„Was frisst du denn da schon wieder?“ Das Pica-Syndrom der Katze
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„Was frisst du denn da schon wieder?“ Das Pica-Syndrom der Katze
Pica pica ist der wissenschaftliche Name der Elster und beschreibt ein Verhalten, im Rahmen dessen eigentlich ungenießbare Dinge willentlich verzehrt werden. Ein Beispiel dafür sind Katzen, die gezielt Plastik fressen. Unter den Begriff Pica fällt darüber hinaus je nach zu Rate gezogener Literatur auch das Kauen auf ungeeigneten Gegenständen, wie z. B. Kabeln oder das Nuckeln an Stoff oder auch an Körperteilen.
Abgrenzen muss man das versehentliche Verschlucken von Fremdkörpern beim Spielen, wie es bei der Katze unter anderem durch die besondere Beschaffenheit ihrer Zunge leider häufiger vorkommt.
Verschiedene Thesen zur Entstehung des Pica-Syndroms.
Das Pica-Syndrom ist bei der Katze bereits seit über 40 Jahren bekannt, jedoch weiß man bis heute nicht genau, warum Katzen gezielt Artikel wie Plastik, Haargummis, Wolle, Schuhbändel oder ähnliches verzehren. Es wurden aber im Laufe der Zeit so einige Untersuchungen und auf Basis der Ergebnisse Vermutungen angestellt. Beides wollen wir uns zunächst ein wenig näher ansehen.
Unterschiede zwischen verschiedenen Rassen: Bradshaw et al.1 beschrieben 1997, dass orientalische Katzen proportional häufiger von Pica betroffen waren, als andere Katzenrassen, wobei Wolle bevorzugt gefressen wurde. Hier muss man jedoch erwähnen, dass auch vorwiegend orientalische Katzen untersucht wurden. Bei Frank et. al.2 war kein gehäuftes Vorkommen bei einer bestimmten Rasse feststellbar, die meisten der untersuchten Katzen waren Hauskatzen.
Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Bei Bradshaw et al. und Frank et al. fand sich kein auffallender Unterschied zwischen den Geschlechtern. Bei Bamberger und Houpt (2006)3 waren Kater proportional häufiger betroffen. Die Kastration hatte bei 84 % der von Bradshaw et al. untersuchten Katzen keinen Einfluss auf Pica.
Unterschiede zwischen den Haltungsformen: Pica kommt bei reinen Hauskatzen häufiger vor, als bei Freigängern. Man vermutet als Ursache dafür Langeweile durch eine reizarme Umgebung, einen Mangel an sozialen Kontakten oder umgelenktes Jagdverhalten. Frank et al. stellten keine Unterschiede durch „Environmental Enrichment“ (Bereicherung des Lebensraums) fest. Jedoch beschäftigten sich die Katzen in der „Pica-Gruppe“ seltener allein mit ihrem Spielzeug. Zudem waren in deren „Pica-Gruppe“ mehr Freigänger als Wohnungskatzen vertreten.
Genetische Prädisposition: Es ist möglich, dass eine genetische Prädisposition an der Ausbildung eines Pica-Syndroms beteiligt ist. Das heißt, zeigte einer der Elternteile das Pica-Syndrom kann es nach Meinung von Experten sein, dass auch die Nachkommen ungeeignete Dinge verzehren.
(Zu) frühes Absetzen der Kitten: Ebenfalls als mögliche Erklärung für Pica wird die zu frühe Trennung von der Mutter genannt. Frank et al. fanden keinen Hinweis darauf, dass das zu frühe Absetzen einen Einfluss auf die Entstehung des Pica-Syndroms hat. Dennoch sollten Kitten in jedem Fall mindestens bis zum Abschluss der 14. Lebenswoche bei Mutter und Geschwistern bleiben! Haustiger empfiehlt – basierend auf aktuellen Erkenntnissen – nach Möglichkeit einen Umzug mit 16 Wochen.
Fütterungspraxis: Auch die Fütterungspraxis kann einen Einfluss auf die Ausbildung eines Pica-Syndroms haben. So zeigte sich, dass sich Katzen, die fasten müssen, eher an ungeeignetem Material vergreifen. Katzen mit Zugang zu Pflanzen (Katzengras) und solche, die ihr „Kaubedürfnis“ durch geeignetes Futter, z. B. rohes Fleisch in Stücken samt geeigneten Knochen, befriedigen dürfen, waren tendenziell weniger betroffen. Auch ein Verlangen nach Faser wird als mögliche Erklärung angegeben, hier konnte ein klarer Mangel jedoch nie dokumentiert werden.
Bei Frank et al. waren in der Pica-Gruppe weniger Katzen die „ad libitum“ gefüttert wurden, als in der Kontrollgruppe.
Neurologische Störungen: Im Hypothalamus, dem wesentlichen Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems, liegen das Hunger- oder Appetitzentrum und das Sättigungszentrum der Katze. Neurologische Störungen der Appetitkontrolle können zu ungewöhnlichen Vorlieben für bestimmte Materialien führen.
Verhaltensstörung/Zwangsstörung: Einige Experten sehen Pica als Zwangsstörung sekundär zu Angst an.
Gastrointestinale Störungen: Es gibt Vermutungen, dass Pica nicht als Verhaltensstörung zu betrachten ist, sondern durch eine Magen-Darm-Erkrankung oder –Störung, wie etwa eine gastrische Motilitätsstörung, also durch Probleme bei der Leerung des Magens, verursacht wird. Die gastrische Motilität spielt eine wesentliche Rolle beim Empfinden von Sattheit, Hunger und Völlegefühl. Auch IBD oder ein Befall mit Hakenwürmern werden als mögliche Ursachen genannt.
Frank et al. stellten fest, dass in der Pica-Gruppe häufiger gastrointestinale Symptome, wie Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung auftraten, als in der Kontrollgruppe. Speziell Erbrechen kam in der Pica-Gruppe deutlich häufiger vor. Es konnte aber nur anhand des Fragebogens nicht bestimmt werden, ob das häufige Erbrechen eine Folge des Verzehrs ungeeigneter Dinge war, oder ob von Vornherein eine gastrointestinale Störung vorlag. Keine der Katzen in der Kontrollgruppe zeigte subtilere Formen einer Verdauungsstörung, wie Blähungen, Borborygmus („Darmgeräusche“) oder Aufstoßen.
Begleiterscheinung anderer Krankheiten: Katzen mit immunbedingter hämolytischer Anämie (IHA) zeigen häufig auch Pica-Symptome. Sie fressen z. B. Katzenstreu. Seltener wurde Pica in Zusammenhang mit einer Pyruvat-Kinase-Defizienz oder FIP beschrieben.
Alles in allem ist aber bis heute noch nicht eindeutig geklärt, welche Faktoren nun genau für die Entstehung des Pica-Syndroms verantwortlich sind. Entsprechend schwierig ist es, Katzen mit Pica-Syndrom und deren Haltern das Leben zu erleichtern.
Diese Dinge werden von Katzen mit Pica-Syndrom häufig verzehrt
Im Verlauf der Studie von Frank et al. (2015) wurde zwischen August 2012 und Februar 2014 Katzenbesitzern ein siebenseitiger Fragebogen ausgehändigt, der sich mit dem Verhalten der Katzen mit Pica-Syndrom beschäftigte.
Dabei ergab sich bei 91 Katzen folgende Aufteilung (Mehrfachnennungen waren möglich):
– Schuhbändel und andere fadenähnliche Gebilde (51 Katzen)
– Plastik (41 Katzen)
– Stoff (39 Katzen)
– Andere Dinge (38 Katzen)
– Gummi (28 Katzen)
– Papier oder Pappe (24 Katzen)
– Holz (5 Katzen)
Als andere Dinge wurden u. a. Toilettenpapier, Haarbänder, Wattestäbchen, Klebeband, Ohrstöpsel, Seife, Schwamm, kleiner Kieselstein, Katzenstreu und Schmutz genannt.
Oben genannte Zahlen beziehen sich auf Katzen, die die ungeeigneten Dinge auch verzehrten. Es wurde aber auch erfragt, auf was herumgekaut oder an was genuckelt wurde.
Von 100 Katzen, die auf Dingen herumkauten, kauten:
– 73 auf Plastik
– 61 an Papier
– 45 an Gummi
– 26 an Holz
Teilweise fraßen die Katzen Dinge und kauten auf anderen nur herum. An Stoff nuckelten insgesamt 25 Katzen, von denen 56 % diesen auch fraßen.
Erstmaliges Auftreten des Pica-Syndroms
Das Pica-Syndrom tritt meist innerhalb des ersten Lebensjahres auf und bleibt dann für mehrere Jahre bestehen.
Der Umgang mit der „Pica-Katze“
Das Zusammenleben mit einer „Pica-Katze“ kann sehr nervenaufreibend sein, lässt sich aber gut regeln, wenn man einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet.
AM ALLERWICHTIGSTEN: Alles, was von der Katze gerne verzehrt wird, aber nicht verzehrt werden soll, wird außer Reichweite gebracht und für die Katze unzugänglich aufbewahrt!
Das erfordert manchmal etwas Konsequenz, je nachdem, um was es sich handelt (z. B. Haargummis im Bad während des Duschens), funktioniert aber, wenn man es einmal verinnerlicht hat, eigentlich ganz gut.
Daneben lohnt es sich, die verschiedenen möglichen Erklärungen für Pica, auf die man Einfluss nehmen kann, etwas genauer in Augenschein zu nehmen.
Gesundheitliche Ursachen abklären: Verzehrt eine Katze plötzlich eigentlich ungenießbare Dinge, z. B. Katzenstreu, führt der erste Weg am besten zum Tierarzt, um gesundheitliche Ursachen abzuklären.
Haltung verbessern: Die Wohnung ist erst einmal reizärmer als die Außenwelt. Hier ist der Katzenhalter gefragt, dafür zu sorgen, dass keine Langeweile aufkommt.
So können ein gesichertes Fenster, ein gesicherter Balkon oder sogar ein Freigehege der Katze neue Eindrücke verschaffen oder es können in der Wohnung (z. B. durch Bau eines Catwalk) neue Ebenen für die Katze zugänglich gemacht werden.
Lebt die Katze bisher alleine, wäre ein passender Katzenkumpel der erste Schritt, um dem Mangel an sozialen Kontakten und der Langeweile Abhilfe zu schaffen. Katzen sind fakultativ soziale Tiere und profitieren sehr, sehr häufig von einem Katzenkumpel.
Auch im direkten Umgang mit den Katzen kann für Beschäftigung gesorgt werden. Ratsam ist es zum Beispiel, Futter erarbeiten zu lassen oder der Katze beim Clickertraining Gelegenheit zu geben, ihr Köpfchen anzustrengen. Wer beschäftigt und ausgelastet ist, ist zufriedener und hat weniger Zeit für andere, vielleicht unerwünschte Beschäftigungsmöglichkeiten.
Bei Katzen, die als Folge von Stress (z. B. bei Abwesenheit des Besitzers) oder Angst mit dem Verzehr oder „Bekauen“ ungeeigneter Dinge beginnen, kann man bei diesen Ursachen ansetzen. Gegebenenfalls lohnt es sich, sich professionelle Unterstützung zu holen.
Fütterungspraxis verändern: Die Katze sollte so viel Futter bekommen, wie sie benötigt, um ihren Energiebedarf zu decken. Gerade bei Katzenkindern im Wachstum kann das ziemlich viel Futter sein. Es lohnt sich also zu überprüfen, ob die aktuelle Futtermenge so in Ordnung ist oder gegebenenfalls angepasst werden muss. Ebenso kann es helfen, die Ration auf mehrere kleinere Mahlzeiten zu verteilen und/oder einen Teil des Futters im Rahmen von „Activity Feeding“ bereitzustellen. Experten empfehlen, Katzen mindestens 5x täglich zu füttern.
Um dem Gebiss Arbeit zu verschaffen, eignen sich größere Stücke rohes Fleisch, wenn sich die eigene Katze dafür begeistern lässt. (Achtung: Rohes Fleisch allein ist nicht ausgewogen und muss ergänzt werden. Zudem müssen beim Umgang mit rohem Fleisch Hygienemaßnahmen eingehalten werden). Auch Katzen im Zahnwechsel kauen gerne auf Gegenständen herum, auch hier kann man durch Alternativen Abhilfe schaffen.
Hilfe! Meine Katze hat xxx gefressen!
Die beste Vorbeugungsmaßnahme ist es, nichts herumliegen zu lassen, was der Katze gefährlich werden könnte. Verschluckt sie dennoch einen Fremdkörper, kann dies glimpflich ausgehen oder aber auch lebensbedrohlich sein. Es kann je nach verschlucktem Fremdkörper zu Magen-Darm-Verletzungen bis hin zum Darmverschluss kommen.
Konsultiert bitte AUF JEDEN FALL euren Tierarzt, wenn eure Katze einen Fremdkörper verschluckt hat. Je nach Fall wird man euch bitten, in die Praxis zu kommen oder auch die Katze nur zu beobachten.
(zuletzt aktualisiert: 01.09.2024)
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- J. W. S. Bradshaw, P. F. Neville, D. Sawyer: Factors affecting pica in the domestic cat. 1997. [↩]
- I. Demontigny-Bédard, G. Beauchamp, M.-C. Bélanger, D. Frank: Characterization of pica and chewing behaviors in privately owned cats: a case-control study. 2015. [↩]
- Bamberger M., Houpt KA. Signalment factors, comorbidity, and trends in behaviour diagnoses in cats: 736 cases (1991-2001). 2006 [↩]
5 Gründe, warum Katzen an Tapeten kratzen und was ihr dagegen tun könnt
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5 Gründe, warum Katzen an Tapeten kratzen und was ihr dagegen tun könnt
Aber warum kratzen Katzen an Tapeten und wie gewöhnt man ihnen diese Unart wieder ab? Ist es überhaupt eine Unart und nicht vielleicht doch einfach nur natürliches Verhalten, das der Katzenhalter akzeptieren muss? Und sind immer nur die fehlenden oder nicht geeigneten Kratzmöglichkeiten Schuld an dem Problem? Oder Tapeten verzierende Katzen gar neurotisch und/oder unausgelastet? Das sehen wir uns in diesem Artikel einmal genauer an.
1) Fehlende oder falsche Kratzmöglichkeiten
Genüssliches Krallenschärfen gehört ins natürliche Verhaltensrepertoire der Katze und dient nicht nur der Krallenpflege, sondern gehört auch zum Markierverhalten. Es entstehen neben Sicht- auch Duftmarkierungen durch die an den Pfoten befindlichen Schweiß- und Talgdrüsen. Es erscheint logisch, dass solche Markierungen aus Katzensicht an strategisch günstigen Stellen gesetzt werden müssen. Damit sowohl der Krallenpflege als auch dem Markierverhalten genüge getan wird, sind die Art der Kratzmöglichkeiten und deren Position in der Wohnung von wesentlicher Bedeutung.
Wenn Katzen an einem senkrechten Gegenstand (also z. B. dem Kratzbaum oder auch der Tapete) kratzen, richten sie sich dazu senkrecht auf und bearbeiten die Oberfläche in kurzen Zügen mit ihren Vorderpfoten. Die Säulen des Baumes sollten also so gestaltet sein, dass die Katze die Möglichkeit hat, sich an einer Säule auch wirklich aufzurichten. Und der Baum sollte natürlich so stabil stehen, dass er beim Bearbeiten nicht umfällt.
Ideal ist hier ein großzügig bemessener Kratzbaum, der gleichzeitig Liege- und Kratzmöglichkeiten bietet, so dass ihr zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnt. Dieser sollte an einer für die Katzen attraktiven Stelle stehen und nicht in der dunkelsten Ecke platziert werden, in der Katz‘ weder ihre Menschen noch andere interessante Dinge beobachten kann. Bei der Gestaltung ist weniger grundsätzlich mehr. Nicht alles was für den Menschen schick aussieht, ist auch katzentauglich. Im Mehrkatzenhaushalt bedarf es manches Mal mehrerer Kratzgelegenheiten, eine Richtlinie ist, mindestens eine Kratzsäule (Säule, nicht Baum) je Katze, die sich im Haushalt befindet.
Manche Katzen ziehen andere Kratzgelegenheiten dem mit Sisal bespannten Baum vor und vergreifen sich auch an der Tapete, wenn ihnen deren Beschaffenheit mehr zusagt, als die des Baumes. Hier kann es helfen, zusätzlich noch andere Kratzgelegenheiten anzubieten, z. B. stabile Kratzmöbel aus Pappe. Stilvoll und gleichzeitig robust sind hier zum Beispiel die Produkte von cat-on. Auch Kratzbretter oder Kratzecken an beliebten Stellen können Abhilfe schaffen. Manche Katzen bearbeiten mit Vorliebe Teppiche. Auch kann man versuchen, die Kratzgelegenheiten für die Katze attraktiver zu gestalten, indem man sie zum Beispiel versuchsweise umstellt oder mit Katzenminze oder Baldrian besprüht. Eine kürzlich erschienene Studie ergab zudem, dass Katzen S-förmige Kratzgelegenheiten aus Karton bevorzugen. Auch dieser Vorliebe kann man mit entsprechenden Kratzmöbeln begegnen.
Hilft keine dieser Maßnahmen, ist dies wahrscheinlich nicht die Ursache für das Kratzen an der Tapete.
2) Die Katze leidet unter Langeweile
Viele Katzen, die der Tapete zu Leibe rücken, leben zum einen als reine Wohnungskatzen und zum anderen auch häufig als Einzelkatze, oft auch noch mit voll berufstätigem Personal. Kein Wunder, dass sich die Katze eine Beschäftigung sucht.
In diesem Fall können eine Zweitkatze zur Beschäftigung oder je nach Wohnsituation, Katze und eigenen Vorlieben gegebenenfalls auch Freigang Abhilfe schaffen. Kratzt die Katze trotz Partner an der Tapete, ist es eine gute Idee für sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten während der Abwesenheit zu sorgen. So können Wühlkisten und ähnliches Beschäftigungsspielzeug helfen, Langeweile bei den Katzen in der Wohnung zu vermeiden. Manchmal ist je nach Konstellation auch eine weitere Katze eine Alternative, z. B. wenn nur ein älteres, ruhiges Tier und eine aktive Jungkatze im Haushalt leben. Dann kann eine zweite, aktive Katze, die mit dem Jungspund mithalten kann, die Situation verbessern.
3) Die Katze leidet unter Stress
Kratzen an der Tapete oder an anderen Stellen tritt häufig auf, wenn die Katze Anspannung und/oder Stress ausgesetzt ist und sich abreagieren möchte. Hier gilt es herauszufinden, wodurch die Katze gestresst wird und wie man die Stressfaktoren beseitigen kann. Feliway, Bachblüten etc. können gegebenenfalls unterstützend gegeben werden. Letztere sollten aber in jedem Fall vom Fachmann/der Fachfrau auf die Katze/n im Haushalt abgestimmt werden.
4) Die Katze markiert ihr Revier
Wie bereits erwähnt, hat das Krallenschärfen nicht nur eine pflegende Funktion, sondern dient auch dazu, das eigene Revier zu markieren. Kommt nun eine weitere Katze in den Haushalt, wird ein Jungtier geschlechtsreif oder kommt eine Fremdkatze des Öfteren ungefragt zu Besuch, kann sich die alteingesessene Katze genötigt fühlen, ihr Revier durch Krallenspuren zu markieren, auch wenn sie bisher vielleicht nicht durch Tapetenkunst aufgefallen ist.
Auch in diesem Fall kann Feliway-Spray, das auf die Stellen aufgebracht wird, helfen. Oder es können dort Kratzbretter angebracht werden, so dass die Katze zwar ihr Revier markieren kann, aber keinen Schaden mehr anrichtet .
5) Die Katze möchte Aufmerksamkeit
Kratzt die Katze trotz vorhandener geeigneter Kratzmöglichkeit und Ausschluss der oben genannten Punkte immer noch, ist es sinnvoll, einmal zu beobachten, wann die Tapetenkunst vorrangig auftritt. Kratzen kann auch als Kommunikationsmittel dienen und zum Beispiel genutzt werden, um andere Katzen zum Spiel aufzufordern.
Fängt die Katze mit dem Kratzen an, wenn ihr im Raum seid und erscheint es euch vielleicht sogar so, dass sie „provokativ“ kratzt, um eure Aufmerksamkeit zu erlangen, wäre es eine Idee hier anzusetzen. Es ist am besten, das Kratzen an der Tapete zu ignorieren und die Katze zu loben, wenn sie an der richtigen Stelle (also am Kratzbaum) ihre Krallen einsetzt. Aufmerksamkeit bleibt Aufmerksamkeit bleibt Aufmerksamkeit, ganz gleich ob positiv oder negativ. Springt ihr auf, sobald die Katze kratzt und schimpft mit ihr, hat sie eure Aufmerksamkeit und damit ihr Ziel erreicht. Das ist kontraproduktiv.
Zudem kann man in diesem und auch in vielen anderen der genannten Fälle durch Clickertraining oder allgemein positive Verstärkung gute Erfolge erzielen. Hier sei das Buch „Clickertraining für Katzen“ von Birgit Laser empfohlen, das umfassend auf diese Thematik eingeht.
Die Katze kratzt nach Ausschluss der oben genannten Gründe immer noch
Kratzt eine Katze bereits seit längerer Zeit an der Tapete, kann es sein, dass sich diese Angewohnheit bereits festgesetzt hat und/oder sie Tapete als Kratzuntergrund einfach zu schätzen gelernt hat. Raufaser und oft auch Tapete mit Glitzerfäden finden viele Katzen besonders einladend. In diesem Fall kann wieder Clickertraining helfen. Kratzt eure Katze die Tapete ab, um dann den Putz abzulecken, kann dies grundsätzlich auch auf gesundheitliche Probleme (z. B. Blutarmut) hinweisen. Das sollte sicherheitshalber abgeklärt werden.
Kratzspuren an der Tapete entstehen zudem nicht immer durch wirkliches Kratzen an der Tapete, sondern können bei aktiven Katzen auch einfach im Eifer des Gefechts passieren. So eignen sich Wände (ob nun mit Tapete oder ohne) hervorragend für Wendemanöver und elegante Kurventechnik ohne abbremsen zu müssen. So manch Katze geht auch schon mal beim Toben die Wände oder den tapezierten Türrahmen hoch, was natürlich bei Tapete besser funktioniert als auf Putz. Hier gilt es also zu differenzieren und sich so manches Mal einfach über eine gute Portion Lebensfreude zu freuen und dass die eigenen Katzen so gesund und agil sind, dass solche Manöver möglich sind und sie so viel Vertrauen in euch haben, dass sie sich auch mal ausgelassen toben trauen. (Und ja, man kann auch mal den Weg über den Türrahmen nehmen, wenn ein tiergerechter Kratzbaum direkt daneben steht und dann vom Türrahmen aus ins Aussichtskörbchen springen)
Möglichkeiten, um die Wände zu schützen
Die Wände könnte man mit Sisalmatten oder Plexiglas im Kratzbereich schützen, was je nach Wohnungseinrichtung ganz nett aussehen kann, aber im Falle von Plexiglas nicht unbedingt günstig ist. Auch die Anbringung von so genannter Elefantenhaut , einem flüssigen, farblosen Tapetenschutz, kann helfen, die Schäden durch die Katze zumindest zu minimieren. Eine andere Möglichkeit ist es, einfach ein paar Rollen Tapete auf Vorrat zu haben und diese immer wieder zu erneuern, mit einem Tapetenbrett zu arbeiten oder nach Möglichkeit einfach ganz auf Tapete zu verzichten. Gibt so schöne Strukturputze und Wandfarben. :-)
Häufig wird empfohlen, an den Kratzstellen Alufolie, Plastikfolie oder doppelseitiges Klebeband anzubringen, da die Katzen dies an den Pfoten nicht gerade als angenehm empfinden. Hier ist jedoch zu beachten, dass Katzen mit PICA-Syndrom unter Umständen Plastik- und Alufolie auffuttern. Vorsicht!
Fazit: Ihr seht, dass Kratzen an der Tapete ganz unterschiedliche Ursachen haben kann und es gar nicht mal so selten nur mit einem passenden Kratzbaum getan ist, auch wenn der selbstverständlich zur Verfügung stehen sollte.
Kratzen eure Katzen an der Tapete? Wenn ja, habt ihr einen Weg gefunden, es zu unterbinden?
(Zuletzt aktualisiert: 07.09.2017)
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Buchrezension: Typisch Kater – Star auf Samtpfoten (Marlitt Wendt)
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Typisch Kater – Star auf Samtpfoten (Marlitt Wendt)
Verhalten sich Katzen bei Vollmond anders?
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Verhalten sich Katzen bei Vollmond anders?
In freier Wildbahn findet man eine Verbindung zwischen Jagdverhalten und Vollmondnächten. So gibt es Hinweise darauf, dass potenzielle Beutetiere in Vollmondnächten eher an einem sicheren Ort bleiben, weil sie sich durch die vermehrte Helligkeit durch den Mond einer größeren Gefahr durch Beutegreifer ausgesetzt sehen. Auch die Beutegreifer sind in Vollmondnächten weniger aktiv.
Wie ist es bei euch? Merkt ihr bei Vollmond bei euren Katzen einen Unterschied? Verhalten sie sich anders als sonst?
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