Seite wählen

Lumpis Geschichte Unsere Mutmachgeschichte Nr. 12

In unserer nächsten Mutmachgeschichte erzählt uns Francis von Kater Lumpi, der dem Tod noch einmal von der Schippe gehüpft ist und einmal mehr zeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen, auch wenn es zunächst aussichtslos erscheint.

 

Lumpis Geschichte

 

 

Hallo, ich bin Lumpi und ich möchte euch meine Geschichte erzählen:

Anfang 2016 wurde ich im Garten eines netten Mannes geboren. Meine Mama, ich, meine Geschwister und Tanten und Onkel lebten zu dieser Zeit als „Wildkatzen“ draußen. Dort wurden wir liebevoll umsorgt und wuchsen heran.

Eines Tages bekam ich Schnupfen und da ich noch so klein war, musste ich ein paar Tage beim Tierarzt bleiben. Als es mir besser ging, freute ich mich darüber wieder alles im Garten mit meinen Geschwistern zu erkunden. Doch plötzlich wurden alle Katzen um mich herum sehr krank und eine nach der anderen starb. Auch mir ging es auf einmal sehr schlecht.
Ich konnte mich nicht mehr bewegen und war ganz benommen. Ich war so entkräftet, dass ich noch nicht einmal die Ratte verscheuchen konnte, die sich an meinen Barthaaren zu schaffen machte…
Zum Glück fand mich der nette Mann in seinem Garten und brachte mich sofort zum Tierarzt. Mir ging es so schlecht, dass die Tierärztin mich erlösen wollte. Doch die Helferin und der nette Mann bestanden darauf, mir bis zum nächsten Tag eine Chance zu geben. Beim letzten Mal hatte ich mich ja schließlich auch wieder bekrabbelt!
Ich bekam viele Spritzen und Infusionen und die Helferin beruhigte mich durch Massagen und entspannende Streicheleinheiten. Sie fütterte mich mit Brei, den ich an diesem Tag allerdings kaum schlucken konnte… Ich war sooooo müde und schwach…

Als die Helferin am nächsten Morgen die Praxis betrat, schaute sie als aller erstes nach mir. Ich nahm alle meine Kräfte zusammen, hob meinen Kopf und schaute sie an. In diesem Moment war uns beiden klar: Ich will kämpfen!!! Ich will leben!!!!!

Von diesem Moment an übernahm sie die Führung. Sie gab mir den Namen Lumpi und besorgte mir leckeres Futter um mich ans Fressen zu bekommen. Machte täglich mehrfach Übungen mit mir, massierte mich um meine kleinen Muskeln aufzubauen und aktiv zu halten. Am nächsten Tag schaffte ich es sogar bis auf das Katzenklo zu robben und dort selbstständig mein Geschäft zu erledigen.
In ihrer freien Zeit übte sie pausenlos mit mir oder ich kuschelte mich an sie, genoss die Nähe und lauschte ihrem Herzschlag und schlief einfach ein. Nach einigen anstrengenden Tagen konnte ich sogar im Sitzen selbstständig fressen. Auch wenn das etwas schwierig war, denn mein Kopf und mein Körper wackelten die ganze Zeit hin und her. Die Ärztin sagte, das Leben in so einem Zustand sei doch nicht lebenswert, ich hätte Ataxie.

Was das war, das wusste ich nicht, aber ich wusste ich wollte Leben und hatte jede Menge Spaß dabei, trotz meiner „Behinderung“!
Jedes Mal, wenn die Ärztin daran dachte mich zu erlösen, zeigten wir ihr meine Fortschritte, dass ich sitzen konnte, selbstständig fressen und auf das Klo gehen konnte und schon bald meine ersten Schritte.

Ich fing an das Leben in der Praxis zu erkunden und jeden Winkel unsicher zu machen. Immer wieder rief der nette Mann an, der mich gebracht hatte, kam zu Besuch und fragte nach mir. Er sprach oft mit der Helferin, aber bisher wollte mich wegen meiner Behinderung niemand adoptieren. Da hatte die Helferin eine Idee…

Am nächsten Tag kam die Helferin wieder und erzählte mir, dass ihre Schwester mich gerne aufnehmen möchte. Dies hat mich und den netten Mann sehr gefreut. Und allen fiel ein riesen Stein vom Herzen! Bis ich allerdings ausziehen durfte, musste ich noch viel üben. Ich nahm alle meine Kräfte zusammen und übte zu klettern und stärkte meinen kleinen Muskeln. Alles klappte, zwar wackelig, aber es klappte. Oft fiel ich auf meinen kleinen Popo, aber ich hatte ein Ziel: Ich wollte so schnell wie möglich zu Flo! Und zwar schnell!

Bald war der große Tag gekommen. Ich durfte in mein neues Zuhause! Dort habe ich erstmal alles gründlich erkundet und dann war ich so müde, da bin ich einfach auf der Couch eingeschlafen.
Als ich aufwachte war da plötzlich eine kleine Nase, die sich mir entgegenstreckte. Was für eine Überraschung! Ich hatte eine kleine Katzenschwester bekommen! Sie wackelte zwar überhaupt nicht so wie ich, aber das war okay! Ich konnte mir ganz viel von ihr abgucken und heute kann ich sogar den Kratzbaum alleine hoch und runter klettern. Springen ist für mich auch kein Problem mehr! Und wackeln? Das tu ich jetzt nur noch bei Aufregung!

Auch in meinem neuen Zuhause übe ich fleißig mit meinem neuen Frauchen weiter und darf immer neue Sachen entdecken! Stroh, Steine und Kastanien finde ich äußerst spannend und Spielzeug und verschiedene Untergründe finde ich sehr aufregend!!

Jetzt muss ich aber los, mein Frauchen und meine Schwester warten auf mich! Außerdem muss ich wieder Blödsinn machen, also ein großes „Miauuuuuuu“ an euch.
Euer Lumpi

P.S.
Nachtrag von Frauchen und Ihrer Schwester der netten Helferin:
Gebt nicht leichtfertig auf! Auch kleine Schritte führen zum Ziel. Wir haben an Lumpis Beispiel gelernt von Tag zu Tag zu schauen und uns über kleine Fortschritte zu freuen!
Als Lumpi am zweiten Tag den Kopf hob und mich ansah, da wusste ich, er wird es schaffen! Er hat uns immer so voller Lebenswillen aus seinen kleinen Augen angeschaut, da wussten wir alle: Wir müssen gemeinsam kämpfen!!!
Wir haben selten einen so dankbaren und trotz kleiner Einschränkungen lebensfrohen Kater erlebt!! Lumpinius Maximus, du großer Lümmel, wir lieben dich so wie du bist <3

Lumpis Geschichte bildet den würdigen Abschluss unserer Geschichtenreihe. Herzlichen Dank Flo und Francis, dass ihr Lumpis Geschichte mit uns geteilt habt.

Gizmos Geschichte Unsere Mutmachgeschichte Nr. 11

Heute erzählt uns Uta die Geschichte ihres Katers Gizmo.

 

Gizmos Geschichte

 

 

Gizmo kam mit ca. 10 Wochen als Pflegekatze (Koblenzer Katzenhilfe e.V.) zu mir. Seine Mama war eine Streunerin. Er kannte keine Menschen und er war WILD! Aber so was von… Fauchen, beißen, kratzen, knurren, spucken ging echt gut. Anfassen? Streicheln? VERGISS ES!!! Und zwar schnell!

Dann war er auch noch krank, konnte kein Häufchen machen. Daher musste ich das knurrende, um sich schlagende Häufchen Elend auch noch ständig zum Tierarzt schleppen, was unser Vertrauensverhältnis nicht gerade gestärkt hat. *seufz*

Ihm wurde sogar dreimal in Narkose der Darm entleert. Dann hat der Tierarzt aufgegeben und wollte ihn einschläfern. Er erklärte mir, dass das alles keinen Sinn hätte. Gizmo würde nie gesund werden und händelbar war er auch nach drei Monaten noch nicht. Das wäre doch kein Leben für den Kater.Ich habe nicht lange überlegt und diesem Tierarzt meine Meinung gesagt. Wir sind seitdem keine Freunde mehr und ich bin nie wieder da hin gegangen.

Nachdem er bereits vier Monate (unanfassbar) bei mir war, kam er das erste Mal freiwillig zu mir und hat an meiner Hand geschnuppert. Dann hat er sein Köpfchen daran gerieben und wir haben geschmust. Ich habe vor Freude geweint. Und ich hab ihn gesund gekriegt! Nur das mit dem Ausziehen zu einer neuen Familie nach der Pflegezeit haben wir irgendwie vergeigt… ;-)

Heute ist er jedenfalls ein Schmusekater (meistens), total niiiiiiedlich (mit dieser hohen Quietschestimme gesprochen) und ganz lieb (zumindest in komatösem Zustand).

Da ich ihn deshalb Gizmo genannt habe, weil ich schon immer einen Kater wollte, der Gizmo heißt, nenn ich ihn heute natürlich ganz anders. Is klar, ne…!? Meistens heißt er Bärchi! Mit vollem Namen BärchiBärchiBär.

Wenn er was angestellt hat, heißt er ‟HERR BÄRCHI!!” (in Großbuchstaben ausgesprochen)

Manchmal heißt er auch ‟Pissnelke”. Er pinkelt nämlich gern im stehen. Einer der Gründe für meine Haubenklos. (Falls jemand einen Tipp braucht, bei welchem Haubenklo dort wandseitig eingebrachte Flüssigkeit nicht nach außen austritt…, ich kann da helfen…)

Und ich hab noch nie einen Kerl getroffen, der soooo viel labert. Gizmo macht in wachem Zustand fast ununterbrochen Geräusche. Er plappert, maunzt, kräht, plärrt, grummelt, schreit, murmelt und miaut den ganzen Tag lang. Er kann auch eindeutig identifizierbar ‟quak” machen. Ich vermute, dass irgendeine seiner Ahnen mal einen Frosch geküsst hat… Genetik is ja ne recht komplizierte Sache. Weiß man vorher nie, was sich da durchsetzt.

Er liebt es den Mädels aufzulauern, um dann aus seinem Versteck zu springen und ‟Buh!” zu machen. Findet er lustig. Die Mädels nicht. Er kriegt dann meistens höchst unamüsiert eine geballert. Macht ihm aber nix. Er tut es immer wieder. Nun ja…, hat er was zu tun…

Und Gizmo ist ein Popo-Kraul-Fetischist. Normale Schmusehaltung ist bei ihm vorne-runter / Hintern-hoch. Ich muss dann die Stelle direkt vor dem Schwanzansatz bearbeiten. Dabei kräht er übrigens auch. Und er hat anscheinend ein ‟Restless-Tail-Syndrom”. Sein Schwanz bewegt sich genau so viel wie sein Mundwerk. Immer!

Er will immer spielen. Da die Mädels nicht mitmachen, weil sie zu oft gebuht worden sind und ihn deshalb hochgradig doof finden, kommt er zu mir. Wär aber natürlich zu schön, wenn der Herr dann auch mal mit IRGENDWAS spielen würde, was ich dann anbiete. Fellmaus werfen? Langweilig! Federangel? Hatten wir gestern schon! Bändchen ziehen? Wenn´s sein muss, aber nur ne Minute! Dann ist´s wieder LANGWEILIG!!!! PLÄÄÄÄÄÄRRRRRRRRRR!!!

Grmpf!!

Das einige, womit er reglmäßig gern spielt, sind die zusammen geknüllten orangenen Folien von Ferrero Küsschen. Und natürlich tut man ja alles für seine Schätzchen. Also futtere ich brav abends Schokolade. (Ist selbstverständlich der blanke Horror für mich. Könnt ihr sicherlich nachvollziehen. Tu ich nur dem Kater zuliebe. Sonst nie! Ehrlich!!)

Gizmo treibt mich in schöner Regelmäßigkeit in den Wahnsinn, nervt bis zum geht-nicht-mehr! Und dann… kommt er auf´s Sofa, pappt sich den treuen Hundeblick ins Gesicht und stupst mich mit seiner Vorwitznase an. Hach ja…, ich liebe mein Terror-Bärchi!

– Uta Bach –

Herzlichen Dank Uta, dass du eure Geschichte mit uns geteilt hast.

Unsere nächste und letzte Mutmachgeschichte handelt von Kater Lumpi.

Lillis Geschichte Unsere Mutmachgeschichte Nr. 10

Heute erzählt uns Katja die Geschichte ihrer Lilli.


Lillis Geschichte

 

 

Ich möchte euch eine kleine Geschichte von meiner Lilli erzählen…

Lilli habe ich mit kaum einem Jahr 2011 jaulend in der Stadt vor einem China Restaurant aufgegriffen. Ich habe sie dem TSV vor Ort übergeben und die Kastration bezahlt. Weil sie anscheinend niemand vermisste, habe ich zu mir nach Hause geholt. Sie sollte eigentlich eine Hauskatze werden aber ihr Drang nach draußen war einfach zu groß und sie wurde, wie meine anderen beiden Katzen, eben Freigänger. Sie war aber sehr zuverlässig, schlich immer nur ums Haus herum und ließ sich alle 1-2 Stunden mal sehen. Nicht selten mit irgendwelchen Macken, Verletzungen oder Insektenstichen…

Lilli

Dann kam der Tag, an dem sie nicht nach Hause kam. Ich habe bis Mitternacht auf sie gewartet und bin regelmäßig raus um sie zu suchen und nach ihr zu rufen. Dann habe ich beschlossen, ihr ein wenig Futter raus zu stellen. Mit dem Absetzen des Napfes hörte ich hinter mir ein leises Jaulen aus der Katzenhöhle am Kratzbaum (150cm hoch). Ich steckte meine Hand in die Höhle, um sie zu streicheln, aber dazu kam es gar nicht weil sie anfing zu knurren und zu fauchen.

Ich holte eine Taschenlampe und bekam den ersten Schock…Ich leuchtete in die Höhle und sah die Hölle ? Eine klebrige Masse lag auf dem schwarzen Fell, es entpuppte sich als Blut. Und der helle Schimmer darunter waren die Knochen die zum Vorschein kamen. Ich baute den Kratzbaum auseinander und nahm Lilli in der Höhle mit ins Haus. In eine große Hundebox gepackt fuhr ich direkt in die Klinik. Dort erwartete uns ein weiterer Schock….

Ein Hinterbein war skalpiert und mehrfach gebrochen und ihr Schwanz war ebenfalls skalpiert und hing nur noch am seidenen Faden. Leider war das noch nicht die Spitze des Eisbergs ? Das Röntgenbild zeigte uns das auch dass das andere Hinterbein luxiert war (aus der Hüftpfanne).
Wir haben uns trotz alledem für eine OP und eine Chance für Lilli entschieden. Wer sich so schwer verletzt nach Hause schleppt und noch einen Kratzbaum hoch klettern kann um sich zu verstecken, der hat eine Chance verdient.

Die OP verlief gut und ich konnte Lilli nach 2 Tagen abholen. Mich erwartetet aber kein Häufchen Elend…Ich empfing meine Lilli, meinen Haudegen, meinen Frechdachs. ?

Lilli nach der OP

Lilli nach dem Unfall.

Lilli nach dem Unfall

Lilli nach dem Unfall.

Ich hatte zu Hause alles vorbereitet für eine Katze, die nicht mehr springen und nicht mehr so viel auf einmal laufen konnte. Aber in eine Box brauchte sie nicht, sie sollte soviel laufen wie sie mochte und konnte. Damit die Muskeln am luxierten Bein nicht abbauten. Schlimme Alpträume quälten sie … Im Schlaf fing sie an zu schreien und lief auf den Vorderpfoten rückwärts. Es war schlimm, aber mit homöopathischer Unterstützung war das bald Geschichte.

Sie wollte auch sofort wieder raus, was natürlich nicht ging, aber ihr schwer zu erklären war. Nach 5 Tagen (gefühlte 100 für Lilli ? ) konnte sie unter Beobachtung raus. Sie brauchte das, den Wind, die Sonne, das Draußensein und das trug auch zur Heilung bei. Nach 10 Tagen wurden die Fäden gezogen und Lilli war quasi wieder die alte.

Und heute….Sie springt, sie rennt, sie fliegt die Treppen rauf und runter. Neuer Besuch sieht erst gar nicht, dass da irgendwas fehlt.
Das Ganze ist nun über 5,5 Jahre her, Lilli ist heute geschätzte 6,5 Jahre. Sie genießt das Leben, liebt ihre Zeit im Garten (vorsichtshalber an der Leine aber fängt dabei noch Mäuse) und im Katzengehege.

Lilli beim Spaziergang an der Leine

Lilli beim Spaziergang an der Leine.

Lilli im Garten

Lilli in ihrem geliebten Garten.

Wir sind sehr sehr sehr froh, dass wir ihr damals die Chance zu leben gegeben haben.

Auch wenn sie ihren Behindertenstatus, mit einem dicken fetten Schalk im Nacken, bis zur äußersten Grenze ausreizt ?

– Katja Kuhn –

Liebe Katja, herzlichen Dank, dass du eure Geschichte mit uns geteilt hast.

Nächste Woche erzählt uns Uta die Geschichte von Gizmo.

Butzis Geschichte Unsere Mutmachgeschichte Nr. 9

Heute erzählt uns Zoey Butzis Geschichte.

 

Butzis Geschichte

 

 

Butzi und sein Bruder stammen aus einem Ups-Wurf. Die Vorbesitzer hatten beide Kater von Freunden bekommen, deren Katze ausgebüchst ist und trächtig wieder kam. Als ich sie übernahm, waren beide ca. 4 Monate alt. Als die beiden ca. 7 Monate alt waren wurden sie kastriert. Danach bemerkte ich, dass Butzi ganz anders atmete als Nicky, schwerer und pumpender. So suchte ich also einen Tierarzt auf. Butzi wurde geröntgt und man konnte eine Schattierung im Lungenbereich erkennen, sowie eine vergrößerte Leber. Man riet uns zu einem Herzschall, Blutbild und Entwässerung. Mit dem Blutbild wurden auch FIP, FIV und FeLV ausgeschlossen. Die Entwässerung brachte keine Änderung. So nahm ich Butzi mit zu mir nach Berlin und lies einen Herzschall inkl. Cardio Pet veranlassen.

Auch der Herzschall brachte kein Ergebnis und man machte mir wenig Hoffnungen, dass Butzi die nächsten 3 Monate überlebt. Trotz negativem Corona-Titer, versuchte mir die Ärztin der Klinik zu erzählen, mein Kater hätte FIP. Butzi wurde immer dünner und schwächer. Aber er fraß mit Appetit und kloppte sich weiter mit seinem Bruder. Allerdings kam nun noch ein humpeln in den Hinterläufen dazu und wir konnten eine Spondylose im Nacken erkennen.
Meine Eltern, bei denen beide Kater lebten, hatten nun genug von den Tierärzten. Wir waren mehrere 100 € los und wussten immer noch nicht was der Kleine hatte. Ich sollte ihn nach Hause bringen, wenn damit er zu Hause seine letzten Tage verbringen kann, wenn es wirklich so weit sein sollte.

Butzi (links) mit etwa 10 Monaten neben seinem gleichaltrigen Bruder.

Aber Butzi erholte sich. Er nahm zu, sein Fell wurde immer besser. Zwar humpelte er noch, aber es schien ihm nicht viel auszumachen. Er fraß weiterhin viel und mit Appetit und ist sehr verspielt geworden. Nach einigen Monaten beschloss ich es noch einmal zu versuchen. Ich wollte einfach wissen, was er hat. Also brachte ich ihn in die Leipziger Uniklinik. Dort äußerte die behandelnde Ärztin den Verdacht auf Akromegalie, Riesenwuchs. Denn Butzi hatte einen auffällig großen Kopf. Die Blutuntersuchung brachte allerdings wieder keine Bestätigung und wir sind weiterhin ratlos, was Butzi nun hat.

Mittlerweile geht die Tierärztin der Uniklinik von einem angeborenen Gen-Defekt aus. Der dazu führt, dass Butzi zu viele Wachstumshormone produziert und so Akromegalie-ähnliche Symptome hervorruft. Wie lange er noch hat, kann uns keiner sagen. Wir können ihm nur helfen, seine Schmerzen zu lindern. Da er ja auch an Spondylose leidet und permanent humpelt, haben wir uns nach dem Rat unseres Haustierarztes für eine Akupunktur Behandlung entschieden. Als asiatisch stammende Familie, waren wir natürlich auch so schon überzeugt von Akupunktur und die behandelnde Ärztin, war von Anfang an offen und ehrlich zu uns: „Seine Symptome werden nicht verschwinden, aber gelindert und wenn es nach der 3. SItzung nicht besser wird, dann ist es leider nicht das Richtige für ihn.“

Butzi während der Akupunkturbehandlung

Aber es war das Richtige für Butzi! Nach mittlerweile 6 Sitzungen, haben wir die Behandlung eingestellt, da Butzi augenscheinlich keine Schmerzen mehr zeigt und sein Humpeln ist komplett verschwunden! Er hat nochmal etwas zugenommen, sein Fell ist so viel besser geworden und er ist mittlerweile ein fröhlicher, frecher Kater, der nur Quatsch im Kopf hat.

 

Natürlich ist er nicht wie andere Katzen. Er wird niemals so hoch springen können wie sein Bruder und seine Atmung ist immer noch schwer, da seine Weichteile auch vergrößert sind und so die Lunge etwas abdrücken. Seine Zähne sind etwas klein geraten, es fällt ihm schwer Dinge zu beißen und er kann seine Krallen nicht mehr einziehen. Auch seine Spondylose bleibt eine progressive Krankheit und er wird immer mal wieder Schübe haben. Aber wir sind derzeit sehr glücklich mit Akupunktur eine gute Schmerztherapie gefunden zu haben und hoffen einfach, dass wir noch einige Jahre mit Butzi haben werden. Vor 1,5 Jahren hatte ich noch Sorge, ob er jemals das erste Lebensjahr erreicht und nun haben wir im Mai sogar seinen 2. Geburtstag feiern können.

Butzi heute

– Zoey Trang –

Liebe Zoey, herzlichen Dank, dass du eure Geschichte mit uns geteilt hast.

Nächsten Montag erzählt uns Katja Lillis Geschichte.

Die Geschichte von Lolek, Kitty und Gremlin Unsere Mutmachgeschichte Nr. 8

Heute erzählt uns Marie die Geschichten ihrer Katzen Lolek, Kitty und Gremlin.

 

Meine Katzen

 

 

Ich wollte euch gern die Geschichte einiger meiner Hospiztiere und meines Pflegezentrums erzählen, da ich den Aufruf gelesen habe.

Angefangen hat es mit Lolek ,einem wunderschönen wilden Kater der aufgrund seines Alters und seiner Eigenheiten unglaublich lange im Tierheim saß. Niemand wollte ihn und es ging ihm immer schlechter.

Nach zwei Jahren hab ich ihn dort entdeckt und, warum auch immer, DER sollte es sein. Da es ihm aber zunehmend schlechter ging, wurde er mir nur ungern mitgegeben. Trotzdem hat es geklappt. Und schon am ersten Tag lagen wir gemeinsam auf dem Sofa und es ging uns soo gut. Der unberührbare, wilde, alte Kater ist angekommen. Kurz darauf verschlechterte sich sein Zustand so drastisch,dass er eingeschläfert werden musste. Aber in Würde und mit dem Gefühl, geliebt zu werden.

Er legte den Grundstein für alles, was bei uns noch kam und kommen wird.

Lolek (Bild: Marie Herbst)

Kurz darauf zogen Kitty (eigentlich Chanel) und der Gremlin (eigentlich Valenzia) bei uns ein. Kitty als angeblich aggressive unsaubere Katze,die Männer nicht mag,unsauber ist und schon unzählige Vorbesitzer hatte und die kleine Gremmi die mit fast 20 Jahren und Tumoren im ganzen Körper so wie anderen Alterswehwehchen hätten nicht unterschiedlicher sein können. Am Anfang waren wir geradezu überfordert da uns Kittys Unsauberkeit und die anfängliche Abneigung gegeneinander sehr zu schaffen gemacht hat.Später verziehen sie sich jedoch und manchmal hatte man das Gefühl, Kitty passte auf ihre kleine, gebrechliche Omikatze auf.

Kitty (Bild: Marie Herbst)

Gremlin (Bild: Marie Herbst)

Leider ging es mit Gremmi vor einigen Monaten zu Ende, doch jede Sekunde hat sich gelohnt. So ein unfassbar liebevolles Tier zu haben, gibt einem so viel Kraft. Und das tun sie alle! Kraft geben und meinem Alltag einen Sinn geben.

Jedes Tier, welches hier bei uns war oder ist, ist so individuell und bringt auf die ein oder andere Weise so viel Freude.

Ich hoffe, ich kann jeder von ihnen das bieten, was sie für ihre Zeit bei uns braucht.

Und auch wenn ein Abschied bevor steht, kann ich immer daran denken, dass sie zumindest ein schönes Ende gefunden haben. In Ruhe und Frieden.

– Marie Herbst –

Herzlichen Dank Marie, dass du eure Geschichte mit uns geteilt hast. Nächste Woche erzählt uns Zoey die Geschichte von Butzi.

Jinpa. Oder: Wenn es ganz anders läuft als gedacht. Unsere Mutmachgeschichte Nr. 7

Es ist wieder Montag und damit auch wieder Zeit für unsere Mutmachgeschichte. Heute erzählt uns Silke Jinpas Geschichte.

 

Jinpas Geschichte

 

 

Wenn man ziemlich tief im Katzengeschehen verwurzelt ist, einen Blog hat, die meisten Bekannten von einem „miezisch“ verstehen und die Timeline voll mit Katzenbildern ist, dann möchte man auch mal mehr tun als nur 3 gesunde Katzenrabauken zu beschäftigen.

Weil man in der Ernährung ganz gut bewandert ist, möchte man zum Beispiel die 10 kg schwere Annabelle zu sich nehmen und ihr beim Abspecken helfen. Und wenn das mit der nicht klappt, dann klickt man auf die ganzen blinden Katzen, die ganzen Dreibeinchen, die kranken Katzen, aber nur mal so halt, zum gucken.

Manchmal guckt man länger, bekommt ein Gefühl dafür dass man „oh nee, täglich Spritzen setzen bei Diabetes und Blutzucker messen…neeee….das könnte ich nicht. Uhhh, und Epilepsie. Das wäre ja der Horror.

Irgendwann schickte mir die Chefredakteurin von  Haustiger einen Link zu einer Ataxiekatze. Direkt in der Stadt nebenan.

Soll weg. Macht den Haufen nicht ins Klo.

Der kleine Kerl tat mir echt leid, obwohl ich finde, dass Mitleid ein echt schlechter Motivator für eine Adoption ist. Was nach dem Mitleid noch übrig ist weiß man vorher nicht. Aber süß sah er aus, so ein wacher und starker Blick. Ein Kämpfer.

Jinpa

Ich informierte mich und neben den ganzen „uhh, das könnte ich nicht“ (die Pflege einer inkontinenten Katze gewährleisten z. B.) gab es aber auch genug, wo ich gar kein Problem drin sah. Das Endergebnis für den potentiellen Neuzugang lautete dann: „Kater an sich ist total normal, nur der läuft halt anders und benötigt eine behindertengerechte Einrichtung.“

Videos hatte ich mir auch genug angeguckt, mit dem Gang hatte ich kein Problem. Es gab Katzen mit Echsengang, Pinguingang, Entengang, Zinnsoldatengang und vielen anderen. Einige konnten 5 Schritte laufen und fielen dann zur Seite. Einige konnten 10 Schritte laufen. Manche bekamen nur 3 hin und wieder andere haben irgendwie alle Gänge miteinander vereint. So auch „Chep“ wie er damals hieß.

Ich entschied mich, ihn zu uns zu nehmen. Meine 3 Katzen sind sehr sozial, Platz ist genug vorhanden, ich habe keine großen Schwierigkeiten gesehen. Die behindertengerechten Katzensachen wie neues riesiges Klo, in dem er im Liegen machen kann, erhöhter Napf, Aufstieg für die Couch und ein kleiner Kittenkratzbaum wurden alle neu angeschafft.

Als „Jinpa“ zog er dann bei uns ein. Neuer Name, neues Glück. Die ersten zwei Tage waren echt schwierig, weil er die anderen Katzen jedes Mal ziemlich hysterisch anjaulte, sobald sie mal an ihm schnuppern wollten und ich die Woche vorher schon wegen einer anstrengenden Bereitschaftswoche kaum geschlafen hatte und sich das auch am Wochenende nicht änderte, wegen der neuen Akustikbeschallung in der Nacht. Entweder war es jaulen oder ein „Poltergeist“ unter dem Bett, der mit seinem Rücken immer gegen die Bettlatten und alles andere polterte.

Ich dachte schon das packen meine Nerven nicht, 5 Nächte mit wenig Schlaf sind schon eine harte Nummer, aber dann ließ es plötzlich abrupt nach. Man verteilte jetzt auch schon mal ein „Nasinasi“, suchte sich entspanntere Liegeplätze und das neue B.A.R.F. schmeckte auch, nachdem er das altbekannte hier nicht futtern wollte.

Jinpa spielt

In der Anfangsphase bestand auch die Notwendigkeit, einen Jahresvorrat an Enzymreinigern wie Biodor anzulegen, denn auch kleinere Pipiunfälle gehören zu einer behinderten Katze mit schwerer Ataxie dazu. Aber nachdem auch zwei Blasenentzündungen ausgestanden waren, die Toilettengänge mit etwas Training ganz schön zielsicher wurden,  folgte eine relativ entspannte und ruhige Zeit bis zu dem Abend ca. 2 Jahre später, an dem er krampfend und jankend auf dem Boden lag und stoßweise Urin verspritzte. Ich kannte so etwas nur aus Beschreibungen und das musste ein Epilepsieanfall sein.

Dabei fiel mir alles ein, was ich dazu jemals gelesen habe und was ich immer so furchtbar schlimm fand, wie die Katze, die sich bei einem Anfall die Zunge blutig gebissen hat und nicht nur ein optisches Schlachtfeld hinterließ, sondern an der geschwollen Zunge auch fast noch gestorben wäre, wenn der Dosi nicht beherzt eingegriffen hätte.

Himmel, der Dosi bin ja ich! Ich hatte null Plan von Epilepsie und auch null Plan von anderen Notfällen, ich muss dringend etwas tun!

Zunächst gab es die üblichen Diagnosewege, da war alles unauffällig und das Bild vom Kopfinneren konnten wir uns sparen, da das Kleinhirn unterentwickelt war und das leider auch eine Epilepsie begünstigt. Die Ursache war also klar.

Der Tierarzt hatte viele Epilepsiepatienten und meinte nach einem einzigen Anfall gäbe er keine Medikamente, da müssten es schon 3 oder mehr pro Monat sein. Die 3 erreichten wir dann ein halbes Jahr später an einem Wochenende.

Ab jetzt gab es Medikamente, mit denen er nahezu anfallsfrei ist. So, anfallsfrei, dass man sie nach einem Jahr wieder langsam ausschleichen konnte, aber leider fing das dann wieder von vorne an, so dass die Tabletten jetzt zu seinem Leben dazugehören werden. Bis dass der Tod uns scheidet.

Jinpa am Spiegel

Und damit das nicht möglichst früh sein wird, habe ich seitdem 4 Erste-Hilfe-Kurse für Katzen besucht (Eigentlich nehme ich jeden Erste-Hilfe-Kurs mit, der angeboten wird), mich umfassend über die Epilepsie informiert und habe ein Fernstudium zur Tierheilpraktikerin begonnen. „Mehr“ helfen kann ich ihm aktuell nicht, aber ich kann dafür sorgen, dass ich nicht der Schwachpunkt sein werde, wenn der Tag der Tage gekommen ist. Und wer weiß, vielleicht kämpft er sich da auch wieder raus.

– Silke Falkus –

Liebe Silke, herzlichen Dank, dass du eure Geschichte mit uns geteilt hast. Nächsten Montag erzählt uns Marie die Geschichte ihrer Katzen.