Studie: Gen beeinflusst Katzenverhalten

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Studie: Gen beeinflusst Katzenverhalten

Katzen gehören zu den beliebtesten Heimtieren weltweit und leben eng mit uns Menschen zusammen. Anders als ihre wilden Vorfahren – wie die afrikanische Wildkatze (Felis lybica) – zeigen Hauskatzen ein erstaunlich breites Repertoire an sozialen Verhaltensweisen. Sie kommunizieren mit Artgenossen und Menschen über Gerüche, Körpersprache, Berührungen und verschiedene Lautäußerungen. Besonders auffällig: das Schnurren.

Schnurren, im Englischen auch „Purring“ genannt, ist eine einzigartige Form der Lautkommunikation bei Katzen. Es wirkt beruhigend, signalisiert häufig Zufriedenheit und dient zugleich als Mittel zur Kontaktaufnahme – etwa zur Futterforderung. Zugleich schnurren Katzen auch in Stresssituationen oder bei Schmerzen und Krankheit. Forschende vermuten, dass es dann der Selbstberuhigung dient oder sogar heilende Effekte haben könnte. Die genaue Funktion des Schnurrens ist allerdings bis heute nicht abschließend geklärt. Jedoch tritt es in vielfältigen sozialen Kontexten auf: als Ausdruck von Wohlbefinden, zur Konfliktvermeidung oder in Form des sogenannten „Solicitation Purr“ – einer Variante mit hoher Frequenz, die besonders fordernd klingt und oft gezielt gegenüber Menschen eingesetzt wird.

Neben Umweltfaktoren und Lernerfahrungen könnten auch genetische Unterschiede eine Rolle spielen. In der Verhaltensforschung gilt das Zusammenspiel von „Anlage und Umwelt“ als entscheidend. Während bei Hunden der Einfluss der Genetik auf Verhalten gut dokumentiert ist, steckt die entsprechende Forschung bei Katzen noch in den Anfängen. Die aktuelle Studie aus Japan leistet hier wichtige Pionierarbeit – und stellt das Androgenrezeptor-Gen ins Zentrum der Analyse.

Ziel der Studie

Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, ob bestimmte Varianten des Androgenrezeptor-Gens (AR-Gen) das Verhalten von Hauskatzen beeinflussen. Solche Zusammenhänge sind bei Menschen und anderen Tierarten bereits bekannt – bei Katzen wurde dieser Zusammenhang nun erstmals systematisch untersucht.

Methodik

An der Studie nahmen 280 kastrierte Hauskatzen teil (145 männliche, 135 weibliche Tiere). Die Halterinnen und Halter füllten einen umfassenden Fragebogen aus, den sogenannten Fe-BARQ (ein wissenschaftlich entwickelter Fragebogen zur Einschätzung des Katzenverhaltens, kurz für Feline Behavioral Assessment and Research Questionnaire). Mit diesem wissenschaftlich erprobten Instrument wurden 23 verschiedene Verhaltensmerkmale erfasst.

Parallel dazu analysierten die Forschenden eine genetische Sequenz im ersten Exon des AR-Gens der Tiere. In diesem Abschnitt variiert die Anzahl sogenannter CAG-Wiederholungen, also kleiner genetischer Bausteine, die je nach Häufigkeit unterschiedliche Genvarianten (sogenannte Allele) erzeugen. Je nach Länge dieser Wiederholungen wurden die Katzen in zwei Gruppen eingeteilt:

  • Kurz-Typ: bis zu 18 Wiederholungen
  • Lang-Typ: 19 oder mehr Wiederholungen

Die Ergebnisse der Verhaltensauswertung wurden dann mit den genetischen Daten in Beziehung gesetzt.

Ergebnisse der Studie

Die Studie zeigte mehrere interessante Zusammenhänge zwischen Genotyp und Verhalten:

  • Schnurren: Katzen mit dem Kurz-Typ schnurrten laut Angaben ihrer Halterinnen und Halter deutlich häufiger.
  • Lautäußerungen bei männlichen Katzen: Kater mit der Kurz-Variante des Gens zeigten signifikant mehr gezielte Lautäußerungen (z. B. Miauen zur Kommunikation).
  • Aggression bei weiblichen Katzen: Weibliche Kurz-Typ-Katzen zeigten mehr Aggression gegenüber fremden Personen.
  • Domestikationsspur: Lange Allele (20–22 Wiederholungen) traten ausschließlich bei Hauskatzen auf, nicht bei Wildkatzen. Dies deutet darauf hin, dass diese Genvariante möglicherweise im Zuge der Haustierwerdung positiv selektiert wurde.

Fazit

Die Studie liefert erste klare Hinweise darauf, dass genetische Faktoren – konkret die Länge eines CAG-Repeat-Abschnitts im AR-Gens – das Verhalten von Hauskatzen mitbestimmen können. Schnurren, Kommunikationsverhalten und soziale Reaktionen auf Menschen sind demnach nicht nur erlernt oder umweltbedingt, sondern könnten auch genetisch vorgeprägt sein.

Das macht die Ergebnisse besonders interessant für Katzenhalter:innen, Verhaltenstherapeut:innen, Tierärzt:innen und die Forschung. Langfristig könnte genetisches Screening eine neue Rolle in der Verhaltenseinschätzung und -beratung spielen. Bis dahin liefert die Studie aber vor allem eines: neue Denkanstöße über das Zusammenspiel von Erbanlagen und Verhalten.

Referenz: Yume Okamoto, Madoka Hattori, Miho Inoue-Murayama. Association between androgen receptor gene and behavioral traits in cats (Felis catus). PLOS One, 2025; 20 (5): e0324055 DOI: 10.1371/journal.pone.0324055

Katze Nussschale

In a Nutshell / Zusammenfassung

  • Was wurde untersucht?

     
    Der Zusammenhang zwischen Varianten im Androgenrezeptor-Gen (AR-Gen) und dem Verhalten von Hauskatzen.

  • Wie wurde geforscht?

     
    Kombination aus Verhaltensfragebogen (Fe-BARQ) und genetischer Analyse (CAG-Wiederholungen).

  • Was kam heraus?

     
    Katzen mit der Kurz-Variante des Gens schnurrten mehr, männliche Tiere äußerten sich häufiger stimmlich, weibliche Tiere zeigten mehr Aggression gegen Fremde.

  • Warum ist das relevant?

     
    Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse über die genetische Basis von Katzenverhalten – mit Bedeutung für Haltung, Forschung und tiermedizinische Beratung.

Studie: Können Katzen Menschen am Geruch erkennen?

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Studie: Katzen erkennen Menschen am Geruch

Können Katzen Menschen am Geruch erkennen? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine aktuelle Studie.

Hauskatzen (Felis catus) und Hunde (Canis familiaris) sind sozial lebende Haustiere, deren Interaktion mit Menschen zunehmend Gegenstand verhaltensbiologischer Forschung ist. Während Hunde nachweislich in der Lage sind, menschliche Emotionen aus Mimik und Stimme zu erkennen1Müller, C. A., & Schmitt, K. (2015). Can dogs read human facial expressions? Learning & Behavior, 43(2), 89–97. , zeigen auch Katzen komplexe soziale kognitive Fähigkeiten 2Vitale Shreve, K. R., & Udell, M. A. R. (2015). What’s inside your cat’s mind? Behavioural Processes, 117, 67–72. , etwa im Erkennen der Stimme ihres Halters 3Saito, A., & Shinozuka, K. (2013). Vocal recognition of owners by domestic cats. Animal Cognition, 16(4), 685–690. oder beim Interpretieren von Blickrichtungen4Miklósi A, Pongrácz P, Lakatos G, Topál J, Csányi V. A comparative study of the use of visual communicative signals in interactions between dogs (Canis familiaris) and humans and cats (Felis catus) and humans. J Comp Psychol. 2005 May;119(2):179-86. doi: 10.1037/0735-7036.119.2.179. PMID: 15982161. .

Anders als bei Hunden ist die Forschung zur sozialen Kognition von Katzen jedoch vergleichsweise wenig entwickelt 5Galvan, M., & Vonk, J. (2016). Man’s other best friend: Domestic cats and their discrimination of human emotional faces. Animal Cognition, 19(1), 193–205.. Sozialkognition wird definiert als die Fähigkeit eines Individuums, Absichten, Emotionen und Wahrnehmungen anderer zu erkennen und daraus Handlungen abzuleiten 6Premack, D., & Woodruff, G. (1978). Does the chimpanzee have a theory of mind? Behavioral and Brain Sciences, 1(4), 515–526.. Viele grundlegende Aspekte der sozialen Wahrnehmung bei Katzen – etwa die Frage, ob und wie sie menschliche Individuen anhand sensorischer Reize unterscheiden – sind bislang kaum untersucht.

Dabei ist bekannt, dass der Geruchssinn (Olfaktion) für die soziale Kommunikation von Katzen eine zentrale Rolle spielt 7Miyairi, Y., Kimura, Y., Masuda, K., & Uchiyama, H. (2025). Behavioral responses of domestic cats to human odor. PLOS ONE, 20(5), e0324016. Über Pheromone, Urinmarkierungen und Analdrüsensekrete 8Pageat, P. (1997). Cat pheromones: An update. Advances in Veterinary Science., 9MacDonald, D. W., et al. (1985). Urine marking in wild cats. Behaviour, 95(3–4), 234–256., 10Pageat, P. (2001). Functions and uses of the facial pheromones in the treatment of behaviour problems. Veterinary Research Communications, 25(Suppl 1), 157–160. erhalten sie Informationen zu Geschlecht, Reproduktionsstatus und individueller Identität. Katzen reiben sich im Rahmen von Allorubbing gegenseitig ab, um Gerüche auszutauschen 11Crowell-Davis, S. L. (2007). Social organization of the cat. JAVMA, 231(9), 1371–1375., erkennen den Nestgeruch ihrer Mutter 12Crowell-Davis, S. L. (2007). Social organization of the cat. JAVMA, 231(9), 1371–1375. und speichern deren Körpergeruch langfristig 13 Hudson, R., et al. (2002). Long-term memory of the mother’s odor by young rabbits. Physiology & Behavior, 76(1), 77–81.. Auch zur Individualerkennung über Geruch gibt es Hinweise 14Miyazaki, M., et al. (2006). A major urinary protein of the domestic cat regulates the production of felinine. FEBS Letters, 580(25), 6147–6152.

Ob Katzen diese ausgeprägte olfaktorische Kompetenz auch zur Unterscheidung von Menschen nutzen, war bislang ungeklärt. Bekannte Studien zeigen, dass Katzen zwischen menschlichen Stimmen differenzieren können 15Saito, A., & Shinozuka, K. (2013). Vocal recognition of owners by domestic cats. Animal Cognition, 16(4), 685–690., auf Blicke reagieren 16Miklósi, Á., et al. (2005). Visual communicative signals in dogs and humans. Animal Cognition, 8(1), 60–66. und emotionale Gerüche verarbeiten 17Takagi, S., et al. (2020). Human olfactory cues affect cats’ preference for human contact. Behavioural Processes, 181, 104243. Die Frage, ob sie individuelle Menschen anhand ihres Körpergeruchs unterscheiden, blieb bisher offen.

Hinzu kommt: In anderen Arten wurde eine funktionale Lateralität der Sinnesverarbeitung festgestellt, z. B. bei Hunden oder Pferden – diese zeigen eine Präferenz für das rechte Nasenloch beim Schnuppern unbekannter Reize 18Siniscalchi, M., et al. (2011). Tail wagging laterality in dogs. Current Biology, 21(2), R54–R55.. Auch bei Katzen gibt es Hinweise auf eine solche Asymmetrie, etwa bei der Verarbeitung auditiver Reize 19McComb, K., et al. (2006). Perception of emotion in cat vocalizations. Current Biology, 16(17), 1748–1752.. Ob eine analoge olfaktorische Lateralität besteht, war unklar.

Ziel der Studie

Die Studie von Miyairi et al. (2025) verfolgte das Ziel, zu untersuchen, ob Katzen bekannte und unbekannte menschliche Gerüche unterscheiden können und ob sie dabei einseitige (lateralisierte) Schnupperreaktionen zeigen. Zudem wurde der Einfluss individueller Merkmale wie Geschlecht, Alter, Persönlichkeit (Feline Five 20Gartner, M. C., & Weiss, A. (2013). Personality in felids. Applied Animal Behaviour Science, 144(1–2), 1–13.) und Beziehungsqualität zur Bezugsperson (CORS 21Zasloff, R. L. (1996). Measuring attachment to companion animals. Applied Animal Behaviour Science, 47(1–2), 43–58.) analysiert.

Methodik

Es wurden 30 Hauskatzen in ihrer gewohnten Wohnumgebung getestet. Jede Katze wurde mit drei Geruchsproben konfrontiert:

  • Geruch der Bezugsperson
  • Geruch einer unbekannten Person gleichen Geschlechts
  • Geruchsneutrale Watteprobe als Kontrolle

Die Geruchsproben wurden beim Menschen gewonnen, und zwar über standardisierte Hautabstriche an drei körpernahen Stellen: hinter dem Ohr (präaurikulär), unter der Achsel (axillär) und zwischen den Zehen (interdigital). Diese Bereiche wurden gewählt, weil dort besonders viele apokrine Schweißdrüsen sitzen, die individuelle Geruchsstoffe produzieren. Die Katzen konnten frei zwischen den Proben wählen. Die Dauer des Schnupperns sowie die bevorzugte Nasenlochseite wurden videobasiert erfasst und quantifiziert.

Ergebnisse der Studie

Die Auswertung ergab, dass die Katzen signifikant länger an der Geruchsprobe der fremden Person schnupperten als an der des Halters oder der Kontrollprobe (p < 0,01). Das weist auf eine klare olfaktorische Unterscheidung zwischen bekannten und unbekannten menschlichen Gerüchen hin 22Miyairi, Y., Kimura, Y., Masuda, K., & Uchiyama, H. (2025). Behavioral responses of domestic cats to human odor. PLOS ONE, 20(5), e0324016..

Zudem zeigte sich eine Präferenz für das rechte Nasenloch bei der Erstbegegnung mit dem unbekannten Geruch, ein Hinweis auf die Beteiligung der linken Gehirnhälfte an der Verarbeitung neuartiger olfaktorischer Reize – analog zu Ergebnissen bei Hunden 23Siniscalchi, M., et al. (2011). Tail wagging laterality in dogs. Current Biology, 21(2), R54–R55..

Bei der Verhaltensanalyse ergab sich ein Zusammenhang mit der Persönlichkeitsstruktur: Männliche Katzen mit hoher Neurotizismus-Ausprägung – also Tiere, die laut Haltereinschätzung zu Nervosität, Unsicherheit oder Schreckhaftigkeit neigen – schnupperten länger und wiederholter. Bei weiblichen Tieren zeigte sich kein signifikanter Effekt.

Das Reiben des Gesichts an der Probe (Bunting) trat vor allem nach dem Kontakt mit der Halterprobe auf und wird als soziales Markierverhalten interpretiert.

Fazit

Die Studie liefert erstmals Belege dafür, dass Katzen zwischen menschlichen Individuen anhand des Körpergeruchs unterscheiden können. Die olfaktorische Verarbeitung ist dabei lateralisiert und in Teilen persönlichkeitsabhängig. Diese Ergebnisse erweitern das Verständnis der Mensch-Katze-Beziehung um eine sensorische Dimension, die für die Verhaltenstherapie, Katzenhaltung und tiermedizinische Praxis von Bedeutung sein kann.

Merke-Katze

In a Nutshell / Zusammenfassung

  • Können Katzen Menschen am Geruch erkennen?

     

    Ja. Laut Studie erkennen Katzen bekannte Menschen anhand ihres Körpergeruchs und unterscheiden diesen von fremden Personen.

  • Nutzen Katzen eine bestimmte Nasenseite beim Schnuppern?

     

    Viele Katzen zeigten eine Präferenz für das rechte Nasenloch, insbesondere bei unbekannten Gerüchen.

  • Spielt die Persönlichkeit der Katze dabei eine Rolle?

     

    Ja. Männliche Katzen mit ängstlich-unsicherem Verhalten schnupperten intensiver. Die Reaktion scheint also auch von individuellen Merkmalen abzuhängen.

Interview: Die Katze und das Herz mit Dr. Kim Hege

Interview: „Die Katze und das Herz“ mit Dr. Kim Hege

Herzerkrankungen bei Katzen sind ein ernstes, aber nichtsdestotrotz oft unterschätztes Problem. Ein Thema, bei dem sich viele Fragen stellen und ein Thema, das Angst macht, gerade wenn man sich plötzlich damit konfrontiert sieht, dass der eigene Haustiger eine entsprechende Diagnose erhalten hat.

Daher freue ich mich sehr, Dr. Kim Hege bei uns im Interview begrüßen zu dürfen, die ich ein wenig zum Thema „Katze und Herz“ löchern durfte und die uns in diesem Rahmen auch ihre neue Online-Akademie vorstellen wird.

Interview

Haustiger: Hallo Kim, schön, dass du dir ein wenig Zeit für uns genommen hast! Stell dich doch kurz vor, damit unsere Leser wissen, mit wem sie es zu tun haben.
Kim Hege mit Holly

Dr. Kim Hege: Hallo liebe Anika, ich freu mich auch sehr über die Einladung! Ich bin Kim Hege, selbst übermotivierte Tierbesitzerin und Kleintierärztin aus Leidenschaft mit den Schwerpunkten Kardiologie, Augenheilkunde und Innere Medizin.

Ich lebe mit meinem Mann, unserer Husky-Hündin, drei zahmen Waschbären und zwei Ponys in Hessen und habe gerade Zwangspause vom Praxisalltag, da ich schwanger bin und dadurch leider nicht mehr am Tier arbeiten darf.

Daher hab ich mich nun einem weiteren Herzensprojekt gewidmet: der Gründung einer Online-Akademie für Tierhalter:innen. So hab ich am 01.01.2025 die Akademie für Tiermedizin-Wissen ins Leben gerufen.

Haustiger: Herzerkrankungen sind bei Katzen ja leider ein doch recht häufiges Thema. Welche Herzerkrankungen kommen denn bei Katzen am häufigsten vor und sind manche Katzen häufiger davon betroffen als andere? Also bestimmte Rassen z. B.?

Dr. Kim Hege: Da hast du absolut Recht. Herzerkrankungen sind ein riesiges Problem unserer Hauskatzen, aber glücklicherweise werden wir ja immer schlauer, was dieses Thema betrifft und können immer besser helfen! Die mit Abstand häufigste Herzerkrankung der Katze ist die Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM), eine Herzmuskelerkrankung, bei der vor allem die Muskulatur der linken Herzkammer immer dicker wird.

Es sind zwar viele Rasseprädispositionen beschrieben (z. B. für die Norwegische Waldkatze, BKH und Maine-Coon-Katzen), allerdings fallen in der Praxis auch super viele Europäisch Kurzhaar Katzen damit auf, sodass man sagen muss: die HCM betrifft sie leider alle! Ab einem Alter von > 9 Jahren sind tatsächlich 1/3 aller Katzen mehr oder weniger stark betroffen.

Haustiger: Man liest und hört ja häufiger, dass Katzen mit fortgeschrittener HCM erst relativ spät in der Tierarztpraxis oder Tierklinik vorgestellt wurden, weil es ihnen plötzlich sehr schlecht ging und vorher nichts aufgefallen war. Auf welche Anzeichen sollte man denn hier achten und diese tierärztlich abklären lassen, um die Herzerkrankung im Idealfall früher zu erkennen und entsprechend reagieren zu können?

Dr. Kim Hege: Das ist richtig. Leider werden viele Katzen erst als „herzkrank“ diagnostiziert, wenn die Erkrankung schon dekompensiert ist, das heißt wenn z. B. bereits ein Lungenödem (Wasser in der Lunge) entstanden ist und die Katze akut eine schwere Atemnot bekommt. Das liegt daran, dass gerade Herzmuskelerkrankungen häufig eine lange Zeit über absolut gar keine Symptome hervorrufen und selbst bei der jährlichen Impf-Untersuchung nicht auffallen, da in der Hälfte der Fälle nicht einmal ein Herzgeräusch zu hören ist beim Abhören mit dem Stethoskop.

Eigentlich sollte jede Katze ab einem mittleren Alter (ca. 8 Jahren, Rassekatzen gerne sogar noch früher) jährlich einem Kardiologen / einer Kardiologin zum Herzultraschall vorgestellt werden, da das die einzige Möglichkeit ist, Erkrankungen im Frühstadium bereits zu erkennen.

Spätestens wenn die eigene Katze sich ungewöhnlich verhält, eine Leistungsschwäche oder gar beschleunigte Atmung zeigt, oder eben doch ein Herzgeräusch auffällt, sollte dies kardiologisch abgeklärt werden!

Haustiger: Angenommen, ich vermute bei meiner Katze ein Herzproblem. Wie geht es dann weiter? Kann ich das bei meinem Haustierarzt abklären lassen oder sollte ich zum Spezialisten? Welche Untersuchungen sollten nicht fehlen?
Kim Hege mit schwarzer Katze

Dr. Kim Hege: Der erste Weg zum Haustierarzt ist immer schon eine super Idee! Es kann dort zum Beispiel ein Screening mithilfe eines kardialen Biomarkers im Blut durchgeführt werden, der – sollte er niedrig sein – eine schwere Herzerkrankung schonmal ausschließen kann.

Außerdem sollte die Katze natürlich gut abgehört werden, da man beim Abhören oft bereits erste Hinweise auf eine Herzerkrankung finden kann (Herzgeräusch, Galopprhythmus, Rhythmusstörungen).

Optimal ist jedoch natürlich immer die Abklärung durch einen Spezialisten / eine Spezialistin, denn nur ein Herzultraschall kann eine klare Diagnose liefern.

Oder eben beruhigende Gewissheit darüber geben, dass alles in bester Ordnung ist.

Haustiger: Die gewählten Medikamentenkombinationen bei HCM z. B. sind ja immer individuell auf den jeweiligen Katzenpatienten abgestimmt. Kannst du vielleicht trotzdem kurz allgemein erklären, welche Medikamente hier in der Regel eingesetzt werden und was man damit jeweils erreichen möchte?

Dr. Kim Hege:Tatsächlich sind die wichtigsten Säulen der Therapie einer herzkranken Katze ab einem gewissen Stadium Medikamente, die eine Thrombose verhindern sollen (Gerinnungshemmer) und Entwässerungsmittel (Diuretika).

Da wir leider noch keine Medikamente zur Verfügung haben, die die Ursache bekämpfen (im Falle einer HCM z. B. die Herzmuskelverdickung), müssen wir uns auf Symptomtherapie beschränken und versuchen, Symptome und Komplikationen zu vermeiden.

In einigen Fällen können auch Medikamente zum Einsatz kommen, die die Herzfrequenz senken (z. B. Betablocker), oder eine vorliegende Rhythmusstörung bekämpfen sollen (andere Antiarrhythmika).

Zudem werden gelegentlich Medikamente eingesetzt, die die Blutgefäße weitstellen und den Blutdruck etwas senken, um die Kraft, die das Herz bei jedem Schlag aufwenden muss, zu reduzieren (z. B. ACE-Hemmer). Man muss nur ehrlicherweise ganz klar sagen, dass es studientechnisch zum aktuellen Zeitpunkt keine Beweise dafür gibt, dass Betablocker oder ACE-Hemmer die Erkrankung aufhalten, oder gar im Frühstadium schon irgendwie helfen!

Auch Pumpkraftstärker können im Endstadium sinnvoll sein, oder natürlich bei Intensivpatienten auch eine Therapie mit Sauerstoff.

Haustiger: Wie ist das denn, wenn die herzkranke Katze in Narkose muss (z. B. für eine Zahnsanierung)? Geht das überhaupt? Wenn ja, auf was sollte man hier als Tierbesitzer achten? Welche „Sicherheitsmaßnahmen“ sollten auf jeden Fall gegeben sein?
Tierärztin Kim Hege mit Katze in der Praxis

Dr. Kim Hege: Eine Narkose ist auch bei einer herzkranken Katze gut machbar, solange gewisse Sicherheitsstandards erfüllt sind.

Erstens muss beim Herzpatienten auf bestimmte Medikamente verzichtet werden (das ist dann der Job der gut ausgebildeten Anästhesist:innen) und die Infusionstherapie sollte der Herzerkrankung angepasst (meist etwas reduziert) werden. Die Atemwege müssen mit einem Tubus gesichert sein und die Katze braucht in jedem Fall einen venösen Zugang! Eine rein intramuskuläre Narkose (die klassische Spritze in den Po) ist nicht geeignet.
Die Narkose muss zudem von entsprechend geschultem Personal kontinuierlich überwacht werden. Wichtige Parameter hierbei sind unter anderem der Blutdruck, die Herzfrequenz, das EKG, die Pulsoxymetrie (O2-Überwachung), die Kapnographie (CO2-Überwachung) und die Überwachung der Temperatur.

Am besten fragt man in der Tierarztpraxis des Vertrauens einfach mal nach, wie die Narkose dort standardmäßig abläuft. „Green flags“ sind hierbei immer, wenn ein Kollege / eine Kollegin nur für die Anästhesie zuständig ist, immer ein Venenzugang geschoben und intubiert wird und eine ausführliche Narkoseüberwachung erfolgt.

Haustiger: Kann man den Katzen bei bestehender Herzproblematik neben den verordneten Medikamenten und Kontrolluntersuchungen zusätzlich noch etwas Gutes tun? Zum Beispiel durch Nahrungsergänzungsmittel?

Dr. Kim Hege: Es gibt neben den klassischen Medikamenten verschiedenste „Kardio-Futter“ im Handel und Nahrungsergänzungsmittel, die zum Beispiel aus Taurin, Carnitin und Omega-3- & -6-Fettsäuren bestehen, die alle eine einen kardioprotektiven, also das Herz schützenden Effekt haben sollen.

Bei der Fütterung der herzkranken Katze sollte zudem immer auf Schmackhaftigkeit und die Deckung des individuellen Kalorien-Bedarfs geachtet werden, da gerade Katzen im Endstadium der Erkrankung sehr dazu neigen, Gewicht zu verlieren. Außerdem sollte immer unbedingt Kalium substituiert werden, wenn ein Mangel besteht. Diesen Mangel kann man im Blut feststellen.

Ganz wichtig: Einer herzkranken Katze soll es gut gehen 😊. Sie darf ihren Hobbys nachgehen, ganz viel betüddelt werden und auch gerne ein ausgeklügeltes Enrichment erfahren, um ihr das bestmögliche Leben zu bescheren. Zudem hilft frühzeitiges Medical Training enorm dabei, einer Katze Medikamente zu verabreichen, sodass dieses immer eine wichtige Säule der Therapie einer jeglichen Erkrankung bei der Katze darstellt!

Haustiger: Im Idealfall erkennt man gesundheitliche Probleme ja, bevor die Katze Symptome zeigt. Welche Vorsorgeuntersuchungen machen in Bezug auf das Herz bei der Katze Sinn und in welchem Alter und in welchen Abständen? Wie aussagekräftig sind die kardialen Biomarker, die man bei der jährlichen Blutuntersuchung mit bestimmen lassen kann?
Kim Hege mit Katze auf dem Behandlungstisch.

Dr. Kim Hege: Die klassische Vorsorgeuntersuchung im Sinne von klinischer Allgemeinuntersuchung (angucken, abtasten und abhören lassen durch die Tierärztin) kann schon erste Hinweise liefern.

Im Blut darf gerne auch auf Schilddrüsen- und Nierenwerte geachtet werden, da Erkrankungen dieser beiden Organsysteme Auswirkungen auf die Herzgesundheit haben.

Zudem sollte bei Katzen > 8 Jahren unbedingt eine halbjährliche Blutdruckmessung erfolgen, um einen Bluthochdruck frühzeitig zu erkennen und therapieren zu können. Nicht umsonst nennt man den Bluthochdruck auch den „Silent Killer“ der Katze, denn meist bemerkt man diesen erst, wenn sogenannte Endorgan-Schäden auftreten, also z. B. eine schwere Schädigung des Herzens oder der Netzhaut der Katze durch einen chronischen Bluthochdruck.

Ersteres kann gerade in Kombination mit einer bestehenden Herzmuskelerkrankung bis zum Herzversagen führen, zweiteres zur akuten Erblindung.

Als kardialen Biomarker lässt sich NT-proBNP zum Screening durchaus empfehlen. Katzen mit sehr niedrigen Spiegeln haben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine klinisch relevante Herzerkrankung.

Bei erhöhten Werten muss dann aber immer der Herzultraschall erfolgen, um die Erkrankung zu bestätigen oder näher zu charakterisieren.

Haustiger: Gerade, wenn man das erste Mal mit HCM bei der Katze zu tun hat oder auch mit einer anderen Herzerkrankung, hat man ja in der Regel viele Fragen. Viel mehr, als wir hier in diesem Interview abarbeiten können. Aber wie wir mitbekommen haben, bietest du ja speziell zur HCM bei der Katze einen Online-Kurs an. Magst du den Kurs vielleicht an dieser Stelle kurz vorstellen?
Dr. Kim Hege:Nichts lieber als das 😉. Der Kurs besteht aus intensiven Selbstlern-Online-Lektionen, an die sich ein 90-minütiges Webinar anschließt, das man flexibel zu jeder Tages- & Nachtzeit anschauen kann.

Das Modul „Herzmuskelerkrankungen bei der Katze“ widmet sich, wie der Name schon sagt, nicht nur der HCM, sondern auch anderen, etwas selteneren Herzmuskelerkrankungen und beschäftigt sich breitgefächert und anhand von Praxis-Beispielen mit Ursachen, Entstehungsmechanismen, Diagnostik, Therapie und Prognose, sodass am Ende eigentlich keine Fragen mehr offen sein sollten.

Und wenn doch, dann darf man sich jederzeit per Mail melden!

Haustiger: Deine Akademie für Tiermedizin-Wissen ist ja noch ganz neu. Was gibt es da neben deinem HCM-Kurs denn sonst noch so und auf was kann man sich gegebenenfalls noch freuen?
Logo der Akademie für Tiermedizin-Wissen

Dr. Kim Hege: Aktuell online (und für Katzenbesitzer:innen relevant) sind bereits Module zu Herzerkrankungen, Tumorerkrankungen, Blasenentzündung und Harnsteinen und der Pankreatitis bei Katzen. Nächste Woche wird noch ein Modul zur akuten und chronischen Nierenerkrankung folgen und für die nächsten Monate ist auch noch ganz viel geplant!

Ziel der Akademie ist es, sämtliche relevanten Kleintier-Erkrankungen langfristig abzudecken und für eine größtmögliche Besitzer:innen-Information zu sorgen. Vor allem hab ich auch einige richtig coole Gastdozent:innen rekrutiert, auf die ich mich selbst total freue.

Neueste Infos zum „Lehrplan“ gibt’s dann immer ganz frisch und aktuell auf der Homepage oder im Newsletter.

Ich freu mich sehr auf alle Teilnehmenden und hoffe, wir können alle viel voneinander lernen!

Haustiger: Na, bestimmt. Liebe Kim, herzlichen Dank für die ausführliche Beantwortung der vielen neugierigen Fragen!

Und wenn ihr jetzt neugierig geworden seid, werft doch mal einen Blick in die Akademie und bucht den ein oder anderen Kurs. Auslernen tut man ja schließlich nie. Und/oder ihr folgt Kim auf Instagram und erfreut euch an viel Wissenswertem aus der Welt der Tiermedizin (und an Waschbär-Content natürlich. 😉.)

Alle verwendeten Fotos: © Kim Hege – www.tiermedizin-wissen.de

Käfigruhe bei Katzen: Tipps und Informationen

Rehabilitation

Käfigruhe bei Katzen: Das ist zu beachten

Käfigruhe bei Katzen ist ein entscheidender Faktor für die Genesung der Katze nach Verletzungen, Operationen oder schweren Krankheiten. Auch unsere Cara musste nach einer Patellaluxation und zugehöriger Operation für mehrere Wochen Käfigruhe halten. Nicht einfach für eine junge, lebhafte Katze. Doch es gibt verschiedene Möglichkeiten, um den Aufenthalt im Käfig für die Haustiger so angenehm wie möglich zu gestalten.

Einige davon sowie Tipps für das notwendige Zubehör (Käfig etc.) habe ich hier für euch zusammengestellt.

Gründe, warum Käfigruhe für Katzen notwendig werden kann

Käfigruhe wird immer dann notwendig, wenn sich die Katze für eine bestmögliche Genesung so wenig wie möglich bewegen soll. Häufig ist das nach Operationen (z. B. am Bewegungsapparat) und Verletzungen wie z. B. Frakturen (Knochenbrüchen) der Fall. Diese Käfigruhe muss unbedingt eingehalten werden, um das Risiko für Komplikationen zu minimieren und den Heilungsprozess zu unterstützen. Leider kann man Katzen nicht erklären, dass sie sich schonen sollen, so dass an der Unterbringung im Käfig manchmal kein Weg vorbeiführt.

Ein anderer Grund ist Quarantäne. Die isolierte Unterbringung ermöglicht eine genaue Überwachung und Behandlung der Tiere und kann insbesondere im Tierschutz andere Tiere schützen und das Risiko für die Ausbreitung von Infektionen verringern. Häufig bleibt hier im Tierschutz nur der Käfig, da bei der Vielzahl an Tieren, die untergebracht werden müssen, nicht immer für jede Katze ein eigener Raum oder eine separate Pflegestelle zur Verfügung gestellt werden kann.

Auch beim vorübergehenden stationären Aufenthalt in der Tierklinik oder Tierarztpraxis müssen die Haustiger vorübergehend auf begrenztem Raum verweilen, bis sie sich soweit erholt haben, dass sie wieder ins eigene Zuhause entlassen werden können. Wie sowas auf Station in der Tierklinik / Tierarztpraxis „in katzenfreundlich“ aussehen kann, könnt ihr euch z. B. bei Schlievet ansehen.

Wir konzentrieren uns hier eher auf die Käfigruhe im eigenen Zuhause, aber die vorgestellte Ausstattung gibt bereits einige Anregungen für eine katzenfreundliche Gestaltung.

In allen Fällen gilt, dass die Katzen so kurz wie möglich, aber so lange wie nötig im Käfig verbleiben müssen und dass der Aufenthalt natürlich so angenehm und stressfrei gestaltet werden sollte, wie es irgendwie realisierbar ist.

Teiler Käfigruhe

Den richtigen Käfig finden

Damit der eigene Haustiger für die Zeit der Käfigruhe gut untergebracht ist, braucht es natürlich erst einmal einen passenden „Katzenknast“. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, von denen jede verschiedene Vor- und Nachteile bietet.

Hundekäfig

Hundekäfige gibt es in verschiedenen Größen und sind eigentlich für die vorübergehende Unterbringung der Vierbeiner gedacht (Achtung für Hundehalter: TierSchHuV beachten!). Diese Zimmerkäfige können für die Käfigruhe gut zweckentfremdet werden.

Hundekäfig für die Käfigruhe

Vorteile:

• stabil
• passende Größe und hoch genug, um sich mit in den Käfig setzen zu können
• gute Durchlüftung und Belichtung
• leicht zu reinigen und zu desinfizieren
• kann platzsparend aufbewahrt werden
• Näpfe können am Gitter befestigt werden

Nachteile:

• vergleichsweise teuer
• schwer
• relativ laut, wenn die Katze am Gitter Terror macht

Playpens für Welpen / Stoffkäfige / große Hundeboxen

Neben Gitterkäfigen hält der Fachhandel auch verschiedene Varianten aus Stoff zur zeitweisen Unterbringung von Hunden bereit. Auch diese können theoretisch verwendet werden.

Mauri mit Playpen

Vorteile:

• leicht
• günstiger als Gitterkäfige
• ausreichende Größe
• wirken gemütlicher / mehr Sichtschutz für die Katze
• können platzsparend aufbewahrt werden
• Hundeboxen lassen sich gut an andere Orte bewegen, wenn nötig

Nachteile:

• schlecht zu reinigen und zu desinfizieren
• geringe Stabilität (Playpens fallen in sich zusammen, wenn Mitkatzen auf die Abdeckung springen)
• schlechte Belichtung / relativ dunkel → auch problematisch, wenn man die Katze in der Box behandeln muss (z. B. Medikamente verabreichen, Verbandswechsel)
• schlechtere Durchlüftung
• können zerstört werden, wenn sie von der Katze mit den Krallen bearbeitet werden (Ausbruchsgefahr)
• Reißverschlüsse können geöffnet werden (Ausbruchsgefahr)

Kleintiergehege, Kaninchenkäfige etc.

Auch Kleintiergehege können für die Käfigruhe verwendet werden. Hier kommt es sehr auf die Ausführung an, was etwa Größe und Stabilität angeht. Wirklich stabile Lösungen sind teuer. Eine Bodenplatte ist zudem oft nicht vorhanden, da die Gehege für den Außenbereich konzipiert sind, was die Reinigung erschweren kann.

Kaninchen im Käfig

Handelsübliche Kaninchenkäfige sind eher als Notlösung anzusehen (z.B. bis ein passender Käfig bestellt und geliefert ist). Die langgestreckte Form und die begrenzte Größe ermöglichen keine katzenfreundliche Einrichtung, die bei einem ausschließlichen Aufenthalt im Käfig über mehrere Wochen definitiv gegeben sein sollte. (Für Kaninchen sind die Käfige auch nicht geeignet.)

Haustiger-Empfehlung!

Hundekäfige bieten die meisten Vorteile.

Hier hat der zoomundo XXL Hundekäfig* sehr gute Dienste geleistet.

Teiler

Der richtige Standort des Käfigs

Damit sich die Katze im Käfig auch gut erholen kann und der Aufenthalt so angenehm wie möglich gestaltet wird, ist natürlich auch der Standort des Käfigs von großer Bedeutung. Bei der Wahl des Standorts sollten mehrere Faktoren berücksichtigt werden.

⇒Was immer gegeben sein sollte: Der Käfig sollte an einem ruhigen und geschützten Platz mit natürlichen Lichtverhältnissen stehen, an dem zwar eine gute Luftzirkulation gewährleistet wird, aber die Katze während der Käfigruhe keiner Zugluft ausgesetzt ist. Die Temperatur muss stabil und angenehm sein. Ein Standort mit direkter Sonneneinstrahlung oder direkt am Heizkörper ist ungeeignet.

Wichtig: Denkt bei der Wahl des Standorts immer daran, dass die Katze den Ort nicht verlassen kann! Standorte mit „Geruchsbelästigung“ oder hoher Lärmbelastung sind daher ebenfalls nicht geeignet.

Natürlich muss der Standort außerdem sicher sein und der Bereich um den Käfig herum, sollte gut zu reinigen sein. Wo es passt, kann auch ein erhöhter Standort sinnvoll sein.

⇒ Was man individuell bedenken muss: Katzen sind Individuen. Während die eine Katze nur zur Ruhe kommt, wenn sie allein ist, braucht die andere trotz Käfig den durchgehenden Kontakt zu ihren Artgenossen und genießt das Beobachten des Alltags.
Hier muss man ein wenig schauen, ob man als Standort eher ein Zimmer wählt, indem der Haustiger seine Ruhe hat oder ob man den Käfig etwa direkt im Wohnzimmer platziert.1

Bei Katzen, die gerade in Quarantäne sitzen, und/oder durch Menschen oder andere Tiere gestresst sind, muss der Kontakt zu Artgenossen natürlich vermieden werden. In diesem Fall ist ein separates Zimmer mit geschlossener Tür immer der Ort der Wahl!

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Einrichtung des Käfigs

Die Käfigeinrichtung muss zum einen funktional sein und zum anderen möglichst viel Komfort für die Katze bieten.
Folgende Ausstattung sollte auf jeden Fall vorhanden sein:

o gemütlicher Schlafplatz (ggf. Höhle)
o Katzentoilette mit staubarmer Streu (ggf. mit erniedrigtem Einstieg)
o Wassernapf
o Futternapf

Ergänzen kann man diese Must-Haves ggf. um einen Sichtschutz und / oder eine geschlossene Abdeckung (Versteckmöglichkeit für die Katze), saugfähige Unterlagen* und wechselndes Beschäftigungsmaterial. Neigt der Haustiger dazu, die Näpfe umzustoßen, können Näpfe zum Aufhängen* eine gute Alternative sein. Leider hat man im Käfig nur sehr begrenzte Möglichkeiten, Wasser- und Futternapf sowie Katzentoilette getrennt voneinander aufzustellen. Versucht hier einfach, zumindest zwischen Katzenklo und Futterplatz so viel Abstand wie möglich zu lassen.

Die Geschäfte der Katze sollten so oft und so schnell wie möglich aus der Katzentoilette entfernt werden.

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Beschäftigungsideen während der Käfigruhe

Allein im Käfig zu sitzen, ist für Katzen natürlich nicht sonderlich spannend. Um zumindest geistige Auslastung zu bieten, wenn schon keine körperliche möglich ist, sollte der Stubentiger – je nach Gesundheitszustand – Beschäftigungsmöglichkeiten bekommen.

Die Tipps sind vorwiegend für Katzen in der Familie gedacht, die nach einer OP oder Verletzung Käfigruhe halten müssen. Vieles gilt aber auch für Pfleglinge in Quarantäne etc. Hier muss man einfach individuell abwägen, wie zutraulich oder scheu die Katze ist, welche Krankheiten ggf. vorliegen und was in welcher Form gut umsetzbar ist.

Einige Ideen für die Beschäftigung allein

o Katzen-TV (Möglichkeiten zum Beobachten)
o Activity Feeding
o Katzengras
o Intelligenzspielzeug
o Erkundungsspielzeug (z. B. ungefährliche Naturmaterialien)
Am besten werden die Spielzeuge zur Vermeidung von Langeweile regelmäßig gewechselt und natürlich müssen sie bei KäfigRUHE so gewählt werden, dass sie die Katze nicht zum Toben im Käfig animieren.

Einige Ideen für die Beschäftigung mit dem Menschen

o Clickertraining
o Medical Training
o Pattern Games
o Leckerli verstecken (z. B. unter einer Decke)
o Interaktion

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Entspannung und Beruhigung

Der zwangsweise Aufenthalt im Käfig ist für die Katze in erster Linie eines: Stress. Allerdings ist Stress weder für die Genesung förderlich noch für das allgemeine Wohlbefinden. Im schlimmsten Fall kann er sogar für schwerwiegendere physische und psychische Probleme sorgen. Man tut daher gut daran, die Käfigruhe so stressfrei wie möglich zu gestalten. Daher auch hierzu einige Ansätze.

Feste Routinen

Katzen sind „Gewohnheitstiere“ und bevorzugen in der Regel einen gleichbleibenden Tagesablauf, der regelmäßige Zeiten für die Futtergabe, Spielzeiten usw. mit einschließt. Feste Routinen vermitteln der Katze Sicherheit und Stabilität, was wiederum Wohlbefinden fördert und Stress reduziert.

Rückzugsmöglichkeiten

Ein großes Problem für die Katze im Käfig ist es, dass sie keine Möglichkeit hat, aus der Situation zu entkommen. Umso wichtiger ist es, dass sie zumindest innerhalb des Käfigs die Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen. Hier können ein Sichtschutz, eine Abdeckung von oben oder eine Höhle mehr Sicherheit verleihen und Stress reduzieren (Luftzirkulation dabei im Blick behalten).

TLC – Tender, Love and Care

Mindestens so wichtig wie die tiermedizinische Versorgung ist die Zuwendung, Fürsorge und liebevolle Pflege durch die Bezugsperson(en) für die Genesung und das physische und psychische Wohlbefinden. Mit der Katze Zeit zu verbringen, mit ihr zu reden, ihr ggf. vorzulesen, sie zu bürsten und ihr auch körperliche Nähe zu ermöglichen, wenn sie das möchte, sind alles Dinge, die dem Stubentiger den Aufenthalt im „Knast“ erleichtern können. Kann man gerade nicht bei der Katze sein, können etwa auch ein Wärmekissen oder ein Stofftier (ggf. mit Herzschlag)* Geborgenheit, Vertrautheit und Wohlgefühl vermitteln. Ersetzen können sie die persönliche Zuwendung allerdings nicht.

Häufig wird auch empfohlen, Gegenstände mit dem eigenen Geruch (z. B. ein getragenes T-Shirt) im Käfig zu platzieren, um Stress bei der Katze zu reduzieren. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass dies sogar den Trennungsstress verstärken kann.
Im Rahmen einer Untersuchung, die sich mit den Auswirkungen der Anwesenheit und des Geruchs des Besitzers auf die Stressresilienz von Katzen beschäftigte, zeigte sich, dass der Secure Base Effect (SBE), also die Fähigkeit von Menschen und Tieren, die Anwesenheit einer vertrauten Person oder eines vertrauten Reizes als „Quelle des Trostes“ zu nutzen, bei fast der Hälfte der Katzen im Versuch durch die Anwesenheit der menschlichen Bezugsperson auslösbar war. Durch die Präsentation eines Gegenstandes mit dem vertrauten Geruch konnte der Effekt nicht ausgelöst werden. Teilweise wurden dadurch sogar vermehrt Stressanzeichen gezeigt (z. B. vermehrtes Miauen).2

Entspannungsmusik

Wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass geeignete Musik zur Stressreduktion von Katzen in Käfigunterbringung beitragen kann.34 Hier gibt es spezielle Entspannungsmusik für Katzen (u. a. auf YouTube), mit der man arbeiten kann. Viele Katzen werden auch bei sanfter Klaviermusik (z. B. von Yiruma) ruhiger. Zudem wäre auch die Verwendung eines Tierentspannungs-Trainers wie dem RelaxoPet Pro* denkbar.

Hier habe ich noch ein paar Spotify-Playlists für euch:

Pheromone

Der Geruchssinn von Katzen ist gut ausgeprägt. Die Tiere orientieren sich mithilfe von Gerüchen und kommunizieren auch olfaktorisch. Von einigen der Pheromone, mit denen Katzen innerartlich kommunizieren, sind im Handel synthetisch hergestellte Varianten verfügbar. Das sind Produkte wie Feliway® oder Felifriend®. Das Produkt Feliway®* kopiert hierbei die F3-Fraktion feliner Gesichtspheromone, die im Normalfall von der Katze über spezielle Drüsen im Augen- und Backenbereich abgegeben werden. Die Haustiger markieren damit ihre Umgebung und fühlen sich in der Regel sicherer, wenn die Umgebung nach ihren eigenen Pheromonen riecht.5 Und auch wenn die Studienlage hier nicht ganz eindeutig zu sein scheint, was die Wirksamkeit der genannten Produkte angeht, kann man sich auch diese Produkte zunutze machen, um die Katze zu unterstützen.6

TTouch – Tellington TTouch

Mithilfe der Tellington-Methode kann durch gezielte hebende, kreisende und streichende Bewegungen der Finger und Hände Stress bei der Katze reduziert und die Genesung gefördert werden. Entsprechend kann man mit TTouches auch Katzen in Käfigruhe etwas Gutes tun. Zusätzlich ist je nach Fall die Verwendung von Tellington-Körperbändern möglich. Kurse zur Methode werden u. a. regelmäßig von Daniela Zurr angeboten.

Nahrungsergänzungsmittel

In Absprache mit dem Tierarzt / der Tierärztin kann die Katze zusätzlich mit Nahrungsergänzungsmitteln unterstützt werden. Denkbar ist hier z. B. die Nutzung von L-Theanin, einer Aminosäure, die aus grünem Tee extrahiert wird und einen entspannenden und angstlösenden Effekt hat. L-Theanin ist z. B. in Anxitane* enthalten. Eine weitere Alternative ist das im Nahrungsergänzungsmittel Zylkene* enthaltene Alpha-Casozepin.7. Zudem ist es bei Stress immer eine gute Idee, dem Mikrobiom etwas Gutes zu tun (dazu im Abschnitt „Ernährung“ genauer).

Ernährung

Auch bei der Ernährung finden die Besonderheiten der Käfigruhe am besten Berücksichtigung. Die folgenden Punkte gelten so grundsätzlich auch für alle anderen Katzen, sollen hier aber dennoch noch einmal explizit erwähnt werden:

o Angepasster Energiegehalt: Katzen in Käfigruhe bewegen sich zwangsläufig weniger. Entsprechend kann das bisherige Futter in der gewohnten Menge zu energiereich sein. Zudem ist es möglich, dass die Tiere im Käfig weniger oder mehr fressen. Es ist daher wichtig, die Kalorienzufuhr zu überwachen und die Futtermenge / den Energiegehalt entsprechend anzupassen, sollte die Katze zu- oder abnehmen.

o Regelmäßige Fütterungszeiten und mehrere, kleine Mahlzeiten: Wie bereits erwähnt schätzen Katzen feste Routinen. Das gilt auch für die Fütterungszeiten. Besser verträglich, näher an der natürlichen Nahrungsaufnahme und im Käfig auch als Abwechslung nützlich, ist die Gabe von mehreren, kleinen Mahlzeiten über den Tag verteilt. Die Mahlzeiten können – soweit im jeweiligen Fall sinnvoll – zumindest teilweise im Rahmen von Activity Feeding gereicht werden, um der Katze eine Beschäftigungsmöglichkeit zu bieten.

o Bedarfsdeckende Ernährung: Ist der Haustiger im Käfig eingesperrt, tut einem dieser natürlich leid und so kommt es häufig vor, dass mit Leckerlis nicht gegeizt wird. Diese sind jedoch in der Regel nicht bedarfsdeckend. Besser ist es, hier mit einem Alleinfuttermittel (z. B. hochwertigem Trockenfutter) zu arbeiten. Alles, was zusätzlich gegeben wird, bringt zudem natürlich zusätzliche Kalorien und muss in die Gesamtfuttermenge einberechnet werden. In Absprache mit dem (Fach-)tierarzt / der (Fach-)tierärztin kann die Nahrung ggf. um geeignete Nahrungsergänzungsmittel/Supplemente (z. B. Vitamin-B-Komplex) ergänzt werden.

o Mikrobiom „füttern“: Angst und Stress können die Funktion des Darmmikrobioms negativ beeinflussen. Daneben kann die Diversität des intestinalen Mikrobioms durch die Gabe von Medikamenten (v. a. Antibiotika) leiden. Andersherum gibt es Hinweise darauf, dass das Mikrobiom nicht nur durch Stress beeinflusst wird, sondern dass es selbst auch Einfluss auf Stressreaktionen hat (Stichwort: gut-brain axis).8 Man tut daher gut daran, immer – und damit auch während der Käfigruhe – ans Mikrobiom zu denken und diesem etwas Gutes zu tun. SivoMixx wäre hier etwa ein Probiotikum, mit dem man gut arbeiten könnte. Daneben gibt es aber noch verschiedene andere Prä-/Probiotika bzw. Synbiotika, die geeignet sind. Jedoch ist nicht alles, was im Handel so erhältlich ist, auch wirklich gut. Sprecht am besten euren Tierarzt / eure Tierärztin darauf an und die Gabe ab.

o Zugang zu Futter und Wasser sicherstellen: Im Käfig ist der Platz begrenzt und so kommt es häufig vor, dass Wassernäpfe im Eifer des Gefechts umgestoßen und/oder Näpfe etwa durch Katzenstreu oder Futter verschmutzt werden. Was hier helfen kann, sind Näpfe, die man in den Käfig einhängen kann. Gegebenenfalls muss auch sichergestellt werden, dass Mitkatzen das Futter nicht durch die Gitterstäbe aus dem Napf angeln können.

Ideal ist ein auf die individuelle Katze und die Situation zugeschnittener Futterplan, der die Besonderheiten während der Käfigruhe berücksichtigt. Einen solchen Plan könnt ihr euch von einer Fachtierärztin / einem Fachtierarzt für Tierernährung und Diätetik erstellen lassen.

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Mögliche Probleme während der Käfigruhe

Die Käfigruhe ist für die Katze (und ihre Menschen) eine Ausnahmesituation und kann mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen verbunden sein. Man versucht hier natürlich am besten, das Risiko für diese von Vornherein soweit möglich zu minimieren. Es ist aber dennoch wichtig, die Probleme auf dem Schirm zu haben und die Katzen gut zu beobachten.

Katze im Käfig

Einige häufige Probleme:

o Langeweile und/oder Stress: kann sich z. B. in Aggressivität, übermäßigem Miauen, Angst, Depression, Appetitlosigkeit oder Rückzug äußern.

o Verdauungsstörungen: Käfigruhe bedeutet Stress und mangelnde Bewegung. Beides kann zu Problemen führen (Durchfall, Verstopfung) Kotabsatz (Konsistenz, Häufigkeit, …) beobachten.

o Gewichtszunahme / Gewichtsabnahme: Reduzierte oder vermehrte Futteraufnahme können zu einer Gewichtsabnahme bzw. Gewichtszunahme führen Katze regelmäßig wiegen und Futter ggf. entsprechend anpassen.

o Verlust von Muskelmasse und Beweglichkeit: Der längere Aufenthalt im Käfig sorgt zwangsläufig für den Abbau von Muskelmasse. Hier kann man in Absprache mit dem Tierarzt / der Tierärztin und/oder einem Physiotherapeuten / Physiotherapeutin ggf. durch passive Bewegungsübungen etc. entgegenwirken

o Harnwegsprobleme: Bewegungsmangel und Stress können die Entwicklung von Harnwegsproblemen fördern Urinabsatz beobachten

o Haut- und Fellprobleme: Stress kann sich auch auf Haut und Fell auswirken. Zum Beispiel dann, wenn sich die Katze übermäßig putzt.

o Medizinische Komplikationen: Im Zusammenhang mit dem „Grund“ für die Käfigruhe kann es zu medizinischen Komplikationen kommen, z. B. kann sich die Wunde entzünden Wundheilung beobachten (z. B. auf Entzündungsanzeichen achten) und auf Schmerzanzeichen achten. Für letzteres könnt ihr die Feline Grimace Scale nutzen.

WICHTIG!

Zögert nicht, zeitnah euren Tierarzt / eure Tierärztin zu konsultieren, sollte euch etwas auffallen oder Sorgen bereiten. Umso besser und schneller kann man eurer Katze helfen.

Haltet euch an die tierärztlichen Vorgaben, was die Dauer der Käfigruhe und etwaige Hilfsmittel (z. B. Halskragen) angeht. Alles andere erhöht nur das Risiko für Komplikationen und verlängert im schlimmsten Fall den Aufenthalt im Käfig und/oder macht vielleicht sogar eine (weitere) OP erforderlich.

Eine Katze, die so massive Stressanzeichen zeigt, wie vorhergehend beschrieben, braucht Hilfe. Hier kann euch ein Tierarzt / eine Tierärztin mit Spezialisierung auf Verhaltensmedizin unterstützen. Eine Liste findet ihr bei der GTVMT .

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Vorbereiten für den Ernstfall: Katze an den Käfig gewöhnen

Medical Training ist eine tolle Sache und immer zu empfehlen. Im Rahmen dessen kann man (bei geplanten Operationen oder auch generell) die Katzen bereits vorab an den Käfig gewöhnen. Was den Aufbau angeht, könnt ihr euch hier beim Transportkorbtraining inspirieren lassen. Hier findet ihr einen Kurs dazu.

Auch Halskragen, Body, freiwillige Tablettengaben, Kooperation während der Wundkontrolle und vieles mehr lassen sich im Rahmen von Medical Training trainieren. Am besten von Beginn an, bevor die Notwendigkeit besteht. Erleichtert einem das Leben ungemein.

WICHTIG: Die Unterbringung im Käfig ist (auch, wenn die Katze daran gewöhnt ist) nur aus medizinisch notwendigen Gründen über den notwendigen Zeitraum akzeptabel!

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Zum Mitnehmen

Hier findet ihr die wesentlichen Punkte des Artikels noch einmal komprimiert in einer PDF. Darf bei Bedarf in der vorliegenden Form (sprich mit Quellenangabe und Link zum Artikel, erst nach Download / Drucken sichtbar) gerne genutzt und weitergegeben werden.

Käfigruhe bei Katzen: Tipps und Informationen (PDF mit den wichtigsten Punkten)

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  1. Stella J, Croney C. Coping Styles in the Domestic Cat (Felis silvestris catus) and Implications for Cat Welfare. Animals (Basel). 2019 Jun 18;9(6):370. doi: 10.3390/ani9060370. PMID: 31216726; PMCID: PMC6616962. []
  2. Alexandra C. Behnke, Kristyn R. Vitale, Monique A.R. Udell, The effect of owner presence and scent on stress resilience in cats, Applied Animal Behaviour Science, Volume 243, 2021,105444, ISSN 0168-1591,https://doi.org/10.1016/j.applanim.2021.105444. []
  3. Paz JE, da Costa FV, Nunes LN, Monteiro ER, Jung J. Evaluation of music therapy to reduce stress in hospitalized cats. J Feline Med Surg. 2022 Oct;24(10):1046-1052. doi: 10.1177/1098612X211066484. Epub 2021 Dec 20. PMID: 34930057; PMCID: PMC10812302. []
  4. Hampton A, Ford A, Cox RE 3rd, Liu CC, Koh R. Effects of music on behavior and physiological stress response of domestic cats in a veterinary clinic. J Feline Med Surg. 2020 Feb;22(2):122-128. doi: 10.1177/1098612X19828131. Epub 2019 Feb 12. PMID: 30744475; PMCID: PMC10814571. []
  5. Pheromone und Gerüche. In: Schneider B, Döring D, Ketter D, Hrsg. Kleintiere stressarm behandeln. 2. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2018. []
  6. Pereira JS, Fragoso S, Beck A, Lavigne S, Varejão AS, da Graça Pereira G. Improving the feline veterinary consultation: the usefulness of Feliway spray in reducing cats‘ stress. J Feline Med Surg. 2016 Dec;18(12):959-964. doi: 10.1177/1098612X15599420. Epub 2015 Aug 17. PMID: 26282847; PMCID: PMC11112237. []
  7. Fan Z, Bian Z, Huang H, Liu T, Ren R, Chen X, Zhang X, Wang Y, Deng B, Zhang L. Dietary Strategies for Relieving Stress in Pet Dogs and Cats. Antioxidants (Basel). 2023 Feb 21;12(3):545. doi: 10.3390/antiox12030545. PMID: 36978793; PMCID: PMC10045725. []
  8. Saar, R., & Dodd, S. (2023). Small animal microbiomes and nutrition (S. 65-67). Newark: John Wiley & Sons, Incorporated. []

Interview: Die Katze und das Tierheim

Interview

Katzen im und aus dem Tierheim

„Wenn sich kein Zuhause findet, dann muss die Katze ins Tierheim.“ – Eine Aussage, die man immer wieder liest und die häufig eingesetzt wird, um den emotionalen Druck auf potentielle Adoptanten zu erhöhen und diese dazu zu bringen, das Tier zu adoptieren, bevor es ins Tierheim „abgeschoben“ wird. Ein Ort, der immer noch häufig mit vielen negativen Vorstellungen in Verbindung gebracht wird, obwohl viele Kritiker ein Tierheim noch nie von innen gesehen haben.

Um hier ein wenig Aufklärung zu betreiben, hat sich Jasmin alias Frau Clickerlöwe bereiterklärt, uns im Rahmen eines Interviews ein wenig über den Alltag im Tierheim Gelsenkirchen zu erzählen und nimmt sich dabei auch vielen häufigen Vorurteilen an, die regelmäßig vorgebracht werden.

Haustiger: Hallo Jasmin, bitte stell dich doch kurz vor, damit unsere Leser auch wissen, mit wem sie es zu tun haben.

© Jasmin Lindner

Jasmin: Hallo, mein Name ist Jasmin alias Frau Clickerlöwe und ich bin hauptamtliche (Assistentin der Geschäftsstellenleiterin) sowie ehrenamtliche Mitarbeiterin (Katzenschmuserin und Katzenverhaltensberaterin im Katzenhaus) im Tierheim Gelsenkirchen / Tierschutzverein für Gelsenkirchen und Umgebung e.V. 1880.

Haustiger: Was die “Zustände” in Tierheimen so angeht, gibt es ja nach wie vor viele Mythen und Vorurteile. Teilweise wird sogar angenommen, den Tieren werde dort Leid angetan. Wie muss man sich denn den Alltag bzw. einen Tag im Tierheim als Außenstehender so vorstellen?

Jasmin: Viele der Mythen und Vorurteile sind mir natürlich auch bekannt und ich möchte mit jeder Menge Aufklärung dafür sorgen, dass diese entkräftet werden.

Der Alltag im Tierheim ist sowohl körperlich als auch emotional anstrengend: Ganz oft sind die Tierheime überfüllt, die Wartelisten werden immer länger und die Schicksale der einzelnen Tiere werden immer trauriger.

Katzenbox im Katzenhaus des Tierheims Gelsenkirchen
© Jasmin Lindner

Die Pfleger kümmern sich um die zugeteilten Abteilungen und Tiere: Die Boxen / Käfige werden gesäubert, Streu, Heu etc. wird aufgefüllt, die Toiletten / Ausscheidungsecken werden geputzt und neu befüllt, die Wäsche wird gewechselt, die Tiere bekommen frisches Futter & Wasser, die Näpfe und Utensilien werden gespült, es muss eine Menge desinfiziert werden, einige Tiere benötigen eine besondere Pflege und / oder benötigen ihre Medikamente, die Termine für Vermittlungsgespräche und Besuche beim Tierarzt müssen koordiniert und abgesprochen werden, die Mails und das Telefon (Nachrichten auf dem AB) werden abgerufen und beantwortet und und und…

Bei all der vielen Arbeit versucht man allerdings auch, den Tieren so viel Aufmerksamkeit, Liebe und auch Training zukommen zu lassen wie nur möglich.

© Jasmin Lindner

Haustiger: Angenommen, ich habe eine Katze gefunden oder muss mich von meinem Tier trennen und möchte / muss den Vierbeiner im Tierheim abgeben. Wie muss ich mir das vorstellen? Kann man die Katze einfach abgeben? Wird eine Gebühr fällig?

Jasmin: Wenn ein Tier gefunden wird, kann es problemlos im Tierheim abgegeben werden.

Da wir uns entschlossen haben, unser Tierheim auch nach der Corona-Pandemie dauerhaft geschlossen zu halten und uns voll auf 1:1-Vermittlungstermine mit Interessenten zu konzentrieren, ist für die private Abgabe einer Katze ein Termin notwendig, der telefonisch abgesprochen werden kann.

Vor einer Abgabe müssen wir schauen, ob wir Kapazitäten für die Aufnahme der Tiere haben. Hier wird dann auch eine Gebühr fällig, die sich zum Beispiel nach dem Impfstatus bzw. einer nicht vorhandenen Kastration etc. richtet.

Haustiger: Wenn es sich um mein eigenes Tier handelt oder eine Katze, die ich gut kenne (z. B. die Katze von der verstorbenen Oma). Wie kann ich den Umzug für beide Seiten so gut wie möglich gestalten?

Jasmin: Wenn es sich bei der Abgabe um ein bekanntes Tier handelt, wäre es für uns als Tierheim (-Mitarbeiter) wichtig, so viele Infos wie nur möglich über das Tier zu erhalten.

• Was isst es gerne? Hat es Lieblingsleckerchen?
• Hat es eine Lieblingsdecke? Ein Lieblingskissen?
• Wo mag es gerne angefasst werden? Was mag das Tier überhaupt nicht?
• Welche Krankheiten oder Allergien sind bekannt?
• Mag das Tier andere Katzen? Mag das Tier andere Tiere? Kommt das Tier mit Kindern klar?
• Und und und…

Wenn viele wichtige Infos vorhanden sind, können wir uns individueller um das abgegebene Tier kümmern und ihm / ihr den Umzug so angenehm wie möglich gestalten. Dies ist dann auch ein wenig einfacher für das Tier in Bezug auf die Umgewöhnung.

Keks © Jasmin Lindner

Für den Menschen ist es auch ein großer Einschnitt, selbst wenn es nicht das eigene Tier ist, sondern möglicherweise das Tier der verstorbenen Oma, an dem man aber dennoch hängt. Hier könnte es hilfreich sein, sich einem Menschen im nahen Umfeld anzuvertrauen und seine Gefühle und Gedanken zum Ausdruck bringen zu können. Manchmal ist eine Abgabe leider unumgänglich, aber man kann dennoch versuchen, die Situation bestmöglich zu gestalten. Oft hilft es den Tierheimen (und auch den Menschen), eine Patenschaft für dieses Tier abzuschließen, so dass einige Kosten auf Dauer gedeckt sind und man das Tier noch „sicherer“ versorgt weiß.

Haustiger: Was geschieht mit der Katze direkt nachdem sie im Tierheim angekommen ist (z. B. im Hinblick auf Untersuchungen, Quarantäne, … )?

Jasmin: Im Regelfall kommt die Katze erstmal in eine Quarantänestation und wird schnellstmöglich dem Tierarzt des Tierheimes vorgestellt. Man schaut sich den aktuellen Impfstatus an, organisiert, wenn nötig, einen Termin für die Impfung / Kastration etc. und beobachtet das Verhalten der Katze. Dies ist später wichtig für eine eventuelle Vergesellschaftung mit anderen Katzen in unseren beiden Katzenhäusern und natürlich für die weitere Vermittlung.

© Jasmin Lindner

Haustiger: Was wird getan, damit sich die Katzen im Tierheim so wohl wie möglich fühlen? Inwieweit kann auf die Bedürfnisse der Katzen Rücksicht genommen werden? Gibt es Beschäftigungsangebote?

Jasmin: Wenn das Tierheim „übervoll“ ist, bringt dies die Tiere sowie die Mitarbeiter an ihre körperlichen sowie emotionalen Grenzen. Es versuchen dennoch alle, den Katzen den Aufenthalt im Tierheim so angenehm wie nur möglich zu gestalten. Innerhalb der Boxen wird geschaut, dass die Tiere genügend Versteckmöglichkeiten haben, falls sie sich zurück ziehen möchten.

In den Quarantäne- / Krankenstationen sind die Beschäftigungsangebote aufgrund des Platzmangels und der gesundheitlichen Situation sehr überschaubar. Hier liegt der Fokus auf dem „wieder gesund werden“, um dann in eine Box in unseren Katzenhäusern oder Übergangsstationen ziehen zu dürfen.

In den Katzenhäusern gibt es dann mehr Beschäftigungsangebote, da dort auch die ehrenamtlichen Katzenschmuser Zugang haben und sich ausgiebiger um die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Katzen kümmern können. Die Pfleger und Schmuser arbeiten hier Hand in Hand und tauschen sich über die Fortschritte der Katzen aus, so dass dies auch in den Vermittlungstexten und bei der Vermittlung erwähnt werden kann.

@ Jasmin Lindner

Von den Schmusern werden im Regelfall die folgenden Dinge angeboten:
Clickertraining (Tricks, Medical Training, Höflichkeitstraining etc.), Wellness in Form von Streicheln, Kraulen und Bürsten (wenn die Katzen dies wünschen); Action in Form von Spielangeboten (Spielangeln, Bändchen, Fummelbretter etc.); Ansprechen des Hörsinns: Vorlesen für sehr schüchterne Katzen bzw. auch für Katzen, die dies gerne mögen.

Medical Training
© Jasmin Lindner

Wenn sich eine Katze als „Star“ fühlen möchte, bieten wir auch Fotoshootings an, damit man auf unseren sozialen Medien „glänzen“ kann. 😉

Haustiger: Angenommen, ich würde gerne eine Katze aus dem Tierheim adoptieren. Wie läuft das ab? Kann man da einfach vorbeikommen?

Prinzipiell handhabt jedes Tierheim die Vermittlung ganz individuell. Unsere Mitarbeiter haben nach der Schließung während der Corona-Pandemie bemerkt, dass 1:1-Termine mit Interessenten sinnvoller gehändelt werden können als der bisherige Publikumsverkehr. Die individuelle Betreuung lässt eine intensivere Zeitspanne für Fragen zu und wird deshalb beibehalten.

Dies bedeutet, dass die Menschen sich bei Interesse an einer unserer Katzen im Tierheim-Büro melden und dann einen Termin ausmachen können. An diesem Termin kümmert sich dann ein Tierpfleger um die Interessenten und man darf die Katze ausgiebig kennen lernen. Wenn es sich um eine Katze in den beiden Katzenhäusern handelt, können die Katzenschmuser ins Gespräch involviert werden und eventuell auch noch einige wichtige Infos mitteilen. Oft wissen sie, welche Leckerchen die ausgewählte Katze mag, welches Spielzeug richtig gefeiert wird und wo die Katze am allerliebsten gekrault werden möchte… und und und.

© Jasmin Lindner

Wenn der Funke dann überspringt (auf beiden Seiten) und alle Eckdaten passen, darf die Katze adoptiert werden und ausziehen. Handelt es sich bei der ausgewählten Katze um eine Katze mit einer „Verhaltensoriginalität“, sind im Regelfall mehrere Besuche sinnvoll, um die Katze besser kennen zu lernen und auch die mögliche Verhaltensoriginalität. So kann man dann für sich entscheiden, ob man das gemeinsame Zusammenleben mit notwendigen Managementmaßnahmen sowie (Clicker-) Training händeln kann / will.

Clickertraining
© Jasmin Lindner

Es macht eindeutig Sinn, die Vermittlung VOR der Adoption zu stoppen, sobald man sich mit der Situation doch überfordert fühlt. (Ganz wichtig: Das ist absolut keine Schande, sondern in meinen Augen sehr erwünscht, denn eine unüberlegte Vermittlung schadet im schlimmsten Fall allen Beteiligten!)

Haustiger: Muss man bei der Adoption einer Katze aus dem Tierheim grundsätzlich davon ausgehen, dass die Tiere durch den Aufenthalt im Tierheim in irgendeiner Form verhaltensauffällig oder traumatisiert sind und ggf. mehr Arbeit machen als “Nicht-Tierschutzkatzen”?

Jasmin: Die Frage ist hier, wie man die Begrifflichkeiten definiert. Was bedeutet „verhaltensauffällig“? Eine Katze aus einem Züchterhaushalt / Vermehrerhaushalt kann ebenso Verhaltensauffälligkeiten aufweisen wie eine Katze aus dem Tierheim. Der bloße Aufenthalt in einem Tierheim löst per se keine Verhaltensprobleme aus. Wir müssen uns aber klar machen, dass ein sensibles Tier natürlich durchaus anders mit einer solchen Situation umgehen könnte, als ein sehr selbstsicheres Tier. Oft ist es ja sogar so, dass die Tiere erst NACH einer traumatisierenden Situation im Tierheim landen und dann hier erst mal einen sicheren Hafen finden, bevor sie in ihr neues Zuhause ziehen können.

© Jasmin Lindner

Mittlerweile landen jede Menge „ebay-Katzen“ in den Tierheimen, weil Privatleute ihre Tiere nicht mehr zum „Verkauf“ anbieten dürfen. Ich bezweifle stark, dass diese Katzen (häufig sind es ja „Upps-passiert“-Würfe) mental gesünder sind als ihre Artgenossen im Tierheim.

Dass Tierschutzkatzen mehr Arbeit machen als „Nicht-Tierschutzkatzen“ halte ich für eine nicht haltbare Verallgemeinerung, die im Grunde genommen niemandem einen Vorteil bringt. Für mich entspricht diese Aussage nicht den Tatsachen, da eine artgerechte Tierhaltung grundsätzlich mit mehr Aufwand verbunden ist, als wenn das Tier nur „so nebenbei“ existiert.

Haustiger: Immer wieder hört man, jemand war im Tierheim, hat aber keine Katze bekommen. Oder auch “Tierheime wollen doch überhaupt keine Tiere vermitteln”. Dafür gibt es ja in der Regel Gründe. Magst du dazu vielleicht noch etwas sagen?

Jasmin: Vielen Menschen fällt es leichter, eine schlechte Rezension zu schreiben als eine gute. In den meisten Fällen gibt es in der Tat nachvollziehbare Gründe, weshalb Tier x oder Tier y eben nicht zu diesem Menschen / zu dieser Familie gepasst hat. Tierheime / Tierschutzvereine entscheiden zugunsten des individuellen Tieres, da wir alle eine Verantwortung für unsere Tiere übernommen haben, derer wir gerecht werden wollen.

© Jasmin Lindner

Wenn ich beispielsweise eine Katze habe, die Freigang benötigt und aufgrund eines traumatischen Ereignisses nicht mit Kindern kompatibel ist, dann wäre es verantwortungslos, diese Katze in eine reine Wohnungshaltung zu einer Familie mit 3 kleinen Kindern zu vermitteln. Dann wäre vielleicht diese Familie zufrieden, aber die Katze wäre unglücklich. Außerdem würde das Glück der Familie wahrscheinlich nicht all zu lange andauern, weil die Katze aufgrund ihrer Frustration möglicherweise Verhaltensauffälligkeiten wie Unsauberkeit oder Übersprungshandlungen (zum Beispiel: beim Spielen in die Hand hacken) zeigen würde.

Ich kann natürlich nicht für alle Vereine sprechen, aber ich würde behaupten, dass es in der Regel gute Gründe gibt, warum jemand ein bestimmtes Tier nicht adoptieren kann. Meistens werden dann aber andere Tiere gezeigt, die eventuell besser zu dem jeweiligen Menschen oder der jeweiligen Situation passen. Wir haben schon häufiger mal die Rückmeldung bekommen, dass die Interessenten zwar nicht ihr Wunschtier adoptieren konnten, allerdings stattdessen ein absolut „passendes“ Tier ins neue Zuhause einziehen durfte und man sehr glücklich und dankbar ist.

Haustiger: Adoptiert man eine Katze aus dem Tierschutz/Tierheim, wird in der Regel eine Schutzgebühr fällig. Kannst du etwas dazu sagen, wie sich diese zusammensetzt (bzw. wie man auf Betrag x kommt) und wofür die Schutzgebühr verwendet wird?

Die Schutzgebühr setzt sich überall ein wenig anders zusammen. Wenn man ehrlich ist, deckt sie nicht mal ansatzweise die Kosten der Versorgung dieser einen Katze. Prinzipiell müsste man innerhalb der Berechnung folgende Punkte beachten: die Kastration, die verschiedenen Schutzimpfungen, notwendige Spot-On-Präparate, das Chippen und den Chip selbst, das Futter (Achtung: Spezialfutter kann sehr teuer sein.), die allgemeine Unterbringung, die mögliche notwendige medizinische Versorgung, wenn das Tier krank ist, Medikamente und und und…

© Jasmin Lindner

Im Grunde ist die Schutzgebühr lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein, um ein Tierheim halbwegs kostendeckend betreiben zu können. Und wer nach der GOT-Erhöhung schon mal zum Tierarzt musste, weiß, wie sehr die Preise gestiegen sind. Tierheime haben allerdings nicht NUR EIN Tier zu versorgen, sondern oft hunderte. Die Schutzgebühr mag also auf den ersten Blick ziemlich hoch sein, relativiert sich aber, wenn man ausrechnet, was man ansonsten alles hätte alleine bezahlen müssen.

Haustiger: Möchtest du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Jasmin: Sehr gerne. Ich halte nichts von Sprüchen wie : „Adoptiert eine Katze aus dem Tierheim. Die sind so „dankbar“!“, weil dieser „Dankbarkeitsgedanke“ in meinen Augen nicht sinnvoll ist. Aber eine Katze aus dem Tierheim zu adoptieren, um ihr ein schönes Zuhause und ein tolles Leben zu schenken, das ist sinnvoll und einfach eine wundervolle Tat.

Und fragt bitte bei Unsicherheiten jemanden, der sich auskennt, Euch beraten und bei der Auswahl der passenden Katze begleiten kann, um das bestmögliche „Match“ zu erzielen.

Einen großen Dank an alle Menschen, die einer Tierschutzkatze eine Chance geben oder schon gegeben haben. Dafür bin ich Euch wirklich von Herzen dankbar!

© Jasmin Lindner

Haustiger: Liebe Jasmin, danke, dass du dir die Zeit genommen hast, uns unsere neugierigen Fragen zu beantworten und zu diesem wichtigen Thema aufzuklären. Was uns noch wichtig ist, zu erwähnen, ist, dass eine Abgabe ins Tierheim nicht automatisch eine Verschlechterung für das jeweilige Tier bedeuten muss, sondern – weit mehr als bei einer spontanen Blitzvermittlung – auch eine Chance sein kann, nach dem Aufenthalt das absolute Traumzuhause zu finden. 

Und wenn ihr noch mehr von Jasmin und den Katzen im Tierheim Gelsenkirchen sehen möchtet, dann folgt ihr doch auf Facebook und / oder Instagram

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