Die Geschichte von Lolek, Kitty und Gremlin

Heute erzählt uns Marie die Geschichten ihrer Katzen Lolek, Kitty und Gremlin.

 

Meine Katzen

 

 

Ich wollte euch gern die Geschichte einiger meiner Hospiztiere und meines Pflegezentrums erzählen, da ich den Aufruf gelesen habe.

Angefangen hat es mit Lolek ,einem wunderschönen wilden Kater der aufgrund seines Alters und seiner Eigenheiten unglaublich lange im Tierheim saß. Niemand wollte ihn und es ging ihm immer schlechter.

Nach zwei Jahren hab ich ihn dort entdeckt und, warum auch immer, DER sollte es sein. Da es ihm aber zunehmend schlechter ging, wurde er mir nur ungern mitgegeben. Trotzdem hat es geklappt. Und schon am ersten Tag lagen wir gemeinsam auf dem Sofa und es ging uns soo gut. Der unberührbare, wilde, alte Kater ist angekommen. Kurz darauf verschlechterte sich sein Zustand so drastisch,dass er eingeschläfert werden musste. Aber in Würde und mit dem Gefühl, geliebt zu werden.

Er legte den Grundstein für alles, was bei uns noch kam und kommen wird.

Lolek (Bild: Marie Herbst)

Kurz darauf zogen Kitty (eigentlich Chanel) und der Gremlin (eigentlich Valenzia) bei uns ein. Kitty als angeblich aggressive unsaubere Katze,die Männer nicht mag,unsauber ist und schon unzählige Vorbesitzer hatte und die kleine Gremmi die mit fast 20 Jahren und Tumoren im ganzen Körper so wie anderen Alterswehwehchen hätten nicht unterschiedlicher sein können. Am Anfang waren wir geradezu überfordert da uns Kittys Unsauberkeit und die anfängliche Abneigung gegeneinander sehr zu schaffen gemacht hat.Später verziehen sie sich jedoch und manchmal hatte man das Gefühl, Kitty passte auf ihre kleine, gebrechliche Omikatze auf.

Kitty (Bild: Marie Herbst)

Gremlin (Bild: Marie Herbst)

Leider ging es mit Gremmi vor einigen Monaten zu Ende, doch jede Sekunde hat sich gelohnt. So ein unfassbar liebevolles Tier zu haben, gibt einem so viel Kraft. Und das tun sie alle! Kraft geben und meinem Alltag einen Sinn geben.

Jedes Tier, welches hier bei uns war oder ist, ist so individuell und bringt auf die ein oder andere Weise so viel Freude.

Ich hoffe, ich kann jeder von ihnen das bieten, was sie für ihre Zeit bei uns braucht.

Und auch wenn ein Abschied bevor steht, kann ich immer daran denken, dass sie zumindest ein schönes Ende gefunden haben. In Ruhe und Frieden.

– Marie Herbst –

Herzlichen Dank Marie, dass du eure Geschichte mit uns geteilt hast. Nächste Woche erzählt uns Zoey die Geschichte von Butzi.

Streunerkatzen im Winter – so könnt ihr helfen

Es herrschen bald wieder Minustemperaturen bis hin zum doppelstelligen Bereich und zahlreiche verwilderte Katzen leben ohne warmes Bettchen, Heizung und regelmäßiges Futter bei diesen Temperaturen draußen und müssen nicht selten um ihr Überleben kämpfen. Besonders im Winter.

Streunerkatzen

Streunerkatzen brauchen im Winter unsere Hilfe. (© besnopile / pixabay.com)

Mit einigen Maßnahmen könnt ihr den Tieren das Leben ein wenig erleichtern. (mehr …)

Jinpa. Oder: Wenn es ganz anders läuft als gedacht.

Es ist wieder Montag und damit auch wieder Zeit für unsere Mutmachgeschichte. Heute erzählt uns Silke Jinpas Geschichte.

 

Jinpas Geschichte

 

 

Wenn man ziemlich tief im Katzengeschehen verwurzelt ist, einen Blog hat, die meisten Bekannten von einem „miezisch“ verstehen und die Timeline voll mit Katzenbildern ist, dann möchte man auch mal mehr tun als nur 3 gesunde Katzenrabauken zu beschäftigen.

Weil man in der Ernährung ganz gut bewandert ist, möchte man zum Beispiel die 10 kg schwere Annabelle zu sich nehmen und ihr beim Abspecken helfen. Und wenn das mit der nicht klappt, dann klickt man auf die ganzen blinden Katzen, die ganzen Dreibeinchen, die kranken Katzen, aber nur mal so halt, zum gucken.

Manchmal guckt man länger, bekommt ein Gefühl dafür dass man „oh nee, täglich Spritzen setzen bei Diabetes und Blutzucker messen…neeee….das könnte ich nicht. Uhhh, und Epilepsie. Das wäre ja der Horror.

Irgendwann schickte mir die Chefredakteurin von  Haustiger einen Link zu einer Ataxiekatze. Direkt in der Stadt nebenan.

Soll weg. Macht den Haufen nicht ins Klo.

Der kleine Kerl tat mir echt leid, obwohl ich finde, dass Mitleid ein echt schlechter Motivator für eine Adoption ist. Was nach dem Mitleid noch übrig ist weiß man vorher nicht. Aber süß sah er aus, so ein wacher und starker Blick. Ein Kämpfer.

Jinpa

Ich informierte mich und neben den ganzen „uhh, das könnte ich nicht“ (die Pflege einer inkontinenten Katze gewährleisten z. B.) gab es aber auch genug, wo ich gar kein Problem drin sah. Das Endergebnis für den potentiellen Neuzugang lautete dann: „Kater an sich ist total normal, nur der läuft halt anders und benötigt eine behindertengerechte Einrichtung.“

Videos hatte ich mir auch genug angeguckt, mit dem Gang hatte ich kein Problem. Es gab Katzen mit Echsengang, Pinguingang, Entengang, Zinnsoldatengang und vielen anderen. Einige konnten 5 Schritte laufen und fielen dann zur Seite. Einige konnten 10 Schritte laufen. Manche bekamen nur 3 hin und wieder andere haben irgendwie alle Gänge miteinander vereint. So auch „Chep“ wie er damals hieß.

Ich entschied mich, ihn zu uns zu nehmen. Meine 3 Katzen sind sehr sozial, Platz ist genug vorhanden, ich habe keine großen Schwierigkeiten gesehen. Die behindertengerechten Katzensachen wie neues riesiges Klo, in dem er im Liegen machen kann, erhöhter Napf, Aufstieg für die Couch und ein kleiner Kittenkratzbaum wurden alle neu angeschafft.

Als „Jinpa“ zog er dann bei uns ein. Neuer Name, neues Glück. Die ersten zwei Tage waren echt schwierig, weil er die anderen Katzen jedes Mal ziemlich hysterisch anjaulte, sobald sie mal an ihm schnuppern wollten und ich die Woche vorher schon wegen einer anstrengenden Bereitschaftswoche kaum geschlafen hatte und sich das auch am Wochenende nicht änderte, wegen der neuen Akustikbeschallung in der Nacht. Entweder war es jaulen oder ein „Poltergeist“ unter dem Bett, der mit seinem Rücken immer gegen die Bettlatten und alles andere polterte.

Ich dachte schon das packen meine Nerven nicht, 5 Nächte mit wenig Schlaf sind schon eine harte Nummer, aber dann ließ es plötzlich abrupt nach. Man verteilte jetzt auch schon mal ein „Nasinasi“, suchte sich entspanntere Liegeplätze und das neue B.A.R.F. schmeckte auch, nachdem er das altbekannte hier nicht futtern wollte.

Jinpa spielt

In der Anfangsphase bestand auch die Notwendigkeit, einen Jahresvorrat an Enzymreinigern wie Biodor anzulegen, denn auch kleinere Pipiunfälle gehören zu einer behinderten Katze mit schwerer Ataxie dazu. Aber nachdem auch zwei Blasenentzündungen ausgestanden waren, die Toilettengänge mit etwas Training ganz schön zielsicher wurden,  folgte eine relativ entspannte und ruhige Zeit bis zu dem Abend ca. 2 Jahre später, an dem er krampfend und jankend auf dem Boden lag und stoßweise Urin verspritzte. Ich kannte so etwas nur aus Beschreibungen und das musste ein Epilepsieanfall sein.

Dabei fiel mir alles ein, was ich dazu jemals gelesen habe und was ich immer so furchtbar schlimm fand, wie die Katze, die sich bei einem Anfall die Zunge blutig gebissen hat und nicht nur ein optisches Schlachtfeld hinterließ, sondern an der geschwollen Zunge auch fast noch gestorben wäre, wenn der Dosi nicht beherzt eingegriffen hätte.

Himmel, der Dosi bin ja ich! Ich hatte null Plan von Epilepsie und auch null Plan von anderen Notfällen, ich muss dringend etwas tun!

Zunächst gab es die üblichen Diagnosewege, da war alles unauffällig und das Bild vom Kopfinneren konnten wir uns sparen, da das Kleinhirn unterentwickelt war und das leider auch eine Epilepsie begünstigt. Die Ursache war also klar.

Der Tierarzt hatte viele Epilepsiepatienten und meinte nach einem einzigen Anfall gäbe er keine Medikamente, da müssten es schon 3 oder mehr pro Monat sein. Die 3 erreichten wir dann ein halbes Jahr später an einem Wochenende.

Ab jetzt gab es Medikamente, mit denen er nahezu anfallsfrei ist. So, anfallsfrei, dass man sie nach einem Jahr wieder langsam ausschleichen konnte, aber leider fing das dann wieder von vorne an, so dass die Tabletten jetzt zu seinem Leben dazugehören werden. Bis dass der Tod uns scheidet.

Jinpa am Spiegel

Und damit das nicht möglichst früh sein wird, habe ich seitdem 4 Erste-Hilfe-Kurse für Katzen besucht (Eigentlich nehme ich jeden Erste-Hilfe-Kurs mit, der angeboten wird), mich umfassend über die Epilepsie informiert und habe ein Fernstudium zur Tierheilpraktikerin begonnen. „Mehr“ helfen kann ich ihm aktuell nicht, aber ich kann dafür sorgen, dass ich nicht der Schwachpunkt sein werde, wenn der Tag der Tage gekommen ist. Und wer weiß, vielleicht kämpft er sich da auch wieder raus.

– Silke Falkus –

Liebe Silke, herzlichen Dank, dass du eure Geschichte mit uns geteilt hast. Nächsten Montag erzählt uns Marie die Geschichte ihrer Katzen.

McGees Geschichte

Heute krankheitsbedingt mit einem Tag Verspätung, aber hier kommt sie unsere nächste Mutmachgeschichte.

 

McGees Geschichte

 


McGees Geschichte ist …. wirr … so wie McGee selbst…

Es fing alles damit an das wir uns Gesellschaft für unsere Betty gewünscht haben. Am besten eine Katze ähnlich wie Betty. Älter. Ruhig. Ein wenig unterwürfig, weil Betty ja die Königin ist. Wir machten uns also auf die Suche.

Im Tierheim gab es nichts Passendes. Zu jung und alle wollten Freigang. Aber eine Pflegestelle mit der das Tierheim zusammen arbeitet, hätte vielleicht was.

Wir riefen an, fuhren hin …. und trafen Minki. Eine Kuhfleckenkatze die sich ganz ängstlich in einem Schrank in ihrem Zimmerchen verkroch. So eine süße Maus. Sie wurde nach 7 Monaten abgegeben, weil die Besitzerin ganztags arbeiten gehen wollte. Sie war gerade erst angekommen und deswegen so ängstlich. Im Tierheim konnte sie nicht bleiben, weil die anderen Katzen sie nicht ans Futter lassen würden.

Mein Herz war verloren. Die arme Kleine. Damit sie sich nicht erst an die Pflegestelle und dann ein paar Tage später bei uns eingewöhnen muss durften wir sie sofort mitnehmen. Super! Bei uns daheim war alles vorbereitet. Wir hatten das Esszimmer vorerst für Minki vorgesehen. Hatten eine Gittertür gebaut. Doch erst einmal ließen wir die normale Tür drin. Damit die Kleine sich erstmal eingewöhnen konnte.

Die ersten Tage verkroch sie sich und zeigte sich uns nicht. Ich verbrachte die Nachmittage bei ihr im Esszimmer. Las und hörte mit ihr Musik. Irgendwann kam sie dann heraus. Ließ sich streicheln. War aber immer auf der Hut. Hatte ihre Augen überall. Zuckte oft erst weg wenn man sie streicheln wollte. Ich weiß nicht was, aber diese arme Katze hat glaube ich nicht ganz so viel Schönes erlebt. Nach ein paar Tagen setzten wir die Gittertür ein, Betty interessierte es null.

Nach einer Woche öffneten wir die Tür. Minki (die ich inzwischen auf Maggie umgetauft hatte) blieb im Esszimmer, Betty in den anderen Räumen. Nur langsam erkundete Maggie die anderen Räume. Wenn sie und Betty sich begegneten, fauchte Betty, sonst passierte aber nicht viel. Das lief ja besser als befürchtet.

Dann das erste Problem. Maggie hatte immer wiederkehrenden Durchfall. Nach einem Besuch beim Tierarzt kam der Befund: Giardien. Jippie. Alle rieten uns: ihr habt sie doch noch nicht so lange. Gebt sie doch zurück ins Tierheim. … Das konnte ich aber nicht. Also standen wir die Behandlung mit ihr durch. Zum Glück waren wir damit schnell durch.

Nächstes Problem. Maggie pieselte überall hin. Immer mal wieder. Wir brachten sie wieder zum Tierarzt. Dort sagte man uns das die Urinwerte nicht ganz okay seien, dass man das aber nicht behandeln müsse. Hmm.

Da es nicht besser wurde fuhren wir mit ihr zu einem anderen Tierarzt. Dort fiel der Ärztin fast die Brille vom Kopf als sie Maggies Werte sah. Eine fette Blasenentzündung. Na herzlichen Glückwunsch. Also machten wir uns auch dort an die Behandlung. Die über einige Monate ging. Und uns viel Nerven kostete …. ist halt nicht schön wenn man in einem überdimensionalen Katzenklo wohnt. Nicht nur einmal führten wir die Diskussion ob Maggie wieder ins Tierheim muss.

Auch ihre Zähne (die 3-4 die sie noch hatte) brauchten eine Behandlung. Sie blieb also dort zum Zahnstein entfernen. Als ich mich telefonisch erkundigte ob sie alles gut überstanden hätte bekam ich die Antwort: „Ja. Ihm gehts gut.“ IHM?!?! Ja. Wie sich nach einem kurzen Hin und Her herausstellte war Maggie ein Kater! Gut. Kann ja mal passieren, dass das Tierheim bei einer ca. 13 Jahre alten Katze nicht erkennt, dass es ein Kater ist. Wir nahmen also einen Kater wieder mit heim. Im Nachhinein fragen wir uns auch warum wirs nicht erkannten. Allein der dicke Kopf….

Nun ja, die Blasenentzündung war irgendwann weg. McGee (wie er in einem meiner genialsten Momente von mir umbenannt wurde) pinkelte und markierte weiter. Auch ein THP konnte nicht helfen. Wir waren mit den Nerven am Ende. Unsere Tierärztin meinte, ob er sich draußen vielleicht wohler fühlen würde, dass er Freigang braucht. Von unserer Wohnung aus ist es allerdings nicht möglich das er immer rein und raus könnte.

Wir hatten also zwei Alternativen. McGee „auswildern“, dass er draußen lebt, oder zurück ins Tierheim. Denn drinnen in der Wohnung ging es einfach nicht mehr. Nach unserer Hochzeit zog McGee also im September in den ehemaligen Schweinestall, den wir ihm schön hergerichtet hatten.

Dort besuchten wir ihn natürlich öfter am Tag und er schien sich dort schon viel wohler zu fühlen. Entspannter. Nach ca einer Woche öffneten wir die Türen damit er raus konnte. Und McGee verschwand….

Fünf Tage später tauchte er wieder auf. Kam aus einem Gebüsch als wäre nichts gewesen. Er kommt jetzt meist morgens und abends zum Fressen, wenn ich ihn rufe. Jeden Abend wenn es dunkel wird, sitzt er vor der Haustür und freut sich so sehr über unsere Streicheleinheiten, dass er sabbert. Er hopst duch die Gegend, rollt sich über den Boden hin und her. Man sieht ihm an das er es draußen liebt.

Manchmal fehlt es mir ihn hier drinnen bei uns zu haben. Dass er nicht mit mir auf dem Sofa kuscheln kann. Aber das Wichtigste ist das er glücklich ist. Und ich glaube, das ist er draußen. Ich glaube, er war immer ein Freigänger. Als er damals zu uns kam (als wir noch nicht wussten, was für ein verkorkster kleiner Kerl er ist) habe ich ihm versprochen, dass wir sein Für-Immer-Zuhause sind. Dass er nie mehr weg muss, wenn er nicht möchte. Ich bin froh, dass ich dieses Versprechen halten konnte.

– Sabrina Müller-Otten –

Liebe Sabrina, herzlichen Dank, dass du eure Geschichte mit uns geteilt hast!

Nächste Woche erzählt uns Silke Jinpas Geschichte.

Lises Geschichte

Es ist wieder Montag und mit ihm unsere nächste Mutmachgeschichte. Heute erzählt uns Sabine Lises Geschichte.

 

Lises Geschichte

 

 

Lise heute

Am 30. Oktober 2013 ist Lise vor ein Auto gelaufen. Die ganze Gesichtspartie hat es voll erwischt. Die Augen schwollen an, der Kiefer war schief. Wir sind sofort in die Tierklinik. Sie hatte ein Schädel-Hirn-Trauma, die Augen hat es erwischt und das Kiefer war gebrochen. Der restliche Körper im Großen und Ganzen ohne Verletzungen.

Am 2. November konnte sie endlich in Narkose gelegt werden für ein CT um überhaupt zu erkennen, was alles im Kopfbereich verletzt ist. Durch den Bruch des Kiefers war der ganze Hals-Rachen-Raum geschwollen, dass sie nicht schlucken konnte und wollte. Deshalb wurde ihr eine Speiseröhrensonde gelegt.

Lise war zu dem Zeitpunkt erst 1,5 Jahre alt und sehr scheu gegenüber Fremden. Sie war in der Klinik völlig gestresst. Deshalb hat sie sich auch ständig übergeben, was mit der Sonde fatal war. Nach ein paar Tagen musste die Sonde entfernt werden. Die einzige Möglichkeit war eine Magensonde. Für eine Narkose war Lise schon extrem schwach, aber das war ihre einzige Chance. Lise hat sich durchgekämpft und die OP überstanden. Jetzt konnte sie wenigstens sicher ernährt werden.

Die zweite große Baustelle waren die Augen. Ich weiß nicht mehr was es alles für Probleme gab, aber Lise hatte das volle Programm. Es war ziemlich sicher, dass sie ein Auge verlieren wird, das andere Auge hofften sie retten zu können.

Mit der Magensonde wurde Lise stabiler. Aber dann kam der nächste Schlag. Das bessere Auge lief aus und musste entfernt werden. Das andere Auge war schon sehr kritisch, aber die Ärzte hofften noch, wenigstens einen Rest Sehschärfe retten zu können.

Mittlerweile war Lise schon über 2 Wochen in der Tierklinik und völlig depressiv. Sie hat in der Klinik keine Reaktionen mehr gezeigt. Wir wollten aber noch nicht aufgeben und haben sie mit nach Hause genommen, in der Hoffnung, dass sie dort wieder etwas Lebensmut bekommt. Wir hatten abwechselnd Urlaub, um sie nicht allein zu lassen. Außerdem mussten wir ihr alle 2 Stunden Augentropfen geben. Und 6x am Tag Futter über die Sonde. Lise war sehr empfindlich und wir konnten ihr immer nur minimale Mengen über die Sonde geben, damit sie das nicht erbricht. Zu Hause konnte sie sehr entspannt schlafen, aber wenn sie wach war, war sie sehr unruhig. Aber es war Leben in ihr.

Dann fing sie plötzlich an völlig zu verschleimen und sie konnte kaum atmen. Außerdem hat sie über 2 Tage weder Urin noch Kot abgesetzt. Und ihr ging es richtig schlecht. Das war der Moment, an dem wir an einem Sonntagnachmittag wieder mit ihr in die Klinik sind… mit den traurigsten Gedanken. Wir wussten, dass unsere Lieblingsärztin an dem Tag Notdienst hatte und wir wollten alles unbedingt mit ihr besprechen.

Auf dem Weg in die Klinik hat Lise in der Box randaliert wie noch nie. Als ob sie gemerkt hätte, welche traurigen Gedanken wir hatten. Sie hat gehustet, geniest und eingenässt. Wir kamen mit einer völlig verschmutzten aber richtig lebendigen Lise in der Klinik an. Die Ärztin hat Lise untersucht und meinte, dass sie so einen gar nicht so schlechten Allgemeinzustand hat. Sie half uns, Lise wieder zu säubern, die völlig verdreckt war. Lise saß da wie eine Königin, um die die Untertanen schwänzeln. Kein Gedanke mehr dran, sie gehen zu lassen. Sie hat sich eine Erkältung eingefangen und war deshalb so verschleimt. Nichts tragisches. Und so konnten wir wieder glücklich mit ihr nach Hause. Auf dem Heimweg lag sie dösend in der Box. Keine Randale mehr.

Aber die Gefühlsachterbahn fuhr weiter.

2 Tage drauf, am Dienstag, 19.11. musste Lise wieder heftig niesen… und das zweite Auge lief aus. Die Entscheidung war gefallen. Das Auge musste auch entfernt werden. Jetzt war Lise völlig blind. Lise hat einen Sturschädel und hat auch diese OP überstanden. Danach hatte sie ein regelrechtes Hoch. Sie ließ sich von allen in der Klinik streicheln und verhätscheln.
Am Freitag war sie wieder fit genug, dass sie heim durfte. Ihr Kiefer und ihr Hals-Rachen-Raum waren wieder völlig in Ordnung, aber Lise hat nichts gefressen. So wurde sie weiter über die Magensonde ernährt.
Dann ging es wieder bergab. Lise lag in ihrem Zimmer und schlief nur. Musste sie aufs Klo, dann stand sie auf, ging einen Schritt machte hin und ging wieder den Schritt zurück auf ihr Bett. Wenn ich sie ins Klo gesetzt hatte: keine Chance. Egal was ich ihr angeboten habe: Streu, Sand, Erde…nichts. Sie stand auf, ging 1-2 Schritte, machte hin und ging wieder zurück in ihr Bett.
Ich hab auch versucht sie zum Fressen zu animieren, aber ich hatte keine Chance. Sie wollte sich auch nicht bewegen. Sie lag auf dem Bett in ihrem Bettchen und das war’s.

Das ging bis Montag. Wieder war ich völlig verzweifelt. Jetzt ging es Lise körperlich besser, jetzt spielt die Psyche nicht mehr mit. Sie war völlig apathisch und depressiv. Es war immer jemand bei ihr. Sie lag dann völlig entspannt da. Aber mehr auch nicht. Am Montagabend haben wir dann beschlossen, dass Lise aus ihrem Zimmer einfach raus muss. Sie braucht andere Reize. Also haben wir Lise ins Wohnzimmer getragen und auf die Couch gelegt. Da wollte sie runter. Also hab ich sie runter gesetzt. Was macht Lise… geht zielstrebig zum Kratzbaum und kratzt ausgiebig. Dann hat sie eine Runde im Wohnzimmer gedreht und ging zurück zur Couch. Dann hab ich so hochgehoben und wieder auf die Decke gesetzt. Aber nicht mit Lise. Lise sprang völlig lässig – als ob sie schon immer blind wäre – wieder von der Couch und drehte noch eine Runde.
Aber Fressen… nichts. Egal was ich ihr vor die Nase gestellt habe.
Aufs Klo gehen: nein – immer noch einfach nur neben sich. Es standen schon überall Klos und ich hab es ihr immer wieder gezeigt. Aber nein, sie ging nicht in ein Klo.

Am Dienstag hab ich sie morgens wieder ins Wohnzimmer getragen und bin den ganzen Tag bei ihr geblieben. Dann kam die Post mit einem „Alles wird gut“-Paket von Freundinnen. Da war u.a. auch Katzenfutter drinnen. Wir haben ja noch eine Katze, Lises Schwester Emmy, und der hab ich dann am frühen Abend dieses Futter gegeben. Emmy fraß und ging wieder raus. Plötzlich stand Lise neben mir und maunzt mich an. Ich: „Lise willst du auch Futter?“ und hielt ihr ein bisschen was von dem Futter hin. Da fing sie an zu fressen, als ob das völlig selbstverständlich wäre.
Nach dem Fressen ging sie Richtung Treppe. Ich hab sie nach unten getragen, da marschiert sie völlig selbstverständlich zum Klo, klettert rein und geht aufs Klo. Die Treppe hoch wollte sie schon alleine gehen.

Und ab dem Moment hatten wir unsere Lise wieder. Danach ging es mit riesigen Schritten voran. Nach ein paar Tagen hat sie wieder genug gefressen, dass die Sonde kein Thema mehr war. Und die Unsauberkeit war auch Geschichte. Aber es wurde nur das Klo im Keller benutzt. Alle anderen Klos konnten wir wieder wegräumen.
Und jetzt 4 Jahre später ist sie eine völlig normale – aber halt blinde – Katze. Mittlerweile haben wir 4 Katzen und Lise ist die Chefin und gibt den Ton an.

Es ist ein langer Bericht geworden, aber es war 3-4 Wochen eine heftige Gefühlsachterbahn. Aber Lise hat uns gezeigt, dass man Geduld und Zeit braucht und einfach an die Katze glauben muss.

Ich würde gerne mit dieser Geschichte Mut machen. Ich hänge auch ein Bild von Lise an. Sie ist eine wunderbare tolle Katze geworden. Wir sind ein halbes Jahr später umgezogen – was Lise ganz locker weggesteckt hat. Und seitdem hat sie einen eingezäunten Garten und kann somit auch wieder raus.

Lise im Garten

– Sabine Baumann –

Liebe Sabine, herzlichen Dank, dass du eure Geschichte mit uns geteilt hast.

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