Nachdem 2014 bereits Katzennassfutter getestet worden waren, gab es 2017 einen neuen Test. Auch damals waren wieder Futtermarken aus dem Supermarkt, wie etwa von Norma oder Edeka, auf den vordersten Plätzen gelandet, während als hochwertig bekannte Anbieter wie MACs oder Tundra eher schlecht bewertet wurden. Trockenfutter wurden jetzt aktuell bewertet, eigentlich wollten wir darüber nichts schreiben, aber nachdem einige Anfragen kamen, haben wir nun doch einige Sätze am Ende dieses Artikels ergänzt. Vorab die Ergebnisse der Stiftung Warentest gaben und geben keinerlei Rückschlüsse auf die wirkliche Qualität von Katzenfuttermitteln.
Nicht nur der Nährstoffmix, sondern auch die Qualität der verwendeten Komponenten ist wichtig. © Bild: Didgeman / www.pixabay.com
Einem Test liegen natürlich auch immer Testkriterien zugrunde. In diesem Fall waren das die
• Ernährungsphysiologische Qualität (60 %),
• Fütterungsempfehlungen (20 %),
• Schadstoffe (10 %),
• sowie Deklaration und Werbeaussagen (10 %).
Welche Futtermittel wurden getestet?
Im Test waren dieses Mal ein paar andere Sorten als 2014 und zwar in absteigender Reihenfolge der Bewertung:
SEHR GUT
• Gut & Günstig (Edeka) – Zarte Stückchen mit Huhn in feiner Soße
• Topic (Aldi Nord) – Zarte Mahlzeit mit herzhaftem Rind & Huhn
• Mieze Katz (Norma) – Saftige Stückchen in Sauce mit Geflügel und Leber
• Kitekat – mit Thunfisch in Sauce
• Sheba – Classics in Pastete mit Ente & Huhn
• Whiskas – 1+ Jahre mit Geflügel in Terrine
GUT
• Dein Bestes (dm) – mit Geflügel & Leber in Sauce
• Animonda Carny – Adult Rind + Kabeljau mit Petersilienwurzeln
• Attica (Netto) – Feine Häppchen mit Geflügel
• Catz Finefood – Huhn und Fasan
BEFRIEDIGEND
• Cachet Classic (Aldi Süd) – Saftige Häppchen mit Huhn
• Coshida (Lidl) – Mit Rind in Sauce
• Bianca (Penny) – Zarte Stückchen in Sauce mit Huhn
• ja! (Rewe) – mit Huhn, zarte Stücke
• Winston (Rossmann) – Saftige Häppchen mit Huhn in Sauce
• Real Nature Wilderness (Fressnapf) – Adult True Country Huhn & Lachs
AUSREICHEND
• GranataPet – DeliCatessen Paté Ente & Geflügel
• Felix – mit Lachs & Forelle in Gelee
• Bioplan (Fressnapf) – 50 % Meat Paté mit Huhn & Karotten Bio
MANGELHAFT
• Mac’s – Lachs und Hühnchen
• Activa Gold (Futterhaus) – Huhn + Lachs mit Kürbis + Amarant
• Defu – Huhn „Sensitiv“
• Gourmet Gold – Feine Pastete Mousse mit Thunfisch
• Terra faelis – Huhn mit Kürbis und Katzenminze
• Tundra – Complete cat food Huhn pur
Also viele Marken dabei, die man so aus dem Supermarkt kennt und auch einige, die man eher im Internet oder im ausgewählten Fachhandel findet.
Wie sind die einzelnen Testergebnisse aufgebaut?
Jedes Testergebnis besteht aus verschiedenen Komponenten.
Nachgewiesene Tierarten
Hier begegnen uns zunächst keine großen Überraschungen. In den Supermarktprodukten findet man v. a. Huhn, Pute, Rind und Schwein, ganz gleich um welche Sorte es sich handelt. Im Dein Bestes mit Geflügel & Leber in Sauce dann gleich die ganze Palette (Ente, Huhn, Kaninchen, Pute, Rind, Schaf, Schwein). Das ist soweit normal. Warum auf einem Futter „Huhn“ draufstehen kann, aber trotzdem alles mögliche enthalten ist, haben wir hier schon einmal erklärt:
Die Sache mit den 4 % Fleisch im Katzenfutter
Allerdings finden wir auch in eigentlich hochwertigem Futter wie Mac’s Lachs & Hühnchen eine ganze Palette (Fisch, Huhn, Pute, Rentier, Rind) und auch im Tundra Huhn pur geringe Anteile von Pute. Während man bei einem Supermarktfutter mit einer bunten Mischung rechnet, könnte das gerade für Katzenhalter mit Allergikern im Haushalt oder für solche, die sich Rentier für eine etwaige Ausschlussdiät aufgehoben haben, problematisch sein. Auch weil man gerade bei einem durch sein gutes Preis-Leistungsverhältnis so beliebtem Futter dies so vielleicht auch nicht erwartet und automatisch damit rechnet, es sei nur das enthalten, was angegeben ist. Da die Stiftung Warentest jedoch nicht angibt, in welchem Umfang Spuren anderer Tierarten zu finden waren, ist hier kaum zu beurteilen, ob die nachgewiesenen Tierarten, die so nicht deklariert waren, auf minimale Spuren (PCR-Test) zurückzuführen sind oder ob wirklich mehr enthalten war, als angegeben.
Inhalt in g/mittlerer Preis ca (Euro)
Dürfte selbsterklärend sein.
Bewertung der Tagesration
Hier wurde errechnet, wie viel eine Modellkatze (4 kg, leichtes Übergewicht) von einem Futter fressen müsste, um ihren Energiebedarf zu decken. Es wurde dabei von einer Energieaufnahme von ca. 226 kcal am Tag ausgegangen. Das entspricht der Berechnung nach dem metabolischen Körpergewicht für eine übergewichtige Katze (130 kcal x 40,4 = 226 kcal.). Ob die deutsche Durchschnittskatze mit 4 kg wirklich übergewichtig ist, sei mal dahingestellt.
Mittlerer Preis pro Tagesration
Hier wurde der Preis auf die errechnete Tagesportion umgerechnet. Auch selbsterklärend denke ich.
Zu jedem Futtermittel gibt es dann noch einen test-Kommentar, der die festgestellten Stärken und Schwächen der einzelnen Produkte näher definiert. Außerdem wird die umsetzbare Energie in kcal/100 g und das MHD angegeben. Der Zuckergehalt lag laut Test in allen getesteten Futtersorten unter 2 g/ 100 g.
Soweit so gut.
Warum haben aber jetzt die Supermarktsorten so gut abgeschnitten und die eigentlich als hochwertig bekannten Futtermittel so schlecht?
Nun. Größten Einfluss auf die Einstufung hatte die ernährungsphysiologische Qualität. Hierbei wurden im Rahmen einer Laboranalyse die Aufnahme von Protein, Aminosäuren, Kalzium, Phosphor, Magnesium, Natrium, Kalium, Chlorid, Spurenelementen, Fett und ungesättigten Fettsäuren mit dem Bedarf der Modellkatze verglichen. Als Bedarfszahlen wurden hierzu die Werte des NRC (2006) und der FEDIAF (2016) hergenommen. Zudem wurde die Kationen-Anionen-Bilanz des Futtermittels bewertet, die für den Einfluss des Futters auf den Harn-pH-Wert und damit auf die mögliche Bildung von Harnsteinen/-kristallen von Bedeutung ist, und die In-vitro-Verdaulichkeit des Proteins (es wurde also im Labor die Aminosäurenzusammensetzung analysiert). Bei Bewertung des Natriumgehalts wurde außerdem die sichere Höchstgrenze der FEDIAF berücksichtigt.
Im Endeffekt sind das die Kriterien, die auch schon beim Test 2014 angesetzt wurden und diese besagen im Endeffekt erst einmal, dass in den Futtermarken/-sorten, die mit guten Noten abgeschnitten haben, eine Mischung zusammengestellt wurde, die gemäß Analyse die Katze mit allem versorgt, was sie nach den zugrundegelegten Werten braucht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Aus welchen Komponenten die Mischung besteht, wird nicht berücksichtigt.
Reicht es aus, ein Futtermittel nur anhand einer Laboranalyse zu beurteilen?
Es ist wichtig, dass ein Alleinfuttermittel, ganz gleich ob Supermarktfutter oder hochwertiges Nassfutter, die Katze mit allem versorgt, was sie braucht und die Nährstoffe (insbesondere Kalzium und Phosphor) auch im richtigen Verhältnis zueinander enthalten sind. Ist das nicht gegeben, ist es kein gutes Futter, egal wie hochwertig die verwendeten Komponenten auch sein mögen. So wie die ausschließliche Fütterung von rohem Filet über kurz oder lang zu Mangelerscheinungen bei der Katze führt, wenn es nicht ordnungsgemäß supplementiert wird, so bringt auch der höchste Fleischgehalt in einem Feuchtfutter nichts, wenn es im Endeffekt an der Nährstoffversorgung mangelt.
Nichtsdestotrotz sollte die Qualität eines Futtermittels auch dahingehend bewertet werden, inwiefern es der natürlichen Nahrung des Tieres möglichst nahe kommt und aus welchen Quellen die Katze die von ihr benötigten Nährstoffe optimal nutzen kann, auch wenn sie z. B. pflanzliche Proteine und Kohlenhydrate (in Maßen) verwerten kann. So konnte im Rahmen des Tests z. B. der Fleischanteil an sich nicht bestimmt werden. Zudem wird als Beispiel für nahrhafte Proteinquellen u. a. Lunge genannt, die bindegewebsreich und damit schwer verdaulich ist. Da stellt sich dann die Frage, was man denn genau unter hochverdaulichem Eiweiß verstand, wenn man bedenkt, dass die Dosen in der Regel zu einem Preis von 0,35 € die 400-Gramm-Dose verkauft werden. Kohlenhydratlastige pflanzliche Komponenten, wie Getreide und Kartoffeln, wurden als wertvolle Ballaststoffe und als wichtig für eine gesunde Verdauung angesehen. Auch hier fragt man sich, inwiefern im Vorfeld eine Beschäftigung mit dem kätzischen Stoffwechsel und der Zusammensetzung der Lebensmittel stattgefunden hat.
Sind die zugrundegelegten Werte sinnvoll, um ein Futtermittel zu beurteilen?
Ein besonderer Fokus wurde beim diesjährigen Test auf den Phosphorgehalt im Futter gelegt. Als Bedarf und Höchstwert wurden 160 mg pro Tag für die Durchschnittskatze angesetzt. Das entspricht dem vom NRC angesetzten Mindestwert für die normalgewichtige Katze (logischer wäre gewesen, hier wenn schon, dann auch mit der übergewichtigen zu rechnen). Ein Wert, der von den üblichen Beutetieren der Katze (Maus, Ratte etc.) zum Teil mehrfach übertroffen wird, ebenso von einer üblichen B.A.R.F.-Portion oder auch einfach nur purem Fleisch (100 g Kaninchenfleisch enthalten z. B. 213 mg Phosphor). Das heißt, bei einem Futter das zum Großteil Fleisch enthält, wird der Phosphorgehalt immer über dem angesetzten Mindestwert liegen. Im Umkehrschluss enthalten die Futtermittel, die sich an den 160 mg bewegen, auffällig wenig Phosphor. Wichtig ist hier in erster Linie das Kalzium-Phosphor-Verhältnis.
Daneben können aber auch Triphospate, wie das in der getesteten Futtersorte von Gourmet Gold eingesetzte E451 den Phosphorgehalt in ungeahnte Höhen treiben (laut Test in diesem Fall 1000 mg Phosphor/Tag). Mediziner sehen solche Phosphatzusätze beim Menschen kritisch, speziell wenn chronische Nierenprobleme vorliegen. Bei der Katze, bei der die Nieren ohnehin eine Schwachstelle sind, sind sie als ebenso bedenklich zu werten.
Zudem wird sich speziell beim Phosphorgehalt bei der Bewertung häufig auf kranke Katzen („kann für nierenkranke Katzen problematisch sein“) bezogen, bewertet wurden aber keine Spezialfuttermittel. Dass Phosphor bei nierenkranken Katzen ein Thema ist, ist kein Geheimnis, aber dann muss im Fall des Falles die Ernährung entsprechend angepasst werden.
Die Natrium-Höchstgrenze
Inhalt der Bewertungen war auch der Natriumgehalt in den einzelnen Futtermitteln. Als Limit nach oben wurde die von der „FEDIAF festgelegte sichere Höchstgrenze“ angegeben. Überstieg der Natriumgehalt im Futter diese Grenze, wurde dies negativ bewertet. Macht man sich die Mühe und sieht sich die Bedarfswertetabellen der FEDIAF (2016) an, ist kein Höchstwert angegeben, sondern man findet nur eine Fußnote:
Scientific data show that sodium levels up to 3.75g/1000kcal ME are safe for healthy cats. Higher levels may still be safe, but no scientific data are available. (Wissenschaftliche Daten zeigen, dass ein Natriumgehalt von bis zu 3,75 g/1000kcal ME für gesunde Katzen sicher ist. Höhere Mengen können immer noch sicher sein, aber es stehen keine wissenschaftlichen Daten zur Verfügung); Quelle: FEDIAF Nutritional Guidelines Cats & Dogs
Nun…
Mängel bei Vitaminen und Spurenelementen
Interessant ist, dass viele der eigentlich als hochwertig bekannten Futtermittel zu wenig Thiamin (Vitamin B1) enthielten bzw. B1 überhaupt nicht nachweisbar war. Bei einigen fehlte Zink, Jod oder Vitamin E. Speziell bei Thiamin ist das Problem hinsichtlich Nassfutter nicht neu, da gerade die wasserlöslichen Vitamine bei der Verarbeitung ganz oder teilweise verlorengehen. Bei Thiamin wurde beispielsweise ein Verlust von 51,7 % beobachtet . In der Regel wird von Herstellerseite versucht, diese Verluste durch zusätzliche Vitaminzugaben auszugleichen.
Bewertung der Fütterungsempfehlung
Bei der Fütterungsempfehlung wurde bewertet, inwieweit sich die angegebenen Futtermengen mit dem Energiebedarf der Modellkatze und anderen Katzen mit anderem Energiebedarf decken. Außerdem wurde beurteilt, ob Hinweise gegeben wurden (z. B. zimmerwarm füttern) und ob Unterschiede hinsichtlich Rasse, Aktivität und Alter gemacht wurden.
Hochwertige Futtermittel werden meist als Allzweckfutter vermarktet und nicht für die lebensphasenbezogene Fütterung. Das ist an sich kein Problem, wurde im Test aber als solches angesehen. Fütterungsempfehlungen auf Dosen sind immer Richtwerte und müssen an die individuelle Katze angepasst werden. Daher ist nur schwer nachzuvollziehen, warum ein Futter schlechter bewertet wurde, wenn die Futterempfehlung geringfügig von der errechneten Futtermenge (die auch beim NRC nicht in Stein gemeißelt ist übrigens) abweicht.
Futterempfehlungen für große Rassen (bis 10 kg) wurden als unrealistisch angesehen und abgewertet.
Untersuchung auf Schadstoffe
Alle Futtermittel wurden auf Blei, Arsen, Kadmium und Quecksilber untersucht, die getreidehaltigen zusätzlich noch auf Pestizide und Schimmelpilzgifte. Ebenso wurden alle Produkte auf Antibiotikarückstände untersucht. Hier gab es keine Auffälligkeiten.
Bewertung und Deklaration und Werbeaussagen
Zu 10 % fiel noch die Bewertung der Verpackungsangaben ins Gewicht. Also ob diese entsprechend dem Futtermittelrecht vollständig und korrekt waren. Es wurden Abbildungen und Werbeaussagen, Übersichtlichkeit und Lesbarkeit bewertet. Sind auch so Punkte, die über die Futtermittelqualität an sich nichts aussagen. Bei Tundra wurde z. B. abgewertet, dass ein Vergleich mit dem Schneeleoparden gezogen wurde.
Fazit
Zwischen dem letzten und dem aktuellen Test liegen drei Jahre. Viel hat sich seitdem nicht geändert, die Testkriterien und damit auch die Aussagekraft sind im Großen und Ganzen dieselben geblieben. Das ist schade. Wünschenswert wäre gewesen, wenn dieses Mal die richtigen Fragen gestellt worden wären und so auch die Qualität der verwendeten Inhaltsstoffe bzw. die Zusammensetzung Berücksichtigung gefunden hätte und nicht nur der Nährstoffmix (ganz gleich aus welchen Quellen) bewertet worden wäre.
Interessant sind nichtsdestotrotz die aufgezeigten Nährstoffmängel bei den hochwertigeren Katzenfuttersorten und dass auch in einem eigentlich hochwertigen Futtermittel eine bunte Fleischvielfalt verarbeitet sein kann.
Trockenfuttertest 2018
Vor kurzem wurden von der Stiftung Warentest Trockenfutter getestet. Das Ergebnis ist nicht überraschend und bietet, wie schon bei den vorherigen Tests, durch fragliche Testkriterien keinerlei Rückschlüsse auf die Qualität der getesteten Futtermittel. So wurde auch dieses Mal z. B. wieder Futter abgewertet, weil eine Wildkatze auf dem Etikett abgebildet ist. Die Testkriterien waren im Endeffekt mit denen aus dem letztjährigen Nassfuttertest identisch, nur dass dieses Mal jeweils 5 % auf Verpackung und 5 % auf Schadstoffe entfielen. Wie hoch der Anteil an Fleisch, Fleischerzeugnissen oder Getreide war, war für die Bewertung nicht ausschlaggebend. Auch hat sich nach wie vor nicht herumgesprochen, dass es neben der Modellkatze (dieselbe wie im letzten Test) auch große Katzenrassen gibt und es daher durchaus legitim ist, auch Fütterungsempfehlungen für Katzen mit 7-10 kg Gewicht auf der Verpackung aufzuführen (wurde auch dieses Mal wieder abgewertet).
Trockenfutter ist aufgrund seiner meist kohlenhydratlastigen Zusammensetzung, die z. B. die Entwicklung eines Diabetes mellitus fördern kann, sowie fehlende Feuchtigkeit für eine ausschließliche Ernährung von Katzen nicht geeignet. Auch als Leckerli finden wir keine der getesteten Sorten akzeptabel. Da gibt es weitaus bessere, vielleicht nicht unbedingt günstiger, aber mit einer durchdachteren Zusammensetzung. Das Flüssigkeitsproblem (siehe unseren Artikel Wasser in der Katzenernährung) hat man aber bei jedem trockenen Futtermittel und lässt sich auch durch Anfeuchten nicht lösen.