne sitzen, und/oder durch Menschen oder andere Tiere gestresst sind, muss der Kontakt zu Artgenossen natürlich vermieden werden. In diesem Fall ist ein separates Zimmer mit geschlossener Tür immer der Ort der Wahl!
Einrichtung des Käfigs
Die Käfigeinrichtung muss zum einen funktional sein und zum anderen möglichst viel Komfort für die Katze bieten.
Folgende Ausstattung sollte auf jeden Fall vorhanden sein:
o gemütlicher Schlafplatz (ggf. Höhle)
o Katzentoilette mit staubarmer Streu (ggf. mit erniedrigtem Einstieg)
o Wassernapf
o Futternapf
Ergänzen kann man diese Must-Haves ggf. um einen Sichtschutz und / oder eine geschlossene Abdeckung (Versteckmöglichkeit für die Katze), saugfähige Unterlagen* und wechselndes Beschäftigungsmaterial. Neigt der Haustiger dazu, die Näpfe umzustoßen, können Näpfe zum Aufhängen* eine gute Alternative sein. Leider hat man im Käfig nur sehr begrenzte Möglichkeiten, Wasser- und Futternapf sowie Katzentoilette getrennt voneinander aufzustellen. Versucht hier einfach, zumindest zwischen Katzenklo und Futterplatz so viel Abstand wie möglich zu lassen.
Die Geschäfte der Katze sollten so oft und so schnell wie möglich aus der Katzentoilette entfernt werden.
Beschäftigungsideen während der Käfigruhe
Allein im Käfig zu sitzen, ist für Katzen natürlich nicht sonderlich spannend. Um zumindest geistige Auslastung zu bieten, wenn schon keine körperliche möglich ist, sollte der Stubentiger – je nach Gesundheitszustand – Beschäftigungsmöglichkeiten bekommen.
Die Tipps sind vorwiegend für Katzen in der Familie gedacht, die nach einer OP oder Verletzung Käfigruhe halten müssen. Vieles gilt aber auch für Pfleglinge in Quarantäne etc. Hier muss man einfach individuell abwägen, wie zutraulich oder scheu die Katze ist, welche Krankheiten ggf. vorliegen und was in welcher Form gut umsetzbar ist.
Einige Ideen für die Beschäftigung allein
o Katzen-TV (Möglichkeiten zum Beobachten)
o Activity Feeding
o Katzengras
o Intelligenzspielzeug
o Erkundungsspielzeug (z. B. ungefährliche Naturmaterialien)
Am besten werden die Spielzeuge zur Vermeidung von Langeweile regelmäßig gewechselt und natürlich müssen sie bei KäfigRUHE so gewählt werden, dass sie die Katze nicht zum Toben im Käfig animieren.
Einige Ideen für die Beschäftigung mit dem Menschen
o Clickertraining
o Medical Training
o Pattern Games
o Leckerli verstecken (z. B. unter einer Decke)
o Interaktion
o Nasenarbeit
o Matching-Übungen
Entspannung und Beruhigung
Der zwangsweise Aufenthalt im Käfig ist für die Katze in erster Linie eines: Stress. Allerdings ist Stress weder für die Genesung förderlich noch für das allgemeine Wohlbefinden. Im schlimmsten Fall kann er sogar für schwerwiegendere physische und psychische Probleme sorgen. Man tut daher gut daran, die Käfigruhe so stressfrei wie möglich zu gestalten. Daher auch hierzu einige Ansätze.
Feste Routinen
Katzen sind „Gewohnheitstiere“ und bevorzugen in der Regel einen gleichbleibenden Tagesablauf, der regelmäßige Zeiten für die Futtergabe, Spielzeiten usw. mit einschließt. Feste Routinen vermitteln der Katze Sicherheit und Stabilität, was wiederum Wohlbefinden fördert und Stress reduziert.
Rückzugsmöglichkeiten
Ein großes Problem für die Katze im Käfig ist es, dass sie keine Möglichkeit hat, aus der Situation zu entkommen. Umso wichtiger ist es, dass sie zumindest innerhalb des Käfigs die Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen. Hier können ein Sichtschutz, eine Abdeckung von oben oder eine Höhle mehr Sicherheit verleihen und Stress reduzieren (Luftzirkulation dabei im Blick behalten).
TLC – Tender, Love and Care
Mindestens so wichtig wie die tiermedizinische Versorgung ist die Zuwendung, Fürsorge und liebevolle Pflege durch die Bezugsperson(en) für die Genesung und das physische und psychische Wohlbefinden. Mit der Katze Zeit zu verbringen, mit ihr zu reden, ihr ggf. vorzulesen, sie zu bürsten und ihr auch körperliche Nähe zu ermöglichen, wenn sie das möchte, sind alles Dinge, die dem Stubentiger den Aufenthalt im „Knast“ erleichtern können. Kann man gerade nicht bei der Katze sein, können etwa auch ein Wärmekissen oder ein Stofftier (ggf. mit Herzschlag)* Geborgenheit, Vertrautheit und Wohlgefühl vermitteln. Ersetzen können sie die persönliche Zuwendung allerdings nicht.
Häufig wird auch empfohlen, Gegenstände mit dem eigenen Geruch (z. B. ein getragenes T-Shirt) im Käfig zu platzieren, um Stress bei der Katze zu reduzieren. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass dies sogar den Trennungsstress verstärken kann.
Im Rahmen einer Untersuchung, die sich mit den Auswirkungen der Anwesenheit und des Geruchs des Besitzers auf die Stressresilienz von Katzen beschäftigte, zeigte sich, dass der Secure Base Effect (SBE), also die Fähigkeit von Menschen und Tieren, die Anwesenheit einer vertrauten Person oder eines vertrauten Reizes als „Quelle des Trostes“ zu nutzen, bei fast der Hälfte der Katzen im Versuch durch die Anwesenheit der menschlichen Bezugsperson auslösbar war. Durch die Präsentation eines Gegenstandes mit dem vertrauten Geruch konnte der Effekt nicht ausgelöst werden. Teilweise wurden dadurch sogar vermehrt Stressanzeichen gezeigt (z. B. vermehrtes Miauen). 2Alexandra C. Behnke, Kristyn R. Vitale, Monique A.R. Udell, The effect of owner presence and scent on stress resilience in cats, Applied Animal Behaviour Science, Volume 243, 2021,105444, ISSN 0168-1591,https://doi.org/10.1016/j.applanim.2021.105444.
Entspannungsmusik
Wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass geeignete Musik zur Stressreduktion von Katzen in Käfigunterbringung beitragen kann. 3Paz JE, da Costa FV, Nunes LN, Monteiro ER, Jung J. Evaluation of music therapy to reduce stress in hospitalized cats. J Feline Med Surg. 2022 Oct;24(10):1046-1052. doi: 10.1177/1098612X211066484. Epub 2021 Dec 20. PMID: 34930057; PMCID: PMC10812302.4Hampton A, Ford A, Cox RE 3rd, Liu CC, Koh R. Effects of music on behavior and physiological stress response of domestic cats in a veterinary clinic. J Feline Med Surg. 2020 Feb;22(2):122-128. doi: 10.1177/1098612X19828131. Epub 2019 Feb 12. PMID: 30744475; PMCID: PMC10814571. Hier gibt es spezielle Entspannungsmusik für Katzen (u. a. auf YouTube), mit der man arbeiten kann. Viele Katzen werden auch bei sanfter Klaviermusik (z. B. von Yiruma) ruhiger. Zudem wäre auch die Verwendung eines Tierentspannungs-Trainers wie dem RelaxoPet Pro* denkbar.
Hier habe ich noch ein paar Spotify-Playlists für euch:
Der Geruchssinn von Katzen ist gut ausgeprägt. Die Tiere orientieren sich mithilfe von Gerüchen und kommunizieren auch olfaktorisch. Von einigen der Pheromone, mit denen Katzen innerartlich kommunizieren, sind im Handel synthetisch hergestellte Varianten verfügbar. Das sind Produkte wie Feliway® oder Felifriend®. Das Produkt Feliway®* kopiert hierbei die F3-Fraktion feliner Gesichtspheromone, die im Normalfall von der Katze über spezielle Drüsen im Augen- und Backenbereich abgegeben werden. Die Haustiger markieren damit ihre Umgebung und fühlen sich in der Regel sicherer, wenn die Umgebung nach ihren eigenen Pheromonen riecht. 5Pheromone und Gerüche. In: Schneider B, Döring D, Ketter D, Hrsg. Kleintiere stressarm behandeln. 2. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2018. Und auch wenn die Studienlage hier nicht ganz eindeutig zu sein scheint, was die Wirksamkeit der genannten Produkte angeht, kann man sich auch diese Produkte zunutze machen, um die Katze zu unterstützen. 6Pereira JS, Fragoso S, Beck A, Lavigne S, Varejão AS, da Graça Pereira G. Improving the feline veterinary consultation: the usefulness of Feliway spray in reducing cats‘ stress. J Feline Med Surg. 2016 Dec;18(12):959-964. doi: 10.1177/1098612X15599420. Epub 2015 Aug 17. PMID: 26282847; PMCID: PMC11112237.
TTouch – Tellington TTouch
Mithilfe der Tellington-Methode kann durch gezielte hebende, kreisende und streichende Bewegungen der Finger und Hände Stress bei der Katze reduziert und die Genesung gefördert werden. Entsprechend kann man mit TTouches auch Katzen in Käfigruhe etwas Gutes tun. Zusätzlich ist je nach Fall die Verwendung von Tellington-Körperbändern möglich. Kurse zur Methode werden u. a. regelmäßig von Daniela Zurr angeboten.
Nahrungsergänzungsmittel
In Absprache mit dem Tierarzt / der Tierärztin kann die Katze zusätzlich mit Nahrungsergänzungsmitteln unterstützt werden. Denkbar ist hier z. B. die Nutzung von L-Theanin, einer Aminosäure, die aus grünem Tee extrahiert wird und einen entspannenden und angstlösenden Effekt hat. L-Theanin ist z. B. in Anxitane* enthalten. Eine weitere Alternative ist das im Nahrungsergänzungsmittel Zylkene* enthaltene Alpha-Casozepin. 7Fan Z, Bian Z, Huang H, Liu T, Ren R, Chen X, Zhang X, Wang Y, Deng B, Zhang L. Dietary Strategies for Relieving Stress in Pet Dogs and Cats. Antioxidants (Basel). 2023 Feb 21;12(3):545. doi: 10.3390/antiox12030545. PMID: 36978793; PMCID: PMC10045725. Zudem ist es bei Stress immer eine gute Idee, dem Mikrobiom etwas Gutes zu tun (dazu im Abschnitt „Ernährung“ genauer).
Ernährung
Auch bei der Ernährung finden die Besonderheiten der Käfigruhe am besten Berücksichtigung. Die folgenden Punkte gelten so grundsätzlich auch für alle anderen Katzen, sollen hier aber dennoch noch einmal explizit erwähnt werden:
o Angepasster Energiegehalt: Katzen in Käfigruhe bewegen sich zwangsläufig weniger. Entsprechend kann das bisherige Futter in der gewohnten Menge zu energiereich sein. Zudem ist es möglich, dass die Tiere im Käfig weniger oder mehr fressen. Es ist daher wichtig, die Kalorienzufuhr zu überwachen und die Futtermenge / den Energiegehalt entsprechend anzupassen, sollte die Katze zu- oder abnehmen.
o Regelmäßige Fütterungszeiten und mehrere, kleine Mahlzeiten: Wie bereits erwähnt schätzen Katzen feste Routinen. Das gilt auch für die Fütterungszeiten. Besser verträglich, näher an der natürlichen Nahrungsaufnahme und im Käfig auch als Abwechslung nützlich, ist die Gabe von mehreren, kleinen Mahlzeiten über den Tag verteilt. Die Mahlzeiten können – soweit im jeweiligen Fall sinnvoll – zumindest teilweise im Rahmen von Activity Feeding gereicht werden, um der Katze eine Beschäftigungsmöglichkeit zu bieten.
o Bedarfsdeckende Ernährung: Ist der Haustiger im Käfig eingesperrt, tut einem dieser natürlich leid und so kommt es häufig vor, dass mit Leckerlis nicht gegeizt wird. Diese sind jedoch in der Regel nicht bedarfsdeckend. Besser ist es, hier mit einem Alleinfuttermittel (z. B. hochwertigem Trockenfutter) zu arbeiten. Alles, was zusätzlich gegeben wird, bringt zudem natürlich zusätzliche Kalorien und muss in die Gesamtfuttermenge einberechnet werden. In Absprache mit dem (Fach-)tierarzt / der (Fach-)tierärztin kann die Nahrung ggf. um geeignete Nahrungsergänzungsmittel/Supplemente (z. B. Vitamin-B-Komplex) ergänzt werden.
o Mikrobiom „füttern“: Angst und Stress können die Funktion des Darmmikrobioms negativ beeinflussen. Daneben kann die Diversität des intestinalen Mikrobioms durch die Gabe von Medikamenten (v. a. Antibiotika) leiden. Andersherum gibt es Hinweise darauf, dass das Mikrobiom nicht nur durch Stress beeinflusst wird, sondern dass es selbst auch Einfluss auf Stressreaktionen hat (Stichwort: gut-brain axis). 8Saar, R., & Dodd, S. (2023). Small animal microbiomes and nutrition (S. 65-67). Newark: John Wiley & Sons, Incorporated. Man tut daher gut daran, immer – und damit auch während der Käfigruhe – ans Mikrobiom zu denken und diesem etwas Gutes zu tun. SivoMixx wäre hier etwa ein Probiotikum, mit dem man gut arbeiten könnte. Daneben gibt es aber noch verschiedene andere Prä-/Probiotika bzw. Synbiotika, die geeignet sind. Jedoch ist nicht alles, was im Handel so erhältlich ist, auch wirklich gut. Sprecht am besten euren Tierarzt / eure Tierärztin darauf an und die Gabe ab.
o Zugang zu Futter und Wasser sicherstellen: Im Käfig ist der Platz begrenzt und so kommt es häufig vor, dass Wassernäpfe im Eifer des Gefechts umgestoßen und/oder Näpfe etwa durch Katzenstreu oder Futter verschmutzt werden. Was hier helfen kann, sind Näpfe, die man in den Käfig einhängen kann. Gegebenenfalls muss auch sichergestellt werden, dass Mitkatzen das Futter nicht durch die Gitterstäbe aus dem Napf angeln können.
Ideal ist ein auf die individuelle Katze und die Situation zugeschnittener Futterplan, der die Besonderheiten während der Käfigruhe berücksichtigt. Einen solchen Plan könnt ihr euch von einer Fachtierärztin / einem Fachtierarzt für Tierernährung und Diätetik erstellen lassen.
Mögliche Probleme während der Käfigruhe
Die Käfigruhe ist für die Katze (und ihre Menschen) eine Ausnahmesituation und kann mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen verbunden sein. Man versucht hier natürlich am besten, das Risiko für diese von Vornherein soweit möglich zu minimieren. Es ist aber dennoch wichtig, die Probleme auf dem Schirm zu haben und die Katzen gut zu beobachten.
Einige häufige Probleme:
o Langeweile und/oder Stress: kann sich z. B. in Aggressivität, übermäßigem Miauen, Angst, Depression, Appetitlosigkeit oder Rückzug äußern.
o Verdauungsstörungen: Käfigruhe bedeutet Stress und mangelnde Bewegung. Beides kann zu Problemen führen (Durchfall, Verstopfung) ⇒ Kotabsatz (Konsistenz, Häufigkeit, …) beobachten.
o Gewichtszunahme / Gewichtsabnahme: Reduzierte oder vermehrte Futteraufnahme können zu einer Gewichtsabnahme bzw. Gewichtszunahme führen ⇒ Katze regelmäßig wiegen und Futter ggf. entsprechend anpassen.
o Verlust von Muskelmasse und Beweglichkeit: Der längere Aufenthalt im Käfig sorgt zwangsläufig für den Abbau von Muskelmasse. Hier kann man in Absprache mit dem Tierarzt / der Tierärztin und/oder einem Physiotherapeuten / Physiotherapeutin ggf. durch passive Bewegungsübungen etc. entgegenwirken
o Harnwegsprobleme: Bewegungsmangel und Stress können die Entwicklung von Harnwegsproblemen fördern ⇒ Urinabsatz beobachten
o Haut- und Fellprobleme: Stress kann sich auch auf Haut und Fell auswirken. Zum Beispiel dann, wenn sich die Katze übermäßig putzt.
o Medizinische Komplikationen: Im Zusammenhang mit dem „Grund“ für die Käfigruhe kann es zu medizinischen Komplikationen kommen, z. B. kann sich die Wunde entzünden ⇒ Wundheilung beobachten (z. B. auf Entzündungsanzeichen achten) und auf Schmerzanzeichen achten. Für letzteres könnt ihr die Feline Grimace Scale nutzen.
WICHTIG!
Zögert nicht, zeitnah euren Tierarzt / eure Tierärztin zu konsultieren, sollte euch etwas auffallen oder Sorgen bereiten. Umso besser und schneller kann man eurer Katze helfen.
Haltet euch an die tierärztlichen Vorgaben, was die Dauer der Käfigruhe und etwaige Hilfsmittel (z. B. Halskragen) angeht. Alles andere erhöht nur das Risiko für Komplikationen und verlängert im schlimmsten Fall den Aufenthalt im Käfig und/oder macht vielleicht sogar eine (weitere) OP erforderlich.
Eine Katze, die so massive Stressanzeichen zeigt, wie vorhergehend beschrieben, braucht Hilfe. Hier kann euch ein Tierarzt / eine Tierärztin mit Spezialisierung auf Verhaltensmedizin unterstützen. Eine Liste findet ihr bei der GTVMT .
Vorbereiten für den Ernstfall: Katze an den Käfig gewöhnen
Medical Training ist eine tolle Sache und immer zu empfehlen. Im Rahmen dessen kann man (bei geplanten Operationen oder auch generell) die Katzen bereits vorab an den Käfig gewöhnen. Was den Aufbau angeht, könnt ihr euch hier beim Transportkorbtraining inspirieren lassen. Hier findet ihr einen Kurs dazu.
Auch Halskragen, Body, freiwillige Tablettengaben, Kooperation während der Wundkontrolle und vieles mehr lassen sich im Rahmen von Medical Training trainieren. Am besten von Beginn an, bevor die Notwendigkeit besteht. Erleichtert einem das Leben ungemein.
WICHTIG: Die Unterbringung im Käfig ist (auch, wenn die Katze daran gewöhnt ist) nur aus medizinisch notwendigen Gründen über den notwendigen Zeitraum akzeptabel!
Zum Mitnehmen
Hier findet ihr die wesentlichen Punkte des Artikels noch einmal komprimiert in einer PDF. Darf bei Bedarf in der vorliegenden Form (sprich mit Quellenangabe und Link zum Artikel, erst nach Download / Drucken sichtbar) gerne genutzt und weitergegeben werden.
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