Studie: Gen beeinflusst Katzenverhalten

Wissenschaft

Studie: Gen beeinflusst Katzenverhalten

Katzen gehören zu den beliebtesten Heimtieren weltweit und leben eng mit uns Menschen zusammen. Anders als ihre wilden Vorfahren – wie die afrikanische Wildkatze (Felis lybica) – zeigen Hauskatzen ein erstaunlich breites Repertoire an sozialen Verhaltensweisen. Sie kommunizieren mit Artgenossen und Menschen über Gerüche, Körpersprache, Berührungen und verschiedene Lautäußerungen. Besonders auffällig: das Schnurren.

Schnurren, im Englischen auch „Purring“ genannt, ist eine einzigartige Form der Lautkommunikation bei Katzen. Es wirkt beruhigend, signalisiert häufig Zufriedenheit und dient zugleich als Mittel zur Kontaktaufnahme – etwa zur Futterforderung. Zugleich schnurren Katzen auch in Stresssituationen oder bei Schmerzen und Krankheit. Forschende vermuten, dass es dann der Selbstberuhigung dient oder sogar heilende Effekte haben könnte. Die genaue Funktion des Schnurrens ist allerdings bis heute nicht abschließend geklärt. Jedoch tritt es in vielfältigen sozialen Kontexten auf: als Ausdruck von Wohlbefinden, zur Konfliktvermeidung oder in Form des sogenannten „Solicitation Purr“ – einer Variante mit hoher Frequenz, die besonders fordernd klingt und oft gezielt gegenüber Menschen eingesetzt wird.

Neben Umweltfaktoren und Lernerfahrungen könnten auch genetische Unterschiede eine Rolle spielen. In der Verhaltensforschung gilt das Zusammenspiel von „Anlage und Umwelt“ als entscheidend. Während bei Hunden der Einfluss der Genetik auf Verhalten gut dokumentiert ist, steckt die entsprechende Forschung bei Katzen noch in den Anfängen. Die aktuelle Studie aus Japan leistet hier wichtige Pionierarbeit – und stellt das Androgenrezeptor-Gen ins Zentrum der Analyse.

Ziel der Studie

Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, ob bestimmte Varianten des Androgenrezeptor-Gens (AR-Gen) das Verhalten von Hauskatzen beeinflussen. Solche Zusammenhänge sind bei Menschen und anderen Tierarten bereits bekannt – bei Katzen wurde dieser Zusammenhang nun erstmals systematisch untersucht.

Methodik

An der Studie nahmen 280 kastrierte Hauskatzen teil (145 männliche, 135 weibliche Tiere). Die Halterinnen und Halter füllten einen umfassenden Fragebogen aus, den sogenannten Fe-BARQ (ein wissenschaftlich entwickelter Fragebogen zur Einschätzung des Katzenverhaltens, kurz für Feline Behavioral Assessment and Research Questionnaire). Mit diesem wissenschaftlich erprobten Instrument wurden 23 verschiedene Verhaltensmerkmale erfasst.

Parallel dazu analysierten die Forschenden eine genetische Sequenz im ersten Exon des AR-Gens der Tiere. In diesem Abschnitt variiert die Anzahl sogenannter CAG-Wiederholungen, also kleiner genetischer Bausteine, die je nach Häufigkeit unterschiedliche Genvarianten (sogenannte Allele) erzeugen. Je nach Länge dieser Wiederholungen wurden die Katzen in zwei Gruppen eingeteilt:

  • Kurz-Typ: bis zu 18 Wiederholungen
  • Lang-Typ: 19 oder mehr Wiederholungen

Die Ergebnisse der Verhaltensauswertung wurden dann mit den genetischen Daten in Beziehung gesetzt.

Ergebnisse der Studie

Die Studie zeigte mehrere interessante Zusammenhänge zwischen Genotyp und Verhalten:

  • Schnurren: Katzen mit dem Kurz-Typ schnurrten laut Angaben ihrer Halterinnen und Halter deutlich häufiger.
  • Lautäußerungen bei männlichen Katzen: Kater mit der Kurz-Variante des Gens zeigten signifikant mehr gezielte Lautäußerungen (z. B. Miauen zur Kommunikation).
  • Aggression bei weiblichen Katzen: Weibliche Kurz-Typ-Katzen zeigten mehr Aggression gegenüber fremden Personen.
  • Domestikationsspur: Lange Allele (20–22 Wiederholungen) traten ausschließlich bei Hauskatzen auf, nicht bei Wildkatzen. Dies deutet darauf hin, dass diese Genvariante möglicherweise im Zuge der Haustierwerdung positiv selektiert wurde.

Fazit

Die Studie liefert erste klare Hinweise darauf, dass genetische Faktoren – konkret die Länge eines CAG-Repeat-Abschnitts im AR-Gens – das Verhalten von Hauskatzen mitbestimmen können. Schnurren, Kommunikationsverhalten und soziale Reaktionen auf Menschen sind demnach nicht nur erlernt oder umweltbedingt, sondern könnten auch genetisch vorgeprägt sein.

Das macht die Ergebnisse besonders interessant für Katzenhalter:innen, Verhaltenstherapeut:innen, Tierärzt:innen und die Forschung. Langfristig könnte genetisches Screening eine neue Rolle in der Verhaltenseinschätzung und -beratung spielen. Bis dahin liefert die Studie aber vor allem eines: neue Denkanstöße über das Zusammenspiel von Erbanlagen und Verhalten.

Referenz: Yume Okamoto, Madoka Hattori, Miho Inoue-Murayama. Association between androgen receptor gene and behavioral traits in cats (Felis catus). PLOS One, 2025; 20 (5): e0324055 DOI: 10.1371/journal.pone.0324055

Katze Nussschale

In a Nutshell / Zusammenfassung

  • Was wurde untersucht?

     
    Der Zusammenhang zwischen Varianten im Androgenrezeptor-Gen (AR-Gen) und dem Verhalten von Hauskatzen.

  • Wie wurde geforscht?

     
    Kombination aus Verhaltensfragebogen (Fe-BARQ) und genetischer Analyse (CAG-Wiederholungen).

  • Was kam heraus?

     
    Katzen mit der Kurz-Variante des Gens schnurrten mehr, männliche Tiere äußerten sich häufiger stimmlich, weibliche Tiere zeigten mehr Aggression gegen Fremde.

  • Warum ist das relevant?

     
    Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse über die genetische Basis von Katzenverhalten – mit Bedeutung für Haltung, Forschung und tiermedizinische Beratung.

Studie: Können Katzen Menschen am Geruch erkennen?

Wissenschaft

Studie: Katzen erkennen Menschen am Geruch

Können Katzen Menschen am Geruch erkennen? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine aktuelle Studie.

Hauskatzen (Felis catus) und Hunde (Canis familiaris) sind sozial lebende Haustiere, deren Interaktion mit Menschen zunehmend Gegenstand verhaltensbiologischer Forschung ist. Während Hunde nachweislich in der Lage sind, menschliche Emotionen aus Mimik und Stimme zu erkennen1Müller, C. A., & Schmitt, K. (2015). Can dogs read human facial expressions? Learning & Behavior, 43(2), 89–97. , zeigen auch Katzen komplexe soziale kognitive Fähigkeiten 2Vitale Shreve, K. R., & Udell, M. A. R. (2015). What’s inside your cat’s mind? Behavioural Processes, 117, 67–72. , etwa im Erkennen der Stimme ihres Halters 3Saito, A., & Shinozuka, K. (2013). Vocal recognition of owners by domestic cats. Animal Cognition, 16(4), 685–690. oder beim Interpretieren von Blickrichtungen4Miklósi A, Pongrácz P, Lakatos G, Topál J, Csányi V. A comparative study of the use of visual communicative signals in interactions between dogs (Canis familiaris) and humans and cats (Felis catus) and humans. J Comp Psychol. 2005 May;119(2):179-86. doi: 10.1037/0735-7036.119.2.179. PMID: 15982161. .

Anders als bei Hunden ist die Forschung zur sozialen Kognition von Katzen jedoch vergleichsweise wenig entwickelt 5Galvan, M., & Vonk, J. (2016). Man’s other best friend: Domestic cats and their discrimination of human emotional faces. Animal Cognition, 19(1), 193–205.. Sozialkognition wird definiert als die Fähigkeit eines Individuums, Absichten, Emotionen und Wahrnehmungen anderer zu erkennen und daraus Handlungen abzuleiten 6Premack, D., & Woodruff, G. (1978). Does the chimpanzee have a theory of mind? Behavioral and Brain Sciences, 1(4), 515–526.. Viele grundlegende Aspekte der sozialen Wahrnehmung bei Katzen – etwa die Frage, ob und wie sie menschliche Individuen anhand sensorischer Reize unterscheiden – sind bislang kaum untersucht.

Dabei ist bekannt, dass der Geruchssinn (Olfaktion) für die soziale Kommunikation von Katzen eine zentrale Rolle spielt 7Miyairi, Y., Kimura, Y., Masuda, K., & Uchiyama, H. (2025). Behavioral responses of domestic cats to human odor. PLOS ONE, 20(5), e0324016. Über Pheromone, Urinmarkierungen und Analdrüsensekrete 8Pageat, P. (1997). Cat pheromones: An update. Advances in Veterinary Science., 9MacDonald, D. W., et al. (1985). Urine marking in wild cats. Behaviour, 95(3–4), 234–256., 10Pageat, P. (2001). Functions and uses of the facial pheromones in the treatment of behaviour problems. Veterinary Research Communications, 25(Suppl 1), 157–160. erhalten sie Informationen zu Geschlecht, Reproduktionsstatus und individueller Identität. Katzen reiben sich im Rahmen von Allorubbing gegenseitig ab, um Gerüche auszutauschen 11Crowell-Davis, S. L. (2007). Social organization of the cat. JAVMA, 231(9), 1371–1375., erkennen den Nestgeruch ihrer Mutter 12Crowell-Davis, S. L. (2007). Social organization of the cat. JAVMA, 231(9), 1371–1375. und speichern deren Körpergeruch langfristig 13 Hudson, R., et al. (2002). Long-term memory of the mother’s odor by young rabbits. Physiology & Behavior, 76(1), 77–81.. Auch zur Individualerkennung über Geruch gibt es Hinweise 14Miyazaki, M., et al. (2006). A major urinary protein of the domestic cat regulates the production of felinine. FEBS Letters, 580(25), 6147–6152.

Ob Katzen diese ausgeprägte olfaktorische Kompetenz auch zur Unterscheidung von Menschen nutzen, war bislang ungeklärt. Bekannte Studien zeigen, dass Katzen zwischen menschlichen Stimmen differenzieren können 15Saito, A., & Shinozuka, K. (2013). Vocal recognition of owners by domestic cats. Animal Cognition, 16(4), 685–690., auf Blicke reagieren 16Miklósi, Á., et al. (2005). Visual communicative signals in dogs and humans. Animal Cognition, 8(1), 60–66. und emotionale Gerüche verarbeiten 17Takagi, S., et al. (2020). Human olfactory cues affect cats’ preference for human contact. Behavioural Processes, 181, 104243. Die Frage, ob sie individuelle Menschen anhand ihres Körpergeruchs unterscheiden, blieb bisher offen.

Hinzu kommt: In anderen Arten wurde eine funktionale Lateralität der Sinnesverarbeitung festgestellt, z. B. bei Hunden oder Pferden – diese zeigen eine Präferenz für das rechte Nasenloch beim Schnuppern unbekannter Reize 18Siniscalchi, M., et al. (2011). Tail wagging laterality in dogs. Current Biology, 21(2), R54–R55.. Auch bei Katzen gibt es Hinweise auf eine solche Asymmetrie, etwa bei der Verarbeitung auditiver Reize 19McComb, K., et al. (2006). Perception of emotion in cat vocalizations. Current Biology, 16(17), 1748–1752.. Ob eine analoge olfaktorische Lateralität besteht, war unklar.

Ziel der Studie

Die Studie von Miyairi et al. (2025) verfolgte das Ziel, zu untersuchen, ob Katzen bekannte und unbekannte menschliche Gerüche unterscheiden können und ob sie dabei einseitige (lateralisierte) Schnupperreaktionen zeigen. Zudem wurde der Einfluss individueller Merkmale wie Geschlecht, Alter, Persönlichkeit (Feline Five 20Gartner, M. C., & Weiss, A. (2013). Personality in felids. Applied Animal Behaviour Science, 144(1–2), 1–13.) und Beziehungsqualität zur Bezugsperson (CORS 21Zasloff, R. L. (1996). Measuring attachment to companion animals. Applied Animal Behaviour Science, 47(1–2), 43–58.) analysiert.

Methodik

Es wurden 30 Hauskatzen in ihrer gewohnten Wohnumgebung getestet. Jede Katze wurde mit drei Geruchsproben konfrontiert:

  • Geruch der Bezugsperson
  • Geruch einer unbekannten Person gleichen Geschlechts
  • Geruchsneutrale Watteprobe als Kontrolle

Die Geruchsproben wurden beim Menschen gewonnen, und zwar über standardisierte Hautabstriche an drei körpernahen Stellen: hinter dem Ohr (präaurikulär), unter der Achsel (axillär) und zwischen den Zehen (interdigital). Diese Bereiche wurden gewählt, weil dort besonders viele apokrine Schweißdrüsen sitzen, die individuelle Geruchsstoffe produzieren. Die Katzen konnten frei zwischen den Proben wählen. Die Dauer des Schnupperns sowie die bevorzugte Nasenlochseite wurden videobasiert erfasst und quantifiziert.

Ergebnisse der Studie

Die Auswertung ergab, dass die Katzen signifikant länger an der Geruchsprobe der fremden Person schnupperten als an der des Halters oder der Kontrollprobe (p < 0,01). Das weist auf eine klare olfaktorische Unterscheidung zwischen bekannten und unbekannten menschlichen Gerüchen hin 22Miyairi, Y., Kimura, Y., Masuda, K., & Uchiyama, H. (2025). Behavioral responses of domestic cats to human odor. PLOS ONE, 20(5), e0324016..

Zudem zeigte sich eine Präferenz für das rechte Nasenloch bei der Erstbegegnung mit dem unbekannten Geruch, ein Hinweis auf die Beteiligung der linken Gehirnhälfte an der Verarbeitung neuartiger olfaktorischer Reize – analog zu Ergebnissen bei Hunden 23Siniscalchi, M., et al. (2011). Tail wagging laterality in dogs. Current Biology, 21(2), R54–R55..

Bei der Verhaltensanalyse ergab sich ein Zusammenhang mit der Persönlichkeitsstruktur: Männliche Katzen mit hoher Neurotizismus-Ausprägung – also Tiere, die laut Haltereinschätzung zu Nervosität, Unsicherheit oder Schreckhaftigkeit neigen – schnupperten länger und wiederholter. Bei weiblichen Tieren zeigte sich kein signifikanter Effekt.

Das Reiben des Gesichts an der Probe (Bunting) trat vor allem nach dem Kontakt mit der Halterprobe auf und wird als soziales Markierverhalten interpretiert.

Fazit

Die Studie liefert erstmals Belege dafür, dass Katzen zwischen menschlichen Individuen anhand des Körpergeruchs unterscheiden können. Die olfaktorische Verarbeitung ist dabei lateralisiert und in Teilen persönlichkeitsabhängig. Diese Ergebnisse erweitern das Verständnis der Mensch-Katze-Beziehung um eine sensorische Dimension, die für die Verhaltenstherapie, Katzenhaltung und tiermedizinische Praxis von Bedeutung sein kann.

Merke-Katze

In a Nutshell / Zusammenfassung

  • Können Katzen Menschen am Geruch erkennen?

     

    Ja. Laut Studie erkennen Katzen bekannte Menschen anhand ihres Körpergeruchs und unterscheiden diesen von fremden Personen.

  • Nutzen Katzen eine bestimmte Nasenseite beim Schnuppern?

     

    Viele Katzen zeigten eine Präferenz für das rechte Nasenloch, insbesondere bei unbekannten Gerüchen.

  • Spielt die Persönlichkeit der Katze dabei eine Rolle?

     

    Ja. Männliche Katzen mit ängstlich-unsicherem Verhalten schnupperten intensiver. Die Reaktion scheint also auch von individuellen Merkmalen abzuhängen.

Interview: Verhaltensauffälligkeiten bei alten Katzen…

Interview

Verhaltensauffälligkeiten bei alten Katzen

„Die ist halt alt!“ Eine Aussage, die man häufiger hört, wenn es darum geht, dass sich ältere Katzen plötzlich anders verhalten als vorher und zum Beispiel mehr schlafen als früher, nicht mehr springen oder ihr Geschäft außerhalb der Katzentoilette verrichten. Jedoch sind häufig Krankheiten die Ursache für das veränderte Verhalten. Ein Thema, mit dem sich Tierärztin Joana Eisinger im Rahmen ihrer Doktorarbeit beschäftigt.

Dankenswerterweise hat sie sich bereiterklärt, uns einige neugierige Fragen zu beantworten.

Hallo Frau Eisinger, herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns einige Fragen zu beantworten. Bitte stellen Sie sich unseren Lesern doch kurz vor.

Guten Tag Frau Abel, ich arbeite seit einigen Jahren als Tierärztin für Kleintiere im Rhein-Main-Gebiet. Seit Anfang dieses Jahres habe ich zusätzlich meine Doktorarbeit an der AG für angewandte Verhaltenskunde und Tierverhaltenstherapie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen unter der Leitung von Frau Dr. Kuhne begonnen.

Sie arbeiten ja gerade an Ihrer Doktorarbeit. Worum geht es denn da genau?

Es geht um Verhaltensauffälligkeiten bei alten Katzen und ob Krankheiten einen Einfluss auf das Verhalten haben. Auch die Beeinflussung durch eine Therapie einer solchen Erkrankung wird näher betrachtet. Ein Beispiel hierfür ist, die unsaubere Katze, die neben die Katzentoilette uriniert, aber eigentlich an Diabetes leidet und daher viel trinkt und uriniert.

Wie können Sie unsere Leser bei Ihrer Arbeit unterstützen?

Da Katzen solche Verhaltensauffälligkeiten nur zeigen, wenn sie sich wohl fühlen, können Sie als Katzenbesitzer*in das Verhalten Ihrer Katze am besten einschätzen. Sie sind herzlich dazu eingeladen, an meiner Onlineumfrage teilzunehmen. Vorausgesetzt, Sie haben eine Katze, die 10 Jahre oder älter ist.

Viele unserer Leser können sich sicherlich nicht so genau vorstellen, wie die Arbeit an einer Doktorarbeit so abläuft. Wie muss man sich das vorstellen und wie geht es nach dem Erfassen der Daten über die Online-Umfrage weiter?

Danach wird es statistisch. Mögliche Zusammenhänge zwischen Verhalten und Faktoren wie Krankheit oder auch Therapie der Krankheit werden statistisch ausgewertet. Im Weiteren werden diese Daten benutzt, um wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen, die dann in Fachzeitschriften veröffentlicht werde sollen.

Übergreifend geht es darum, vor allem Tierärzt*innen in ihrer praktischen Tätigkeit zu sensibilisieren, sich ihren alten Katzenpatient genau anzuschauen und die Besitzer im Vorgespräch gezielt zu befragen, um eventuelle Erkrankungen oder deren Vorstadien frühzeitig zu erkennen.

Haben Sie vielleicht noch Tipps für unsere Leser, auf welche Symptome / Auffälligkeiten sie bei ihren älteren Katzen im Besonderen achten sollten? Gibt es Vorsorgemaßnahmen, die auf keinen Fall fehlen sollten?

Es gibt zahlreiche Symptome, die hinweisend auf zugrundeliegende Erkrankungen sein können. Dazu zählt beispielsweise Unsauberkeit, also das Urinieren oder auch Kot absetzen außerhalb der Katzentoilette. Generell sollten solche Probleme tierärztlich abgeklärt werden, um herauszufinden, ob dahinter eventuell orthopädische oder organische Probleme stecken könnten. Ein tierärztlicher Seniorencheck 1x im Jahr ist ab dem 7. Lebensjahr ratsam. Ab dem 15. Lebensjahr sogar 2x jährlich.

Möchten Sie unseren Lesern sonst noch etwas mit auf den Weg geben?

Nicht jede Verhaltensänderung einer alten Katze ist „typisch alt“. Häufig verbergen sie Erkrankungen dahinter, die man im besten Falle therapieren kann.

Herzlichen Dank für die ausführliche Beantwortung unserer neugierigen Fragen.

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Buchrezension: Funktionelle Neuroanatomie für die Tiermedizin

Buchrezension

Funktionelle Neuroanatomie für die Tiermedizin

Wie funktionieren eigentlich das Gehirn und das Rückenmark? Was machen die Nerven? Und wie ist dieses komplexe Konstrukt in der Lage, seiner Arbeit nachzugehen? Die Neuroanatomie ist ein recht schwieriges Thema mit sehr komplexen Zusammenhängen, das auf den ersten Blick nur schwer zu durchschauen ist. Wer aber bereit ist, sich ein wenig zu quälen und in diese eindrucksvolle Welt einzutauchen, wird seinen Horizont immens erweitern.

Das vorliegende Buch ist ein kompakter, aber nichtsdestotrotz verständlicher Helfer, für all diejenigen, die sich eingehend mit dem Nervensystem unserer Tiere beschäftigen möchten.

Allgemeines zum Buch

Autor: Michael Hubert Stoffel
Seitenzahl: 246 Seiten
Verlag: Enke Verlag (2011)
Preis: 51,99 Euro
ISBN-10: 3830411316
ISBN-13: 978-3830411314

Das sagt der Klappentext

Faszination Nervensystem

1.000.000.0000 Nervenzellen bilden das ZNS. Über unzählige Vernetzungen steuern sie sowohl die Körperfunktionen als auch die Reaktionen auf die Außenwelt. Behalten Sie hier den Überblick!

Die „Funktionelle Neuroanatomie für die Tiermedizin“ betrachtet die Funktionsweise des Nervensystems als Ganzes. Hervorragende Zeichnungen verdeutlichen die komplexen Zusammenhänge; eine anschauliche Sprache erleichtert das Verständnis zusätzlich. So bietet das Werk effektive Hilfe für Anatomietestate und die Prüfung.

Im klinischen Alltag erleichtert die übersichtliche Darstellung der Reflexbögen die neurologische Untersuchung. Nicht zuletzt erfordern moderne Verfahren wie CT und MRT die genaue Kenntnis der Neuroanatomie. Nur so können sichtbare Läsionen von Gehirn und Rückenmark mit klinischen Funktionsausfällen in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht werden. Auch hierfür ist das vorliegende Buch ein unverzichtbares Nachschlagewerk.

Das meint die Haustiger-Redaktion

Ich liebe ja Herausforderungen und umso komplexer das Thema, umso mehr Spaß macht es mir, mich damit zu beschäftigen. Vor der eingehenden Beschäftigung mit dem Nervensystem habe ich mich aber immer so ein wenig gedrückt. Bis eine Epilepsiekatze in mein Leben trat und die Beschäftigung für mich wieder wichtig(er) wurde. In der Hoffnung die Funktionsweise des Nervensystems besser zu verstehen, durfte das vorliegende Buch hier einziehen. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

„Funktionelle Neuroanatomie für die Tiermedizin“ ist in vier Teile gegliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit den Grundlagen der Neuroanatomie. Der interessierte Leser erfährt hier mehr über die Aufgaben und die grundlegende Funktionsweise des Nervensystems. Es wird behandelt, aus welchen Gruppen das Nervensystem besteht und wie diese aufgebaut sind. Zudem werden die Einteilungen des Nervensystems besprochen und der Leser lernt, wie das Nervensystem in der Lage ist, Reize aufzunehmen und zu verarbeiten. Arbeitet man diesen ersten Teil gründlich durch, ist man in Sachen Verständnis schon ein großes Stück weiter.

Teil II befasst sich mit der strukturellen Anatomie des Zentralen Nervensystems. Hier wird sehr eingehend beschrieben, wie die einzelnen Teile von Gehirn und Rückenmark im Zuge der Embryonalentwicklung entstehen und letztendlich aufgebaut sind. Das umfasst unter anderem auch die Hirnnerven und deren Kerngebiete. Auch Schädel und Wirbelsäule, die Meningen (Hirn- und Rückenmarkshäute), das Ventrikelsystem und die Liquorzirkulation sowie die Blutzirkulation im Zentralen Nervensystem werden behandelt.

Der dritte Teil hat schließlich die Leitungslehre zum Thema, also vereinfacht gesagt, die Lehre darüber, wie die einzelnen Teile des Nervensystems miteinander verbunden sind. Das Wissen um diese Verarbeitungsebenen und Verbindungen ist für die neurologische Untersuchung unerlässlich. Auch diese wird einschließlich der Reflexe und der sekretorischen Aktivität der Drüsen im Kopfbereich in diesem Kapitel behandelt.

Den vierten und letzten Teil bildet der Anhang mit einem Abkürzungsverzeichnis, einem umfangreichen Glossar, einer Auflistung der verwendeten Literatur und einem Sachverzeichnis.

Abgerundet wird das Werk durch eine CD, auf der zur Veranschaulichung und Vertiefung noch ein interaktives 3D-Modell des ZNS des Hundes und ein interaktives 3D-Modell des Innen- und Mittelohres des Hundes zu finden sind.

Für wen ist das Buch geeignet?

„Funktionelle Neuroanatomie für die Tiermedizin“ richtet sich ganz klar an Fachpublikum. Es kann aber auch dem interessierten Katzenhalter viel bieten, vorausgesetzt man ist bereit, wirklich mit dem Buch zu arbeiten, Begriffe nachzuschlagen und sich vielleicht auch mit den ein oder anderen Grundlagen zusätzlich zum Buch zu beschäftigen. Lässt man sich auf dieses Abenteuer ein, hat man ein wirklich umfangreiches Werk für einen relativ geringen Preis an der Hand, das den eigenen Horizont immens erweitern kann. Ich persönlich finde das Buch unglaublich spannend und möchte es in meinem Bücherregal nicht missen.

Angaben zur Transparenz: Das Buch wurde mir vom Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt. Das beeinflusst jedoch nicht meine Meinung. Denn die ist und bleibt unverkäuflich.

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Wärmeregulierung: Ob Katzen schwitzen können und andere heiße Fragen

Physiologie

Wärmeregulierung: Ob Katzen schwitzen können und andere heiße Fragen

Es ist heiß, verdammt heiß und gerade im dicken Katzenpelz tut man gut daran, sich ein kühles Plätzchen zu suchen und sich so wenig wie möglich zu bewegen. Auch im Internet gibt es viele Tipps, wie man den Katzen die heißen Tage ein wenig erträglicher gestalten kann und immer wieder die große Frage, ob Katzen nun schwitzen können oder nicht und ob sie überhaupt Schweißdrüsen besitzen. Diese Fragen und mehr zur Wärmeregulierung beantworte ich euch im heutigen Artikel.

Katze Wärmeregulierung

© Bild: Kapa65 / pixabay.com

Damit Katzen (und nicht nur sie) ihre Körpertemperatur in den engen Grenzen halten können, die notwendig sind, damit ihr Organismus einwandfrei funktionieren kann, müssen sie ein Gleichgewicht zwischen der Produktion und der Abgabe von Wärme erreichen.

Dazu haben sie im vorderen Hypothalamus (eine wichtige Schaltzentrale im Zwischenhirn) zum einen wärmeregulierende Zentren und zum anderen „Temperaturfühler“ überall auf der Hautoberfläche, die den Istwert in ihrem Körper messen und weitergeben. Konzentriert kommen die Sensoren im Gesicht um Nase und Maul herum und an den Extremitäten vor. Besonders sensibel und dicht sind die Fühler im Bereich des Rückenmarks.

Der durch die Sensoren ermittelte Istwert wird im Gehirn dann mit einem Referenzwert (Sollwert) verglichen. Werden dabei Abweichungen festgestellt, werden diese über Steuersignale an die entsprechenden Stellglieder gemeldet und die Mechanismen zur Wärmeabgabe oder Wärmebildung aktiviert.

Wärmeregulierung über die Haut

Eine wichtige Rolle bei der Wärmeregulierung spielen Haut und Pelz der Katze. In kalter Umgebung wird die Hauttemperatur gesenkt und so der Wärmeverlust der Haut verringert. Umgekehrt wird bei innerer Wärmebelastung (also nachdem die Miezen herumgetobt sind zum Beispiel) die Hauttemperatur erhöht, damit u. a. durch Strahlung trocken Wärme abgegeben werden kann. Auch bei Wärmebelastung von außen, wie jetzt bei den derzeitigen Temperaturen, erhöht sich die Temperatur der Hautoberfläche, weil so weniger Wärme über Strahlung aufgenommen wird.

Schafft es der Körper nicht mehr so viel Wärme abzugeben, wie notwendig ist, um die Körpertemperatur in geeigneten Grenzen zu halten (z. B. beim Aufenthalt im heißen Auto), bekommt die Katze einen Hitzschlag.

Der Katzenpelz und die Wärmeregulierung

Beim Pelz ist es so, dass die Haare zusammen mit dem Unterfettgewebe die Wärmeabgabe erschweren und den Körper isolieren. Dabei spielen auch und vor allem Struktur und Farbe des Fells eine Rolle. Denn glänzendes, helles Fell kann mehr Strahlung reflektieren, während dunkles, mattes Fell mehr Strahlung absorbiert, d. h. heller Pelz ist bei Hitze grundsätzlich praktischer.

Während sie bei der Fellfarbe und -struktur/-länge nehmen müssen, was kommt, können Katzen über den Fellwechsel Wärmeregulierung betreiben. Der Fellwechsel wird über die Tageslänge und damit die Melatoninproduktion in der Epiphyse (Zirbeldrüse) aktiviert. Während das Sommerfell dünner, kürzer und oft auch heller ist, ist das Winterfell dichter und meist auch flauschiger. Durch Aufplustern lässt sich die Isolation noch verbessern. Ein dichtes Fell kann aber auch vor Wärmeeinstrahlung schützen, weil so nur ein kleiner Teil der Strahlung den Körperkern erreichen kann.

Können Katzen zur Wärmeregulierung schwitzen?

Bei den derzeitigen Temperaturen reichen diese Maßnahmen jedoch allein nicht aus. Wir Menschen schwitzen dann, was nur wenig Energie verbraucht und gerade bei trockener Luft zur Wärmeabgabe sehr wirksam ist. Bei Katzen funktioniert das leider nicht, obwohl sie sogar zwei Arten von Schweißdrüsen besitzen. Da sind zum einen die apokrinen und zum anderen die ekkrinen Schweißdrüsen.

[pullquote]Kurz gesagt: Katzen haben Schweißdrüsen, können aber damit keine Wärmeregulierung betreiben. [/pullquote]

Die apokrinen Schweißdrüsen sitzen tief in der Lederhaut und kommen am gesamten Körper mit Ausnahme des Nasenspiegels vor. Sie produzieren ständig ein sehr eiweißhaltiges Sekret, das sich mit Talg vermischt und so die chemische und physikalische Hautbarriere bildet. Eine Wirkung bei der Wärmeregulierung haben diese Schweißdrüsen nicht.

Ebenfalls keine wärmeregulierende Funktion haben die ekkrinen Schweißdrüsen, die sich fast ausschließlich an der unbehaarten Haut der Pfotenballen und zwischen den Zehen der Katze befinden.

Sie liegen tief in der Lederhaut an der Verbindungsstelle zur Unterhaut und ihre Aufführungsgänge durchqueren die Lederhaut bis hin zur Ballenoberfläche. Manchmal könnt ihr daher auf glatten Oberflächen feuchte Pfotenabdrücke sehen. Oft zum Beispiel auf den Metalltischen beim Tierarzt, wenn die Katze aufgeregt ist.

Diese Absonderungen sind für unsere Haustiger darüber hinaus auch wichtig, um mit anderen Katzen kommunizieren zu können. Jede von ihnen hinterlässt beim Setzen von Kratzmarkierungen eine individuelle „Fußaromamischung“, so dass die anderen genau wissen, wer dort gekratzt hat.

Wie können sich die Katzen aber nun selbst Abkühlung verschaffen?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist etwas, was die Fachliteratur als Kühlung durch Einspeicheln bezeichnet. Was ein wenig eklig klingt, ist eigentlich etwas ganz Normales. Die Katzen putzen sich und durch die Verdunstungskälte können sie sich ein wenig Abkühlung verschaffen.

Als nächstes können sie sich wärmeregulierend verhalten, sprich sie bewegen sich wenig, legen sich eigenständig in den Schatten oder suchen sich ein anderes kühles Plätzchen oder verändern ihre Körperhaltung. Die Haustiger hier liegen zum Beispiel momentan bevorzugt lang ausgestreckt auf dem Rücken und recken das Bäuchlein in die Luft.

Hecheln ist bei Katzen kein so großes Thema wie bei Hunden. Es kommt vereinzelt vor, gerade wenn es richtig, richtig heiß ist oder sie bei Hitze getobt haben. Wenn eure Katze auffällig viel/stark hechelt und/oder sonst komisch und/oder auffällig matt wirkt, sollte dies sicherheitshalber vom Tierarzt eures Vertrauens abgeklärt werden. Nicht immer liegt das Hecheln an der Hitze, sondern kann zum Beispiel auch auf Herzprobleme hindeuten.

Tipps wie ihr die Hitze für eure Katzen erträglicher gestalten könnt, findet ihr in diesem Artikel.

Quellen u. a.

  • von Engelhardt W, Breves G, Diener M, Gäbel G (2015). Physiologie der Haustiere (5. Auflage). S. 500 – 502.
  • Lutz H, Kohn B, Forterre F (2015). Krankheiten der Katze (5. Auflage). S. 180-181.
  • Rijnberk A, van Sluijs FJ (2011). Die richtige Diagnose in der Kleintierpraxis: Untersuchung und Befunderhebung (1. Auflage). S. 133
  • Pfleiderer M, Rödder B (2012). Was Katzen wirklich wollen (2. Auflage). S. 76

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Experten empfehlen: Katzenkinder frühestens mit 14 Wochen von Mutter und Geschwistern trennen

Aus der Wissenschaft

Experten empfehlen: Katzenkinder frühestens mit 14 Wochen von Mutter und Geschwistern trennen

Verhaltensprobleme sind bei Katzen häufig und nicht selten dadurch verursacht, dass Katzenkinder viel zu früh von Mutter und Geschwistern getrennt wurden. Noch immer werden viele Katzenkinder bereits mit 6 bis 8 Wochen oder teilweise sogar noch früher vermittelt und man liest nicht selten in entsprechenden Gruppen, dass nur Katzenbabys im Alter von bis maximal 8 Wochen gesucht werden. Empfohlen wird heute meist die Abgabe mit einem Alter von 12 bis 13 Wochen. Neue Studienergebnisse einer finnischen Forschergruppe weisen jedoch darauf hin, dass ein Abgabealter von mindestens 14 Wochen das Risiko für das Auftreten von Verhaltensproblemen noch weiter vermindern kann. Die Experten empfehlen daher, den Katzenkindern mindestens zwei Wochen mehr Zeit mit Mutter und Geschwistern zu gönnen und so das Wohlbefinden der Tiere einfach und kostengünstig zu verbessern.

Kitten im Gras

© Auch so neugierige Katzenkinder brauchen ihre Mama, bis sie groß genug sind, die Welt allein zu entdecken. (Bild: Widerstroem / pixabay.com)

Im Rahmen der Studie wurden mithilfe von Fragebögen die Ergebnisse von insgesamt 5.726 Katzen (40 unterschiedliche Rassen) ausgewertet, um herauszufinden, welche Auswirkungen die frühe Trennung von Mutter und Geschwistern auf das Verhalten von Katzen hat. Dabei zeigte sich deutlich, dass die zu frühe Trennung mitunter schwerwiegende Folgen haben kann.

Als „früh getrennt“ wurden dabei Katzen in einem Alter bis zu 12 Wochen betrachtet, bei den „spät getrennten“ gab es eine Gruppe im empfohlenen Alter von 12 bis 13 Wochen und eine Gruppe mit Katzen, die mindestens 14 Wochen alt waren.

Auswirkungen bei Katzenkindern hinsichtlich aggressivem Verhalten

Bei Katzen, die in einem Alter von weniger als 8 Wochen von Mutter und Geschwistern getrennt wurden, war es bedeutend wahrscheinlicher, dass sie aggressives Verhalten gegen Fremde und andere Katzen zeigten, als bei solchen, die bei Trennung schon 12 bis 13 Wochen alt waren. Bei Katzen, die in einem Alter von 14 bis 15 Wochen oder älter (oder nicht) getrennt wurden, sank die Wahrscheinlichkeit noch weiter, dass aggressives Verhalten gegen andere Katzen, Familienmitglieder und Fremde auftrat. Es handelt sich meist um die durch Angst verursachte/defensive Form der Aggression. Die Entstehung von Aggression ist im Gehirn eng mit der Entstehung von (akutem und chronischem) Stress verbunden. Es gilt daher als wahrscheinlich, dass Katzen, die aggressiv reagieren, auch unter Stress leiden, der das Wohlbefinden der Samtpfoten weiter beeinträchtigen und sich u. a. auch in Unsauberkeit äußern kann.

Auswirkungen bei Katzenkindern auf den Umgang mit Veränderungen

Katzen, die spät oder nicht von Mutter und Geschwistern getrennt wurden, zeigten deutlich weniger Zurückhaltung gegenüber unbekannten Objekten. Speziell früh isolierte Kitten (jünger als 12 Wochen, die allein gehalten werden) zeigten Probleme Verhalten, das sie sich angeeignet haben,  umzulernen, beharrten stärker auf ihren Angewohnheiten und zeigten weniger Flexibilität, sich auf Veränderungen einzulassen. In Laborversuchen zeigte sich, das besonders das soziale Lernen abzustumpfen scheint.

Auswirkungen bei Katzenkindern auf die Entwicklung von stereotypem Verhalten

Im Rahmen der Untersuchung stellte sich heraus, dass das Alter bei Trennung auch die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten stereotyper Verhaltensweisen beeinflusst, wie etwa in Form von „Overgrooming“ (übermäßiges Putzen) oder dem Nuckeln an oder Fressen von nicht-essbaren Dingen (Pica-Syndrom). So zeigten Katzen, die mit 14 bis 15 Wochen von Mutter und Geschwistern getrennt wurden, weniger wahrscheinlich übermäßiges Putzverhalten als Katzen, die mit 12 bis 13 Wochen abgesetzt wurden. Ebenfalls war es bei Katzen, die spät getrennt wurden, weniger wahrscheinlich, dass sie an Gegenständen oder auch am Besitzer oder tierischen Mitbewohnern nuckeln, um ihr Saugbedürfnis zu befriedigen.

Fazit

Bei der vorliegenden Studie handelte es sich nicht um eine experimentelle Untersuchung, jedoch decken sich die Ergebnisse mit denen früherer experimenteller Forschung an Katzen und anderen Tieren. Wie und in welchem Ausmaß sich Verhaltensprobleme durch die zu frühe Trennung von Mutter und Geschwistern zeigen, wird durch eine Vielzahl an Umweltfaktoren und z. B. auch das Geschlecht und in hohem Maße Isolation (d. h. Leben als Einzelkatze) beeinflusst. Lässt sich eine zu frühe Trennung nicht vermeiden (z. B. bei Handaufzuchten) sollte das Katzenkind auf jeden Fall einen gut sozialisierten Artgenossen zur Seite gestellt bekommen, um Defizite soweit möglich auszugleichen.

Hat man die Möglichkeit, den Katzenkindern die 14 Wochen aufwärts zu gönnen, ist dies ein einfacher und kostengünstiger Weg, das Wohlbefinden dieser zu verbessern und ihnen einen besseren Start ins Leben zu ermöglichen. Damit vermeidet man auch, dass der Umzug kurz nach der zweiten Impfung (meist mit 12-13 Wochen) stattfindet und die Katzen möglicherweise gleich krank werden, weil das Immunsystem eigentlich noch mit der Impfung zu tun hat.

Referenz: Milla K. Ahola et al. Early weaning increases aggression and stereotypic behaviour in cats, Scientific Reports (2017). DOI: 10.1038/s41598-017-11173-5

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